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DV-CAM - maybedead

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15.11.2002
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DV-CAM - maybedead

DV-CAM - maybedead
(v. Daigoro)

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Tag 1
May war seine Verlobte. Eine bildhübsche Frau, fürsorglich, liebevoll, "das süßeste Wesen der Welt" pflegte er immer zu sagen. Und Karen... Karen war seine beste Freundin. Sie war äußerst dynamisch, erfolgreich, selbstbewusst und wirklich... wunderschön. Zu dritt wollten sie für einige Tage den berühmten Gishjons Forrest durchwandern.
Der Jeep kam die Straße entlang, May hüpfte strahlend aus dem Wagen und sprang Jim um den Hals, begrüßte ihren Verlobten mit mehreren Küssen auf Hals und Mund.
"Ach Karen, ich weiß gar nicht wie ich dir für diese Reise danken soll! Ich bin schon ganz aufgeregt."
In Mays Stimme war eine unglaubliche Freude, ihre großen himmelblauen Augen strahlten als Jim sie sanft in seinen Armen hielt. Karen nahm die DV-Cam aus Jims Rucksack, filmte das beneidenswerte Paar, wozu sie fröhlich kommentierte: "Sehen sie nicht glücklich aus? Hey ihr Süßen, es ist ein Geschenk für eure Verlobung, also so eine Art 'Vorflitterwoche', enttäuscht mich nicht mit eurer Liebe, OK?"
Sie überreichten den seltsamen alten Butler den Wagenschlüssel, der ihn lächelnd entgegen nahm.
„Herzlichen Glückwunsch… “, sprach der Alte mit rauer Stimme, trat dann einen Schritt näher und musterte das Paar mit seinen dunklen Augen. Bei Jim blieb sein Blick schließlich hängen. Sein faltiges Gesicht formte wieder ein Grinsen bevor er sich mit übertrieben freundlicher Stimme davon machte. „Au Revoir, und viel Spaß!“

Tag 3
Langsam verabschiedete sich die rote Sommersonne mit ihren herrlichen warmen Farben am Horizont. Nach fünfzehn Kilometern Waldwanderung, die bergauf und bergab ging, waren die Beine schwer und müde. Die Wanderer ließen sich an einem gemütlichen Ort nieder, schlugen ein Zelt auf, machten Feuer und kochten sich ein wohlverdientes Abendessen. Alles idyllisch, perfekt, fast wie im Bilderbuch und das wichtigste war, es wurde auf DV dokumentiert. Jim hatte versprochen die gesamte Reise zu dokumentieren und ein einmaliges Erinnerungsvideo daraus zu schneiden.
Spät am Abend saßen sie in einer gemütlichen Runde aneinander gekuschelt und erzählten sich Geschichten aus alten Zeiten. Jim ließ es sich gut gehen, als ’Hahn im Korb’ zwischen zwei wunderschönen Frauen. Sie köpften eine Flasche Rotwein und eine Flasche Whiskey. Eigentlich machte es May nichts aus, als auch Karen sich an ihren Verlobten kuschelte. Doch der Alkohol schien etwas heftiger zu wirken, nicht wie er es normalerweise tat und reizte die angenehme Stimmung. Vielleicht weil sie anstatt fester Nahrung, heute nur ihre dünne Suppe im Magen hatten. Auf jeden Fall war Karen irgendwie unerträglich. Sie fing an, auf Jims Bauch und Brust herum zu streicheln und brachte komische Sprüche wie: „Ob dein Schatzi uns beide vernaschen kann? Na? Schaffst du uns beide?“
"Dieses Luder" dachte sich Jim. Karen blickte ihrer Freundin in die Augen, grinste verschmitzt und zwinkerte ihr zu. Sie wusste wie sexy sie war und spielte gern mit ihren Waffen. Die Männer standen bei ihr Schlange, kein Wunder bei einer klugen und selbstbewussten, bildhübschen Frau, voller Power und Sex.
May fand dies überhaupt nicht witzig und lächelte ironisch zurück. Ärgerlich drückte sie Jim die Rotweinflache in die Hand. Dann stand sie zornig auf und taumelte in einen dunklen Waldpfad.
„Schatz, wo willst du hin?“, fragte Jim besorgt.
"Ich gehe mal kurz für Prinzessinnen.", sagte May abweisend zu der geselligen Runde und verschwand in der Dunkelheit. Karen schwang mit der Whiskeyflasche in ihrer Hand und rief ihr hinter her. "Hey Süße, bring gleich noch etwas Holz mit, schließlich will ich heute Nacht auch noch irgendwie heiß gemacht werden, OK?"
In ihrem Kichern hörte Jim wie angetrunken sie schon war. Doch von May kam nichts zurück.
Karen blickte Jim fragend an, der dann mit den Schultern zuckte, als wüsste er auch nicht, was mit May los war.
Kurze Zeit später ertönte ein Schrei aus dem Wald. Jim und Karen schreckten auf und stürzten hektisch den dunklen Waldpfad entlang. Das laute Gejammer führte sie zu May. Jim fand seine Liebste auf den Boden sitzend, die ihr blutüberströmtes Bein festhielt. Karen leuchtete mit der Taschenlampe hin und her, um nach Einzelheiten zu schauen. Blut auf einem kleinen dünnen abgerissenen Baumstumpf, der senkrecht spitz wie ein Speer aus dem Boden ragte. "Was hast du gemacht, Schatz?", fragte Jim sorgsam und nervös. May umarmte ihn und presste sich ganz fest an seinen Oberkörper, um gegen die pulsierenden Schmerzen anzukämpfen. Mit verzerrtem Gesicht antwortete sie leise: "Ich wollte doch nur etwas Holz holen, bin dabei ausgerutscht und mit dem Oberschenkel voll auf diesen beschissenen Stumpf gefallen. Und... ahhhh... ich...“
"Schnell, bringen wir sie zurück ins Zelt, es sieht ziemlich übel aus.", zischte Karen dazwischen.

Die Wunde war sehr tief, etwa 15 cm lang und 2-3 cm breit. Die Blutung war gestoppt, aber das Bein sah schlimm aus. Die Reise musste auf jeden Fall drei Tage früher als geplant enden.

Tag 4
6.00 Uhr
Die Akkus der Handys waren leer. Jim und Karen hatten eine Trage gebaut, das nächste Camp sollte etwa sieben Stunden nördlich von ihnen sein. Sie mussten so bald wie möglich aufbrechen, denn gegen Mittag war die Hitze in dieser Gegend unerträglich. Erst recht, wenn sie mit vollem Gepäck und einer Schwerverletzten die Berge rauf und runter wanderten.

20:23
Irgendwie hatten sie sich verirrt. Konnte es sein, dass das Camp falsch eingezeichnet war. War der Kompass defekt? Keine Straße, keine Menschen, nichts. So wie es aussah, blieb ihnen nichts anderes übrig, als weiterhin noch eine Nacht im Wald zu verbringen. May hatte hohes Fieber, es ging ihr äußerst schlecht. Die Wunde blutete wieder, May erlitt wahnsinnige Schmerzen. Die Sonne ging langsam unter, doch es war immer noch verdammt heiß. Die Hitze ließ die Erschöpfung und die Müdigkeit nicht mehr aus dem Körper. Alle wollten ruhen und Kraft tanken.

Tag 5
„Nein, das sehe ich nicht ein. Ihr solltet warten, bis wir an einen Fluss oder See kommen, dann kann die Wunde dort gesäubert und gepflegt werden. Das ist gutes Trinkwasser und wer weiß wie lange wir hier noch fest sitzen und wann wir je wieder wirklich trinkbares Wasser finden.“, schrie Karen das Paar hysterisch an.
Jim versuchte Karen ruhig zu stimmen.
„Karen, dann können wir genau so gut das Wasser am See trinken. Willst du die Wunde so ungereinigt lassen? Wir wissen ja auch nicht, wann wir demnächst an einen See oder Fluss kommen. Man hatte doch große Trockenheit über diese Wochen berichtet, also wird es auch sobald nicht regnen. Wir werden schon irgendwie hier raus kommen.“
„Genau deswegen sollten wir warten und nicht unser gutes Wasser vergeuden.“
„Das Wasser ist dir also wichtiger als mein Bein?“, fauchte May böse dazwischen.
„Nein, das wollte ich nicht sagen. Aber du musst verstehen, dass wir alles sorgfältig einplanen müssen, sonst werden wir möglicherweise… es hier nicht raus schaffen.“
„Nur wegen dir sind wir doch in diesem beschissenen Wald. Ich dachte, du kennst dich hier gut aus, doch wir sitzen hier schon seit über einem Tag fest.“
„Ach jetzt bin ich wieder die Dumme! Wer musste denn total besoffen den Hang im Dunkeln hinauf krabbeln und sich dabei das Bein aufschlitzen?“
„Hey, Mädels jetzt hört mal auf!“ ging Jim mit mahnender Stimme dazwischen. Doch die Frauen ignorierten ihn.
„Das hätte dir genau so gut passieren können. Wenn du gestürzt wärst, hätte ich auch mein letztes bisschen Wasser für dich geopfert. Aber wer hätte denn gedacht, dass Fräulein Wunder so egoistisch sein kann.“
„Komm Mädel, halt die Klappe. Du hast überhaupt keinen blassen Schimmer, wovon du da redest.“
May zerrte wütend die Wasserflasche aus Jims Hand und warf sie mit voller Kraft auf Karen. Die Plastikflasche traf Karen an der Brust und platzte auf. Karens Sachen waren teilweise ziemlich durchnässt.
„Da hast du dein verdammtes Wasser, ersticke dran!“
Am Boden sickerte das kostbare Trinkwasser in nur wenigen Sekunden in die trockene Erde. Wütend schaute Karen ihre Freundin an, die sie am liebsten in der Luft zerreißen könnte. May saß aufgebracht in den Boden starrend und wickelte ihre Wunde wieder ein. Mit ruhiger Stimme versuchte Jim, die Lage wieder zu bereinigen.
„Mädels, jetzt reißt euch mal zusammen. Wir sind alle etwas sehr angespannt und gereizt, aber so kommen wir erst recht nicht weiter. Beruhigt euch, OK?“
Karen blickte beleidigt auf ihre feuchten Sachen und rastete erneut aus.
„Toll, sieh an was du angerichtet hast, Prinzessin!“, zischte sie boshaft, wobei sie ihre Wanderkarte ausbreitete, um den Schaden zu zeigen. Das Wasser hatte einen Teil der Karte durchnässt, der nun verwischt und durch angesaugten Dreck unlesbar geworden war. „Ausgerechnet der Teil, wo wir uns gerade befinden. Du hast wirklich eine Gabe dafür, andere in Schwierigkeiten zu bringen.“ warf sie May zynisch vor und schleuderte die Karte den Hang hinter ihr hinunter.
„Hey, bist du verrückt? Das trocknet wieder, das… das kann uns verdammt noch mal den Arsch kosten!“, warf Jim ihr schreiend vor.
„Wir sind hier bei einem Back to Basic-Programm, da werden diese Karten so gemacht, dass sie wie alte Schatzkarten aussehen. Glaub mir, das ist ja das spannende an solchen Reisen, dass man genau das lernt, wie man mit bestimmten Sachen umzugehen hat, um zu ÜBERLEBEN!“, schrie Karen zurück, wobei sie sich dem Paar nähert und mit einem ironischem Unterton auf Jim und May herab sprach: “Den wahren Wert an bestimmten Dingen erkennen. Normalerweise ist es ja ganz einfach hier heraus zu finden, doch jetzt ist alles auf dieser Scheißkarte so verwischt, da kannst du dir gleich damit deinen kostbaren Arsch abwischen.“ Sie blickte das Paar giftig an und ging davon, etwas weiter entfernt setzte sie sich auf einen Baumstamm und grübelte zornig. May fing an zu weinen, Jim tröstete sie. Er machte sich große Sorgen, denn er stand zwischen zwei Fronten, auf beide war er angewiesen. May konnte er nicht im stich lassen und Karen brauchte er, um sie hier heraus zu tragen. Auch so sollten doch alle zusammen bleiben. Dass Karen allein los marschiert und Hilfe holt, wollte er nicht, es wäre zu gefährlich. Die beiden Frauen hier allein zu lassen, war ihm genau so unangenehm.

Tag 6
Es gab anscheinend keinen Weg, der sie aus diesem Teufelswald heraus bringen konnte. Alles sah irgendwie gleich aus. Sie hatten das Gefühl im Kreis zu laufen. Frust, Wut, Verzweiflung und Tränen beherrschten die Stimmung.
Mays Verfassung verschlechterte sich enorm, sie konnte kaum feste Nahrung zu sich nehmen, ihr Körper war kraftlos und schwach, ihre Haut war schlaff und bleich. Die dunklen Augenringe erzählten von unregelmäßigem Schlaf und Fieberträume. Jim sorgte sich liebevoll um seine Liebste, verlor aber allmählich die Hoffnung, dass sie es schaffen würden, May rechtzeitig zu retten. Und wenn, dann müsste möglicherweise ihr Bein amputiert werden. Langsam begann die Wunde, einen üblen Geruch zu hinterlassen. Die Wanderer waren einem seelischen und körperlichen Zusammenbruch ziemlich nahe. Sie hatten sich dazu entschlossen, ihre Kraft zu sparen und an einer bestimmten Stelle zu bleiben und zu campieren … und warteten. Im Motel mussten sie längst als vermisst gemeldet worden sein, worauf bestimmt schon Suchtrupps unterwegs waren, um sie zu finden. Der Gedanke daran machte Mut und gab ihnen ein Fünkchen Hoffnung, die einzige treibende Kraft, durchzuhalten und nicht verrückt zu werden. Jim versuchte mit der DV-Cam einiges aufzuzeichnen. Falls es soweit kommt, dass sie alle sterben müssen, sollten die Leute genau erfahren, was hier vor sich ging. Doch er betete inständig darum, dass es kein Totentagebuch werden sollte.

Tag 8
Der Gestank aus Mays Wunde erschwerte die Sache. Er lockte Ameisen, Fliegen und Mücken an. Jim und Karen mussten sie zu zweit pflegen, als wäre sie eine alte behinderte Frau. May schämte sich und ließ sich nicht gern helfen. Aus falscher Scham und krankhaftem Stolz gab sie vor, dass doch alles noch ziemlich gut funktionierte. Sie versuchte aufzustehen und zu laufen, immer wieder, ganz allein aus eigener Kraft. Dass die Wunde dabei jedes Mal aufriss und blutete, zerstörte Karens Geduld und Mitgefühl. Aus freundschaftlicher Fürsorge wurde ein schweigender Hass, der im Karens Innern vor sich her brodelte und zu explodieren drohte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann alles außer Kontrolle geraten wird. Jim konnte es fühlen, doch er fraß alles in sich hinein und schwieg tatenlos, um nicht die Nerven zu verlieren.

Tag 10
Die Mittagshitze war belastend. Sie hatten das Gefühl, als wüssten sie wie es ist, bei lebendigem Leibe im Ofen gebacken zu werden. Jim saß bei May im Schatten und wedelte ihr frische Luft zu. Dabei beobachtete er zufällig wie Karen sich hinter einem Busch auszog und nur noch im hauchdünnen Slip in der Sonne lag. Sie hatte einen wunderschönen Körper. Ihre Haare, ihre Augen, alles an ihr war purer Sex und sicherlich schrie ihr Körper regelrecht danach. Jim wusste, dass er es nicht machen sollte, doch er konnte sich selbst nicht daran hindern, dieses Geschehen zu filmen. Während er wie gebannt auf den kleinen digitalen Monitor an der Kamera starrte und jede einzelne Bewegung von Karen genau verfolgte, fühlte er, wie sein Penis vor Geilheit hart anschwoll. Er hasste sich selbst dafür, doch er konnte sich nicht dagegen wehren. "Es ist zu menschlich, es ist die Hitze, es ist diese gesamte verdammte Situation" - mit diesen Gedanken versuchte er, mit sich selbst wieder ins Reine zu kommen. Doch als Karen seine Aufnahmen bemerkte, schien irgendwie alles aus den Fugen zu laufen. Anstatt sich zu bedecken, spielte sie mit seiner fatalen Begierde. Sie schaute direkt in die Linse und grinste ihn verführerisch an, fuhr langsam mit ihrer Hand über ihren schweißgebadeten Körper, der leicht in der Sonne glitzerte, und massierte sich sanft mit dem Ring- und Mittelfinger zwischen ihren Beinen.

Spät in der Nacht wachte May auf, weil etwas ihren Schlaf störte. Ein lautes Stöhnen drang in ihre Ohren und spielte mit ihrer Fantasie. May sah Jim und Karen vor sich, wie sie beide leidenschaftlichen und gierigen Sex hatten, wie Karen sie dabei immer wieder schadenfroh angrinste. Karen rief immer wieder laut stöhnend den Namen ihres Verlobten und zwang ihn dazu immer härter und schneller zu stoßen. Irgendwie glaubte May dieses Geschehen zu verstehen. Sie war verletzt, ein Krüppel, durch diese unglaublichen Umstände wurde sie von Tag zu Tag immer hässlicher. Jim war aus Fleisch und Blut, und wie viele andere Männer hatte auch er natürliche Gelüste. In dieser aussichtslosen Lage, wo jeder kurz vor dem Nervenzusammenbruch stand, war es für sie bloß eine Frage der Zeit, dass Jim und Karen sich auf diese Art und Weise näher kamen. Darum wehrte sie sich nicht, sondern schwieg ... und weinte.

Tag 12
Die Nahrung wurde knapp, für zwei Leute könnte es noch einige Tage reichen, doch für drei Personen...
Karen versuchte Jim immer mehr zu beeinflussen und ihn für ihr Vorhaben zu gewinnen: "May wird sterben, doch wir können es schaffen. Warum sollten wir dann also alles verschwenden und auch unser Leben in Gefahr bringen? Ich weiß, du liebst sie über alles und sie liebt dich, deswegen wird sie es verstehen. Der Tod ist eine Erlösung für sie. Sieh doch wie sehr sie schon gelitten hat, willst du sie so noch weiter vegetieren lassen? Ich könnte ihr das so nicht sagen, das weißt du, aber ich hoffe, du hast wenigstens noch die Vernunft, um es zu verstehen.“
Jim wehrte sich dagegen, ging davon, um allein darüber nachzudenken, um alles in sich hinein zu fressen und nicht durchzudrehen.

Tag 13
Karen erzählte May mit kühler Stimme von der neuen angeblich geplanten Essensration. Ein kleines Stück trockenes Brot, ein Becherchen Wasser und ein Stückchen Schokolade, für jeden, und das sollte für den ganzen Tag reichen. Nur so würden sie alle die nächste Woche zusammen überleben. May akzeptierte den Plan. Jim reichte seiner Verlobten ihre kleine Portion. Gemeinsam saßen sie alle im Zelt und aßen das trockene Brot. Jim und Karen beobachteten May scharf und angespannt, weil sie immer noch nicht sicher waren, ob ihr Plan funktionierte. Als May fertig gegessen hatte, schlief sie wieder ein, Jim und Karen warteten … auf die Nacht, … auf Mays Tiefschlaf, … auf dass sie ihren Hunger endlich stillen konnten. Der Hunger nach Essen und … Sex.
Wieder wurde May durch Karens lustvolles Stöhnen geweckt. Doch durch einen Zeltspalt erkannte sie eine leere Dose, die anscheinend vor kurzem erst geöffnet wurde. Sie sah die frische Soße, die noch am Dosenrand tropfte, und roch den Duft von Essen und Gewürzen.
Ein unheimlicher markerschütternder Schrei unterbrach den Liebesakt. Karen und Jim sprangen auf und stürzten hektisch ins Zelt. May schien wie vom Teufel besessen zu sein. Sie griff wild um sich herum und kratze immer wieder mit ihren spitzen Fingernägeln an die Zeltwand. Ihr grausames Kreischen wollte nicht aufhören. Karen und Jim lief es kalt den Rücken hinunter. Plötzlich rastete Karen aus und brüllte May entgegen. Sie konnte das Gezicke und Geschreie nicht mehr ertragen und befahl ihr endlich Ruhe zu geben. May reagierte nicht. Jim war wie befangen von Mays unheimlichem Schauspiel. Jammernd fragte sie Jim immer wieder, warum er ihr das angetan hatte und ob er sie nicht mehr lieben würde. Karen rüttelte Jim am Kragen und verlangte von ihm, dass er May doch bitte nur für diese eine Nacht an einen anderen Ort bringen sollte. Jim starrte Karen entsetzt an, worauf sie ihn nur mit mahnender Stimme an das erinnerte, was beide bereits über diese Lage besprochen hatten. Schließlich war er dafür, dass der Essensplan durchgeführt werden sollte. Es war nun also wirklich egal, wie sie May behandelten.
„Ich will endlich eine Nacht in Ruhe schlafen können, ohne diesen widerwärtigen Gestank. Ohne diese ewige Heulerei, ohne die vielen Fliegen und das ganze Viehzeug. Sieh dir das an. Sie hat sich in die Hosen gemacht, es wird die ganze Zeit nur so danach stinken“, brüllte Karen, worauf sie dann erneut Jims Kragen packte. Ein boshafter Blick direkt in seine Augen sollte die Drohung deutlicher machen. „Und es wird die ganze Nacht so ein Geschreie geben, wenn du sie nicht wegbringst. JIM! Nur für die Nacht, das wird sie doch verkraften können. DU und ich, wir werden leben, sie wird es nicht schaffen, gehe also kein Risiko ein.“
Jim kam langsam auf May zu, die ihn erst still beobachtete. Als sie in seinen Augen den kalten, emotionslosen und psychopatischen Blick erkannte, schrie sie ihn flehend an. Er ignorierte ihr hysterisches Betteln und Winseln, packte sie an ihren Armen und zerrte sie auf eine Decke. Dann ging alles wie von selbst. Es war, als würde Jim es alltäglich machen, die gleichgültige Art, wie er sie durch den dunklen Wald schleifte, weit weg, so dass man die Schreie vom Zelt aus nicht mehr hören konnte. Er versprach May, dass er sie wirklich liebt und dass er am nächsten Morgen zurückkommen und sie wieder zurück bringen wird. Mit großen entsetzten Augen starrte May ihren Verlobten an. Doch Jim löste sich von ihrem festen Griff, wandte sich von ihr ab und lief wieder zum Zelt, ohne noch ein einziges Mal auf Mays hilfloses und verzweifeltes Flehen einzugehen.

Tag 14
Karen fiel auf die Knie und kreischte entsetzt all die Luft aus ihren Lungen.
Sie und Jim wollten sich bei May entschuldigen, doch der Anblick ihrer Leiche entriss jeden Gedanken aus ihren Köpfen. Keine noch so gute Entschuldigung konnte ihnen jemals wieder dieses unheimliche Schuldgefühl wegnehmen, eher schien dieses Gefühl jede Kraft und all die Luft aus ihrem Körper zu saugen. Es hing so schwer im Magen, so dass Jim und Karen glaubten, sich immer wieder übergeben zu müssen. Die vielen Fliegen und Ameisen, die die Wunde bereits belagert hatten, machten aus der einst so süßen May einen ekelhaften Kadaver. „Jim, wir haben sie getötet. Jim, wir waren es.“, winselte Karen. Jim brüllte sie wie ein bissig bellender Hund an: „Halts Maul! Halts Maul! Halt dein dummes Maul!“
Karen saß ganz verstört und eingeschüchtert an einen Baum angelehnt, brach immer wieder in Tränen aus.
Als Jim seine Verlobte begrub, klangen Karens Heul- und Schreikrämpfe wie Unterganshymnen.
Sie trösteten sich nicht gegenseitig, sondern schämten sich so sehr für ihre Taten. Angewidert gingen sie sich aus dem Weg, schwiegen einander an.
In der Nacht konnten sie nur aus Erschöpfung einschlafen, weil das Zelt immer noch nach verfaultem Fleisch stank. Zwar nicht mehr so extrem, aber genug, um immer wieder an Mays toten Körper zu erinnern.

Tag 15
Als Karen die Augen aufschlug, sah sie mehrere schwarze Punkte im Zelt herum schwirren. Dieses ekelhafte Brummen. Die lästigen Fliegen waren alle wieder da. Sowie Karen aber das Zelt aufmachte, zuckte sie wie vom elektrischen Schlag getroffen zurück. Angst und Ekel pressten ihr einen halberstickten Schrei aus der Kehle. Dabei krallte sie sich an Jim fest, der durch die Hysterie aufschreckte. Mays toter Körper lag direkt vor dem Zelt. Die starren und toten Augen blickten das geschockte Paar im Zelt an. Die Leiche war mit Dreck und Erde beschmiert, die Haut, absolut blass und weiß. An der offenen Wunde machten sich Maden und Insekten zu schaffen, überall wanderten Ameisen auf ihr herum, die an jeder Körperöffnung rein und raus marschierten. Jim sprang panisch auf und schnappte sich sein Jagdmesser. Er durchsuchte ganz genau alle Sachen und betrachtete scharf jedes noch so winzige Detail am Lagerplatz.
„Hier treibt jemand ein beschissenes Spiel mit uns!“, schrie er wütend. Er durchkämmte mehrmals jeden Winkel im Umkreis des Lagers nach Hinweisen und Spuren. Karen saß die ganze Zeit an einen Baum gelehnt und starrte den Rücken der Leiche an. Das Bild von Mays toten Augen wollte nicht wieder aus ihrem Gedächtnis.
Am späten Nachmittag kam Jim entnervt zurück und schleppte den Leichnam zu einer anderen versteckten Stelle, wo er sie ein zweites Mal begrub. Karen war durch den Schock wie abwesend. Sie zitterte immerzu und krümmte sich wie ein kleines Baby zusammen. So blieb sie den ganzen Tag liegen, starrte ihre Hände an und zuckte jedes Mal wie erschrocken zusammen, wenn Jim sie ansprach.
Eigentlich wollten und konnten sie nicht einschlafen, doch die Erschöpfung siegte wie immer über den Körper, wenn auch nur für kurze Zeit.

Tag 16
Karen schrie erneut auf. Mays Leiche lag wieder neben dem Zelt und der abartige Gestank von verwestem Fleisch lockte immer mehr Ungeziefer an. Jim hatte ihr die Augenlider zu gemacht, damit ihre toten Augen keine Macht mehr hatten, doch irgendwer oder irgendwas klappte sie wieder auf. Jim suchte noch einmal verzweifelt nach Hinweisen, doch er konnte bis auf die Spuren von Karen und ihm nichts Weiteres identifizieren. „Tote kommen nicht wieder!“ redete er sich immerzu ein. „Und wenn… doch?“, fragte Karen.
Jim wollte sich nicht durch diesen unheimlichen Gedanken verwirren lassen, doch Karens Frage ließ ihn nicht los.
Er bastelte sich kleine Holzspeere und schlug sie um das Zelt herum in die Erde. Eine imaginäre Mauer, die sie schützen sollte. Doch realistisch gesehen, war es nicht höher als ein einfacher kleiner Blumenbeetzaun. Auch Jim brach für einen Augenblick zusammen, fiel auf die Knie und weinte bittere Tränen. Langsam näherte sich Karen seinen Rücken und streckte ihre Finger nach ihm aus. Es war als wollte sie ihn trösten, doch sie zog dann zaghaft ihre Hand wieder weg und ging wie geistesabwesend zurück ins Zelt. Am späten Nachmittag schleifte Jim die Leiche an einen anderen Ort, begrub sie ein weiteres Mal. Er versteckte sich anschließend noch eine Weile, um nach zu schauen, ob wirklich noch jemand kommen und seine Verlobte wieder ausgraben würde. Doch je finsterer sich der Himmel dunkelte, desto unheimlicher wurde es ihm mit dem Gedanken, dass es vielleicht doch Geister gab und dass sich May rächen wollte. Jim war eigentlich immer realistisch genug gewesen, um nicht an solche schwachsinnigen Dinge zu glauben. Er wollte den Gedanken verdrängen. Nervös saß er in seinem Versteck und starrte gebannt auf das mit dunkler Erde bedeckte Grab. Der Mond war besonders hell in dieser Nacht. Die im Wind hin und her schwankenden Bäume warfen lange, nervös tanzende Schatten. Das Rauschen des Waldes machte es unmöglich, nach bestimmten verräterischen Geräuschen zu lauschen. Jim fühlte sich beobachtet und sah ängstlich um sich. Sein Herz hämmerte heftig gegen den Brustkorb. Jim blickte zurück auf Mays Grab und erstarrte entsetzt. Er hielt die Luft krampfhaft an und schluckte Speichel, um die trockene brennende Kehle zu beruhigen. Beim ersten Hinsehen glaubte Jim einen Kopf gesehen zu haben, lange schwarze Haare verdeckten das Gesicht. Ungläubig presste er die Handballen an seine Augen, um dann erneut angestrengt auf das Grab zu schauen. War er bereits verrückt geworden oder hatten Hunger und Müdigkeit mit seinem Gehirn gespielt. Alles bloß Erde, und Schatten von Bäumen.
Hastig kehrte er zurück zum Zeltplatz, um sich hinter seiner Festung und seinem Lagerfeuer in Sicherheit zu bringen. Karen war immer in seiner Nähe. Beide wollten und konnten nicht schlafen, doch wie schon Tage zuvor ergriff die Müdigkeit Besitz über den überforderten und hungrigen Körper.

Tag 17, 18, 19
Das Grauen wollte nicht enden. Jeden Tag trieb es Wahnsinn, Angst und Hysterie in die dahin bröckelnde Psyche von Karen und Jim.
Karen fürchtete, dass ihr Alptraum wahr werden könnte, dass May als zorniger Geist sie in den Wahnsinn treiben wollte, damit sie sich selbst dass Leben nimmt und qualvoll stirbt. Als Kind hörte sie von einer Legende von einem Geist, der immer wieder zu seinem Mörder zurückkehrte. Beim siebten Mal hatte der Geist ihn schließlich getötet und mit ins Grab genommen.
Jim schrie sie vorwurfsvoll an, dass das alles ihre Schuld war und dass sie damit aufhören sollte, sich so etwas auszudenken. Stur schaufelte er Tag für Tag neue Gräber für May, jedes Mal an einer anderen Stelle. Jim hoffte, der mysteriöse Unbekannte würde die Leiche nachts nicht mehr finden und sie wieder ausgraben. Er war davon überzeugt, dass es diesen perversen Spaßvogel gab. Seltsamer Weise fielen Karen und Jim jede Nacht für wenige Stunden die Augen zu und die reichten aus, um May wieder zurück zu bringen.
Sie hatten sehr große Angst vor der Dunkelheit bekommen.
„Wir müssen unsere Kräfte aufteilen.“, sprach Jim und legte Karen eine Stoppuhr in die Hand. „Ich mache zwei Stunden Wache, dann du, dann wieder ich. So können wir es schaffen und vielleicht finden wir ja heraus, wer von uns beiden die richtige Theorie hat.“
Karen blickte skeptisch auf die Uhr, doch sie hatte leider keinen besseren Vorschlag. Schließlich wollte sie das wahre Gesicht des Grauen nicht sehen, sondern nur weiter leben. Wehmütig wurde der letzte Rest an Wasser ausgetrunken.


Tag 20
7 Uhr morgens. Die Uhr piepte laut ein Alarmsignal, das auf alle zwei Stunden eingestellt war. Jim öffnete müde die Augen und blickte Karen fragend an. Sie war auch erst aufgewacht und deutete an, ob er verschlafen hätte. Doch die Stoppuhr lag nicht bei ihnen sondern etwa 2 Meter gegenüber auf Mays Rucksack. Dieses Mal aber war Mays Leiche nicht am Zeltplatz. Was sollte das bedeuten?
Zusammen versuchten sie sich zu erinnern.
„Ich habe die Schicht von 23-1 Uhr gemacht, dann du von 1-3 Uhr, richtig?“
„ja“
„OK, dann hast du mich geweckt und ich hätte bis 5 Uhr machen müssen, richtig?“
„ja“, antwortete Karen mit einer etwas lauteren und ängstlichen Stimme. Sie fing plötzlich an, hysterisch zu weinen und flüchtete in eine Ecke des Zeltes, krümmte sich wie ein Fötus, presste das Kissen vor die Augen und schrie: „Oh Gott! Nein, es ist wahr. Oh Gott!“
Jim war absolut rasend vor Wut und zerrte sie mit aller Kraft wieder aus dem Zelt. „Was? Was? Was ist hier los verdammt?“
Wie eine Bestie fauchte Jim sie an. Er hielt ihr zierliches Gesicht in seinen dreckigen Händen. Ihre Augen waren feucht und weit geöffnet. Ein angsterfüllter Blick.
„Verstehst du das nicht? Das ist ein Zeichen gewesen! … Von May!“
„Was für ein Zeichen? Spinnst Du?“
„JEMAND HAT EINE SCHICHT ÜBERNOMMEN! UND DAS WAR MAY, GANZ SICHER, SIE HAT DIE UHR AUF IHRE SACHEN GELEGT… VERSTEHST DU NICHT? UNSERE ZEIT IST HEUTE ABGELAUFEN!“
Jims Worte blieben ihm im Halse stecken und er dachte kurz über das nach, was sie eben gesagt hatte. Es war genau eine Woche vergangen, seit May starb. 7 Tage. 7, die magische Zahl. Sollte er daran glauben? Nein, er hatte nie daran geglaubt, es gibt keine Geister und Zombies, Tote kommen nicht wieder. Es musste eine natürliche Erklärung hierfür geben. Immerhin war die Leiche diesmal nicht zurück zum Zeltplatz gebracht worden. Sollte er sich darüber freuen oder nicht? Er wusste es nicht, auf jeden fall war es ihm recht unangenehm und Übelkeit machte sich in seinem Magen bemerkbar.
Als sie am späten Abend die Wache noch einmal testen wollten, gab es ein weiteres Problem. Die Batterien für die Taschenlampen waren alle aufgebraucht. Dunkle Wolken zogen auf. Es regnete. Eigentlich ein Grund zum Freuen, was Jim und Karen vorerst auch getan hatten. Doch wäre dieses „sich-noch-einmal-satt-trinken“ nicht so eine Art Henkersmahlzeit? Die Dunkelheit verhüllte die Umgebung. Wolkenhimmel, kein Mondlicht, die Hand war vor Augen kaum zu sehen. Die Kleidung, das Lager, das Holz, die Streichhölzer, alles durchnässt.
„Das war wohl zu viel des Guten, was? Scheiße! Verdammter Mist!“, schrie Jim zum Himmel. Er fiel auf die Knie und kicherte, so dass es Karen ganz unheimlich wurde. Dann verstummte er und starrte eine ganze Weile auf die Taschenlampe vor ihm. Plötzlich hatte er eine rettende Idee. Er griff in seine Videotasche, schließlich hatte er genug Filmmaterial mitgeschleppt. Eine Mini-DV-Kassette konnte ca. 90 Minuten bespielt werden, das wäre eine gute Wachezeit. Außerdem hatte Jim noch drei Ersatzakkus, die die Kamera locker für mindestens 24 Stunden mit Energie versorgte. Und die DV-Cam hatte einen Nightshot-Effekt. Egal wie dunkel es sein mag, mit dieser Technik konnte er bis zu 10 Metern Entfernung alles ganz gut erkennen, ohne dabei Licht zu benötigen. Eine Art Infrarot-Funktion.
Jim machte Karen mit der Technik vertraut, es sollte das Feuer, das Licht und die Uhr ersetzen. Allmählich hörte es auf zu regnen. Die Müdigkeit machte sich wieder bemerkbar.

3 Uhr. Jim reichte Karen die Kamera und ging aus dem Zelt.
„Wo willst du hin?“, fragte sie ihn nervös.
„Nur mal pinkeln, oder soll ich das Zelt voll sauen?“
Seine Stimme machte ihr Angst. Er klang anders als sonst, kälter und zynischer.
Als Jim nach zwei Minuten nicht zurück kehrte und Karen ganz allein im Dunkeln in ihrem Zelt saß, rief sie leise und ängstlich nach ihm. Es war alles so gespenstisch still, als wäre sie ganz allein auf der Welt. Ihr Herz klopfte immer schneller, die Angst drückte ihr die Übelkeit in den Magen. Langsam und vorsichtig schaute sie aus dem Zelt und ertastete sich den Weg nach Außen. Ihre Augen klebten gespannt an dem kleinen leuchtenden Monitor der Kamera, die nun für sie in die unheimliche Umgebung blickte. In dieser Finsternis war nichts mehr mit dem bloßen Auge zu erkennen. Selbst mit der Technik konnte Karen nicht sonderlich weit sehen. Es war wie, als würde die Umgebung mit dem schwachen Licht einer kleinen Taschenlampe beleuchtet werden. Es kam hinzu, dass der Nightshot-Effekt nur ein Bild in schwarzweiß zeigte, was eine gewisse Umstellung für die Augen erforderte. Sie versuchte kontinuierlich ruhig zu atmen, tief zu atmen, das rasende Herz sollte sich wieder beruhigen. Die bedrückende Stille und diese Dunkelheit, als wäre sie blind, ließen ihre Fantasie verrückt spielen. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass etwas in den Büschen lauerte und sie begaffte. Die schwarze Tiefe um sie herum machte sie absolut unsicher. Sie fürchtete sich vor einem plötzlichen Angriff. Karen traute sich auch kaum nach Jim zu rufen. Warum war er plötzlich verschwunden? Spielte er vielleicht ein böses Spiel mit ihr? Warum sollte er das tun? Schließlich litt er auch so sehr darunter wie sie.
Jeder noch so geringe Laut von ihr würde sie vielleicht verraten. Sie konnte unmöglich aufrecht gehen, da sie permanent über etwas stolperte, was sie nicht mit der Kamera erfasste. Darum kniete sie sich nieder und ertastete sich ihren Weg um das Zelt, um sich vorerst ein Bild der Lage zu machen. Irgendwie war … nichts mehr da, kein Vogel, kein Wind, kein typisches Waldrauschen, nur Stille. Oder war das wilde Rauschen des Blutes im Ohr, der Puls in ihrem Kopf so laut, dass sie die natürliche Umgebung nicht mehr wahrnehmen konnte? Sie konzentrierte sich auf ihre Atemzüge, versuchte die Lunge bis auf den letzen Winkel zu füllen. Ein Geräusch, ihr Atem stockte. Was war das? Was zur Hölle war das? Da war es wieder, ein Holzknacken, als würde jemand sich durch Büsche zwängen. Ein tiefes Brummen und Stöhnen. Karens Herz schmerzte immer mehr, die Hysterie in ihren Lungen ließ sich nicht mehr kontrollieren. Sie schwenkte die Kamera nervös hin und her, konnte aber nicht genau orten, woher die Geräusche kamen. Da, irgendwas kam direkt auf sie zu. Sie hielt die Kamera auf den kleinen dunklen Pfad vor ihr. Karen starrte angestrengt lauschend auf den Monitor. Ihr Körper versteifte sich, doch die Hände zitterten. Langsam rollten ihr die ersten Tränen aus Angst und Verzweiflung über die Wangen. Die Geräusche wurden lauter, ein Schleifen, ein Wetzen und Welzen, so hörte sich es an.
„Lass mich bitte in Ruhe, wer oder was auch immer du bist … Jim, wenn du es bist, komm bitte raus, ich hab solche Angst, … bitte… hört damit auf“, flehte Karen leise schluchzend in die Finsternis. Dann hielt sie die Luft an, um dann mit leicht offenem Mund und entsetztem Blick das entgegen zu nehmen, was ihr nun im Monitor gezeigt wurde.
Etwas weißes war zu erkennen, zwar noch sehr verschwommen, aber es sah aus wie ein Kleidungsstück. Da leuchtete etwas. Es waren… Augen, die wie bei Katzen in der Dunkelheit funkelten, wenn sie Licht reflektierten. Jim sagte ihr bereits, dass bei Nightshot die Pupillen dieses Leuchten haben. Doch je näher die Augen rückten, erschien Stück für Stück ein Gesicht, eine Gestalt, die Karen nur allzu gut kannte.
„Oh mein… nein, nein … NEIN!“. Schrie Karen und ließ die Kamera fallen. Nur ein unbewegliches Bild von einem Waldweg wurde vom Objektiv aufgezeichnet, doch das Mikrofon fing Karens schreckliche und schauderhafte Schreie ein.

Tag 21
Die Mittagssonne knallte direkt auf Jims nackte weiße Haut und markierte sie mit krebsroten Verbrennungen. Er schlug seine Augen auf und spürte unangenehme Kopfsschmerzen, brauchte einige Sekunden, ehe sein Kreislauf ihn dazu verhelfen konnte, wieder aufzustehen. Er rollte sich in den Schatten und atmete tief durch, legte sich beide Hände an den Kopf und presste seine Handflächen an die Stirn, so als würde er Fieber messen. Langsam regenerierte sich sein Zustand. Doch als er die Hände von seinem Gesicht nahm, bemerkte er plötzlich, dass sie voll mit angetrocknetem Blut beschmiert waren. Er schreckte auf und blickte hektisch um sich, suchte nach Indizien, Spuren, Erklärungen und Hinweisen, die seine Fragen beantworten sollte. Jim rannte hastig um das Zelt herum und bremste plötzlich erschrocken ab, fiel dabei auf die Knie und starrte entsetzt auf das, was als erste Antwort vor ihm lag.
Karens Leiche war ein schlimmer Anblick. Es sah aus, als wären da mehrere Schnitt- und Stichwunden. Das Blut ist dunkel, so dass er im ersten Augenblick die darin wütenden Ameisen kaum erkannte. Das gab ihm am Anfang das Gefühl, ihr Blut würde noch fließen und voller Leben beben. In ihren Augen war Angst und Panik zu erkennen, als hätte sie etwas unglaublich grausames gesehen, bevor sie der Tod ereilte. Die linke Hand sah aus, als wollte sie im letzten Moment noch eine Faust ballen, als hätte sie nach etwas gegriffen, dass sich dann jedoch lösen konnte. Jim zitterte am ganzen Körper. Sein Blick war verwirrt und verzweifelt, die vielen Fragen in seinem Kopf wollten nicht ruhen. Seine Finger zuckten nervös, er hielt sich krampfhaft die Hände. Etwas funkelte in der Erde. Die Kamera. Jim stürzte sich hektisch auf die Kamera, spulte die Kassette bis ganz zum Anfang. Egal wer oder was Karen tötete, sie hatte es vielleicht aufgenommen. Jim drückte auf play. Sein Herz raste vor Aufregung. Er wippte nervös hin und her, während er gebannt auf den digitalen Monitor der DV-Cam blickte. Jim erinnerte sich. Er war weg gegangen, doch was dann passierte, wusste er nicht mehr. Karen war allein. Jim spulte, zu schnell, die Bilder waren verwackelt und undeutlich und dann still. Da war was. Er spulte zurück. Dann schaute er sich das Grauen an. Die Bilder waren zu schnell. Da kam etwas auf Karen zu, es war schwer zu erkennen, was es gewesen sein sollte. Jedenfalls ließ sie daraufhin die Kamera plötzlich fallen. Alles was danach zu hören war, sind Schreie. Schreckliche Schreie, die letzten von Karen, dann wieder diese Stille, nein, ein Welzen, ein Schleifen von etwas, etwas schwerem. Jim spulte wieder zurück. Zu der Stelle wo sie etwas sah. Dann drückte er auf Zeitlupenmodus. Jims Mund war so trocken, wie ein Stück altes Weißbrot, er schluckte Speichel. Sein Puls hämmerte unaufhörlich in seinem Schädel. Die Aufnahmen ließen sehr schwer erkennen, was es war. Etwas weißes … zwei leuchtende Punkte. Es war als verdickte sich sein Herz zu einem schweren, klebrigen Klumpen in seiner Brust und er traute sich kaum zu atmen, riss seine Augen immer weiter auf. Sein Mund formte einen Namen, den er leise ausspricht: “May…“
Jim sah wie Mays Leiche sich langsam auf Karen zu bewegte. Ein Geist? Sie schien zu schweben. War das schleifende Geräusch von ihr? Es sah auch so aus, als würden … dunkle Schatten sie begleiten.
Jim ließ die Kamera fallen und rannte wie wild geworden durch den Wald. Er rannte von einem Platz zum anderen. Packte sich den kleinen Feldspaten und schaufelte hektisch die Erde aus dem Boden. Er schrie und weinte. Nein, hier war sie nicht mehr, dachte er sich. Er hatte sie wo anders begraben. Also los, zum nächsten Platz. Und wieder wurde geschaufelt und gegraben. Jim bekam Panik, wo zur Hölle hatte er Mays Leiche zum letzten Mal begraben. Wo war sie jetzt? Jim rastete vor Verzweiflung aus und schlug mit dem Spaten mehrmals auf einen Baumstamm, den er anschließend quer durch die Luft einen Hang hinunter schleuderte. Die Sonne senkte sich. Dieses Mal hatte Jim das Gefühl, sie würde absichtlich etwas schneller untergehen als sonst. Ja, so sollte es sein, damit die Nacht schneller kam und May sich auch an ihm rächen konnte.
Er rannte zu einer anderen Stelle, wo er May einmal begraben hatte, und kratzte mit den bloßen Fingern die Erde vom Boden weg. „Entschuldige May! Es tut mir so Leid! Es tut mir so Leid! Vergib mir! Ich liebe dich doch so sehr!“, schrie er immer wieder mit weinerlichen Stimme. Durch das hektische Keuchen nach Luft, tropfte ihn der Speichel wie bei einem sabbernden Hund aus dem Mund. Der Himmel wurde immer dunkler. Wie ein knochenloser Körper sackte er erschöpft in sich zusammen, blickte wehmütig in den zerwühlten Boden, in seine dreckigen Hände, die seine Tränen auffingen.

Eine Hand kam Jim von hinten langsam näher und berührte ihn vorsichtig an der Schulter. Jim schreckte zurück und bewegte sich strampelnd und krabbelnd davon, verkroch sich in eine Ecke im Gebüsch, wo er anschließend erschrocken und verwirrt nach dem schaute, was ihn umgab und näher auf ihn zu rückte. Eine Gruppe Bergsteiger kam langsam mit beruhigenden Worten und Handbewegungen auf ihn zu. Jim war nicht mehr in der Verfassung alles zu verstehen, was sie sagten. Nur in Wortfetzen erreichten ihre Sätze seine Ohren. „Wir… ihn gefunden… “ – „Hier.. Leiche… Frau…“ – „Kamera…“

Fade out.

Fade in:
Jim ist in einer Zwangsjacke gefesselt. Er liegt auf einer mobilen Trage, die von zwei bis drei weiß gekleidete Männer weg geschoben werden. Sein Blick ist müde, als ob er unter Drogen stehen würde. Sein Arm schmerzt, die Männer hatten ihm ziemlich viel Beruhigungsmittel injiziert. In dem Raum, woraus Jim gebracht wurde, bleiben drei Männer am Tisch sitzen. Zwei FBI-Agents und ein Kriminal-Psychologe.
„Doktor, fassen wir bitte noch einmal kurz zusammen. Was können Sie uns über den Zustand von Jim Flimsy sagen. Was waren die Gründe für die grausamen Morde?“
„Was soll ich Ihnen denn noch alles sagen? Sie haben sich selbst ein Bild von Mr. Flimsy machen können. Seine geistige Verfassung befindet sich in einer äußerst instabilen Form. Er ist absolut unzurechnungsfähig, verwirrt und befallen von einer extremen Paranoia. Berücksichtigt man die Umstände und den daraus folgenden körperlichen und seelischen Stress, so müssten die Gründe für sie ja verständlich sein, oder? Ich könnte Ihnen noch tausend weitere Gründe nennen, aber ich denke, dass kann ich mir nachdem, was wir bisher anhand der Beweislage bereits heraus gefunden haben, ersparen.“
„Wie ist es aber möglich, dass Jim Flimsy behauptet, dass … der Geist … seiner Verlobten den Mord an Mrs. Karen Keach begangen hat? Warum hat er sich nicht damit zufrieden gegeben, als er sich selbst in dem Video gesehen hat, wie ER die Leiche seiner Verlobten zurück zum Zeltplatz gebracht hatte? Selbst dann, als wir ihn darauf hingewiesen haben, dass da ein eindeutiger Beweis zu sehen war, … dass ER deutlich zu erkennen war, der die Leiche schleppte. Somit doch eigentlich zu verstehen war, dass er die Leiche immer wieder ausgebuddelt und zurückgeschleppt hatte, und es so gesehen keinen Geist gab … oder was auch immer er behaupten mag? Doktor, darum geht es mir.“
„Nun, geistige Krankheiten lassen sich nicht so einfach analysieren und behandeln wie körperliche, weil jeder Mensch einen anderen Verstand und eine andere Psychologie hat. Es ist vergleichbar mit dem, wie … wenn wir über Geschmack reden oder Träume, Empfindungen und sogar Ängste. Jeder Mensch erlebt diese Dinge anders und wie es auf Jim Flimsy gewirkt hat, haben wir gesehen. Was nicht gleich bedeutet, dass wir alles verstehen müssen, warum es so auf ihn gewirkt hat. Auf jeden Fall haben diese ganz bestimmten Umstände … der körperliche und seelische Stress … einen sehr großen Einfluss. Wer weiß, wie Sie und ich unter solchen Bedingungen weiter gelebt hätten. So weit wie wir bisher aber gekommen sind, kann ich eine Theorie vorbringen. Jim Flimsys Paranoia erschaffte möglicherweise eine gespaltene Persönlichkeit in ihm. Jim Flimsy war also einmal der, der am Tag seine Verlobte begraben hat, und in der Nacht war er der Jim Flimsy, der sie wieder ausgrub und zurück brachte. Es war außer ihnen niemand weiter in dem Wald und nur er wusste, wo die Leiche vergraben war. Und stellen wir uns das mal ganz grob gesehen vor, dieser Wendepunkt seiner Persönlichkeit traf ein, als er seine Verlobte das erste Mal tot aufgefunden hatte. Der Schock und die Schuld können sehr viel bewirken.
Die Aufnahmen sind undeutlich, aber wir können zumindest sehen, dass er es war. Doch Mr. Flimsy spricht immer wieder davon, dass er einen schwarzen Schatten sieht, der die Leiche begleitet. Manche Menschen können sich selbst nicht sehen, wenn sie eine gespaltene Persönlichkeit haben oder besser, sie erkennen sich selbst nicht wieder, sehen sich nur als schwarzen Schatten, wie es in diesem Fall ist. Der Jim Flimsy, den wir am Tag kennen, wird niemals den Jim Flimsy sehen und wieder erkennen können, der nachts aktiv ist … und umgekehrt. Verstehen Sie? Stattdessen erkennt er nur einen Schatten … und das könnte der Grund dafür sein, dass er sich einbildet einen Geist gesehen zu haben.“

Die FBI-Agents schweigen und denken kurz darüber nach. Sie müssen erst einmal diese ganze unheimliche und verdrehte Geschichte verinnerlichen. Einer der beiden bekommt ein Anruf. Er steht auf, dreht sich vom Tisch weg, um kurz zu telefonieren. Als das Telefonat zu Ende ist, wendet er sich wieder zum Tisch und spricht mit leiser Stimme: „Chief, Sie haben die Leiche von der Verlobten noch nicht finden können.“
„Finden Sie sie! Wir müssen die Leiche unbedingt finden, sonst bricht eine dämliche Hysterie aus. Wenn die Presse davon erfährt, was sie sowieso in den nächsten 24 Stunden tun werden, machen die daraus eine Attraktion, dann bricht hier ein Hype aus, wie dieses beschissene Hexen-Projekt der Filmstudenten. Ich kenne das, das habe ich schon einmal erlebt. Hunderte von Teenies, Grufties, Sektenfreaks und andere Spinner wandern nachts durch den Wald, getrieben von einem Gruselmärchen. Und was dann passiert, das können Sie sich bestimmt denken. Das müssen wir auf jeden Fall verhindern.“
Der junge FBI-Agent nickt verschüchtert, doch in seinem Blick ist zu erkennen, dass er noch etwas auf der Seele hat, was er unbedingt aussprechen will.
„Was ist?“ fordert ihn sein Vorgesetzter auf.
„Ich habe mir nur gedacht… „
„Was…?“
„Was ist aber, wenn es doch ein Geist gibt?“
„Hören Sie, sie sind neu in der Abteilung. Ich gebe Ihnen also einen Tip: schlagen Sie sich diesen Mist so schnell wie möglich aus dem Kopf! Wir sind hier und werden dafür bezahlt, dass wir mit Köpfchen arbeiten und uns nicht von Spinnereien beirren lassen. Ich bin schon so lange dabei und ich sage Ihnen, für alles hatten wir bisher eine sehr logische und natürliche Erklärung gefunden. Und damit das klar ist, dieser Fall wird keine Ausnahme sein. Haben Sie mich verstanden?“
Der junge Agent nickt wieder verlegen. Er dachte nur einen Moment über das nach, was einmal ein alter Mann zu ihm sagte: „Wenn Dinge, die nicht aufgeklärt, erforscht und mit handfesten Beweisen belegt wurden, muss man auch damit rechnen, dass es sie vielleicht wirklich gibt.“

Fade out.

 

dass ich derzeit soviel pech haben würde, hätte ich nicht gedacht. die sache mit dem serverausfall setzt die krone drauf. die schönen kritiken.

oh mann, und da hatte ich echt gedacht, endlich eine geschichte geschrieben zu haben, wo jemand es als eine der krankhaftesten, psychopatischsten und gruseligsten geschichten bewertet hat. an dieser stelle danke an cryptonite für die tolle kritik. es war wirklich schwer diese geschichte in einer form unterzubringen, in welcher ich kurz und kompakt erzählen konnte. das hast du schon gut erkannt. und falls du es wissen willst, nein, du brauchst keine angst vor mir zu haben, auch wenn sich meine psyche so etwas ausdenkt.

ja, und an wolto konnte ich mich erinnern, du hast mir auch was zu der geschichte geschrieben. ich danke auch dir. schön, dass du die geschichte gut gefunden hast und den ekel nachempfinden konntest. ja, dass er seine verlobte hängen gelassen hat ... kann ja bei bestimmten leuten passieren. außerdem hatte er ihr noch nicht die ewige liebe geschworen, sie waren nur verlobt, und da ist es vielleicht noch erlaubt ;)
aber hast schon recht, sonst würde es keine geschichte geben.

LG
Daigz

 

Hi Daigoro,

eine wirklich tolle Geschichte.

Erinnert mich an eine Mischung aus "Blair Witch Project" und "The Pit(?)" - das ist der Film, wo sich ein paar Jugendliche in einem alten Bunker einschließen lassen, um ungestört ein Wochenende zu verbringen und dann kommt keiner zurück, um sie herauszuholen. Der Film basiert auf dem Roman "Nur drei Tage", den übrigens ein 19-jähriger beschrieben hat, eine der besten Psychostudien, die ich je gelesen habe -

Das Einzige, was mich ein bisschen gestört hat, war, dass der Übergang vom liebenden Mann zum verabscheuenden Mann etwas zu prompt kam.

Wobei ich andererseits verstehen kann, dass das die Geschichte vielleicht unnötig in die Länge gezogen hätte, wenn man daran noch herumgebastelt hätte...habe ich doch meist das selbe Problem, grins...

Also - kurz und gut - wirklich gut gemacht, eindrucksvoll beschrieben...

Eine Sache ist mir allerdings unklar:

Wie kommen die Videoaufnahmen von ihm auf das Band, wie er die Leiche jedes Mal zurückbringt - wer hält die Kamera???

Have fun

Henry Bienek

 

Hi Diagoro,

ja schade, hatte ja auch schon was zu deiner Geschichte geschrieben. Ich nehm an du hast es gelesen, also erspar ich mir eine Wiederholung.
Aber noch die PS-Frage: Schreibst du auch Drehbücher oder waren diese Ansätze hier ("Fade in", etc.) nur ein experimentelles Stilelement?

Grüße
Visualizer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Daigoro,

der Kritikpunkt mit den Filmaufnahmen war mir auch aufgefallen. Ja, wer filmt denn da?

Insgesamt eine recht gelunge Story, sie war mir persönlich nur ein bisschen zu langatmig. Ich kann dir jetzt leider auch keine konstruktiven Vorschläge machen, was oder wo man kürzen konnte. Dolle Kritik, gell? Allerdings wollte ich dir diesen negativen Eindruck auch nicht vorenthalten. Ich hab mich beim Lesen dabei erwischt, Absätze zu überfliegen, um zu Stellen zu gelangen, wo es wieder spannender wird.

Beste Grüße
sticker

 

Hi Sticker,

da muss ich Dir jetzt aber leider widersprechen, grins...

Vieles würde vom Hintergrund fehlen, wenn man nur die "interessanten" Action-Szenen lesen würde...ich liebe gerade den Hintergrund, der in der Geschichte enthalten ist. Deswegen war ich ja auch von der Sache mit der Kamera so überrascht...

Mann kann ja Geschichten nicht nur nach dem Blutschnitzelprinzip schreiben. Das färbt zwar die Webseiten schön rot, aber hinterlässt auf Dauer doch nur einen schalen (Blut-)geschmack im Mund, grins...

Wollte ich nur mal gesagt haben,

Henry Bienek

 

@ Herny Bienek

Hi Henry,
darum ist macht es ja auch als Autor so einen Spass hier Geschichten zu posten, weil einen so vielschichtige Kritiken erreichen. Ich hatte halt Schwierigkeiten, beim Lesen der Gesichte am Ball zu bleiben. Ob das nun daran liegt, dass ich "blutgeschnitztelte" Lektüre generell vorziehe, möchte ich mal so dahingestellt lassen.

Ich würde es als Autor gerne wissen wollen, ob sich einer meiner Leser streckenweise gelangweilt hat. Sicher freut sich Daigoro sehr, dass du es nicht getan hast.

Tschö,
sticker

 

hallo ihr lieben bzw. bösen gruselfans:mad:

also ich danke euch erst einmal total für die kritik.

@Visualizer
ja, ich hatte noch zeit mir deine kritik durchzulesen, doch ehe ich antworten konnte, war der server-ausgefallen. und da ist mir dummerweise nicht mehr eingefallen, wer der dritte im bunde war.
also mit drehbüchern liegst du wirklich gut. die geschichte war als treatment geplant, jetzt ist sie erst einmal eine kurzgeschichte, es folgt bald ein drehbuch, das ausführlicher und subtiler werden soll. aber die grundgeschichte bleibt. da ich aber noch tief in der entwicklung stecke, wird die umsetzung des films auf unbestimmte zeit warten müssen. ich danke dir trotzdem für deine anmerkungen.

@Henry Bienek
du weißt nicht wie stolz du mich mit deiner kritik machst. der film, den du mit den studenten meinst, heißt übrigens "the hole". war echt nett anzuschauen, aber gegruselt hats mich noch nicht. ich fürchte mich eher vor japanischen geisterfilmen wie the ring, keiro,...
dass man aber parallelen mit blair witch und the hole sieht, war mir bewußt. doch bei blair witch wird einem mythos nachgelaufen und untersucht, hier wird ein mythos geschaffen. cryptonite hatte mit seiner kritik schon recht gehabt, das ende ist eine geniale grundlage für eine fortsetzung. wer also lust hat, ...

die sache mit der aufnahme:
karen hat ihn gefilmt bevor sie starb. er hatte während der reise dokumentiert (gut, das hätte ausführlicher schreiben sollen). aus dem videos kann man im groben, schlüsse ziehen, dass das paar ziemliche probleme wegen karen hatte, und dass sie sich etwas später darüber gewundert hatten, warum may immer wieder da war. ich hätte in dem geisterteil mehr über die dv-dokumentation schreiben sollen, da habt ihr recht, aber der letztendliche beweis hat karen gefilmt, bevor sie starb.

@ sticker
ich weiß, dass du lieber gemetzel magst, daher wundert es mich nicht, dass dir das an manchen stellen zu lang war. aber gemetzel sehe ich mir lieber an, aber so ein psycho-terror, da will ich schon die ganze geschichte wissen. zu viel splatter hätte die geschichte überladen gemacht, weiß nicht, ob dass dann so gut ankommt. aber ich glaub die nächste geschichte wird dir gefallen.
trotzdem dank dir für deine anmerkungen.

 

Hey Daigoro,
ja ist schade mit den Kritiken, aber ich habe mein noch gespeichert. Und da mir die Geschichte ziemlich gut gefallen hat sollte diese Kritik wieder hier rein.

ich muss ehrlich gestehen, dass das einer der krankhaftesten, psychopatischsten, gruseligsten und besten Horrorgeschichten ist, die ich je gelesen habe. (sollte ich mich vor jemandem fürchten, dessen Psyche sich so etwas ausdenkt?)
Ziemlich lang, aber es geht ordentlich zur Sache. Du hast die Spannung schön entwickelt, sie schön ziehen lassen. Ich war immer von neuem neugierig und wollte wissen, wie es ausgeht.
Der erste Teil total krank und psychopatisch, der zweite recht gruselig. Das Beste war, man tappt mit seinen Vermutungen bis zum Schluss immer etwas im Dunkeln. Selbst dann, wenn man glaubt das Richtige erahnt zu haben, wird alles andere wirklich gut in Frage gestellt. Und es kam, für mich jedenfalls, wirklich ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte.

Es sind natürlich kleine Fehler drin, und einige Formulierungen sind verbesserungsdürftig, aber im Großen und Ganzen sehe ich eine echte Schwierigkeit in der Geschichte. Sie ist überhäuft mit Infos und Handlungen, es ist schwer, alles kompakt und kurz rüber zu bringen, damit es als Kurzgeschichte gelesen werden kann. Doch damit wesentliche Dinge gut rüber kommen, hast du wahrscheinlich diesen Tagebuchstil gewählt, um einerseits protokollartig alles ziemlich trocken zu erzählen und dann auch bei wichtigen Momenten, alles ausführlicher beschreiben zu können. Ich wüsste nicht, wie ich diese Geschichte geschrieben hätte, daher schwierig. Ich werde sie noch einmal durchlesen, wenn ich mehr Ruhe habe, weil ich glaube einige unlogische Dinge entdeckt zu haben.
Aber im Ganzen fand ich die Erzählschritte sehr gut gewählt.

Fazit: packender Blairwitch-AkteX-Teil, der sich dann immer mehr zum Psychohorror entpuppt. Ziemlich gut gewähltes Ende, das eine solide Grundlage bietet, den Horror weiterzuführen (war bestimmt so gedacht, oder?)

Irgendwie kommt mir einiges bekannt vor, jetzt wo du japanische Filme erwähnst. Da gibt es doch diesen Episodenfilm, wo so eine Legende erzählt wird. Mir fällt jetzt zwar nicht den Titel ein, ist schon ne Weile her, aber ich kriege es noch raus.

Bye
cRy

 

@ cryptonite,

oh oh, erwischt.:D
aber ich lass dich noch grübeln und suchen. aber hast schon recht, sind einige sachen davon vorhanden, weil es ja eine art legende oder geistergeschichte war, kann man es ja weitererzählen. außerdem habe ich nur einen teil benutzt, der rest ist aus meinem kranken hirn entsprungen.

ich danke dir aber vielmals dafür, dass du die kritik wieder reingesetzt hast. das ehrt mich sehr *happysmile*:)

bin gespannt, o du es rauskriegst.

bye
daigz:cool:

 

Hey Daigoro,
jetzt habe ich dich. Tales of the Unusual- one snowy night-Episode!
Stimmt's?

:rolleyes:

cRy

 

hey cRy,

hast gut recherchiert, und sogar den titel des kurzilms rausbekommen. du musst doch zugeben, dass das ein absolut geiler film war, oder? die geschichten waren bisher die wohl besten, die ich je gesehen hatte. zumindest bei one snowy night konnte sich blairwitch verstecken. wo hast du denn den film gesehen?
lg
Daigz:)

 

Weiß gar nicht mehr so genau, entweder bei einem guten Freund oder auf einem Fantasyfilmfest in Berlin. Aber du hast recht, wirklich geniale Geschichten.

bye
cRy

 

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