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dummer kleiner Dämon - auch Liebe genannt
Kleiner dummer Dämon - auch Liebe genannt
I
Es frass sie innerlich auf.
Er hielt sie in seinen Armen und sie schien verloren in seinem Blick , obwohl er sie nicht ansah…
Sie fluesterte Etwas von Liebe , und dann konnte ich sie nicht mehr hoeren , sie sprach zu ihm , und ich konnte es nicht hoeren…
Kleiner dummer schwarzer Daemon , ich sass auf dem Dach des alten Hauses und sah sie mir an…
Was mochten sie sich sagen , ihre Lippen beruehrten sich in einer eigenartigen Bewegung , kein Laut drang zu mir auf…
Ich strengte mich an…
“ich habe dich so vermisst” sagte sie wieder , und er sah sie an und laechelte…
“Hahaha…dumme Menschen”… lachte ich und wandte mich von ihnen…
“sie denken in ihrer Torheit sie haetten sich gefunden , die denken das waere das absolut Wahre… dumme dumme Menschen!!!”
Der Dumme war wohl ich , aber das wuerde ich spaeter merken…
Ich sah mein Spiegelbild in einem Fenster des gegenueberliegenden Hauses das etwas hoeher war als die anderen … klein und schwarz … ich war unsichtbar … ein Daemon wie unzahlige andere , ein Schicksal wie alle anderen , ein Nichts …
Ich blickte sie wieder an… diese zwei Narren ; ihre Umarmung hatte sich geloest , sie sahen einander still an und ein Zittern durfuhr ihre Koerper… die Passanten gingen an ihnen vorbei , manche laechelten muede , andere blickten zwangsmaessig in die andere Richtung , und diese zwei sahen nichts von all dem , sie sahen einander an , sonst nichts…
Eine kurze Umarmung , wieder diese verwirrende Bewegung der Lippen , wieder konnte ich sie nicht hoeren , wieder murmelte sie still “Wir seh’n uns noch…”
Er laechelte und sah sie sanft an … ich weiss nicht ob sie ihn sah… er war um Einiges hoeher als sie , uns sie laechelte auch , fuer sich , und ihre Umarmung loeste sich ganz…
Sie drehten sich um und gingen fort…
Dumme dumme Menschen … wozu das alles … weshalb koennen sich zwei nicht trennen , wieso sprechen sie nicht , so dass ich sie hoeren konnte… die Neugierde wuehlte mich auf… was war bloss d’ran an diesen Menschen , was brachte mich so zum staunen… ?
Ich flog hinter ihr her … ueber ihrem Kopf und ihren schwarzen Haaren , ich begleitete sie bis sie zu einem Haus in dem sie eintrat…
Sie machte die Tur auf… schien aber nichts um sich herum zu bemerken , sie zitterte fast als sie die Tuer zu einem Zimmer auftat , das wohl das ihre war.
Ich setze mich auf der Lampe und wartete ..auf eine Antwort , auf … ich wusste selber nicht , was mich derart faszinierte…
Sie sass auf ihrem Bett und blickte verloren in die Leere , als wuerde sie ihn ansehen… doch er war nicht da… ich blickte verdutzt in die Gegend … war er doch da?
Eine Weile blickte ich sie an und verstand nicht…
Der Abend kam … dunkle Schatten riefen mich zu ihnen , aus jeder Ecke wimmerte es … ich hoerte nicht hin … auf der Lampe sass ich , kleiner schwarzer Daemon , und sah sie mir an…
Von all dem Fluestern vernahm ich ein einziges Wimmern ..ihres… ihr Atem war so schwer , und kleine Tropfen von Wasser liefen ihre Wangen hinunter …
“Dumme dumme Menschen” dachte ich bei mir … so schoen ist die Welt um sie herum , so wundervoll und sie sehen es nicht… ihre Blicke fixiert auf einen Unsichtbaren… sie weinte obwohl sie keinen Grund hatte … sie deckte sich mit der Decke zu und umarmte sie , als waere es dieser andere Mensch , ihr Blick war genau derselbe wie der mit dem sie ihn angesehen hatte… wozu brauchte sie ihn dann , wenn sie doch dieses Kissen hatte…?
die Stunden vergingen , und sie waelzte sich in ihrem Bett …
auf einmal hob sie ihren Blick … sie sah mich an… genau mich sah sie an … !!! ich erschrak… ah , waere ich doch bei den Meinen geblieben , haette ich doch auf das Fluestern aus der dunklen Ecke gehoert , waere ich doch weggegangen.
Dann schloss sie ihre Augen und schlief ein…
Am Morgen sass ich immernoch auf der verstaubten Lampe und sah sie an…
Sie stand auf , zog sich ruhig an …
Und ich begleitete sie zurueck in die Stadt …
Sie blickte zitternd um sich herum … war er da? Ich hatte ihn erblickt … er kam auf sie zu …
Die Menschen die vorbeigingen loesten sich auf … sie wurden zu Rauch …
Die Strasse war nun leer , nur wir drei … nur sie zwei , so eng umschlungen , nur das unrhythmische Klopfen ihrer Herzen … es pochte und pochte …
“Dumme dumme Menschen” … ihre Koerper gehoeren ihnen nicht mehr … sie beben und pochen , sie zittern und weinen .. sie sind nicht sie selbst … oder, genau jetzt , genau in diesem Augenblick haben sie sich gefunden…
“Dumme dumme Menschen , sie brauchen einen Fremden um ihr Innerstes Ich zu finden … hihihi… wie gut dass ich ihnen ueberlegen bin , ich brauche niemanden …” kleiner toerichter Daemon … was war ich nur fuer ein Narr , ich brauchte sie beide … ich naehrte mich von einem Gefuhl dass ich nicht verstand …
Kleine Schneeflocken fielen auf sie herab , von den Kastanienbaeumen loeste sich der Schnee und fiel so ruhig …
Sie sahen einander an , wieder diese Beruehrung der Lippen , und ich war mir sicher sie sprechen zueinander , und sie schlossen mich aus… sie schlossen die Welt aus… nur sie zwei , und jeder fuer sich… jeder fuer den anderen …”
Sie sassen auf einer Bank und ihre Hande zitterten… es war kalt , und sie merkten es nicht… die Kaelte gehoerte nun zu der Welt die sie aus ihrem Universum ausgeschlossen hatten…
Es war kalt und warm zugleich , dieses Bild das ich immernoch nicht begriff , ihre Augen waren so sanft , ihre Blicke waren in die Leere gerichtet , und ich hoerte das Pochen … es pochte und pochte und auf einmal… auf einmal wurde es zum Summen , kein Pochen mehr …
Sie fanden Teile ihres Wesens in der Seele des anderen … als haette dieser sie gestohlen , und als wuerde er diese unnoetigen Teilchen nicht wieder hergeben wollen , und sie wollten diese Stueckchen ihrer Seelen wiederhaben… und wenn sie dies erreichten , sie rissen Stuecke der Seele des anderen mit , und das Spiel ging weiter , mit jedem zurueckgewonnenem Stueckchen der eigenen Seele gewannen sie Teile der anderen Seele und es ging weiter und weiter…
Wie aneinander gekettet spielten sie weiter…
Kleiner dummer Daemon … es verwirrte mich dermassen , haetten sie ganz am Anfang diese Stuecke ihrer Seelen fuer sich behalten , so wuerde es sie nun nicht mehr verletzen , dieses kranke Spiel …
Welche ueberirdische Kraft hatte sie nur dazu bewegt , ihre Seelen so ineinander zu verahaeddern?
Eigenartig… ich begriff den Schmerz , und lachte sie doch aus…
“dumme dumme Menschen … sie verletzen sich selbst und es bereitet ihnen Freude … dumme dumme Menschen… wie gut … ich habe keine Seele deren Verlust mir wehtun koennte” …
Und ich grinste und hoerte auf ihre leeren Versprechen , auf ihre wenigen Worte die noch weniger aussagten … und dann wurde es wieder still und sie sprachen zueinander und ich koennte es nicht hoeren…
Eine Stunde , zehn Minuten … keine Zeit war vergangen … sie konnten nicht loslassen , und ihre Umarmung loeste sich wieder in Stille … und sie gingen ihren Weg , in die Leere blickend , in ihrer eingenen Welt gefangen … in den Gesichtern der Fremden erkannten sie nur die Tugenden des anderen wieder und sie laechelten und weinten zugleich … und ich genoss dieses Schaubild menschlicher Schwaeche … denn ich …
So ging es weiter und weiter… einige Tage lang ..Monate … ich weiss es ehrlich nicht… ich begreife sie nicht , die Zeit…
Und jeden Tag begleitete ich sie zu ihrem Zimmer zuruck setzte mich auf meiner Lampe und wartete vergeblich auf die Antwort…
Bis eines Tages…
Ich flog an ihrer Seite bis zu ihrem gewohnten Treffplatz…
Er wartete dort auf sie…
Und etwas Eigenartiges geschah… die Welt blieb da… sie schlossen sie nicht mehr aus , sie fuhlten die brennenden Blicke der anderen , sie hoerten das Fluestern und das Summen ihrer Herzen verstummte …
Sie wollte ihre Seele zuruck… ganz , denn zu viel war davon bei ihm geblieben… und er fuhlte sich von den nun ueberschuessigen Teilen ihrer Seele erstickt…
Obwohl sie diesmal nicht in ihrer so eigenartigen Sprache kommunizierten , obwohl ihre Lippen trocken und muede sprachen… war ich wie taub , kein Wort nahm ich wahr… ich sah ihre Augen die nun noch sanfter waren als die unzahligen Male zuvor …
Ihre Umarmung loeste sich , ich hoerte es Krachen , so laut dass ich zitterte …
Ihre Seelen… ein Riss… was war geschehen?!?!
Kleiner dummer Daemon … ich sank und wusste nicht wieso ..ich starb ab und in mir war eine erdrueckende Leere … und wie konnte da Leere zu spueren sein , wo auch zuvor nichts gewesen war ?
Ich begleitete zie zuruck zu ihrem Haus …
Ich sah sie bitterlich weinen … ich sah den Riss in ihrer Seele , in ihrem Versuch sich zu loesen war sie zerrissen …
Und in jener Nacht sass ich nicht mehr auf der alten Lampe … als die Dunkelheit einbrach , folgte ich dem Wimmern das aus den dunklen Ecken drang , ich verlor mich in dem Schwarz der Nacht …
Und liess sie zuruck , weinend , allein…
Ich flog ueber die Haeuser hinweg , kleiner schwarzer Daemon , ich hatte sie ausgelacht , unzaehlige Male , und nun , hoerte ich wie die Schatten mich auslachten …
“Dumme dumme Menschen … denken sie waren allein in dieser Welt die keiner begreift , verletzen einander mit jedem Atemzug , und es kuemmert letztenends keinen was der andere fuehlt … ’’ dummer kleiner Daemon …
II
Kleiner toerichter Daemon…
Zerrissen von Schmerz war ich herumgeirrt … dieser Riss in ihnen liess mich keine Ruhe finden… immer sass dieser Klumpen in meinem Wesen , jede Nacht suchte ich ‘die Meinen’ , ich hoerte sie fluestern und wimmern , weinen und nach mir rufen…
Ich wollte zu ihnen hin , ich wollte zu mir zurueck und konnte es nicht … seither gehoerte ich ihnen nicht , ich war lange nicht mein … ein kleiner dunkler Sklave von wirren Gefuehlen die ich nicht begriff… sonst war ich nichts … sonst fand ich nichts.
Es zog mich wieder in die Welt derer die ich nicht verstand … ich wollte cu ihr.
Es dauerte nicht lange bis ich sie fand ; zwar sah sie nun anders aus , sie war anders , sie war dieselbe … ich erkannte sie kaum wieder , und ich sah sie doch , unter den Kastanienbaeumen.
Und , eigenartig … er war auch da.
Eine zu lange Zeit war vergangen , und nun spuerte ich die Veraenderungen die sie durchlitten hatte … sie war an diesem Riss untergegangen , die Idee wurde zur verfolgenden Besessenheit und doch … hier waren sie.
Was war geschehen ? ich fuehlte sie wieder im selben Takt atmen , und ihre Gedanken verschmolzen ab und zu … dann laechelten sie sich an. Und trotzem , der Riss war da , denn irgendetwas zog mich wieder zu ihnen hin.
“toerichte Menschen” dachte ich wieder …
der Riss war zu spueren , eigenartig verheilt … etwas hatte sie wieder verbunden , diese Verbindung schloss das sie umgebende Universum nun nicht mehr aus , sie war elastisch … ich sah sie mir bloss an.
Ich dachte ich haette begriffen , und nun sah ich sie mir erneut an und begriff erneut nichts … konnte mich erneut nicht losreissen…
Ich hoerte das Summen von einst , und darueber ein Pochen , unregelmaessig und wirr , und zwischen den pochenden Schlaegen wieder das beruhigendste Summen , und ab und zu … ein Wimmern.
Sie trennten sich nun wieder unter den Kastanienbaeumen , laechelten sich an , still .. und gingen auseinander.
Ich verfolgte sie wieder zu ihrem Haus zurueck , ueber ihre nun braunen Haare , ueber die Daecher der Haeuser hinweg , dieselben Strassen entlang … zurueck zu meiner alten Beobachtungsstelle … der gruenen Lampe in ihrem Zimmer.
War war nun in meiner Abwesenheit geschehen?
In ihrem Zimmer spuerte ich es .. ich wusste es … der Riss war verheilt , sie hatten wieder zueinander gefunden , waren wieder auseinandergedriftet als sie die Gewissheit hatten , sie wuerden sich kennen , als der Bund zwischen ihnen fester denn ja war , und trotzem nicht der gleiche…
Sie hatte ihre Seele zurueck , und ein kleiner Teil seiner Seele war geblieben , und fuellte nun die gaehnende Leere die ein Teil ihrer Seele hinterliess , als er dieses Stueckchen mitnahm … um sein eigenes Wesen damit zu flicken…
Ich hatte ein eigenartiges Gefuehl der Ueberfluessigkeit.
Wieder im Dunklen, lauschte ich dem Summen … sie blickte mit einem sanften Laecheln zu mir auf … blickte durch mich hindurch , ich drehte mich um und erschrak.
In einer Ecke sass ein eigenartiger Schatten … hatte sie den angelaechelt ?
Ich sah aus dem Fenster … einige solcher Schatten lauerten dort auf sie … oder auf mich …
Sie klopften und kratzten an den Fenstern, sie blickte sie ab und zu an, und jedes Mal verstaerkerte sich dass Summen -mein Summen- und sie wand` sich von ihnen , blickte mich an und ich wusste … sie wuerde immer wieder mich ansehen … denn nun nahm sie mich wahr.
Am naechsten Morgen folgte ich ihr wieder in die Stadt.
Ich sah sie, und irgendetwas brannte in mir, und ich blieb nur da und betrachtete sie. Ich verstand ihre Worte nicht, und nur ab und zu , wenn sie sich zufallig beruehrten begriff ich alles, und dann loeste sich die Bruehrung und ich liess los und stand nur da … wunderte mich und dachte bei mir , um meine Angst zu verstecken … “dumme dumme Menschen”.
Sie blickte sich um und sah mich wieder an, so sanft, als wollte sie mir sagen “geh weg” … und das sprach ihre Seele zu mir, ohne ein Wort, “lass mich los” sagte sie , “lass mich los”…
Ploetzlich umarmten sie sich , so wie frueher, das Summen wurde staerker und fuer den Bruchteil einer Sekunde loeste sich alles wieder in Rauch auf.
Nein , sie haetten einander nicht loslassen koennen , egal wie sehr ihre Seele schrie , und egal wie kalt zu sein er versuchte, die eigenartig verheilte Wunde, der elastische Bund zwischen ihnen konnte nicht wieder reissen. Und ich sah sie nur an und begriff.
Es war ruhig um sie … um uns herum, auf dem Dach jenes Hauses blieb ich versteinert stehen , kleiner schwarzen Daemon, und inmitten des Summens, in der betoerenden Stille, unter ihren verlorenen Blicken hindurch, fluesterte mir ihre Seele zu … “lass mich los” …
Ich spuerte ploetzlich erneut Angst, die eigenartige Angst die von ihr kam, sie wollte losgelassen werden, aus Angst der Riss koenne sich wieder auftun und sie verschlingen, sie wollte losgelassen werden, von mir … und die Schatten krochen wieder aus den Ecken hervor … aber ich konnte nicht zurueck…