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Egon
Erzähl mal Egon, du meintest doch, du wärst „morgen bestimmt voller Tatendrang“.
Gestern. Meintest du das. Wenn ich mich recht erinnere.
Gestern. Gestern war auch der Himmel nicht so… grau.
Ja aber du wolltest doch gar nicht rausgehen. Du wolltest doch nur deine Geschichte zu Ende schreiben. Was stört es dich da, wenn der Himmel grau ist? Und wenn die Wolken brechen, Herrgott, Egon, da kannst du doch wohl trotzdem schreiben!
Der Himmel… ist grau. Das… paralysiert mich innerlich, verstehst du?
Blau, ja blau, das ist eine schöne Farbe zum Schreiben. Blau wie die Sehnsucht. Und die Träume.
Aber grau… Immer dieses grau, da vergeht einem doch alles.
„Morgen, ja morgen bin ich bestimmt voller Tatendrang!“, das hast du gesagt, Egon – deine Worte!
Egon, nie hältst du dich an das, was du sagst. So wirst du deine Geschichte nie beenden.
Kein Wunder, dass aus dir kein erfolgreicher Schriftsteller wird. Egon!
Grau. Immer dieses… grau. So… ausdruckslos.
Jaaa, morgen bin ich bestimmt voller Tatendrang, das habe ich vielleicht gesagt, aber da konnte ich ja nicht wissen, dass es heute so… grau wird.
Egon. Egon. Egon! Deine grauen Zellen musst du mal fokussieren, das ist es nämlich. So kommst du zu nichts!
Das ist mir alles zu grau hier. Dieser… Himmel, was sich da Himmel schimpft, diese… Wände, die mich fest halten mit ihren grauen Händen und…
du und… deine Haare, die sind so…
Was sagst du über meine Haare!?
Grau. Grau. Grau.
Egon?
So kann ich nicht schreiben…
Vielleicht morgen. Morgen bin ich bestimmt voller Tatendrang. Wenn nur der Himmel nicht mehr so grau ist. Wenigstens der Himmel…