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Drei Jahre

Lia

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23.10.2003
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Drei Jahre

Hier steh ich jetzt. Wir sind verabredet, es ist Dienstag. Wir sind verabredet, wie jeden Dienstag in den letzten drei Jahren. Es ist viel passiert. Manchmal denke ich es ist zuviel für mich. Aber wenn ich in deiner Nähe bin, fühl ich mich etwas besser. Du bist meine beste Freundin.

Hier steh ich jetzt. Es ist Dienstag. Ich kann mich nicht mehr an jeden Dienstag erinnern, denn wir zusammen erlebt haben, es waren so viele. Viele Schöne, viele Ernste, manche waren langweilig, aber es war nie ein Vergeudeter mit dir. Doch einen Dienstag werde ich nie vergessen.
Seit du damals zu mir gekommen bist, mit diesem Gesicht das nichts sagte, hat sich alles verändert. Du sagtest du wärst beim Arzt gewesen. Ich kann mich noch genau an das Gefühl erinnern das mich in diesem Moment ergriffen hat. Es war betäubend. Es tat einfach nur weh. Natürlich hatte ich gemerkt, dass du in der letzten Zeit schlecht drauf warst. „Vielleicht liegt’s auch am Stress“, hab ich gedacht. Unser Abi kam ja nun näher und näher. Damals waren wir gerade mal ein paar Wochen in der Oberstufe. Aber bei dir war es was anderes. „Es sei schlimm“ hätte der Arzt gesagt. Ich höre deine Stimme durch meine Gedanken: „Er weiß nicht wie lange ich noch hab. Vielleicht noch drei Jahre, vielleicht mehr, vielleicht weniger.“ Dann hast den Namen der Krankheit genannt, ein langer komplizierter Name. Ich kann mich nicht mehr erinnern, es war auch nie wichtig für uns. An diesem Dienstag machten wir und Pläne für die Zukunft. Wir wollten die Schule machen. Zusammen. Wir wollten auf Partys. Wir wollten zusammen lernen und uns bei Klausuren gegenseitig helfen. Wir wollten unser Leben genießen. Zusammen.

Etwas mehr als drei Jahre ist das jetzt her. Es waren schöne Jahre. Wir haben sie genossen. Wir beide. Zusammen haben wir uns durch den Schulstoff gequält, wir haben auch sonst immer viel Spaß gehabt. Wir haben diesen Dienstag verdrängt. Wir haben gelebt. Waren auf Partys, im Kino, im Café, wir haben alles gemacht, was zwei beste Freunde in unserem Alter nun mal machen. Auch das Abi haben wir gemeistert. Vor fünf Wochen war es so weit. Wir hatten den Lappen, der uns die Welt eröffnete, wie wir dachten, in den Händen. Jetzt zusammen studieren. Medizin. Haben wir gedacht.
Ich hab schon eine Wohnung gefunden.

Ich bücke mich und streiche mit der Hand über den kalten Stein. Er ist nass vom Regen. Doch jetzt scheint die Sonne, so dass die bronzenen Buchstaben glitzern. Die Blumen vor deinem Grabstein welken langsam. Das Gefühl da mich die letzten Tage bedrückt ist wie damals, an diesem Dienstag. Es tut einfach nur weh.
Aber ich danke dir für die letzten drei Jahre. Sie waren wunderschön. Wegen dir. Du bist meine beste Freundin.
Bis nächsten Dienstag.

 

Hallo Lia!

Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Zum Einstand präsentierst Du uns hier eine sehr traurige, aber gut erzählte Geschichte einer Freundschaft, mit der Du mich als Leserin sehr mitgenommen hast.
Ich finde es auch gut, daß Du die Krankheit nicht beim Namen nennst, was Du übrigens sehr geschickt gemacht hast, denn so steht die Geschichte allgemeiner für junge Menschen, denen ein richtiges Leben nicht gegönnt ist. Schön, daß Deine Protagonistin so eine gute Freundin gefunden hat, die ihr nicht nur geholfen hat, dieses kurze Leben zu genießen, sondern sie sogar hoffnungsvoll in die Zukunft blicken hat lassen. :)

Der Aufbau der Geschichte ist Dir ebenfalls gut gelungen, so auch der Stil. Nur ein paar Kleinigkeiten hab ich noch auszusetzen: (Korrigieren kannst Du, indem Du rechts unten auf „Bearbeiten“ klickst. ;))

An manchen Stellen fehlen noch Beistriche (=Kommas), wie zum Beispiel hier:
»Manchmal denke ich es ist zuviel für mich.«
– denke ich, es

»Ich kann mich nicht mehr an jeden Dienstag erinnern, denn wir zusammen«
– den wir

»Viele Schöne, viele Ernste, manche waren langweilig, aber es war nie ein Vergeudeter mit dir.«
– da es sich auf die Dienstage bezieht, alles klein: schöne, ernste, vergeudeter

»Dann hast den Namen der Krankheit genannt«
– ich nehme an, da fehlt ein „du“

»An diesem Dienstag machten wir und Pläne für die Zukunft.«
– hier ist das „und“ zuviel

»Wir wollten die Schule machen. Zusammen. Wir wollten auf Partys. Wir wollten zusammen lernen und uns bei Klausuren gegenseitig helfen. Wir wollten unser Leben genießen. Zusammen.«
– Wenn Du die Wiederholung von „zusammen“ beabsichtigt hast, dann würd ich vielleicht bei den Partys auch noch eins dazuschreiben. Wenn sie nicht beabsichtigt ist, würd ich mehr abwechseln, zum Beispiel mit „miteinander“ oder „gemeinsam“.

Im vorletzten Absatz sind ziemlich viele „habe“, vielleicht kannst Du ein paar vermeiden?

»Das Gefühl da mich die letzten Tage bedrückt ist wie damals«
– Gefühl, das …bedrückt, ist

»Wegen dir.«
– Ich bin diesen Ausdruck eher gewohnt, wenn es um Schuldzuweisung geht, fände ein „Durch dich“ schöner. ;)


Habe Deine Geschichte gern gelesen. :)

Liebe Grüße,
Susi

 

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