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Durch´s Hirn

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12.05.2002
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Durch´s Hirn

Wenn du willst, kannst du jetzt mitkommen, in eine andere Welt als deine, in eine Welt voll mit Schrecken und Wahrheiten, die sich aus Zusammenhängen bilden, die in Wirklichkeit keine sind. Mit Wirklichkeit mein ich dein Glashaus, das jeden Moment zerbrechen kann, wenn das richtige Wort es berührt, wenn der richtige Satz den Schornstein küßt.
Den Schornstein von Auschwitz, der einen jahrelangen Schrei ausstieß, der von der Wahrheit berichtet, der von unsrer tiefsten Menschheit berichtet. Währen wir Menschen, währen wir nicht mehr. Kommst du mit, tiefer in mein Gehirn, an den Machtgedanken vorbei, die ständig das Verlangen nach Größe demonstrieren, die sich auf alles stellen wollen und nichts und niemanden akzeptieren können, weil sich die eigentlich Größe in meinem Gehirn abspielt. Die dir keine Chance lassen, irgendwelche Gefühle an mich zu richten, ohne das ich sie für mich mißbrauche.
Kommst du mit, in eine Welt, voller Einsamkeit, in der kein Gedanke geteilt und keine Liebe geschenkt wird. In der Liebe verkauft wird, an den meistbietenden der sich am Besten presentiert. Kommst du weiter, und weiter und wieder an Presentanten der Konzentration vorbei, die die Gleichniss aller Menschen nicht akzeptieren können und unbedeutende Gruppen in Lager stecken, um ihre eigene Angst auszukosten. Kommst du weiter in die Welt der Fantasiegestalten, die den Menschen plötzlich doch so ähnlich werden und nur das beschreiben was wir schrecklich oder schrecklich gut nennen.
Komm weiter in mein Gehirn und such dir erst mal en Platz zum Ausruhen. Denn das war schon fast eine Zelle, die du sahst.
Nimm dir en Snack. Beiß dir ein paar Zellen aus der Masse und schluck sie runter. Spür die erste Welle, wie sich deine Beine plötzlich in Bewegung setzen und dein Kopf den Sog spürt der einmal von rechts, von links und von oben, von unten, von vorne, aber nicht von hinten kommt. Spürst du jetzt, daß deine Pupillen immer größer werden und deine Gedanken klar und voll mit panischer Angst sind.
Dann komm weiter, ich schick dir einen Fluch mit einem Hauch kalten Schweiß, den ich den Toten aus den Gaskammern entnommen hab. Komm weiter und du kannst ihn aus Gläsern trinken. Ich weiß, das auch mein Schweiß in den Gläsern ist, weil ich dabeilag, in dem Leichenberg, weil meine Goldzähne auch in der großen Kiste auf die Schmelzung warteten um dann als goldener Tellerrand ein Schweinekotelett zu rahmen.
Laß dich weiter ziehen, immer tiefer in ein Labyrinth aus toten Vaginas, die ihr letztes Stoßgebet noch auf den Lippen tragen. Bleib nicht stehen, es wird wieder hell, es kommen Sonnenstrahlen und kitzlen ein leichtes niesen aus deiner Nase.
Du spürst Wärme, du siehst die Lüge von der heilen Welt und du fühlst dich wieder daheim und hast mit einem Klatsch die ganzen Qualen vergessen. Doch was du vergißt ist das Leben, ist die Natur. Währen wir Menschen, währen wir nicht mehr.
Du siehst ein Liebespaar auf einer Wiese, nebenan plätschert ein kleiner Fluß, Schmetterlinge fliegen durch den wolkenlosen Himmel, Vogelgezwitscher. Eine Liebesbekundung, ich will dich nie verliern und dir nie wehtun und es reißt dich in Stücke und jagt dich tausendmal intensiver durch die mit Leichen gesäten Schützengräben, durch die warumfragenden Augen des Enthaupteten, durch die Scheiterhaufen direkt ans Kreuz und wieder runter, unter die Erde die schon so viel Gedanken für immer erstickte und wieder hoch in den Garten Eden, in der die Frau nur eine Rippe des Mannes ist und der Satz sofort Feuer fängt, weil er ohne die Rippe nicht leben kann.
Für kurze Zeit baumelst du an dem Apfelbaum als Frucht und wirst dann von einer Schlange gebissen, die dir das Leben schenkt und dich auf die Reise schickt. Weiter. Weiter durch mein Gehirn, das plötzlich total leer wird und keine Wände mehr hat und nicht dunkel ist und auch nicht hell und für nichts und niemanden mehr da ist und nichts mehr zeigen kann.
Es entschwindet alles, das Gute, das Böse, die Wahrheit, die Fiktion. Nur noch Leere und Stille. Du fühlst dich wohl, nichts brasselt auf dich ein, nichts verwirrt deinen Verstand, nichts gibt den Ton an. Du schließt die Augen und versuchst Ruhe zu finden, Ausgeglichenheit, aber du weißt nicht, was das ist.
Mit jeder Sekunde, die du länger in dem Nichts schwebst, wächst deine Furcht plötzlich auch nichts zu werden. Du versuchst zu sprechen, dich zu bewegen, zu schrein, aber deine Lippen, dein ganzer Körper bewegt sich nicht mehr.
Du bist mitten im Nichts und rührst dich keinen Zentimeter von der Stelle. Was würde passieren, wenn du fliehst, was würde passieren, wenn du so weiter machst, was würde passieren, wenn etwas passiert, was passiert mit dir.
Du versinkst in Kummer und Trauer, in Selbstmitleid und fängst an dich selbst aufzugeben, du läßt dich gehn und quälst noch die letzten Gedanken durch deinen Kopf. -
Es lacht durch die Stille. Du kannst Fackeln sehn, hinter Nebel, rings um dich herum, sehr weit weg. Aber sie kommen näher, das Lachen wird lauter.
Wind berührt deinen Körper, nicht stark, trotzdem zerrt er an deinen Kleidern. Er zieht und zerrt, stetig und immer fort und es reißt an den Nähten, immer weiter, immer mehr.
Dein Hose löst sich und fliegt fort, die Fackeln werden heller, das Lachen hallt in deinen Ohren und der Nebel zieht in deine Nase. Der Wind wird stärker und reißt dir ein Stück nach dem anderen vom Leib, du hast den Eindruck in den Wellen des Windes, deinen Namen zu hören. Du bist nackt.
Das Lachen trommelt in deinem Gehirn, wie eine Maschine, die immer wieder dasselbe Geräusch von sich gibt. In einem Meter Abstand kreisen die Fackeln um dich herum.
Der Wind pfeifft immer wieder durch sie hindurch, kann dir aber nichts mehr nehmen.
Das Lachen wird zur Routine, es wird nicht lauter und auch nicht leiser, es ist einfach nur da. Tränen laufen über dein Gesicht und eine zitternde, zaghafte Stimme sagt immer wieder, das hab ich doch alles gar nicht gewußt.
Du schaust dich um, eiskalte Schauer laufen deine Rücken hinunter.
Und schon wieder, diesmal noch zitternder,
DAS HAB ICH DOCH GAR NICHT GEWUSST.

 

Hi, Robbes!
Hab ja gerade festgestellt, dass du auch aus Fulda kommst, kenn dich aber nicht persönlich.

Jetzt aber zur Kritik.

Ich persönlich weiß nicht, inwiefern man den Text verstehen kann, ich sehe ihn als einen psychedelischen Trauer-Trip mit dem Thema Holocaust und der Grausamkeit, die der Mensch oft an den Tag legt.
Insoweit sehr gelungen! Bin froh, es gelesen zu haben.

Nun möchte ich ein paar unverbindliche Verbesserungstips geben. Bitte nimm mir das nicht übel. :crying:
Und vorweg an hexachord: bitte bezeichne mich dann nicht als "weltfremd", "inkonsequent ignorant" und "kleinkariert". :heul:
Ich will auch keinen Pessimismus verbreiten, sondern Hoffnung auf zukünftig noch bessere Geschichten. Niemand braucht diese Tips als Angriffe zu sehen. Beachte sie nur, wenn du dich ein klein wenig verbessern willst, ohne großen Aufwand. Ok? :shy:
Ich mache mir immerhin die Mühe, diese Kritik zu schreiben :) .

1. Es tut mir leid, ich will dich nicht verletzen, aber du schreibst oft "währen" wo "wären" hingehört hätte.

2. Ich bin unwürdig und bitte vergib mir in deiner Gnade, dass ich dir untertänigst den Vorschlag zu unterbreiten wage, dass es "präsentieren" und "Präsentant" heißt.

3. Ein nahezu unbedeutender Tip: Allgemein hättest du vielleicht noch mal aufmerksam drüberlesen sollen. Aber wenn Rechtschreibung und Grammatik nicht so dein Ding sind, sollst du natürlich auch nicht stundenlang im Duden blättern. Bis auf die oben genannten Fehler (entschuldige das harte Wort) geht das in Ordnung.

:D
Mal im Ernst: ich hoffe keiner wird mir obiges als boshafte Ironie auslegen, als Sarkasmus, Zynismus, Satanismus oder wasauchimmer. Ich wollte nur keinen weiteren Anlass zu solchen Diskussionen wie in "Nalframspinat" bieten. Wenn jemanden obige Kritik immer noch zu agressiv oder verletzend war, braucht er es mir nur zu sagen. Aber noch vorsichtiger kann ich es nicht formulieren oder zumindest fehlt mir die Zeit dazu. Wenn diese Kritik einigermaßen akzeptiert wird und wir uns über unsere gegenseitigen Schmerzgrenzen und die Gebote der Höflichkeit und Ehrerbietung im Klaren sind, werde ich auch wieder eine "normale" Kritik unter deine oder hexachords Geschichten posten.

Meine Kritikpunkte sind doch auch ganz verständlich, oder?

 

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