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Drei Musketiere ... regieren die Welt
Das Szenario rankte zwischen einer Soap bei RTL 2 und einem Stoff von Ken Follett!
Der Tag im fast noch jungfräulichen April hatte sich schon fast zur Ruhe gebettet, als ein Mann im Berliner Kanzleramt anrief, sich als Saddam Hussein vorstellte und Gerhard Schröder verlangte. Nun kam es immer öfter vor, dass FDP-Rambo Jürgen W. Möllemann abends mit verstellter Stimme die Telefonistin auf Trab brachte, weil er Langeweile hatte.
Doch diesmal war es wirklich Saddam Hussein: „Hör mal, Gerhard, es geht um folgendes: Volksstämme im Norden und Süden wollen mich aus dem Amt drängen. Das ist nicht fair.“ Und Gerhard Schröder zeigte ein gewisses Verständnis. Denn auch ihn brachten ebenfalls Volksstämme aus dem Süden (mit Landesfürst Edmund an der Spitze) und Norden (Landesfürst Sigmar) ins Schwitzen. „Kannst du nicht was für mich tun?“, fragte der Anrufer aus Bagdad. Gerhard Schröder versprach: „Ich werde bei meinem Spezi in Washington ein gutes Wort für dich einlegen.“ Schon ein paar Minuten später ließ sich Schröder mit dem Weißen Haus verbinden. Und im Ton des Wissenden erinnerte er George W. Bush daran, dass Saddam ein alter Weggefährte Amerikas sei: „Denk mal daran, dass er einst mit Hilfe deines Papas den Ayatollahs im Iran kräftig eins auf die Mütze gegeben hat.“ Bush wusste nicht genau, was Sache war. Denn als die Telefone in der Mitte noch eine Scheibe hatten, hatte er eine tiefe Zuneigung zu hochprozentigem Ramba-Zamba-Destillat gehegt. Kurz nach dem Anruf aus dem alten Europa erfuhr Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice von dem Vorhaben. Zeugen erinnern sich, dass sie zunächst so aussah, als wollte sie sich aus dem Fenster stürzen. Doch dann wurde ein ganz anderer Albtraum grausame Wirklichkeit. Am folgenden Sonntag wurde sie mal nicht in eine TV-Talkshow eingeladen, außerdem streikten ihr Trimm-Dich-Gerät und ein Schachcomputer. Um nicht vor Langeweile unzukommen, arbeitete sie einen Strategieplan (Codewort: Drei Musketiere) aus. Und alle Beteiligten richteten sich danach. Schon eine Woche später hielten 80 Prozent der Amerikaner die Politik ihres Hohepriestern, der nun kräftig mit dem Säbel rasselte und nur noch vom „Schurkenstaat Irak“ sprach, für ein Gesellenstück. Auch sein Verteidigungsminister
Donald Rumsfeld fand Platz in der rhetorischen Rumpelkammer
(„Deutschland steht auf eine Stufe mit Libyen und Kuba“). Und selbst Saddam Hussein konnte sich wieder mit der geschmeidigen Selbstsicherheit eines Mannes bewegen, der sich in seiner Haut wohlfühlt. Denn aus dem Süden und dem Norden kam kein Störfeuer mehr. Alle konnten zufrieden sein.
Alle? Gerhard Schröder war mit seiner Rolle des Motzers („Wir sind nicht die Milchschnitte Amerikas für zwischendurch!“)
überhaupt nicht glücklich. Denn die Wähler schaufelten weiter an seiner Fallgrube.
Kürzlich klingelte bei Gerhard Schröder wieder mal das Telefon, Saddam Hussein war dran: „Ich habe über Nord-Korea nachgedacht ...“ „Mist“, brummte der Kanzler dazwischen – und es kam von Herzen.
Es geht halt immer noch ein wenig schlimmer.
Alf Rolla