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Du bleibst nicht lange im Dunkeln ...

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26.11.2003
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Du bleibst nicht lange im Dunkeln ...

Nein, auch nach unzähligen Atemzügen haben sich deine Augen noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, die du vorfindest, als du sie erneut öffnest, nachdem du sie geschlossen und gerieben hast. Eigentlich gewöhnen sich Augen doch irgendwie immer an die Dunkelheit, hast du gedacht, weil du immer die Umrisse deines Schrankes gesehen konntest, als du abends noch wach in deinem Bett gelegen hast und Angst vor dem einschlafen hattest. Doch dem ist nicht so, offen, zu, offen. Augenlider oben, unten, oben, unten, scheißegal, weil scheißdunkel. Ok, ein Sinn ist weg, bleiben ja noch die anderen, und hättest du nicht vorhin noch 2 Kaugummi gegessen, würdest du etwas anderes schmecken, als den wunderbar frischen Geschmack von Fabrikminze. Da du dich aber kauend dabei erwischst, bleibt dir nichts anderes übrig, als den Klumpen auszuspucken und darauf zu hoffen, dass dein Geschmack dich bald wieder eingeholt hat. Wenn du sehen könntest, was dich umgibt, hättest du andere Probleme als darüber nachzudenken, was du schmecken würdest, wenn du keinen Kaugummi im Mund gehabt hättest. Doch du siehst es nicht, was dir einen gewissen Schutz bietet, wenn nicht vor dem eintreffenden Ereignis, dann wenigstens vor der Panik, die dich in ihren Bann ziehen würde. Konzentration auf die Augen … immer noch nichts, du drehst dich um, hoffst einen Windzug zu spüren, der zwar da ist, dir aber nicht im geringsten hilft. So fühlst du dich selbst von den Naturereignissen allein gelassen. Ach ja, die Sinne, drei sind weg, zwei bleiben und diese Beiden werden dich ein wenig in Sicherheit wiegen, denn du hörst das Rascheln von Millionen Nadeln, die, scheinbar nutzlos an Ästen und Zweigen hängend, aneinander schlagen, wie Millionen Hände von Millionen Zuschauern. Was du riechst, kommt dir irgendwoher bekannt vor, ja, da ist dieses Bild in deinem Kopf; eine halbvollgelassene Badewanne, in der sich nicht nur Schaumbad sondern auch Duftöl mit Wasser vermischt und höchste Genüsse für Körper und Geist verspricht; Kieferngeruch, oder, deinen biologischen Kenntnissen entsprechend, irgendein Nadelgehölz, bzw. der Geruch davon. Ok, Wald. Wald? Wie zum Teufel, Wer zum Teufel und vor allem Warum und Wo zum Teufel bist du?
Gedulde dich doch noch ein wenig.
Wäre doch nur irgendwo in der Nähe auch nur ein bruchteilartiges Stückchen einer Lichtquelle gewesen, würdest du sehen, was wir sehen, denn du bist zwar im Wald, umringt von Bäumen, die ihrem Alter nach deine Großeltern sein könnten, ja, du stehst im Wald, aber du bist nicht allein. Könntest du dein Gehör auf etwas anderes konzentrieren, als das Rascheln der Nadeln um dich herum, könntest du das gleichmäßige Atmen von ihm hören, doch du weißt nicht, dass da noch jemand ist, der dich, ihn und die Situation, in der ihr euch befindet, beobachtet.
Du würdest ihn nicht kennen, selbst wenn du wissen würdest, wie er heißt, wie er aussieht, oder wie er morgens seinen Toast isst. Er kennt dich ja auch nicht, drum könnte man eigentlich davon ausgehen, dass der Zufall euch zusammengebracht hat, doch das wäre eine sehr simple Erklärung für seinen sehr komplexen Vorgang.
Seit mehreren Atemzügen bist du dabei zu versuchen, dich auf deine Umgebung zu besinnen, und nachdem du dir deine Schuhe ausgezogen hast, spürst du nassen Boden unter deinen nackten Füßen, die du vorsichtig kreisen lässt, weil du hoffst, auf etwas zu stoßen, das dir bekannt vorkommt und dir darum ein wenig Halt gibt. Wenn auch mehr psychisch als physisch, denn es würde dir nichts bringen, dich im Dunkeln an einem Baum oder Ähnlichem festzuhalten, da er dir wohl kaum den Weg aus der Misere zeigen könnte.
Während du in Gedanken deinem Fuß folgst, weil ihn ja nicht sehen kannst, spürst du einen Windhauch an deinem Hals der dich aufschrecken lässt, doch die Stetigkeit, mit der der Wind bläst, lässt deinen Atem wieder regelmäßiger werden, denn es ist nur die Natur und die kann dir für gewöhnlich keine Angst machen. Natürlich stehst du still, was würde es dir auch bringen, dich an einen Ort, den du nicht kennst, zu bewegen. Aber genau das ist dein Fehler, denn hättest du dich bewegt, auch nur einen kleinen Schritt nach hinten, so hättest du die Nähe eines anderen Menschen gespürt, die man fühlt, wenn man ganz dicht vor jemanden steht, ohne ihn zu sehen. Aber der Wind wiegt dich in falsche Sicherheit, denn du hättest wahrscheinlich seinen auf deiner Haut gespürt, rhythmisch, monoton, immer wieder, warm, doch all dies bleibt dir verwehrt, weil die Natur sich mit ihren Geräuschen, ihrem Wind und ihrer Dunkelheit gegen dich gestellt hat um sich mit dem „Menschen“ hinter dir zu verbünden, zu dem, was noch kommen wird.
Als wäre der Mangel an Orientierung noch nicht genug, spürst du vor dem Ausatmen einen Schreck in dir hochfahren, den man wohl als Adrenalinschub beschreiben könnte. Es gibt nicht nur einen Grund für diese schlagartige Reaktion deines Körpers, denn zum einen hast du noch vor einem Augenblick etwas gehört, das ganz und gar nicht in das akustische Erlebnis der letzten Minuten passt; ein Quietschen, welches von einer Bewegung einer Lederjacke hervorgerufen wurde. Die Bewegung war das Ausholen und Herunterfahren eines kräftigen Armes. Was dieser Arm in seiner Hand hat, kannst du nur erahnen, was dir nicht sehr schwer fällt.
Kälte, Hitze, Schweiß, Kälte, Angst, ein Schreck, Feuer, Eis, Schmerz, wieder Kälte und ein überwältigender Druck eines eisig erscheinenden Feuerdolches, der dich erst auf deine Knie gleiten, und dann nach vorn auf den Boden fallen lässt. Du versuchst dich umzudrehen, um das Gesicht und den Ausdruck, den es beim Auslöschen einer Existenz hat, zu sehen. Doch die Schmerzen lassen dich den Plan sehr schnell verwerfen, denn das Messer würde sich unweigerlich weiter in deinen Rücken bohren, wenn du es zwischen dich und den Erdboden pressen würdest. Also bleibst du auf dem Bauch liegen, und schmeckst neben dem Blut, das du hustest, auch den Waldboden, frisches Wasser, altes Moos. Das letzte Geräusch ist ein lautes Schnaufen und endlich, vielleicht ein wenig spät,aber schließlich existent, eine Lichtquelle, deren gleißende Flammen dich in den letzten Momenten deines Sehens erreichen.

 

Hallo endorphinless,

zunächst einmal: Herzlich Willkommen auf kg.de

Könntest du bitte aus Gründen der Lesbarkeit noch die Zeilenumbrüche editieren, damit eine Vielzahl von Sätzen nicht auseinandergerissen wird? Danke. :)

 

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