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Edelmanns Sitte
Nur wenige Jahre alt war Miha, um genau zu sein, es waren etwa zwanzig.
Sicherlich, der ein oder andere mag meinen, das ist schon alt, aber entgegen seines Alters sah der Bursche noch sehr gut aus und fühlte sich wie ein kleines Kind.
Miha lebte in einem Dorf, einem kleinen Dorf.
Die Sonne hatte sich von dem Dörfchen abgewandt, denn Mord und Totschlag waren hier an der Tagesordnung.
Drei Tage im Jahr schenkte sie den Menschen ihr Licht, an all den anderen Tagen, wurde der Himmel von düsteren, fies grinsenden Gewitterwolken bedeckt, die immer und immer ihre tosenden Blitze in den Himmel spuckten.
Verträumt und faul, saß Miha Tag für Tag unter ein und der selben Eiche.
Er schrieb Gedichte in Massen, sie alle sollten seine Liebe, ihr Herz, die eine nach der er sich sehnte, beeindrucken.
Doch sie, Anna war ihr Name, war, wie es in vielen Geschichten so ist, die Tochter eines Edelmannes, dessen Stolz weit über seine kurze Schweinenase ragte.
Es waren die Träume, die Wunder nach denen Miha griff, welche ihn von dem Haus des Edelmannes und seiner wunderschönen, lieblichen Tochter fernhielten, denn der Vater hasste glücklose Männlein, sollte ein reicher Mann seine Tochter zur Frau nehmen.
Mit einem Schlachterbeil bearbeitete er schon manch einen Anwärter auf den Rock seiner Tochter und verfütterte das blutige, rohe Fleisch an seine treulosen, schwarzen Hunde.
Drei an der Zahl, keiner mehr und keiner weniger.
Jeden morgen schmuggelte Miha ein neues Gedicht in die Hände seiner Liebe, nicht begabt, gar dumm, doch Zeile um Zeile versprachen sie ihr seine Liebe, seine Treue und gerade diese machte ihn stark.
Doch Zeit verging, Hoffnung schwand, Trostlosigkeit machte sich in seinem so guten Herzen breit, er durfte nicht mit ihr zusammen sein.
Die Wolken wurden dunkler, aus grinsenden Fratzen wurden lachende Monster, sie spuckten Regen, Tropfen um Tropfen.
Eine Hexe kam.
Nur wenig älter als Miha selbst, vielleicht fünf Jahre und doch zeichnete die Zeit hässliche Krater in ihr Gesicht. Der traurige Miha schien sie ungewollt in einen Bann gezogen zu haben. Nacht um Nacht besuchte sie ihn unter seinem Baum, zwang im jämmerliche Geschichten auf, von sich und ihrem Leid, sein Herz war ihr egal.
Miha schenkte ihr nichts, kein Gefühl, keinen Gedanken oder nur ein Wort, starrte bloß zum Haus des Edelmannes, sollte er einen Besuch bei ihr wagen?
Zu spät.
Erzürnt über Zurückweisung und den Gedanken sein Herz nicht erobern zu können, faste sie einen boshaften Entschluss.
Mit einer Axt stürmte sie des Nachts in das Haus der großen Liebe. Blut spritzte, bedeckte ihre Lippen, ran in ihre tiefsten Falten, während eine scharfe Schneide Kopf von Rumpf trennte.
Sie tötete Anna, ihren Vater und zwei seiner Hunde, der dritte aber, schlief, was niemand wusste, jede Nacht bei Miha und war auch heute unversehrt.
Die Sonne scheint, ein Gutes dachte sich Miha und lief mit dem schwarzen Hund runter zu dem Haus seiner Liebe, doch Dorfbewohner um Dorfbewohner kreischte, man hatte die Leichen am Brunnen niedergelassen.
Miha war schnell klar, wessen Werk das war, griff nach dem Beil des Vaters und wartete bis zur Nacht. Zeile um Zeile schrieb er ein Liebesgedicht, erfüllt mit Zorn und Hass.
So kam die alte und doch so junge Hexe, freute sich sein Gesicht zu sehen, noch immer schien die Sonne.
Grinsend stand er da, auch sie freute sich, breitete die Arme aus, sollte er nun der ihrer sein, doch mit einem Schlag, ragte ein großes Beil in ihrer Stirn.
Schlag um Schlag wurde die Hexe klein gemacht, Mundgerechte Stücke, nicht zu groß aber auch nicht zu klein, war da doch wer, der Hunger hatte.