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Durst

t_h

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20.09.2007
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Durst

Durch den Raum wabern diffuse Nebelschwaden und liefern ein Abbild seiner innersten Selbst. Doch zu verschwommen sind die Bilder, als dass er erkennen könnte. Das einzige, dessen er sich jetzt noch sicher sein kann, ist das, was er unmittelbar vor Augen hat und was ihm unweigerlich ins Bewusstsein gebrannt wird: sein bevorstehender Tod. Wie es dazu kommen konnte? Es war bestimmt nicht seine Schuld. Was kann er sich schon vorwerfen? Er war doch völlig unbedeutend und hatte mit der ganzen Sache im Grunde nichts zu tun. Aber er war es, der mitten in der Wüste alleingelassen wurde, um zu verdursten. Als Strafe, für seine Unwissenheit. Sie hatten ihm, bis auf den Wassertank, sein Gepäck gelassen und fast wäre die Verzweiflung einem beinahe überheblichen Heldenmut gewichen: Nachdem sie eine halbe Stunde gefahren waren, erkannte er eine Wasserstelle, an der er auf der Herfahrt Rast gemacht hatte. Er war sicher, sich am Stand der Sonne die Richtung merken zu können und hatte schon von Leuten gehört, die ohne Wasser drei Tage durch die Wüste marschiert waren. Und wie weit es auch sein sollte, sobald die Bedrohung außer Sichtweite wäre, würde er eher laufen, anstatt aufzugeben, um zu verdursten. Das war allerdings auch gar nicht nötig. Der schwere Gegenstand, der ihn von hinten am Kopf traf, versenkte ihn in eine tiefe Bewusstlosigkeit. Als er erwachte, kam er nicht wirklich zu sich, denn das einzige, was noch übrig war, war Sonne. Unendlich und Unerbärmlich. Unter seinen Füßen tanzten kleine Sonnen die, sich ständig vermehrend, ein Meer aus Sonnen bildeten. Verdursten oder Tod waren nur noch Begriffe, aber nicht mehr greifbar. Das Paradies ist unbedeutend und die Hölle ein Witz verglichen mit dem, was sich darbietet, wenn man mit der letzten Wahrheit konfrontiert wird. Berauscht und überwältigt von der Klarheit, die sich seinen Sinnen bot, war von Verzweiflung keine Spur mehr. Die Hoffnung auf Rettung hat sich allerdings auch aufgelöst. Aufgelöst in diffuse Nebelschwaden, die sich jetzt scheinbar kurz wieder verdichten. Seine geblendeten Augen erkennen schemenhafte Gebilde, die keine feste Gestalt annehmen wollen. Stattdessen will er noch einen letzten Blick auf die brodelnden Sonnen werfen. Aber der Nebel umhüllt ihn und nimmt ihm die Sicht, bis auch die letzten Funken im Schatten verschwinden.

 

Hallo, t_h,

und herzlich willkommen auf KG.de.

Dann wag ich mich mal an Deinen ersten Text:

Du erzählst von einem, der seinen Tod durch Verdursten in einer Wüste erwartet. Warum er in der Wüste ausgesetzt wurde, wie ich es einmal nennen will, erfahren wir nicht. Wir dürfen allein vermuten, dass er aus Unwissenheit in eine Sache geraten ist, mit der er nach eigener Meinung nichts zu tun hatte. Soweit, so geheimnisvoll.

Doch wie kommt es in der Wüste zu Nebel(schwaden)? Zeitigt die Sonnenglut halluzinogene Wirkungen auf ihn oder täuscht sich der Erzähler, und der Nebel (also: Luftfeuchtigkeit) ist tatsächlich gegeben und er ist in einem „wasted land“, - was sowohl Wüste als auch jede beliebige Einöde bedeuten könnte, - ausgesetzt. Allemal ist’s keine angenehme Vorstellung, ausgesetzt zu sein, -

kleiner Exkurs: wie's schon nicht für einen Menschen angenehm ist im späteren Leben zu erfahren, dass man durch eine Säuglingsklappe weitergereicht wurde, -

zudem als Sanktion für ein beliebiges Vergehen, das man selbst nicht kennt. –

Keine schöne Geschichte wird uns da erzählt, wie ich meine. Auch tu ich mich schwer, das Philosophische darin zu entdecken … Aber das kann an mir liegen.

Bis auf zwei Schnitzer hab’ ich ansonsten nichts zu vermerken oder zu meckern:
Der Genitiv ist zu wählen bei: „…ein Abbild seiner innersten Selbst“ (seines, statt seiner).

„ …, denn das einzige, was noch übrig war, war Sonne. Unendlich und Unerbärmlich.“ Statt „unerbärmlich“ (was wäre das?) meinstu wahrscheinlich „unerbittlich“.

Gruß

Friedrichard

 

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