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Eduards Aasgeier

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25.11.2018
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Eduards Aasgeier

Die Aufzugtüren im Büro öffneten sich vor Eduard und ein unheimlich großer grauer Vogel, mit dem gesenkten Hals eines alten Mannes, hockte im Lift und starrte ihn an. Feine Sandkörner rieselten aus seinem Federkleid und die großen Krallen tippten abwechselnd auf das Bodenblech, als ob das Tier darauf wartete, dass Eduard endlich einstieg.
Ein Aasgeier saß Im Aufzug. Keine Frage. Sein Kopf war kahl und seine Augen gelb wie die Wüste.
Eduard machte einen vorsichtigen Schritt zurück, hielt die Hände schützend vor sich, als würde er ein wildes Pferd zähmen wollen. Dann schlossen sich die Aufzugtüren wieder, der Aasgeier verschwand hinter ihnen und fuhr offensichtlich Richtung Erdgeschoss.
„Na Eddie, haben wir ein Gespenst gesehen?,“ fragte ein Kollege und fasste ihm im Vorbeigehen auf die Schultern.
„Ich glaube, ich muss wirklich nach Hause“, antwortete Eduard, rieb sich die Augen und blinzelte mehrmals. Er lockerte seine Krawatte und nahm die Treppe hinunter ins Parkhaus.
Unten im Parkhaus bemühte sich Eduard, schleunigst in seinen Wagen zu steigen und verriegelte dann von Innen die Türen.
Im Radio spielte „Deine Spuren im Sand“, von Howard Carpendale. Er drehte den Zündschlüssel um, fuhr zügig aus dem neonbeleuchteten Schlund der Kanzlei und bog dann direkt auf die Marktstraße. Sonnenlicht traf die Frontscheibe und blendete Eduard, so dass er die Augen zu schmalen Schlitzen kneifen musste.
Der Berufsverkehr regte sich heute wieder einmal rigoros rege und an der Kreuzung zum Marktplatz begann sein schwarzer Hemdkragen allmählich Feuer zu fangen. Eduard drehte die Lüftung auf. Nichts geschah. Das Belüftungssystem spuckte lediglich etwas Sand auf die Fußmatte, wie ein ausgetrockneter Wasserspeier, der sich sehr langsam von einem Dachgiebel übergab.
Sein Hintermann hupte und Eduard schreckte hoch. Die Kreuzungsampel schaltete bereits wieder von Grün auf Gelb. Er gab Gas. Schweiß lief ihm über die Stirn, und als Eduard sich mit dem Handrücken über das Gesicht fuhr, blickte er in den Rückspiegel. Seine Haut war so rot und verbrannt unter den Augen.
Und ein dürrer Hals mit kahlem Kopf beobachtete ihn von der Rückbank. Der Hals korrigierte die Schwankungen der Fahrt so aus, dass das graue Federkleid sich zwar auf und ab bewegte, der Kopf mit dem Schnabel jedoch auf einem perfekt austaxiertem Mittelpunkt zu schweben schien. Der Schnabel des Geiers erinnerte an eine spitze Fensterklinke, die Eduard hungrig angaffte.
Eduard trat auf die Bremse. Sein Hintermann ging ebenfalls in die Eisen und hupte wieder. Aber das störte Eduard kaum, denn er kletterte bereits, ohne den Gurt zu lösen, aus dem Wagen, landete mit allen Vieren auf dem Asphalt, kam wieder auf die Beine, kämpfte um Gleichgewicht, rannte dann in die nächstbeste Seitengasse.
Der Aasgeier hüpfte auf den Beifahrersitz und starrte ihm hinterher. Er plusterte die mächtigen Flügel auf.

Eduard war in einen Laden für Damenunterwäsche geflüchtet und sah sich besorgt um, ob der Geier ihm hierher gefolgt war. Die Deckenventilatoren bewegten sich nicht und er trug mittlerweile einen riesigen Schweißfleck auf dem Rücken, der vom Nacken zu den Achseln hinab gewandert war, und von den Achseln bis zum Steißbein. Es sah aus, als trüge er ein breites Kruzifix auf seinem Rücken.
Er heuchelte Interesse an der Abteilung für Büstenhalter und blickte immer wieder über die Schulter.
„Kann ich helfen?“, fragte eine Angestellte freundlich.
Eduard ließ den Büstenhalter los, den er willkürlich in die Hand genommen hatte, damit es nicht so aussah, als würde er sich nur hinter den Regalwänden verstecken.
„Helfen?“, fragte er, ein Auge auf die Eingangstür gerichtet.
„Soll es für die Frau sein oder für Frau Mama?“, fragte sie.
Eduard schüttelte den Kopf. „Ich würde gerne einen Aasgeier loswerden. Hätten sie da vielleicht etwas?“
Die Angestellte überlegte. „Wie alt ist ihre Schwiegermutter denn ungefähr?“
„Schon gut“, sagte Eduard und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Aus dem Hosenbein eines Mannequins im Schaufenster lief Sand auf das Linoleum.
Die Angestellte rief ihm hinterher, er solle doch so bald wie möglich wiederkommen. Dann winkelte sie beide Unterarme an und winkte. Sie erinnerte dabei stark an einen menschlichen Kaktus.

Sengende Hitze setzte Eduard zu. Alles tanzte vor seinen Augen. Er machte unregelmäßige Ausfallschritte, so dass andere Passanten ihm ausweichen mussten.
Er stolperte in eine ältere Frau, die daraufhin zu Boden fiel. Ihr Körper klatschte aufs Kopfsteinpflaster. Doch anstelle eines dumpfen Aufschlags, hörte man es nur prasseln. Die Haut der Frau wurde im Moment des Aufpralls zu Wüstensand und fiel in sich zusammen. Ihr leeres Kleid sank auf die Lache gelber Gesteinssedimente. Der Ehegatte der Frau war empört.
Eduard rannte weiter. Es wurde immer schwieriger, den Leuten auszuweichen.
Sein Knie streifte ein Kind, das daraufhin auseinanderfiel.
Er drohte vornüber zu kippen und hielt sich an den Schultern eines Mannes fest. Dieser sackte zu tausenden Einzelteilen auf Eduards Füßen zusammen. Nur noch seine Schultern hielt Eduard in den Händen. Sand knirschte in seinen Fäusten.
Die Leute formten eine schmale Gasse, durch die er hindurch lief. Sie feuerten ihn an, berührten ihn, flogen auseinander, klatschten ihm auf den Rücken, wehten vor sein Gesicht, warfen sich ihm um den Hals, explodierten dabei zu wirbelndem Feinstaub und blieben in seinen Haaren hängen. Eduard fiel erschöpft zu Boden.

Er erwachte in einer Umgebung, die aus endlosen Sanddünen zu bestehen schien. Ein großes Bruchstück der Boeing 747 ragte schräg aus einem Krater in den rostroten Horizont. Fußspuren führten den weiten Weg von dort bis zu Eduard und endeten an seinen am Boden liegenden Stiefeln.
„Ich bin immer noch hier“, wimmerte er und kauerte sich auf dem Wüstenboden zusammen.
Der Aasgeier hockte neben ihm und starrte in sein Gesicht hinab. Feine Sandkörner rieselten aus dem Federkleid und die großen Krallen tippelten abwechselnd auf den Boden, als ob das Tier darauf wartete, dass Eduard endlich einschlief.

 
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Am liebsten wär’s mir, slinger, würde die 19 in deinem Nick für dein Alter stehen.*) Dann könnte ich mich nämlich der Illusion hingeben, dass es um diese unsere Scheißwelt wohl doch noch nicht so schlimm bestellt sein kann, weil (und solange) es Neunzehnjährige gibt, die solche Geschichten schreiben.
Meine ich ernst, ich halte das für ein beeindruckendes Debüt. Okay, sprachlich/stilistisch ließe sich das eine oder andere optimieren - und sobald ich Zeit dafür finde, werde ich dir ein paar Vorschläge machen - aber im Großen und Ganzen hat mir die Story wirklich sehr gut gefallen. Du bietest mir hier einfach alles, was ich von einer lesenswerten Kurzgeschichte erwarte: Einen originellen Plot, ein konfliktreiches Figurenensemble, einen unerwarteten Twist zum Ende, dazwischen viele schön ausgedachte Details usw.

Hat mir echt getaugt, slinger, und ja, willkommen hier.

offshore


*) Sollte die 19 allerdings für dein Geburtsjahr 1919 stehen, dann … äh, na ja, dann wär's trotzdem eine coole Story.

 
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Hallo slinger19,
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man den Leser zwar mit dem ersten Sätzen in die Geschichte hineinzerren muss, jedoch glaubwürdig!
Was meine ich?

Die Aufzugtüren im Büro öffneten sich vor Eduard und ein unheimlich großer grauer Vogel, mit dem gesenkten Hals eines alten Mannes, hockte im Lift und starrte ihn an. Feine Sandkörner rieselten aus seinem Federkleid und die großen Krallen tippten abwechselnd auf das Bodenblech, als ob das Tier darauf wartete, dass Eduard endlich einstieg.

Ich meine die Aufzugstüren im Büro.
Ich meine den "gesenkten Hals, wie der eines alten Mannes".
Klingt ein wenig unglaubwürdig.
Meistens befinden sich die Aufzüge im Flur von Bürohäusern.
Ich bin 70 Jahre alt und mein Hals ist weder gesenkt, noch möchte ich ihn mit dem Hals eines Aasgeiers verwechseln, wenn ich in den Spiegel schaue. Meine unzähligen 70-jährigen Freunde denken sicher genauso. Also, uns kannst du als Leser erst mal abschreiben (lach ,lach ).
Das Problem ist: Jetzt sucht der Leser akribisch nach weiter solchen Fehlern und ihm entgeht der interessante Inhalt der KG.
Und der Leser wird pfündig:

Feine Sandkörner rieselten aus seinem Federkleid und die großen Krallen tippten abwechselnd auf das Bodenblech, als ob das Tier darauf wartete, dass Eduard endlich einstieg.

"Tippen" gehört wohl eher in eine Lottoannahmestelle.

hielt die Hände schützend vor sich, als würde er ein wildes Pferd zähmen wollen.

Lieber slinger19, so zähmt man kein Pferd, so bringt man sich um!

Wie schon bemerkt, nun sucht der gehässige Leser den Kümmel aus dem Käse und amüsiert sich dabei.

fragte ein Kollege und fasste ihn im Vorbeigehen auf die Schultern.

"Er fasste sie an die Brust", das geht schon eher.

Jetzt hechle mal selber ganz in Ruhe deine Geschichte nach solchen humoristischen Einlagen durch und ich verspreche dir, du wirst pfündig!

Mir hat zum Ausmerzen socher "humoristischen Einlagen" wirklich nur gründliches Überprüfen des Textes, Wort für Wort, geholfen. Dabei gibt es im Internet Seiten, wo man verschieden Wortbedeutungen testen kann. Der Duden, Band 1. 2 und 9, ist auch sehr hilfreich. Trotzdem, solche kleinen Fehlerche passieren jedem, nur rechtzeitig finden sollte man sie

In alter Frische

Petriso2

 

Hey slinger19,

ersteinmal: ziemlich coole Sache, die du da zusammengeschrieben hast!!!

Hier mein kurzer, eher allgemeiner, Kommentar dazu:

Mit dem Anfang hatte ich, genau wie Petriso2, auch so meine Problemchen... Mein erster Gedanke war: "Och nö, nicht wieder eine von diesen Geschichten..." Weitergelesen habe ich dann doch, weil ich das Bild des Aasgeiers, den du so schön beschreibst und auch irgendwie charakterisierst, so witzig finde.:D Und ich muss sagen: Beim zweiten Lesen finde ich diese Unglaubwürdigkeit doch ziemlich spannend...

Allerdings zieht sich das ein kleines bisschen hin. Ich verstehe lange nicht, was zum Teufel da eigentlich passiert und vor allem nicht, wie es passiert. Du schaffst es nicht so richtig, auf den Punkt zu kommen und scheinst einfach ein bisschen mit ungeordneten Ideen herumzuspielen, was ja durchaus mal legitim ist. ('Tschuldigung, wenn das jetzt völlig falsch interpretiert ist, aber so ist mein Eindruck...)
Hin und wieder kann ich mich jedoch an sehr schönen Bildern erfreuen, z.Bsp. die Menschen, die unter Eduards Berührung zu Sand verfallen oder der

neonbeleuchtete[ ] Schlund der Kanzlei

Allerdings gibt es auch ab und zu kleinere Stellen der Langeweile, die du dir nicht leisten kannst:
Er drehte den Zündschlüssel um, fuhr zügig aus dem neonbeleuchteten Schlund der Kanzlei und bog dann direkt auf die Marktstraße. Sonnenlicht traf die Frontscheibe und blendete Eduard, so dass er die Augen zu schmalen Schlitzen kneifen musste.
Der Berufsverkehr regte sich heute wieder einmal rigoros rege
Wie Autofahren im Berufsverkehr ist, brauchst du nicht zu beschreiben, ich persönlich finde das ein bisschen überflüssig.

Eduard war in einen Laden für Damenunterwäsche geflüchtet
Ach Gottchen, muss das sein? Aber, ach, die Angestellte ist sooo wunderbar, das entschuldigt das vorige Augenverdrehen.

Das Ende kam für mich ziemlich überraschend (besonders die Erwähnung des abgestürzten Flugzeugs), macht aber durchaus den Reiz des Textes aus.

Obwohl ich zwischendurch mal ziemlich verwirrt war, hatte ich großen Spaß beim Lesen!:thumbsup:

Behalte dir diesen wunderbar lockeren Erzählstil bei!

Gruß
Broodje

 

Hallo @ernst offshore :) vielen Dank für die freundlichen Worte. Das tut unglaublich gut mal so ein positives Feedback zu hören. Und wenn du die zeit findest, würde ich mich wirklich riesig darüber freuen, von dir zu hören, was man da stilistisch an der geschichte verbessern könnte. Und vielen dank natürlich dafür, dass du die geschichte gelesen hast und für den herzlichen willkommensgruß!
(und nein die 19 steht nicht für mein alter:P aber ist auch nicht weit entfernt. demnächst 21 :D)
Liebe Grüße

Und hallo @Petriso2 :)
Auch vielen Dank erstmal dafür, dass du meine Geschichte gelesen hast! Und es tut mir sehr leid! Ich wollte weder dir noch deinem Freundeskreis eine falsche Erschöpfung an den Hals hängen :D das mit dem alten Mann sollte eigentlich nicht beleidigend rüber kommen. Ich habe mir da wirklich mehr so eine Karikatur eines uralten Mannes vorgestellt:/ (wie so ein mit Gehstock auf einer Bank sitzender, griesgrämiger Hundertjähriger, dessen Kopf bereits auf schulterhöhe hängt) meine Vorstellung war da mehr comicbuchreif statt realistisch. Habe nicht darüber nachgedacht, dass das auch als Provokation wahrgenommen werden könnte.
Ich muss jedoch gestehen, dass ich ein wenig ratlos bin, was die Umsetzung deines weiteren feedbacks an mich betrifft. Ich verstehe nicht recht, ob die Bezeichnungen die ich hier und da verwendet habe per se falsch sind, oder ob du damit sagen wolltest, dass sie von Lesern falsch verstanden werden können?
(Tippen - ist doch eine Bezeichnung für die Berührung von Dingen, oder nicht?
Fassen - für das Ergreifen mit der Hand? Oder müsste es in dem Fall "fasste an die schulter" heißen? )
Die Geste mit dem Pferd ist wohl wirklich etwas fehlbeschrieben, ja:)
Ich wäre dir sehr sehr verbunden, wenn du das noch einmal präzisieren könntest, damit ich es verbessern kann.
Liebe Grüße auch an dich!

 
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Hey @Broodje :)
Vielen Danke für deinen lieben Kommentar und danke dafür, dass du dir die Mühe gemacht hast, meine Geschichte zu lesen und zu bewerten!
Ich wollte zuerst gerne mal fragen, was genau du (petriso2 evtl. auch) denn mit diesen Geschichten meint? :/ Ich habe noch nicht so viele Geschichten in diesem Forum gelesen und habe daher kein Bild davon, was für Geschichten hier vielleicht eher mit fragwürdigen Blicken angesehen werden. Und inwiefern spiegelt sich das schon in meinen ersten Sätzen wieder? Liegt es an der Absurdität der Situation mit dem Geier? Wüsste da gerne mehr darüber:)
Und dass man nicht mitbekommen soll, worum es eigentlich innerhalb der Geschichte geht, liegt daran, dass der Twist der Geschichte erst zum Ende kommt und Ich weiß nicht, wie ich die Geschichte so gestalten könnte, dass man von anfang an mitbekommt worum es geht und gleichzeitig dann nicht vom Ende enttäuscht wird. Wenn ich schon mittendrin verrate, dass sich Eduard die ganze Zeit in der Wüste befindet, dann fällt mit gedanklich kein zufriedenstellendes Ende für diese Kurzgeschichte mehr ein:/ Der Leser sollte halt einfach denken, es ist eine absurde Verfolgungsjagd zwischen einem Mann und einem aufdringlichem großem Vogel. Bis zur Offenbarung zum Schluss, wo sich alles um ihn herum in Sand verwandelt. Die ungeordneten Ideen habe ich beim Schreiben als Hinweise an den Leser gesehen. Absurde Einflüsse in seinem Tag, die die Erinnerung daran wach rufen, dass er eigentlich die ganze Zeit nur nach seinem Flugzeugabsturz in der Wüste liegt. (Der Aasgeier, Howard Carpendale, die ständige sengende Hitze, Sand in der Lüftung, Sonnenbrand im Spiegel, Sand aus Schaufensterpuppe, die Kaktuskassiererin).
Also wenn ich so einen Kommentar bezüglich eurer netten Verbesserungsvorschläge verfasse, dann fühlte ich mich irgendwie sofort wie ein überheblicher Vollidiot, der sich gerne rechtfertigen möchte :D Versteh mich bitte nicht falsch Broodje :) Ich bin dir sehr dankbar für deine Meinung und würde einfach gerne mehr erfahren!
LG slinger19

 
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Hallo slinger19,

Ich wollte zuerst gerne mal fragen, was genau du (petriso2 evtl. auch) denn mit diesen Geschichten meint? :/ Ich habe noch nicht so viele Geschichten in diesem Forum gelesen und habe daher kein Bild davon, was für Geschichten hier vielleicht eher mit fragwürdigen Blicken angesehen werden. Und inwiefern spiegelt sich das schon in meinen ersten Sätzen wieder? Liegt es an der Absurdität der Situation mit dem Geier? Wüsste da gerne mehr darüber

Inhaltlich finde ich persönlich deine Geschichte super. Du hast Fantasie und kannst sie auch vermitteln. Als Schreibneuling, alle Achtung! Mach weiter und lege, um Gotteswillen, nicht alle Kommentare auf die Goldwaage, weder die positiven, noch solche, die schmerzen.
Natürlich merkt der gestandene Leser sofort, dass du in Zukunft noch eine ganze Menge Handwerkszeug nicht nur kennenlernen, sondern auch sinnvoll einsetzen musst. Aber welcher Autor hat diese Schwächen nicht!
Was mir besonders gefällt: Du verleihst deiner Geschichte Bilder!!! Der Leser liest nicht nur mit - er sieht das Geschehen vor sich! Und genau das bemerkt man hier auf der Plattform, wie auch anderswo nicht sehr oft.
Meiner Meinung: Du hast Talent!
Natürlich gibt es Schwächen, auf die ich dich teilweise hinwies. Aber, von Nichts kommt Nichts. Mach einfach weiter! Kümmere dich intensiver um das Schreib-Handwerkzeug und dann passt es schon, wie der Bayer zu sagen pflegt!
In alter Frische

Petriso2

 

Ich wollte zuerst gerne mal fragen, was genau du denn mit diesen Geschichten meinst?

Liegt es an der Absurdität der Situation mit dem Geier?

Ja, da beantwortest du deine eigene Frage selbst schon ganz gut,
lieber slinger19,
es gibt so einige Geschichten, die mit völligen Absurditäten beginnen - und dann auch bis zum Ende so weitergehen.
Manche davon sind einfach nur durch und durch crazy und andere gehen eher so in Richtung Drogentrips..., woran grundsätzlich nichts schlimm ist, nur fehlt mir persönlich dabei oft ein etwas ernsthafterer Bezug zur Welt oder Realität.
Wenn der völlig fehlt, komme ich dann irgendwie nicht so richtig zurecht und weiß am Ende häufig nicht, was mir die Geschichte eigentlich sagen wollte...
Doch das ist ja bei dir ganz und gar nicht der Fall, es ist anfangs lediglich ein bisschen irritierend.:D

Absurde Einflüsse in seinem Tag, die die Erinnerung daran wach rufen, dass er eigentlich die ganze Zeit nur nach seinem Flugzeugabsturz in der Wüste liegt.
Ah, okay. Aber ist der komische Vogel, der ihn verfolgt nicht schon absurd genug...?
Und wenn der Leser mehr merken soll (etwa, dass Eduard eigentlich gar nicht in der Stadt ist), dann passt das nicht so ganz dazu:
Der Leser sollte halt einfach denken, es ist eine absurde Verfolgungsjagd zwischen einem Mann und einem aufdringlichem großem Vogel. Bis zur Offenbarung zum Schluss, wo sich alles um ihn herum in Sand verwandelt.
...
Aber du kannst deine Geschichte auch ruhig so ein Zwischending sein lassen, das geht schon klar.
Vielleicht hilft es dir beim nächsten Text, ein bisschen mehr an den Leser zu denken.

Versteh mich bitte nicht falsch Broodje :)
Alles gut, ich kann dich sogar ganz gut verstehen.;)

Wie auch Petriso2 empfehle ich dir:
Bleib dran! Ich würde echt gern mehr von dir lesen.

Hab noch einen schönen Tag!
Broodje

 

Eine Geschichte, die mit einem Aasgeier in einem Aufzug beginnt - das finde ich großartig. Für mich ist damit sofort klar, dass hier Einbildung mit ihm Spiel ist. Allerdings war mir bis zur Auflösung am Ende nicht so ganz klar, welcher Art.

Mich haben ein paar Kleinigkeiten irritiert:

Der Berufsverkehr regte sich heute wieder einmal rigoros rege und an der Kreuzung zum Marktplatz begann sein schwarzer Hemdkragen allmählich Feuer zu fangen. Eduard drehte die Lüftung auf. Nichts geschah. Das Belüftungssystem spuckte lediglich etwas Sand auf die Fußmatte, wie ein ausgetrockneter Wasserspeier, der sich sehr langsam von einem Dachgiebel übergab.

Okay, ein Hemdkragen brennt. Das kann man akzeptieren. Aber wieso dreht man dann die Lüftung an? Das macht es doch nur schlimmer.

Die Angestellte rief ihm hinterher, er solle doch so bald wie möglich wiederkommen. Dann winkelte sie beide Unterarme an und winkte. Sie erinnerte dabei stark an einen menschlichen Kaktus.

Die Assoziation kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht wenn sie etwas Grünes trägt?

Eduard war in einen Laden für Damenunterwäsche geflüchtet und sah sich besorgt um, ob der Geier ihm hierher gefolgt war. Die Deckenventilatoren bewegten sich nicht und er trug mittlerweile einen riesigen Schweißfleck auf dem Rücken, der vom Nacken zu den Achseln hinab gewandert war, und von den Achseln bis zum Steißbein. Es sah aus, als trüge er ein breites Kruzifix auf seinem Rücken.

Weshalb ein Kruzifix? Ist der Aasgeier der Teufel? Soll man das denken?

Statt "Damenunterwäsche" hatte ich übrigens erst "Daunenbettwäsche" gelesen, noch ganz in Gedanken an den sich aufplusternden Aasgeier. Beim Büstenhalter habe ich es dann bemerkt ;-)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo slinger19,
auf die Schulter " tippen" geht auch, passt viel besser!

...und die großen Krallen tippten abwechselnd auf das Bodenblech

hier würde ich schreiben, um das Bild noch schärfer zu machen:

Feine Sandkörner rieselten aus seinem Federkleid. Die unförmig krumm gewachsenen Krallen schabten abwechselnd über das geriffelte Bodenblech, als ob das Tier darauf wartete, dass Eduard endlich einstieg.

Ein Aasgeier saß Im Aufzug. Keine Frage.

Ein Aasgeier! Mir war plötzlich, als ob das Vieh mit schiefem Kahlkopf und kreisrunden, wüstengelben Augen mich in den Fahrkorb zerren wollte.
Dann knallte die Aufzugstüren zu, der Antriebsmotor surrte und der Spuk war vorüber!

Jeder tippt natürlich so, wie sein Schnabel(Griffel) gewachsen ist. Das wäre ein Vorschlag von mir.


LG
Pertiso2

 

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