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Drei Tage in Denver, Texas

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03.08.2002
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Drei Tage in Denver, Texas

ERSTER TAG

1
Seit zwei Tagen war er unterwegs. Zwei Tage lang nur heißer Sand und eine staubige Luft. Zwei Tage lang nur Wüste. Jacobs Gesicht war mit Schweiß übersät und an seinen Mundwinkeln klebte angetrocknetes Blut, das aus seiner Nase stammte. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht es wegzuwischen. Sein Jackett war schon so versaut genug vom Wüstensand, und jede weitere Bewegung bedeutete eine Pein für seinen, an allen Stellen, schmerzenden Körper.
Die Sonne brannte unnachgiebig auf ihn hinab und Jacob war wütend. Er war wütend darauf, dass er durch diese Scheiß- Wüste laufen musste, ohne Wasser und etwas zu Essen, und er war wütend auf sich, weil er sich kein Handy zugelegt hatte. Jeder verdammte Wichser schleppte heutzutage eins von diesen Dingern mit sich rum, nur er nicht. Warum, das wusste er selber nicht so recht. Wahrscheinlich lag es daran, dass er nie ein Handy gebraucht hatte. Von den Menschen, mit denen er sich abgab, besaß jeder mindestens zwei von den verdammten Dingern. Wenn er die Wüste hinter sich gelassen hatte, und wieder zu Hause war, würde er sich eins im Katalog bestellen. Nein, besser gleich zwei.
Jacobs Wagen hatte den Geist aufgegeben. Sein alter Chevrolet hatte ihn im Stich gelassen, mitten in der Einöde der texanischen Wüste. Jacob hatte lernen müssen, dass ein Chevy nicht für die Wüste geeignet war. Der Sand hatte den Motor lahmgelegt. Deshalb ging er zu Fuß.
Er hatte die Nacht nur wenig geschlafen, hatte sich immer wieder dazu angetrieben weiter zu laufen. Sein Verstand hatte ihm gesagt, dass sein Ziel, eine kleine Bar in einem unbedeutenden Kaff, nicht mehr fern war. Kurz bevor sein Chevy mit einem lauten Knall liegen geblieben war, hatte er angenommen, den Ort in einer Stunde zu erreichen. Seitdem waren fast 48 Stunden vergangen und noch immer sah er nicht einmal den Schatten eines Hauses.
Eine Straße führte mitten durch die Wüste und kam auch an dem Ort Denver vorbei, zu dem Jacob unterwegs war. Dieser Straße (vielmehr war es ein geteerter Feldweg, den die Trockenheit und der Sand der Wüste tiefe Risse zugefügt hatte) folgte er nun.
Ebenso wie sein Auto, verfluchte er die schwarzen Klamotten, die er trug. Das teure Jackett, die Stoffhose, und sein Hemd; alles war schwarz. Die Sonne, die in dieser Gegend den ganzen Tag diagonal zu seinem Gesicht zu stehen schien, machte die schwarzen Sachen zu einem größeren Hindernis. Gern hätte er zumindest das Jackett ausgezogen und es weit von sich geschmissen, aber die Aussicht auf einen schrecklichen Sonnenbrand am gesamten Oberkörper war wenig verlockend.
In dem Bund seiner Hose steckte Jacobs Magnum Kaliber .33, die sein ständiger Begleiter war. Die Waffe war eine Art Glücksbringer. Glück brachte sie ihm. Seinen Feinden meistens das Gegenteil. Er hatte der Magnum sogar einen Namen gegeben: Lindsay nannte er sie, nach dem ersten Opfer, das durch sie den Tod gefunden hatte. Lindsay war ein verdammter Koks-Dealer gewesen, der die Dreistigkeit besessen hatte, ihn über den Tisch ziehen zu wollen. Lindsay hatte schon in sieben Körper Kugeln deponiert. Und jedes Mal hatte es, nach Jacobs Meinung, den Richtigen erwischt.
Jacob tötete nicht leichtsinnig, und es machte ihm auch alles andere als Spaß einen Menschen zu erschießen, aber wenn es hatte sein müssen, hatte er es ohne Skrupel getan. Wenn er Blei in jemanden pumpte, sah er in ihm keinen Familienvater und keine liebende Ehefrau, sondern einen verdammten Arsch, der Jacob herausgefordert und nichts anderes, als den Tod verdient hatte.
Jacob hatte die leise Ahnung, dass Lindsay auch an diesem Tag zum Einsatz kommen würde. Irgendetwas sagte ihm, dass Ärger bevorstand.

2
Schon das Ortsschild verriet, was er von Denver zu erwarten hatte: Es war verstaubt und die Buchstaben waren bis zur Unleserlichkeit abgeblättert. Irgendein Witzbold hatte sich den Spaß erlaubt und Die Stadt im Arschloch der Welt unter den Ortsnamen gesprüht.
Jacob kam an den ersten Häusern vorbei und nirgends war ein Lebenszeichen zu entdecken. Mittlerweile war es dunkel geworden. Die Bar, in der er sich mit seinem Freund Estevan treffen wollte, hieß Whiskey in the Jar und es lag nahe, dass der Name Programm war. Estevan hatte im erzählt, dass das Jar zudem noch eine Art Hotel im ersten Stock besaß. Er wäre schon oft dort gewesen, vor allem, um Geschäftspartner aus den USA zu treffen. Estevan war Drogenhändler und Mexikaner. Jacob hatte ihn vor vielen Jahren kennen gelernt, als er selbst in Mexiko gewesen war, um eine Lieferung frisch gepresstes Falschgeld, für einen Gangsterboss aus New York City abzuholen.
Sie hatten sich von Anfang an gut verstanden und aus einer Geschäftsbeziehung war schnell eine Freundschaft gewachsen, was bei Jacob selten passierte. Das Geschäft war ein dreckiges, und meistens war es ein Todesurteil zu sehr zu vertrauen.
Jacob kam öfters im Jahr über die Grenze nach Mexiko, obwohl er in New York lebte. Dort kaufte er Koks, manchmal auch Heroin, - im Auftrag eines Geschäftsmannes, der mit solchen Praktiken schnell zu Geld gekommen war. Dieses Mal reiste Jacob allerdings ohne Auftrag. Dieses Mal kam er einzig und allein, um seinen alten Freund Estevan wieder zu sehen, und um mit ihm ein bisschen Spass zu haben.
Auf Denvers Straßen war keine Menschenseele anzutreffen, was Jacob nur recht war. Er musste aussehen wie ein verdammter Penner. Abundzu drang das Geräusch eines Fernsehers oder das Geplärre eines Country-Musikers zu ihm - mehr nicht. Er folgte der Hauptstraße von Denver, die ihn immer weiter in die Stadtmitte führte.
Es dauerte einige Zeit bis ihm das erste Auto entgegen kam. Ohne größere Überraschung nahm er zur Kenntnis, dass es sich um einen Polizeiwagen handelte. Als der Crysler näher kam, erblickte Jacob einen fetten, grauhaarigen Polizisten. Der Hut des Sheriffs (es musste ohne Zweifel der Sheriff sein) war nach hinten gezogen. Was als nächstes passierte, überraschte Jacob genauso wenig. Der Wagen hielt einige Meter vor ihm auf dem Bordstein. Jacob ging weiter und war bemüht, dass es so aussah, als würde er nichts Außergewöhnliches an der Situation finden. Er wäre einfach an dem wartenden Polizeiwagen vorbeigegangen, nur einen kurzen Blick zur Seite werfend, wäre nicht die Tür aufgestoßen worden. Cowboystiefel kamen zum Vorschein.
Als der Sheriff von Denver ausstieg, war das Erste was er tat, sich den Hut in die Stirn zu ziehen. Er setzte einen missmutigen Blick auf und stemmte seine fetten Wurstfinger gegen die Hüften.
Jacob blickte erschrocken an sich herab. Er hatte Lindsay total vergessen gehabt und vergewisserte sich nun, ob sie von seiner Hose und seinem Jackett verborgen wurde. Erleichtert stellte er fest, dass es sich so verhielt. Er nickte dem Cop zu und hob als weitere Geste seiner Ehrerbietung die Hand zum Gruß. Der Sheriff erwiderte diese Geste nicht, sondern ließ seine rechte Hand näher zu dem Halfter seiner Dienstwaffe wandern.
„Wer sind sie und was wollen sie in Denver? Ich habe sie noch nie hier gesehen.“ Der tiefste Südstaatenakzent konnte die Abneigung gegen Jacob (und wahrscheinlich auch gegen alles Fremde) nicht übertünchen.
„Thomas McBright“, sagte Jacob und hoffte, dass er glaubhaft klang. Die Anwesenheit eines Cops hatte ihn immer schon nervös gemacht. Er mochte diese Kerle nicht. Für ihn waren sie nicht besser, als die Verbrecher, die sie jagten, nur, dass sie eben auf der anderen Seite standen und ein besseres Image in der Öffentlichkeit besaßen.
„Weshalb sind sie hier, Mister McBright?“, hakte der Sheriff nach.
„Ich habe draußen in der Wüste eine Panne mit meinem Wagen gehabt. Er ist liegen geblieben - der Motor, wissen sie - und ich bin auf der Suche nach einem Telefon und einem Ort, wo ich die Nacht verbringen kann“, antwortete Jacob wahrheitsgemäß. „Kennen sie zufällig einen solchen Ort?“
Der Mann deutete mit seiner Hand hinter sich. „Nicht weit von hier ist eine Spelunke, die auch eine kleine Herberge ist. Dort wird man ihnen ein Zimmer geben.“
„Ich danke ihnen. Ich bin schon ziemlich lange unterwegs, wie sie sich sicher vorstellen können, und ...“
„Sie werden die Kneipe schon finden. Sie heißt Whiskey in the Jar. Ist für unsere Verhältnisse ein großer Laden, in dem die ganze Stadt nach Feierabend vorzufinden ist. Ist nicht gerade vornehm, aber ein angenehmer Ort, wenn man sich die Birne zuschütten will.“
Jacob nickte.
Der Cop rückte sich noch einmal den Hut zurecht und stieg dann wieder in seinen Dienstwagen. Jacob setzte seinen Weg fort. Als er den Wagen hinter sich gelassen hatte und tief einatmete, rief ihm der Sheriff nach: „Ach noch etwas! Bleiben sie friedlich, Mister, und machen sie mir und meinen Kollegen keinen Ärger, ansonsten wird es böse für sie ausgehen. Haben sie verstanden?“
„Ja, natürlich.“
„Gut“, hörte er den Sheriff sagen, bevor die Fahrertür zugeschlagen wurde und der Wagen in die Richtung, aus der Jacob gekommen war, verschwand.

3
Das Whiskey in the Jar war tatsächlich alles andere als vornehm: Ein großer, dreckiger Laden. Eine riesige Tafel war über der Tür angebracht. Rotleuchtende Birnen verkündeten den reißerischen Namen. Jacob hatte in dieser Nacht keine Lust auf Whiskey. Das Getränk des Abends würde Wasser sein.
Als er die Eingangstür aufstieß, kamen ihm kalter Zigarettenrauch und der Gestank von Alkohol, der in Mengen ausgeschenkt wird, entgegen. Der Laden war gut gefüllt, so wie es der Sheriff gesagt hatte. Jacob hoffte, er würde in der Menge untergehen und man würde dem Blut und dem Staub an seinen Klamotten keine Beachtung schenken.
Die meisten der Anwesenden waren Arbeiter. Man erkannte sie in jeder Stadt, auf jedem Erdteil dieses gottverdammten Planeten, sofort an ihren karrierten Hemden, den einfachen verwaschenen Jeans, die sie für gewöhnlich trugen, und an der Lautstärke ihrer Gespräche.
An manchen Tischen spielte man Karten, an anderen unterhielt man sich über das örtliche High-School-Football-Team. Es gab auch Billardtische und mehrere Dart - und Glücksspielautomaten.
Aus einer Musicbox dröhnte ein alter Elvis-Song. In The Gettho sang der King und Jacob dachte, dass das Lied zu diesem Ort passte. Er war in einem verschissenen Gettho gelandet.
Nur wurde dieses Gettho nicht von arbeitslosen Niggern bewohnt, die bereit waren, ihrem Gegenüber ein Loch in die Stirn zu schießen, wenn sie dafür nur ein paar Dollar bekamen; da wo er hingeraten war, war das Gettho der weißen, texanischen Durchschnittsbevölkerung. Hätte er zwischen der tiefsten Bronx und dem hier wählen müssen, er wusste nicht, wie er sich entschieden hätte.
... in the Gettho...
Dieser Song rief auch Erinnerungen an einen alten Freund von ihm wach. Ein Freund, der schon seit langer Zeit tot war, beerdigt auf einem drittklassigen Friedhof, wo sich der Friedhofsgärtner einmal im Monat seinem Grab zuwandte.
Brooklyn hatte dieser verdammte Mistkerl geheißen, wie der New Yorker Stadtteil (auf Jacobs Frage, wie ihm seine Eltern nur einen solchen Namen hatten geben können, hatte Brooklyn geantwort, dass sie ihn dort gezeugt hatten, als sie auf einem Wochenendtrip gewesen waren).
Er war drei Jahre älter als Jacob gewesen und Jacob bezweifelte nicht, dass Brooklyn sich als großer Bruder von ihm gesehen hatte. Ein Vorbild für den kleinen naiven Jacob. Nun, dieses Vorbild hatte Jacob zu einem Heroin-Junkie gemacht und war schließlich an einem Goldenen Schuss gestorben. Er hatte den langhaarigen Hippie aus der Nachbarschaft nie als ein Vorbild gesehen; er hatte ihn genaugenommen noch nicht einmal als einen Freund gesehen. Brooklyn war einfach ein Zeitvertreib gewesen, mehr nicht. Außerdem hatte er besessen, was Jacob nicht gehabt hatte: Eine Quelle! Er kannte Leute, die widerrum Leute kannten, die ihnen Drogen jeglicher Art besorgen konnten. Mit In The Gettho hat es angefangen, mein Freund, dachte Jacob verbittert, als er langsam die Tür hinter sich zuschob.
Vorher hatten die beiden nur Joints geraucht, oder abundzu ein paar Pillen geworfen (nimm eine LSD-Pille und du musst dir nie wieder Sorgen wegen deinem Abschluss machen, Jacob), doch irgendwann, an einem verregneten Herbsttag, hatte Jacob gesehen, wie sich sein Freund auf dem Klo einen Schuss gesetzt hatte. Das war der Anfang vom Ende gewesen und der junge Jacob hatte es schon zum damaligen Zeitpunkt geahnt, während im Hintergrund, aus dem Radio, der King gesungen hatte.
Jacob bahnte sich einen Weg zur Theke. Er drängte sich in eine Lücke zwischen zwei breitschultrigen Hühnen, die in ihrer Lederkluft und ihren ungepflegten Vollbärten wie eine Karrikatur von ZZ-Top aussahen. Hinter der Theke war eine Frau mittleren Alters gerade dabei ein Glas Bier zu zapfen, wobei sie ihren Gästen einen tiefen Einblick in ihr Dekoltee gewährte. Als sie in Jacobs Richtung blickte, hob dieser den Finger, um ihr ein Zeichen zu geben. Die Frau nickte. Nachdem sie das Bier einem seiner Nachbarn gegeben hatte, wandte sie sich ihm zu.
"Was darf ich ihnen bringen?", fragte sie mit gezwungener Freundlichlkeit. Ihre Mimik drückte Langeweile und Verbitterung aus.
"Geben sie mir einfach Wasser", sagte Jacob.
Wäre dies ein beschissener Western gewesen, hätte jetzt einer der ZZ-Top Typen mit tiefsten texaner Akzent gesagt: Hier gibts nur Whiskey, Fremder. Aber dies war kein beschissener Western der Sorte, die ständig im Sonntagnachmittagsprogramm wiederholt wurden. Als die Bedienung zurückkam, brachte sie ein Glas Wasser.
"Könnten sie mir vielleicht eine ganze Flasche davon geben?", fragte er und stellte fest, dass sich der Blick der Dame verfinsterte. Widerwillig kam sie seiner Bestellung nach, und Jacob bedankte sich.
"Der Sheriff sagte mir, dass ich hier übernachten könne."
"Ja, das stimmt.", antwortete sie und beäugte ihn eingehend. Jacob konnte sich gut vorstellen, dass ihr der Gedanke, einen Fremden der ein blutbesudeltes Hemd trug, in diesem Haus übernachten zu lassen, nicht sonderlich gefiel.
"Sie haben also schon Bekanntschaft mit unserem alten Sheriff gemacht?", fragte sie und Jacob verstand sofort worauf sie hinauswollte.
Er lächelte sie an (dieses Lächeln hatte früher etliche Jungfrauen dazu bewegt, die Beine zu spreizen; nach seiner langen Wanderung würde es nun wahrscheinlich mehr wie die Grimasse des Todes aussehen) und antwortete so freundlich, wie er es in seinem erschöpften Zustand noch zu Stande bringen konnte: "Keine sorge Ma'am, ich hab nichts Schlimmes angestellt. Ich bin ihm erst vor wenigen Minuten begegnet und er war so nett, mir den Weg ins Whiskey in the Jar zu zeigen."
Die Frau lächelte, aber es war ein hässliches, böses Lächeln. "Ja, dieser Weg dürfte ihm nur allzu bekannt sein." Jacob verstand ihre Anspielung, wunderte sich aber nicht im Geringsten darüber, dass der Sheriff dieses Kaffs sich öfters mal Einen hinter die Binde kippte. Er hätte es nicht anders gemacht.
"Nennen sie mir einen Preis", sagte er. "Ich werde für zwei Tage bleiben."
"Gut." Sie nickte. "Geben sie mir vierzig Dollar, dann sind sie unser Gast."
Jacob verzog das Gesicht, als er die horende Summe hörte und fragte sich, ob es Sinn machen würde zu protestieren. Vielleicht, aber er war zu erschöpft und vierzig Piepen war ein Preis, den er zu zahlen im Stande war.
"Abgemacht", sagte er. Sie öffnete eine Schublade, in der mehrere altmodische Schlüssel lagen, und griff wahllos einen heraus.
"Oh, Zimmer 12." Mit diesen Worten überreichte sie Jacob den Schlüssel. "Ist ein feines Zimmer." Er wollte dies nicht so recht glauben, nahm aber in Kauf, die Nacht mit Kakerlaken und Spermaspuren auf der Matraze zu verbringen.

4
Wenig später stand er in einem kleinen Raum, im zweiten Stock des Gebäudes, und legte seine Kleidung ab. Hier gab es sogar ein Badezimmer. Dort konnte er seine Sachen von dem Staub und dem Blut befreien. Aber nicht heute Nacht. Jetzt würde er schlafen; der Rest musste bis Morgen warten.
Estevan hatte er verpasst. Sein Freund war mit ziemlicher Sicherheit schon seit zwei Tagen wieder zurückgefahren. Zurück in das stinkende Kaff aus dem er kam, zurück zu seinem (für mexikanische Verhältnisse) großen Haus und zurück zu seiner jungen Frau und den drei Kindern, die seit ihrer Hochzeit aus ihrem Leib geschlüpft waren. Estevan würde sich den Arsch abärgern und Jacob verfluchen. Er war ein Mann, der es nicht gewohnt war, dass man ihn sitzen ließ. Jacob wusste, er hatte bei seinem alten Freund einiges gut zu machen.
Als er gerade damit beschäftigt war seine Socken auszuziehen, die der Sand gelb gefärbt hatte, klopfte es an der Tür. Jacob sah verärgert auf und dachte einen kurzen Moment darüber nach, ob er öffnen sollte. Er erwartete niemanden und kennen konnte ihn in Denver, Texas, auch niemand. Es klopfte erneut.
"Einen Augenblick", rief er und zog sich Unterhose und Hose an. Dann nahm er seine Waffe und ging zur Tür. Er atmete tief durch und drehte dann den Knauf. Die Tür ging einen Spalt auf, bis sie Jacob mit dem Fuß stoppte. Es war kein Junkie, auch keine Polizei (für einen Augenblick hatte sich Jacob darüber Sorgen gemacht, dass der Sheriff Jacobs Gesicht auf einem Flugblatt des FBI gesehen haben könnte und ihn widererkannt hatte, was natürlich schwachsinnig war; aber Jacob war ein vorsichtiger Mann, der gelernt hatte, dass es besser war, alle Möglichkeiten, waren sie auch noch so abstrus, in Betracht zu ziehen); es war eine junge Frau in Hot-Pants und einer roten Bluse, die mehr zeigte als sie verbarg. Es war offensichtlich welchem Gewerbe sie nachging.
"Was willst du?", fragte er kühler, als er es beabsichtigt hatte. Sie kratzte sich verlegen hinter dem Ohr.
"Naja, ich dachte..." Sie hörte mitten im Satz auf und biss sich auf die Unterlippe, der etwas weniger Lippenstift gut getan hätte. Dann zauberte sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, das niedlich wirkte. Jacob wurde warm ums Herz, was aber nicht hieß, dass er Lust verspürte, das Mädchen flachzulegen. Dafür war er viel zu müde. Aber auch im ausgeruhten Zustand hätte er es nicht getan. Das Lächeln verriet ihm, dass es etwas Schändliches war, in ihren Körper einzudringen und ihn zu beschmutzen.
Jacob fühlte, wie ein Vater, der seine Tochter ansah und sich bewusst wurde, dass diese nun eine halbe Frau war. Es lag Wehmut in dem, was er verspürte.
"Vielleicht sind sie einsam und..."
"...und könnte mich über etwas Gesellschaft freuen?"
Auf seiner steinernen Miene erschien ebenfalls ein Lächeln, das das Mädchen (er schätzte sie auf sechzehn) vor Scham erröten ließ. Ihre aufreizende Kleidung, die jeden alten Sack noch einmal einen letzten Ständer beschert hätte, und ihre Schminke konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie sich in ihrer Situation und bei dem, was sie tat, unwohl fühlte.
"Sei mir nicht böse, du siehst wirklich sehr gut aus und du... bist irgendwie niedlich, aber heute Nacht verzichte ich liebend gern auf Gesellschaft. Egal welcher Art."
"Okay, Mister. Kein Problem, und entschuldigen sie, dass ich gestört habe."
"Kein Problem."
"Gut", sagte sie und drehte sich dann von ihm weg, um zu gehen (und um im Nebenzimmer auf einen willigeren Mann zu treffen). Jacob wollte sie aus einem unergründlichen Grund nicht gehen lassen, wollte nicht, dass ein fetter, nach Whiskey stinkender Texaner sein Ding in sie schob und ihr somit ein weiteres Stück ihrer Jugend raubte, wie es sicherlich schon viele zuvor getan hatten. Dennoch ließ er sie gehen, mit der Hoffnung, er würde sich bereits am nächsten Morgen nicht mehr an sie erinnern. Aber vorerst nistete sich ein kleines Stück Sehnsucht in seinem Herzen ein.
"Warte!", rief er auf den Flur hinaus.
Das Mädchen drehte sich zu ihm um. Sie ist wirklich hübsch, dachte er und fragte sich, welcher Wichser dafür verantwortlich waren, dass sie diese Arbeit verrichten musste. Ihre großen, blauen Augen strahlten ihn an.
"Pass auf dich auf, hörst du?" Er sagte es leise und schallte sich selbst einen Idioten. Welch ein dummer Satz, der ihm da über die Lippen gekommen war.
Sie lächelte erneut, wobei Jacob ihre gelben Zähne auffielen. Sie waren der einzige Schönheitsfehler an ihr. Aber eigentlich waren sie gar kein Schönheitsfehler; sie machten das Gesamtbild komplett. Sie waren ein Teil des Mädchens. Und Jacob wusste, dass sie viel von ihrer Schönheit verlieren würde, wenn ihre Zähne gepflegter, weißer ausgesehen hätten. In ihrem Lächeln lag die selbe Wehmut, die in Jacobs Herzen gefangen war. Dann ging sie endgültig.
Sie ging den Flur entlang und verschwand aus seinem Leben - wahrscheinlich für immer.
Das letzte, was er von ihr wahrnahm, war der handgroße, dunkelrote Fleck auf ihrer rechten Schulter. Jacob hielt ihn für einen Bluterguss. In Wirklichkeit war er etwas weitaus Schlimmeres.


ZWEITER TAG

1
Als er aufwachte war es bereits Mittag. Zartgefächerte Sonnenstrahlen suchten sich ihren Weg durch die Jaloisse des Fensters. Jacob streckte seine Arme weit von sich und strampelte gleichzeitig mit den Beinen die Decke zurück. Er war immer noch müde und sein Körper fühlte sich an, als hätte er sich irgendeine südamerikanische Tropenkrankheit eingefangen. Sein Kopf wurde von einem stätigen Pochen maltretiert.
Schlaf weiter... nur noch ein paar Stunden, du hast hier sowieso nichts zu tun, außer...
Er musste bei der Polizei anrufen und sein liegengebliebenes Auto melden. Sicher würde es in dem Kaff auch einen Abschleppdienst geben.
"Verdammt", stöhnte er leise, als er seine Beine aus dem Bett schwang. Er wünschte sich einen CD-Player und ein paar gute, alte Jazz-Platten. Und Aspirin. Die Tabletten würde er mit etwas Glück sogar bekommen, auf die Musik würde er voerst verzichten müssen - außer er konnte sich mit Elvis anfreunden.
Jacob ging ins Bad und leerte seine Blase, wobei er es vermied in den Spiegel zu schauen.
Er wusste nur zu gut, welcher Anblick ihn erwarten würde. An diesem Morgen, nach einem Zweitagesmarsch durch die dreckige texanische Wüste, würde er genauso aussehen, wie sein alter Freund Brooklyn nach seinem Goldenen Schuss auf einer New Yorker Bahnhofstoilette, deren Wände mit obszönen Sprüchen beschmiert gewesen waren.
Aspirin!
Sein Kopf, sein ganzer verdammter Körper, brauchte das Zeug dringender als jemals zuvor. Er würde runtergehen und die Wirtin, die gleichzeitig die Besitzerin dieser Spelunke mit Herberge zu sein schien, um die kostbare Medizin bitten müssen.
Verdammt, er wollte hier weg, und das so schnell wie möglich. Vielleicht würde er sich schon heute Abend auf den Nachhauseweg machen. Er konnte Bekannte anrufen, die ihn aus dieser Scheißstadt abholen würden. Er nahm sogar in Kauf, dass sein Wagen dann auf irgendeinem Abstellparkplatz der Polizei vor sich hin vegitierte, solange, bis man ihn zwangsversteigern würde. Er wollte nur noch weg. In ihm wuchs Ungeduld, die sich zu seinem allgemeinen Unwohlsein mischte und zu einem gefährlichen, aggressiven Brei wurde. Unbewusst richtete er seinen Blick aufs Bett, wo er, dank der zurückgeschlagenen Decke, Lindsay liegen sehen konnte. Seine Augen ruhten nicht länger als Bruchteile von Dekunden auf der Waffe, aber dennoch läuteten alle Alarmsierenen in seinem Unterbewusstsein. Es sagte ihm: "Tu nichts Dummes, was du später bereuen wirst!"
Natürlich würde er nicht in die Gaststätte stürmen und jedem fetten Texaner ein Loch in den Bauch schießen; er war schließlich kein verdammter Psychopath. Aber dennoch kam ihm diese Vorstellung für einen Moment äußert verlockend vor. Die Müdigkeit ergriff immer mehr Besitz von ihm. Sie war seit jeher das beste Mittel zum Abreagieren gewesen. Gnädige Müdigkeit.
Er beschloss auf den Abschleppdienst und den Hurensohn von einem Kleinstadtsheriff zu scheißen und seinem Bedürfnis nachzugeben. Wenige Minuten später lag er auf der unbequemen Matraze, hatte beide Augen geschlossen und träumte von einem endlos langen Strand, an dem es reichlich Palmen und noch mehr Blondinen gab.
Gnädiger Schlaf!
So bemerkte er auch nicht, das stätige Klopfen gegen die Fensterscheibe. Dumpfe, laute Geräusche.

2
Ein schrei ließ ihn aufschrecken und beendete seine Träume von Frauen und weißen Stränden abrupt. Mit noch geschlossenen Augen tastete er nach seiner Waffe. Erst als er das kühle Metall des Laufs spürte, öffnete er sie. Es war dunkel. Durch das Rollo drang kein einziger Lichtstrahl mehr ins Zimmer. Jacobs Sinne waren sofort geschärft, wie sie es eh und je gewesen waren, wenn Gefahr bestand. Er hielt den Griff der Pistole mit beiden Händen fest umklammert, der Lauf zeigte zur Decke. So schwang er sich aus dem Bett; nur in Boxershorts bekleidet. Der Schrei war aus nächster Nähe zu ihm gedrungen. Wahrscheinlich aus einem der Nebenzimmer.
Jacob ging zur Türe, wobei er peinlich darauf achtete, mit seinen Füßen nicht zu laut auf dem Boden aufzutreten. Obwohl der Teppichboden aussah, als würde er sogar die Schritte eines ausgewachsenen afrikanischen Elephanten dämpfen.
Keine unnötigen Risiken eingehen...
Sein Herzschlag beschleunigte sich spürbar, während er der Tür näher kam. Er streckte eine Hand nach dem Knauf aus, berührte ihn vorsichtig (als befürchtete er, das Metall könne heiß sein) und drehte ihn dann langsam. Hinter ihm ein lautes Krachen. Erschrocken zuckte er zusammen. Sein ganzer Körper war elektrisiert, als hätte ihn ein plötzlicher Blitz getroffen. Er fuhr herum. Zugleich spürte er, wie es augenblicklich kälter wurde. Auf dem Boden sah er den Grund dafür: Scherben.
In dem Fenster klaffte eine handgroßes Loch, durch das der Wind herein wehte und bewirkte, dass die Vorhänge wie Gespenster umherflatterten. Neben den Scherben kämpfte ein Lebewesen mit letzter Kraft gegen seinen Tod. Es war ein großer, schwarzer Vogel (womöglich eine Krähe oder ein Rabe, aber Jacob hatte sich nie mit Tieren egal welcher Art beschäftigt und war nicht in der Lage, in der Dunkelheit die Rasse des Vogels genauer zu bestimmen) lag zappelnd auf dem Fußboden, umringt von einem Kranz aus spitzem, todbringendem Glas. An manchen Stellen war das Gefieder des Vogels dunkler als an anderen. Diese Stellen glänzten ein wenig. Es handelte sich um Blut.
Aus unersichtlichem Grund war der Vogel durch das Rollo und die Fensterscheibe geflogen, wobei Holzsplitter und Glas sich in den Körper gebohrt hatten. Unter normalen Umständen hätte Jacob es für unmöglich gehalten, dass ein Vogel von solcher Größe ein Fenster zertrümmern konnte, aber es war dunkel, er befand sich in einer Spelunke (auch wenn die Zimmer sauberer waren, als er es sich vorgestellt hatte, blieb das Whiskey in the Jar eine billige Absteige) in einem kleinen Kaff mitten in der Wüste und... verdammt er war in Texas!
Ein weiterer Schrei durchschnitt die Luft, wie eine Rasierklinge. Diesmal jedoch lauter und... irgendwie klarer. Es war ein schriller Schrei; vielleicht der einer Frau. Das Geheimnis des toten Vogels (wenn es denn eines war) musste warten. Er drehte den Türknauf und trat in den Flur hinaus.

3
Das erste was ihn empfing, war die Musik, die leise aus dem Erdgeschoss zu ihm drang. Der Flur war dunkel, und Jacob beließ es dabei. Es könnte ein Fehler sein, wenn er das Licht einschalten würde; er könnte jemanden auf sich aufmerksam machen, dem es gar nicht gefallen würde, dass Jacob mit einer Waffe in der Hand sein Zimmer verlassen hatte und sich womöglich in seine Angelegenheit mischen würde.
Er ging zu der Tür, die direkt an seine grenzte und prüfte, ob sie offenstand. Und tatsächlich war sie nur angelehnt. Er nahm seinen Mut zusammen und stieß sie ganz auf. Sie flog nach innen und krachte gegen die Wand. Jacob stürmte in das Zimmer; der Lauf von Lindsay war nach vorne gerichtet. Als er eine weinende Frau vor dem Bett knieen sah, die sich erschrocken nach ihm umsah, senkte er den Lauf.
Hier gab es keine Gefahr für ihn, und es hatte auch keine gegeben. Die Frau war die Wirtin des Whiskey in the Jar, doch alle Ablehnung und Langeweile, die er von ihrer ersten Begegnung her kannte, waren aus ihrem Blick verschwunden. Ihre verheulten Augen drückten Angst und Entsetzen aus. Beide Dinge schienen nicht zu der fetten Frau zu passen, die ziemlich taff sein musste, um eine Kneipe zu leiten, in der sich die Arbeiterklasse jeden Abend den Frust mit billigem Bier und Whiskey ertränkte.
Als er an ihr vorbei sah, verstand er. Auf dem Bett lag ein widerlicher, bierbäuchiger Mann mit nacktem Oberkörper und nur mit Boxershorts bekleidet. Er stank fürchterlich nach billigem Fusel und seine Zähne sahen aus, als hätten sie seit längerem keine Zahnbürste mehr gesehen. Der Mann war zweifellos tot (Jacob erkannte einen Toten, wenn er einen sah, und das hatte er zu genüge). Aber das war - so unwahrscheinlich es auch klingen mochte - bei weitem nicht das Erschreckensde.
Es war wie er aussah, was die Wirtin wohl mehrere Nächte um ihren Schlaf bringen würde.
Das Gesicht des Toten wies an manchen Stellen gerötete Flecken auf, während der Rest der Haut weiß war, wie die eines Albinos. Durch die roten Flecken schimmerte ein Gewirr aus blauen Fäden, die wie Adern aussahen. Die Augen des Mannes waren geschlossen. Wenigstens das bleibt mir erspart, dachte Jacob. Auf der Stirn des Toten standen Schweißperlen; es sah so aus, als hätte er an schrecklichem Fieber gelitten. Der Körper wies keine Wunde in Form einer Stichverletzung oder eines Pistolenschuss auf, so dass es wahrscheinlich war, dass der Mann an einer Krankheit gelitten hatte. Und vielleicht war diese Krankheit ansteckend.
"Er ist tot", sagte die verstöhrte Frau, als wäre diese Tatsache zu übersehen.
Jacob nickte nur. Er hatte keine Ahnung, was er in dieser Situation hätte sagen können, um die Frau einigermaßen zu beruhigen. Für einen Augenblick schwiegen sie sich gegenseitig an.
Die fette Wirtin mit einem Blick, als hätte sie das Innere der Hölle gesehen, und Jacob, als hätte er völliges Verstänsdnis für ihr Verhalten. Dann kam die Wirtin schwankend auf die Beine und legte die wenigen Schritte zu ihm zurück. Sie torkelte wie ein Besoffener, doch Jacob machte keine Anstalten ihr entgegenzukommen. Er war wie gelähmt, was nicht allein auf den Toten zurückzuführen war. Die ganze Situation kam ihm auf einmal seltsam und irgendwie nicht real vor. Sein gottverdammter Wagen hatte in der Wüste den Geist aufgegeben, worauf er sich tagelang durch die Einöde hatte kämpfen müssen, nur um in einer Spelunke zu landen. Dann die Nacht, das Mädchen - die Hure - und seine ergreifenden Gefühle für sie, obwohl er nicht mehr, als ein paar Worte mit ihr gewechselt hatte. Der Schrei, der Vogel, der durch sein geschlossenes Fenster geflogen war, obwohl er einfach nur von der Glasscheibe hätte abprallen dürfen...
Die Frau fiel ihm in die Arme. Ihr Gewicht ließ ihn nicht stürzen, doch er taumelte ein paar Schritte zurück. Sie presste ihr Gesicht gegen seine Schulter und er spürte, wie sein Hemd von Tränen durchnässt wurde. Ihr Schluchzen wurde lauter und ging bald in Klagen über. Sie sah zu ihm auf und fragte mit geröteten Augen, aus denen Tränen wie Flüsse quollen, und einer stockenden Stimme: "Warum ist er tot?"
Weil Menschen manchmal eben sterben, wollte er sagen, doch er schwieg. Sie schien auch keine Antwort erwartet zu haben. Ihr Kopf wollte sich wieder an ihn anlehnen, doch Jacob drückte den Körper der Frau sanft, aber bestimmt von sich.
"Wissen sie, wer er ist?", fragte er, worauf er nur ein Kopfschütteln erntete.
"Ich hab ihn hier noch nie gesehen", sagte sie.
"Gut, dann rufen sie die Polizei und lassen sie ihn hier wegschleppen. Ich glaube nicht, dass jemand ihn umgebracht hat und soweit ich das beurteilen kann, waren es auch keine Drogen. Sie werden also keine unangenehmen Fagen zu beantworten haben. Ich glaube, ihr Gast hier hatte eine Krankheit."
"Warum sagen sie das?", fragte sie ihn mit verständnislosen Augen. "Ich meine, warum sagen sie, dass ich vor der Polizei keine Fragen zu befürchten habe?"
Ja, warum hatte er ihr das gesagt? So recht wusste er es selbst nicht, wie er in dieser Situation sowieso ziemlich wenig zu wissen schien.
"Das Mädchen", sagte er. "Gestern Abend hat ein Mädchen an meine Tür geklopft. Sie war höchstens sechzehn und sie war eine verdammte Nutte."
Jetzt schien sie zu erkennen, worauf er hinaus wollte, und schüttelte energisch den Kopf.
"Mister, damit habe ich nichts zu tun, das müssen sie mir glauben. In meinem Hotel gibt es keine Prostitution und schon gar nicht Kinder, die sich verkaufen! Sie sind der erste, der mir so etwas berichtet."
Er sah es in ihren Augen: Sie log.
"Okay, das spielt jetzt keine Rolle. Rufen sie die Cops an. Vielleicht ist es etwas..."
"Ansteckendes?", beendete sie den Satz. In ihren Augen stand Angst.
"Das wäre schrecklich", sagte sie. "Ich müsste den Laden bestimmt für mehrere Wochen schließen, und meine verdammten Schulden..." Ihr Weinen wurde heftiger. Tränen flossen an ihren fetten, geröteten Wangen hinab und sammelten sich an ihrem Doppelkinn, wo sie kurz darauf auf den dreckigen Teppichboden stürzen würden, der gleichzeitig das Ende ihrer Reise darstellte.

4
Nachdem Jacob sich angezogen und die Wirtin, die den Namen Mary trug (wie sonst sollte eine texanische Frau auch heißen), sich beruhigt hatte, gingen sie gemeinsam hinunter.
Das Whiskey in the Jar war fast leer. Zehn Seelen saßen noch an den Tischen und unterhielten sich. Ihren Stimmen nach zu urteilen waren sie stockbesoffen. Hinter der Theke stand ein hagerer Mann mitte vierzig und war gerade damit beschäftig, gespülte Gläser abzutrocknen. Jacob vermutetete, dass es sich bei der trostlosen Gestalt um den Ehemann der Wirtin handelte. Er sah die beiden mit großen Augen an, als sie den Raum betraten. Noch größer wurden seine Augen, als er bemerkte, dass seine Frau geweint hatte.
Das ist eine Seltenheit, mein Freund, dachte Jacob. Du solltest sie auskosten, so schnell wirst du das nicht mehr erleben.
Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, wie falsch er damit lag. Jacob folgte Mary in einen Raum hinter der Theke, der als eine Art Abstellkammer diente. Den Mann (ihren Mann) würdigte sie keinen einzigen Blicks. Marys Gesichtsausdruck hatte sich wieder verfinstert, was Jacob als gutes Zeichen auffasste. Sie schien die Fassung wiedererlangt zu haben.
"Verdammte Kacke", murmelte sie immer wieder vor sich hin, während sie den Telefonhörer ans Ohr presste und die Nummer der örtlichen Polizeistation wählte. Während sie darauf wartete, dass jemand am anderen Ende abnahm, sah sie Jacob abschätzend an. Er erwiderte ihren Blick, sagte aber nichts. Der hagere Mann stieß zu ihnen. Er blieb im Türrahmen stehen und wirkte verunsichert, was zu seiner ganzen Gestalt passte.
"Mary, was ist...", begann er, doch Jacob hob den Arm, um ihn zu signalisieren, dass er still sein sollte. Und das tat er. Jacob sah Mary erleichtert aufatmen.
"Ja, sprech ich mit dem Sheriff?" Dies schien der Fall zu sein. "Ein Toter liegt in einem meiner Zimmer."

5
Sie setzten sich gemeinsam an einen Tisch in der Nähe der Theke und tranken Bier. Zwei weitere Gäste hatten die Bar verlassen, und der Rest beschäftigte sich immer noch mit Kartenspielen. Abundzu warf einer von ihnen einen Vierteldollar in die Jukebox und sorgte für Heiterkeit, wenn er einen alten Country Song mitgröhlte. Ansonsten war es aber ruhig. Die Drei unterhielten sich nicht; Mary, die Inhaberin der Kneipe, war damit beschäftigt, sich eine Zigarette nach der anderen anzustecken und über die verdammten Bullen zu schimpfen, die ihrer Ansicht nach, schon längst hätten hier sein müssen.
Bob, der (wie Jacob vermutet hatte) ihr Ehemann war, kaute an seinen Fingernägeln und warf abwechselnd seiner Frau und Jacob einen ängstlichen Blick zu. Jacob selbst trank schweigend an seinem Bier. Wenn er einmal absetzte, starrte er auf den Tisch. Die Western-Musik ging ihm mit der Zeit gewaltig auf den Sack, aber er hatte nicht vor, Ärger mit den anderen Gästen zu bekommen, und außerdem bezweifelte er, dass sie hier Black Sinatra oder Jones Platten haben würden.
Als die Gläser leer waren, schickten sie Bob, um sie wieder zu füllen. Jacob bestand dazu noch auf eine Runde Whiskey.
"Den besten, den ihr in eurem verschissenen Schuppen habt", gab er Bob mit auf dem Weg.
Die nächsten Biere waren schnell geleert (wobei Bob, zu Jacobs Verwunderung, außerordentliche Trinkerquallitäten zeigte), und auch die Flasche Jack Daniels, die Bob hinter der Theke, inmitten von Billigfusel, hervorgezaubert hatte, war schon bald halb leer.
"Danach geht's einem doch gleich viel besser, nicht wahr Bobby?", fragte Jacob.
"Ja, das tut es tatsächlich", antwortete Bob und griff nach der Flasche, um sich noch einen einzugießen.
"Mir auch", sagte Jacob und reichte ihm sein Glas. "Ma'am?", fragte er Mary, aber diese winkte ab.
"Für Ma'am keinen mehr, Bobby. Wie's aussieht müssen wir die Flasche hier alleine leer kriegen. Aber das ist für uns zwei Säufer kein Problem, oder?"
Jacob spürte, wie der Alkohol seine Wirkung in ihm entfaltete, und es würde seinen Worten auch zweifelslos zu entnehmen sein, aber... alles war ihm scheißegal.
Einer der noch verbliebenen Gäste kam zu ihnen an den Tisch und bestellte eine Runde Bier für sich und seine drei Freunde, die mit ihm an einem Tisch saßen und sich gerade gelangweilt über Baseball unterhielten. Mary stand auf und ging zur Theke. Während sie damit beschäftigt war, die Bierkrüge zu füllen, sah ihr Gast gespannt zur Tür.
Er war ein großgewachsener Mann mit Oberlippenbart und einer langen Haarmähne, die er zu einem Zopf geflochten hatte. Er trug verwaschene Jeans und ein einfaches weißes T-Shirt, das mit Bierflecken beschmutzt war. Er sah aus, wie eine Sagengestalt aus dem fernen Norden; wie einer, der ohne weiteres die Hauptrolle in einem Wikinger-Film übernehmen konnte. Seine Augen sahen stur gerade aus. Direkt auf die Eingangstür.
Was Jacob in diesen Augen sah, beunruhigte ihn. Er kannte diesen Ausdruck: Er bedeutete, dass Ärger bevorstand. Wie, um Jacobs Weissagung zu bestätigen, veränderten sich die Gesichtszüge des Hühnen. Sein Mund wurde zu einem schmalen Schlitz und seine Augen weiteten sich.
"Die Poli...", setzte Mary an. Sie verstummte, als die Tür mit einem lauten Knall gegen die Wand flog. Es war nicht die Polizei. Das Geschöpf, das in der Tür stand, hatte rein gar nichts mit dem pummeligen Kleinstadt-Sheriff gemein.
Es herrschte völlige Stille, und so war das Röcheln des Mannes deutlich zu hören. Er stand da, mit wilden, verrückten Augen, die direkt der Hölle entsprungen waren, und sah sich in aller Ruhe im Raum um. Es schien ihn nicht zu stören, dass alle Augenpaare auf ihn gerichtet waren. Er war ein großer Bursche und abgemagert bis auf die Knochen. Seine enge schwarze Jeans und die Tatsache, dass er nur ein einfaches T-Shirt trug, verstärkten diesen Eindruck. Die Wangen waren eingefallen und die Lippen dünn und blass. Seine Augen erfassten Jacob, ließen aber sofort wieder von ihm ab, um sich einem der anderen Gäste zuzuwenden.
"Mein Gott, seht euch seinen Kopf an", murmelte ein Typ, dessen Zähne gelber als die Haut eines Reisfressers waren. Und tatsächlich war der Kopf nicht so, wie er bei einem Menschen sein sollte. Bei einem gesunden Menschen.
Das Auffälligste waren die Haare. Sie befanden sich nur noch in einzelnen Büscheln an seinem Schädel. Doch das war bei weitem nicht die einzige Sonderheit: Dellen an den Schläfen, die aussahen, wie man sie von platten Footbällen kannte. Und überall war die weiße Haut von roten Flecken übersät. Rote Flecken, die Jacob schon einmal gesehen hatte. Bei dem Toten, in seinem Nebenzimmer, und... bei dem Mädchen, die nachts an seine Tür geklopft hatte.
"Wer ist das?", fragte Jacob den Hühnen, der immer noch klotzend an seinem Tisch stand.
"Er sieht aus, wie...", sagte dieser, aber seine Augen ließen nicht von der geschundenen Gestalt in der Tür ab.
"Thomas Meyer", flüsterte Bob. "Er wohnt hier in der Stadt. Gar nicht weit von hier. Ging früher mit mir in die Grundschule." Er sagte es so rational, dass Jacob beinahe laut losgebrustet hätte, obwohl ihm nicht wirklich zum Lachen zumute war. Bob war die Art Mann, die in Büros von Banken oder Versicherungen gehörten, aber nicht in eine dreckige Kneipe, mitten in der texanischen Wüste. Er wirkte hier so fehl, wie Freddy Krueger in Disneyland an der Seite von Donald und Mickey Mouse.
"Sieht irgendwie krank aus." Mit dieser Aussage traf Bobby den Nagel auf dem Kopf.
Ja, wenn dieser Mann nach irgendetwas aussah, dann war es Krankheit. Jacob wurde noch etwas unruhiger. Seine Finger waren gefaltet, wobei sich seine Nägel tief in das Fleisch krallten.
Was als nächstes passierte, lief schnell und unerwartet ab. Es war, wie ein Spielzug bei einem Footballspiel, den man zwar sah, aber wenige Sekunden, nachdem er abgeschlossen war, in seinem Kopf, nicht mehr nach zu konstruieren war.
Das Monstrum, das sich früher einmal Thomas Meyer genannt hatte, legte die wenigen Meter von der Türe bis zu dem Tisch, an dem Jacob und Bob saßen, mit einigen großen Schritten zurück, die voller Kraft waren, wie man sie diesem Mann nicht zugetraut hätte. Die Krankheit schien nur sein Äußeres zerstört zu haben.
Jacob sah ihn vorbeirennen und den völlig überraschten Hühnen anspringen. Er warf sich mit solcher Wucht auf den Mann, dass dieser, trotz seiner Größe und Masse, zu Boden fiel. Er schrie kurz auf, was aber mehr ein Schrei aus Überraschung, als aus Entsetzen war - zumindest im ersten Moment. Jacob konnte auch eine Frau, am Tisch weiter hinten in der Bar, schreien hören. Der Rest der Menge starrte nur. Sie konnten nicht fassen, was gerade geschehen war und was darauf geschah, hatten sie sich vorher nicht mal in ihren abartigsten Träumen vorstellen können.
Das Monstrum/Thomas Meyer schloss seine Zähne um die Nase des Mannes, der wie von Schock gelähmt, nicht in der Lage war sich zu wehren, und riss sie ihm einfach ab. Ein kurzes Geräusch, wie von zerreißendem Papier (die Haut des Hühnen, dachte Jacob entsetzt), ein Knacken (die Knochen), ein Schmerzensschrei, der ihnen allen das Blut in den Adern gefrieren ließ, und schon klaffte ein riesiges Loch im Gesicht des Mannes, wo vorher noch sein Atmungsorgan gesessen hatte. Blut sprudelte aus dem schwarzen Nichts, und bildete auf dem Boden eine Lache.
Jacob sprang auf, wobei der Stuhl zu Boden fiel, und sah so, wie das Monstrum kaute, ehe eine Kugel die Hälfte seiner Wange wegriss und somit das grausige Schauspiel beendete.
Die Frau, die er noch vor wenigen Augenblicken hatte schreien hören, stand neben dem Szenario des Grauens und hielt eine Pistole in den zitternden Händen. Rauch stieg aus dem Lauf. Das Wesen, das auf dem Körper des Hühnen gekniet hatte, kippte zur Seite um, und Jacob konnte sehen, wie die Nase (oder der Fetzen Fleisch, der noch von ihr übrig geblieben war) aus dem Loch in der Wange fiel. Ein Anblick, so vermutete er, den jeden Fleischfetischisten auf Gottes Erde, zu einem bekennenden Vegetarier gemacht hätte. Er hielt sich die Hand vor den Mund, weil er befürchtete gleich kotzen zu müssen.
Das Monstrum rührte sich nicht mehr und der Mann, der unter ihm lag, schrie sich vergeblich die Seele aus dem Hals. Während den Schreien machte er manchmal Pausen, um Luft zu holen. Das Geräusch was dabei erzeugt wurde, konnte Jacob beim besten Willen nicht treffender beschreiben, als: Es hört sich an, wie wenn Wasser in einen Ausguss läuft. Mit jedem Atemzug, zog der Sterbende nicht nur Luft in sich, sondern auch Blut. Er ertrank an seinem eigenen Blut. Und Jacob hoffte inständig für ihn, dass es ein schnelles Ende werden würde.
Die Revolverheldin zitterte am ganzen Leib. Ausdruckslos blickten sie auf die graußige Szene hinab. Der Sterbende und das Tier, das ihm die Nase aus dem Gesicht gerissen hatte. Sie befand sich offensichtlich unter Schock. Jacob vermutete, dass es sich bei ihrem Schuss (der gnädigerweise ein Volltreffer gewesen war), mehr um einen Reflex, als um eine durchdachte Tat gehandelt hatte. Einerlei. Was zählte war, dass das Ding tot war. Oder etwa nicht?
Die Frau (vielleicht mitte dreißig; mit einem durchtrainierten Körper und einem ansprechenden Gesicht, das halb von blonden Strehnen verdeckt wurde) hob erneut die Waffe, zielte und feuerte erneut einen Schuss ab. Der Knall durchschlug die Stille, wie eine Axt das Holz.
Das Röcheln hörte augenblicklich auf. Die Frau hatte das Ende des Hühnen zu einem schnellen werden lassen. Sie hatte ihn vor weiteren Qualen bewart, auch wenn er sich dafür nicht mehr würde bedanken können.
Langsam löste sich die Starre, der Anwesenden. Stühle wurden zurückgeschoben und Leute standen auf. Manche verweilten an ihren Plätzen, andere gesellten sich zu der Schützin. Auch Mary verließ ihren Platz hinter der Theke und kam zu Bob gelaufen, dem sie in die Arme fiel, wie sie es kurze Zeit zuvor bei Jacob gemacht hatte.
"Ich musste das tun," wimmerte die Frau, die immer noch den Lauf der Pistole auf die beiden Männer am Boden gerichtet hatte. "Ich musste das doch tun!" Sie fing an zu weinen.
"Ist schon gut! Alle hier haben das gesehen was passiert ist", sagte ein Mann mit einer Ford-Kappe und umarmte die Frau. Sie erwiderte die Umarmung nicht, sondern ließ ihre Arme kraftlos runterhängen, wobei sie die Waffe fallen ließ, die mit einem lauten Scheppern auf den Boden aufschlug.
"Scheiße", fluchte einer der Anwesenden.
"Da seht!", schrie ein anderer Mann und deutete auf den leblosen Körper des Monstrums. Der Mund öffnete sich langsam (oder sollte man besser sagen, er wurde geöffnet?), und zwischen den dünnen Strichen, die einst Lippen gewesen waren, schob sich eine schwarze Masse. Für Jacob sah das, was da rausgekrochen kam, wie ein überdimensionales Insekt aus. Ein schwarzer Käfer, ähnlich einer Küchenschabe. Nur das dieses Geschöpf keine Beine hatte; es bewegte sich kriechend zwischen dem toten Fleisch hervor. Ebenso fehlten Augen, oder andere äußere Organe. Es war einfach eine pechschwarze Masse, die die Struktur einer Schabe angenommen hatte. Sie kam aus dem Toten hervor und klatschte auf den Boden, wo sie sich durch ein Gemisch aus Fleischstücken und Blut schlängelte.
Aus den Augenwinkeln bemerkte Jacob, wie sich Mary noch ein bisschen fester gegen ihren Gatten drückte.
"Zerquetscht es!", schrie sie. "Tretet das verdammte Ding tot! Macht es zu Brei! Los ihr Wichser!" Sie kreischte wie eine verdammte Furie, und Jacob konnte es ihr nicht einmal verübeln.
Jetzt war er an der Reihe. Als er feststellte, dass niemand reagierte, zog er Lindsay, die er die ganze Zeit über in seinem Hosenbund getragen hatte, trat aus der Menge hervor, nahm das Ding ins Visier und gab einen Schuss ab. Obwohl sich das Ding (er fand keinen anderer Ausdruck dafür) sehr langsam bewegte, verfehlte es die Kugel. Sie schlug ein paar Zentimeter vor ihm, in den Boden ein. Außer einem lauten Knall, der die Umstehenden zusammenzucken ließ, bewirkte Jacob nichts.
Was bist du nur für ein erbärmlicher, kleiner Pisser, dachte er und spannte den Hahn erneut.
Wenige Augenblicke später zersprang das Ding in mehrere Einzelteile. Kleine Klumpen der unbekannten Substanz verteilten sich auf dem Fußboden. Einer von ihnen landete auf Jacobs Hemd. Er griff mit seiner Hand danach (es fühlte sich wie klebriges Chele an, und es lief durch seine Finger; doch der Klumpen blieb eine Masse) und riss es von sich. Angewidert schleuderte er es gen Boden. Dort blieb es bewegungslos liegen.
Jacob steckte die Waffe wieder in den Hosenbund und trat zurück. Noch nie hatte er die Polizei so sehnsüchtig erwartet, wie in diesem Augenblick. Er hatte genug von der Scheiße; genug von allem. Er wollte zurück in seine Wohnung, eine eiskalte Coke trinken und sich irgendein verdammtes Football-Spiel im Fernsehen anschauen.
"Lasst uns den Toten und... Lasst uns die beiden wegtragen. Am besten in die Kühlkammer." Bob schaute sich um, und sah Zustimmung in Form von nickenden Männern.
Bob hatte recht. Es war das einzig Richtige, was sie jetzt tun konnten. Viellicht sogar das einzige überhaupt. Doch keiner rührte sich. Alle starrten immer noch gebannt auf die Ausgeburt des Schreckens, die vor ihnen auf dem dreckigen Boden des Whiskey in the Jar lag; zum Glück mit einer Kugel im Schädel.
"Ich pack keinen von denen an", sagte ein Mann in Lederjacke, auf deren Rückseite ein Harley Davidson Sticker aufgeneht war.
"Scheiße, er war ein Freund von uns!", sagte ein anderer Mann, der auf komische Weise aussah, wie ein schlechteres Double von David Hasselhoff. Er hatte Tränen in den Augen und auf seiner Stirn trat eine Ader monströs hervor.
"Ich fasse nicht, was hier geschehen ist. Ich meine, er - Len - wollte nur ein paar Bier trinken und sich mit uns einen netten Abend machen. Und jetzt liegt er in seinem eigenen verdammten Blut."
Keiner erwiderte etwas.
"Lassen sie uns ihren Freund in die Kühlkammer bringen, wie Bob es vorgeschlagen hat. Das ist im Moment das einzige, was wir tun können, bis die Polizei aufkreuzt." Jacob sprach zu dem David-Hasselhoff-Typen, der nickte, aber dessen Augen sich nicht von seinem toten Freund lösten.
"Dann soll einer die Bullen rufen!", schrie der Mann in der Lederjacke.
"Schon geschehen", sagte Bob, worauf er einen verwunderten Blick erntete. "Meine Frau hat den Sheriff eben angerufen, bevor diese Scheiße passiert ist."
"Wir haben noch einen Toten", informierte Mary die Runde. Sie hatte sich etwas beruhigt und sprach deutlich und gefasst.
"Wieso..."
Die Wirtin unterbrach den aufgebrachten Mann in der Lederjacke.
"Er liegt oben in einem Gästezimmer. Ist keiner von hier. Jarry, er hat irgendwie krank ausgesehen." Der Mann, der offentsichtlich auf den Namen Jarry hörte, sah auf seine Uhr.
"Wie lange ist es her, seit du die Lahmärsche angerufen hast."
Mary schüttelte den Kopf. "Keine Ahnung", sagte sie. "Ist schon 'ne ganze Weile her."
Sie sah zu ihrem Mann rüber, aber auch Bob schüttelte nur mit dem Kopf.
"Gut, dann auf." Jacob packte den David Hasselhof Verschnitt am Arm (wobei dieser, aus seinen Gedanken gerissen, zusammenzuckte) und zog ihn mit sich, näher an die Leichen heran.
"Wo ist der Kühlraum, Bob?", fragte er.
"Im Zimmer hinter der Theke. Ich laufe vorran."
Die beiden Männer näherten sich vorsichtig dem toten Körper. Das Bild vor ihnen, war das einer barbarischen Schlachtung. Es ließ sich mit nichts vergleichen, was Jacob in seinem bisherigen Leben gesehen hatte. Und du denkst, du hättest schon jede Scheiße mitgemacht!
Zum Teufel, solche Bilder kannte er noch nicht einmal aus Kriegsberichterstattungen im Fernsehen. Jacob packte die Beine des Mannes, der andere griff nach den Armen. Man sah ihm an, dass es ihm zuwider war, den toten und verstümmelten Körper zu berühren, aber es schien für ihn eine Frage des Respekts zu sein. Der Tote war schließlich sein Freund gewesen, soweit Jacob mitbekommen hatte. Ihm selbst fiel es weniger schwer, als er befürchtet hatte. Er spürte keinen großen Ekel, und auch seine Übelkeit hatte sich in nichts aufgelößt. Er verhielt sich, wie ein Notarzt oder ein Feuerwehrmann. Diese Menschen waren es gewohnt, Leichen durch die Gegend zu schleppen. Er war es nicht, aber er hatte genug Zeit gehabt, sich an diesen Anblick zu gewöhnen. Und mitlerweile hatte er sich auch mit dem Gedanken arranchiert, dass er es hätte sein können, der ohne Nase auf dem Boden lag.
Er fasste den Mann an seinen Waden und fühlte unter seinen Fingern nassen Jeans-Stoff. Nass auf Grund des Blutes.
Der Tote war schwer, und es kostete den beiden Männern viel Kraft ihn hoch zu heben, obwohl sie beide kräftig waren. Bob ging vorraus. Er führte sie an der Theke vorbei und hielt ihnen die Tür, zu dem dahinter liegenden Raum, auf.
Zurück ließen sie eine blutige Spur. Jacob erinnerte sie an die Brotkrümmel aus Hänsel und Gretel. Einem Märchen, das ihm in Kindheitstagen schlaflose Nächte beschert hatte. In der Geschichte streut Hänsel die Krümel aus, um einen Weg aus dem dunklen Wald zu finden. Nur leider werden diese Krümmel von Vögeln gefressen. Darauf konnten sie in diesem Fall nicht hoffen.
Bob schaltete das Licht ein, und mehrere Barhocker (alle auf irgendeine Weise beschädigt - von Schlägereien, vermutete Jacob), Tische und ein kleinen Fernseher, an der Wand links von der Tür, kamen zum Vorschein.
Am Ende des kleinen Raums befand sich eine metallene Tür. Der Kühlraum. Bob öffnete sie. Sofort empfing sie Kälte; ebenso der Geruch von seit längerem gelagerten Fleisch. Sie trugen den Toten hinein und legten ihn vor mehrere Getränkekisten, die an der Wand aufgestapelt waren. Hier würde er bleiben, bis die Polizei und ein Leichenwagen eintrafen. Aber nicht er allein - er würde Gesellschaft bekommen. Zwei weitere Leichen warteten auf ihren Abtransport.
Als sie den Raum und die Kälte verließen, blickte Jacob auf seine Hände. Das Blut des toten Mannes klebte an ihnen. Angewidert wischte er es an seinem Hemd ab.
Bob schlug die Tür hinter ihnen zu, und hintereinander traten sie wieder in den Bereich vor die Theke, wo sie sahen, dass die Frau, die das Monstrum erschossen hatte, und ihr Mann (der Typ mit der Ford-Kappe), den anderen leblosen Körper hochgestämmt hatten und sich auf dem Weg zu ihnen befanden. Die Frau keuchte und man konnte die durchtrainierten Muskeln an ihren Oberarmen deutlich hevortreten sehen. Ihre gesamte Kleidung hatte die Farbe Rot angenommen. Das Monstrum blutete wie ein abgestochenes Schwein. Doch schien das Blut dünnflüssiger zu sein, als es normalerweise der Fall sein sollte. Und dunkler. Fast schon schwarz. Aber dieser Eindruck konnte auch nur auf Grund des fahlen Lichts entstehen. Jacob wusste es nicht, und genau genommen wollte er es auch gar nicht wissen. Welche rationale Erklärung konnte es schon dafür geben, dass ein normaler Bürger (zumindest nach der Aussage von Bob) nachts in eine Kneipe gestürmt kam und dort den Erstbesten ansprang, um ihn die Nase abzubeißen und auf ihr herum zu kauen?
Richtig, es gab keine!
Dies war der falsche Moment, um über andere Möglichkeiten nachzudenken. Er war in einer Situation, in der er an Vampire geglaubt hätte, oder an verdammte Werwölfe, wenn ihm jemand, der nur halbwegs bei Verstand war, ihm davon berichtet hätte.
Scheiße, er brauchte noch ein Bier. Nein, besser einen Tequila. Er ging hinter die Theke und wischte sich mit dem völlig verdreckten Ärmel seines Hemdes den Schweiß von der Stirn. Die Spirituosen waren ordentlich in einem Regal an der Wand aufgereit. Der Himmel für jeden Alkoholiker (von denen es in diesem Teil der USA eine ganze Menge geben mochte) und für Leute, die ihren Frust ertränken wollten. Er gehörte zu Letzterem.
Er nahm sich die Tequila-Flasche und ein sauberes Schnapsglas. Er trank ihn pur. Der Alkohol brannte in seiner Kehle, doch in diesem Moment machte ihm das wenig aus. Er wollte seinen Geist betäuben. Nüchtern konnte man das alles nicht ertragen. Er hatte drei Gläser getrunken, als Bob ihn von hinten auf die Schulter fasste.
"Hören sie auf damit", sagte er.
"Ich werde dafür bezahlen, wirklich. Jeden einzelnen, verdammten Schluck werde ich bezahlen!"
"Das ist mir egal. Von mir aus können sie sich zehn Flaschen von dem Zeug mit nach Hause nehmen, und das umsonst. Nur jetzt sollten sie sich zurückhalten. Dies ist nicht die passende Situation, um sich bewusstlos zu saufen. Wir müssen alle einen kühlen Kopf bewahren."
Jacob sah ihn mit tränenden Augen an.
"Was geschieht hier?", fragte er. Es war eine einfache Frage, doch keiner der beiden Männer wusste eine Antwort darauf. Noch nicht einmal im Entferntesten hatten sie eine sinnige These. Es war wie in einem Horrorfilm mit einem schlechten und unschlüssigen Drehbuch. Fragen wurden aufgeworfen, aber keine beantwortet. Jacob liebte Horrorfilme, doch er hatte nie vorgehabt, selber in einem mitzuspielen.
Plötzlich kam ihm die Lösung des ganzen Schlammasels in den Sinn. Es war so einfach, so verdammt einfach... ein Kind wäre darauf gekommen.
"Lass' uns verschwinden", sagte er.
"Was?"
"Lass uns einfach gehen! Wer zwingt uns hier zu bleiben? Wir tragen die Leiche des Mannes aus dem ersten Stock in den Kühlraum zu den anderen und machen uns schnellstens hier raus."
Bob sah ihn fassungslos an.
"Sie denken, die haben eine Krankheit, nicht wahr?"
Jacob nickte. "Sie haben doch auch schon an sowas gedacht."
"Ja", stimmte Bob ihm zu, "das habe ich."
"Wo liegt dann das verdammte Problem."
"Ich habe Angst."
"Sie haben Angst?", fragte Jacob. "Aber wovor sollten sie draußen Angst haben? Hier drinnen müssen sie Angst haben, gewaltig viel Schiss sogar, weil Mister-ich-esse-die-Nase-eines-Mannes und der Typ, der oben im Bett verrottet, die gleichen äußeren Symptome aufweisen. Und weil ich denke... nein, ich bin mir sogar ziemlich sicher, auch wenn ich dafür keine Beweise habe, dass die Krankheit, die sie befallen hat, ansteckend ist. Wir müssen hier so schnell wie möglich weg, sonst enden wir auch noch in irgendeiner Kühlkammer, und das ist im Moment das Letzte, was ich will. Ich denke, ihnen dürfte es da ähnlich gehen, Bob."
"Haben sie sich schon einmal gefragt, warum die Polizei noch nicht hier ist?" Das entwaffnete Jacob für einen Augenblick.
"Sie denken doch nicht...?" Was sollte er nicht denken?
Bob nickte. "Ich denke, dass da draußen etwas passiert ist. Irgendetwas, was nicht hätte passieren dürfen. Es muss an diesem Abend geschehen sein, während ich und meine Frau die Säufer bedient haben, und sie, Jacob, ruhig in ihrem Bett geschlafen haben. Vielleicht lag es - was immer dieses Es auch sein mag - schon des Längerem in der Luft, und vielleicht waren die Vorboten schon länger zu beobachten, doch am heutigen Tag muss es ausgebrochen sein."
Was immer dieses Es auch sein mag...
Das was er gesagt hatte, mochte so garnicht zu dem Buchhalter Typen passen, dem Rationalisten, dem der Glaube an Ufos so fern war, wie Regenwolken der Sahara. Das ausgerechnet Bob es war, der so etwas sagte (viele mochten es gedacht haben, in den tiefsten Windungen ihres Hirns, unter ihnen auch Jacob, doch keiner hätte es je ausgesprochen - zumindest zu diesem Zeitpunkt noch nicht), machte ihm Angst.
"Wir können uns nicht hier drin verbarrikadieren und auf besseres Wetter hoffen, während drei Tote in der Kühlkammer verrotten, darunter ein mordendes Etwas und sein Opfer. Hier ist ein Mord geschehen, Bob. Unter den Augen von einer Menge Menschen. Ich werde gehen, zusammen mit zwei, drei Weiteren. Wir werden zum Sheriff gehen und nachsehen, warum der alte Hurensohn solange braucht, um uns einen Besuch abzustatten. Du wirst dafür sorgen, dass kein weiterer Gast dein Lokal betritt und das der Rest der Anwesenden nicht verschwindet!" Das schien Bob einzuleuchten. Er nickte, auch, wenn ihm anzusehen war, dass ihm die Idee nicht wirklich gefiel. Aber zum Teufel, was sollten sie anderes tun? Es war ein Mord geschehen (sogar, wie Jacob zugeben musste, ein ziemlich brutaler), aber sie waren ein Dutzend Erwachsene, die zum Teil bewaffnet waren. Es war die falsche Zeit für Gruselgeschichten und Theorien über Verschwörungen und Übersinnliches. Verdammt, er hatte keinen Bock auf so eine Scheiße, schließlich war er nicht durch halb Texas gefahren, um als eine Figur in einem Stephen-King-Roman zu enden. Es sollte ein Widersehn mit einem alten, mexikanischen, Hundesohn von Freund werden. Kurz: Ein Besäufnis erster Klasse.
"Abgemacht?", fragte er ungeduldig.
"Abgemacht", willigte Bob ein.

6
Die Luft war kühl. Der Wind wehte, und es war dunkel. Nur in vereinzelten Fenstern war Licht zu sehen. Es ist spät; für diese Uhrzeit ist das nichts Ungewöhnliches, versuchte Jacob sich einzureden, um das unbehagliche Gefühle, er sei in einen Horrorfilm geraten (vielleicht Die Nacht der lebenden Toten), abzustellen.
Bob hatte noch zwei Mal versucht, bei der Polizei anzurufen. Beide Male hatte niemand abgehoben. Das hatte die Stimmung in der Kneipe weiter getrübt. Sie wollten alle nach Hause zu ihren Familien oder ihren Freundinnen, und hatten keine Lust darauf, die gesammte Nacht in dieser stickigen Kneipe zu verbringen. Morgen früh mussten die meisten von ihnen wieder bei der Arbeit erscheinen. Einfach gehen konnten sie nicht, dass war ihnen klar. Die Lage war ernst - ein Mord war geschehen, kein Taschendiebstal.
Und so fand Jacobs Vorschlag eine breite Zustimmung. Mit Jacob waren Pitt (der David-Hasselhoff-Typ), Jarry und Jaquelin gegangen. Jack, wie sie die übrigen nannten, war neben Jacob die einzige, die eine Waffe bei sich trug. Aber das war nicht wichtig. Wieso sollten sie auf eine Waffe angewiesen sein? Jacob rechnete nicht damit, dass eine Gruppe Jugendlicher es auf sie abgesehen hatten. Und die Chancen, dass sie auf einen irren Massenmörder treffen würden, stufte er als gering ein.
Seine drei Begleiter waren alle aus Denver und sie kannten den Weg zur Polizeistation. Das war gut so, denn Jacob bezweifelte, dass er allein dort hin gefunden hätte. Es war stockdunkel (die Straßenlaternen schienen auf seltsame Weise weniger Licht von sich zu geben, als sie es hätten tun sollen) und Denver war größer, als es den Anschein gehabt hatte. Außerdem war außer ihnen keine Menschenseele auf den Straßen unterwegs. Natürlich, es war spät, aber konnte man bei einer Stadt von dieser Größe nicht erwarten, irgend jemanden an zu treffen? Und wenn es nur ein dreckiger Penner war, der einen um ein paar Dollar anbettelte?
Sie gingen durch leere Straßen, der Wind heulte ihnen um die Ohren. Sie redeten nicht viel, jeder schien über die verfahrene Situation nachzudenken. Als sie die erste Kreuzung erreichten, schaltete die dortige Ampel auf Rot um. Um sie herum waren nun Geschäfte. Bei allen waren die Rollos heruntergelssen. Die Reklametafeln waren dunkel. Sie gingen in Richtung Norden, vorbei an einer Mode-Boutique und einem Cafe. Vor ihnen lag eine lange gerade Straße, die an den Seiten von Wohnhäusern umgeben wurde.
"Ist das normal?", fragte Jacob, der die Stille nicht länger aushalten konnte.
"Was?", erwiderte Jack, die die Hände in den Taschen ihrer Jeans versteckt hatte.
"Das wir bis jetzt Niemandem begegnet sind, meine ich."
Sie schwieg.
"Nein", sagte Larry. "Aber wirklich wundern kann mich in dieser Nacht nichts mehr."
Jacob musste lächeln. Er sah zum Himmel, wo ein großer Vogel auf sie herab sah. Sein Federkleid war schwarz. Er segelte würdevoll über ihren Köpfen und erinnerte die meisten der kleinen Gruppe an einen Botschafter aus dem Jenseits.
"Scheiß Ding", knurrte Jack, und ihre Augen verrieten, dass es ihr nichts ausmachen würde, ihre Pistole zu ziehen und mit einem gezielten Schuss dieses "Scheiß Ding" auf die Erde herab fallen zu lassen. Als ob der Vogel dies bemerkt hätte, flog er noch einmal im Kreis über sie hinweg und machte sich dann auf gen Norden. Schon bald war er nicht mehr als ein schwarzer Schatten im noch schwärzeren Himmel, an dem Wolken sämtliche Sterne verdeckten.
"Wie weit ist es noch?", wollte Jacob wissen, in dem die Ungeduld langsam wuchs. Hätte er diese Nacht endlich hinter sich gebracht, würde er bis Morgen früh warten und sich dann mit dem Bus in Richtung Heimat aufmachen. Mochte sein Auto in der Wüste verrotten - wen kümmerte das schon? Ihn nicht!
"Vielleicht sechshundert Meter." Wieder war es Jack die antwortete. Die beiden anderen Männer konzentrierten sich gebannt auf die Umgebung. Seinen Worten schenkten sie nicht viel Beachtung - sie blickten in alle Richtungen und zuckten beim leisesten Geräusch zusammen. Ihre Bewegungen waren hektisch, fast schon panisch - als würden sie wissen, dass gleich etwas passierte; und dieses Etwas würde mit ziemlicher Sicherheit nichts Gutes sein. Doch zunächst geschah nichts.
Ihre Schritte hallten auf dem Asphalt der Straße (sie liefen auf dem Mittelstreifen, in gebührendem Abstand von den schlafenden, dunklen Häusern, die im fahlen Licht des Mondes zu Wesen aus einer anderen Welt mutiert zu sein schienen) und nach einigen weiteren Minuten konnten sie die Polizeistation vor sich sehen. Erleichterung machte sich in Jacob breit: Es brannte Licht. Genau genommen war die Polizeistation sogar hell erleuchtet. Sie bestand aus einem dreistöckigen Gebäude, das wie ein quadratischer weißer Klotz da stand. Unter anderen Umständen hätte er es als hässlich empfunden. In diesem Augenblick konnte er sich kaum etwas Schöneres vorstellen.
An alle schönen, großbusigen Frauen dieser Welt! Ihr habt verloren, mein Herz gehört diesem Gebäude hier! Der Polizeistation Denver, mit seinem Hurensohn von Sheriff!
Auch die Gesichter seiner Gefährten hellten sich auf.
"Gott sei Dank", entfuhr es Larry.
Jacob packte den Griff von Lindsay und zog die Waffe aus seinem Hosenbund. Im Gehen spannte er hörbar den Hahn. Seine drei Begleiter sahen ihn an, aber keiner sagte ein Wort. Sie waren dem Ziel ihrer kleinen Reise verdammt nahe, und jeder wusste, dass das Ziel gleichzeitig mit einem Showdown verbunden war. In jedem verdammten Film war das so; besonders in einem Horrorstreifen. Und wenn sich ihre jetzige Situation mit irgendeinem Film vergleichen ließ, dann war es ein beschissener Horrorstreifen.
Pitt griff in die Tasche seiner Leder-Jacke und holte eine Schachtel Marlboro hervor. Er streckte sie den anderen entgegen. Alle schüttelten den Kopf.
"Na gut", sagte er und steckte sich eine Kippe in den Mund. Das Geräusch, das das Rädchen des Feuerzeuges verursachte, als er sich die Zigarette anzündete, durchschnitt die Stille der Nacht. Es übertönte sogar den Wind.
"Ich muss jetzt einfach eine Rauchen. Wegen meiner Frau und meinem Sohn hab' ich mir's eigentlich abgewöhnt, aber... mir geht diese ganze Scheiße gewaltig auf den Sack!"

7
Auf dem Gelände der Polizeistation tauchte ein Hund auf, der gemächlich auf sie zu schritt. In der Dunkelheit konnte man nicht viel mehr als die Umrisse des Tiers erkennen, aber das ständige Röcheln, das er von sich gab, hörte sich an, als wäre von der Tollwut befallen. Er war groß, Jacob schätzte, dass der Hund ihm bis zum Bauch reichen würde, und von schmaler Gestalt, mit einer spitzen Schnauze ausgestattet. Er erinnerte Jacob an einen Windhund.
Wäre Jacob allein gewesen, er hätte das Mistding einfach abgeknallt. Das hätte alle Fragen nach Schnelligkeit und Aggressivität, die in ihren Köpfen schwirrten, überflüssig gemacht. Doch er war nicht allein, und er glaubte nicht, dass die anderen das beste Bild von ihm haben würden, wenn er ohne Grund ein Tier erschoss.
Langsam ging die Gruppe weiter; der Hund näherte sich ihnen ebenfalls. Er fletschte die Zähne, als wäre er ein Wachhund und würde die Polizeistation verteidigen. Und vielleicht verhielt es sich auch so.
Als sie die Straße, die vor dem Gebäude verlief, halb überschritten hatten, stieß der Hund etwas aus, das sich wie das Heulen eines Wolfs anhörte, und rannte mit irrer Geschwindigkeit auf sie zu.
"Scheiße", sagte Jack mehr zu sich selbst und lächelte nervös. "Ich hatte schon als kleines Kind Angst vor Hunden, und dieser sieht nicht gerade..."
Der Hund nahm immer mehr Gestalt an, und sah jetzt gar nicht mehr, wie ein normaler Hund aus. Sein Schädel war kahl, nur der Rest seines graziösen Körpers war mit Fell bedeckt. Es sah aus, als hätte man ihn halb abgekocht. Sehnen standen an dem Schädel hervor, eine Augenhöhle leer war. Das andere Auge war blutunterlaufen und stand zu weit hervor.
Lange Zeit zum Beobachten dieses Geschöpfs hatten sie nicht. Jacob zielte mit seiner Waffe auf das Tier, dass sich aus der Dunkelheit näherte. Auch Jack hatte ihre Pistole gezogen. Der Hund war nun nahe genug.
"Fahr zur Hölle!" Jacob drückte ab und Bruchteile von Sekunden später war dort, wo zuvor der Schädel des Undings seinen Platz gehabt hatte, nur noch Leere. Fleisch und Knochenstücke flogen durch die Luft, manche von ihnen fielen auf die Gruppe herab. Blut quoll aus dem Stumpf des langen, schlanken Halses. Der Körper kippte zur Seite weg, und blieb bewegungslos auf dem Asphalt liegen.
Pitt wischte sich Blut aus dem Gesicht und putzte seine Hand dann angewidert an seinem Hemd ab. Ein Klumpen Fleisch hatte sich in Jacks Haaren verfangen. Sie fischte es raus und warf es weit von sich.
"Was war das für ein Vieh?", fragte Jarry.
"Ein scheiß Hund, was sonst?", antwortete Jack und in ihren Augen konnte man lesen, das sie verzweifelt versuchte an ihre Worte zu glauben. Doch auch sie hatte den kahlen Schädel gesehen, hatte gesehen, dass ein Auge fehlte und das andere aussah, als gehöre es einem Monstrum.
Pitt schüttelte den Kopf. "Nein, das war kein Hund."
Von beiden Seiten sahen sie neue Kreaturen auf sich zu stürmen, wobei sie ein verrückt klingendes Knurren von sich gaben. Zehn, Zwanzig... mindestens.
"Ok, lauft!", schrie Jacob und begann zu rennen. Seine Begleiter kamen seinem Aufruf schnell nach und sie rannten gemeinsam auf das Gelände der örtlichen Polizei. Sie liefen so schnell, wie sie es nie zuvor in ihrem Leben getan hatten. Es ging um ihr Leben, das war jedem von ihnen klar.
Jacob spürte, wie sein Körper Adrenalin in seinen Blutkreislauf pumpte, während er lief. Seine Erschöpfung war vergessen, alles war vergessen. Es zählte nur noch eins: Er musste das Gebäude vor ihnen erreichen, bevor einer der Killerhunde ihn anfallen konnte.
Er stolperte über einen Gegenstand (ein Schraubstock, verriet ihm sein Verstand, was er aber nur am Rande wahrnahm) und fiel auf die Knie. Er sah, wie Jack vor ihm stehen blieb, und überlegte, ob sie ihm hochhelfen solle. Hinter sich hörte Jacob das Röcheln der Hunde und wie ihre Pfoten auf den Pflastersteinen des Parkplatz auftraten. Tupp, tupp, tupp...
Jacob nickte mit dem Kinn nach vorne, um Jack anzudeuten, dass sie endlich weiter laufen solle. Sie tat es.
Jacob kam wieder auf die Beine. Vielleicht hast du einen Augenblick zu lang auf dem Boden gekniet, heulte sein Verstand entsetzt auf. Vielleicht wirst du es nicht mehr schaffen...
Er rannte. Ein kurzer Blick über die Schulter verriet ihm, dass es knapp werden würde. Über zwei Dutzend Bestien waren hinter ihm. Jedes dieser Dinger hatte schwarzes Fell und einen schlanken Körperbau, gepaart mit kräftigen Hinterbeinen. Jedes dieser Dinge sah aus, wie das, welchem er vor wenigen Sekunden mit einer einzigen Kugel den ganzen Kopf weggeschossen hatte. Das einzige Merkmal, durch das sie sich unterschieden, war die Anzahl ihrer Augen. Jacob sah Einäugige, Tiere, die noch beide in ihren Höhlen an ihren kahlen Schädeln sitzen hatten, und welche... die überhaupt keine Augen mehr besaßen. Obwohl sie sich nicht orientieren hätten dürfen, bewegten sie sich sicher, und folgten ihm, wie die übrigen der entstellten Rasse.
Jack und Pitt hatten es fast geschaft. Sie trennten nur noch wenige Meter und ein paar Treppenstufen von der rettenden Türe. Larry war langsam und Jacob überholte ihn. Die Hunde kamen immer näher. Entsetzt nahm er ihren Geruch wahr. Sie rochen wie verfaultes Fleisch und frische Kuhscheiße; ihr Duft war Tod und Grab.
Vor ihm riss Jack die Flügeltüren der Polizeistation von Denver auf. Jack und Pitt traten hinein und blieben hinter der Schwelle stehen. Sie riefen ihm irgendetwas zu, das er aber nicht verstand; er war zu sehr damit beschäftigt, zu laufen und darauf zu achten, dass er nicht noch einmal stürzte. Er hatte es gleich geschaft; bald hatte er sie erreicht und er wäre den Biestern entkommen, gleich...
Hinter ihm stieß Jarry einen lauten Schrei aus. Doch Jacob rannte weiter. Er nahm die Treppenstufen in zwei Schritten und stürzte durch die Tür. Er klammerte sich an eine Querstange, die unter dem Fenster in der Tür angebracht war und schaute zurück auf den Parkplatz.
Was er erblickte, ließ ihn selbst aufschreien. Jarry lag auf dem Boden und streckte seine Hand nach ihnen aus. Hunde flankierten seinen Körper und bohrten ihre Reißzähne in seinen Rücken. Sie bissen sich fest und zerrten solange, bis seine Lederjacke nur noch aus Fetzen bestand. Nach seiner Jacke wandten sie sich seinem Fleisch zu. Es wurde von Zähnen herraus gerissen, die denen von Velociraptoren glichen. Jarry schrie und schrie. Immer wieder streckte er seinen Arm aus, wie ein Ertrinkender. Es kostete Jacob fast den Verstand, zusehen musste, ohne dem Mann helfen zu können.
Immer mehr Hunde strömten zu dem Opfer, das sich in einer Lake von Blut immer noch wehrte. Jarry zappelte und trat mit seinen Beinen nach den Bestien, doch es war aussichtslos. Er würde hier sterben, und sein Tod würde einer von der Sorte sein, den man selbst seinem ärgsten Feind nicht wünschte. Die Bestien schmatzten wie Schweine, als sie ihn in Stücke rissen. Ein Hund packte Jarrys ausgestreckten Arm, und trennte ihn vom Rumpf. Mit dem Arm im Maul trat er ein paar Schritte zurück und ließ sein Stück vom Kuchen auf den Boden fallen, um es zu fressen. Zwei andere Hunde sahen es, ließen von Jarrys Körper ab, und machten sich ebenfalls daran, Fleisch aus dem Arm zu ergattern. Einer der drei riss den kleinen Finger ab; Jacob konnte sehen, wie er darauf herum kaute und ihn dann hinunter schlang.
Jack, die neben Jacob stand, beugte sich nach vorne und übergab sich. Ein Schwall bräunlicher Kotze ergoss sich über die Glasscheibe der Tür. Auch Jacob war nach Kotzen zumute, aber er schaffte es auf unergründliche Weise, es nicht zu tun.
"Oh mein Gott!", wimmerte Pitt immer wieder vor sich hin. Jarrys Körper war nun nichts mehr, als ein unansehnliches Fleisch-Innereien-Gemisch. Nur noch der Kopf verriet, dass es sich hierbei einmal um einen lebendigen Menschen gehandelt hatte.
Als ob einer der Hunde Jacobs Gedanken gelesen hätte, wandte er sich nun dem Gesicht des Mannes zu, oder viel mehr den Augen. Mit seiner langen, bläuchlichen Zunge fuhr er zuerst über beide, um daraufhin mit einer seiner Pfoten, das Rechte raus zu kratzen. Jacob dankte Gott dafür, dass der Mann bereits tot war. Du solltest Gott lieber dafür danken, dass du noch am Leben bist, mahnte ihn eine Stimme, die noch nicht recht daran glauben wollte, dass er sich nun in Sicherheit befand.
Die Bestien ließen von ihrer Beute ab und starrten die drei Verbliebenen der Gruppe an, die sich auf den Weg zur Polizeistation, Denver gemacht hatte, um den Sheriff zu holen. Zu einem Mordfall und einem krankheitsbedingten Toten. Mittlerweile wunderte es Jacob nicht mehr, dass kein Polizeiwagen im Whiskey in the Jar aufgekreuzt war. Mittlerweile verwunderte ihn garnichts mehr.
"Er war ein guter Kerl", sagte Jack leise und starrte hinauf in den Himmel.
"Ja, das war er." Jacob hatte Jarry nicht lang genug gekannt, um sich ein Urteil darüber zu bilden, aber er begriff, dass es besser war, zuzustimmen.
Die hundeähnlichen Wesen begannen sich auf dem Parkplatz zu formieren. Ein Tier ging vorraus, der Rest folgte in einer, für Tiere, wahnwitzigen Ordnung von Fünferreihen. Sie sahen aus, wie ein Battallion Soldaten, die in die Schlacht zogen. Jacob betrachtete es fasziniert. Ihr Anführer war eins der auglosen Tiere. Er fletschte wie gewohnt seine Zähne, von deren Spitzen das Blut tropfte.
Pitt tat das einzig Vernünftige: Er schloss die Flügeltür.
Vor ihnen tat sich ein breiter Korridor auf, der in einer Art Foyer mündete. Links und rechts befanden sich Türen. Jacob wandte sich an die andere Seite; die beiden dortigen Türen waren unbeschriftet. Er öffnete die erste und fand sich in einem Büro wieder, das zu klein war, um von einer wichtigen Person besetzt zu sein.
"Pitt, komm her und fass mit an!" Jacob packte den Schreibtisch und gemeinsam schaften sie es, ihn durch die Tür zu manövrieren.
"Schnell, beeilt euch!" Jack starrte abwechselnd zu den beiden Männern und zu dem Hund, der noch ein neues Opfer zu fordern schien. Er kam den Parkplatz hochgerannt und hinterließ eine blutige Spur. Aus seiner Schnauze quoll die dunkelrote Flüssigkeit und kennzeichnete seinen Weg.
Sie stellten den Schreibtisch vor die Eingangstür. Gerade noch rechtzeitig, wie Jacob feststellen musste, als der Hund zu einem gewaltigen Sprung von vielleicht drei Metern ansetzte, und gegen die Scheibe prallte. Für einen Moment blieb ihm das Herz stehen. Doch das Glas hielt stand und die Tür öffnete sich nicht. Der Hund heulte auf und lief dann davon, zurück zu seinen Artgenossen, die sich nun wieder der Leiche zuwandten. Jacob überlegte, ob er dem Ding nicht eine Kugel in den Rücken jagen sollte, entschied sich aber dagegen. Er befürchtete, dass etwas Schreckliches passieren würde, wenn er es täte. Seine Phantasie schickte ihm Bilder, die zeigten, dass der Hund weiter mutieren würde, zu einer Gestalt, die sich noch weiter von einem irdischen Lebewesen entfernt hatte. Ein Vieh mit riesigen Tentakeln, das auch eine verriegelte Tür nicht am Eindringen in das Gebäude hintern würde.
Jack lehnte an der Wand, die Hände auf die Knie gestützt und atmete tief durch. Ihr Gesicht war gerötet und der Schweiß lief ihr in Massen über die Stirn. Ihm selbst ging es nicht besser.

8
"Eine Zigarette?", fragte er, als sie den Korridor entlangschritten. Pitt reichte ihnen die Marlboro-Schachtel, die nur noch zur Hälfte gefüllt war, und von der Jacob vermutete, dass sie keine zwei Stunden mehr überleben würde. Sie waren durch das halbe Gebäude geeilt und hatten sich die Lunge aus dem Leib geschrieen; Niemand hatte geantwortet. Ebenso still waren die Telefone gewesen - die Leitungen tot.
"Warum nicht", sagte er und fischte einen Klimmstängel herraus. Auch Jack griff sich einen.
"Hast du auch Feuer?"
Pitt steckte zuerst seine Zigarette an, dann die übrigen. Qualmend gingen sie weiter, vorbei an weiteren Türen, in denen sie niemanden vor finden würden. Um sie herum war alles beleuchtet. Die Stille, die sie umgab, war beängstigend. Langsam überkam sie die schreckliche Gewissheit, dass alle tot waren. Kein Sheriff würde zum "Whiskey in the Jar" kommen, nicht in dieser Nacht, und auch sonst zu keinem Zeitpunkt mehr. Irgendwas hatte sie ermordet. Vielleicht die Höllenhunde, vielleicht Bewohner, die mutiert und plötzlich geisteskrank geworden waren, wie der Typ, der in die Kneipe gestürmt war. Hol mich hier raus! Wenn es einen Gott gibt... soll er mich verdammt noch mal hier rausholen. Er soll mich in meinem versifften Bett aufwachen lassen, auf meiner mit Wichsflecken überzogenen Bettdecke!
Doch Jacob befürchtete, dass ihn niemand hier rausholen würde. Wenn es da oben im Himmel einen Gott gab, so würde er seine Engelchen ficken und genüsslich beobachten, wie Negerlein in Afrika verhungerten, aber er würde keinen verschissenen Finger rühren, um einen Dealer das Leben zu retten.
"Wo sind die verdammten Arschlöcher?", fragte Jack.
"Hey!", schrie Pitt, und die anderen beiden zuckten zusammen.
"Bist du verrückt?", fuhr Jacob ihn an.
"Ist da wer? Ist in diesem Scheiß-Gebäude irgendein verdammter Bullen-Hurensohn? Ja richtig, ich hab euch Hurensöhne genannt, also kommt raus und legt mir Handschellen an. Steckt mich in eine verrottete Zelle und steckt mir meinetwegen eure Bullenschwänze in den Arsch, aber kommt endlich raus!" Pitt schluckte. Er war der Erste, der um die Ecke gegangen war, die in einen weiteren Korridor mündete, und er war der Erste, der es sah.
Und er erfuhren, was mit der Besatzung dieses Gebäudes geschehen war. Sie waren tot. Jack und Jacob traten nehmen ihn und ihre Augen weiteten sich. Irgendwer hatte die gesamten Cops von Denver auf barbarische Weise abgeschlachtet, und die Leichen dann zu einem großen Haufen aufgetürmt. Jacob fühlte sich an eine Szene aus dem Film Schindlers Liste erinnert. Nur mit dem Unterschied, dass den Haufen Leichen, der vor ihnen lag, keine Nazis zu verschulden hatten (naja, gänzlich ausschließen konnte er es eigentlich nicht). Jack hielt sich die Hand vor Nase und Mund, Pitt stieß ein Keuchen aus, und Jacob fühlte wie sein Magen erneut kurz vor einer Rebellion stand. Er unterdrückte ein Würgen, weil er sich sicher war, dass es zu mehr geführt hätte.
"Oh, Scheiße", stöhnte Jack. Sie näherten sich dem Leichenhaufen nicht weiter. Eine Drückende Hitze lag über der Szenarie und verstärkte den Verwesungsgeruch. Schließlich hielt Jacob es nicht mehr aus: Er beugte sich nach vorne und kotzte auf den Fußboden. Als er den Inhalt seines Magens vor sich sah, übergab er sich ein weiteres Mal.
"Lasst uns hier blos schnell wieder verschwinden", hörte er Pitt wie aus einer anderen Dimension sagen. Plötzlich spürte er Jacks Hand auf seinem Rücken. Es war ein schönes Gefühl; von ihrer Hand ging Wärme aus. Er wollte nicht glauben, dass er in dieser Situation einen Ständer bekommen konnte, doch so war es.
"Los, komm wieder hoch", sagte sie gefühlvoll. Er befolgte ihre Aufforderung und richtete sich auf, was ihn Mühe kostete. Sein Rückrat gab ein besorgniserregendes Knacksen von sich.
"Was für abartige Typen haben das hier gemacht?", fragte ihn Jack. Ihre Stimme klang ruhig.
"Auf jeden Fall waren es verdammte Hurensöhne", antwortete er.
"Was macht euch überhaupt so sicher, dass das Menschen waren?", meldete sich Pitt zu Wort.
"Nichts", gab Jack zu.
Sie wandten sich ab und schritten wieder auf den Korridor, der sie bis hier her geführt hatte. In ihren Augen stand Panik gepaart mit Unglauben. Sie hatten den Horror gesehen, und es war sehr wahrscheinlich, dass sie noch mehr davon sehen würden, bevor diese Nacht sich dem Ende zuneigen würde.
Am Ende des Korridors kam ein Polizist auf sie zugetorkelt. Er hielt seinen Arm ausgestreckt und seine Augen strahlten Freude darüber aus, dass er lebende Menschen vor sich sah.
"Bitte, helft mir!", stammelte er und blieb erst stehen, als Jack ihre Pistole auf ihn richtete.
"Komm nicht näher, sonst jag' ich dir eine Kugel in den Kopf!"
"Bitte, ich brauche Hilfe!"
Jacob legte eine Hand auf Jacks ausgestreckten Arm.
"Nimm die runter", sagte er. "Er ist keine Gefahr."
Sie drehte ihr Gesicht zur Seite und schaute ihn an - den Lauf der Waffe noch auf den Polizisten gerichtet.
"Hier ist einiges im Argen, Jacob. Und deshalb ist es glaube ich falsch jedem Wichser zu vertrauen, der uns um Hilfe anfleht. Wer sagt dir, dass nicht er die Leute ermordet hat, die wir gerade, schön auf einem Haufen gestapelt, gefunden haben?"
"Nein, nein, das war ich nicht", stammelte der Polizist verzweifelt. Er war kaum älter als zwanzig.
"Wirklich, sie müssen mir glauben, ich war das nicht!"
"Gut", sagte Jack. "Vielleicht kannst du uns erzählen, wer es dann war?"
"Ich weiß es nicht." Der junge Cop war den Tränen nahe. "Ich weiß es wirklich nicht."
"Scheiße", schrie Jack. "Du verschissenes Arschloch musst doch wissen, was in dieser abgefuckten Polizeistation vorgefallen ist. Nach meiner Erfahrung sterben nicht einfach so zwanzig Bullen und stapeln sich dann zu einem riesigen Haufen Scheiße auf. Oder siehst du das anders?" Ihr Griff um die Waffe wurde fester. Ihr Arm zitterte.
"Komm schon, antworte!"
Der junge Mann gab keinen Laut von sich.
"Nimm die verdammte Knarre runter", sagte Jacob. "Los doch!"
Und sie folgte seinen Worten, wenn auch langsam. Als die Waffe gen Boden zeigte, stieß der Polizist einen Seufzer der Erleichterung aus.
"Danke", sagte er. "Ich danke dir." Und dann zeichnete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht ab. Jacob konnte nicht so recht glauben, dass der Polizist daraufhin ein Lachen ausstieß. Es hörte sich an, als wäre der Mann dem Wahnsinn verfallen.
"Was ist so witzig du Hundeficker?", chrie ihn Jack an; sofort deute ihre Waffe wieder auf den Mann.
"Vielleicht weiß ich doch, was hier geschehen ist." Die Stimme des Mannes hörte sich an, wie die des Teufels.
"Vielleicht kenne ich die Antwort auf alle eure Fragen."
Jack gab einen Schuss ab, der den Kopf des Polizisten nur knapp verfehlte, und stattdessen in die Wand hinter ihm einschlug. Doch das brachte ihn keineswegs aus der Ruhe. Mit Augen die den Wahnsinn enthielten starrte er sie an.
"Tephlef, meine Brüder. Tephlef, der Alte, ist für die kleine Party in Denver verantwortlich!"
"Wovon sprichst du?", schrie Jack.
"Der ist wahnsinnig, kümmer' dich nicht darum", flüsterte Pitt. Als er wieder nach vorne blickte, truhten die Augen des Wahnsinnigen auf ihm.
"Es ist nicht wichtig, ob die Schlampe sich darum kümmert", sagte er. "Ihr werdet sowieso sterben. Tephlef, der Alte, ist in der Stadt."
"Wer ist das?", fragte Jacob.
"Er hat die Stadt erwählt. Ihr solltet euch eigentlich glücklich schätzen. Denver ist die erste Stadt, die er in seiner Weisheit erwählt hat, um sie zu reinigen."
"Reinigen wovor?"
"Bist du wirklich so ein dummer Schwanzlutscher? Von Ungeziefer wie euch! Von Menschen, die nichts anderes als den Tod verdienen. Mit Denver hat vor wenigen Tagen alles seinen Anfang genommen. Danach wird er weiter zieh..."
Ein Schuss hallte durch den Korridor. Der Wahnsinnige fasste sich an die Brust und fiel zu Boden. Blut breitete sich auf seiner Uniform aus. Noch immer lag dieses schreckliche Grinsen auf seinem Gesicht.
Jack nahm die Waffe runter und ging vorran. Sie stieg über die Leiche, ohne sie noch eines Blickes zu würdigen. Die beiden Männer folgten ihr.

9
Es dauerte geschlagene zwanzig Minuten, bis sie die Waffenkammer gefunden hatten, und noch einmal eine Viertelstunde, bis sie es schafften, die Schlösser aufzubrechen. Was sich ihnen offenbarte war kein riesiges Arsenal, aber es würde reeichen, um sich für eine ganze Woche mit genügend Munition einzudecken. Jeder der Drei rüstete sich mit einem Maschinengewehr, ebenso, wie mit automatischen Handfeuerwaffen. Die Gewehre hängten sie sich um die Schultern. Mit den Händen transportierten sie soviel Munitionskisten, wie sie schleppen konnten.
Sie befanden sich im ersten Stock des Gebäudes und vom Untergeschoss waren Geräusche zu ihnen durch gedrungen, die auf nichts Gutes hatten schließen lassen. Geräusche von zerbrochenem Glas und wütende, unmenschliche Schreie.
Jedem von ihnen war klar gewesen, was das zu bedeuten hatte. Das Ende dieses schrecklichen Abenteuers näherte sich unweigerlich. Der Showdown stand bevor. Und diesmal standen sie Aussichten auf einen Sieg der Guten schlecht. Es würde zum Kampf kommen, zum letzten Gefecht.
Vor dem Bereich des Treppenhauses verbarrikadierten sie sich. Schnell herbei getragene Schreibtische, Regale und anderes Möbiliar (darunter auch ein Breitbild-Fernseher) dienten ihnen als Schutz, vor der immer näherrückenden Gefahr aus der Hölle. Die Geräusche aus dem Untergeschoss wurden immer lauter, was darauf schließen ließ, dass der Feind eine Überzahl in die Schlacht führte.
Die Gruppe hatte die Waffen auf den Treppenansatz gerichtet. Würde ein Lebewesen diesen Weg wählen, würde es von Maschinengewehrsalven niedergemäht werden.
So verharrten sie Stunden hinter der Barrikade, während der Lärm von unten einen bedrohlichen und Hoffnung zerstörenden Klang wurde, der jede Vorstellung eines Entkommens zu nichte machte.

10
Der erste Schuss fiel. Ein wütender Schrei entfuhr dem Maul des Dinges, das sich auf den oberen Treppenstufen befand. Wenige Augenblicke später hallte das Maschinengewehrfeuer durch das Gebäude und das menschenähnliche Wesen wurde in Brocken gerissen, die sich in allen Himmelsrichtungen verteilte. Dunkelgrüne Flüssigkeit spritzte in Fontänen aus den Gliedmaßen. Doch das schreckte niemanden der Anwesenden ab. Jeder hier schien zu wissen, auf was er sich da eingelassen hatte - oder, es war ihm unmöglich über seine Taten nach zu denken.
Verkrüppelte Menschen quälten sich die Treppe hinauf. erstickte Laute gaben sie dabei von sich. Ihre Haut war gänzlich weiß, bis auf die charakteristischen roten Flecken mit ihrem Gemisch aus Äderchen. An vielen Stellen ihrer Körper war die Haut einfach aufgerissen und faulendes Fleisch lag frei. Maden sammelten sich in diesen Bereichen, und immer wieder wurde eine Handvoll von ihnen von dem Fleisch ins Innere des Körpers gezogen. Schmatzende Geräusche waren dann von dort zu hören.
Auch auf diese Monstren feuerten die Gewehre ohne Erbarme. Fetzen von Fleisch und Haut lösten sich von den Körpern. Kopfhälften wurden weg gerissen, doch diese Wesen setzten ihren Weg fort. So lange, bis der Körper nicht mehr zur Hälfte mit dem rot-schwarzen Fleisch bedeckt war, und das Skelett zum Vorschein kam, und sie schließlich doch in eine Lache schwarzen Blutes zu Boden fielen und Schreie des Klagens von sich gaben.
Ständig kam nachschub die Treppe hinauf, begleitet von Schreien und einigem undeffinierbaren anderen Lauten, die nichts mehr Weltliches an sich hatten. Seltsame Geschöpfe kamen zum vorschein: Zwei Meter große Insekten, die auf drei Baeinen unsicher umherstolzierten, und die kein sichtbares Sehorgan besaßen. Flügel befanden sich an den Seiten ihrer abartigen braun-roten Körpern, die allem Anschein nach zu verkümmert waren, als dass sie damit hätten in die Luft steigen können. Käfer krabbelten über den Boden, jeder von ihnen einen Meter lang, mit riesigen Fühlern, die gierig vor den Augen umherschwirrten. Zwei der Käfer (ihr Panzer war, anders als bei den Übrigen, mit einem hellblauen Adersystem durchzogen) schrieen den Verdeitigern sogar Worte entgegen. Worte, die nicht Englisch waren, aber dennoch menschlich zu sein schienen. Sie stießen sie ohne Unterbrechung aus, bis Projektile sich in ihre harten Panzer bohrten und das darunter liegende Fleisch zum platzen brachten. Nach einer Gewehrsalve, abgegeben auf ihre Körper, drehten sie sich auf den Rücken, und ihre Worte verstummten, ebenso, wie die Bewegungen ihrer Fühler.
Nach noch nicht einmal drei Minuten bäumte sich ein ganzer Berg von Körperteilen und Fleischklumpen als zweiter Schutzwall vor der Treppe auf.

11
Jacob hob ein Magazin vom Boden auf und steckte es ins Gewehr. Sofort kam er wieder hinter dem Schreibtisch, der ihm als Schutz diente, hoch und feuerte planlos auf die Menge an Ungetümen. Das Geräusch war ohrenbetäubend, doch mittlerweile hatte er sich schon fast daran gewöhnt. Nur wenige Meter vor ihm wurden Köpfe entzwei gerissen und Körperflüssigkeiten in allen Farben regneten auf ihn nieder. Seine Kleidung war von einem Gemisch aus feinen Klumpen und Blut bedeckt. Er warf einen kurzen Blick zur Seite: Neben ihm stand Jack, feuerte und schrie. Er sah gerade noch, wie sie einen Ball aus Fell in Stücke zerfetzte, als ihm ein Schwall Blut auf die linke Gesichtshälfte schoss. Er drehte sich in diese Richtung und musste feststellen, dass Pitt am Boden lag und ihm ein Großteil der Wange fehlte. Vor Pitt beugte sich ein dürres braunes Insektengeschöpf über den Schutzwall und schlug mit einem langen Arm nach ihm aus. Riesige Krallen besaß es, und sie waren so schwarz wie die finsterste Nacht, bis auf die Stellen, die mit Pitts Blut befleckt waren.
Jacob zögerte nicht lange, setzte das Gewehr an und schoss dem Wesen die Klaue und den Arm in Fetzen. Es gab ein gurgelndes Geräusch von sich und entfernte sich dann in Richtung Treppe. Jacob wollte es erschießen, bemerkte aber gerade noch, dass einer der Zombie-Menschen mit seinem Kopf über den Schreibtisch spähte, bereit ihm den Hals durch zu beißen. Jacob drehte sicht, doch eine Hand fuhr hervor und erwischte den Lauf seines Gewehrs. Im hohen Bogen flog es nach hinten. Der Zombie erklomm den Schreibtisch und sprang Jacob an. Dieser wurde nach hinten gerissen und landete auf dem mit Waffen übersäten Boden. Unter ihm bohrte sich eine Handfeuerwaffe schmerzlich in den Rücken, und auf ihm lag der Zombie, wild mit den Armen rudernd. Der Gestank des Viehs übertraf alles, was Jacob sich an Widerlichkeiten bis dato hatte vorstellen können.
Jacob bekam die schwingenden Arme zu fassen und hielt sie von seinem Körper fern. Mit seinem Kopf schnellte er immer wieder in die Höhe und schlug mit ihm gegen das Gesicht des Widerwärtigen. Haut riss und gelbliches Fleisch quoll heraus, dass Jacobs Haar, Nase und Mund überdeckte. Das Geschöpf wehrte sich immer noch mit enormer Kraft, bis es schließlich erschlaffte. Jacob stieß den leblosen Körper von sich. Über ihm stand Pitt; in seiner Hand hielt er eine Pistole, aus deren Lauf Rauch aufstieg.
Jacob rannte nach hinten, hob das Maschinengewehr auf und rannte dann wieder zurück, an seinen angestammten Ort.
Die Meute dränghelte immer weiter nach vorne. Und er konnte nicht genug zur Hölle schicken. Wenn er zwei, drei ummähte, stießen fünf, sechs Neue hinzu. Das Grauen nahm kein Ende. Mittlerweile hatte er das sechste Magazin leer gefeuert, und bei jedem Wechsel nahm die Gefahr zu, dass eines der Monstren den Schutzwall erklomm und ihn in verstümmelte.
Während die drei weiter auf die sonderbare Armee der Hölle vor ihnen schossen, drang von unten ein lautes Summen zu ihnen, das sogar das Mündungsfeuer und die Schreie der Sterbenden übertönte. Sie hatten kaum Zeit es richtig zu regestrieren, als ein gigantisches fliegendes Objekt aus dem Untergeschoss hervor flog. Mindestens zehn Meter lang war es, Flügel an beiden Seiten des massigen Körpers, wie die einer Fliege, erzeugten einen Wind, der viele der kleineren Geschöpfe zur Seite riss. Das gänzlich schwarze Wesen drang mühelos durch das Battalon seiner missgebildeten Brüder. Die Geschwindigkeit war atemberaubend und versetzte Jacob für einen kurzen Moment ins Staunen. Dann war es über dem Wall aus Möbeln und griff sich mit zwei seiner länglichen schwarzen Beinen Jack. Es packte sie an den Schultern, hob sie mühelos in die Höhe und verschwand dann wieder ins untere Stockwerk. Jacob blickte zur Seite und es kostete ihm den Verstand: Eben hatte sie da gestanden, und in Bruchteilen von Sekunden war sie verschwunden.
Er hatte keine Chance zu trauern. Zombies drängten gegen die Barrikade und drückten sie nach hinten. Der schreibtisch vor Jacob, der auf drei Tische aufgebaut war, stürzte herab. Jacob konnte gerade noch einen rettenden Sprung vollführen, ansonsten hätte er Knochenbrüche und schließlich den Tod davon getragen. Doch dieser kam sowieso unweigerlich. In Jacbs Fall trat er in Form einer riesigen Spinne auf. Die Beine des Tieres überranten das, was noch von dem Schutz übrig geblieben war, und der massige schwarze, behaarte Körper ließ sich auf Jacob nieder, der entsetzte Schreie von sich gab. Sein Körper drohte an dem Gewicht zu zerbrechen. Sein Kopf wurde zur Seite gedrückt und er musste mit an sehen, wie zwischen den Fangzähnen im Maul einer weiteren Spinne Pitts Kopf klemmte.
Darauf hin verspürte er Erleichterung, als die Last von ihm genommen wurde, und sich der Körper der Spinne hob. Nur einen Augenblick...
... denn als sich seinen Augen in Richtung Decke wandten, sah er den riesigen Stachel, an einem der Beine der Spinne, auf ihn hinabsaußen. ein letzter, gequälter Schrei entwich ihm.

DRITTER TAG

In den Stunden des Morgengrauens lief ein in Schwarz geleideter Mann die Straße hinauf. Sein Gesicht war durchzogen von tiefen Falten, die das Schätzen seines Alters unmöglich machten. Er trug einen schwarzen Umhang, der ihn bis zu den Stiefeln reichte, und Staub aufwirbelte. In der Hand des Alten schwang ein Spazierstock aus Holz. Am Ende dieses Stocks befand sich ein Knauf aus Metall, der silbern glänzte. Sein Gang war gemächlich und mit seinen Gedanken schien er weit abseits dieses trostlosen Ortes zu sein.
Häuser zogen an ihm vorbei; Häuser so tot und kaputt, wie alles in der Stadt. Unter diesen Häusern auch eines, das offensichtlich als Lokal gedient hatte und einst den Namen Whiskey in the Jar trug. Aber Namen waren unwichtig geworden, alles in dieser nun verlassenen Stadt war unwichtig geworden. Die Stadt war tot.
Der Alte lief die Straße entlang, die Gehwege waren übersät mit Leichen. Hunderte - nein, Tausende - hatten in den letzten Tagen ihren Tod gefunden. Die Stadt war zu einem riesigen Grab geworden.
Es war ruhig. Nur der Wind gab Geräusche von sich, als sich der Alte der Stadtgrenze näherte. Die Straße auf der er wandelte würde ihn in die Wüste führen.

 

:teach:
Auch das nicht, Progman, es heißt "Ghetto". :bib:
;)

Tut mir leid, Kevin2,
nachdem dieses Jahr für ein paar Wochen in texas war, hätte ich deine Story gerne gelesen, aber dafür fehlt mir angesichts der Länge schlichtweg die Zeit.
Frohes Schaffen euch beiden,
...para

 

Hab nur eben die ersten Sätze angelesen, aber eine blöde Frage hab ich sofort: Liegt Denver nicht in Colorado??? :confused:

 

@Horni: Soweit ich weiß gibt's auch in Texas ein (weit weniger bekanntes) Denver.

 

Aha. Man lernt nie aus. Thanx, Ginny! :)

Ach so: Geschichte les ich irgendwann mal in Ruhe! ;)

 

@ProgMan
Mir muss es leid tun, immerhin hast du ich durch all die Seiten gekämpft und es hat dir keinen Spass gemacht.

Bei den Rechtschreibfehlern dient mir die Länge des Textes zur nächst einmal als Entschuldigung. Nichts desto trotz werden sie noch ausgebügelt werden müssen.

Das mit dem Kürzen wurde mir schon bei vielen Geschichten empfohlen und wie so oft tue ich mich auch bei dieser hier sehr schwer damit (gekürzt habe ich sie schon, bevor ich sie hier veröffentlicht habe; Nach der Stelle, in der sie die Polizeistation betreten, ging es normal noch weiter; dort haben sie allerlei Entdeckungen gemacht, usw. Diesen Teil habe ich rausgenommen, ansonsten hätte die Geschichte bis zu diesem Punkt bereits 60 Seiten gehabt.Auch am Anfang habe ich viele Absätze gestrichen) denn ich denke die meisten Geschichten brauchen Zeit, um Atmosphäre zu entwickeln. Würde ich diesen ersten Teil so stark kürzen, wie du mir empfielst, würde dass doch sehr viel von der Atmosphäre nehmen, die ich versucht habe zu erschaffen (was natürlich nicht heißt, dass mir das gelungen wäre!). Außerdem wäre dann Jacob ziemlich blass geblieben, und was ist in einer Geschichte schlimmer, als nicht ausgereifte Charaktäre.

Mit dem Schluss hast du natürlich recht. Zuerst wollte ich daraus eine Kurzgeschichte machen, dann hatte ich schon so viel Seiten, dass ich mir dachte, schreibe ruhig weiter so detailiert und mach eine Art Novelle daraus. Dann schwebte mir ein Roman vor, aber ich habe entschieden, dass die Geschichte doch nicht su gut ist, als dass es sich lohnt sehr, sehr viel Zeit damit zu verbringen. Und schließlich wurde es eine Kurzgeschichte, deshalb kommt das Ende so abprubt und ist mehr oder weniger einfallslos.

Ich wollte etwas mitr der Atmosphäre eines FROM DUSK TILL DAWN erschaffen, allerdings ohne den Splatter, sondern mit einer intelligenten Auflösung des Ganzen. Das habe ich (Starchip Troopers Passage) wie nicht schwer zu übersehen nicht geschafft.

Vielen, vielen Dank fürs Lesen und deiner ehrlichen Kritik. Was das Kürzen betrifft, möchte ich aber keine Versprechungen machen.

@Paranova
Die Geschichte wäre für dich kein bisschen interassenter, als für andere, weil du in Texas warst. Mein Texas ist das, wie wir es alle aus Filmen kennen.

Und noch an die Anderen: Jepp, Denver liegt in Colorado, aber da mein Denver sowieso frei erfunden ist, dürfte das keine Rolle spielen. Ich war einfach auf der Suche, nach einen passenden Namen für ein Wüstenkaff und wollte keinen erfinden, der sich lächerlich angehört hätte.

 

Hallo Kevin2,

hier ein Outing: Ich gehöre zu jenen Zeitgenossen, wie weder "From Dusk Till Dawn" kennen noch sonstige Filme in dieser Richtung. Auch Geschichten oder Romane, die Deiner Story ähneln, habe ich noch nicht gelesen.

Deshalb war für mich Deine Geschichte etwas komplett neues und ich muss sagen, ich habe den Geschmack Deiner Geschichte noch immer im Mund, auch wenn sie schon vor längerem gelesen habe.

Dieser Geschmack ist es, der sich trotz Rechtschreibfehlern und mühsamen Längen in mir festgesetzt hat und mir Lust auf mehr von dieser Sorte macht ... und es ist schön, wenn ein Autor so etwas bei seinen Lesern erreicht.

Was meinen Gesamteindruck betrifft: Entweder kürzst Du die Geschichte und raffst die langatmigen Stellen oder Du baust sie noch weiter aus. Die aktuelle Länge wirkt irgendwie unentschlossen ...

Sorry, dass ich hier keine längere Kritik liefere, aber ich möchte mir selber diesen eigenartigen Nachklang Deiner Arbeit nicht zerstören ...

liebe Grüße
dododo

 

Vielen Dank Ben und dododo!

Ben das mit dem Prot. empfinde ich genau so wie du. Denn für Fans des Genres gibts hier wirklich nich viel Neues.
Übrigens seid ihr, Ben und dododo, die ersten, die mir schreiben, ich solle eine Geschichte noch weiter ausbauen, was für mich erfreulich ist. dododo auch wenn das zuviel des Lobes ist, freuts mich natürlich, wenn dir die Geschichte gefällt.
Ja, Rechtschreibfehler müssen raus, auch wenn sie mich hier nicht wesentlich stören.
Nochmals danke...

 

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