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Du Papa...?
„Du, Papa! Erzählst du mir eine Geschichte?“, fragte Max seinen Vater. Verdutzt über diese Frage schaute er in die tiefblauen Augen seines Sohnes. Ausgerechnet er sollte seinem Sohn eine Geschichte erzählen? Darin war er doch gänzlich unbegabt, wie er meinte.
„Also, Max…ich…“, stotterte er.
„Bitte, bitte, bitte!“, bettelte Max.
Was blieb dem Vater denn da schon noch übrig? Also setze er sich in den großen Sessel in der Stube und Max sprang vergnügt auf seinen Schoß.
„Es war einmal…, es war einmal ein Elefant. Der stand vor einem großen Baum, im Urwald. Er ging drum herum und was sieht er da?“
„Einen kleinen blauen Jungen!“, antwortete Max glücklich.
„Was? Jungs sind doch nicht blau!“
„Doch, dieser schon!“
„Na gut, der Elefant sieht also einen kleinen blauen Jungen, ganz allein im Urwald stehen!“
„Ach Papa, wo gibt’s denn so was?! Da waren natürlich auch noch ganz viele andere Kinder bei ihm!“
„Waren die auch blau?“, fragte er seinen Sohn.
„Nein! Der eine war grün, der andere rot und das Mädchen war lila!“
„Ach so, wenn du meinst. Da war also eine Schar bunter Kinder…“
„Was macht denn ihr hier im Urwald?“, fragte der Elefant die Kinder.
Darauf antworteten die Kinder im Chor: „Wir sind als Schulklasse hier und später müssen wir einen Bericht über das schreiben was wir hier erlebt haben.“
„Ach und schreibt ihr dann auch etwas über mich?“ fragte der Elefant erstaunt. „Bestimmt.“, sagte das lila Mädchen.
„Oh schön. Aber, sagt mal Kinder, warum seid ihr denn so bunt?“
„ Bevor wir hier herkamen hatten wir Malunterricht.“
„Mensch Papa, das stimmt doch gar nicht!“, sagte Max empört. „Die haben sich doch als Tiere verkleidet!“
„Ach wirklich? Und als was für Tiere haben die sich verkleidet?“
„Oh, dass Erwachsene immer so dumme Fragen stellen müssen!“, stöhnte Max. „Natürlich als Wal, Eidechse, Fuchs und Lilakehlchen!“
Papa stutzte. „Lilakehlchen?“
„Ja, ein Lilakehlchen!“
„Aber Max, so ein Tier gibt es doch gar nicht!“
„Und ob! Es gibt schließlich auch Rotkehlchen, Blaukehlchen, Grünkehlchen, Schwarzkehlchen, Orangekehlchen, Braunkehlchen, Weißkehlchen, Gelbkehlchen, Graukehlchen,...und noch mehr Kehlchen…!“
„Wenn du meinst, dann war es wohl ein Lilakehlchen.“
Max lächelte zufrieden. Er machte eine Handbewegung und deutete seinem Vater weiterzumachen.
Die Kinder erzählten dem Elefanten also, dass sie sich als Tiere verkleidet hatten.
„Soso.“, sagte der Elefant,
Als die Kinder ihm von ihren Erlebnissen im Urwald berichteten, war er nicht besonders erstaunt. Es waren alltägliche Dinge, die er nur allzu gut kannte. Aber als sie von ihrer Schule erzählten und was sie dort lernen, hörte der Elefant fasziniert zu.
Der blaue Junge listete alle Fächer auf, die in ihrer Schule unterrichtet wurden: „Lesen, Schreiben, Turnen, Malen, und Rechnen.“
„Turnen? Ihr lernt Turnen in der Schule?“ fragte der Elefant erstaunt.
„Ja, das macht am meisten Spaß.“, sagte das lila Mädchen.
„Das müsste ich den Affen mal erzählen…“, dachte der Elefant.
„Und Schreiben und Lesen, kann ich das auch lernen?“, fragte er die Kinder.
„Aber klar doch! Komm einfach mal zu unserer Schule und besuch uns dort.“, schlugen die Kinder vor.
„SO ein Quatsch! Mensch Papa! Wie sollen Tiere denn Schreiben lernen?“
„Na also...das weißt du nicht?!“
„ähm...“, stotterte Max verlegen. „ Natürlich wusste ich das, ich wollte dich nur auf die Probe stellen, ob du das auch weißt...“
„Dann kann ich jetzt also weiter erzählen?“
„Ja worauf wartest du denn noch?!“
Also, es war bereits eine Woche vergangen und der Elefant machte sich auf und marschierte mit schnellen, kleinen Schritten zur Schule. Es war ein weiter Weg, durch die Wälder, über die Felder, Berge und Hügel, Gebirge, Steppen und durch Flüsse hindurch, doch das machte ihm nichts aus, denn Elefanten sind gemütliche Dickhäuter.
Die Kinder sahen den großen Elefanten schon von weitem, und fröhlich kamen sie auf ihn zu gerannt. Nach dieser herzlichen Begrüßung, zeigten die Kinder ihm die Schule. Voller Begeisterung hörte er beim Unterricht zu. In der Malstunde zeigten sie ihm die Bilder, die sie vom Urwald gemalt hatten. Erfreut stellte der Elefant fest, dass er auf fast jedem Bild zu sehen war, auch wenn man es auf den meisten nicht sofort erkannte.
Doch auch dieser wundervolle Tag ging vorbei und als sich die Sonne dem Horizont näherte, machte er sich auf den Heimweg, durch Flüsse hindurch, über Steppen, Gebirge, Hügel, Berge und über Felder, durch Wälder zurück in den heimatlichen Urwald. In Gedanken plante er schon, sein ungewöhnliches Vorhaben…
„ Was hat er denn vor?!“ wollte Max neugierig wissen.
„ Das wirst du glich hörn.“, entgegnete Papa.
Der Elefant war also so begeistert von der Schule dass er am nächsten Tag den „Alle-Tiere-Ruf mit seinem Rüssel trompetete…“TöööRÖÖÖÖTöRÖTöRÖÖÖÖÖÖÖ“
„ Das stimmt nicht!“
„ was stimmt nicht?“, fragte Papa überrascht.
„ Na, der Alle-Tiere-Ruf stimmt nicht!!!“ antwortete Mäxchen verärgert.
„ Was soll daran nicht stimmen?“
„Der geht nicht so…! der geht so…“ Max holte tief Luft.
„TöööööTÖÖÖöÖöÖÖÖTÄTÄÄÄÄÄÄÄÄÄTööööRÄTäRÄTÖRÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖ…“
„Da bin ich baff!“
„Siehst du, so geht der Alle-Tiere-Ruf!“, Sagte Max stolz.
„ Ja auf jeden Fall, rief der Elefant alle Tiere des Waldes zusammen…
„Wir bauen eine Schule.“, sagte der Elefant entschlossen.
„Eine Schule? Was ist das? Kann man das essen?“, fragte das Krokodil mit näselnder Stimme.
„Aber nein, eine Schule ist ein Platz, an dem man etwas lernt.“, entgegnete der Elefant.
„Aber was sollen wir denn lernen? Wir können doch schon alles.“
Zustimmendes Brummen, Fauchen und Grölen war zu hören.
„Kannst du denn auch Schreiben und Lesen, Krokodil?“
„Nö, so was brauch ich nicht.“, antwortete es.
„Aber wäre es nicht toll, wenn wir das könnten?“
„Mmh, weiß nicht.“, sagte das Krokodil.
„Und Turnen, Krokodil? Kannst du turnen?“, fragte der Elefant.
„Turnen? Nein, das überlasse ich den Affen.“
„Turnen, Turnen, Turnen!“, riefen die Affen fröhlich.
„Ausgerechnet ihr Affen wollt eine Schule fürs Turnen. Ihr turnt doch besser als irgendein Mensch! In der Schule lernt man doch Dinge die man nicht kennt und nicht kann.“, erklärte der Elefant.
„Und warum?“, fragte das Krokodil.
„Na, damit man sie dann kann!“
„Das ist alles? Was ich brauche, das kann ich und was ich nicht kann, das will ich gar nicht können.“
„Richtig!“, stimmten die Affen dem Krokodil zu.
„Aber dann bleibt ihr ja euer Leben lang dumm!“
„Dumm? Was ist denn das?“, fragte das Krokodil.
„Dumm sein, das ist nichts davon zu können was die Menschen können.“, sagte der Elefant.
„Tz, ich glaube da bleib’ ich lieber dumm.“
Die anderen Tiere stimmten dem Krokodil fröhlich zu.
„Aber dann habt ihr ja auch gar keine Ferien! Das Beste an der Schule sind die Ferien!“, erwähnte der Elefant.
„Ferien? Was ist das?“, fragte der Löwe.
„Das ist die Zeit an der man keine Schule hat. Toll nicht?“, antwortete der Elefant.
„Aber haben wir das denn nicht schon?“, fragte das Krokodil. „Ich meine Ferien. Immerhin haben wir ja keine Schule.“
„Aber ohne Schule kann man doch nicht schulfrei haben, sondern einfach nur so frei.“, entgegnete der Elefant.
„Ja, aber dafür immer.“
„Tja…“, überlegte der Elefant laut. „Wenn ich’s mir recht überlege, habt ihr gar nicht so Unrecht. Ich möchte eigentlich auch nicht so besonders gerne in der Schule hocken und Sachen lernen mit denen ich später nichts anfangen kann. Und mehr als das ganze Jahr schulfrei kann man ja nicht verlangen.“
Und die Tiere kreischten, grölten und lachten und beschlossen, dass es für dieses Mal, keine Schule geben sollte. Aber wer weiß, vielleicht kommt eines Tages ein anderes Tier auf diese Idee, sei es ein Elefant oder sogar ein Krokodil.
„Was? Ist die Geschichte schon zu Ende?!“, fragte Max erschrocken.
„Ja Mäxchen für heute schon.“
„Aber ich wollte doch noch wissen, wie Tiere schreiben können mit ihren Pfoten und Krallen!
Das war ein blödes Ende!“, sagte Max beleidigt, doch Papa lächelte nur.
„Weißt du Max, warum es keine Tierschule gab?“
„Ja, weil die Tiere zu faul waren, morgens schon um 7 aufzustehen und in die Schule zu gehen!“
„Der einzige der morgens nicht aus dem Bett kommt bist du! Nein Max, das war nicht der Grund. Tiere sind keine Menschen.“
„ Aber du hast doch gesagt, dass die Tiere schreiben lernen können!“
„ Siehst du, aus diesem Grund, um solche Dinge zu wissen, müssen die Menschenkinder in die Schule gehen! Also, ab ins Bett mit dir und morgen in die Schule, denn DU bist KEIN Krokodil!“, lächelte Papa, zwinkerte mit einem Auge und schickte Max ins Bett.
(c) beeljata