Drei Wünsche
Am Morgen eines schönen Sommertages betrat die Fee Lazio ein kleines Cafe im Schatten des Petersdoms. Das Cafe war spärlich besetzt, und sie konnte sich einen Platz direkt am weitgeöffneten Fenster aussuchen. Bei dem herbeigeeilten Kellner bestellte sie einen großen Cappuccino, der ihr umgehend gebracht wurde. Sie rührte langsam den Milchschaum unter und betrachtete die ersten Touristen, die über den Platz vor dem Dom flanierten.
Da trat ein Butt in das Cafe, schaute sich trotz der vielen freien Tische um und steuerte zielstrebig ihren Tisch an. Er fragte höflich, ob an ihrem Tisch noch ein Platz frei sei, von hier hätte man einen so schönen Blick auf den Platz und den Dom. Die Fee bejahte, denn vom ersten Eindruck her war ihr der Butt nicht unsympathisch. Der Butt winkte der Bedienung, bestellte in fließendem Italienisch einen Espresso coretto und ein Glas Wasser. Als der Espresso dann vor ihm stand, schlürfte er genüsslich die Crema vom Kaffee.
Die Fee betrachtete ihn still, beugte sich dann aber leicht vor. "Lieber Butt," sprach sie leise mit sehr angenehmer Stimme, wie der Butt fand, "lieber Butt, ich bin die Fee Lazio, und ich habe mich soeben entschlossen, von meinem Recht Gebrauch zu machen. Du hast jetzt einfach drei Wünsche frei. Wähle gut und überlegt, denn so manchem ist das nicht gut bekommen, wenn er spontan seine drei Wünsche heraus posaunte."
Der Butt sperrte sein Maul weit auf und staunte. "Donnerwetter," dachte er still vor sich hin, "das ist eine Überraschung. In einem kleinen Cafe im Schatten des Petersdoms trifft man am Morgen zufällig eine ansehnliche, sympathische Fee, die einem dann nach ganz kurzer Zeit schon drei freie Wünsche offeriert. Das wird mir zuhause keiner glauben. Na, sei's drum."
Zur Fee gewandt äußerte er dann nach einer kurzen Pause:" Liebe Fee, mein erster Wunsch mag dir klein und fast zu bescheiden erscheinen, aber ich bin halt nicht unverschämt in meinen Wünschen. Wie wäre es mit einem schönen, großen Joint mit allerbestem Gras für mich. Halt, ist es eigentlich auch möglich, im Rahmen eines Wunsches zwei Joints zu bestellen? Denn wenn das ginge, dann würde ich mich freuen, wenn wir das dann gemeinsam genießen könnten."
Die Fee nickte zustimmend und erfreut. Dieser Butt schien doch recht helle zu sein. Und so ein feiner Joint am frühen Morgen ... warum nicht. Und schwupps, lagen zwei ansehnliche Joints auf dem kleinen Tisch zwischen den Tassen. Sie griffen beide danach, der Butt zog ihn schnüffelnd unter seiner Nase hindurch und nickte anerkennend. An der Qualität war wirklich nichts auszusetzten. Und er beglückwünschte sich zu dem kleinen Trick. Er hatte blitzschnell angenommen, dass die Fee, wenn sie selbst einen mitrauchen würde, keine schlechte Ware bestellen würde. Der unverzüglich herbeieilende Kellner half beiden mit Feuer aus, und sie genossen die ersten Züge schweigend. Dann kam die Fee wieder auf den Punkt.
Sie beugte sich wieder ein wenig vor. "Nun lieber Butt, wie wäre es jetzt mit dem Wunsch Nummer 2?" Sie nahm einen tiefen Zug und schaute dem Butt inensiv in die Augen. Dieser erwiderte den Blick sehr gern. So ließ sich der Tag in Rom gut an. Versonnen und in anderen Gedanken versunken, ließ er seinen Blick schweifen, der dann auf der Kuppel des Petersdoms hängen blieb. "Nun," wollte er beginnen, da unterbrach ihn die Fee. "Schon gut, lieber Butt, ich weiß Bescheid. Der Wunsch Nummer 2 geht soeben in Erfüllung." Und bei ihren letzten Worten begannen die Glocken des Doms zu läuten, die nun schon etwas zahlreicheren Touristen auf dem Platz blieben stehen, bekreuzigten sich und man hörte immer deutlicher aus dem anschwellende Stimmengewirr heraus: "Es ist vollbracht. Maria Juana aus Costa Rica ist unsere neue Päpstin!"
Der Butt war zufrieden. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nickte der Fee anerkennend zu. Das ließ er sich gefallen. Noch nicht einmal halb ausgesprochen und schon hatte sie den Wunsch erfüllt. Auch die Fee genoss die gute Arbeit. Sie trank den letzten Schluck aus ihrer Tasse, drückte den kleinen Rest ihres Joints im Aschenbecher aus, winkte der Bedienung, zahlte ihren Cappuccino und vergaß auch nicht, dem Kellner ein großzügiges Trinkgeld zu geben. Sie stand auf, da fiel ihr noch etwas ein.
"Ach du meine Güte, lieber Butt, fast hätten wir es vergessen, du hast ja noch den dritten Wunsch frei." Der Butt lächelte, wobei sein Blick genüsslich und bewundernd von oben nach unten über das Trägerkleid der netten Fee glitt. "Nun?" drängte diese, schaute dabei demonstrativ auf ihre Armbanduhr, da sie auch nicht ewig Zeit hatte. Der Butt lächelte sie versonnen an, dachte ein wenig nach und sagte dann nach einer kleinen Pause: "Ach ja, mein dritter Wunsch. Also, liebe Fee...."