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Dualismus

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05.02.2013
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Dualismus

Professor Schwarz steuert seinen Wagen ruhig über die vierspurige Straße. Der kleine Vierzylinder knattert ruhig vor sich hin und hinterlässt dabei einen blauen Dunst. Schwarz sieht dies im Rückspiegel. Es stört Ihn aber auch nicht weiter, da er als Hobby-Bastler nicht über das nötige Werkzeug für die richtige Gemisch Einstellung verfügt.
Generell stören Ihn kleine Fehler in Gebrauchsgegenständen nicht weiter. Wenn man sich wie er, meist in abstrakten Sphären der Quantenphysik bewegt, wird sowieso alles andere nebensächlich. Er sagt immer:“Ein Gebrauchsgegenstand ist für den Gebrauch zuständig, er hat zu funktionieren und nicht gut auszusehen.

Er kam nun vorbei an den verglasten Fassaden der Hafen-City, hin zu den Elbbrücken. Von dort aus hat man einen tollen Blick auf den Hafen. Das ist wohl auch der Grund, warum sich dort so viele Hobby-Fotografen an sonnigen Wochenenden tummeln und man vor lauter geparkten Autos kaum noch um die leicht gezogene Kurve kam. An diesem Tag allerdings muss man keine Angst vor „zweite Reihe Parkern“ haben. Eine komplett geschlossene Wolkendecke hängt am Himmel. So tief, dass man sie vermeintlich berühren könnte.
Schließlich biegt er jetzt auf den schmalen Parkplatz, der sich parallel zu einem alten Schuppen befindet. Schuppen werden die Lagerhäuser im Hafen genannt.
Er stellt also den Motor ab und fängt an in seiner Tasche, die auf dem Beifahrersitz liegt, nach seinem kleinen braunen Notizbuch zu suchen. Als er sich wieder zurück dreht, steht dort plötzlich ein Mann an seiner Tür. Schwarz schreckt zusammen. Doch nach einem kurzen Moment der Besinnung steigt er aus.
„Guten Tag“, sagt der kleine hagere Mann zu Ihm, der einen schmuddeligen blauen Kittel trägt und seine paar Haare zu einem adretten Scheitel zur Seite gekämmt hat.
„Sie müssen Professor Schwarz sein“.
„Das ist richtig“, erwiderte Schwarz.
„Lemke, wir hatten vorhin telefoniert.“
Sie geben sich die Hand, dabei lässt Schwarz seinen Blick über das Gelände schweifen.
An die Lagerhalle grenzt noch ein kleineres Häusschen. Die Doppeltür an dem Häusschen ist komplett geöffnet.
„Sie können sich in der Halle komplett umschauen. Aber nicht länger als 18Uhr!“, kam etwas gnatzig von dem Herrn, der die Sechzig wohl schon weit überschritten hatte.
„Dann will ich hier auch spätestens los. Falls Sie Fragen haben, ich bin drüben in der Werkstatt.“
Schwarz nickt dankend und schaut dem Alten noch ein paar Schritte hinterher.
„Achso“, der Alte dreht sich nochmal um und kommt wieder ein kleines Stück auf Ihn zu.
„Eine Frage hätte ich da noch. Sie sagten doch, Sie seien Physiker“.
Schwarz nickte.
„Was sucht denn ein Physiker auf einem alten Tatort?“.
„Wenn ich das selbst so genau wüsste“ ,antwortet Schwarz betonend seufzend, sodass es Ihm selbst schon als eine Lüge vorkam.
Aber es war keine Lüge, er weiß selbst nicht wonach er hier suchen sollte.
Vielleicht nach Hinweisen, Spuren? Innerlich lacht er über diesen Gedanken, da er sich vorkam wie bei diesen neuen amerikanischen Krimiserien, wo mit neusten Hightech Geräten nach der angeblichen Wahrheit gesucht wird.
In der Mitte der Halle angekommen, dreht sich Schwarz im Kreis und schaut sich jeden Bereich der Halle genau an. Sein Blick bleibt haften an dem alten Schild, welches abmontiert und an die eine Wand gelehnt wurde. Auf dem Schild war in altdeutscher Schrift zu lesen: „Rauchen verboten!“.
Hier ist es also passiert, denkt er sich.
An diesem Ort ist vor etwa drei Monaten eine junge Frau gestorben. Das bizarre: es gab keinerlei Anzeichen auf Fremdeinwirkung oder Organversagen.
Natürlich ist dies teilweise schwer nachzuweisen, aber in diesem Fall, konnte dies auf keinen Fall ein Herzinfarkt oder ähnliches gewesen sein.
Ein guter Freund von Schwarz, Dr. Peter Zerch, den er noch aus der Uni Zeit kennt, war der leitende Gerichtsmediziner. Von diesem hatte er auch gehört, dass das Opfer einen Bluterguss mittig über dem Bauch gehabt hat. Nach der siezierung war allerdings klar, das dieser keinesfalls von einem Schlag gekommen sein kann. Außerdem stellten die Mediziner fest, dass das Gewebe hinter dem Bluterguss komplett zerstört, ja geradezu durchtrennt worden war.
Peter sagte Ihm auch, dass das Gewebe exakt wie nach einem Einschuss aussah. Das konnte aber gar nicht sein, es gab weder eine Eintritts- noch eine Austrittswunde. Es gab auch keine Rückstände von Blei, wie sie nach einem Einschuss üblich gewesen wären.
Fakt ist, die Frau ist an inneren Blutungen, verursacht durch das geschädigte Gewebe gestorben.
Schwarz als Physiker konnte daran erst nichts ungewöhnliches erkennen, aber als Peter Ihm mitteilte, das wohl zur selben Zeit eine gleichaltrige Frau in Hamburg erschossen wurde und das nach der Obduktion fest stand, das biometrisch gesehen die Schusswunde an exakt der selben Stelle war, wie der blaue Fleck der anderen, musste auch er zugeben das es seltsam war.
Die Kriminaltechniker suchen verzweifelt nach einer Antwort. Sowas hatte noch keiner von Ihnen gesehen.
Hier kommt Schwarz ins Spiel.
2005 hatte er mal eine Vorlesung über den Dualismus gehalten. Dualismus beschreibt das Verhalten zweier Objekte. Diese Objekte breiten sich immer entweder als Welle aus, d.h. etwas geschwächt aber über einen großen Raum oder aber als Strahl, d.h. gebündelt geradeaus und in seiner vollen Kraft auf einen Punkt aus.
Beides zusammen müsste sich ja gegenseitig auflösen und ist somit nicht möglich, oder?
Durch verschiedene Messmethoden hat man festgestellt, dass das Teilchen sich sowohl als Welle als auch als Strahl ausbreitet.
Nimmt man nun zwei dieser physischen Objekte, misst eines davon und erfährt das sich dieses als Welle fortbewegt, so kann man davon ausgehen, dass sich das andere ebenfalls als Welle ausbreitet.
Dieses merkwürdige Phänomen nennt man Dualismus.
Einstein legte dieses Ergebnis seinerzeit unter dem Namen: „spukhafte Fernwirkung“ zu den Akten.
Es gibt eine ganze Reihe von Wissenschaftlern die glaubt, dass man dieses Ereignis von der Quanteneinheit, d.h. der kleinsten physische Einheit, auch in einer größere Einheit transferieren kann.
Worauf ich hinaus will: vielleicht ist es möglich das etwas mit einem Menschen passiert, durch die spukhafte Fernwirkung auch einem anderen passieren kann.
„Die müssen wirklich verzweifelt sein“, dachte sich Schwarz, während er kopfschüttelnd aber sehr bestimmend zurück zu seinem Auto ging.

 

Hallo,

Generell stören Ihn kleine Fehler in Gebrauchsgegenständen nicht weiter. Wenn man sich wie er, meist in abstrakten Sphären der Quantenphysik bewegt, wird sowieso alles andere nebensächlich. Er sagt immer:“Ein Gebrauchsgegenstand ist für den Gebrauch zuständig, er hat zu funktionieren und nicht gut auszusehen.
Das 1. „Ihn“ wird klein geschrieben, das ist keine Anrede hier. Dann nach „wie er“ steht kein Komma – wieso auch? Und die Kennzeichnung der wörtlichen Rede ist komplett schief gegangen. Hinter dem Doppelpunkt ist ein Leerzeichen, dann sind die Anführungszeichen unten – und am Ende der wörtlichen Rede kommen sie oben hin.

So das ist ganz am Anfang noch. Ich kenn dich überhaupt nicht, das ist dein erster Beitrag hier im Forum – aber einen ordentlichen Eindruck macht das nicht. Klar macht jeder mal Fehler, aber das sind 5 Fehler auf 4 Zeilen.

Das ist wohl auch der Grund, warum sich dort so viele Hobby-Fotografen an sonnigen Wochenenden tummeln und man vor lauter geparkten Autos kaum noch um die leicht gezogene Kurve kam.
Der Text ist im Präsens, zieht aber deutlich ins Prätiertium – das wird dem Text seinen ganzen Sound vermiesen, weil man als Leser ständig denkt: „Tummelten? Tummeln? Kommt? Kam?“

An diesem Tag allerdings muss man keine Angst vor „zweite Reihe Parkern“ haben.
Ich find das ist eine der schlimmsten Unarten im Deutsche, humorvoll gemeinte Substantive so in Klammern zu setzen.

Eine komplett geschlossene Wolkendecke hängt am Himmel. So tief, dass man sie vermeintlich berühren könnte.
Schließlich biegt er jetzt auf den schmalen Parkplatz, der sich parallel zu einem alten Schuppen befindet. Schuppen werden die Lagerhäuser im Hafen genannt.
Hier an der Stelle hör ich auf den Text zu lesen – die Passage hat überhaupt nichts mit der Handlung zu tun, ich weiß noch gar nicht, um was es geht, und ich hab nicht das Gefühl, dass mir der Text das in absehbarer Zeit mitteilen will. Dafür weiß ich jetzt, dass Lagerhäuser am Hafen in Hamburg Schuppen heißen, und dass sich der schmale Parkplatz parallel zum alten Schuppen befindet – hätte mich vielleicht interessiert, wenn ich irgendwas über die Figur erfahren hätte am Anfang.

Das sind „Kurzgeschichten“, die haben einen unmittelbaren Einstieg. Irgendwas muss sofort das Interesse des Lesers wecken.
Die Kritik mag dir jetzt hart erscheinen, die ist vielleicht auch hart, aber so ist das nun mal. Marquez hat mal geschrieben, ein Autor müsse ein Geschichte wie einen Stier bei den Hörnern packen. Ich reagier auf so läppische Anfänge mittlerweile wirklich allergisch. Entweder jemand hat was zu Erzählen und geht das mit Geist, Witz, Leidenschaft oder sonst was an - oder er arbeitet besser an sich, bis er sowas hat. Im ersten Satz, spätestens im ersten Absatz muss schon irgendwas passieren, dass das Interesse des Lesers weckt.

Gruß
Quinn

 

Hi Quinn,

erstmal vielen Dank für deine Kritik, zumal sie so wahnsinnig schnell kam;)

Ja, leider hast du Recht was meine Schwächen im Texte schreiben angeht. Inhaltlich habe ich das Gerüst schon vor Augen, neige aber ständig dazu auszuschweifen.
Kannst du mir denn in irgendeiner Form Lösungsansätze geben?
Hierzu habe ich allerdings noch eine Frage:
quote
Dafür weiß ich jetzt, dass Lagerhäuser am Hafen in Hamburg Schuppen heißen, und dass sich der schmale Parkplatz parallel zum alten Schuppen befindet –
unqote

Ohne diesen Hinweis hättest du das ja vielleicht garnicht gewusst und hättest dich gewundert, warum in der nächsten Szene von einer Halle die Rede ist obwohl es vorher um einen Schuppen ging.
Deshalb halte ich diesen Hinweis für essentiell.

Oder meinst du es gibt andere Möglichkeiten dies zu erwähnen?

Gruß
Hank

 

Darum geht es nicht, Hank. Du musst den Leser innerhalb eines bestimmten Zeitfensters an deinen Text binden. Ein Text muss immer um seine Leser werben. Das gilt für jede Art von Text - außer für Gebrauchstexte. Einen Behördenbrief oder die Bedienungsanleitung für einen Defibrilator werd ich wohl lesen müssen, wenn ich ihn brauch, ob die nun einen interessanten Einstieg haben oder nicht.

Aber du siehst doch selbst, wie viele Texte es hier im Forum gibt und wie groß die Versuchung ist, sobald man sich langweilt, die Seite zu schließen und auf einen anderen Text zu klicken, deshalb muss am Anfang jeder Geschichte was kommen, dass die Aufmerksamkeit des Lesers fesselt. Da gibt es auch keine Ausreden.
Jetzt schau dir mal mit "fremden" Augen deinen Text an, ohne dass du "weißt", was hinten noch passieren wird, und frag dich, ob dich das interessiert. Da fährt jemand Auto. Er ist Quantenphysiker. Das war's. Das sind die ersten 15 Zeilen des Textes.
Guck dir mal an, was die ersten 15 Zeilen von Texten leisten, die hier empfohlen wurden.
Letztes Jahr gab es eine Top-Wahl. Das sind die ersten 8 Zeilen von JoBlacks Geschichte:

Mein Vater ist ziemlich klug für einen Kurden. Sein einziger Fehler bestand darin, einen Sohn zu wollen. Er hat nie aufgehört meine Mutter zu penetrieren, bis sie ihm einen Sohn gebar. Dann konnte sie in Frieden sterben. Mein Bruder ist ein Jahr jünger und viel schlechter in Mathe als ich. Darüber ist mein Vater nie hinweggekommen. Wenn ich ihm meine Eins minus zeige, sagt er: Wenn nur Yusuf so gut wäre. Aber es geht hier nicht um mich, es geht tatsächlich um Yusuf, meinen kleinen Bruder, der mich um zehn Zentimeter überragt. Und wenn ich von Yusuf rede, dann rede ich von einem Jungen, der als Siebenjähriger oft im Bett heulte, weil er nicht mehr mit mir und meiner Schwester in einem Zimmer schlafen durfte.
Da hast du sofort einen Konflikt und du weißt, um was es in der Geschichte gehen wird. Dann hast du den starken 1. Satz "Mein Vater ist ziemlich klug für einen Kurden" und du hast den Leser am Haken.
Das ist auch kein brillianter Einstieg, aber es ist auf jeden Fall einer, der zum Weiterlesen animiert.

Das hier sind die ersten Zeilen von Jujus Text aus dem letzten Jahr:

Anna war anders. Das möchte ich hiermit festhalten. Das muss gesagt sein. Anna war der Wahnsinn. Anna war Anna.
Als ich sie kennenlernte, befand ich mich in einer schwierigen Phase. Jedenfalls sehe ich das heute so. Relativierend muss man wohl sagen, dass es gut sein kann, dass ich die jetzige Zeit auch irgendwann mal als schwierige Phase bezeichnen werde. Das haben alle Zeiten, in denen es keine Anna gibt, irgendwie an sich. Sie sind ein bisschen schwierig.
Da legt keiner, der zur Zielgruppe des Textes gehört, das Ding aus der Hand. Weil sich da der Erzähler vorstellt und gleich Sympathie weckt. Das ist sprachlich gestaltet.

Und mal ein richtiger Klopper aus dem letzten Jahr, mal gucken:

Immer wieder schlägt die Anwältin ihren Kopf gegen die Wand.
Ich kauere auf meinem Stuhl und beobachte sie. Jeder Aufprall tönt dumpf, überhaupt klingt alles seit zwei Tagen tonlos. Seltsam, wie sich die Sinne verändern.
Die Kopfstöße der Anwältin sind nicht hart genug für ernste Verletzungen, deshalb schreitet der Professor nicht ein. Ich frage mich, ob sie sich gleichmäßig bewegt und überprüfe das. An der Wand hängt eine Uhr, eine von den alten, deren großer Zeiger mit jeder Bewegung klackt. Ich habe eine Strichliste angelegt, um die Minuten zu zählen. Jedes Klacken führt zu einem Strich, fünf Striche bilden ein Gatter, zwölf Gatter eine Zeile, und nach zwölf Zeilen ist eine Seite gefüllt. Ich habe keine Minute verpasst und sieben Seiten voller Striche.
Insgesamt sind wir fünf. Bevor das Sterben begann, kannte keiner den anderen.
Das sind auch nur 10 Zeilen oder so, dann hat der Text die Leser, die er haben will, am Haken.

15 Zeilen hat eine Kurzgeschichte, dann muss sie dem Leser irgendwas geboten haben, das sein Interesse weckt.

 

Hallo Quinn,

ich denke ich habe verstanden was Du meinst.

Das werde ich auf jeden Fall in meiner nächsten Geschichte berücksichtigen. Trotz alledem würde ich mir wünschen, dass Du dir die Geschichte nochmal ein bisschen weiter durchliest.

Gruß

Hank

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus Hank27, der du mit deinem Nick offenbar nach den Sternen greifst.

Hank27 schrieb:
Trotz alledem würde ich mir wünschen, dass Du dir die Geschichte nochmal ein bisschen weiter durchliest.

bittest du Quinn in deiner Kommentarantwort an ihn. Und ich muss gestehen, dass es erst dieser flehentliche Hilferuf war, der mich bewogen hat, deine Geschichte zur Gänze zu lesen. Angefangen hatte ich sie nämlich auch schon gestern Abend und kam, obwohl ich über dieselben Fehler wie Quinn drüber flog, einige Zeilen weiter als er.

Er stellt also den Motor ab und fängt an [Komma] in seiner Tasche, die auf dem Beifahrersitz liegt, nach seinem kleinen braunen Notizbuch zu suchen. Als er sich wieder zurück dreht, steht dort plötzlich ein Mann an seiner Tür. Schwarz schreckt zusammen.
„Guten Tag“, sagt der kleine hagere Mann zu Ihm [ihm], der einen schmuddeligen blauen Kittel trägt und seine paar Haare zu einem adretten Scheitel zur Seite gekämmt hat
An die Lagerhalle grenzt noch ein kleineres Häusschen [Häuschen]. Die Doppeltür an dem Häusschen ist komplett geöffnet.
„Sie können sich in der Halle komplett umschauen.

Hier allerdings war auch für mich Schluss und ich kann es Quinn nicht verdenken, dass er sich nicht auch durch den restlichen Text quälte.

also, dort, plötzlich, noch, komplett, das alles ist vollkommen entbehrlicher Wortschutt, dazu noch Wortwiederholungen und unnötige Personalpronomen. Lies dir das mal ohne diese Wörter vor und frage dich dabei, ob dir was fehlt, und achte gleichzeitig darauf, ob dann nicht auch die Sprachmelodie angenehmer wird. Einen Unterhaltungstext liest man ja nicht nur zur Unterhaltung, sondern im besten Fall auch des sprachästhetischen Vergnügens wegen. Nur ein Wort mehr oder weniger kann oft über das Wohl und Wehe eines ganzen Satzes entscheiden. Dessen musst du dir beim Schreiben immer bewusst sein, achte wirklich auf jedes Wort. Nur ganz wenigen auserwählten Genies gelingt es, einen absolut perfekten Text aus dem Ärmel zu schütteln. Wir Normalsterbliche müssen hart darum kämpfen, und dazu gehört z.B. auch oftmaliges Korrekturlesen und Überarbeiten.
Und genau das scheint mir das große Problem deines Textes zu sein: Dass du eben dies, das ernsthafte Korrigieren, nicht getan hast. Es sind nämlich dermaßen viele Fehler und Schlampigkeiten drin, die man eigentlich schon beim ersten konzentrierten Durchlesen entdecken müsste. Und ich rede jetzt nur von den augenfälligsten Sachen wie z.B. zweimal komplett innerhalb von neun Wörtern oder den vielen unmotivierten Tempuswechseln. Sei mir nicht bös, Hank, aber sowas muss man doch bemerken, wenn man ernsthaft an seiner Geschichte arbeitet.

„Guten Tag“, sagt der kleine hagere Mann zu Ihm, der einen schmuddeligen blauen Kittel trägt

Der Satz ist ein Sonderfall, weil er zwar grammatikalisch korrekt zu sein scheint, aber trotzdem nicht funktioniert für den Leser. Die Satzstellung suggeriert, dass sich der nachgestellte Nebensatz nicht auf den hageren Mann bezieht, sondern auf das unmittelbar davor stehende ihm. Zack! Und schon wieder fliegt man beim Lesen auf die Fresse und muss zurücklesen. Das sind nur scheinbar Winzigkeiten, in Wahrheit schreiberische Todsünden, die einem Leser einen Text sehr schnell verleiden können.

Wie auch immer, heute habe ich weitergelesen und dabei ist mir noch so einiges aufgefallen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Gemisch Einstellung, Hightech Geräten

entweder Bindestrich oder zusammenschreiben

Eine komplett geschlossene Wolkendecke

komplett scheint ein Lieblingswort von dir zu sein. Versuche, es dir abzugewöhnen.

„Achso“,

Ach so

antwortet Schwarz betonend seufzend

betont?

Sein Blick bleibt haften an dem alten Schild, welches abmontiert und an die eine Wand gelehnt wurde.

Grundsätzlich scheinst du ein Problem mit dem Tempusgebrauch zu haben. Immer wieder wechselst du vom Präsens ins Präteritum, und mit solchen Satzkonstruktionen verkomplizierst du dir das Leben noch zusätzlich. In einer im Präsens erzählten Geschichte steht Vergangenes im Perfekt, es müsste also korrekt heißen: … welches abmontiert und an die eine Wand gelehnt worden ist.
Er sieht ein altes Schild an der Wand lehnen. Das ist die Essenz des Satzes. Um die zu verstehen, brauch ich weder einen haftenbleibenden Blick, noch das geziert klingende Relativpronomen, ja eigentlich überhaupt keinen Nebensatz.

Das bizarre, oder ähnliches, nichts ungewöhnliches

die Adjektive verwendest du substantiviert, sie gehören also großgeschrieben.

Nach der siezierung war allerdings klar, das dieser

Sezierung? Besser wäre Obduktion, dass

Ihm mitteilte, das

dass

an exakt der selben Stelle

derselben

d.h. etwas geschwächt [Komma] aber über einen großen Raum [Komma] oder aber als Strahl,

misst eines davon und erfährt [Komma] das

dass

der kleinsten physische Einheit, auch in einer größere Einheit transferieren kann.

physischen, eine

Worauf ich hinaus will: vielleicht ist es möglich [Komma] das [dass] etwas mit einem Menschen passiert, durch die spukhafte Fernwirkung auch einem anderen passieren kann.

Abgesehen davon, dass im letzten Satzteil ein Wort fehlt, läuft dir hier die Geschichte endgültig aus dem Ruder. Wer ist dieses ich? Etwa gar du, der Autor? Was zum Henker machst du in deiner Geschichte?

Tja, lieber Hank, in Wahrheit ist dein Text eine einzige große Baustelle. Und dabei hab ich mich noch nicht einmal zum Inhalt geäußert …
Soll ich dir den Abend endgültig verderben? Na gut.
Also: Auch inhaltlich ist die Geschichte ein Desaster für mich. Eine einigermaßen fragwürdige Figur, von der ich keine Ahnung habe, wie, ob, woher, warum, tappt durch einen total bescheuerten Plot, der sich letztlich in einem vollkommen an den Haaren herbeigezogenen Ende erschöpft. Und das alles ist noch mit ein bisschen pseudowissenschaftlichem Blablabla garniert.
(Über den Welle-Teilchen-Dualismus und die „spukhafte Fernwirkung“ haben sich Generationen der brillantesten Physiker die Köpfe zerbrochen. Solltest du packend und plausibel über dieses wahrlich hirnzerfetzende Phänomen schreiben wollen, genügt es nicht, einfach ein paar gängige Schlagworte aneinander zu reihen. Um einem interessierten Leser eine auch nur halbwegs verständliche Sicht darauf zu vermitteln, müsstest du dich derart in die Materie vertiefen, dass dir wohl bis ans Lebensende zu nichts anderem Zeit bliebe. Ich stell da jetzt einfach mal ein beliebiges Zitat aus Wikipedia dazu:
Der Wellencharakter der Teilchen zeigt sich nicht bei makroskopischen Gegenständen, was zwei prinzipielle Ursachen hat:
Selbst bei langsamer Bewegung haben makroskopische Gegenstände aufgrund ihrer großen Masse eine Wellenlänge, die erheblich kleiner ist als die Abmessungen des Gegenstandes. In diesem Fall kann man nicht mehr den gesamten Gegenstand als ein quantenmechanisches Objekt behandeln, sondern muss seine Bestandteile separat beschreiben.
In makroskopischen Gegenständen laufen permanent thermodynamisch irreversible Prozesse ab und es werden Photonen (Wärmestrahlung) mit der Umgebung ausgetauscht. Beides führt zur Dekohärenz des Systems, was bedeutet, dass ein anfangs möglicherweise interferenzfähiger Zustand sich sehr schnell in einen nicht interferenzfähigen umwandelt, der sich dann wie ein klassisches Teilchen, also nicht wie eine Welle verhält.
“ Usw.)

Ich werde mich jetzt

kopfschüttelnd aber sehr bestimmend zurück …
… ziehen aus deiner Geschichte, Hank. Nicht ohne dir den Rat zu geben, so viel wie möglich zu lesen, ob Bücher oder hier im Forum. Das Wichtigste, nämlich Spaß am Schreiben, scheinst du zu haben, jetzt heißt es erst mal, dir einen etwas plausibleren Plot auszudenken, die Ärmel hochzukrempeln und hart zu arbeiten.
Ich wünsche dir viel Spaß dabei.


offshore

 

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