Du bist nicht allein
"Ich brauche dringend eure Unterstützung!" schrie sie und rannte hin und her.
"Was sollen wir denn noch tun. Du bist nunmal krank und das kann keiner mehr ändern."
"Und deshalb entzieht ihr mir eure Liebe? Ich brauche euch doch!"
Jessica rannte aus dem Haus. Ihre Eltern wollten sie nicht mehr. Aber sie brauchte doch Beistand. Warum wendeten sich alle ab? Sie wollte doch leben, aber was brachte ihr das noch, wenn keiner was mit ihr zu tun haben wollte. Ronny war erst vor 2 Monaten gestorben und nun schon wurde sie wie eine Aussätzige behandelt. Liebe? Sie hatte vergessen was Liebe überhaupt bedeutete. Seitdem Tod ihres Freundes entrann ihr alles. Nun sollte auch sie todkrank sein und keiner wollte ihr helfen.
"Verdammt Jessica, wo warst du? Du solltest doch im Krankenhaus sein."
"Ach was bringt das schon? Selbst da hassen sie mich. Keiner will mir glauben, dass ich unschuldig an Ronny's Erkrankung war. Verdammt er hatte Aids, ja, aber schon bevor ich ihn kennenlernte. Wir haben anfangs stundenlang über seine Krankheit gesprochen. Er hatte nie Angst, weil er so schlau war und es niemandem ausser mir gesagt hat. Sie haben ihn alle geliebt und gaben mir die Schuld, als er starb. Das ist so ungerecht."
Sie prügelte auf Jonas ein, doch er blieb ruhig. Er kannte sie schon seit dem Kindergarten und Jessica war für ihn immer wie eine kleine Schwester gewesen.
"Beruhige dich. Die nächsten Tests sind erst Montag dran. Ich schlage vor wir beide fahren heute weg und machen uns einen schönen Tag. Und vergiss das mit deinen Eltern. Sie haben nur Angst."
"Na gut. Aber nur, wenn wir zur Hütte rauf fahren. Da war ich ewig nicht."
"Okay, also los. Ich hole uns im Supermarkt ein paar Sachen und du setzt dich schon mal ins Auto und wartest auf mich. Ich komme gleich zurück."
Jessica beruhigte sich allmählich wieder, aber sie merkte, dass es ihr nicht gut ging.
"Du falsche Schlange. Wegen dir ist mein Sohn Tod. Du hast ihn umgebracht." schrie die Mutter von Ronny von der anderen Straßenseite rüber. Alle Leute guckten Jessica verächtlich an. Bestimmt dachten sie, dass es ihr recht geschiet, dass sie nun auch sterben muß. Menschen konnten so grausam sein. Jessica verkroch sich im Auto unterm Sitz und weinte bittere Tränen. Sie konnte nichts für Ron´ny's Tod. Soweit sie wusste, hatte er bei einer Operation infiziertes Blut bekommen. Sie war selbst schuld daran, dass sie krank war. Zu viele Drogen und zum Schluss sogar gebrauchte Spritzen. Also sie die Drogen besiegt hatte, waren Ronny und sie ein Paar geworden und jeder dachte das böse Mädchen mit ihrer Drogensucht ist nicht gut für ihn. Sie bringt ihn noch ins Grab.
"Bin zurück. Gehts dir gut?"
Jessica wurde aus ihren Gedanken gerissen. "Ja, ja klar. Lass uns fahren."
In der Hütte angekommen machte Jonas den Kamin an. Es war richtig gemütlich. Dann breiteten sie das Essen und Trinken was Jonas zuvor im Supermarkt gekauft hatte vorm Kamin aus. Marshmellows zum rösten und andere Süßigkeiten und Chips.
"Danke, ich brauchte einen Abend ohne Hass."
"Immer wieder gerne little Sister." Er nahm sie in den Arm.
"Du bist ein wunderbarer Mensch. Ich danke dir, dass du zu mir stehst."
"Das ist doch selbst verständlich. Hab keine Angst."
Jessica kuschelte sich an Jonas und nach einem gemurmelten "Danke" schlief sie zufrieden und glücklich ein. Für immer.