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Thema des Monats Durch die Häuser

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04.08.2001
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Durch die Häuser

OMON: (Einheit der Miliz besonderer Bestimmung) ist eine Spezialeinheit der russischen Polizei, die unter dem Eindruck der Geiselnahme von München während der Olympischen Spiele 1972 und im Hinblick auf die eigenen Spiele in Moskau im Jahre 1979 gegründet wurde.(Quelle: Wikipedia.de)


Die Tür war grün und reich verziert. Von einem Band geschnitztem Efeu umrankt starrte ihnen in der Mitte ein kleiner Löwenkopf entgegen. Die Farbe war leicht abgeblättert, das war jahrelang schon so gewesen.
Wolowoi hielt sie noch einmal zurück: „Ihr wisst, worum es geht.“ Er schwitzte, sein Barett war leicht verrutscht und darunter quoll graues Haar hervor. Er war der Einzige des Trupps, der über vierzig war.
„Alles, was euch in dem Haus entgegenkommt, lebt nicht mehr. Wir gehen rein, arbeiten uns zum Zentrum vor und vernichten es.“
Er schaute in die Runde. Galeshda trommelt erwartungsfroh auf ihrer MPi, Klerskaja an ihrer Seite kaute nervös auf ihrem Kaugummi.
Worski und Krakow würden die Tür aufhebeln, sie würden alle hineinstürzen und einen Heidenlärm veranstalten. Einen Radau, den dieses verschlafene Nest seit Jahren nicht erlebt hatte. Vielleicht triebe es dann die Bewohner aus ihren Behausungen.
Artjom Tolski stand ganz am Ende der Gruppe. Er schaute zu, wie Worski den Hebel ansetzte und Krakow seine Waffe hob, um zu sichern. Krakows Brille war verrutscht und er sah – mit der Angst in den Augen – nur lächerlich aus.
Artjom hoffte, dass niemand sein Zittern bemerkte. Und wenn, dass man es auf seine eigene Angst zurückführen würde.
Ein Krachen, das ihm das Herz brach, die Tür splitterte und er sah Erinnerungen zerplatzen. Krakow wand sich mit einer einzigen Bewegung in die entstandene Öffnung, Galeshda folgte ihm, Klerskaja dann und flink die anderen beiden. Artjom blieb allein auf der Treppe stehen, mit Wolowoi, der sich zu ihm umwandte.
„Los!“, fauchte er, Artjom gab sich einen Ruck und schlüpfte hinein.
Drinnen war es kühl und dunkel. Die Läden vor den Fenstern waren geschlossen und das gesamte Gebäude schien unbewohnt. Bis auf den blutroten Qualm aus dem Schlot.
Die Anderen hatten eine Formation gebildet und warteten nun darauf, dass Wolowoi neue Anweisungen gab.
„Gibt’s hier nirgendwo Licht?“, zischte Warin und reflexartig griff Artjom zum Schalter. Niemand wunderte sich, Wolowoi sah sich rasch um und gab dann mit der Hand knappe Anweisungen.
Krakow und Galeshda wurden in die Halle linker Hand geschickt, die beiden Zimmer dort zu untersuchen. Worski und Klerskaja geradeaus, unter den Treppenbogen. Warin und Artjom schließlich wurde der Weg mit Wolowois Zeigefinger nach der rechten Seite gewiesen, wo sich an die Halle ebenfalls zwei Zimmer anschlossen.
Wolowoi hielt zum Abschluss seines stummen Befehls zwei Finger in die Höhe. Maximal zwei Minuten, dann hatten alle zurück zu sein.
Die Order war unmissverständlich, ebenso schweigend, wie sie sie empfangen hatten, wollten die Männer sie ausführen. Doch noch ehe sie dazu kamen, geschah etwas.
Das Licht flackerte, der Kronleuchter in der Mitte der Halle erlosch und leuchtete gleich wieder auf.
Dann, am oberen Ende der Treppe eine Bewegung. Ein Schatten kam zu ihnen herunter gesaust; nicht mehr als eine wirbelnde Menge Teilchen. In rasendem Tempo kam das Wesen auf die Männer zu, fegte zwischen ihnen hindurch, umstrich sie in höllischer Geschwindigkeit und verschwand ebenso rasend, wie es gekommen war, nach oben.
Sie starrten sich an. Niemand hatte sich bewegt oder gar die Waffe gehoben. Ratlos blickte auch Wolowoi.
„Was war das?“ Nervös rückte Krakow an seiner Brille.
„Vorwärts!“, zischte Wolowoi als Antwort und der Trupp bewegte sich wieder.
Offensichtlich hatte niemand erkennen können, worum es sich bei diesem Ding gehandelt hatte. Ja, es war sogar unmöglich bei gewesen, eine feste Form auszumachen. Außer Artjom, der meinte, ein Gesicht in der wirbelnden Menge wahrgenommen zu haben – Pjetr, ihr damaliger Diener. Aber das konnte nicht sein, Pjetr war seit zwanzig Jahren tot.
Im Haus herrschte Stille. Im Sommer war es hier in der Halle immer angenehm kühl gewesen, wegen des marmorierten Fußbodens. Doch das Frösteln, das Artjom jetzt erfasste, als sie in die angegebene Richtung schlichen, rührte von einer ganz anderen Kälte.
Warin postierte sich vor die rechte Tür und wartete auf Artjom, der sicherte. Er öffnete sie vorsichtig, als sie soweit waren.
Artjom fühlte, wie sich die Härchen auf seinen Unterarmen aufstellten. Dies war das Zimmer von Pjetr gewesen.
Warin nickte leicht; er schwitzte.
Artjom gab der Tür mit dem Lauf seiner MPi einen Schubs, leise schwang sie auf. Es war dunkel drinnen, die Läden waren auch hier geschlossen.
Nachdem Pjetr gestorben war, hatte man das Zimmer nicht mehr benutzt. Muff schlug ihnen entgegen, Er tastete vorsichtig um die Ecke und betätigte den Schalter.
Als das Licht aufflammte, war es, als springe ein Tier sie an. Doch es schien alles friedlich in dem Zimmer. Die Möbel – Tisch, Sessel, Bett und ein klobiger Schrank – waren mit Leinen abgehangen und Artjom konnte sich nicht erinnern, dieses Zimmer anders zu kennen. Er war noch keine zehn gewesen, als Pjetr sich erhängt hatte.
Warin durchstöberte das Zimmer, während Artjom in der Tür stehenblieb. Er konnte es nicht betreten.
Sie schlossen die Tür, als sie fertig waren und nahmen sich den zweiten Raum vor, der auf dieser Seite des Hauses lag.
Das war die Küche gewesen, ganz früher Pjetrs Refugium, als der dann gestorben war, mehr und mehr ungenutzt.
Warin versuchte das Licht anzuknipsen, doch nichts passierte. Die Dunkelheit von drinnen schien zu leben. Er holte ein Feuerzeug hervor und leuchtete hinein. Er ging vorwärts, fand eine alte Öllampe über dem Herd hängen und entzündete sie.
Sie suchten auch die Küche ab, fanden aber nichts als Töpfe und Pfannen, einen schmierigen Gewürzständer und eine kleine Vorratskammer ohne Vorräte.
Artjom wollte den Raum verlassen, als Warin ihn zurückhielt.
„Ich habe deinen Ausdruck gesehen, als wir hier ankamen“, sagte er mit einem Lächeln.
Sie blickten sich in der flackernden Finsternis an und Artjom stellte fest, dass ihm eigentlich niemand näher stand als Warin.
Warin, der es wie kein anderer verstand, so intelligent zu schweigen.
„Und dann habe ich mich daran erinnert, wie du mir damals erzählt hast, wo du herkommst.“ Er lächelte immer noch. „Eine tote Gegend östlich von Perm. Das waren deine Worte.“
Man konnte die anderen Männer auf der gegenüberliegenden Seite der Halle reden hören.
„Du kennst dich hier aus, nicht wahr?“, flüsterte Warin. „Du warst hier zu Hause.“
Artjom sah traurig auf sein Lächeln. „Der Befehl lautet, alle zu töten, die uns im Haus entgegenkommen. Alle!“
Das Gemurmel wurde lauter.
„Wir müssen gehen“, sagte Warin und löschte die Öllampe. Niemandem war etwas aufgefallen, es hatte keine Zwischenfälle im Erdgeschoss gegeben.
Wolowoi war zufrieden.
„Das Zentrum muss sich im Obergeschoss befinden, dort wird es nicht so einfach sein.“
Sie marschierten vorsichtig die Treppe hinauf, einer nach dem anderen, jeder nach einer anderen Richtung sichernd.
Artjom ging als Vorletzter, vor ihm Warin und nach hinten sichernd Worski. Der hatte seine Jacke schon wieder geöffnet, so dass die breite Brust zu sehen war.
Artjom hörte es hinter sich husten, „Scheiße!“, dann fehlten Worskis Schritte. Er drehte sich um und sah, wie der Kämpfer seinen Hals hielt und ihn erschreckt anstarrte.
„Was ist?“, fragte Artjom, Worski begann wieder zu husten. Diesmal schlimmer. Er hielt sich die Hände vor den Mund und würgte. Sank von Krämpfen geschüttelt auf die Knie und stürzte schließlich die Treppe hinab, an deren Fuß er auf dem Rücken liegenblieb.
Artjom lief hinunter und beugte sich über ihn.
„Worski, was ist los?“
Der konnte nicht antworten, er stöhnte und seine Backen waren aufgebläht. Die Augen quollen furchtbar hervor und sein Hals pulsierte, als sei er ein eigenes Wesen.
Die Haut um seine Kiefer brach auf, dunkles Blut quoll hervor, er begann zu schreien. Etwas war in seinem Mund; zuerst hatte Artjom gemeint, dass es die Zunge wäre, doch er täuschte sich. Das Ding zuckte hin und her und zwang Worski, den Mund noch weiter aufzureißen. Noch weiter! Noch weiter, als es überhaupt möglich war.
Eine Verlängerung der Mundwinkel erschien – rot, feucht. Der Wurm, oder was immer es war, schlängelte sich behände aus Worskis Körper, blickte sie kurz an und zischte dann vorbei an ihnen die Treppe hinauf in die obere Etage.
Worski war verstummt, reglos lag er da, aus seinem heruntergeklappten Unterkiefer sickerte Blut und Schleim.
Wolowoi ließ die Leiche bis an die Ausgangstür ziehen und dort ablegen. Dann scheuchte er die Kämpfer, die durchweg verstört und still waren, nach oben.
„Doppelte Aufmerksamkeit!“, krähte er.
Jetzt begann das Haus als Ganzes einen unheimlichen Eindruck auf sie zu machen. Es wuchs zu einem einzigen Feind heran.
Oben dieselbe Finsternis.
„Das Haus wird alles versuchen, uns davon abzuhalten, zum Zentrum zu gelangen. Es wird ungestört den Virus vermehren und auf die anderen Häuser übertragen wollen.“
„Das hört sich so an, als ob das Haus selber lebt.“
Man sah es Warin nicht an, dass er die Frage gestellt hatte, aber es war seine Stimme gewesen.
Wolowoi ungehalten: „Weiß man nicht. Ist doch sowieso noch nicht viel bekannt über das verdammte Virus.“
Artjom knipste aus reiner Gewohnheit das Licht in der oberen Etage an. Jemand lachte, ein Lufthauch und Artjom dachte: Das kann doch gar nicht sein!
Wie aus dem Boden gewachsen stand der Diener Pjetr vor ihnen. Er starrte sie aus tiefliegenden Augen an und lächelte, wie jemand, der schon vom Tod gekostet hat. Die Männer blieben stehen und warteten auf Order, doch Wolowoi blieb stumm.
Pjetrs zerzaustes Haar war verstaubt. Er öffnete den Mund, während er Artjom anblickte. Ein langer, quälender Ton war zu hören: „Artjoschka!“ Direkt neben ihren Ohren. Galeshda löste sich als Erste. Sie riss ihre MPi an den Körper und feuerte.
Pjetr wurde durchsiebt von den Kugeln, es schleuderte ihn nach hinten und er blieb reglos auf der Balustrade liegen.
„Tod, überall Tod!“, flüsterte Warin in die Stille.
Galeshda sah sie an und senkte die Waffe.
„Das war für Worski“, sagte sie.
Sie gingen vorsichtig auf die Leiche zu.
„Hat jemand verstanden, was er gesagt hat?“, fragte Wolowoi.
Warin starrte Artjom an, niemand sagte etwas.
Unzählige Wunden im Körper, aus denen aber kein Blut sickerte.
„Denkt daran“, mahnte Wolowoi noch einmal. „Das alles ist nicht real!“
„Aber wie macht es das?“, flüsterte Klerskaja.
Krakow hustete. „Und wie können wir es dann töten?“
Galeshda war dem Leichnam am nächsten. Sie schrie auf, als dieser wie von der Sehne geschnellt aufsprang. Der Körper flog durch die Luft und landete auf Galeshdas Rücken. Die schrie und versuchte, die Leiche abzuschütteln. Doch das Vieh hatte sich in ihrem Hals verbissen, gleich unterhalb des Nackens. Es hatte Beine und Arme um ihren Körper geschlungen, fiepte in einem furchtbaren Ton, zerrte, den Biss nicht gelockert, mit toten Händen in ihren Haaren den Kopf hin und her. Und starrte Artjom an.
Aus den Tiefen seiner Kleidung holte Pjetr ein Rasiermesser hervor, riss Galeshdas Kopf nach hinten und mit schrecklicher Gemächlichkeit zog er es über ihre volle Unterlippe. Tief drang es ins Fleisch und einen Augenblick bevor Blut herausströmte, sah man wie sie aufklappte.
Wolowoi brüllte, Galeshda ebenso. Die Kreatur auf ihrem Rücken kreischte, alles um sie herum lärmte. Niemand konnte sich wehren.
Das Vieh hielt plötzlich inne, schaute triumphierend – tiefschwarze, grimmige Augen – und packte Galeshdas Kopf. Er zerrte daran, Galeshdas Augen traten hervor, mit hilflosen Händen griff sie nach ihnen. Dann knackte es fürchterlich, Pjetr biss noch einmal zu.
„Oh Gott, schieß doch einer!“
Niemand konnte etwas tun, es ging alles rasend schnell. Blut spritzte, Galeshda sackte in sich zusammen und stürzte mitsamt dem Wesen auf die Erde. Ruhe.
Aus Galeshdas Hals quoll Blut hervor; Sehnen, Arterienenden. Ein erschütternd weißes Stück Wirbelsäule. Artjom hatte kurz den Eindruck, als bewege sich ihre linke Hand.
Klerskaja brach, wo sie stand, auf die Knie und wiederholte in einem fort: „Ach du Scheiße! Du heilige Scheiße!“
Krakow hatte seine Brille abgenommen und knetete sie wie von Sinnen in den Händen. Er blickte wild um sich, bis er Wolowoi ins Auge fasste und den Kommandeur mit stummem Vorwurf anstarrte.
Warin ging zu ihm und legte eine Hand auf seine Schulter.
„Wie macht es das?“, fragte Krakow und sah zu dem Wesen, das reglos neben Galeshdas Leiche lag. Wolowoi sagte: „Das Virus nutzt die Energie der Bewohner um uns zu täuschen. Nichts ist real hier.“
Warin drehte sich um. „Aber es kann uns töten!“
Und in die Stille hinein, die darauf folgte: „Und wieso können wir es töten?“
In diesem Moment schnellte das Ding, das Galeshda getötet hatte, erneut mit schrillem Schrei und unglaublicher Schnelligkeit empor, wirbelte durch den Raum, direkt auf Wolowoi zu.
Drei MPis wurden hochgerissen und von Salven von Schüssen zerfetzt, fiel das Wesen zu Boden und blieb wie ein alter Lappen liegen.
Für Sekunden Totenstille.
Sie zogen Galeshdas Leichnam bis zur Treppe und legten sie vorsichtig ab. Klerskaja weinte, ansonsten waren sie stumm bei der Prozedur.
„Freunde“, begann Wolowoi mit seinen Parolen. „Wir müssen weitermachen. Das verdammte Haus bezwingen!“
„Was geht hier vor?“, fragte Warin mit tonloser Stimme. „Wenn wir gewusst hätten, was uns erwartet, hätten wir uns anders vorbereitet.“
Klerskaja war zu wenig zu gebrauchen, sie beruhigte sich nur ganz allmählich. Krakow hatte sich wieder gefasst und stand bei ihr.
Wolowoi rieb sich die Augen. „Der Anruf kam heute morgen ganz früh“, sagte er leise. „Oberste Priorität. Hier in dem Ort sei das Häuservirus ausgebrochen, das bei den Engländern wütet. Alles muss getan werden, um ein Übergreifen zu verhindern.“
„Die Seuche grassiert in England“, warf Warin ein.
„Sie muss aufs Festland übergesprungen sein.“
„Was denn, hierher? Nach Russland?“
Artjom dachte an seine Schwester. Irina war zwei Jahre älter, und als er das Zuhause verließ, war sie dabei gewesen, ein Studium aufzunehmen.
Er musste lächeln. Anglistik hatte auch ihn schon immer interessiert, und hätten sie sich damals nicht gestritten und wäre er nicht seinen jugendlichen Impulsen gefolgt, vielleicht wäre er mit Irina zusammen nach England gegangen.
„Wie sollen wir das Übergreifen verhindern?“, fragte Warin.
„Wir müssen das Zentrum finden.“ Wolowoi sah sich um. „Und vernichten.“
„Das Zentrum, das Zentrum.“ Klerskaja klang verdächtig nach Hysterie. „Zeigen Sie mir das Zentrum!“
Sie stampfte herum und machte ausladende Handbewegungen. Drückte die Klinke einer Tür herunter und stieß sie mit aller Macht auf.
Wolowoi rief eine Warnung, Krakow machte einen Schritt auf sie zu, Warin bewegte sich vor. Der Einzige, der erstarrte, war Artjom, denn er hatte erkannt, wer da aus dem Zimmer trat.
Die Klerskaja wich zurück, alle anderen hielten den Atem an. Denn Irina war wunderschön, wie sie aus dem Zimmer trat.
Die Klerskaja riss ihre Waffe hoch und gab eine Salve ab, Artjom konnte nicht anders, er erschoss Klerskaja.
Warin stieß ihn mit einem Schrei beiseite. Er musste die ganze Zeit auf einen Auslöser dafür gewartet haben. In diesem Moment erlosch das Licht.
Artjom wusste nicht, was mit Irina geschehen war. Irina! Seine große Schwester, die ihm Mutter gewesen war, als seine Mutter dazu nicht mehr fähig war.
Er stürzte mit Warin in das Zimmer hinein, von dem er wusste, dass es Irinas gewesen war. Hart schlugen sie beide auf dem Boden auf. Warin hielt ihn auch umklammert, als sie lagen. Es war stockfinster, ein Geruch nach Staub lag in der Luft. Es war durch nichts zu erkennen, dass es draußen heller, trockener Tag wäre.
Warin regte sich langsam, er hatte seinen Kopf an Artjoms Brust gepresst.
„Scheiße, es ist plötzlich so still“, flüsterte Artjom. Warin bewegte sich wieder.
„Was ist los? Sind wir in dem verdammten Zimmer?“, antwortete Warin. Doch seine Stimme kam vom anderen Ende des Raumes, mindestens vier Meter entfernt.
Als er die fester werdende Umklammerung spürte, schoss durch Artjom der Gedanke: Wer liegt hier neben dir?
Von Panik durchschossen versuchte er aufzuspringen, doch das Wesen hielt ihn fest. Er hörte jetzt, wie es keuchte, was immer es war.
„Warin, verdammt! Hilf mir!“ Dann verschloss eine eiskalte Hand seinen Mund.
„Tolzki, was ist los?“ Warin schien zu hören, dass etwas vorging. „Wo bist du?“
Artjom warf sich hin und her, er wälzte sich und versuchte, mit den Füßen zu treten.
„Artjoschka!“ Die Stimme seiner Schwester, direkt neben seinem Ohr. „Du hast mich gerettet. Du siehst, hier gehörst du her!“
Artjom spürte, wie kalte Lippen sich auf die seinen legten, der Kuss versiegelte seinen Atem, er ließ es geschehen.
Irina!
Als das Licht aufflammte, musste Artjom blinzeln. Warin stand neben dem Lichtschalter und starrte ihn an.
Niemand lag neben ihm, nichts. Er rappelte sich auf, das Zimmer war Irinas gewesen, tatsächlich. Aber irgendjemand hatte sämtliche Möbel daraus entfernt.
Er wollte aus dem Zimmer gehen, doch Warin hielt ihn auf.
„Was geht hier vor?“, fragte er. Artjom sah Schweißtröpfchen durch die kurzen Haare rollen. „Du hast Klerskaja erschossen!“, zischte er. „Du kennst das Haus hier. Du arbeitest gegen uns!“
Artjom ließ sich einfach fallen. Wo er stand, stürzte er auf den Boden und begann zu weinen. Nach einer Weile setzte sich Warin neben ihn.
„Ich dachte, ich hätte meine Heimat gefunden.“
„Du bist aufgetaucht und hast niemandem erzählt, wo du herkommst.“
„Alle haben mich angenommen.“ Artjom wischte sich übers Gesicht und schaute Warin traurig an. „Und jetzt wollen sie meine Schwester erschießen.“
Warins Gesichtszüge wurden hart. „Wenn du dich hier auskennst, warum hilfst du uns nicht?“
„Irina!“ Artjom blickte sich im Zimmer um. Leere Wände, die Tapeten mit ungesundem Gelb überzogen, abgegriffen an den Ecken. „Irina war die einzige, die ich hatte. Vater starb, Pjetr hängte sich auf. Mutter verzog sich in ihre eigene Welt.“ Er lächelte. „So blieben Irina und ich. Als wir uns stritten, ging ich.“
Es war totenstill. Absolut keine Geräusche, als lausche selbst das Haus, was Artjom erzählte.
„Ich wusste nicht, dass sie wieder zurück war.“ Er schien aufzutauchen.
„Und brachte das Virus mit.“ Warin streckte die Hand aus. „Gib mir deine Waffe!“
„Was meinst du, wo das Zentrum ist?“
„Gib mir deine Waffe, Artjom!“
„Zum Zentrum strebt alles, Warin. Jedes Ding konzentriert sich darauf. Und vom Zentrum aus wird das Virus weitergegeben.“
Artjom wollte die Tür öffnen, doch Warin drängte ihn zurück. Er war kräftig, auf eine beiläufige Art.
Artjom wehrte sich, es gab ein kleines Gerangel, in dessen Verlauf jeder die Oberhand zu gewinnen suchte.
Sie stürzten beide auf die Erde, Warin mit entsetztem Blick auf dem Rücken in unterer Position, Artjom zuoberst. Er versuchte Warin die Luft abzudrücken.
„Verdammt, was soll das?“, keuchte Warin. „Was ist in dich gefahren?“
„Heimat“, entgegnete Artjom. Er spürte, wie er kräftiger wurde. „Es geht darum, wo man hingehört.“
Damit drückte er zu. Er presste, seine Nase keine zwanzig Zentimeter von Warins entfernt. Doch der wehrte sich, versuchte, sich fortzurollen, wand sich und bemühte sich mit rotem Gesicht, nach oben zu gelangen.
Da platzte sein Kopf.
Ganz als erstes sah Artjom, wie seine Augen aus den Höhlen schossen, mit verwundertem Blick. Die Sehnerven rissen, er glaubte, in der sich dehnenden Zeit ein entsprechendes Geräusch zu hören. Als Warins Schädeldecke barst, die Haut riss, Blut, Knochensplitter, Hirnmasse freigab, musste Artjom sich abwenden, weil Warins Augen, wie zwei Geschosse abgefeuert, in sein Gesicht klatschten.
Sofort folgten Blut und Hirnmasse, es machte schmatzende Geräusche, wie wenn jemand mit Lehm wirft, und dann plötzlich war Stille. Keine Bewegung, außer einer dicken Suppe, die leise aus Warins Halsstumpf lief.
Artjom erhob sich und taumelte, als hätte er große körperliche Anstrengung hinter sich. Er sah sich um, dann zog er seine Jacke aus und deckte sie über Warins Leiche. Von dessen Kopf war nicht viel mehr übrig als einzelne Teile, über das ganze Zimmer verstreut.
Er nahm die Waffe, die er im Kampf verloren hatte, auf und lauschte an der Tür. Draußen war nichts zu hören. Er öffnete die Tür einen Spalt, es war auch nichts Außergewöhnliches zu sehen.
Als er die Tür weiter aufstieß, huschte eine Gestalt in sein Blickfeld – Pjetr.
Er lächelte, hinter ihm erschien Irina.
Tränen liefen wieder über Artjoms Gesicht, als sie sich in den Armen lagen, Irina streichelte seinen Kopf. Ihre Hand war so weich.
Pjetr stand neben ihnen, seine Kleidung zerlöchert von Galeshdas Schüssen.
Galeshda? Galeshda? Wer war das noch mal?
Irina strich mit ihren Fingerspitzen über seine Wangen. Die Kuppen waren schwarz, aber das machte ihm nichts. Er nahm ihre Hände und küsste sie, schlang wieder seine Arme um ihren Körper. Mit einem Lächeln ließ sie es geschehen und sah zu Pjetr. Der blickte ernst.
Irina löste sich vorsichtig von ihrem Bruder.
„Wir haben eine Aufgabe“, sagte sie.
„Wo sind die anderen?“, fragte Artjom. Sie trat beiseite, und im ersten Moment, als er seine Kameraden so hingemetzelt liegen sah, zuckte er zusammen.
Klerskaje und Krakow lagen ineinander verschlungen auf dem Boden, dass es den Anschein hatte, sie seien ein Liebespaar. Nur das viele Blut störte. Dann erkannte er, dass sie ihre Arme nicht umeinander geschlungen, sondern geradewegs durch den Körper des anderen gebohrt hatten. Sie waren wie miteinander verwachsen.
Wolowoi lag etwas abseits, ebenso blutverschmiert, mit offenem Leib. Innereien traten hervor wie nebenbei. Das Lächeln auf seinem Gesicht war erstarrt und hatte einen arroganten Zug.
Als Artjom vorüberging, bewegte sich Wolowoi, öffnete die Augen und stöhnte auf. Artjom blickte auf ihn herab und wollte etwas sagen, doch Irina kam ihm zuvor: „Du hast eine Aufgabe, Artjoschka. Deine Energie wird gebraucht.“
„Ja.“
Er stieg über Wolowoi hinweg und spürte dessen hilflosen Blick, wie er sich entfernte.
„Wo ist das Zentrum?“
„Du weißt es.“
Pjetr lachte.
„Ja, natürlich. Ich weiß es.“
Er ging zur Treppe, gefolgt von den beiden Gestalten, stieg hinab und sah Worski in der Mitte der Halle liegen. Seine Gesicht eine einzige Wunde. Trotzdem musste der Mann noch leben, denn er hatte sich bewegt.
Artjom trat an ihn heran, beugte sich über ihn und sprach ihn an.
„Worski, kannst du mich hören?“
Durch das Blut hindurch drang ein leises Wimmern. Er ging ganz dicht mit seinem Ohr an die Stelle, die Worskis Mund sein musste.
„Tolzki, hilf mir!“, kam es blubbernd heraus. „Hilf!“
Zärtlich nahm Artjom den Kopf des Anderen in seine Hände. „Es wird alles gut“, flüsterte er. Und mit der Rücksichtslosigkeit des Mannes, der eine Aufgabe hat, riss er den Kopf zur Seite. Es knirschte, Worski tat einen Seufzer, dann war es still.
Artjom wusste, dass es im gesamten Haus nur noch eine lebende Seele gab. Das würde nicht mehr lange so bleiben.
Er hob den Blick und ließ den Duft seiner Heimat durch die Nase strömen. Er spürte einen Luftzug, der eisige, faulige Kälte verbreitete. Das Zentrum war nicht fern, und auch auf der zeitlichen Ebene war es nah. Er ging vorbei an Irina und Pjetr, die jetzt reglos standen.
Er stieß die Küchentür auf; als er die Öllampe auf der Erde sah, stiegen Gedanken an Warin in ihm hoch. An seine Kameraden von der OMON, schließlich an den Befehl Wolowois, alles Leben in diesem Haus zu vernichten.
Der Luftzug verstärkte sich zu einem Wind als er den Zugang zur Küche geöffnet hatte. Er ging hinein und schaltete das Licht an, da sah er einen Strudel aus Staub, Papieren und leichten Kleidungsstücken in der Mitte des Raumes stehen. Unruhig und zugleich beruhigend drehten sich die Gegenstände in der Luft und zogen immer neue, immer größere zu sich in den Kreis.
Dort unten musste das Zentrum des Hauses sein. Natürlich, der Keller!
Er ging voran und mit jedem Schritt, den er tat, verlor er seinen eigenen Willen. Er wurde angezogen, er wurde geschoben – irgendwann kam der Punkt, da gab es kein Zurück mehr.
Er sah klar: Bis hierhin hatte das Haus – das Virus – alle menschliche Energie verbraucht, um ihn anzuziehen, hierher an seine Heimat zu bringen. Seine eigene Energie jetzt würde es benötigen, um sich fortzupflanzen. Er würde Teil von etwas großem, umspannendem werden.
Er stieg die schmale Treppe hinab, mit der Öllampe in der Hand, auch wenn die Flamme im Zug des Zentrums flackerte. Seine Haare wurden durchgewirbelt, seine Kleidung, jeder Schritt hinab fiel ihm schwerer.
Unten dann der wahre Orkan: Alles Bewegliche aus dem Keller hatte sich in der Windhose gesammelt, die direkt an dem alten Ofen rotierte. Der Schlot war zerstört und bildete den Mittelpunkt. Das Auge des Orkans.
Er stellte die Lampe ab, ging auf den Orkan zu, zögerte kurz. Die Ölleuchte stürzte an ihm vorbei in den Strudel hinein. Eine Träne lief ihm das Gesicht hinab. Er wischte sie fort, tat einen kräftigen Schritt auf die Windhose zu. Noch einen, schließlich musste er sich bücken, um nicht von einigen Weinflaschen getroffen zu werden. Noch ein Schritt. Das Schauspiel erzeugte ein leises Geräusch von Surren, ganz so, als schnurre ein Elektromotor. Je näher er trat, desto intensiver wurde der Ton.
Noch einen Schritt. Der Sturm zerrte an ihm, alles an seinem Körper war in Bewegung. Nur das Gesicht war starr. Er durchschritt den Orkan, wurde kurz angehoben, und landete sanft im Zentrum.
Hier war es völlig geräuschlos.
Er hatte nicht die Zeit, sich umzuschauen. Es zerriss ihn in derselben Sekunde, in der er die Stille spürte.
Das Zentrum füllte sich, die Farbe stieg hinauf und endlich wurde der Rauch, der aus dem Haus aufstieg, wieder tiefrot.
Artjoms Atome wurden hinausgeschleudert, hinaus in die Welt, hinüber auf die anderen Häuser, die geduckt herumstanden, als erwarteten sie die Sendung mit Sehnsucht.

 

HeyHo, Hanniball

Als erstes musste ich an "Krieg und Frieden" denken. Weniger wegen der Länge, obwohl ich mir damit auch nicht gerade leicht tue, sondern aufgrund der vielen Namen. Apropos Länge. Da wäre vieles kürzbar und es würde mMn auch dem Gesamttempo der Geschichte nicht schaden, denn die jetzt vorhandenen heftigen Tempiwechsel blocken ganz schön.
Na ja, letztendlich bin ich von "Krieg und Frieden" abgegangen und habe mich eher an Lukianenkos "Wächter ..."-Serie erinnert gefühlt. Würde auch vom Setting her gut passen, obwohl natürlich könnte auch manch Computerspielwelt Pate gestanden sein, z.B. Resident Evil.

Kleinigkeiten da und dort

Ein Krachen, das ihm das Herz brach

Warum denn das?

Das Licht flackerte, der Kronleuchter in der Mitte der Halle erlosch und leuchtete gleich wieder auf.

Wenn Licht flackert, ist das mit Erlöschen und Aufleuchten gleichbedeutend, demnach kann man sich bei diesem Satz das eine oder andere sparen.


höllischer Geschwindigkeit

Wie schnell genau darf man sich das vorstellen?

Ja, es war sogar unmöglich bei gewesen

Entweder "dabei" oder gleich ganz weg lassen.

Die Dunkelheit von drinnen schien zu leben.

Dieser Satz suggeriert mir, dass die Dunkelheit herauskommt und zu leben scheint. Vielleicht meintest du das oder eher "Die Dunkelheit drinnen schien zu leben.

Er ging vorwärts, fand eine alte Öllampe über dem Herd hängen und entzündete sie

Hier ist kleines Kürzungspotential vorhanden, denn wo die Lampe ist, ist nicht relevant.

Sie blickten sich in der flackernden Finsternis an und Artjom stellte fest, dass ihm eigentlich niemand näher stand als Warin.

Das lässt auf Verwandtschaft schließen, aber ich glaube, das meintest du nicht.

Der hatte seine Jacke schon wieder geöffnet,

Warum das denn und wann hatte er sie zuvor schon geöffnet und warum (an Brustkorbbelüftung wird's ja wohl nicht liegen)?

Ein erschütternd weißes Stück Wirbelsäule.

Der Satz hat was. Gratulation.

Innereien traten hervor wie nebenbei.

Mit diesem kann ich dafür überhaupt nichts anfangen. Was soll das für ein Bild sein? Wie können Innereien nebenbei hervortreten? Ne, sorry, geht nicht für mich.

Tja, ich glaube, bei angemessener Überarbeitung kann das was ganz Tolles und Rasantes werden. Hat mich in der derzeitigen Form leider nicht überzeugen können. Sorry.

lg
lev

 

Hallo Beide!

Bei der Länge der Story hatte ich gar nicht erwartet, dass so schnell jemand antwortet.

Lev:

Bist mir dann doch zuvorgekommen, hatte deine Geschichte ausgedruckt, aber noch keine Zeit gefunden, sie zu lesen. Wie ich in letzter Zeit überhaupt wenig Gelegenheit oder auch die Ruhe gefunden habe, mich hinzusetzen und wirklich intensiv zu schreiben. *rüberwinkzusomebody*


Oja, "Krieg und Frieden", schon ziemlich dick. Allerdings, wenn es um Russen geht, denke ich auch immer an einen Idioten, Anna Karenina oder eben Krieg und Frieden. Die russische Seele halt.

Aber die "Wächter..."-Serie, nein. Habe ich zwar gelesen, zumindest den ersten Teil und die Hälfte des zweiten Teiles, aber spätestens da ist mir Lukanjenkos aufgesetzt naiver Stil auf den Kranz gegangen.

Diese Story hier ist übrigens eine Fortsetzung, es ging mir auch, dass ich das Thema an sich interessant fand.

Deine Anmerkungen sind aufgenommen, Danke dir für die Mühe. Ich war besonders aufmerksam, als du von Kürzen redetes, von straffen und überarbeiten.
Jetzt habe ich die Story drinnen, normalerweise lasse ich sie liegen und gehe nach Wochen noch mal drüber. Da hätte ich dann vieles von dem ausmerzen können, was du ansprachest.

Bluff of god:

Du schlägst ja in dieselbe Kerbe, ohne Zweifel werde ich mich noch mal an die Story dransetzen. Die Hinweise werden dabei hilfreich sein.

Die Personen, ja. Vielleicht wäre es besser gewesen, mit drei oder vier Personen zu arbeiten. Sie hätten auch ihren Zweck erfüllt. Vielleicht hätte ich sie aber doch besser charakterisieren sollen, ein kleines, unverwechselbares Merkmal geben sollen. Bei Krakow habe ich das versucht, mit seiner Brille, bei Worski mit der offenen Jacke.
Es gibt Schreiber, die können sowas mit ein, zwei Sätzen.

Die Innereien wie nebenbei halte ich immer noch, na ja, zumindest für unkonventionell, außergewöhnlich. Vielleicht findet sich ja einer, der sie auch gut findet.

Ja, du hast natürlich Recht, mit den einzelnen Tötungsmethoden. Und wenn ich dir sage, dass diese Art der Schreibe gar nicht meine ist. Da gibt es andere hier, von denen ich was zum TdM erwartet hätte. *mitdenFüßentipundzuSalemrüberschau*

Schönen Dank also ihr Zwei, ihr habt mir zumindest geholfen, die Orientierung zu finden.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hallo Hannibal

Ich fühlte mich bei Deiner Geschichte auch an einen Roman erinnert: Metro 2033.
Das liegt zum Großteil daran, dass Dein Prot. Artjom heißt. Zum anderen weckte der waffenstarrende, russische Stoßtrupp Assoziationen zu dem Buch.
Davon abgesehen hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte aus einem größeren Zusammenhang herausgerissen wurde. Für mein Empfinden gab es nicht nur ein paar lose Enden, sondern auch Logikfehler.
Wer sind diese Männer, die in das Haus eindringen wollen? Regierungstruppen? Wieso wissen die Männer, dass es in dem infizierten Haus ein Zentrum gibt, zu dem sie vorrücken müssen, haben aber keine Ahnung von der Gefahr, die sie drinnen erwartet? Woher wissen sie überhaupt, dass das Haus infiziert ist? Was hat es mit dem Virus auf sich? Weshalb brach er in England aus? Und überhaupt, wieso sprengen sie den Kasten nicht einfach? ‚Maschinengewehre gegen Betonwände’ klingt jedenfalls unlogisch.

Von den offenen Stellen abgesehen, hatte ich auch den Eindruck, dass die Geschichte zu viel auf einmal wollte. Ist es nun eine Geistergeschichte, Splatter, oder einfach nur Seltsam?
Ich konnte für mich keinen Focus entdecken. Herausstechend empfand ich die Sterbeszenen, sowie die Idee von einem infizierten Haus. Nur passen die einzelnen Versatzstücke leider nicht zusammen.
Es gibt zu viele Personen / Namen, die scheinbar nur in die Szene geschmissen werden, damit sie recht bald einen grausamen Tod sterben können.
Dann existiert da der Prototyp eines herrschaftlichen Geisterhauses, das einerseits jedem Klischee entspricht, andererseits merkwürdig deplaziert in einer modernen Welt wirkt, wo Menschen mit Maschinenpistolen ausgestattet sind. Solche Diskrepanzen machen normalerweise eine Geschichte recht spannend, aber leider schreitet die Geschichte kommentarlos über die Kluft von alter und neuer Welt hinweg. Schade.
Als nächstes geschieht mir der „Verrat“ von Artjom zu schnell. Richtig verstanden habe ich ihn sowieso nicht. Ok, er ist in dem Haus aufgewachsen. Aber scheinbar war er seit Jahren nicht mehr dort und es hat ihn weder gekümmert was aus seiner Schwester wurde, noch was mit dem Haus geschah. Dann ist er plötzlich wieder zurück, wechselt unvermittelt die Seiten, bringt Leute um und opfert sich für … ja, für was und warum eigentlich?
Einige Motive werden zwar angedeutet, aber so richtig konnte ich die Handlungsweise nicht nachempfinden.
Na ja, ich hör mal an der Stelle auf. Ich glaube Du siehst, wo ich mit Deiner Geschichte Probleme hatte, aber ich hoffe Du nimmst mir meine Kritik nicht allzu krumm.

Viele Grüße

Mothman

 

Hi Mothman!

"Metro 2033" wollte ich schon länger mal lesen, lohnt sich das?

Davon abgesehen hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte aus einem größeren Zusammenhang herausgerissen wurde.

Ja, das ist wohl so, die Grundidee wird kaum erklärt. Natürlich wäre das eine andere Story geworden, hätte ich mich darauf konzentriert.
Und ich habe daher ziemliche Bauchschmerzen gehabt, ganz einfach, weil ich nicht wusste, wie viel ich erklären musste. Wie viel ist notwendig zu wissen, damit die Handlung flüssig ist.

Eigentlich hatte ich erwartet, dass der erste Teil der Story etwas bekannter sei hier. Ich glaube, wenn man die kennt, ist das Teil hier schlüssiger.

Die Logikfehler wären vielleicht damit auch ein wenig behoben.

Ist es nun eine Geistergeschichte, Splatter, oder einfach nur Seltsam?

Tja, gute Frage. Hatte eigentlich gedacht, dass ich das TdM in die Story pressen könnte.

Als nächstes geschieht mir der „Verrat“ von Artjom zu schnell.

Ja, im Kopf war die gesamte Vorgeschichte vorhanden, ich hatte mir alles zurechtgelegt. Doch leider, leider scheine ich zuwenig in die eigentliche Geschichte gebracht zu haben.
Die Heimat des Menschen, seine Zugehörigkeit, sollte eigentlich das Hauptthema der Story sein.

Danke dir für die Mühe und die ehrliche Kritik.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 
Zuletzt bearbeitet:

Moikka lieber Hanniball,

ach menno, die Heimat-Thematik finde ich klasse! Klischee hin oder her - ich lese das in tatsächlich jedem russischen Buch, egal ob von 1950 oder zeitgenössisch, und ich lese extrem viel russische Literatur. Und genau das Thema vermisse ich in schlichtweg jedem Text hier im Forum, der in Historik steht und den Zweiten Weltkrieg behandelt. Außerdem sehr innovativ eingesetzt, und halt nicht pseudo-melancholisch runtergebetet.

Obwohl der leise, schleichende (Psycho/Krimi)Horror bei anderen Texten von Dir überwiegt, gefällt mir hier der blutige Teil besser. Ein paar fiese Bilder (die Wirbelsäule ist mir - als dritte Leserin - auch positiv aufgefallen), aber auch die Ruhe kombiniert mit temporeichem Auseinandernehmen.

Für mich hat die Geschichte eine ganz eklatante Schwäche: das ist so niemals nie eine russische Spezialeinheit, das sind nichtmals ungeschulte Soldaten. Wenn Du nun einen angedeuteten SciFi-Hintergrund wählst, eine Dystopie (ganz klassisch russisch ;) nebenbei), würde es - um die story glaubwürdig und spannender zu machen - schon reichen, wenn aus den Special Unit Soldaten bewaffnete Zivilisten würden. Die ums Überleben kämpfen, aber nicht gewohnt sind, es zu tun.

Hast Du bei der Erstürmung des Moskauer Theaters damals einen Angehörigen der Spezialeinheit gesehen, der eine Brille aufhatte? Die vllt noch verrutscht, so daß er sie ständig zurechtrücken müßte? Unter Helm und möglicherweise Gasmaske und Nachtsichtgerät und was weiß ich? Sicher nicht, niemals nie. Das ist ein ganz ganz klassisches Detail, Figuren durch persönliche Ticks/Schwächen/Eigenarten voneinander abzusetzen, aber in diesem Szenario schlichtweg nicht möglich.

Ebenso hier:

Gibt’s hier nirgendwo Licht?“, zischte Warin und reflexartig griff Artjom zum Schalter. Niemand wunderte sich, Wolowoi sah sich rasch um und gab dann mit der Hand knappe Anweisungen.
Krakow und Galeshda wurden in die Halle linker Hand geschickt, die beiden Zimmer dort zu untersuchen. Worski und Klerskaja geradeaus, unter den Treppenbogen. Warin und Artjom schließlich wurde der Weg mit Wolowois Zeigefinger nach der rechten Seite gewiesen, wo sich an die Halle ebenfalls zwei Zimmer anschlossen.
Wolowoi hielt zum Abschluss seines stummen Befehls zwei Finger in die Höhe. Maximal zwei Minuten, dann hatten alle zurück zu sein.
Entweder die müssen den Mund halten, dann quatscht keiner, is hier keen Licht?, oder sie können das mit den zwei Minuten auch gesagt bekommen. Handzeichen dienen nur dazu, in einer Situation möglichst ohne ein Geräusch zu agieren - dann wissen das alle, und dann redet sicher niemand über Licht oder keins. Das ist so ein typisches Ding, das man aus tausend Hollywoodfilmen kennt, aber man sollte ein bissl aufpassen, wie genau man das einsetzt. Eine solche Spezialeinheit erlaubt sich sowas sicher nicht, ebensowenig, daß die Waffen gesenkt sind ...
Niemand hatte sich bewegt oder gar die Waffe gehoben.
... als die ins Haus treten, wo doch der eindeutige Befehl lautete, auf alles zu schießen, was ihnen entgegenkommt; und da hätten die sicher auch bei einem grösseren Schatten reagiert, oder zumindest die Waffen im Anschlag gehabt.

Und dazu noch:

Die Order war unmissverständlich, ebenso schweigend, wie sie sie empfangen hatten, wollten die Männer sie ausführen. Doch noch ehe sie dazu kamen, geschah etwas.
Artjom sah traurig auf sein Lächeln. „Der Befehl lautet, alle zu töten, die uns im Haus entgegenkommen. Alle!“
Ich denke nicht, daß über Befehle sinniert oder diskutiert wird, sobald die action losgeht. Vllt hinterher, in den Kasernen beim Rauchen, aber das spielt für diese Geschichte keine Rolle mehr. Die gesamte Stürmungs-Szene paßt für mich nicht zu Soldaten, weder trainiert noch ungeschult, und schon gar nicht zu einer Spezialeinheit. Hier würden Befehle ausgeführt werden, die Kämpfer schalten auf Automatik. Und so richtig mag diese melancholische Betrachtung mitten in all dem Töten und Stürmen nicht passen - was aber sicher ginge, wenn es sich um Zivilpersonen handeln würde. Also ein kleiner Dreh nur. Dann würde sich auch die Unlogik mit dem Vorwissen, um was es sich handelt, lösen; ansonsten finde ich Bluffs Idee gut - es muß einen Sinn geben, warum die eine Einheit ins Haus schicken. Grad in Russland wird nicht mit äh Mitteln gegeizt, einen Konflikt zu lösen.
Und zu der Info mit England paßt auch das nicht:
„Was geht hier vor?“, fragte Warin mit tonloser Stimme. „Wenn wir gewusst hätten, was uns erwartet, hätten wir uns anders vorbereitet.“
Das hatten sie aber doch gewußt, denn sie sprechen selbst drüber, zudem hatten sie ja einen Auftrag und einen Grund für das Eingreifen - es erscheint mir unsinnig, daß der Stab nicht aus den Erfahrungen der englischen "Kollegen" Konsequenzen gezogen hat. Und die Kämpfer so derart im Unklaren gelassen, auf was sie da stoßen, wenn es logisch wäre, daß so daraus ein Himmelfahrtskommando würde.

Es hört sich vllt nach enorm viel Genöle an, betrifft eigentlich aber nur einen Hauptpunkt.

Ich bin eigentlich nicht so der Fremdzitattyp, aber ich will hier nur zwei Zitate aus dem Tschetschenienkrieg gegenstellen - und dies sind nicht ausgebildete Soldaten (also läßt sich die Haltung vllt mit einer Einheit vergleichen, die ausgebildet ist, aber nicht direkt an der Front kämpfen soll). Ein wirklich phantastisch gutes Buch, übrigens:

"Im Krieg ist der Mensch kein überhaupt kein Mensch. Wir haben nicht fünf Sinne, sondern viel mehr. Wir haben einen siebten, achten, zehnten Sinn, sie wachsen wie Fühler aus unseren Körpern heraus, wachsen in den Krieg ein, und wir spüren den Krieg mit ihnen, wir kennen jede seiner Bewegungen und können sie vorausahnen. Einem Menschen, der nie im Krieg gewesen ist, kann man den Krieg nicht erzählen - nicht weil er zu dumm oder begriffsstutzig wäre, sondern einfach, weil er nicht die nötigen Sinnesorgane besitzt, um den Krieg zu begreifen."
"Eine unglaubliche Angst verbrennt deinen Körper, die Splitter fliegen über deinen Kopf, kein einziger hat dich getroffen, und dein Gehirn war noch nicht einmal in der Lage zu verstehen, was da passiert ist. Wenn wir uns auf unsere Sinne verlassen würden, wären wir längst tot, das dauert alles so lange, ist so langsam - das Geräusch hören, die Information von den Ohren ans Gehirn weitergeben, sie dort verarbeiten und dann Armen und Beinen den Befehl zum Hinfallen geben. Die Instinkte arbeiten schneller.
Das Leben selbst spricht aus uns, das Leben selbst zwingt uns, uns hinzuwerfen und möglichst tiefe Gräben zu suchen, es ringelt sich in uns wie ein glitschiger kalter Wurm und rettet uns
."

(Arkadi Babtschenko: Die Farbe des Krieges)

Sori, ein extrem langes Zitat, aber wenn ich sowas gelesen habe, dann hinkt es für mich, daß die Kämpfer bei dir so viel Zeit aufwenden, Gefühlen, Erinnerungen und Assoziationen, teils abergläubischen Eindrücken, nachhängen. Mitten in den Kampfhandlungen (die sie nicht wie befohlen ausführen, es nichtmals versuchen). Da bin ich ausgestiegen. Aber das nun wieder würde sehr gut zu Zivilisten passen, und dann würde mich ihre Unsicherheit und ihr Zaudern und das ganze Drum und Dran sogar reinziehen, und emotional engagieren.

Hölle, schrecklich viele Worte - aber ich wollte es auch für Dich klarmachen, anstatt nur zu sagen, 'nee so nicht für mich'.

Zum letzten Satz: Die Idee als Ausklang ist sehr schön, aber sie würde umformuliert sehr viel stärker kommen:

Artjoms Atome wurden hinausgeschleudert, hinaus in die Welt, hinüber auf die anderen Häuser, die geduckt herumstanden, als erwarteten sie die Sendung mit Sehnsucht.
Hmmm, ich habe oft den Eindruck, Du willst zu viel in einem Satz. Möglicherweise ist das Dein Stil, aber ich merke, daß mich sowas beim Lesen stört: Vergleiche. Ich fühle mich davon gegängelt. Erstmal stört mich Artjom und Atom, das ist fast Alliteration (auch wenn die Betonung etwas anders liegt) und vllt besser zu umgehen? Dann ist dieser Einschub mit dem geduckt auch noch zu der Sehnsucht etwas, das ich so nicht sehen möchte - obwohl ich die Idee, daß die Häuser warten, sehr sehr schön finde. Artjoms Moleküle (hehe) wurden hinausgeschleudert, hinaus in die Welt, hinüber auf die anderen Häuser, die die Sendung mit Sehnsucht zu erwarten schienen. OK, die die ist nicht ideal, so geht das auch nicht. Aber willst Du echt dreimal hin- wiederholen? Gedoppelt würde für die Poesie reichen, außerdem beißt sich das saloppe herumstehen (= gelangweilt) mit der ganzen Dramatik. *find*. Die Welt ist zudem irreführend, denn danach warten ganz speziell die umstehenden Häuser auf die "Sendung" - damit stehen zwei Bilder in Konflikt, die keine schlüssige Assoziation bei mir auslösen. Das verwabert so; und sowas ist schade für einen Abschluß.

Kurz: Tolle Ideen, auch mit dem Hausvirus, tolles setting, fiese Szenen, die Figur des alten Dieners, Kindheitstraumata ... überhaupt schön, eine "russische" story zu haben. Und ein Ende (das durch den Kamin, etwas vom schamanistischen Körperauflösen), das übrigens tief verwurzelt ist in sehr komplexen russisch-karelischen volksmagischen Weltbildern, und den Übergang vom Reich der Lebenden in das der Toten (bzw. einer Anderswelt) beschreibt.

Auch diese gesamte Passage hat mir extrem gut gefallen, weil es sehr schön die Entwicklung / Wirkung des Virus zeigt:

Artjom erhob sich und taumelte, als hätte er große körperliche Anstrengung hinter sich. Er sah sich um, dann zog er seine Jacke aus und deckte sie über Warins Leiche. Von dessen Kopf war nicht viel mehr übrig als einzelne Teile, über das ganze Zimmer verstreut.
(...) „Wo sind die anderen?“, fragte Artjom. Sie trat beiseite, und im ersten Moment, als er seine Kameraden so hingemetzelt liegen sah, zuckte er zusammen.
Ebenso hier, sehr schön aus sich heraus entwickelt:
Als er die fester werdende Umklammerung spürte, schoss durch Artjom der Gedanke: Wer liegt hier neben dir?
(...) „Was geht hier vor?“, fragte er. Artjom sah Schweißtröpfchen durch die kurzen Haare rollen. „Du hast Klerskaja erschossen!“, zischte er. „Du kennst das Haus hier. Du arbeitest gegen uns!“

Und ich hoffe, Du kürzt kein Personal - das muß so sein, sonst funktioniert die Dynamik der ganzen Gruppenszenerie auch nicht; und das mit den Namen finde ich nun nicht so schrecklich schwer zu merken! Wie will man auch sonst auf so einen bodycount kommen, nee nee :-)

Ich fühle mich übrigens nicht an Lukianenko erinnert, werder an die Wächter, noch an die (bessern) SciFi-Bücher - was jetzt aber nicht negativ gemeint ist, im Gegenteil.

Oha soha, ich hoffe, Du kannst was davon nachvollziehen & gebrauchen! Und ich hoffe auf weitere Schandtaten *schielzurück*.

Herzlichst,
Katla

P.S.
Du hast sehr oft das Wort "leicht". Teils widerspricht es dem Gesagten sogar, da würde ich raten, einfach jedes davon zu kicken. Das geht nur in ganz wenigen Fällen gut - ich darf das sagen ich hab den Fehler auch ständig. *zwinker*

 

Hi Hanniball,

Kritikmäßig wurd ja schon einiges gesagt, deswegen fasse ich mich kurz. Die Story an sich ist interessant und spannend und auch vom stil her nicht schlecht umgesetzt. Allerdings erfährt man meiner Meinung nach zu wenig über den Hintergrund. Was ist das jetzt für ein Wesen? Warum sind die Leute da? Wer ist jetzt eigentlich der Hauptcharakter?
Da wären wir beim nächsten Manko was mir aufgefallen ist die Namen. Abgesehen davon, dass sie schon ziemlich ungewöhnlich klingen selbst für russische namen( gibs die Namen alle wirklich?), sind es einfach zu viele.
Ich würde dir raten die Anzahl an Personen zu reduzieren und dir einen Charakter herauszunehmen, den du etwas stärker beschrieben lässt. Ich mein jetzt nciht Äußerlichkeiten, sondern das, was er denkt und fühlt. Nicht oh das ist ja meine Schwester, ich muss sie beschützen. Vielleicht kleine Gewissenskonflikte einbauen oder sowas in der Art.

Dann hat man zum einen eine etwas lebendigere Erzählweise und nicht nur sture Handlung gemischt mit blutigen Bildern und einem ab und zu eingeworfenen gedanken. Zum Anderen fällt es dem Leser leichter die Charaktere auseinanderzuhalten. Ich habe ca ab der Mitte der Story keine Ahnung mehr gehabt wer wer ist. Da sind immer neue Namen aufgetaucht und andere sind gestorben, usw.
Und wenn du die "Anzahl an Leichen" ums makaber auszudrücken beibehalten willst. Lass doch die Namen und mach sie einfach zu Soldaten, "Rothemden", wenn man so will (falls du star trek kennst). So lässt sich das wesentlich übersichtlicher gestalten.
Als letzten Punkt am Ende als Artjom das Zentrum erreicht. ich glaube da meinst du keinen Orkan. Ein Orkan ist kein Wirbelsturm, sondern nur ein starker Sturm. Ich glaube du meinst aber mehr einen Wirbelsturm wie einen Tornado.

mfg Leos

 

Hi Katla!

Ja, genau. Das ist mir natürlich während des Schreibens immer wieder durch den Kopf gegangen: Das nimmt dir niemand ab, dass es sich um eine Spezialeinheit handelt.

Schreibe nur über etwas, das du kennst! Und natürlich, um adäquat darüber schreiben zu können, hätte ich mich viel mehr vorbereiten müssen.

Und, um das noch auf die Spitze zu treiben: ich hatte einen ganzen Teil geschrieben, in dem die Guten mit Helm rumrannten. Ja, funktionierte noch weniger, weil ich die nicht auseinanderhalten konnte.

Alles in allem - auch die angeführten Zitate von Babtschenko - sagen ja, auf den Punkt gebracht, nur eines: Junge, schreib gefälligst authentischer! Das hatten wir schon mal, bei der Doppelgänger-Geschichte. Danach hatte ich mir schon vorgenommen, etwas sorgfältiger zu Werke zu gehen.

Aber, du hast Recht, es ist wahrscheinlich nicht nachvollziehbar. Und eigentlich sollte ich wissen, dass der Krieg andere Menschen aus uns macht. Habe mich ja auch ein wenig damit beschäftigt.

Sehr schön übrigens, dass du

Als er die fester werdende Umklammerung spürte, schoss durch Artjom der Gedanke: Wer liegt hier neben dir?

diese Stelle angesprochen und gelobt hast. Habe ich gerne geschrieben.

Ich danke dir und hoffe, wir sehen uns mal wieder anders rum!:D

Hi Leos!

spannend und auch vom stil her nicht schlecht umgesetzt

Dankeschön!

Allerdings erfährt man meiner Meinung nach zu wenig über den Hintergrund

Nun, ich glaube, das wäre dann eine vollkommen andere Geschichte, noch länger und so. Ich muss gestehen, dass ich mich immer noch mit dem Gedanken trage, in ferner Zukunft, wenn ich den fetten Lottogewinn gemacht habe und nicht mehr arbeiten muss, aus diesem Stoff einen Roman zu machen.
Ich habe immer nach einem Thema für einen Horror-Roman gesucht, ich glaube, das hier ist es. Mal sehen.

Ich würde dir raten die Anzahl an Personen zu reduzieren

Auch das wäre dann eine vollkommen andere Geschichte.

dir einen Charakter herauszunehmen, den du etwas stärker beschrieben lässt.

Damit, allerdings, hast du wohl Recht.

Ich habe ca ab der Mitte der Story keine Ahnung mehr gehabt wer wer ist.

Wobei bei 90% des Personals unerheblich ist, wie es heißt.

Ich glaube du meinst aber mehr einen Wirbelsturm wie einen Tornado.

Ja, natürlich. Du hast Recht. Das wird bei der Überarbeitung mit beachtet.

Ich danke euch beiden für die Mühe und die - teils - wohlwollende Kritik.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hi Hanniball,

das Problem an diesen russischen Namen ist ja einfach, dass sie für uns Deutsche alle so gleich klingen. Das ist wie mit Asien, einfach schwer auseinander zu halten.
Ich würde einfach ein paar auch Vornamen geben, den Frauen z. B. Ich glaube, so täte sich der Leser um einiges einfacher.

Mal davon abgesehen, konnte mich auch der Rest deiner Story nicht wirklich überzeugen. Ich finde, du überstürzt es zu sehr. Diese Geschichte würde von eine Charakterisierung profitieren. Die Aufklärungsszenen sind viel zu schnell und unmotiviert. Die Schwester taucht auf, er tötet gleich mal seinen "Freund" und beschließt, sich den Bösen anzuschließen. Das nehm ich ihm eigentlich nicht ab. Auch wenn du sagst, er liebt seine Schwester, das wäre mir nicht genug.

Das Setting selbst fände ich gut (auch wenn ich das Gefühl habe, Russland hast du nur gewählt, um den Leser zu sehr zu fordern. ;) ), auch das "Virus" gefällt mir, aber ich glaube die Story einfach nicht wirklich. Wie gesagt, mir ist alles einfach zu überstürzt.

Unterhalten wurde ich trotzdem, das Ende war dann ziemilich rasant.

Liebe Grüße
Tamira

Von einem Band geschnitztem Efeu umrankt starrte ihnen in der Mitte ein kleiner Löwenkopf entgegen.
Viel zu starrig für den Anfang. Ich brauchte zwei Versuche um zu verstehen, was du meinst.
Ein Löwenkopf starrte ihnen aus einem Kreis aus geschnitztem Efeu entgehen, etc. wäre mMn schöner zu lesen.
Artjom hoffte, dass niemand sein Zittern bemerkte. Und wenn, dass man es auf seine eigene Angst zurückführen würde.
derjenige

Ein Krachen, das ihm das Herz brach, die Tür splitterte und er sah Erinnerungen zerplatzen.
hinterlässt bei mir ein großes Fragezeichen.

Krakow wand sich mit einer einzigen Bewegung in die entstandene Öffnung
Winden assoziiere ich mit einer anstrengenden Bewegungen, evtl. auch mit einer langandauernden. Dazu passt "mit einer einzigen" nicht gut. Ich würde statt winden einfach schlüpfen schreiben.

Drinnen war es kühl und dunkel. Die Läden vor den Fenstern waren geschlossen und das gesamte Gebäude schien unbewohnt. Bis auf den blutroten Qualm aus dem Schlot.
Unsauber: Nur der blutrote Qualm im Schlot bewies das Gegenteil. Oder so ähnlich.
„Gibt’s hier nirgendwo Licht?“, zischte Warin und reflexartig griff Artjom zum Schalter.
Ein weiteres großes Fragezeichen. Das konnte ich erst später verstehen, Artjom war wohl ein ehemaliger Bewohner.

Die Order war unmissverständlich, ebenso schweigend, wie sie sie empfangen hatten, wollten die Männer sie ausführen.
Hat mich aus der Bahn geworfen. Männer? Waren da nicht auch Frauen dabei?

Wolowoi war zufrieden.
„Das Zentrum muss sich im Obergeschoss befinden, dort wird es nicht so einfach sein.“
Widerspricht sich irgendwie. Er ist zufrieden, aber eigentlich wäre es ihm lieber gewesen, das Nest wäre im EG.
Der konnte nicht antworten, er stöhnte und seine Backen waren aufgebläht. Die Augen quollen furchtbar hervor und sein Hals pulsierte, als sei er ein eigenes Wesen.
Würde ich streichen

 

Hi Tamira!

Schön, dass du dich aufraffen konntest, auch wenn du nicht viel über das Stück sagen kannst. Haben ja auch in letzter Zeit eher weniger miteinander zu tun gehabt. Schade eigentlich!

Es gibt Storys, da weiß man, sie sind gut, haben Potential und nutzen das auch. Sie begleiten einen dann wohl ein ziemliches Stück des Lebens. Ich habe das Glück, dass das auf einige wenige meiner Storys zutrifft.
Andere dann wieder vergisst man beinahe, doch wenn man sie anliest, kommen die Bilder wieder, die Stimmungen, die man selbst beim Schreiben vor Augen hatte (aber eben nicht aufs Papier bannen konnte), und man selbst begreift, was man damals wollte. Und durch den Abstand zu dem Text eben, sieht man auch, was man falsch gemacht hat, wie man versagte.

Ich bin immer noch bei Phase eins, aber guter Dinge, dass ich realisieren kann, was falsch gelaufen ist. So schwer das im ersten Moment ist, so hilfreich sind dann doch die Kritiken, die man hier größtenteils bekommt. Wirkliches Kompliment an die Kritiker hier - das war nicht immer so!

Auch dein Kommentar geht in diese Richtung - zu unausgegoren, zu sprunghaft, das eigentliche Thema nicht herausgearbeitet. (Ich nehme mal die Namen und Personen, die verwirrend waren, als Symptom, nicht als Ursache). Allerdings hatte ich gehofft, dass es jemanden gäbe, der sich an den "Häuserkampf" erinnerte, um die eigentlichen Fakten des Geschehens schon vor Augen zu haben.

Ha-ha, damit haben wir wahrscheinlich noch eine Geschichte, deren Wirkung relativiert werden muss.:D

auch wenn ich das Gefühl habe, Russland hast du nur gewählt, um den Leser zu sehr zu fordern

Warum habe ich Russland genommen? Eigentlich war das von Anfang an klar, Russland und OMON. (Wobei ich zumindest von der Kampfgruppe die Finger hätte lassen sollen!).
Aber ist Russland nicht ein schönes Setting? Ich habe wirklich auch ein bisschen die Villa von Tolstoi vor Augen gehabt, große tragische Figur, das. Und auch, na ja, das Dilemma des großen Dichters des Volkes.

Ich danke dir für deinen Kommentar, deine Mühe und auch nur für dein Vorbeischauen. Ich freue mich auf unser nächstes Wiedersehen!

Schöne Grüße von diesseits!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Hanno,

ich habe ein bisschen das Gefühl, du hast einfach den üblichen Zombiekäse mit einem noch nicht ganz so ausgelutschten Handlungsort (Mütterchen RRRRRusssland) aufzupeppen versucht. Das ist auf jeden Fall gute Unterhaltung, allerdings bekommt es der Geschichte nicht, dass du so einen Bohei um diese ganze "Häuservirus"-Sache machst, auch mit dem etwas kryptisch geschriebenen Ende. Da versucht die Story sehr viel mehr zu sein, als sie ist - ein actionorientierter Untotenspaß. Ist doch nichts Schlimmes, kann man doch zu stehen. Durch die Häuser jedenfalls würde es meiner Meinung nach gut tun.

Die Tür war grün und reich verziert.

Ähem, kann man den nicht vielleicht ersatzlos streichen? Die Tür war grün ... das ist ein ganz, ganz schwacher Einstiegssatz.

In rasendem Tempo kam das Wesen auf die Männer zu, fegte zwischen ihnen hindurch, umstrich sie in höllischer Geschwindigkeit und verschwand ebenso rasend

Zweimal rasend, und dann auch noch "höllische" Geschwindigkeit. Das ist ja wie bei Spaceballs. Ein bisschen mehr Understatement, bitte.

Offensichtlich hatte niemand erkennen können, worum es sich bei diesem Ding gehandelt hatte.

Offensichtlich ist immer so ein Indikator dafür, dass etwas gesagt wird, das man sich eigentlich sparen könnte. Weniger Sätze = Höheres Tempo, gerade in so einer Knallergeschichte wichtig.

„Ich habe deinen Ausdruck gesehen, als wir hier ankamen“

"Du hättest wenigstens den Toner wechseln können ..." Du meinst den Gesichtsausdruck.

sein Hals pulsierte, als sei er ein eigenes Wesen.

als führe er ein Eigenleben ... originell ist was anderes, aber ein eigenes Wesen, äh, ein Wesen, das etwas eigen ist, oder wie, ich weiß nicht, klingt echt komisch.

Er starrte sie aus tiefliegenden Augen an und lächelte, wie jemand, der schon vom Tod gekostet hat.

Bitte den Bösewicht vor dem Böses tun nur lächeln lassen, wenn es echt gar nicht anders geht, das ist soooooooo trashig ... :lol:

das bei den Engländern wütet. Alles muss getan werden, um ein Übergreifen zu verhindern.“
„Die Seuche grassiert in England“, warf Warin ein.

Da hat der gute Warin wohl nur mit halbem Ohr hingehört.

Denn Irina war wunderschön, wie sie aus dem Zimmer trat.

Denn am Satzanfang ist eigentlich meist weniger toll ... und für mich liest sich das so, als sei die Art und Weise wunderschön, in der sie aus dem Zimmer tritt.

schoss durch Artjom der Gedanke

durch seinen Kopf schießt der Gedanke

Von Panik durchschossen

Nee, da kommt nicht mehr Tempo rein, nur weil jede Emotion und/oder Sinneswahrnehmung immer gleich durch die Leute durchschießt ...

Als Warins Schädeldecke barst, die Haut riss, Blut, Knochensplitter, Hirnmasse freigab, musste Artjom sich abwenden, weil Warins Augen, wie zwei Geschosse abgefeuert, in sein Gesicht klatschten.
Sofort folgten Blut und Hirnmasse, es machte schmatzende Geräusche, wie wenn jemand mit Lehm wirft, und dann plötzlich war Stille.

Gut, gut, gut, darum geht's. Seh ich ein. Aber trotzdem: Viel zu viel. Gefühlt auf jeden Fall. Festmachen würde ich es spontan an den Wortwiederholungen "Blut" und "Hirnmasse".

Unterm Strich ein kurzweiliges Hackebeil-Vergnügen mit ein paar handwerklichen Aussetzern und dem störenden Versuch, inhaltlich mehr Tiefe zu schaffen, als der Geschichte gut tut. Verringert aber den Lesespaß nur geringfügig.


Grüße
JC

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Innereien wie nebenbei halte ich immer noch, na ja, zumindest für unkonventionell, außergewöhnlich. Vielleicht findet sich ja einer, der sie auch gut findet.
ICH!!! ICH!!! ICH!!! :D

Hi Hannilein ;)

(vorab: war das eine Neuauflage des "Häuserkampfs") eine meiner Lieblingsstories von dir übrigens.
Oh man, hatte arge Probleme die Namen auseinanderzuhalten. Wirklich arge!
Und dadurch trat bei mir das Problem auf, dass so gut wie keine Charakterisierung vorhanden war, weil ich alles auf jeden beziehen konnte und doch nicht wusste wer wer war ;).

Die Splatterszenen: Sind die echt von dir??? Wow, ist ja für den Anfang gar nicht mal so übel. Immer weiter so, mein Freund, da kann was draus werden.
Nein, im Ernst: die waren stellenweise schon recht heftig. Kompliment für den platzenden Kopf und die in sich verschlungenen Leiber.

Insgesamt ging mir alles allerdings zu flott. Es fehlte die Tiefe. Es gehen halt ein paar Ruskies (die alle iwie ähnlich wirkten) in ein verseuchtes Haus. Hier hätte mir eine Erklärung gefallen, warum sie das überhaupt tun? Dann werden sie zermetzelt und einer geht in den Keller. Ende.
Ich denke mal, keine Regierung opfert ihre Soldaten, wenn sie weiß, dass ein gefährlicher Virus in diesem Haus herrrscht.
Was sollen die Guten denn da groß ausrichten? Tipp: Einfach ne Bombe drauf oder ne Erklärung :)

Insgesamt: Nettes Setting (mir persönlich hätte es in Deutschland oder Amiland natürlich besser gefallen, weil ich dann die Personen auseinanderhalten hätte können), super Splatterszenen, passendes Ende.
Leider insgesamt zu oberflächlich, als dass man hätte mitfühlen können.

er stöhnte und seine Backen waren aufgebläht.
... und danach folgte der Pups des Jahrhunderts :D
Bitte die Backen durch Wangen austauschen ;)

Gruß! Salem

Edit: Es war der Häuserkampf!!!:bounce:
Ich habs gewusst ...

 

Nun endlich gelang es mir, meinem Wärter ein Stück altes, verschimmeltes Pergament und einen Stift zu erbetteln, so dass ich euch diese Zeilen schreiben kann.

Hi Proof!

ich habe ein bisschen das Gefühl, du hast einfach den üblichen Zombiekäse mit einem noch nicht ganz so ausgelutschten Handlungsort (Mütterchen RRRRRusssland) aufzupeppen versucht.

Überhaupt kein Zombiekäse, irgendwie hat das Ganze nicht viel mit Zombies zu tun.

das ist ein ganz, ganz schwacher Einstiegssatz.

Ja, das ist natürlich immer im Kontext zu sehen. Als Autor hat man das Bild vor Augen, es rüberzubringen ist die Kunst. Insofern ist auch diese Geschichte schon ein Experiment. Nicht ganz gelungen, wie es scheint.

Unterm Strich ein kurzweiliges Hackebeil-Vergnügen

Weiß nicht, kann man Hackebeil-Vergnügen nicht auch ein wenig tiefsinniger gestalten?

Sei es drum, hat mir an einigen Stellen die Augen geöffnet, dein Kommentar. Dank dafür!

Salem, alter Haudegen!

(wobei du ja weniger im Hauen, als im Stechen und Metzeln gut bist)

vorab: war das eine Neuauflage des "Häuserkampfs"

Keine Neuauflage, eher eine verschossene Fortsetzung. Wie gesagt, ich bin immer noch der Meinung, dass das Thema einen knalligen Roman geben würde.

Insgesamt ging mir alles allerdings zu flott.

Ja, das kann ich nachvollziehen. Gut sogar.

Es fehlte die Tiefe.

He-he, Proof war es schon zuviel.

Ich denke mal, keine Regierung opfert ihre Soldaten, wenn sie weiß, dass ein gefährlicher Virus in diesem Haus herrrscht.

Die Russen schon.:D

er stöhnte und seine Backen waren aufgebläht.

... und danach folgte der Pups des Jahrhunderts :D

Ja, ja, mach er sich nur lustig!:dozey:


Es war natürlich der Häuserkampf, eine Story, die mir auch ziemlich ans Herz gewachsen ist. Vielleicht ist das hier auch der Versuch, herauszufinden, warum.

Ich danke auch dir!

Schöne Grüße von diesseits!

 

Hallo Hanno,

keine Zombies, die so genannt werden, aber da stürmt eine Spezialeinheit ein Gebäude und sieht sich mit Infizierten, Mutierten, Frittierten, was auch immer konfrontiert. Insofern schon recht zombig. Erinnert mich an den Anfang von Dawn of the Dead (Original), wo die Cops diese Mietskaserne stürmen.

Ja, das ist natürlich immer im Kontext zu sehen.

Der Einstiegssatz hat beim ersten Mal lesen keinen Kontext. Das ist doch das Veflixte daran.

kann man Hackebeil-Vergnügen nicht auch ein wenig tiefsinniger gestalten?

Irgendwie ganz bestimmt. Mit unnötig intellektualisieren tut man sich aber nicht selten blamieren.

Grüße
JC

 

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