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Thema des Monats Du bist das Gefäß

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10.07.2007
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Du bist das Gefäß

In meinem Traum kann ich den Himmel sehen. Er ist klar und sternenübersät, und ich würde ihn schön finden, wenn ich nicht wüsste, dass ich gleich sterben werde. Ich liege mit angewinkelten Beinen auf einer Steinplatte. Ein Altar, daran erinnere ich mich aus meinen früheren Träumen. Mein Bauch ist gewölbt, so stark, dass ich meine Knie nicht sehen kann. Weit entfernt höre ich Menschen singen. Das Lied ist nicht zu verstehen, dennoch macht es auf eine Art und Weise Angst, die ich nicht erklären kann. Als die Wehen einsetzen, bin ich beinahe erleichtert, dass es jetzt vorbei sein wird. Aber dann setzt der andere Schmerz ein. Das Monster in mir bahnt sich seinen Weg ins Freie, es wird nicht abwarten, bis die Wehen ihren Zweck erfüllt haben. Es zerreißt mich von innen. Ich schreie, aber inmitten des anschwellenden Gesangs bin ich kaum zu hören. Irgendwie ist alles weit weg, sogar der Schmerz. Endlich höre ich ein anderes Geräusch. Etwas scharrt über die Steinplatte, und ich fühle einen heißen Schwall von Blut zwischen meinen Beinen. Und da verlöschen die Sterne, einer nach dem anderen.

Ich muss mich übergeben, noch bevor ich richtig wach bin. Scheiße. Aber das war bestimmt nicht das erste Mal, dass jemand in dieses Motelbett gekotzt hat.
Der Badezimmerspiegel zeigt mir eine Frau, die mir nicht ähnlich sieht. Schrecklich sieht sie aus. Augenringe wie ein Waschbär. Die Leute von Planned Parenthood werden mich wahrscheinlich für einen Junkie halten, aber das ist egal. Die Wahrheit kann ich ihnen ohnehin nicht erzählen.
Die Haare habe ich schon vor einer Woche gefärbt, aber ich bin noch immer nicht an den Anblick gewöhnt. Ich bin einfach nicht zur Blondine geboren.
Und ich fürchte, wenn Jasons Handlanger mich aufspüren, wird es nicht einmal helfen. Sie würden mich sowieso nicht an Äußerlichkeiten erkennen. Sie orientieren sich an ihm, werden von ihm angezogen wie Motten vom Licht. Mein Bauch ist noch flach, aber sie würden trotzdem spüren, dass es darin wächst. Aber vielleicht hilft es wenigstens, wenn sie Fotos von mir herumzeigen und Leute nach mir fragen.
Die Pentagramme auf meinen Handflächen schmerzen. Die Schnitte sind längst vernarbt, doch es hat nie aufgehört wehzutun. Aber das ist wie mit den Haaren, denke ich – jedes bisschen Schutz ist besser als nichts.

***​

Das Gebäude von Planned Parenthood ist leicht zu erkennen, an den Protestlern davor. Sie stehen in einiger Entfernung zum Eingang – nach dem Gesetz dürfen sie sich den Frauen, die hierher kommen, nicht mehr in Weg stellen. Dafür schwenken sie ihre Transparente umso aggressiver. Und Babypuppen voller Kunstblut. Ich sehe weg. Ich habe mir immer ein Kind gewünscht, irgendwann später, nach dem College. Aber das Ding in meinem Bauch hat damit nichts zu tun.
Im Wartezimmer starre ich die ganze Zeit an die Wand, sitze so weit wie möglich von den anderen Frauen entfernt und sehe keiner von ihnen in die Augen. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht. Mein Bauch fühlt sich an, als wäre er von einem Eiszapfen durchbohrt worden, und ich hoffe wirklich, dass das nur die Angst ist. Als ich an der Reihe bin, muss ich gebeugt gehen wie eine Achtzigjährige, weil mein Unterleib so sehr verkrampft ist.
Die Beraterin ist eine dicke ältere Frau mit kurzen Haaren. Ihr Blick ist neutral – falls sie irgendwelche Schlüsse aus meinem Aussehen zieht, lässt sie sich nichts anmerken.
„Ich bin Megan“, sagt sie. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ich bin schwanger“, sage ich. „Und ich kann es auf keinen Fall bekommen. Mein Freund - mein Ex – er … er hat mich missbraucht. Ich wollte das nicht. Er ist gefährlich, und … geisteskrank. Verstehen Sie – ich kann es nicht bekommen.“
Meine Selbstbeherrschung ist dünnes Eis, jeden Moment kann sie zerbrechen und das nackte Elend enthüllen, das unter der Oberfläche treibt. Ich greife nach dem Glas Wasser auf Megans Schreibtisch, weil mein Mund so trocken ist, aber meine Hände zittern richtig. Ich stoße es um.
„Scheiße. Tut mir leid!“, sage ich. Jetzt zittert auch meine Stimme.
„Beruhigen Sie sich erst mal, Schätzchen“, sagt Megan, während sie aufwischt. „Sie sind in einer schlimmen Situation, aber das ist nicht das Ende der Welt. Wir beide reden jetzt ganz in Ruhe über ihre Möglichkeiten, und dann treffen Sie Ihre Entscheidung.“
Ihre Freundlichkeit ist zu viel für das Eis. Es zerbricht, und darunter kommt ein Wasserfall zum Vorschein. So laut und hemmungslos habe ich nicht mehr geweint, seit ich sechs war.
Megan sitzt da wie ein Fels, unbeeindruckt, und reicht mir eine Packung Kleenex. Sie glaubt bestimmt, sie hätte schon viele Frauen wie mich gesehen, aber da irrt sie sich. Ich bin ein einzigartiger Fall.
In einem hat sie allerdings Recht, es ist nicht das Ende der Welt. Noch nicht.

***​

Jede Nacht, die ich in diesem Motel zubringe, ist schlimmer als die davor. Ich habe solche Angst, dass Jason oder einer seiner Leute mich findet. Ich habe sein Auto und das ganze Bargeld aus seinem Versteck gestohlen, von dem er dachte, ich kenne es nicht. Er muss so wütend sein. Er kann mich nicht umbringen, wegen dem Ding in meinem Bauch, aber er hat viele andere Möglichkeiten. Um das Ding auszutragen, brauche ich zum Beispiel keine Zunge, keine Finger und keine Augen.
Ich würde gern beten, aber ich habe Angst vor dem, was mich erhören könnte. Ich würde gern schlafen, aber ich fürchte mich vor meinen Träumen.
Außerdem rasen meine Gedanken, immer im Kreis, das Übliche. Hätte ich es verhindern können, wenn ich früher bemerkt hätte, wo ich hineingeraten bin? Als ich mit Jason zusammenkam, war ich richtig verliebt. Seinen Kult habe ich überhaupt nicht ernst genommen. Er sagte Dinge wie „Wenn der rechtmäßige Herrscher wiederkehrt, wird das Universum wieder in den natürlichen Zustand des Chaos zurückfallen“, und ich fragte ihn, ob wir nicht ins Kino gehen könnten. Ich hörte ihm nie wirklich zu, ich starrte bloß in seine dunklen Augen, auf seine langen Haare und seine Tattoos; ich dachte und benahm mich wie all die Mädchen, die ich in der Highschool zu dummen Tussis erklärt hatte. Und als mir endlich klar wurde, dass er viel mehr war als ein gewöhnlicher Bad Boy, da war es zu spät.
Hat er es geplant? Wusste er es schon, als er mich zum ersten Mal ansprach? Oder war ich bloß die einfache, naheliegende Lösung, als er jemanden brauchte, weil die Sterne gerade richtig standen? Es ist absurd, aber diese Fragen quälen mich. Ein Teil von mir interessiert sich immer noch verzweifelt dafür, ob es je eine Zeit gab, wo er mich auf seine verdrehte, finstere Art wirklich geliebt hat.
Wie viel von all dem ist meine Schuld? Ich habe mich nicht gegen das Ritual gewehrt. Zu dem Zeitpunkt habe ich ihn schon zu sehr gefürchtet. Ich habe gesehen, dass die Macht, von der er so gern redet, nicht eingebildet ist. Er kann Menschen mit seinen Gedanken töten. Und mit Hilfe der Wahnsinnigen, die er seine Jünger nennt, kann er einem noch viel Schlimmeres antun.
An das meiste aus jener Nacht kann ich mich nicht richtig erinnern, und wahrscheinlich ist es besser so. Ich weiß nur eins mit Sicherheit, dass etwas in mich eingedrungen ist. In meinen Alpträumen besteht es komplett aus Dunkelheit.
Ich erinnere mich eigentlich nur an den Schmerz, und an Jasons Gesicht.
Er sah so stolz aus. Ich glaube, er freute sich für mich.
„Du bist das Gefäß“, sagte er. „Du wirst den rechtmäßigen Herrscher wieder in diese Welt bringen.“

***​

Die Sonne scheint, als ich mich auf den Weg zur Klinik mache, aber mir ist von innen kalt.
Es könnte sein, dass ich den Arzt in Gefahr bringe. Schon ein paar Tage nach dem Ritual ist mir aufgefallen, dass Menschen in meiner Nähe Kopfschmerzen und Nasenbluten bekommen, wenn sie zu lange mit mir in einem Raum sind. Blumen verwelken, wenn ich vorbeigehe, und kleine Tiere sterben. Es ist, als wäre ich radioaktiv. Und es wird immer stärker.
Trotzdem muss ich es durchziehen. Ich hätte mich für RU486 entschieden, aber ich kann nicht sicher sein, dass die Pille die gleiche Wirkung hätte wie bei einer normalen Schwangerschaft. Sie müssen das Ding raus saugen, nur so kann ich sicher sein.
Die Klinik ist ein großer, hässlicher Klotz aus Beton und Glas. Vom Haupteingang sind mehrere Sirenen zu hören. Es muss wohl einen größeren Unfall oder so etwas gegeben haben. Ich betrete das Gebäude durch den Nebeneingang, wie Megan es mir geraten hat, nehme den Fahrstuhl, und versuche das ungute Gefühl zu ignorieren, das sich in mir breitmacht. Bald ist es vorbei, ich habe es fast geschafft, sage ich mir immer wieder. Aber das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, will einfach nicht verschwinden.
Der Weg zur gynäkologischen Station ist versperrt. Ein Polizist steht auf dem Gang, er beantwortet keine Fragen, sondern sagt nur: „Es tut mir leid, Sie können hier nicht durch, Ma’am.“
„Ich muss aber zu Doktor Coleman!“, beharre ich. „Ich habe einen Termin.“
Er schüttelt den Kopf.
Eine Frau in Schwesternkleidung kommt den Gang hinauf. Sie ist sehr bleich, und geht an dem Polizisten vorbei, ohne ihn anzusehen.
Ich lege eine Hand auf ihren Arm, damit sie stehen bleibt. „Bitte, was ist hier los?“ frage ich sie. Ein Teil von mir ahnt es schon, aber es wird erst real sein, wenn jemand es ausspricht.
„Sie haben Dr. Coleman erschossen“, sagt die Schwester tonlos.
„Wer…?“, frage ich.
„Na, die Pro-Life-Aktivisten. Die haben es ja oft genug angekündigt.“ Sie lacht bitter, und dabei kommen ihr die Tränen. Aus ihrer Nase läuft ein dünnes Rinnsal Blut. Ich hätte sie nicht anfassen dürfen.
„Es tut mir leid“, sage ich.
Im Vorbeigehen schüttelt sie den Kopf, als ob sie sagen will, dass ich nichts dafür kann.
Ich stehe einen Moment unschlüssig auf dem Gang, ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Dann folge ich der Krankenschwester, Richtung Ausgang. Es tut mir wirklich leid, Dr. Coleman. Es ist meine Schuld. Ich weiß, Leute wie er leben gefährlich, und es ist nicht das erste Mal, dass Fundamentalisten einen Arzt ermordet haben, weil er Abtreibungen durchführt. Aber ich bin mir sicher, er wäre noch am Leben, hätte ich nicht heute diesen Termin gehabt. Vielleicht haben Jasons Leute ihre Finger im Spiel, oder vielleicht hat das Ding selbst dafür gesorgt, dass nichts seiner Geburt im Weg steht. Aber mit Sicherheit war das kein Zufall.
Mir ist schwindelig, als ich die Klinik verlasse. Ich gehe wie eine Betrunkene, und in meinem Kopf dreht sich sowieso alles. Was soll ich jetzt tun? Das nächste Krankenhaus, wo überhaupt Abtreibungen durchgeführt werden, ist in einem anderen Staat. Ich habe nicht mehr viel Geld übrig, ich bin nicht versichert, und die Zeit läuft ab. Welche Möglichkeiten habe ich noch? Den Selbstversuch mit einem Kleiderbügel?
Vielleicht könnte ich einen Supermarkt überfallen, denke ich, sobald mir nicht mehr schwindelig ist … Plötzlich ist da ein fremder Arm um meine Taille, und eine Hand auf meinen Mund. Jason!
Sie haben mich gefunden! Ich versuche zu schreien, und ich versuche zu kämpfen, aber sie sind zu dritt, und ich bin völlig ausgelaugt.
Ich hatte sowieso nie eine Chance.
Erst nachdem sie mich in ihr Auto gezerrt haben, kann ich sie richtig sehen. Es ist nicht der Anblick, den ich erwartet habe. Alle drei sind jung, glattrasiert, tragen dunkle Anzüge und kurze Haare. Am Revers des Mannes neben mir steckt eine US-Flagge – und daneben ein kleines goldenes Kreuz. Das sind nicht Jasons Leute.
„Was soll das? Was wollen Sie?“
„Sei still“, sagt der Mann neben mir.
Er sieht mich an, als wäre ich ein Kaugummi an seiner Schuhsohle. Wenn ich mich hier übergeben muss, werde ich mir Mühe geben, seinen Anzug zu ruinieren, denke ich noch, aber er hat plötzlich eine Spritze in der Hand, und dann ist alles dunkel.

***​

Sie sagen, es wäre sinnlos, wenn ich versuche zu fliehen. Hier in der Gegend sind alle Leute gute Christen, die mich aufhalten und zurückbringen würden. Das behaupten sie, aber sie haben mich trotzdem am Bett angekettet. Und ich muss einen Nachttopf benutzen. Das stört mich mehr als alles andere. Abgesehen davon, dass die Welt untergehen wird, wenn ich nicht bald eine Möglichkeit finde, hier rauszukommen.
Ich weiß nicht genau, wohin sie mich gebracht haben, und sie beantworten keine Fragen. Die Gemeinde ist nicht sehr groß, glaube ich. Ich kenne praktisch nur zwei Leute. Matthew, der Pastor, hat das Auto gefahren als sie mich gekidnappt haben, und kam am Anfang mehrmals am Tag vorbei, um zu fragen ob ich mit ihm beten will. Irgendwann habe ich ihm gesagt, dass seine Mutter Schwänze in der Hölle lutscht, seitdem kommt er nicht mehr. Gott sei dank. Ich dachte, Jasons Leute wären schlimm, aber das war bevor ich diese Turbochristen getroffen habe.
Jetzt kommt nur noch Grace. Irgendjemand muss mir ja was zu essen bringen und sich um den ekelhaften Nachttopf kümmern.
Ich glaube, Grace ist nicht viel älter als ich. Es ist schwer zu sagen, weil sie diese unförmigen Sackkleider trägt und ihre Mundwinkel immer nach unten hängen. Aber wenn sie das Wort „Sünde“ sagt, sehe ich in ihren Augen so etwas wie Neid. Ich wette, sie hat nie Gelegenheit gehabt, selbst auszuprobieren wie sündigen sich anfühlt.
Grace und ich werden nie gute Freundinnen sein, aber wenn es jemanden gibt, mit dem ich reden kann, dann ist sie es. Und das muss ich bald tun. Man sieht es mir noch nicht an – dieses kleine Bäuchlein ist nichts, was ich nicht auch ein paar Cheeseburgern zuviel hingekriegt hätte – aber ich fühle, dass es bald zu spät sein wird. Meine Alpträume werden immer schlimmer.

Sie bringt mir Suppe, also muss es schon wieder Mittag sein. Alles an ihr ist grau – das hochgeschlossene Kleid, die Augen, und sogar ihr Gesicht. Meine Nähe tut ihr nicht gut. Sie hat praktisch andauernd Nasenbluten.
„Ihr solltet euch abwechseln“, sage ich. „Du könntest Krebs kriegen oder so was.“
„Gott hält seine Hand über mich“, sagt Grace.
„Er macht seinen Job nicht sehr gut“, versuche ich es weiter. „Du siehst echt schlimm aus. Ich habe gute Gründe, warum ich es los werden will, weißt du? Es ist kein richtiges Baby. Es ist gefährlich.“
„Abtreibung ist Sünde“, sagt sie, wie ein bescheuerter Papagei.
„Keine Ausnahmen? Angenommen, die Mutter würde bei der Geburt sterben …“
„Alles was geschieht, ist der Wille des Herrn“, sagt Grace und drückt mir den Löffel in die Hand.
Dann wäre es auch sein Wille gewesen, wenn ich eine Abtreibung gehabt hätte, du dumme Kuh, denke ich. „Was ist wenn alle Menschen bei der Geburt sterben?“, frage ich.
Sie schüttelt den Kopf. „Ich kann dir nicht helfen. Es ist Gottes Wille.“
Etwas an ihrem Tonfall lässt mich hoffen, dass sie schon darüber nachgedacht hat, mir zu helfen. Irgendwo hinter der frommen Fassade muss ein richtiger Mensch mit einem Selbsterhaltungstrieb verborgen sein.
„Grace, du musst mir glauben. Es ist der Antichrist. Wenn es geboren wird, dann wird die Welt untergehen.“
Der erste Teil ist natürlich nicht wahr. Jasons Götter sind viel älter als das Christentum, mit Graces Jesus haben sie nichts zu tun. Das Ding in meinem Bauch ist nicht das Gegenteil ihres Erlösers – es ist mehr oder weniger das Gegenteil von Allem. Aber das kann ich ihr nicht erklären, sie würde es nie begreifen. Wenn ich sie überzeugen will, muss ich ihre Sprache sprechen … aber ich glaube, mein Wörterbuch ist nicht sehr gut.
Grace lächelt. Das habe ich noch nie gesehen.
„Ich weiß, das hört sich verrückt an, aber …“
Sie schüttelt den Kopf, noch immer lächelnd.
„Überhaupt nicht. Was glaubst du denn, warum du hier bist?“
„Was meinst du?“, frage ich. Ihr Gesichtsausdruck ist unheimlich. Jasons Jünger haben auch immer so gelächelt.
„Wir können nicht jede gottlose Schlampe, die ihr Baby töten will, davon abhalten, so sehr wir es auch wünschten. Gott wird für Gerechtigkeit sorgen; all diese Frauen und ihre geldgierigen Ärzte werden am Ende bekommen, was sie verdienen. Aber dich mussten wir aufhalten.“
„Warum?“, frage ich. Ich fürchte, ich kenne die Antwort schon.
„Es ist die Prophezeiung aus der Offenbarung. Der Antichrist muss geboren werden. Gott wird seine Getreuen zu sich holen, bevor seine Herrschaft und die Zeit der Großen Trübsal beginnt. Erst wenn die Prophezeiungen in Erfüllung gegangen sind, wird Jesus zurückkehren, um über die Lebenden und die Toten zu richten.“
Ich spüre, wie mir ein Lachen im Hals stecken bleibt. Ich habe geglaubt, jeder würde einsehen, dass es wichtig ist, den Weltuntergang zu verhindern. Wie dumm von mir.
„Ihr denkt also, ihr müsstet nachhelfen, damit die Prophezeiung in Erfüllung geht? Ist euer Gott wirklich so unfähig?“
Grace schlägt mich. Nicht sehr fest; so wie man ein ungezogenes Kind schlägt. Ich kann den Gefallen nicht erwidern, aber ich sehe mit Genugtuung, wie aufgebracht sie ist. Und dass ihre Nase wieder blutet. Sie wischt geistesabwesend mit ihrem Ärmel daran herum, während sie weiter spricht.
„Wir erfüllen Gottes Plan. Wir sind es leid, die Sünden und die Gottlosigkeit in diesem Land mit anzusehen. Wir beten jeden Tag, dass die Entrückung nicht mehr lange auf sich warten lässt. Alle Zeichen deuten darauf hin, und die Geburt des Antichristen ist das einzige Puzzleteil, das noch fehlt. Der Herr hat uns geleitet, damit wir dich finden und aufhalten.“
Ich lasse mich schwer in mein Kissen sinken, als mir die unendliche Blödheit der Situation bewusst wird. Vor nicht allzu langer Zeit war ich ein normales Mädchen, das aufs College gehen wollte. Jetzt bin ich ein Werkzeug, um den Weltuntergang einzuleiten. Und es gibt mehr als eine Gruppe von Leuten, die ihn sehnsüchtig erwarten.
Ich wünschte wirklich, ich könnte glauben, dass es keine Götter gibt.
Grace steht noch immer neben meinem Bett. Ihr Gesicht ist jetzt weicher.
„Du kannst immer noch erlöst werden, weißt du? Dass du den Antichristen in dir trägst, bedeutet nicht, dass du verdammt bist, du bist nur das Gefäß. Bitte Jesus, in dein Herz zu kommen und deine Sünden wegzuwaschen, dann kannst auch du errettet werden wie wir.“
„Grace“, sage ich. „Jesus ist seit über zweitausend Jahren tot. Du wirst bald sehen, was passiert, wenn ein echter Gott geboren wird, und dann kann dich keiner mehr retten.“
Sie sieht mich traurig an, verlässt aber endlich das Zimmer.

***​

Jeden Tag versuche ich mir einzureden, dass ich noch nicht aufgegeben habe. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber jeden Tag wird mein Bauch dicker, und jede Nacht habe ich denselben Traum. Mein Körper und mein Kampfgeist werden zunehmend schwächer.
Matthew kommt ins Zimmer wie eine Antwort auf meine Gebete. Ich brauche jemanden, den ich hassen kann, und Grace eignet sich dafür nicht besonders.
„Du hast Besuch“, sagt Matthew.
„Fick dich“, sage ich. „Wenn es nicht das FBI ist, bin ich nicht interessiert.“
„Ein Pastor von einer befreundeten Gemeinde. Du wirst deine schmutzigen Worte für dich behalten, sonst …“
„Sonst was, sperrst du mich in einen Keller und kettest mich ans Bett?“
Jemand schiebt Matthew zur Seite und betritt das Zimmer. Ich will schreien, aber es ist, als wäre ich gelähmt.
Jason trägt einen Anzug und einen Priesterkragen, aber sie müssen doch das Tattoo gesehen haben. Es bedeckt sein halbes Gesicht, und man kann es wirklich nicht mit einem christlichen Symbol verwechseln.
Aber Jason kann diese Dinge. Er hypnotisiert die Leute. Wenn Matthew nicht immer so aussehen würde wie ein Schaf unter Drogen, wäre mir sein leerer Blick bestimmt aufgefallen.
„Es stimmt, was man über schwangere Frauen sagt“, sagt Jason. „Du siehst sehr hübsch aus.“ Er setzt sich auf den Rand des Betts und streicht über meine Wange. „Mir gefällt, was du mit den Haaren gemacht hast.“
Er nimmt eine Strähne in die Hand – die untere Hälfte ist noch blond, oben ist es dunkel wieder nachgewachsen. Allerdings sind viele der nachgewachsenen Haare grau.
„Was willst du hier?“, frage ich. Ich hasse mich dafür, dass es wie ein Wimmern klingt.
„Ich musste es einfach sehen“, sagt er. „Ich habe mein ganzes Leben darauf hingearbeitet.“
Matthew steht noch immer in der Ecke. Blut läuft aus seiner Nase und aus einem Augenwinkel. Die Wirkung des Dings ist jetzt sehr stark, niemand sollte lange in meiner Nähe sein. Nur Jason scheint es nichts auszumachen. Er sieht gut aus, keinen Tag älter als damals, als er mich zu unserem ersten Date eingeladen hat.
„Du hast also nicht vor, mich zu bestrafen?“, frage ich.
„Bestrafen? Du hast es endlich möglich gemacht, Ihn in diese Welt zu bringen. Ich bin sehr stolz auf dich. Dein kleiner Ausflug ist nicht von Bedeutung. Du hättest Ihn niemals aufhalten können. Ich habe überall Freunde wie diese.“ Er lächelt in Matthews Richtung. Der Pastor sieht aus, als könnte er sich kaum noch auf den Beinen halten, aber er steht noch immer mit einem leeren Lächeln in der Ecke. „Auch sie warten darauf, dass ihr Gott zurückkehrt. Ich habe ihnen natürlich nicht verraten, dass wir nicht für dasselbe Team spielen.“
Ich habe mir geschworen, nicht zu weinen, zumindest nicht bevor er gegangen ist. Soweit reicht meine Beherrschung gerade noch. Aber ich bringe kein Wort heraus.
„Du hast es bald geschafft“, flüstert Jason und gibt mir einen Kuss.
„Hast du von Anfang an gewusst, dass ich es sein würde?“, frage ich. Es ist wirklich bescheuert, aber ich will das immer noch wissen.
Er lächelt, und streicht noch einmal durch meine zweifarbigen Haare. „Natürlich“, sagt er. „Seit dem Tag deiner Geburt.“

***​

In meinem Traum sehe ich die Sterne verlöschen. Ich sehe, wie Sonnensysteme vergehen und Galaxien sterben.
Es ist richtig so.
Er hat mir das gesagt. Er spricht jetzt mit mir, so wie Er mit Jason gesprochen hat. Er war vor all dem da und wird ewig sein, und Er braucht diesen ganzen Schrott nicht. Die Entstehung von Leben – die Entstehung von überhaupt etwas – war ein Irrweg. Was hat es denn gebracht, außer Leiden? Es muss jetzt enden. Er wird in dieses Universum zurückkehren, und Er wird es nach Seinem Bild formen, dafür sorgen, dass überall Kälte und Dunkelheit herrschen und alles andere aufhört. Er ist der wahre Erlöser dieser Welt, und ich kann stolz darauf sein, dass ich Sein Gefäß war. Jetzt bin ich Seine Pforte.

Beim Aufwachen spüre ich die ersten Wehen.

 
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Dieses TdS konnte ich nicht verstreichen lassen, ohne eine Geschichte dazu zu schreiben. Meine Liebe zur Horrorliteratur hat angefangen, als ich mit zwölf oder so das erste Buch von Stephen King aus dem Regal meiner Eltern gezogen habe, und das hat mein Bild von den USA und meine Vorstellungen von Horror nachhaltig beeinflusst. :)
Ich bin noch nie in Amerika gewesen, aber ich habe mein Bild durch amerikanische Medien und Blogs erweitert, und ich hoffe es ist mir gelungen, der Vorgabe gerecht zu werden und Klischees zu vermeiden.


Manche Dinge, die in der Geschichte erwähnt werden, sagen vielleicht nicht jedem europäischen Leser etwas, deshalb ein paar kurze Erklärungen.

Planned Parenthood:
(http://www.plannedparenthood.org)
Non-Profit Organisation, die Gesundheitsdienstleistungen für Frauen und Kinder anbietet. Dazu gehört unter anderem das Verteilen von Verhütungsmitteln und das Anbieten von Abtreibungen (die aber nur ca. 3% aller Dienstleistungen von PP in den USA ausmachen). Deshalb ist die Organisation konservativen Kräften ein Dorn im Auge und immer wieder das Ziel von politischen und manchmal auch von gewalttätigen Angriffen.

Entrückung:
Ich war mir nicht ganz sicher, wie „rapture“ am besten zu übersetzen ist, und hab mich an Wikipedia orientiert. Es gibt eine große Anzahl amerikanischer Christen, die glauben, dass die Welt mit der Herrschaft des Antichristen enden wird, bevor Jesus zurückkehrt und das Jüngste Gericht stattfindet. Damit den Gläubigen das ganze Elend erspart bleibt, wird Gott sie vorher zu sich holen – sie werden direkt in den Himmel entrückt, ohne zu sterben. In Europa gibt es meines Wissen kaum jemanden, der ernsthaft dieser Vorstellung anhängt, aber in den USA gibt wirklich eine Menge Leute, die sehnsüchtig darauf warten, und glauben, es könnte jeden Tag soweit sein.

 

Hey Perdita!

Ich mach's mal brachial: Ich wusste nach dem ersten Absatz, weswegen ich mich beschwerden werde: Der Plot stinkt!:D Das ist die zigste Version von der Idee hinter 'Rosemaries Baby' - ein alter Hut also. Du arbeitest mit der 'Rapture'-Idee, das finde ich gut - aber es rettet die Story nicht, finde ich. Denn diese Version bringt auf inhaltlicher Ebene keine Innovation, zumindest habe ich keine entdecken können ... Aber um ehrlich zu sein: Der Plot ist für mich selbst das Problematischste am Schreiben, vielleicht motze ich deshalb so laut.:)

Aber jetzt das Positive: Nach dem letzten Satz wusste ich, warum ich die Geschichte zu Ende gelesen habe: Der Stil ist gut, du schreibst mit Spaß an der Geschichte und Freude am Erzählen. Und bis auf ein paar Adverbien und Adjektive, die ich überflüssig finde, ist deine Schreibe top!

Ich fände es gut, wenn du dir auf Story-Ebene mehr vornehmen würdest, denn es macht Spaß, dir beim Erzählen zuzuhören!;)


Funde:

Es könnte sein, dass ich den Arzt in Gefahr bringe. Schon ein paar Tage nach dem Ritual ist mir aufgefallen, dass Menschen in meiner Nähe Kopfschmerzen und Nasenbluten bekommen, wenn sie zu lange mit mir in einem Raum sind. Blumen verwelken, wenn ich vorbeigehe, und kleine Tiere sterben. Es ist, als wäre ich radioaktiv. Und es wird immer stärker.
Das ist grenzwertig, weil es unfreiwillig komisch wirken kann. Aber es passt zu deinem Stil!;)

Etwas an ihrem Tonfall lässt mich hoffen, dass sie schon darüber nachgedacht, mir zu helfen.
Da fehlt das 'hat'.

als mir die ganze unendliche Blödheit der Situation bewusst wird.
Das 'ganze' würde ich streichen.

als er mich auf unser erstes Date eingeladen hat.
Lädt man jemanden 'auf' ein Date ein?

 

Hallo Perdita,

stimmt schon, ich musste auch sofort an Rosemaries Baby denken.
Und trotzdem, deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Es war spannend. Ich wollte einfach weiterlesen, obwohl es schon spät ist und ich einfach neugierig war . Schon der Anfang hat mich in die Geschichte hineingezogen. Ich habe einfach das Gefühl, dass du dich beim Schreiben immer mehr steigerst. Wo wird das noch enden? ;) Gefällt mir wirklich sehr. Ich konnte mir die Protagonistin sehr gut vorstellen. Und man konnte das Gefühl der Unausweichlichkeit gut nachvollziehen.
In der Mitte irgendwann gab es für mich eine Passage, die ich ein bisschen zu lang fand. Ich schau morgen noch mal nach, falls ich es genauer orten kann, schreibe ich dir dazu Genaueres.

Heute wollte ich dir einfach mal eine Rückmeldung geben. Ich weiß ja selbst, wie sehr man danach lechzt, ein Feeback zu kriegen.
Ich habe deine Geschichte sehr sehr gerne gelesen.
Grüße von Novak

 

Hallo Perdita

Der Einstieg ist dir genial gelungen, er zog mich sofort in den Bann, die Bilder die es mir vermittelte waren unmissverständlich.

Augenringe wie ein Waschbär

Nur hier, hm, die bildliche Entsprechung ist sehr gut, doch ich meine zu sehr die Stimme einer Frau, die in einer heilen Welt lebt zu hören. Sie tat es ja, doch zu diesem Zeitpunkt ist sie vorbei.

Ihr Blick ist neutral – falls sie irgendwelche Schlüsse aus meinem Aussehen zieht, lässt sie sich nichts anmerken.

Mit diesem Blick habe ich nun etwas Mühe. Der Begriff neutral enthält verschiedene Wertungen, von denen mich keine in Bezug auf den Ausdruck der Augen eines Menschen befriedigt. Ich meine zu wissen, was du damit sagen willst, könnte es aber nicht in einem Wort ausdrücken. Es ist dieses nicht Wertende. Annähernd vielleicht noch unparteiisch, wobei dies in solchem Bezug auch nicht treffend klingt. Das nicht Wertende ist schon jenes, dass die Haltung von Megan wahrscheinlich ausdrückt.

„Grace, du musst mir glauben. Es ist der Antichrist. Wenn es geboren wird, dann wird die Welt untergehen.“

Grace lächelt. Das habe ich noch nie gesehen.

Ich denke diese Antwort ist mit gesehen nicht stimmig. Auch wenn sie sich, wie ich bereits vermutete, an der Geburt eines Antichrist interessiert ist. Ich kenne deine Intention nicht, es wäre da Verschiedenes möglich. So liest es sich aber einfach verquer.

Aber jetzt kommt Matthew ins Zimmer, wie eine Antwort auf meine Gebete.

Das aber jetzt scheint mir überflüssig. Treffend ist doch: Matthew kommt ins Zimmer, wie eine Antwort auf meine Gebete.

Diese Seite amerikanischer Religiosität, auch wenn man sie wahrscheinlich nicht verallgemeinern darf, hast du für mein Empfinden sehr gut eingefangen, soweit ich es überhaupt beurteilen kann. Die Einbettung der Geschichte in diesen Rahmen finde ich sehr gelungen. Gleich zu Beginn kam mir „Rosemaries Baby“ in den Sinn, dessen Verfilmung durch Polanski ich vor Jahrzehnten gesehen hatte. Doch trotz entfernt verwandter Züge hast du das Thema einer „Satansgeburt“ meiner Meinung nach ausgezeichnet und eigenständig aufgearbeitet.

Sehr gern gelesen.

Anakreon

 

Hi Perdita,

Er ist klar und sternenübersät, und ich würde ihn schön finden, wenn ich nicht wüsste, dass ich gleich sterben werde.
„Fände“ drängt sich hier auf: Er ist sternenübersät, und ich fände ihn schön, wüsste ich nicht, dass ich gleich sterben werde.
Das geht doch richtig rein.

Mein Bauch ist gewölbt, so stark, dass ich meine Knie nicht sehen kann.
„Aufgebläht“ statt „gewölbt“? Dieses „stark“ … Mein Bauch ist aufgebläht; ich kann meine Knie nicht sehen. Mein Bauch ist so aufgebläht, dass ich meine Knie nicht sehen kann.

Und da verlöschen die Sterne, einer nach dem anderen.
Das find ich gut.
Ich würde vorher noch ein bisschen verdichten und ausdünnen, grad bei so einem Anfang. Das ist immer der Teil, bei dem ich als Kritiker Satz für Satz durchgehe, und als Autor sollte man das vielleicht auch mit besonderer Sorgfalt tun. Du hast da noch ein „Art und Weise“ und ein „sehr weit entfernt“ – das sind häufig so Formulierungen, bei denen man leicht stärkere finden kann. Das ist natürlich auch viel Geschmackssache, aber oft hat man so Allerwelts-Wendungen, die sich mit ein bisschen Drehen gleich viel aufregender anhören und reizvoller. Reize in der Sprache, Reize setzen in einzelnen Sätzen und Wendungen, auf einer formalen Ebene, der ungewohnte Ausdruck, das Sprachbild, die Komposition, das fehlt vielleicht bei dem ein oder anderen Satz hier.


Aber vielleicht hilft es wenigstens, wenn sie Fotos von mir herumzeigen und Leute nach mir fragen.
Das musste ich mehrmals lesen, um es zu verstehen. Gemeint ist: Vielleicht werde ich nun nicht so leicht erkannt, wenn sie Fotos von mir herumzeigen und Leute nach mir fragen.

Mein Bauch fühlt sich an, als wäre er von einem Eiszapfen durchbohrt worden, und ich hoffe wirklich, dass das nur die Angst ist. Als ich an der Reihe bin, muss ich gebeugt gehen wie eine Achtzigjährige, weil mein Unterleib so sehr verkrampft ist.
„hoffe wirklich“ – das „wirklich“ ist ein Modewort, ist die Frage, ob das zu der Erzählstimme passt oder es nur aus Versehen reinrutscht, weil man das wirklich oft verwendet im normalen Umgangsdeutsch; ich bin bei meinen Kommentaren auch oft überrascht, was ich für Marotten entwickle, aus dem Alltag übernommen, wenn man das dann in Geschichten entdeckt, sollte man sehr misstrauisch sein
„dass das“ – ist eine Wendung, mit der jeder Autor zu kämpfen hat, die will man, wo es nur geht, vermeiden
So sehr verkrampft – Was macht das „sehr“ hier?

„Ich bin Megan“, sagt sie. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ich bin schwanger“, sage ich.
Ich fände es als Gag gut hier: „Ich bin Megan.“ – „Ich bin schwanger.“

Meine Selbstbeherrschung ist dünnes Eis, jeden Moment kann sie zerbrechen und das nackte Elend enthüllen, das unter der Oberfläche treibt.
Das Bild ist komisch. Unter dünnem Eis treibt sonst kein nacktes Elend. Unter dünnem Eis ist einfach Wasser. :)
Man verwendet das Bild „dünnes Eis“ als Warnung: Tritt vorsichtig auf, sonst brichst du ein.

Ihre Freundlichkeit ist zu viel für das Eis. Es zerbricht, und darunter kommt ein Wasserfall zum Vorschein.
Bildern treu bleiben! Das geht nicht.

In einem hat sie allerdings Recht, es ist nicht das Ende der Welt. Noch nicht.
Sie ist meine letzte Hoffnung, es zu verhindern.
Den letzten Satz unbedingt streichen. Nur einen Paukenschlag zum Abschluss. Nicht zwei gleichlaute, oder erst einen lapidar coolen und dann einen längeren ungelenken dahinter.

Außerdem rasen meine Gedanken, immer im Kreis, das Übliche.
Ich weiß nicht, ich kauf die Angst nicht so. „Das Übliche“ passt hier nicht.

Er sagte Dinge wie „Wenn der rechtmäßige Herrscher wiederkehrt, wird das Universum wieder in den natürlichen Zustand des Chaos zurückfallen“, und ich fragte ihn, ob wir nicht ins Kino gehen könnten. Ich hörte ihm nie wirklich zu, ich starrte bloß in seine dunklen Augen, auf seine langen Haare und seine Tattoos; ich dachte und benahm mich wie all die Mädchen, die ich in der Highschool zu dummen Tussis erklärt hatte. Und als mir endlich klar wurde, dass er viel mehr war als ein gewöhnlicher Bad Boy, da war es zu spät.
Oh Mann. :)
Das ist ja verteilte Rollen. Eigentlich müsste der Erzähler ein Mann sein.
Die Frau sagt: „Mit dir werde ich den Anti-Christ zeugen.“
Und der Mann sagt: Schon klar, bring mir Bier mit und nicht wieder das Light-Bier.
Und bei der finalen Auseinandersetzung sagt die Frau: „Nie hörst du mir zu, wenn ich das Ende der Welt plane! Immer geht es nur um das scheiß Light Bier! Interessiere dich doch mal für meine Interessen! Es ist doch auch dein Anti-Christ! Nie fragst du mich, wie es mir geht!“

Und mit Hilfe der Wahnsinnigen, die er seine Jünger nennt, kann er einem noch viel Schlimmeres antun.
Oh! Mir hätte auffallen müssen, dass mein Freund etwas seltsam ist. Spätestens als ich merkte, dass er Jünger hat! Also … kann man das irgendwie so drehen, dass sie unter Gedankenkontrolle stand? Sonst kann ich die Frau als Erzählerin nicht mehr ernst nehmen, glaub ich.
Spricht was gegen die 3. Person als Perspektive? Also eignet sich die Erzählerin wirklich als Ich-Erzählerin?

Blumen verwelken, wenn ich vorbeigehe, und kleine Tiere sterben. Es ist, als wäre ich radioaktiv.
Sowas muss auserzählt werden, das ist eine Struktur-Sache. Erzähl die Geschichte aus der Perspektive einer anderen, die die „Heldin“ beobachtet und begleitet. Irgendwas in der 3. Person. SO ist es ja so, dass die Erzählerin schon unheimlich viel weiß und dem Leser voraus hat, und er wird dann nach und nach in diese Geschichte eingeführt und auf den neuesten Stand gebracht. Aber das wirkt dann nicht mehr so.
Also: 1. „Sie ist schwanger und wird geopfert“ (Das ist schon so Pegel 9/10). Dann sie will abtreiben (6/10), ihr Freund hat den Anti-Christ mit ihr gezeugt und sie trägt das Ende der Welt mit sich spazieren(10/10), kleine Tiere in ihrer Nähe sterben (7/10).
Irgendwie ist die natürliche Reihenfolge dieser Dinge verschoben. Also wenn man das zeigen würde alles. Junges Ding, nicht so wahnsinnig clever, verknallt sich in einen düsteren Typen (oH oh), er redet ständig mysteriös darum, sie rafft es nicht (2/10), er hat scheiß Jünger (6/10!), er kann Menschen mit seinen Blicken töten (9,9/10!!!) usw.
Und so erzählst du halt diese ganze, eigentlich spannende Vorgeschichte im Zeitraffer und bei mir bleibt hängen: Gott … wie hohl ist die Schnalle eigentlich?
Wenn du als Idee haben willst – und das hast du ja – diese Angst der Frauen vor der Geburt (da wächst was in mir und es will raus), dann wäre es vielleicht besser das in ein oder zwei krassen, sprachlich bearbeiteten Szenen zu zeigen, also das „Geschichtliche“ und den „Zusammenhang“ und den „Background“ auf ein Minimum zu begrenzen und diese bildlichen Szenen auszuleben.

Jasons Götter sind viel älter als das Christentum, mit Graces Jesus haben sie nichts zu tun
Wenn du den Satz auf einer Lesung lesen müsstest, würdest du dir die Zunge brechen.
Graces Jesus.

Das Ding in meinem Bauch ist nicht das Gegenteil ihres Erlösers – es ist mehr oder weniger das Gegenteil von Allem.
Das ist cool. Der ganze Absatz ist jetzt viel besser, ohne den Ballast des Backgrounds.
Diese Idee: „Pro-Life-Christen“ verhindern die Abtreibung des Anti-Christen, weil ihnen jedes Leben heilig ist – das ist richtig gut! Aber lass die Idee glänzen!

Also ich glaube, du hast hier alle Bestandteile für eine coole Geschichte, du musst nur die überflüssigen wegschneiden. Dieser ganze Background und so, der Aufbau.
Also wenn du anfängst mit:

Sie sagen, es wäre sinnlos, wenn ich versuche zu fliehen. Hier in der Gegend sind alle Leute gute Christen, die mich aufhalten und zurückbringen würden. Das behaupten sie, aber sie haben mich trotzdem am Bett angekettet.
Was für ein cooler Anfang ist das denn? Und dann gehst du von dieser Situation aus, dass der Leser keinen Plan hat, was da abgeht, und es sich ihm erst nach und nach erschließt. Und dann feilst du rum und beschränkst die Figuren und die Szenerie und den Background lässt du nach und nach raus. Oder du erzählst es aus der Sicht von Grace, die sich langsam mit der Frau anfreundet und bringst so eine Sekten-Idee mit rein. Oder du rationalisiert es und Grace hat Zweifel und dieser Matthew erklärt ihr ganz logisch, es sei nur die abstrahierte Angst vor der Geburt und dem Verlust der Jugend. Usw. Das ist alles hier schon drin in dem Text. Dass Pro-Life-Christen die Abtreibung des Anti-Christen verhindern –wie cool ist denn diese Ironie im Kern?

Irgendwie ist halt die Struktur der Geschichte nicht so gut, das Material ist da, die Ideen sind da. Ein frischer, klarer Ansatz, eine andere Chronologie, vielleicht eine andere Perspektive – das Überflüssige einfach weg, der ganze Background alles raus – das Ding hier hätte echt Potential!

Ich denke du bist auf jeden Fall auf einem guten Weg
Gruß
Quinn

 

Hey-Ho Perdita!

Einigen bereits vorgebrachten Gedanken kann ich mich anschließen. Für mich erschien deine Story als eine Mischung "Rosemaries Baby trifft Cthulhu" (bzw. wohl eher Azathoth). Und ich würde ebenfalls dazu raten, den Erzählstil zu wechseln. Auktorialer Erzähler und einfache Vergangenheitsform. Ich-Erzähler und Präsens ist zwar eine eher lässliche schriftstellerische Sünde, aber man sollte diese Kombination nur aus dem Werkzeugkasten nehmen, wenn es unbedingt nötig ist. (Real-Time Erzählung bzw. generell Geschichten, in denen es einen starken Bezug zur verstreichenden Zeit gibt)

Was mich stört ist die emotionale Verfasstheit deiner Protagonistin. Ich kann mir nur wenig vergleichbar oder noch unheimlichere Situationen vorstellen, als die, dass etwas fremdes und widernatürliches im eigenen Körper wächst. Wer darüber nicht verrückt wird, sollte wenigstens hohe Werte in den Dimensionen Entsetzen, Ekel und Verzweiflung aufweisen.
Die junge Dame aus deiner Story handelt mir da zu überlegt und wirkt auf mich nicht wirklich panisch.
Ich würde mir außerdem wünschen, dass die Pro-Life Bewegung und ihr Konflikt mit dem Klinikum etwas mehr zur Handlung beiträgt, als Zweifel über den Mörder von Cr. Coleman zu säen.

Vielleicht hast du Lust folgendes Umstellung der Story zu bedenken. Teile sie auf in Prolog, Teil 1, Teil 2 und Epilog. Im Prolog (evtl. eine erweiterte Beschreibung der Flucht) hat der Leser die Protagonistin für sich allein. In den beiden Hauptteilen stellst du ihr dann je einen starken Gegenpol bei. (Teil 1: Dr. Coleman oder Megan, Teil 2: Grace). Lass den Leser auch an deren Gedankenwelt ein wenig teil haben. Der Epilog gilt wieder allein der Protagonistin.

Ansonsten kann ich mich nur dem letzten Absatz meines Vorredners anschließen.

Besten Gruß
Carter

 

„Du bist das Gefäß“
Erst mal ein komischer Titel, aber sobald er ausgesprochen wird, ist er sehr bedeutungsvoll. Kann man eine Frau zu weniger reduzieren? Ein bloßes Gefäß?

Liebe Perdita,

mir gefällt deine Geschichte. Sicherlich schreibst du über ein Motiv, über das schon viel gesagt, das sogar schon oft verfilmt wurde. Aber das ist ja schließlich nicht verboten. Etwas schade finde ich schon, dass gar nicht viel Neues auftaucht, aber trotzdem konnte ich mich über einige Wendungen in deiner Erzählungen freuen. Der Arzt stirbt, zum Schluss kommt Jason, ist irgendwie freundlich. Man kann es natürlich ahnen, aber du arbeitest sauber mit Spannung. Das Problem an der Geschichte ist tatsächlich der Plot, der mir zu roh wirkt. Quinn hat eine sehr gute Einleitung für deine Erzählung gefunden. Vielleicht überarbeitest du deinen Text ja doch noch.

Mir ist nicht entgangen, dass du eine kleine Liebesgeschichte zwischen die Zeilen gekritzelt hast. Das wäre auch eine sehr schöne Variante, diese Geschichte zu erzählen. Sie ist nur Gefäß, wird nur benutzt, nie geliebt. "Hast du das gewusst, geplant?" "Seit deiner Geburt." Das ist schon krass. Das wäre mein Vorschlag, für eine innovativere Beleuchtung des Themas.

Deine Sprache ist sicher, von deiner Erzählstimme lässt man sich gerne führen. Da kann ich kaum was aussetzen. (Siehe unten.)

Gerade habe ich noch Carters Kritik gelesen. Es stimmt schon, dass deine Protagonisten etwas zu klar denkt. Puste da etwas Verwirrung in ihren Gedankennebel und lass die Szene, wo sie angekettet ist und auf den Nachttopf muss, stinken. Nachttopf und angekettet klingt wie wenn der Nachbar von seinem Hund erzählt. Das ihre Arme und Beine schon ganz wund sind, vielleicht auch ganz andere Stellen. Sorry, wenn ich das ausspreche, aber die sitzt wahrlich in ihrer eigenen Scheiße. Die Mutter vom Pastor lutscht doch auch Schwänze in der Hölle. Warum dann so zurückhaltend bei dieser Szene?

Ein paar Anmerkungen:

Es könnte sein, dass ich den Arzt in Gefahr bringe. Schon ein paar Tage nach dem Ritual ist mir aufgefallen, dass Menschen in meiner Nähe Kopfschmerzen und Nasenbluten bekommen, wenn sie zu lange mit mir in einem Raum sind. Blumen verwelken, wenn ich vorbeigehe, und kleine Tiere sterben. Es ist, als wäre ich radioaktiv. Und es wird immer stärker.
Die verwelkenden Blumen und dass kleine Tiere sterben ist altbacken. Kopfschmerzen und Nasenbluten ist gut. Lass die Blumen doch stinken und die Insekten wahnsinnig werden, am Boden rumkriechen, ihr kleines Nervenganglion ausspeien, so in die Richtung.

Ich wette, sie hat nie Gelegenheit gehabt, selbst auszuprobieren wie sündigen sich anfühlt.
wie sich sündigen anfühlt

„Was ist wenn alle Menschen bei der Geburt sterben?“, frage ich.
Was ist, wenn ...

Etwas an ihrem Tonfall lässt mich hoffen, dass sie schon darüber nachgedacht, mir zu helfen.
Da fehlt etwas.

Wenn ich sie überzeugen will, muss ich ihre Sprache sprechen … aber ich glaube, mein Wörterbuch ist nicht sehr gut.
Wörterbuch ist hier das falsche Wort. Warum nicht Wortschatz?

Du wirst bald sehen was passiert, wenn ein echter Gott geboren wird, und dann kann dich keiner mehr retten.“
sehen, was

Jeden Tag versuche ich mir einzureden, dass ich noch nicht aufgegeben habe. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Den zweiten Satz kannst du streichen.

Gern gelesen.

Beste Grüße
M. Glass

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Leute,

vielen Dank für eure Kommentare! Schön, dass die Geschichte überwiegend gut ankommt. Dieses Mal hatte ich etwas mehr Zeit als beim letzten TdS und hatte beim Posten auch ein besseres Gefühl. Aber es ist natürlich immer viel schöner, das von anderen zu hören.

Ein paar Kleinigkeiten habe ich mit Hilfe eures Feedbacks ausgebessert. Größere Änderungen – also eine andere Erzählperspektive und/oder einen anderen Aufbau der Geschichte muss ich noch überdenken.
Ich hab das ehrlich gesagt so gemacht, weil ich mir vorgenommen hatte, etwas mit einem Ich-Erzähler zu schreiben, weil mich meine auktorialen Erzähler in letzter Zeit ein bisschen genervt haben. Es hat dann beim Schreiben auch sehr gut funktioniert, zumindest nach meinem Gefühl - so komplett auf die Perspektive einer einzelnen Figur festgelegt zu sein, entfernt jedenfalls die Versuchung, wieder so ein halbes Epos von zwanzig Seiten zu produzieren :D.

Zu den einzelnen Kommentaren:

Hi Sam,

Sam Slothrop schrieb:
Das ist die zigste Version von der Idee hinter 'Rosemaries Baby' - ein alter Hut also. Du arbeitest mit der 'Rapture'-Idee, das finde ich gut - aber es rettet die Story nicht, finde ich. Denn diese Version bringt auf inhaltlicher Ebene keine Innovation, zumindest habe ich keine entdecken können ...
Ähnlichkeiten mit Rosemaries Baby sind natürlich da, das haben ja auch mehrere Leser festgestellt. Der Unterschied ist halt, dass ihr Kind nicht der echte Antichrist ist, sondern nur dafür gehalten wird. Es ist eigentlich mehr eine Art Lovecraft-Kreatur (Carter hat das echt schön zusammengefasst als „Rosemaries Baby trifft Cthulhu“ :)).
Innovationen sind nicht einfach, und auch nicht unbedingt mein Ziel beim Schreiben. Wir leben in einer Zeit, wo nicht nur schon unendlich viel geschrieben wurde, sondern das Geschriebene auch dauerhaft gespeichert und praktisch überall auf der Welt abgerufen werden kann. Wenn ich da zwischen der Suche nach einem komplett neuen Plot oder nach einer Nadel im Heuhafen wählen müsste, würde ich glaube ich letzteres nehmen …
Ich nehme deine Kritik aber als Ansporn, nach noch originelleren Ideen zu suchen!

Und danke für die Funde! Das „hat“ ist drin und das „ganze“ raus. „Auf ein Date einladen“ geht glaube ich schon, aber zur Sicherheit habe ich es mit „zu“ ersetzt.

Hi Novak,

Novak schrieb:
Ich konnte mir die Protagonistin sehr gut vorstellen. Und man konnte das Gefühl der Unausweichlichkeit gut nachvollziehen.
Wenn das funktioniert, bin ich sehr zufrieden! Vielen Dank für deinen Kommentar, das ist sehr aufbauend. Wenn du die etwas zu lange Passage wieder findest, sag bescheid :)

Hi Anakreon,

Anakreon schrieb:
Nur hier, hm, die bildliche Entsprechung ist sehr gut, doch ich meine zu sehr die Stimme einer Frau, die in einer heilen Welt lebt zu hören. Sie tat es ja, doch zu diesem Zeitpunkt ist sie vorbei.
Echt? Ich dachte, das macht sofort deutlich, dass sie richtig schlimm aussieht. Auch in einer nicht heilen Welt funktioniert der Vergleich doch noch, hoffe ich.

Anakreon schrieb:
Mit diesem Blick habe ich nun etwas Mühe. Der Begriff neutral enthält verschiedene Wertungen,
Ich meine, ich hätte den Begriff „neutraler Blick“ schon in diesem Sinne verwendet gesehen, und es gefällt mir irgendwie besser als „Ihr Blick ist nicht wertend“.

Anakreon schrieb:
Auch wenn sie sich, wie ich bereits vermutete, an der Geburt eines Antichrist interessiert ist. Ich kenne deine Intention nicht, es wäre da Verschiedenes möglich. So liest es sich aber einfach verquer.
Es soll einfach aussagen, dass die Protagonistin Grace noch nie lächeln gesehen hat bis zu diesem Moment. Ich überlege mir, wie es vielleicht eindeutiger geht.

Anakreon schrieb:
Diese Seite amerikanischer Religiosität, auch wenn man sie wahrscheinlich nicht verallgemeinern darf, hast du für mein Empfinden sehr gut eingefangen, soweit ich es überhaupt beurteilen kann.
Das war der Auslöser für die Geschichte, dass es wirklich Menschen gibt, die den Weltuntergang erwarten, und aktiv beschleunigen würden, wenn sie es könnten. Das finde ich wirklich gruselig. Das hat ja auch Auswirkungen auf das politische Verhalten der Leute. Ressourcenknappheit und Klimawandel sind für die schon allein deshalb kein Thema, weil sie fest damit rechnen, dass die Welt nur noch maximal ein paar Jahrzehnte existieren wird. Verallgemeinern kann man das natürlich nicht – ich bin selber zum ersten Mal darauf aufmerksam geworden durch einen Blogger, der selbst ein amerikanischer evangelikaler Christ ist, und der diese Leute massiv kritisiert. Aber ich finde es besorgniserregend, dass das keine kleine Splittergruppe ist, sondern dass es ziemlich viele gibt, die so denken.

Hi Quinn,

Quinn schrieb:
„Fände“ drängt sich hier auf: Er ist sternenübersät, und ich fände ihn schön, wüsste ich nicht, dass ich gleich sterben werde.
Das geht doch richtig rein.
Schöner finde ich das auch, ich will auch nicht dass der Konjunktiv ausstirbt, aber passt es zu der Erzählstimme?

Quinn schrieb:
Das Bild ist komisch. Unter dünnem Eis treibt sonst kein nacktes Elend. Unter dünnem Eis ist einfach Wasser.
Hmpf. Durchaus möglich dass das einer von den Lieblingen ist, die man killen soll. :shy:
Ich denk drüber nach.

Quinn schrieb:
Den letzten Satz unbedingt streichen.
Ja, das stimmt, der ist weg.

Quinn schrieb:
Oh! Mir hätte auffallen müssen, dass mein Freund etwas seltsam ist. Spätestens als ich merkte, dass er Jünger hat! Also … kann man das irgendwie so drehen, dass sie unter Gedankenkontrolle stand? Sonst kann ich die Frau als Erzählerin nicht mehr ernst nehmen, glaub ich.
Mensch, die ist noch ganz jung. Der Typ hat sich an sie rangemacht, und ihr natürlich nicht gleich seine Jünger vorgestellt. Erst war sie verliebt, dann hat sie nach und nach rausgefunden, was es mit ihm auf sich hat, und dann hatte sie (zu Recht) Angst vor ihm. Das ist natürlich alles sehr kurz gefasst und kommt vielleicht noch nicht so rüber, wie es gemeint ist. Dass Jason die Fähigkeit zur Gedankenkontrolle hat, ist aber in der Geschichte drin, es ist also nicht abwegig, dass das auch in der Beziehung der beiden eine Rolle gespielt hat.

Quinn schrieb:
Spricht was gegen die 3. Person als Perspektive? Also eignet sich die Erzählerin wirklich als Ich-Erzählerin?
Ja, fand ich schon. Also zumindest hatte ich beim Schreiben nie das Gefühl, dass es nicht passt.

Quinn schrieb:
Wenn du den Satz auf einer Lesung lesen müsstest, würdest du dir die Zunge brechen.
Graces Jesus.
Stimmt, dafür ist der Name nicht so ideal. Wenn ich das mal vorlesen muss, dann benenne ich Grace um :)

Quinn schrieb:
Irgendwie ist halt die Struktur der Geschichte nicht so gut, das Material ist da, die Ideen sind da. Ein frischer, klarer Ansatz, eine andere Chronologie, vielleicht eine andere Perspektive – das Überflüssige einfach weg, der ganze Background alles raus – das Ding hier hätte echt Potential!
Ich sehe was du meinst, die Entscheidung für die Ich-Perspektive, und dass sie diesen großen Informationsvorsprung vor dem Leser hat, das prägt wirklich den ganzen Aufbau der Geschichte. Aber mir gefällt eigentlich die Struktur ganz gut. Die wäre auf jeden Fall anders wenn ich einen anderen Erzähler in der 3. Person hätte, aber ich weiß nicht ob es mir dann besser gefallen würde.

Quinn schrieb:
Ich denke du bist auf jeden Fall auf einem guten Weg
Das ist schön!

Hi Carter,

Carter schrieb:
Und ich würde ebenfalls dazu raten, den Erzählstil zu wechseln. Auktorialer Erzähler und einfache Vergangenheitsform. Ich-Erzähler und Präsens ist zwar eine eher lässliche schriftstellerische Sünde, aber man sollte diese Kombination nur aus dem Werkzeugkasten nehmen, wenn es unbedingt nötig ist.
Das Präsens kam daher, weil man bei einer Geschichte, die mit der Apokalypse endet, den Erzähler ja schlecht in der Vergangenheit erzählen lassen kann, das ist ja so als ob man mit „und dann wurde ich erschossen“ aufhört. Natürlich ist das nicht die einzige Möglichkeit, das Ende könnte ja auch anders sein, also unbedingt nötig wäre es nicht. Aber auktoriale Erzähler und einfache Vergangenheit habe ich schon so oft gemacht.

Carter schrieb:
Was mich stört ist die emotionale Verfasstheit deiner Protagonistin. Ich kann mir nur wenig vergleichbar oder noch unheimlichere Situationen vorstellen, als die, dass etwas fremdes und widernatürliches im eigenen Körper wächst. Wer darüber nicht verrückt wird, sollte wenigstens hohe Werte in den Dimensionen Entsetzen, Ekel und Verzweiflung aufweisen.
Die junge Dame aus deiner Story handelt mir da zu überlegt und wirkt auf mich nicht wirklich panisch.
Sie ist schon ziemlich verzweifelt, sie versucht sich nur mit letzter Kraft zusammenzureißen – das habe ich versucht mit der Szene mit Megan zu zeigen. Die normale Reaktion auf ihre Situation wäre vielleicht, irgendwo wimmernd in der Ecke zu liegen. Aber für Protagonisten in einer Geschichte macht es sich meistens besser, wenn sie tapfer und proaktiv sind – Helden eben. Ich lasse mir das natürlich trotzdem noch mal durch den Kopf gehen, ob ihre Reaktionen an manchen Stellen anders ausfallen und ihre Emotionen stärker hervortreten sollten.

Carter schrieb:
Vielleicht hast du Lust folgendes Umstellung der Story zu bedenken. Teile sie auf in Prolog, Teil 1, Teil 2 und Epilog. Im Prolog (evtl. eine erweiterte Beschreibung der Flucht) hat der Leser die Protagonistin für sich allein. In den beiden Hauptteilen stellst du ihr dann je einen starken Gegenpol bei. (Teil 1: Dr. Coleman oder Megan, Teil 2: Grace). Lass den Leser auch an deren Gedankenwelt ein wenig teil haben. Der Epilog gilt wieder allein der Protagonistin.
Und ich hab mich so gefreut, dass ich es geschafft habe, die Geschichte in unter 4000 Wörtern zu erzählen … :). Trotzdem wäre eine andere Perspektive natürlich auch spannend, und du bist schon der zweite der das mit der Erzählperspektive anmerkt … ich denke drüber nach. Falls ich nicht dazu komme, will vielleicht jemand ein Copywrite schreiben? ;)

Hi M. Glass,

M. Glass schrieb:
Erst mal ein komischer Titel, aber sobald er ausgesprochen wird, ist er sehr bedeutungsvoll. Kann man eine Frau zu weniger reduzieren? Ein bloßes Gefäß?
Ja, das war erst nur ein Arbeitstitel, aber ich fand ihn dann auch sehr passend.

M. Glass schrieb:
Gerade habe ich noch Carters Kritik gelesen. Es stimmt schon, dass deine Protagonisten etwas zu klar denkt. Puste da etwas Verwirrung in ihren Gedankennebel und lass die Szene, wo sie angekettet ist und auf den Nachttopf muss, stinken. Nachttopf und angekettet klingt wie wenn der Nachbar von seinem Hund erzählt. Das ihre Arme und Beine schon ganz wund sind, vielleicht auch ganz andere Stellen. Sorry, wenn ich das ausspreche, aber die sitzt wahrlich in ihrer eigenen Scheiße. Die Mutter vom Pastor lutscht doch auch Schwänze in der Hölle. Warum dann so zurückhaltend bei dieser Szene?
Das mit der Mutter vom Pastor ist ja ein Zitat, die normale Erzählstimme ist etwas wohlerzogener :). Aber du hast schon recht, da könnten mehr Details rein. Das sehe ich mir noch mal an, wenn ich Zeit habe.

M. Glass schrieb:
Die verwelkenden Blumen und dass kleine Tiere sterben ist altbacken. Kopfschmerzen und Nasenbluten ist gut. Lass die Blumen doch stinken und die Insekten wahnsinnig werden, am Boden rumkriechen, ihr kleines Nervenganglion ausspeien, so in die Richtung.
Das ist ja nur so nebenbei erwähnt mit den Blumen und den Insekten. Das mit den ausgespiehenen Ganglien gefällt mir aber echt gut … vielleicht brauche ich doch eine Szene dafür.

Zu korrigierendes habe ich korrigiert, hier:

M. Glass schrieb:
Wörterbuch ist hier das falsche Wort. Warum nicht Wortschatz?
bin ich der Meinung, das Wörterbuch passt schon (als Bild). Sie versucht das, was sie weiß, in die Vorstellungswelt von Grace zu übersetzen.

M. Glass schrieb:
Den zweiten Satz kannst du streichen.
Das „die Hoffnung stirbt zuletzt“ war schon mal fast gestrichen, aber dann würde das „jeden Tag“ zweimal so dicht aufeinander folgen und eine richtig gute Alternative ist mir noch nicht eingefallen.

Vielen vielen Dank euch allen!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Perdita,
Mist, jetzt bin ich doch zu spät. Ich wollte gestern Abend schon meinen Kommentar ergänzen. Aber ich war zu müde. Wie immer. Hmmpfh!

Dann mache ich mal daraus die Gelegenheit, auch ein wenig auf die Kommentare der anderen einzugehen. Natürlich nur im besten Sinne. :)
Falls man das nicht darf, lieber dot im Hintergrund, dann geb ich dir freiwillig ein Cyber-Bier aus. :lol:

Ich hab die Geschichte noch mal gelesen, noch zweimal sogar. Ich hab immer noch Spaß daran, obwohl ich doch schon alles weiß. Ich finde, das ist ein ganz schönes Kompliment.

Die längere Passage in der Mitte hab ich nicht wiedergefunden. Aber dafür das, worüber ich gestolpert bin. Als ich das erste Mal las, dass sie von christichen Fundamentalisten gefangen gehalten wird, war das für mich eher ein Trick, die Spannung ein wenig hinauszuzögern. Mir war die Tragweite noch nicht klar. Später erst habe ich gemerkt, was für eine Superidee dahintersteckt: Christliche Fundis tun sich zusammen mit Lovecrofts großem Bruder, weil sie den Antichristen zur Welt bringen wollen, oder auch Prolife-Leute verhindern Abtreibung aus lauter Fanatismus und lassen so den Antichrist/Cthulhu zur Welt durchdringen. Die Fundis werden reingelegt. Das ist eine tolle Idee, die aus meiner Sicht sogar noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient. So wie es jetzt ist, ist es ja schon gut. Aber im Nachhinein hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht, damit diese Superidee noch besser ins Licht gerückt wird? Könnte nicht der eklige Matthew doch ein bisschen misstrauisch werden? Oder Grace? Zum Beispiel weil die Prot, auf die Jason mittlerweile weniger Einfluss haben dürfte, trägt sie doch immerhin den Weltenzerstörer in sich, ihm am Ärmel reißt und das Tattoo freilegt? So ein kleiner Nebenkonflikt halt noch. Nur kurz, soll ja keine neue Geschichte werden. Aber so einfach kann man es Cthulhu ja auch nicht machen. :lol:

Erzählperspektive
Was die Ichform/Sieform betrifft, kann ich mich nicht ernsthaft äußern. Dazu fehlt mir das Wissen oder die Erfahrung. Aber wieso soll das Schreiben im Präsens oder in der Ichform eine erzählerische Sünde sein? Wenn auch eine lässliche? Das klingt so grundsätzlich. So als gäbe es dazu einen "Regelkatalog". So in etwa wie "Vermeiden Sie Adjektive". Und ist es tatsächlich so, dass man wenn ein Prot am Ende stirbt, nur im Präsens schreiben sollte? Mir fällt dazu keinerlei Begründung ein. Hätte mich aber mal interessiert, ob es da allgemeine Überlegungen gibt. Quinn war ja der erste, der den Perspektivwechsel ansprach, aber er begründet es hier auch für mich logisch mit der Konstruktion der ganzen Geschichte. Er regt an, dass es spannender würde, wenn die Ich-Erzählerin nicht alle Informationen bereits hat und den Leser auf den Kenntnisstand der Ich-Erzählerin bringen muss.
Auch wenn mir die Geschichte in der Ichform sehr gut gefällt, kann man das natürlich so machen, wie Quinn es vorschlägt. Ich empfinde es jedoch nicht als Muss. Die Geschichte, so wie du sie aufgezogen hast, mit der Ichform hat einen anderen Vorteil. Weiß nicht, ob der nicht verschenkt würde, wenn man als eine "Sie" schreibt. Ich will damit sagen, dass es eine Entscheidung zwischen zwei Sichtweisen und zwei Schwerpunkten ist, die beide gleich gut sind, aber man muss sich eben entscheiden. Was ich mit "verschenken" meine, das ist die Erfahrung der Frau, diese fremde Wesen in sich zu haben. Dieses sehr fremde Wesen. Es spricht ja sogar zu ihr am Schluss. Und sie fügt sich. In ihren Träumen (Anfang) und am Ende, wenn sie zur Pforte wird, dann ist sie doch selbst "entrückt". Von daher fand ich deine Übersetzung von rapture so schön doppeldeutig. Nicht nur die Gläubigen werden entrückt, sondern auch sie. Durch die Macht, die in ihr ist. Und das darf man auch ruhig merken in ihrer Erzählerstimme.

Zitat von Quinn
„Fände“ drängt sich hier auf: Er ist sternenübersät, und ich fände ihn schön, wüsste ich nicht, dass ich gleich sterben werde.
Das geht doch richtig rein.

Schöner finde ich das auch, ich will auch nicht dass der Konjunktiv ausstirbt, aber passt es zu der Erzählstimme?


Also ein unbedingtes JA.
Quinns vorgeschlagener Konjunktiv MUSS da hin. In ihren Träumen ist sie diesem mächtigen Wesen doch viel näher, da wäre es unpassend, wenn sie Scheiße und Fuck sagt. Aber einen Konjunktiv II benutzt man auf jeden Fall. :D Ich finde es selbst komisch, wie ich das schreibe, aber ich finde, es stimmt. Ich glaube fast, du hast es selbst nicht gemerkt, dass deine Erzählstimme in den kursiv gedruckten Passage eine andere Färbung hat. Sie klingt poetischer (bis auf "den ganzen Schrott"/ und der hat mich auch ein bisschen gestört). Und das ist gut so, dass ie Stimme eine andere Färbung hat, denn dann hat sie Kontakt zu dem fremden, Galaxien sprengenden Wesen in sich. Da darf sie dann im Übrigen auch mal ruhig ein bisschen frech zu Jason werden. Der war ja bloß ein Samenhalter, sie jedoch ist Gefäß, Pforte und Schutz für dieses gewaltige Wesen, das in ihrem Bauch steckt, es ist auf ihre natürlichen Funktionen angewiesen. Woher sonst hat sie die Kraft, in Ketten hockend noch auf ihre Peiniger zu spucken und lästerliche Reden zu führen?
Klar hat sie Angst vor diesem Ding, spürt das Unausweichliche, denkt sogar an den Kleiderbügel. Will es unbedingt loswerden. Aber sie nimmt den Kleiderbügel nicht. Sie fügt sich. Und es gibt eine besondere Beziehung zwischen Mutter und Kind, auch wenn letzteres Cthulhu heißt und die Mama bei Geburt in die Dunkelheit senst.

Die Charakterisierung
Von der Begründung oben her empfinde ich die Prot. nicht als zu selbstsicher. Denn sie hat ja eine gewisse Kraft in sich. Und die soll man ruhig schon merken. Das spricht nicht gegen die Stellen, die von anderen angemerkt worden sind, wo sie ihn kennenlernt. Und das Kennenlernen ein bisschen arg naiv rüberkommt.

Mensch, die ist noch ganz jung. Der Typ hat sich an sie rangemacht, und ihr natürlich nicht gleich seine Jünger vorgestellt. Erst war sie verliebt, dann hat sie nach und nach rausgefunden, was es mit ihm auf sich hat, und dann hatte sie (zu Recht) Angst vor ihm. (...) Dass Jason die Fähigkeit zur Gedankenkontrolle hat, ist aber in der Geschichte drin, es ist also nicht abwegig, dass das auch in der Beziehung der beiden eine Rolle gespielt hat.

So hab ich das auch empfunden. Dennoch gibt es ein paar Stellen, die du ein bisschen ausdünnen könntest. Zum Beispiel die hier:

Er sagte Dinge wie „Wenn der rechtmäßige Herrscher wiederkehrt, wird das Universum wieder in den natürlichen Zustand des Chaos zurückfallen“, und ich fragte ihn, ob wir nicht ins Kino gehen könnten. Ich hörte ihm nie wirklich zu, ich starrte bloß in seine dunklen Augen, auf seine langen Haare und seine Tattoos; ich dachte und benahm mich wie all die Mädchen, die ich in der Highschool zu dummen Tussis erklärt hatte.

Ich weiß schon, dieser Gegensatz von durchgeknallter Religiosität und Kino gehen, die hat es dir angetan. Mir gefiel es auch, gleichzeitig musste ich ein bisshen grinsen darüber. Es kommt ein bisschen so an, dass man sich fragt, wie doof ist die denn? Ich würde es einfach ein bisschen abschwächen und an anderer Stelle stärker andeuten, dass sie Gefühle ihm gegenüber hat, die sie sich nicht erklären kann. Wider besseres Wissen bei ihm bleibt. Die Jünger würde ich gar nicht Jünger nennen, sondern dass er mit einem komischen Haufen Typen zusammenhing, erst später, wenn sie nicht mehr wegkann, wenn sie sich auf den ganzen Kram eingelassen hat, dann kann sie die Kerle Jünger nennen. Die Idee mit der Gedankenkontrolle ist gut.

Auch die Idee von Markus find ich gut:

lass die Szene, wo sie angekettet ist und auf den Nachttopf muss, stinken. Nachttopf und angekettet klingt wie wenn der Nachbar von seinem Hund erzählt. Das ihre Arme und Beine schon ganz wund sind, vielleicht auch ganz andere Stellen. Sorry, wenn ich das ausspreche, aber die sitzt wahrlich in ihrer eigenen Scheiße. ?

Und auch deine Überlegung:
Das mit den ausgespiehenen Ganglien gefällt mir aber echt gut … vielleicht brauche ich doch eine Szene dafür.
gefällt mir gut. Ob du wirklich eine ganze Szene dafür brauchst, sei mal dahingestellt, aber noch ein wenig mehr in die Richtung ist nicht falsch. Es pinselt nämlich ihre Kraft aus.
Das sind doch alles Beispiel dafür, dass sie eine immense Macht erhält. Ihr macht das, was andere zum Bluten bringt, doch gar nichts aus. Das ist genau das, was ich sagen will, deine Prot. ist verzweifelt, am Ende, will das, was in ihr ist, unbedingt loswerden, ist panisch. Sie bemerkt ihren schwindenden Kampfgeist. Aber sie hat auch eine immer größere Kraft, die nicht die ihre ist und doch in ihr steckt. Und das darf man ihr auch ruhig anmerken.
Ich würde mir da an deiner Stelle was die Verzweiflung der Prot angeht, nicht reinreden lassen. Und prompt tu ichs. :shy:
Ich finde es im Prinzip gut, wie du es gemacht hast. Diese Mischung aus kaum aufrecht erhaltener Disziplin, Leid und Angst und den frechen Sprüchen. Es deutet an, dass sie durch das Wesen in ihr Kraft erhält. Denn das will ja auch zur Welt kommen, es braucht sie. Lässt du die Prot. nur noch wimmerig sein, passt das für mich nicht.

Sonstiges:

Meine Selbstbeherrschung ist dünnes Eis, jeden Moment kann sie zerbrechen und das nackte Elend enthüllen, das unter der Oberfläche treibt.
Ich fand das Eisbild jetzt nicht so komisch, aber kanns auch nachvollziehen, dass man stolpert. Du könntest auch einfach Schicht statt Eis schreiben.

Jeden Tag versuche ich mir einzureden, dass ich noch nicht aufgegeben habe. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber jeden Tag wird mein Bauch dicker, und jede Nacht habe ich denselben Traum. Mein Körper und mein Kampfgeist werden zunehmend schwächer.

Ich weiß nicht mehr, wer es schon schrieb, aber "Die Hoffnung stirbt ..." gefällt mir hier auch nicht. Es ist schon zu sehr zu einer sehr häufig benutzten Redeformel geworden. Das
Du könntest es auch so probieren, dann hast du das Problem mit dem Tag nicht:
Jeden Tag versuche ich mir einzureden, dass ich noch nicht aufgegeben habe. Doch jede Nacht quält mich derselbe Traum.
Am Morgen ist mein Bauch dicker (noch geschwollener/geblähter) und mein Kampfgeist und mein Körper schwinden. /werden schwächer. Du kannst dir auch überlegen mein Körper wegzulassen.
Weiß nicht, ob es dein Problem löst. Mir gefiel hier einfach der Gegensatz zwischen Tag und Nacht und dem kräftiger Werden des Bauches und derm schwächer Werden des Kampfgeistes.

Nochmal echt gern gelesen
Viele Grüße von Novak

 

Hallöchen,

voll blöd, wenn man die Geschichte so viel später liest. Da bleibt dann nicht mehr viel zu schreiben, weil die Anderen es schon getan haben.

Deine Geschichte (auch wenn ''der Plot stinkt'' :D) ist eine Geschichte, genau wie ich sie liebe. Thema, Erzählstil usw.
Der Anfang hat mich gleich in den Bann gerissen und ich wurde nicht enttäuscht.
Gut gefallen haben mir (wie auch schon erwähnt) die Wendungen. Insbesondere der Teil, wo sie entführt wird und schließlich feststellen muss, dass es gar nicht Jasons Leute sind.

Was mir ein wenig zu wenig ist, sind die Gefühle der Prot. Sie wird sterben. Sie und der Rest der Welt. Wo ist Ihre Panik? Sie überlegt kurz, ob sie die Abtreibung mit dem Kleiderbügel versucht. Hmm ja.. okay.. und weiter? Ich könnte mir vorstellen, dass sie ggf. auch versucht, Grace zu überwältigen. Die Gelegenheit um abzuhauen (sagt ja keiner, dass sie es auch schaffen muss)
Sie is doch sicherlich verzweifelt usw.

Btw, ich finde Wörterbuch auch nicht glücklich gewählt. Wortschatz allein aber auch nicht. Vll: mein religiöser Wortschatz/mein religöses Sprachniveau oder so was in der Art.

Aber ansonsten: eine tolle Geschichte, niemals langweilig, sehr gern gelesen.

Grüße
Nina

 

Liebe Novak,

danke für die ausführliche Rückmeldung! Ich hoffe doch sehr, dass es erlaubt ist auf die anderen Kommentare einzugehen, gerade das hilft mir, wenn ich zu bestimmten Vorschlägen noch eine zweite Meinung kriege :)

Aber im Nachhinein hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht, damit diese Superidee noch besser ins Licht gerückt wird?
Da mache ich mir noch mal Gedanken ... das wäre schon spannend, wenn die Christen noch anfangen zu zweifeln. Allerdings müssten sie ja dann merken, dass sie nicht der richtigen Religion anhängen - solche Gedanken lassen die glaube ich gar nicht zu. :)

Aber wieso soll das Schreiben im Präsens oder in der Ichform eine erzählerische Sünde sein? Wenn auch eine lässliche? Das klingt so grundsätzlich.
Ja, das weiß ich auch nicht. Ich denke es verschiedene Perspektiven und Erzählstile unterschiedlich gut funktionieren je nach der Geschichte, die man gerade erzählen will.

Quinns vorgeschlagener Konjunktiv MUSS da hin.
Gut, wird gemacht. :) Du hast Recht, die kursiven Passagen sind ein bisschen poetischer und das passt inhaltlich auch gut dahin, aber ich habe mich da noch nicht so ausgetobt, wie es möglich wäre, weil ich irgendwie befürchtet hatte, dass es dann Verwirrung auslöst, wenn der Kontrast zu ihrer Alltags-Erzählstimme so groß ist. Aber ich glaube das war unbegründet.

Es kommt ein bisschen so an, dass man sich fragt, wie doof ist die denn?
Okay, da muss ich noch was machen. Naiv sollte sie schon rüberkommen, aber doof nicht, sonst würde sie ja überhaupt nicht so weit kommen.

Ich finde es im Prinzip gut, wie du es gemacht hast. Diese Mischung aus kaum aufrecht erhaltener Disziplin, Leid und Angst und den frechen Sprüchen. Es deutet an, dass sie durch das Wesen in ihr Kraft erhält. Denn das will ja auch zur Welt kommen, es braucht sie. Lässt du die Prot. nur noch wimmerig sein, passt das für mich nicht.
Juhu! Dann ist das bei dir ziemlich genau so angekommen, wie ich es gerne wollte. :)

Ich weiß nicht mehr, wer es schon schrieb, aber "Die Hoffnung stirbt ..." gefällt mir hier auch nicht.
Richtig glücklich war ich auch noch nie über den Satz mit der Hoffnung. Die Stelle überarbeite ich auf jeden Fall noch mal.

Liebe Nina,

auch dir vielen Dank für deinen Kommentar! Schön, dass es dir gefallen hat.

voll blöd, wenn man die Geschichte so viel später liest. Da bleibt dann nicht mehr viel zu schreiben, weil die Anderen es schon getan haben.
Ja, so geht es mir auch oft beim Kommentare schreiben, aber wenn man der Kommentarempfänger ist und die Kommentare sind alle so positiv ist es gar nicht schlimm wenn sich etwas wiederholt :D

Was mir ein wenig zu wenig ist, sind die Gefühle der Prot. Sie wird sterben. Sie und der Rest der Welt. Wo ist Ihre Panik? Sie überlegt kurz, ob sie die Abtreibung mit dem Kleiderbügel versucht. Hmm ja.. okay.. und weiter? Ich könnte mir vorstellen, dass sie ggf. auch versucht, Grace zu überwältigen. Die Gelegenheit um abzuhauen (sagt ja keiner, dass sie es auch schaffen muss)
Sie is doch sicherlich verzweifelt usw.
Ich kann den Kritikpunkt nachvollziehen, sie steht teilweise neben sich in der Geschichte und die Emotionen sind ziemlich zurückhaltend, wenn man sich die Situation bewusst macht. Aber ich weiß noch nicht, ob ich in der Richtung noch viel ändern werde. Novak hat es schon echt schön beschrieben, worauf ich hinauswill. Das Ding braucht eine Mutter, um auf die Welt zu kommen, und es nimmt Einfluss, um das zu ermöglichen. Sie darf keinen Erfolg haben mit ihren Versuchen, die Geburt zu verhindern, aber sie muss durchhalten. Das muss ich wahrscheinlich noch deutlicher herausarbeiten - je weiter die Geschichte fortschreitet, desto weniger sind ihre Emotionen noch ihre eigenen.
Ich hatte beim Schreiben einmal in die Richtung überlegt, ob sich die Protagonistin umbringen soll, also ein Selbstopfer, um den Weltuntergang zu verhindern. Dann wäre alles emotionaler geworden. Aber ich fand es dann zu kitschig und klischeehaft. :)

Soviel erst mal als Antwort auf eure Kommentare. Ich werde ab morgen erst mal unterwegs sein bis Sonntag abend und weiß noch nicht, wann ich dazu komme die Änderungen umzusetzen, ich versuche es am Montag. Das auch als Hinweis an potenzielle weitere Kommentatoren: Wenn ihr mehrere Tage lang keine Antwort kriegt, liegt es nur daran, dass ich nicht online bin und ist keine Missachtung :).

 

:) Deswegen sagte ich ja, dass sie keinen Erfolg haben muss. Aber sie schafft es in die Klinik. da hätte sie es noch durchgezogen, wenn der Arzt nicht ermordet worden wäre. Und dann auf einmal *zack* is ihr Kampfeswille weg, quasi.
Aber grundsätzlich versteh ich schon, was du meinst :)

 

Hallo Perdita

Endlich schaffe ich es, auch einen Kommentar zu deinem TdS abzugeben.
Ich habe nicht ganz alle Kommentare verinnerlicht, also falls nun Dinge doppelt gemoppelt, so what.

Protestlern
Protestlesern? Mein Hirn will das Wort einfach nicht zulassen, auch nach mehrfachem Lesen nicht. :D
Wie wär's mit "Aktivisten" oder "Demonstranten"?

„Bitte, was ist hier los?“[KOMMA] frage ich sie.
Ich hätte sie nicht anfassen dürfen.
„Es tut mir leid“, sage ich.
:thumb: Das ist eine gut gesetzte Doppeldeutigkeit von "tut mir leid".

Plötzlich ist da ein fremder Arm um meine Taille, und eine Hand auf meinen Mund. Jason!
meinem Mund

als wäre ich ein Kaugummi an seiner Schuhsohle
Hier erhält Darkwing Ducks berühmtes Zitat eine ganz neue Bedeutung. :p

Die Gemeinde ist nicht sehr groß, glaube ich. Ich kenne praktisch nur zwei Leute.
Klingt komisch, als hätte sie die zwei Leute bereits vorher schon gekannt. Und im Auto sassen ja auch noch drei andere.
"Die Gemeinde scheint ja nicht gross zu sein, kommen doch immer nur die gleichen zwei Leute zu mir." o.ä.

Es ist schwer zu sagen, weil sie diese unförmigen Sackkleider trägt und ihre Mundwinkel immer nach unten hängen.
weil sie eines dieser unförmigen Sackkleider

Grace und ich werden nie gute Freundinnen sein, ...
das heisst sie sind bereits Freundinnen, nur nicht gute? Besser: Grace und ich werden wohl nie Freundinnen werden, ...

– dieses kleine Bäuchlein ist nichts, was ich nicht auch ein paar Cheeseburgern zuviel hingekriegt hätte –
da fehlt ein "durch" oder "mit"

Ich lasse mich schwer in mein Kissen sinken, als mir die unendliche Blödheit der Situation bewusst wird.
Finde ich unglücklich vormuliert. Eine Situation hat ja nichts bewusstes, also eine Situation kann blöd oder dumm sein, aber nicht Blödheit/Dummheit besitzen.
Also eher wird ihr "die groteske Situation bewusst".

„Du hast es bald geschafft“, flüstert Jason und gibt mir einen Kuss.
Wirkt zwar ungewollt ambivalent, fände ich trotzdem stärker, wenn Jason ihr den Kuss "aufdrückt".

und Er wird es nach Seinem Bild formen,
seinem

Fazit:
Also der Konflikt der ungewollten Mutter mit dem Ding da in ihrem Bauch, der Verführungskunst des Teufels, der sogar diese streng gläubigen Christen verblendet und für seine Zwecke missbraucht, ist für eine Horrorstory ja keine schlechte Ausgangslage, allerdings packte mich das Leiden deiner Prot nicht wirklich, wirkte auf mich etwas wie eine Patchworkdecke, wo die Teile meistens auch etwas unharmonisch zusammengenäht sind. (Einige Kommentatoren haben ja bereits gute Ausbautipps geliefert), die Nebendarsteller Jason, Matthew und Grace wuchsen nie richtig über ihre Statistenrolle hinaus. Die Geschichte beginnt stark mit diesem Traum und dem Plannet Parenthood Set. Danach ist es etwas wie Warten auf Godot, oder eben auf die Ankunft des Antichristen.

Trotzdem nicht ungern gelesen, und das TdS wurde mit den Punkten - starke Frömmigkeit/Abtreibungskonflikt/Drang zur Selbstjustiz - erfüllt.

Gruss dot

-----------------
OT:

Novak schrieb:
Dann mache ich mal daraus die Gelegenheit, auch ein wenig auf die Kommentare der anderen einzugehen. Natürlich nur im besten Sinne.
Falls man das nicht darf, lieber dot im Hintergrund, dann geb ich dir freiwillig ein Cyber-Bier aus.
So lange man bei der Geschichte bleibt und sich nicht in eine andere Kneipe verzieht, ist das völlig okay.
Das Bier nehm ich trotzdem gerne. :D

 

hallo perdita,

es ist schon fast alles gesagt worden. die monatsaufgabe hast du meiner meinung nach gut erfüllt.

ich finde die geschichte unterhaltsam bis spannend erzählt. der plot erinnert zunächst an r. baby, was mich nicht stört, weil du eigenständige aspekte hineinbringst. gerade die passagen mit den fundamentalisten und planned parenthood gefallen mir am meisten.

jason könnte man noch etwas mehr ausarbeiten. vielleicht momente des kennenlernens als minirückblende einfügen, was macht ihn so charismatisch, gibt es eine kleine markante szene, in der sich seine macht verdichtet?

die vielen wendungen im plot gefallen mir sehr gut! das muss einem erstmal so einfallen.

metaphern. du baust gern metaphern ein. manchmal gelingt es sehr gut, z.B.

Augenringe wie ein Waschbär.
> das ist frisch, ungewöhnlich.

manchmal sind sie leider etwas abgegriffen, was schade ist, denn ich denke, du kannst es besser.

werden von ihm angezogen wie Motten vom Licht.

Dialoge
Ich habe ihnen natürlich nicht verraten, dass wir nicht für dasselbe Team spielen.“
vielleicht lieber etwas kürzer: Ich habe ihnen natürlich nicht verraten, dass wir nicht fürs selbe Team spielen.“

Details
Manchmal vermisse ich Details. Wenn du behauptest, dass jason mit gedanken töten kann, wäre es schön ein kleines beispiel zu lesen, kann nur ganz kurz sein, aber es würde die glaubwürdigkeit erhöhen. "Beweise" also. ;) Das würde für mich die qualität des textes noch einmal richtig steigern.

schöne grüße petdays

 

metaphern. du baust gern metaphern ein. manchmal gelingt es sehr gut, z.B.

> das ist frisch, ungewöhnlich.


Ich muss das kurz einwerfen: Bei dem Teil musste ich an meinen Vater denken, der das immer gesagt hat, wenn ich abends losgezogen bin :D

Grüße
Nina

 

Hey dotslash und petdays,

ich wollte euch schon lange auf eure Kommentare antworten (UND ganz nebenbei auch die Geschichte überarbeiten), aber aufgrund von zuviel Arbeit und meines nicht zufriedenstellenden Gesundheitszustands kann ich gerade nicht so wie ich will. Bevor ich ganz unhöflich aussehe, will ich mich aber wenigstens für die Kommentare bedanken, auch wenn die Überarbeitung sich vielleicht noch ein paar Wochen rauszögert. :)

dotslash schrieb:
Protestlesern? Mein Hirn will das Wort einfach nicht zulassen, auch nach mehrfachem Lesen nicht.
Wie wär's mit "Aktivisten" oder "Demonstranten"?
Ich hab das Wort bewusst gewählt - bei Demonstranten denke ich eher an eine größere Gruppe, also mindestens ein paar Dutzend Leute. Bei Aktivisten wiederum denke ich, dass die noch etwa anderes machen müssten als herumstehen und Plakate schwenken. Bei diesen Abtreibungsgegnern vor Kliniken oder Beratungsstellen handelt es sich aber meistens um kleine Gruppen, auf die "Protestler" glaube ich am besten passt. Aber ich kenne das, wenn sich ein Wort beim Lesen so im Gehirn festhakt, dass man sich irgendwie nicht damit anfreunden kann. Ich sehe jetzt aber keinen akuten Änderungsbedarf, außer es gibt noch mehr Protest gegen die Wortwahl :)

dotslash schrieb:
Hier erhält Darkwing Ducks berühmtes Zitat eine ganz neue Bedeutung.
Oh, das war gar kein bewusstes Zitat ... man lernt halt immer was dazu :D

dotslash schrieb:
Finde ich unglücklich vormuliert. Eine Situation hat ja nichts bewusstes, also eine Situation kann blöd oder dumm sein, aber nicht Blödheit/Dummheit besitzen.
Also eher wird ihr "die groteske Situation bewusst".
Ja, ich wollte natürlich nicht sagen, dass die Situation einen niedrigen IQ hat, sondern dass es eine blöde Situation ist - du hast recht, da überlege ich mir eine andere Formulierung.

dotslash schrieb:
Also der Konflikt der ungewollten Mutter mit dem Ding da in ihrem Bauch, der Verführungskunst des Teufels, der sogar diese streng gläubigen Christen verblendet und für seine Zwecke missbraucht, ist für eine Horrorstory ja keine schlechte Ausgangslage,
Dass das der echte (also biblische) Teufel ist, ist vielleicht eine Lesart, mein Hintergedanke war aber eigentlich, dass die Christen in der Geschichte Unrecht haben und dass es ein anderes Wesen ist, dass hier für den Weltuntergang sorgt. :baddevil:

dotslash schrieb:
allerdings packte mich das Leiden deiner Prot nicht wirklich, wirkte auf mich etwas wie eine Patchworkdecke, wo die Teile meistens auch etwas unharmonisch zusammengenäht sind. (Einige Kommentatoren haben ja bereits gute Ausbautipps geliefert), die Nebendarsteller Jason, Matthew und Grace wuchsen nie richtig über ihre Statistenrolle hinaus.
Es stimmt schon, durch die Ich-Perspektive ist der Fokus sehr stark auf der Protagonistin. Ich habe ein paar Ideen für die Überarbeitung, um den anderen Figuren etwas mehr Gesicht zu verleihen. Ich werde wahrscheinlich den grundlegenden Aufbau der Geschichte nicht ändern, aber es wird sich hoffentlich harmonischer zusammenfügen und die anderen Figuren weniger wie Statisten aussehen lassen.

Vielen Dank für deinen Kommentar und fürs Fehler finden!

petdays schrieb:
ich finde die geschichte unterhaltsam bis spannend erzählt. der plot erinnert zunächst an r. baby, was mich nicht stört, weil du eigenständige aspekte hineinbringst. gerade die passagen mit den fundamentalisten und planned parenthood gefallen mir am meisten.
Freut mich sehr! :)

petdays schrieb:
jason könnte man noch etwas mehr ausarbeiten. vielleicht momente des kennenlernens als minirückblende einfügen, was macht ihn so charismatisch, gibt es eine kleine markante szene, in der sich seine macht verdichtet?
Ja, das ist so etwas, worüber ich schon die ganze Zeit nachdenke. Ich finde es eigentlich gut, dass die Geschichte mit dem Traum anfängt, und sie schon auf der Flucht vor den Kultisten ist, das will ich möglichst nicht verändern. Aber das heißt eben, dass die ganze Geschichte mit Jason nur in Form von Erinnerungen oder Rückblenden erzählt werden kann, und wahrscheinlich hängt es damit zusammen, dass er noch nicht so richtig überzeugend rüberkommt, auch die Sache mit seinen übernatürlichen Fähigkeiten.

petdays schrieb:
manchmal sind sie leider etwas abgegriffen, was schade ist, denn ich denke, du kannst es besser.
Das ist immer so eine Gradwanderung, und es ist halt auch individuell verschieden, welche Formulierungen man schon als zu ausgelutscht empfindet und was man gerade noch so toleriert :). Aber wenn ich dann einmal beim Überarbeiten bin schaue ich darauf, ob vielleicht noch ein paar klischeehafte Sätze sterben müssen :).

petdays schrieb:
Manchmal vermisse ich Details. Wenn du behauptest, dass jason mit gedanken töten kann, wäre es schön ein kleines beispiel zu lesen, kann nur ganz kurz sein, aber es würde die glaubwürdigkeit erhöhen. "Beweise" also. Das würde für mich die qualität des textes noch einmal richtig steigern.
Danke sehr, das gibt mir noch mal einen Motivationsschub! Ich habe auch schon mehrere Ideen gesammelt für mögliche Ergänzungen und zusätzliche Szenen, jetzt muss ich nur aufpassen dass ich mich nicht verfranse, denn zu sehr aufblähen will ich die Geschichte auch nicht.

 

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