Drei Sätze ins Leere
Lebensunterschiedlichkeiten
oder
Ein Telefonmonolog
Der Dialog endete nicht, er verschwand. In Staccato hatte ich alles gesagt, nun war ich leer. Nichts hatten wir einander mehr vorzuwerfen & so blieben wir beieinander. Manchmal stelle ich die halbleeren Gläser in den Schrank & nehme die halbvollen heraus, zum entstauben. Wir haben uns ein Boot gekauft & halbtags habe ich einfach mehr Zeit für mich. Kinder, nein, nicht mehr. Das ist vorbei. Wie geht es deinem... ach nein, Du bist ja geschieden. Ich würde das nicht aushalten, immer allein, auf der Suche. Wir haben uns eingerichtet. Nein, er ist nicht da, Außentagung. Nächste Woche Toskana, Weinprobe und so, wenn nicht wieder ein Projekt dazwischen kommt. Bei ihm, nein, mein Job in der Boutique reicht mir völlig. Sehr nett da, so kultiviert. Muss mich nicht mit irgendwelchen Leuten abgeben. Was, ja natürlich sozial, wir spenden auch. Den habe ich auch wiedergetroffen. Drei Kinder, sein Wunsch. Wäre nichts für mich. Abgehärmt seine Frau. Sah aber glücklich aus, seltsam.
Vielleicht hätten wir doch, aber jetzt ? Damals haben wir gerade gebaut und er war andauernd unterwegs. Ja, wir hätten das anders machen können. Hat aber irgendwie nicht gepasst. Was wir schenken? Wir dachten an...zu teuer meinst du, ach, wir können es uns leisten. Wenn wir Kinder hätten, dann sähe das wohl anders aus. Obwohl, dann wäre es mir vielleicht wie dir ergangen & ich wäre auch geschieden. Furchtbarer Gedanke. Ob wir nie streiten? Haben wir, früher. Der Dialog endete nicht, er verschwand. In Staccato hatte ich alles gesagt, nun war ich leer. Nichts hatten wir einander mehr vorzuwerfen & so blieben wir beieinander.
Melde Dich doch mal wieder , war schön, mit mir gesprochen zu haben.
Abgesang
oder
Nichts ist selbstverständlich, auch wir nicht.
Well baby, ich bin verdammt müde, verstehst du. Nicht das es mich wirklich langweilt, aber mal ehrlich, was ist los mit uns? Dein Kaffee wird auch immer schlechter, liebst du mich nicht mehr? Und nicht mal eine SMS, ach stimmt ja, wir sehen uns ohnehin am Freitag. Ist das so? Darf ich dann weiter neben dir warten bis du das Wort an mich richtest. Ich bin schon mal aufgestanden und gegangen mitten in der Nacht, erinnerst du dich? Nichts ist selbstverständlich, auch wir nicht. Kämpfen, um was? Darum das man als erster morgens im Bad ist? Darum das man recht hat? Ich will nicht noch ein bisschen liegen bleiben, ich will verdammt noch mal aufstehen. Nein, ich will dich auch nicht kraulen, ich hasse das. Trink doch noch einem mit, ich bin noch nicht müde. Ja ich weiß, ich muss morgen früh auch aufstehen. Sag dem Deppen doch, dass er ein solcher ist. Oder sag es ihm nicht, aber dann verschone mich damit. Nein ich bin nicht unglücklich, nur wütend.
Verlass mich doch, mach doch. Ich weiß das du mich hasst, weil du nicht die Finger von mir lassen kannst. Erinnerst du dich, du wolltest mich nie haben. Ich dich auch nicht. Was wollen wir also hier. Warum soll ich dich anrufen, du rufst mich doch auch nicht an. Natürlich kann ich dich auch mal -auch mal ist gut- anrufen, aber ich dachte du liebst mich? Ach ja, du hast ja keine Zeit, du, die hab ich auch nicht. Ich weiß nicht, ob ich dich liebe. Wahrscheinlich nicht. Das ist auch nicht schlimm, schließlich ist alles so angenehm. Du musst sie nicht meinetwegen verlassen, warum auch, ich kann ohnehin nicht für mich garantieren, du für dich auch nicht, war trotzdem nett, deine Eifersuchtsszene letztens. Gib mir mal bitte den Sportteil. Ich wünschte wir könnten ein paar Tage wegfahren. Wohin, keine Ahnung, dahin, wo ich an all das nicht erinnert werde. Dann müsste ich aber ohne dich fahren, auch eine Alternative. Aber wir haben ja keine Zeit.
Ich sollte mir einen neuen Job suchen, nächstes Jahr. In zwei Jahren zieh ich um, aber ich weiß noch nicht wohin. Natürlich sag ich dir wohin. Sag ich das? Warum? Wenn du mich betrügst verlasse ich dich und wenn nicht, dann nicht? Ist das logisch? Nein, es geht mir nicht nur um Sex, obwohl manchmal ist mir alles andere wirklich egal. Sonst wäre ich schon lange weg oder? Aber irgendwie wird es trotzdem Zeit. Ich will das Gleiche wie du, ich weiß nur nicht, ob ich es mit dir will. Du, ich glaub, ich geh jetzt lieber. Nichts ist selbstverständlich, auch wir nicht.
Eindruck & Ausdruck
Oder
Was Frauen wollen...
Erobere mich, kämpfe, schicke mir Blumen bis ich dem Duft des Schwachsinns erliege. Ich bin hoffnungslos romantisch, da ist deine Chance, aber ich bin auch Realistin, deswegen werde ich dich vielleicht trotzdem nicht lieben. Noch liebst du mich nicht, aber ich bin eroberungswürdig. Wie schön für mich. Werde ich eines Tages dein Herzblut von meiner Treppe kehren? Lieber nicht. Ich bin hier nur übergangsweise. Übergang, wohin? Zu mir, wo ist das? Ist das da, wo ich hingehe oder da, wohin ich vor mir selber fliehe? Ich bin müde, aber was wird sein, wenn der Kaffee zu wirken beginnt?
Ich weiß nicht, was ich will? Das ist wahr. Ich will alles haben, das ist mein Problem. Auch wenn ich nicht so genau weiß, was "alles" ist. Manchmal bekommt man dann gar nichts. Aber man hat wenigstens alles gewollt. Ist das falsch?
Weil ich Angst habe, mich falsch zu entscheiden, entscheide ich lieber gar nichts. So vergeht die Zeit. Aber man kann ja immer noch ein Buch lesen. Das tröstet. Ich will auch niemanden verletzen, aber warum eigentlich nicht? Weil mich so viele andere Widersprüche mutlos gemacht haben? Oder bin ich einfach nur feige? Oder ich bin ein Spieler? Habe ich einen Gegenspieler? Erobere mich, kämpfe, schicke mir Blumen, bis ich dem Duft des Schwachsinns erliege.
Zu virtuell und alles und nichts gesagt? Nun das stimmt. Schließlich sind wir vorsichtig geworden.
mb2002