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Dunkler Himmel

wak

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29.09.2001
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Dunkler Himmel

Als ich die Augen aufmachte, stellte ich erstaunt fest, dass die Nacht ungewöhnlich hell war. Tiefhängende Wolken verliehen dem Himmel eine dunkelblaue, auf mich sehr faszinierend wirkende Farbe. Es war seltsam, denn ich konnte die Stille hören. Hinter dem Fenster schien die Welt in einen Schleier gehüllt zu sein. Es war Regen, der in Strömen vom Himmel herunter fiel, auf Bäume, die nach Sonnenschein und Wärme dursteten, auf Häuserfassaden und Dächer. Es war dunkel und bewölkt und trotzdem glaubte ich, dass man heute den Mond sehen konnte. Ich stand auf und wollte zum Fenster gehen und mich vergewissern, dass der Mond durch die Wolken scheint, doch dann fiel mir auf, dass es immer noch still war, kein Rascheln der Decke, kein Quietschen des Bettes oder der Fußbodenbretter, immer noch Stille.
Langsam, mit einem Gefühl der Verwirrtheit, drehte ich mich um und sah mich auf dem Bett liegen. Völlig bewegungslos, ruhig und friedlich lag mein lebloser Körper in der Mitte des Bettes, immer noch von meiner Decke bedeckt, immer noch mit dem Kopf auf dem weiß bezogenen, weichen Kissen. Mir wurde langsam bewusst, was passiert ist. Immer noch etwas verwirrt verspürte ich den Wunsch nach draußen, in den Regen zu gehen. Ohne es bewusst wahrzunehmen ging ich, ohne den Boden mit meinen Füßen zu berühren, durch die große Glasstür hindurch ins Freie und erwartete Kälte zu spüren, zu fühlen, wie der Regen auf mich fallen würde, doch als ich im Regen stand, fühlte ich immer noch Wärme in mir. Es war so, als ob mich jemand umarmen würde. Ein angenehmes, wohliges Gefühl fing an, sich in mir auszubreiten. Das Chaos in meinen Gedanken verstärkte sich. Ich stand immer noch im Regen und sah zu, wie die Regentropfen durch meine Hände, die ich ausgestreckt hatte, hindurch fielen.
Als ich nach oben blickte, sah ich den Mond, Luna, durch die Wolken schimmern. Mittlerweile hatte die Wolkendecke Risse und Lücken bekommen, so, dass der Mondschein ab und zu auf die Welt um mich fiel.. Ich fühlte tiefe Geborgenheit in mir, den ich wusste, dass mich Luna beschützen würde, so, wie sie es schon früher getan hat, als ich schlief, Nacht für Nacht, als ich durch die Nacht lief und sie mir den Weg erhellte und als ich mich einsam fühlte und bei ihr Trost fand.
Ich begann daran zu denken, was ich mein ganzes bewusstes Leben lang über den Tod gedacht habe. Ich glaubte daran, dass Gott eine Wolke aus Seelen ist, die zeitlos ist, in der Zukunft, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig existieren. Ich konnte einfach nicht an ein personifiziertes Etwas glauben, dass oben auf einer Wolke sitzt und auf uns runter sieht. Ich konnte nicht daran glauben, dass er uns erschaffen hat und die ganze Zeit zusieht, wie wir uns selbst und die Natur Stück für Stück vernichten, tatenlos, einfach so. Bei der Geburt wird ein Stück aus dieser Wolke herausgenommen und geht in den werdenden Menschen über. Jedoch wird die Verbindung zwischen der Seele und der Wolke nie unterbrochen. Manche Menschen nehmen diese Verbindung bewusst oder unbewusst war. Sie sehen Dinge in ihren Träumen, die noch nicht geschehen sind, oder unterhalten sich mit Menschen, die schon lange tot sind. Meistens vergessen sie die Träume wieder, wenn sie aufwachen, oder werden von der Gesellschaft verstoßen und für verrückt erklärt, wenn sie daran glauben und es ihren Mitmenschen erzählen. Oft ist es auch so, dass sich dieses Stück aus der Wolke später noch einmal teilt und in zwei verschiedene Menschen übergeht. Diese Zwillingsseelen haben auch neben der Verbindung zu Gott eine ebenso starke Verbindung zueinander. Sie waren einst zusammen und suchen sich um wieder vereint zu sein, ihr ganzes Leben lang. Ich stand da und erinnerte mich daran, wie oft ich glaubte meine Seelenverwandte gefunden zu haben und wie oft ich festgestellt habe, dass diejenige es doch nicht ist. Jahr für Jahr sehnte ich mich nach Geborgenheit, nach Wärme, nach jemandem, der mich versteht. Manchmal fand ich diesen Menschen. Dann genoss ich das Leben, jede Sekunde und hoffte, die Zeit würde stehen bleiben. Die Liebe ist wie ein Pfirsich. Sie entsteht aus einer wunderschönen Blüte, wächst und wird richtig süß und zart, bevor sie vergeht und verfault, spätestens, wenn man stirbt.
Auf einmal kamen mir die Gedanken richtig komisch vor. Ich war tot und philosophierte über das Leben. Der Regen hörte langsam auf. Immer weniger Regentropfen fielen vom Himmel. Die Wolkenlücken wurden immer größer und immer öfter berührte der Mondschein mein Gesicht. Ich verlor langsam das Zeitgefühl. Ich sah Luna an und wartete darauf, dass etwas passieren würde.
Eine herrenlose Katze kam unter einem Baum hervor, blieb einen Moment stehen und sah mich mit ihren großen, runden Augen an. Ich fragte mich, ob sie mich wirklich sehen konnte. Sie kam langsam, mit ihren Pfoten leicht und sanft auftretend in meiner Nähe. Der geschmeidige Gang und die Würde, die sie trotz ihres durchnässten Fells ausstrahlte, faszinierten mich sehr. Sie hatte keine Angst vor mir, im Gegenteil, die wahrscheinlich sonst so scheue Katze bewegte sich zielstrebig auf mich zu. Zu meiner Überraschung begann sie zu schnurren, anfangs ganz leise und dann immer lauter.
Als sie etwa einen halben Meter von mir entfernt war, setzte sie sich auf die Hinterpfoten und blickte mir tief in die Augen. Ihr Blick war zärtlich, vertrauensvoll, wie der einer jungen Frau in ihrer alleeersten Nacht mit einem Man. Der Mondschein ließ ihr nachtschwarzes Fell glänzen und verlieh ihr etwas Geheimnisvolles. Ich sah ihr in die Augen und fing an meine Existenz zu begreifen. Ich sah mein Leben, sah mich in ihr und sie in mir. Ich spürte die Liebe, die ich gab und die Liebe, die ich bekam. Dann spürte ich die Trauer und den Schmerz von gebrochenen Herzen, den Schmerz von weinenden Seelen, Ängste, Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit, sowohl meine eigene, als auch von anderen, die ich verletzt habe. Meistens war ich mir dessen nicht bewusst, aber manchmal musste ich es tun um jemand anderen nicht zu verletzen und mich selbst davor zu schützen verletzt zu werden. Doch jetzt wusste ich nicht, ob ich richtig oder falsch gehandelt hatte. Es spielte auch keine Rolle mehr. Ich fühlte nur den Schmerz und ich wünschte mir, es wäre nie passiert, ich wünschte mir, ich hätte einiges nicht sagen und tun müssen. Ich wünschte mir noch ein Mal den Menschen begegnen zu können, die ich verletzt habe, ihnen in die Augen zu sehen und ihnen zu sagen, wie leid es mir tut. Ich schloss die Augen und lieferte mich meinen Gefühlen aus, leistete keinen Widerstand und ging in ihnen unter. Als ich die Augen aufmachte, fühlte ich mich frei, frei von Trauer, frei von Zweifeln, Angst, Schmerz, frei von quälenden Gedanken, die mich nächtelang wach hielten. Ich verspürte eine innere Leere, die ich schon früher gespürt habe, als ich vor mich hin lebte.
Wochen, Monate, Jahre in derselben Monotonie des Alltags, ohne Veränderung, ohne Aussicht auf Besserung, für sich allein existierend, hinter selbstgeschaffenen Mauern, die mir zwar Schutz boten, aber auch jeglichen Ausdruck verhinderten. Diesmal empfand ich die Leere als etwas Beruhigendes, Vertrautes. Ich fühlte, dass ich bereit war, bereit für etwas Neues, für ein anderes Leben. Die Katze stand plötzlich auf, blickte kurz noch mal zu mir auf und ging. Im Dunkeln der Nacht blieb ich zurück und sah ihr erwartungsvoll nach. Langsam fing die Nacht an sie zu verschlingen und dann war sie Weg. Plötzlich sah ich etwas zwischen den Häusern. Es war blaues Licht, das aufblitzte und wieder verschwand. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was es sein könnte und dann fiel mir das Überwachungsgerät ein, dass ich jede Nacht an mir angeschlossen habe. Es muss den Notarzt alarmiert haben. Das blaue Licht kam immer näher. Ich verspürte den Wunsch in mir zu gehen, weit, weit weg von diesem Ort und diesem blauen Licht. Ich wollte nicht mehr zurück. Ich begann mich zu bewegen, ging in die Nacht hinaus, in die Dunkelheit und ließ mich von ihr verschlucken.
´01 WAK

 

gute tach,

mmh, eine schöne(?) story, die einen nachdenken lässt.

anfangs dachte ich automatisch an einen kleinen jungen. liegt vielleicht an der schreibweise, die du hast, vielleicht ist es auch nur zufall.

was ich nicht verstehe ist der bezug zu dem mond (luna). erklärs mir!

der part mit der katze gefällt mir besonders. er ist dir gut gelungen. es erinnert mich aber an eine bekannte anime-serie für kinder -> luna - katze . wahrscheinlich wieder ein zufall.

so, was noch zu sagen bleibt ist, das du einige tempus-fehler in der story hast (zusätzlich zu den rechtschreibfehlern, die heiko bereits erwähnt hat).

Ich fühlte, dass ich bereit war, bereit für etwas Neues, für ein anderes Leben.

der schönste satz in der story

The Angellus

 

Na ja, also mir hat die Geschichte irgendwie nicht gefallen, ich kann aber nicht begründen, warum eigentlich... :(

Griasle
stephy

 

Hi ihr.
Also erstmal zu Angellus. Nun, das mit dem kleinen Jüngen ist entweder wirklich zufall oder liegt an der Schreibweise. Mit 19 ist man, glaube ich, nicht mehr ganz so klein.
Der Bezug zum Mond beruht auf dem Glauben eines zentralafrikanischen Stammes. Sie haben Luna angebetet, die zugleich ihre Schutzgöttin bei kriegerischen Auseinandersetzungen war(Sie griffen ihre Feinde immer Nachts an und versteckten sich tagsüber) und sie glaubten, dass bei Vollmond die Seelen der Toten zum Mond aufsteigen und dort weiterleben, bis sie zur Erde zurückkehren und wiedergebohren werden. Der Mond ist für mich weiblich. In einigen Sprachen wird er als Luna bezeichnet(z.B im Russischen). In Einigen Kulturen glaubt(e) man, dass Katzen der Seele eines Toten dabei helfen in "das Leben danach" einzutreten. Ich hoffe ich konnte einige Unklarheiten beseitigen.
Ach ja, die Rechtschreibung...irgentwie hat es kein Deutschlehrer geschafft in den ganzen 13 Jahren mich davon zu überzeugen, dass man seine Kreativität nicht an der Rechtschreibung auslassen soll. Es lebe die künstlerische Freicheit! :) ...Ich werde sie mir aber trotsdem nochmal durchlesen und die Fehler, die ich entdecke koregieren...
Ähm Stephy...So etwas wie von dir habe ich schon mal gehört. Damals meinte der Mensch zur Begründung, dass in der Geschichte zu viele "leere" Worte sind(z.B die Würde der Katze). Ich glaube aber, dass es eher an den Gedankengängen selbst liegt...

Claudius Wak

 

Nachtrag:
Der Mond steht symbolisch für "Das Licht am ende des Tunnels"

 

Hmm, is das so ne Art Bibelspruch?
Also, mir gefällt das nicht, ist irgendwie fade. Hat auch nich wirklich eine Aussage oder???

 
Zuletzt bearbeitet:

Mal ehrlich gesagt ... die Geschichte is so schlecht gar nicht. Ok, das mit den Rechtschreibfehlern, da stimme ich zu. Ich finde es jedoch vermessen zu behaupten, dass der Glaube an Gott ein Hinweiß auf kindliche Naivität ist!! Gut, das Thema ist abgegriffen, aber welches ist das nicht? Ziemlich auffällig finde ich die besonders starke Fixierung aufs weiblichen Geschlecht ... eben typisch :thumbsup:

 

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