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Drei magische Kirschkerne
Triggle, Traggle und Troggle waren drei Bauernbrüder und dieses Jahr ist leider ein schlechtes Erntejahr gewesen. Es war sehr trocken und sogar der Brunnen neben dem Haus war vertrocknet. Vom Korn war nicht mehr viel übrig und auf den Feldern wuchs praktisch nichts. Der Herbst sollte bald kommen und regen bringen, doch bis dahin gab es nur kleine Rationen zu Essen.
"Weißtu wenn man einen Ampfel einpflanpfft, dann kommt ein Ampfelbaum aus den Bodn, aber waf paziert, wenn man eine Mistgabel einpflanpfft kommt dann en Mistgabelbaum aus demm Bodn?"
"Verdammt Troggle sei still, jetzt ist keine Zeit für deine dummen Sprüche. Geh mit Kakaocreme spielen oder mach was anderes, aber du störst grade."
"Hgnrrja, Mensch Triggle, sei doch nicht so grob zu unserem Jüngsten."
Rief Traggle vom Boden des Brunnens den beiden anderen zu, als er eine weitere Portion Erde aus dem Brunnen schaufelte. "Wir sind Drillinge." sagte Traggle daraufhin "Aber stimmt schon irgendwie, Troggle ist als letztes rausgeploppt"
"Aber Mami haat unz so doowe Naman gegebn" merkte Troggle an.
"Du hast recht Triggle, Troggle hat wieder seine fünf Minuten er sollte echt gehen."
Dann sprintete Kakaocreme vorbei, die Katze vom Hofe. "Kakaocreme!" rief Troggle und rannte der Katze nach.
"Nicht zu fassen, noch drei Wochen bis zum nächsten Regen hat der Wetterfrosch gesagt." stöhnte Triggle und lehnte sein Kinn auf den Mistgabelgriff.
"Und die Erde hier unten schein nicht feuchter zu werden, jede Schippe ist gleichtrocken." daraufhin hustete Traggle zweimal. "Wollen wir nicht langsam tauschen?" fragte er dann. "Meh, mach du noch ein Weilchen. Ich gehe und trinke noch einen Becher aus dem Tank."
"Dann bring mir gefälligst auch was mit du Faulpelz."
Als Triggle sich beim Tank einschenkte kam an der einzigen Landstraße ein Hausierer vorbei. Triggle beobachtete durch die Hitzewogen, wie er auf ihn zukam. "Hallo Bauer, ich verkaufe meine Ware an so welche wie euch! Läuft doch grade sehr schlecht für Bauern. Grade deswegen läuft es gut für mich." sagte er, doch sein Grinsen war unter den Tüchern nicht zu erkennen.
"Ja ganz toll und was verkaufen sie?"
"Kommt drauf an, dem letzten hab ich eine Quelle in seinen Garten gezaubert"
"Was eine Quelle? So etwas will ich auch."
"Ich kann jeden Wunsch leider nur einmal erfüllen, also geht das nicht."
"Was hat sich derjenige davor gewünscht?"
"Also so genau will ich dass jetzt nicht sagen aber er lebt jetzt im Schlaraffenland der wahr gewordenen schmutzigen Phantasien"
"Ähm ja ich frag schon nicht weite nach. Dann mal überlegen ... ein Kirschbaum auf dem unendlich viele Kirschen wachsen?"
"Lässt sich machen, aber hol dafür erst mal deine Brüder."
"Na gut."
Traggle beschwerte sich darüber, dass er kein Glas Wasser bekommen hatte und Troggle wollte erst nicht vom Schrank weichen, hinter dem sich die Katze versteckt hatte. "Jetzt kommt bevor der Hausierer wieder weiterzieht" sagte Triggle.
"Was für ein Hausierer?" fragte Traggle.
"Dann stell ich mich mal vor, ich bin der Hausierer von hinter dem Hügel des Hügels vom hintersten Eck."
"Von hinten Hügel Eck des hintersten Dahinter und von dahinten bist du?" fragte Troggle.
"Ich werde grade den Gedanken nicht los, dass er damit mein das er von der Hölle kommt." entgegnete Traggle misstrauisch.
"Seltsam. Ich habe selten so durchwachsene Bauern wie euch getroffen und das soll schon was heißen, doch jetzt mal im Ernst ich wohne wirklich an einem Hügel, der Hügel vom hinterstem Eck heißt."
Triggle wurde ungeduldig: "Jetzt komm endlich zu dem Teil mit den Kirschen."
"Genau kommen wir nun dazu. Hier haben wir drei Kirschkerne" der Hausierer offenbarte nun drei Kirschkerne auf seiner linken Haundfläche. "Nehmt diese Kirschen und pflanzt sie in den Boden und beim nächsten Regen werdet ihr den prächtigsten Kirschbaum erwarten dürfen, der je das Antlitz der Welt erblickt hat und je erblicken wird."
"Und was willst du dafür haben?" fragten Traggle und Triggle synchron.
"Ach betrachtet sie als ein Geschenk."
"Nun wirklich, das ist aber sehr sehr großzügig." äußerte sich Triggle ironisch.
"Doch wie ihr wisst dauert die Dürre noch an und ich wüsste nicht ob ihr das ganze übersteht. Ich bin schon an vielen vertrockneten Leichen vorbeigekommen in letzter Zeit." teilte der Hausierer den Brüdern mit bedacht mit.
"Und würdest du uns auch damit helfen?" fragte Traggle.
"Also das würde bloß jedem von euch jeweils ein drittel der Seele kosten."
"Ich weiss nicht ob wir das tun sollten." beklagte sich Triggle.
"Ich wusste du bist kein gewöhnlicher menschlicher Händler." merkte Traggle an.
"Ja ihr habt mich. Ich bin ein Höllenpaktdämon und bin natürlich auf Seelen aus, aber hey ihr verliert doch jeder nur einen Teil. Jeder hat dann noch mehr als die Hälfte übrig, das ist mehr als ich den anderen gelassen habe und ... was macht euer degenerierter Bruder da mit dem Messer?"
Traggle reagierte sofort und hielt Troggle davon ab sich den Brustkorb aufzuschlitzen. "Wo hat er überhaupt das Messer her? ich wusste gar nicht, dass er weiß wie man es benutzt!" platzte es aus Triggle heraus.
"Nein Troggle so funktioniert das Seelending nicht, glaub ich jedenfalls." sagte Traggle unter Anstrengung.
Triggle sah den Dämon misstrauisch an.
"Nein nein so funktioniert das nicht ich schwöre es und es gibt auch keine größeren Auswirkungen." gab die Höllenkreatur zu. "Normalerweise komme ich erst in 10 Jahren wieder, diesmal brauche ich das nicht. Solange man mehr als die Hälfte der Seele behält passiert für Gewöhnlich nichts. Willigt ihr nun ein? Ich meine dies ist ein Sonderangebot, da ich dafür direkt eine Seele bekomme."
Dann stimmten die drei Brüder zu.
Der Dämon schnippte, weißer Äther kam aus den Brüdern hervor und wurde in den Hausierer gezogen, danach verschwand er einfach. Triggle machte die Hand auf und fand die Kerne darin wieder. "Warum hast ausgerechnet du die Kerne gekriegt." fragte Troggle. "Weil ich ihn zuerst angesprochen hatte. Moment mal wo sind deine Sprachfehler?"
"Ich weiß nicht ich fühle mich auch auf einmal so anders."
"Das Stückchen Seele was du verloren hast hat also doch was verändert."
Als nächstes vergruben sie die Kerne behutsam in der Erde und gingen dann gemeinsam Mittagessen.
Als es Nacht wurde, kam Kakaocreme daher und ließ einen halben Rattenkadaver bei der Stelle mit den Kirschkernen liegen. Es fing an zu regnen und das trockene Land bekam wieder Wasser zu Gesicht, viel Wasser. Dabei versank die halbe Ratte im Boden. Am nächsten Tag waren die Kerne zu einem Setzling herangewachsen. Traggle und Troggle waren überwältigt. "Es hat tatsächlich geregnet und der Kirschbaum lässt auch schon von sich Blicken." staunte Traggle. Bloß Triggle war nicht beeindruckt. "Mensch, das hat der Dämon doch alles versprochen"
Am darauf folgendem Tag war der Baum bereits fünf Meter hoch und auch das Umland zeigte schon viel grün.
Und am dritten Tage blühten Überall die Pflanzen und der Kirschbaum war in prächtiges Weiß gehüllt und stolze 30 Meter hoch. "Ich kann es kaum erwarten, welche Unmengen an Kirschen uns morgen erwarten werden" sagte Troggle voller Vorfreude. Am nächsten Tag kam Troggle jedoch mit einem seltsamen Ausdruck an den Frühstückstisch. "Was ist los? Du siehst so aus als hätte der Kirschbaum nur vergammelte Früchte getragen." bemerkte Traggle.
"Oh nein DAS ist bedeutend schlimmer."
"Was meinst du?"
Die drei Bauern stürmten aus dem Haus und konnten nicht fassen was sie da sahen.
Der Kirschbaum wies eine komische Rotfärbung auf, irgendwie organisch.
Sie gingen näher ran und Traggle fing eines der Dinger auf, die herab fielen.
Es machte ein schleimiges platzen und in der Flüssigkeit und dem organischen Matsch in seinen Händen sah er ein Rattenembryo in seinen Händen.
"Das ist ja verdammt seltsam und verdammt ekelig." Merkte Triggle an.
"Da wachsen Ratten auf dem Baum ich dachte wenn das nicht mit Schaufeln geht, geht das auch mit Ratten nicht." Äußerte sich Troggle.
"Das geht ja auch eigentlich nur mit Pflanzen, aber irgendwas hat unseren Kirschbaum zu einem Rattenbaum gemacht."
Als nächstes kamen Unmengen an organischer Flüssigkeit und Substanz herunter. Die Brüder wurden vollgeschleimt und wischten sich das Zeug von den Augen und daraufhin sahen sie einen übergroßen, sich windenden Haufen Ratten vor sich.
Die Ratten fielen über sie her wie ein Tsunami und als die Rattenplage weiterzog, waren nur noch ihre Skelette übrig geblieben. Die Ratten waren so zahlreich, dass sie alles dem Erdboden gleichmachten, das Silo, den Tank, die Scheune und auch das Haus. Übrig blieben nur Geröll und Rattendreck. Der Bauernhof verwandelte sich wieder in die Wüste die er war. Immer mehr und mehr Ratten entsprangen dem Baum und stürzten das gesamte Land in eine Seuche. Bloß Kakaocreme hat es irgendwie geschafft sich zu retten und fraß sich nun an den Ratten satt, so wie es sich die Brüder mit den Kirschen erträumt hatten.