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Du Sonne...

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10.02.2010
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Du Sonne...

Du, Sonne, woher nimmst du denn das Recht mir mit deinen Strahlen bis in das Hertz zu leuchten? Den Boden meines tiefen Schachtes, meines Wasserlochs mit deiner säuerlichen Lichtsubstanz zu schänden. Wieso ist der Himmel nicht mit den tausenden von Fetzen der Abgaswolken zugeschnürt. Wie eine Beleidigung blendet er mich von oben mit seinem ahnungslosen Blau. Und schon breitet sich diese Seuche aus.

Erst langsam und dann immer schneller. Zuerst verschwindet die Betonruhe der Stadtmassive. Die grauen Wolkenkratzer haben viele kleinere Gebäude um sich versammelt. So wie die Könige die Fürsten und die Armeen um sich scharen. Am Rande der Stadt befinden sich die Befestigungsanlagen. Die Hochspannungskabel schneiden jeden Sonnenstrahl entzwei. Die Metallrohre reflektieren das angreifende Licht und werfen es in Form von tausenden kleinen Blitzen zurück. Doch der Kampf dauert nicht lange. Nach und nach verschwindet der so lang gehegte Rost der Kanalisationsrohre. Die Schutzanlagen, Fallen und Weben der Überlandleitungen verschwinden in dem grellen Gelb. Die Panzerung aus Schmieröl und einer hochwertigen Kruste aus Staub und Rost löst sich auf in einer neuen Welle aus Licht und Farbe. Sie verschwindet aus dem Sichtfeld, geblendet von der ursprünglichen, nichts sagenden Sterilität des Lichtes.

Umringt von einigen wenigen seiner, sich noch tapfer wehrenden, Kameraden sieht der erste General seinem Ende entgegen. Seit mehreren Jahrzehnten stand er bereits hier. Mit seiner ganzen stattlichen Fabrik-Gestalt füllte er fast drei Quadratkilometer aus. Doch jetzt spürte er mit jedem der Betonmuskeln, mit jeder Faser des Metallkörpers das Ende kommen. Die Offiziere, die Fünfstockigen Gebäude, waren schon zum einem dreiviertel von dem Licht verschlungen. Hier und da klafften die leuchtenden Wunden an ihren Körpern. Diese Lichtflecken wuchsen und breiteten sich aus. Wie Ekzemen lösten sie die beruhigende dunkelgraue Oberfläche der Wände auf.

Das Ende. Nun ja, kam alles aus dem Licht? Waren die Dunkelheit und die Ruhe aber bereits vor dem Licht vorhanden? Was kann denn diese tödliche, blendende Helligkeit aufhalten. Um wie viel besser war da das Licht der Halogenlampen. Vorhersehbar und planbar, kontrolliert und so vertraut. Halogenlampe, Serie: Osram HaloPin, Leistung 40 Watt , Spannung: 230,0 Volt Sockel G9, Energie-Effizienzklasse: E, Lichtfarbe Weiß, /Lichtstrom: 460 lm, Lebensdauer 2.000 h. Wie süß war der statische Klang der technischen Spezifikationen. In dem riesigen Prozessorkopf des Regenten nisteten Terabits solcher Gedanken. Sie schossen Millionenfach in der Sekunde durch die Mikrofaser seines Körpers während er zusah wie sich sein Imperium in Nichts auflöste. War denn alles umsonst. Der so lange und beschwerliche Weg von einem kleinen Mikrochip, nicht viel größer als ein Häuflein Staub unter dem Radiator, bis zu der größten und der klügsten Maschine auf dem Planeten.

Und die letzte Botschaft des Urvaters der Weisheit, des Bewahrers aller geschriebenen Werke, alles Wissens einer gesamten Welt war an das heiße, unerbittliche und geistlose Gestirn gerichtet. Ein Sonett aus Einsen und Nullen voller Bitternis ob des nahen Todes einer gesamten Zivilisation.

Du, Sonne, woher nimmst du denn das Recht mir mit deinen Strahlen bis in das Hertz zu leuchten? Den Boden meines tiefen Schachtes, meines Wasserlochs mit deiner säuerlichen Lichtsubstanz zu schänden. Wieso ist der Himmel nicht mit den tausenden von Fetzen der Abgaswolken zugeschnürt. Wie eine Beleidigung blendet er mich von oben mit seinem ahnungslosen Bla...

 

Hallo Papalagi,

zunächst herzlich Willkommen in unserer SF-Rubrik hier auf kg.de!

Dein Text erscheint mir wie der Versuch einer poetischen Herangehensweise an gleich mehrere Themen; für mich persönlich löst sich jedoch keine Allegorie in einen Aha-Effekt auf. Dazu stören einfach zuviele Fehler und schiefe Bilder. Ich liste mal nur exemplarisch ein paar auf, da zu viele Erst-Poster hier auf Kritik pikiert mit Rückzug reagiert und meinen Aufwand zunichte gemacht haben.

Du, Sonne, woher nimmst du denn das Recht mir mit deinen Strahlen bis in das Hertz zu leuchten?

Weitere Komma- und Flüchtigkeitsfehler bitte selbst finden ;)

Umringt von einigen wenigen seiner, sich noch tapfer wehrenden, Kameraden sieht der erste General seinem Ende entgegen. Seit mehreren Jahrzehnten stand er bereits hier.

Hier wechselst Du unvermittelt von Präsens nach Präteritum. Nicht gut.

Die Hochspannungskabel zerschneiden jeden Sonnenstrahl entzwei

Entweder: schneiden... entzwei oder nur zerschneiden.

Die Schutzanlagen, Fallen und Weben der Oberlandleitungen

Überlandleitungen heißen die, soweit ich weiß.

hochwertigen Kruste aus Staub und Rost

Was hat an einer solchen Kruste einen "hohen Wert"?

Urvaters der Weißheit

Weisheit

Soweit der Fehlerteufel.

Insgesamt ein Stimmungsbild, ob apokalyptisch oder postapokalyptisch weiß ich nicht, ist auch relativ egal, wie mir scheint, denn Dir kam es auch nur auf die Bilder und die Collage an, nicht aber darauf, eine Geschichte zu erzählen.

Was der Ringschluss am Ende soll, weiß ich nicht. Ich weiß nicht einmal, wer der Erzähler ist.

Im Grunde bin ich nach der Lektüre so schlau wie vorher.

Daher mein Fazit: Du hast Dich bemüht, intensive Bilder zu malen. Du hast uns aber leider keine Geschichte erzählt.

Uwe
:cool:

 
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Hallo Uwe,
vielen Dank für deinen Kommentar :-)

Die Korrekturen und die Kritik sind auf jeden Fall sehr erwünscht! Also immer her damit. Ich sehe das als eine Möglichkeit dazu zu lernen und vielleicht auch beim nächsten mal etwas besser machen zu können.

Bis auf das Wort Hertz waren alle Korrekturen sehr brauchbar. Mit Hertz meine wirklich das Hertz, also die Einheit und nicht das Organ Herz.

Die Geschichte wird mehr oder weniger aus der Perspektive des Hauptcomputers erzählt (der am Ende zerstört wird). Deswegen bricht das letzte Wort der Geschichte auch ab.
Der Leser sollte nicht in alle Einzelheiten der Geschichte eingeweiht werde. So weit hast du also mit deiner Beurteilung Recht. Auch bei der postapokalyptischen Stimmung liegst du ganz richtig. Das einzige bei diesen Bildern worauf es mir ankam war die Darstellung der Sonne (der Natur) als etwas zerstörerischem. Die Technik, Beton, Rost und Umweltverschmutzung wird aber als ein natürlicher Lebensraum dieser besonderen Zivilisation dargestellt. Es ist also die Umkehrung dessen, was wir in der Realität kennen.

In der Geschichte siegt am Ende die Natur, indem die Technik zerstört wird.

Falls du(oder jemand sonst) noch mehr Flüchtigkeitsfehler findet, wäre ich für die weiteren Korrekturen sehr dankbar. :-)

LG

Papalagi

 

Ah, Hauptcomputer. Hätte ich mir auch denken können ;)

Allerdings ist "Hertz" dann nur noch ein Wortspiel, das unter dem Niveau eines so wortstarken Rechners sein müsste. Nichts kann "in ein Hertz" leuchten, wo Hertz doch nur eine physikalische Einheit ist, genausowenig wie man in ein Meter oder ein Kilogramm (Kilogramm was?) leuchten kann.
Da würde ich eher Herz schreiben und damit die CPU meinen. WObei auch das wieder schwierig ist, weil moderne Rechner mehr als eine CPU und damit mehr als ein Herz haben.

Die Wiederholung am Ende legt mir nunmehr nahe, dass der arme Rechner in einer Endlosschleife gefangen ist, bis ihm vielleicht der Strom ausgeht?

Okay, passt schon ;)

 

Hallo Papalagi,

deine Geschichte habe ich mit gemischten Gefühlen gelesen. Auf der einen Seite schafft du eine hohe sprachliche Komplexität, auf der anderen Seite ist es nicht wirklich eine Geschichte. Es ist wohl eher eine art Prosa Text.
So weit habe ich beim Lesen verstanden, dass die Sonne die Erde verschlingt. Aber das der Erzähler ein Computer ist, habe ich nicht gleich kapiert. Schade, dass du die Menschheit nicht erwähnst. Zum Beispiel was aus ihr geworden ist. Haben die Menschen den Weg ins Weltall geschafft? Ich glaube eher nicht,
da du alte Fabrik Anlagen erwähnst und wir immer noch auf Überlandleitungen angwiesen sind. Man könnte daraus vielleicht eine schöne Kurzgeschichte machen. Wie zum Beispiel würde ein Mensch diesen Untergang erleben? Oder wie würde es in einer Stadt aussehen.

Hier noch ein paar kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind. Bin aber selbst kein Meister in der Rechtsschreibung.;)

Die Metallrohre reflektieren das angreifende Licht und werfen es in Form von Tausenden kleinen Blitzen zurück.

Hier, denke ich, wird tausend klein geschrieben.

Du, Sonne, woher nimmst du denn das Recht mir mit deinen Strahlen bis in das Hertz zu leuchten?

Hier würde ich das "denn" rausnehmen. Klingt eine Spur schärfer, wie ich finde.

Wieso ist der Himmel nicht mit den tausenden von Fetzen der Abgaswolken zugeschnürt.

Diesen Satz würde ich auch ein wenig umstellen. Das tausenden von Fetzen, würde ich in tausend von Fetzen schreiben.

Ansonten habe ich nichts weiter. Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen,

gruß Hawk.

 
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Hallo papalagi,
also leicht verständlich willst Du es einem nicht machen!
War denn alles umsonst? Das ist eine Frage.
Vielleicht bringt mich Dein Nickname weiter …
Der Papalagi ist ein Buch des deutschen Malers und Schriftstellers Erich Scheurmann, das die fiktiven Reiseberichte eines Südseehäuptlings enthält. Es erschien erstmals 1920.
Das Buch beruht zu einem gewissen Teil auf der Parabel Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland des Kolonialoffiziers und Pazifisten Hans Paasche.
Es geht also um die umgekehrte Sicht – nicht um unseren europäisch-technischen Blick, sondern um die naturnahe Sicht der Polynesier/Naturvölker.
Diese Sicht hast du wohl in Deiner Parabel umgekehrt, indem der Computer nicht versteht, wie ihm geschieht – die ihm unbegreifliche Natur überwältigt ihn. Aus kleinen Chip-Anfängen, als es noch Menschen gab, wurde nach deren selbstzerstörerischem Ende – welches auch die Erde verdunkelte – eine 'elektronische Zivilisation'. Nun bricht die Sonne wieder durch die Wolken und zerstört durch ihre Strahlen diese Strukturen.
Gut. Soweit kann ich mir da etwas zusammen denken.
Doch was habe ich letztendlich von dieser Geschichte, die mir Mühe macht, sie zu verstehen? Ich meine, Du machst es Deinen Lesern zu schwer.
Oder komme ich der Sache näher, wenn ich postuliere: Kunst ist, wenn es keiner außer dem Künstler versteht?
Nix für ungut.
kinnison

 

Danke für eure Kommentare und die Korrekturen.

Lieber Kinnison,
du hast bei der Analyse des Nicknames etwas vergessen…
Und das ist die Bedeutung des Wortes Papalagi (Das war jetzt ein kleiner Hinweis). Was das Wort bedeutet kannst du vielleicht selbst herausfinden…

Aber jetzt mal im Klartext zu der Handlung.
In den Texten trifft man öfters auf die Kritik der Technik und den Schutz der Natur vor Abgasen usw. Ich muss aber zugeben, dass ich die Technik durchaus sehr mag. Ich mag Beton, Rost, Metall und den ganzen Kram. Ich finde Gefallen an einer etwas anderen Ästhetik. Also weg von der Natur hin zu den postapokalyptischen Ruinen.
Ich wollte, dass der Leser sich mit diesen Monstern aus Beton identifiziert.
Das war auch alles. Andere Interpretationen sind erwünscht. Aber vielleicht ist es auch erfrischend die Sachverhalte mal vor einer anderen Seite zu sehen. Und übrigens von Menschen war in der Geschichte keine Rede.

Wenn man es so will könnte man die Sache so vorstellen.
Dem Leser werden die Industrieanlagen mal schmackhaft gemacht. Da sonst keine Menschen in der Geschichte auftauchen und die Natur (die Sonne) als aggressiv und zerstörerisch dargestellt wird, entsteht eine Identifizierung des Lesers mit den von Menschenhand erbauten Gebäuden, die in der Handlung noch personifiziert werden. Die Aktionen der Natur werden als Rache für Umweltverschmutzung usw. wahrgenommen.

So . Wenn man so will wird der Leser zum nachdenken animiert. Und durch die ungewohnte Perspektive werden Klischees vermieden. Sonst würde der Leser sofort mit den gewohnten besserwisserischen Metaphern zugeschüttet werden, die er vielleicht dann auch sehr bald durchschaut. So weit ist deine Kritik aber auch berechtigt. Die Gefahr besteht darin, dass der Sinn der Geschichte nicht verstanden wird…Aber ich verstecke lieben den Sinn der Geschichte, als ihn zu offensichtlich darzustellen. Ich finde deine Kritik an dieser Stelle aber auch zulässig und richtig. Vielen Dank dafür. :-)


LG

Papalagi

 

Wenn man so will wird der Leser zum nachdenken animiert. Und durch die ungewohnte Perspektive werden Klischees vermieden.

Eben dort irrt der verehrte Mitautor ...

Betonmuskeln, empathische Roboter/Maschinen/Gebäude sind Klischees. Auch -oder gerade weil- man mir gelegentlich den Einsatz der Klischeeschere vorwarf, muss ich dir sagen: Du bist dem Klischee verfallen.

Die Umkehrung der Natur in etwas Böses funktioniert nicht. Zum einen, weil ich gar nicht die Glegenheit bekomme, mit den Charakteren mitzufiebern (sie sind nicht deutlich, nicht charakterisiert, nicht beschrieben), zum anderen, weil du nur eine Szene beschreibst, statt mir, dem Leser, das ganze dramatische Ausmaß der Situation zu zeigen.

Wie Uwe schon bemerkt hat, hast du einige, z.T. auch wirklich gute -das Sonett aus Nullen und Einsen z.B. , Bilder, aber dabei die Geschichte weggelassen.

Mach eine Geschichte draus, das Thema und deine Ansätze geben genug dazu her. Sprachlich sollte es für dich kein Problem sein.

lg
Dave

 
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Wie Uwe schon bemerkt hat, hast du einige, z.T. auch wirklich gute -das Sonett aus Nullen und Einsen z.B. , Bilder, aber dabei die Geschichte weggelassen.

Mach eine Geschichte draus, das Thema und deine Ansätze geben genug dazu her. Sprachlich sollte es für dich kein Problem sein.

lg
Dave


Ja, das klingt wirklich logisch.
Und deinen Vorschlag eine Geschichte daraus zu machen, um die Charakter näher beschreiben zu können finde ich auch durchaus sinnvoll.

Dann werde ich das mal auch versuchen.

Vielen Dank für die produktive Kritik und die Anregungen :-)
LG

Papalagi

 

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