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Drachenflügel

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24.02.2018
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Drachenflügel

Das dunkle Himmelszelt breitet sich über unseren Köpfen aus. Einzelne Sternenbildnisse erhellen den restlichen Teil der dunklen Materie, unterstützt durch das eindringliche Licht des Mondes, der die grauen Wolkendecken zu schlucken scheint. Meine braunen, eng gebundenen Wanderschuhe versinken im maroden Waldboden. Gelegentlich treffen sie auf verwahrloste Astreste und ein eng vertrautes Knarzen ertönt. Die Angst war seit Langem mein engster Vertrauter geworden. Ich blicke in mir ungeläufig erscheinende Gesichter. Angestrengte Gesichter. Weinende Gesichter. Gesichter, mit Hoffnung erfüllt. Das Ende des Pfades ist erreicht. Der Wald bricht an einigen Stellen auf und lässt das frontale Scheinwerferlicht der sich uns zeigenden Stadt hindurchscheinen. Wir sind am Ziel.
''Ihr seid tatsächlich die einzigen Überlebenden?'', fragt der bärtige, alte Mann mit Nachdruck in die Runde.
Wir befinden uns in einem hölzernen Haus. Gefundenes Fressen. Der Alte hatte uns mehr oder weniger freiwillig aufgenommen und von allen Seiten werden uns pelzige Decken gereicht.
Ein breit gebauter Mann mit Stupsnase und runder Brille erhebt sich aus unseren Reihen. ''Ja das sind wir'', beginnt er zu berichten,'' der Drache der dunklen Nacht hat unser gesamtes Dorf ausgelöscht – mit einem einzigen Atemzug.''
Die Zähne der jungen Frau hinter mir lassen furchterregende Geräusche ertönen. Sie zittert derart, dass sogar ihre grüne Pelzdecke, zum Umhang umfunktioniert, nicht in der Lage dazu ist, ihr vor Furcht erstarrtes Gesicht zu verdecken. Weit aufgerissene Augen und Mund, aus dessen Winkeln ihre Mundflüssigkeit heraustropft.
''Er… seine weißen Augen… vor meinem Gesicht.. ah…'' Sie scheint ihren Verstand zu verlieren, was ihr zu diesem Zeitpunkt wohl nicht zu verübeln ist.
Der leere Lappenumschlag in ihren Händen spricht jedoch Bände. Einer Mutter, der ihr Kind genommen worden ist, ist nicht mehr zu helfen. Menschen sind erbärmliche Kreaturen. Nur auf sich selbst bedacht. Auch dieser Frau geht es in diesem Moment nicht um ihr Kind. Ich habe es gesehen. Sie hat es zurückgelassen, um den Fängen des pechschwarzen Drachen zu entgehen.
Auch der alte Mann ist kein Bilderbuchsamariter. Es ist in seinen Augen deutlich zu erkennen. Seine Geld- und Machtgier. Die Frauen, die uns die Decken reichten, sind abgemagert, bis auf den letzten deutlich sichtbaren Knochen, während er sich an einem runden Bierbauch erfreuen kann. Ein in dieser Gegend unverkennbares Wappen schmückt seine Brust, die er zu jedem Zeitpunkt stolz emporreckt. Diese dreckigen Menschenseelen. Bis auf alle Enden dieser Zeit sollten sie von der nachtschwarzen Gotteskraft verfolgt werden.
''Unsere Ressourcen sind leider stark begrenzt'', beginnt der Alte erneut,''weshalb ich euch ein vortreffliches Angebot vorschlagen möchte. Du… du mit der Brille!''
''Ich wäre bereit jedes Angebot einzugehen, insofern meine Frau sich in Sicherheit wägen kann'', sagt der Mann entschlossen.
Sein Profil ist für mich deutlich zu erkennen. Ehrlichkeit entspringt aus seiner markanten Brust.
''Das freut mich zu hören!'', antwortet der alte Widerling. ''Du wirst diese Stadt verlassen, um nach dem Drachen zu sehen und schlägst Alarm, sollte er hier erscheinen.''
Der machtvolle Ton in seiner Stimme spricht für sich.
''Deine Frau wird sich in meinen Gemächern zur Ruhe legen können. Dort ist es besonders sicher!'' Das schmierige Grinsen auf seinem Gesicht wirkt einschüchternd.
''Sämtliche weitere Männer werden anfangen einen Schutzwall um mein Haus im Osten der Stadt zu errichten. Ihr solltet innerhalb weniger Stunden fertig sein, denn bis dahin sollte das Festmahl, das eure Frauen bis dahin gekocht haben werden, auf dem Tische stehen.'' Er dreht seinen Fettbauch zur Seite und klopft sich nachdenklich mit seinen Fingern an das Kinn.
''Warum nur um ihr Haus?'', frage ich ihn gespielt verwundert, nachdem die Tür hinter dem bebrillten, selbstlosen und gebrochenen Mann ins Schloss fällt.
''Was geht dich das an, du versoffener Penner?'' Seine gerunzelte Stirn, unterstützt durch seine gekrümmte Augenbraue, bewirken in mir keine Emotionen, die der Einschüchterung nahekommen. Ich bin für ihn unverwundbar, mich verbindet nichts mit diesen Menschen. Meine schwarze Kutte mag alt sein, doch war einerseits warm und andererseits zu meinem Markenzeichen geworden. Beleidigungen dieser Art war ich wohl gewohnt.
Langsam erhebe ich meinen Kopf. Der helle Schein vor meinen Augen signalisiert es mir. Langsam verwandelt sich mein menschlicher Körper und mein schwarzer Umhang fällt zu Boden, unterhalb meiner schwarzen, meterlangen Drachenflügel.

 

Hallo Zech - ein herzliches Willkommen bei uns Wortkriegern. Schauen wir mal, ob dein Erstlingswerk was drauf hat!

Das dunkle Himmelszelt breitet sich über unseren Köpfen aus.

Der erste Satz in jeder Geschichte möchte etwas Besonderes sein. Er soll den Leser packen und zum Weiterlesen anregen - das hier ist ein Beispiel dafür, wie es nicht aussehen sollte. Der Satz ist eine langweilige Information, die man auch noch hinterfragen kann: Entsteht der Himmel gerade erst? Ich glaube schon, dass er bereits ne ganze Weile da ist. Die folgenden Sätze werden auch nicht besser - an sich ist das ja ein schöner Aufbau einer Grundstimmung, aber für den Anfang einer Geschichte eignet sich so etwas nicht - zumal der Text eh nicht besonders lang ist.

Mondes, der die grauen Wolkendecken zu schlucken scheint.

Das Bild funktioniert bei mir nicht. Der Mond wird höchstens durch Wolken verdeckt. Für mich hat es noch nie den Eindruck gemacht, als ob unser Trabant da oben so wirklich begierig auf Wolken ist. Entfernungstechnisch wäre das auch so eine Sache, meinst du nicht? Wenn der sich auf den Weg machen sollte um die Wolken zu fressen, haben wir hier auf der Erde bald ein gehöriges Problem mit dem Meeresspiegel. Ich könnte die Situation jetzt ins Alberne ziehen und fragen, ob der Mond vielleicht ein schwarzes Loch ist, aber das halte ich für eher unwahrscheinlich.

Meine braunen, eng gebundenen Wanderschuhe versinken im maroden Waldboden.

Die Informationen, dass seine Schuhe braun und eng angebunden sind, sind für den Verlauf der Handlung völlig irrelevant. Du könntest es auf die Wanderschuhe beschränken.

Des Weiteren:

Meine braunen, eng gebundenen Wanderschuhe versinken im maroden Waldboden. Gelegentlich treffen sie auf verwahrloste Astreste und ein eng vertrautes Knarzen ertönt.

Doppelt gemoppelt. Finde ein Synonym für "eng" und tausch's an einer Stelle aus, sonst könnte es passieren, dass dein Leser an dieser Stelle in der Zeile verrutscht. Wortwiederholungen können ein Stilmittel sein, aber an dieser Stelle funktioniert das nicht.

Ich blicke in mir ungeläufig erscheinende Gesichter. Angestrengte Gesichter. Weinende Gesichter. Gesichter, mit Hoffnung erfüllt

Hier geht's z.B. in Ordnung. Es ist zwar nicht hübsch, aber es ist ein Stilmittel.

''Ihr seid tatsächlich die einzigen Überlebenden?'', fragt der bärtige, alte Mann mit Nachdruck in die Runde.

Gab es davor schon ein Gespräch oder wieso sieht er sich gezwungen, die Leute mit Nachdruck anzusprechen? Die kommen gerade an und - so wie die Szene auf mich wirkt - ist das Letzte, was sie gerade brauchen können, ein herumkrakeelender alter Mann.

Wir befinden uns in einem hölzernen Haus.

Seit wann? Siehst du, das haben wir nicht mitbekommen. Wir wissen zwar, dass seine Schuhe braun und eng sind, aber ganze Teile der Handlung fehlen. Ich stelle mir gerade vor, dass der alte Mann die fragt, ob sie die einzigen Überlebenden sind, dann gehen alle schweigend in die Hütte und erst da wird ihm geantwortet.

Der Alte hatte uns mehr oder weniger freiwillig aufgenommen

Wann? Gerade eben? Schon vor einem Jahr? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß etwas über die Schuhe des Protagonisten.

Ein breit gebauter Mann mit Stupsnase und runder Brille erhebt sich

Siehst du, das finde ich in Ordnung. Hier zeichnest du innerhalb eines Satzes ein Bild über eine Figur, ohne mir die ganze Denkarbeit abzunehmen. Es bleibt genug Spielraum für meine eigene Fantasie, um die Person zu gestalten. Mehr Informationen braucht der Leser eigentlich nicht.

der Drache der dunklen Nacht hat unser gesamtes Dorf ausgelöscht – mit einem einzigen Atemzug.''

Böse-Kreatur-hat-einen-fies-klingenden-Namen-Klischee! Man muss ja wissen, dass man es mit etwas Bösem zu tun hat.

Die Zähne der jungen Frau hinter mir lassen furchterregende Geräusche ertönen.

Was? Sind die Zähne der jungen Frau eine progessive Jazzband oder was meinst du? Knirscht sie mit den Zähnen? Da kannst du ruhig deutlicher sein.

Sie zittert derart, dass sogar ihre grüne Pelzdecke, zum Umhang umfunktioniert, nicht in der Lage dazu ist, ihr vor Furcht erstarrtes Gesicht zu verdecken.

Sie ist ja auch kein Wellensittich, der man eine Decke über den Kopf geworfen hat, damit sie sich beruhigt. Sie trägt die Decke als Umhang und nicht als Kopfbedeckung. Die Formulierung in diesem Satz hakt. Außerdem würde ich mit einem Doppelpunkt aufhören, da du danach eine Beschreibung des Gesichts folgen lässt, obwohl wir ganz gut ohne zurecht kommen würden.

''Er… seine weißen Augen… vor meinem Gesicht.. ah…'' Sie scheint ihren Verstand zu verlieren, was ihr zu diesem Zeitpunkt wohl nicht zu verübeln ist.

Die Stelle ist unfreiwillig komisch. Für das, was da gerade passiert, fasst es der Protagonist viel zu selbstverständlich zusammen. Er tut ja gerade so, als wäre eine Geisteskrankheit nur eine Kleinigkeit, die man an- und abstellen kann, wann man will.

Einer Mutter, der ihr Kind genommen worden ist, ist nicht mehr zu helfen. Menschen sind erbärmliche Kreaturen. Nur auf sich selbst bedacht.

Die persönliche Aussage des Protagonisten ist an dieser Stelle unnötig und deplatziert.
"Pfah. Die Frau hat ihr Kind verloren. Was für eine Schnarchtante. Gerade eben habe ich noch gesagt, dass man es ihr nicht verübeln kann, wenn sie nach dem Erlebten den Verstand verliert und jetzt blicke ich auf sie herab, weil sie ihr Kind verloren hat. Die soll si ch mal nicht so anstellen!"
Erzählerisch inkonsistent!

Auch dieser Frau geht es in diesem Moment nicht um ihr Kind. Ich habe es gesehen. Sie hat es zurückgelassen, um den Fängen des pechschwarzen Drachen zu entgehen.

Warum hat er es nicht gerettet und nur daneben gestanden, wenn er es gesehen hat? Er ist keinen Deut besser. Das Verhalten ist in dieser Situation völlig normal - und wenn man dann wieder in der Lage ist, einen klaren Gedanken zu fassen, schlägt dir so eine Situation noch fester ins Gesicht, weil dir klar wird, was du gemacht hast, um deinen eigenen Arsch zu retten. Ich meine, was würdest du jetzt tun, wenn ein riesiger, schwarzer Drache bei dir am Fenster auftauchen würde? Du würdest sicherlich nicht erst bei allen anderen Bescheid sagen, sondern rennen wie ein Bekloppter. Das nennt sich Selbsterhaltungstrieb. Ist nicht nur bei Menschen vorhanden - Tiere sind in diesen Belangen nämlich noch viel grausamer: Die opfern das schwächste Glied, um zu flüchten.

Auch der alte Mann ist kein Bilderbuchsamariter. Es ist in seinen Augen deutlich zu erkennen.

Wie? Hat er sich "Ich bin kein Bilderbuchsamariter, bin machtgierig und geldgeil, außerdem lasse ich meine Frauen verhungern" auf die Iris tättowieren lassen? Außerdem kann er ja so schlecht nicht sein, immerhin hat er Fremde mit Decken versorgt und sie bei sich untergebracht.

Diese dreckigen Menschenseelen. Bis auf alle Enden dieser Zeit sollten sie von der nachtschwarzen Gotteskraft verfolgt werden.

Was ist denn der Protagonist für ein Arschloch? Ganz im Ernst. Bisher hat er mir nur erzählt, dass seine Schuhe braun und eng sind, dann hat er über andere geurteilt und scheint sich selbst auf ein Podest zu stellen. Er macht überhaupt nichts!

''Unsere Ressourcen sind leider stark begrenzt'', beginnt der Alte erneut

Er beginnt nicht erneut, er sagt das. Bis hierhin hat er nämlich nur gefragt, ob das alle Überlebenden sind und mehr nicht. Du tust gerade so, als hätte er pausenlos gelabert.

''Ich wäre bereit jedes Angebot einzugehen, insofern meine Frau sich in Sicherheit wägen kann'', sagt der Mann entschlossen.

Das klingt nicht entschlossen, sondern eher so, als hätte er nen Brief aufgesetzt. So spricht niemand. Schon gar nicht in so einer Situation.

Ehrlichkeit entspringt aus seiner markanten Brust.

Also wirklich, das ist der Autor, der mir die Charakterzüge seiner Figuren vorkaut. Das ist reines Tell. Zeig mir, dass er ehrlich ist und sags mir nicht. Show, dont tell. Woher soll dieser Charakter das alles wissen? Er scheint dort niemanden zu kennen, aber stellt hier ein psychologisches Profil nach dem anderen auf.

''Das freut mich zu hören!'', antwortet der alte Widerling.

Warum ist er jetzt auf einmal der alte Widerling? Sind wir bei der Bild? Meinst du, dass wir nicht im Stande sind, die Charaktere selbst zu entschlüsseln und daher ganz dringend Anweisungen brauchen, wer hier der Gute und wer der Schlechte ist?

''Du wirst diese Stadt verlassen, um nach dem Drachen zu sehen und schlägst Alarm, sollte er hier erscheinen.'

Was ist das denn für ein bescheuerter Plan? Der Drache kann fliegen. Wenn der Typ vor der Stadt steht und das Viech sieht, ist es schon fast da - selbst wenn er mitten im Wald steht, kann er nicht schneller in die Stadt rennen als der Drache hinfliegen kann.
"Leute! Der Drache kommt!" Der Typ schaut sich um. Die Häuser liegen in Trümmern und der Markt steht in Flammen. Überall liegen verkohlte Leichen. "Oh. Ihr habts schon selbst gemerkt."

''Sämtliche weitere Männer werden anfangen einen Schutzwall um mein Haus im Osten der Stadt zu errichten.

WOZU?! Wenn der Drache ein ganzes Dorf mit einem Atemzug vernichten kann, wird ein Wall aus Palisaden oder Steinen überhaupt nichts bringen. Wenn die diesen Vorschlag annehmen, sind sie genau so blöd wie der alte Sack.

''Was geht dich das an, du versoffener Penner?''

Ich zitiere aus einer meiner liebsten Fanfics: "WHAT THE HELL ARE YOU DOING YOU MOTHERFUKERS!"
Its Dumblydore all over again.

****

Die Geschichte ist schlecht. Sie hat ein Pacingproblem, schmückt die falschen Stellen und möchte so gerne Game of Thrones sein, was im Genaueren heißt, dass alles schlecht ist, jedem geht es mies und im Allgemeinen gibt es nur üble Menschen auf der Welt. Weißt du, warum das nicht gelingt? Du hast eine sehr genaue Vorstellung davon, wie wir den Text lesen sollen. Diese Figur da, die sollen wir mögen und den da drüben, den musst du hassen! Das wirkt nicht natürlich. Der Alte ist z.B. nur böse, weil du ihn böse haben möchtest - wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob er schon so angefangen hat. Ich glaube, du hattest etwas völlig anderes im Kopf, als du angefangen hast, die Geschichte zu schreiben - und das ist dann daraus geworden. An deiner Stelle würde ich die ganze Geschichte nochmal grundsätzlich überarbeiten, denn in dieser Form ist es ein reines Durcheinander.

Was den "Twist" angeht: Er hat sich angedeutet und erklärt, warum der Prot plötzlich anfängt, auf die Menschen zu schimpfen, obwohl zuvor noch davon gesprochen hat, dass die Angst sein ständiger Begleiter ist. Das ist auch inkonsistent und stützt meine These, dass diese Geshichte ursprünglich etwas völlig anderes werden sollte. Außerdem habe ich noch ein paar Fragen: Wo hat der Drache die Klamotten in seiner Größe her? Warum reist er mit dieser Menschengruppe? Wenn die aus einer Stadt kommen, wieso erkennt ihn dann keiner und warum macht das niemanden stutzig?

Das reicht jetzt aber auch mal. Mir hat die Geschichte leider gar nicht gefallen.

 

Hallo Zech,

und herzlich willkommen bei uns. :)

Ich liebe Drachen. Mit dem Titel hast du mich also schon mal.

Einzelne Sternenbildnisse erhellen den restlichen Teil der dunklen Materie, unterstützt durch das eindringliche Licht des Mondes, der die grauen Wolkendecken zu schlucken scheint.
Puhh, das ist aber schwulstig. Brauchst du das?

Meine braunen, eng gebundenen Wanderschuhe versinken im maroden Waldboden. Gelegentlich treffen sie auf verwahrloste Astreste und ein eng vertrautes Knarzen ertönt. Die Angst war seit Langem mein engster Vertrauter geworden.
Das sind mir viel zu viele Adjektive, die den Text unnötig aufblähen. Ich will wissen worum es geht, schneller voran kommen.
Die Widerholung von „eng vertrautes“ und „engster Vertrauter“ ist nicht schön.

Ich blicke in mir ungeläufig erscheinende Gesichter.
Was ist das für ein verschwurbelter Satz? Die Gesichter sind nur scheinbar unbekannt? Was willst du damit sagen? Dass bekannte Gesichter vor Angst und Sorge so entstellt sind, dass er sie kaum wieder erkennt?

Angestrengte Gesichter. Weinende Gesichter. Gesichter, mit Hoffnung erfüllt.
Hier würde ich mehr beschreiben. Beschreibe die alte Frau mit Blut und Dreck im Gesicht, die sich zittrig voranschleppt. Wie sieht Hoffnung in den gesichtern aus? Beschreibe es, anstatt es nur zu sagen.

Der Wald bricht an einigen Stellen auf und lässt das frontale Scheinwerferlicht der sich uns zeigenden Stadt hindurchscheinen.
Frontales Scheinwerferlicht? Da denke ich an ein Auto. Du meinst nur den Schein einer belebten Stadt, oder?

Gefundenes Fressen
Wer ist ein gefundenes Fressen? Der alte Mann für den Drachen? Erkennt der Prota jetzt schon, dass dieser eine gute Mahlzeit abgibt? Warum?

Weit aufgerissene Augen und Mund, aus dessen Winkeln ihre Mundflüssigkeit heraustropft.
Wer sagt denn Mundflüssigkeit?

Der leere Lappenumschlag
Hier auch. Lappenumschlag kenne ich nicht. Warum ist es nicht einfach ein Tuch?

Menschen sind erbärmliche Kreaturen.
Hier ahnt man, dass mit dem Prota etwas nicht stimmt. Zählt er sich nicht zu den Menschen? Das finde ich gut.

Auch der alte Mann ist kein Bilderbuchsamariter. Es ist in seinen Augen deutlich zu erkennen. Seine Geld- und Machtgier.
Das brauchst du nicht. Trau dem Leser zu, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Generell finde ich die ganze Szene mit dem alten Mann sehr überzeichnet. Der Mann ist dick und lässt seine Diener hungern. Denkt nur an sein eigenes Wohl und am natürlich will er sich auch noch alle Frauen nehmen, die einigermaßen frisch sind. Achja, unfreundlich ist er auch noch.

Die Idee und den Aufbau finde ich nicht schlecht. Aber du schreibst oft zu umständlich. Lies dir am besten laut vor, was du schreibst. Dann merkt man oft, was sich komisch anhört.

Mich würde die Gedankenwelt des Drachen mehr interessieren. Momentan bekommt man von seinen Gedanken und Gefühlen kaum etwas mit. Er berichtet nur. Im zweiten teil der Geschichte wird dies schon besser.
Warum hat er das Dorf vernichtet? Und warum läuft er immer noch mit den Flüchtenden mit?
Die Bösartigkeit des alten Mannes würde ich etwas subtiler gestalten. Vielleicht beobachtet der Drache eine Szene, die die anderen nicht mitbekommen?

Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen.

Viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
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@NWZed
Ich danke dir für deine Ehrlichkeit und Kritik.
Tatsächlich wusste ich nicht, in welche Richtung ich mit dieser Geschichte gehen sollte und bin mir größtenteils unklar bei gewissen Formulierungen.
Die Game of Thrones Referenz war nicht geplant - ich kenne die Story davon leider gar nicht.
Ich war relativ unzufrieden mit dem Plot, doch kann mir selber irgendwie keine eigene Kritik erteilen, deswegen tat dein Kommentar gerade sehr gut.
Das mit der genaueren Beschreibung der Charaktere, die dem Leser das Urteil über einzelne Charaktere verweigert, war anders gemeint. Aber gut zu wissen, dass es so aufgefasst wird, daran werde ich arbeiten.
Der Hauptcharakter hatte keine Tiefe, das hätte ich genauer bedenken sollen.
Ich werde mich wohl mehr in objektiven Beschreibungen üben und dem Leser mehr Spielraum zum Ergründen der Charaktere lassen, noch einmal danke!

@Nichtgeburtstagskind
Danke für deine Kritik.
Den Tipp mit dem Vorlesen werde ich wahrscheinlich öfter mal verwenden, da mir das meiste so nicht direkt auffällt.
Derartige Fragen, die du erwähnt hast, sollte ich vielleicht doch erst einmal klären - vielleicht war ich zu sehr darauf fokussiert, den Drachen in ihm nicht zu deutlich zu zeigen. Ich weiß es nicht genau.
Ich denke auch, dass sich mehr in meinem Kopf abgespielt hat, als dass ich aufgeschrieben habe. Auch dass sollte ich noch einmal überdenken.
Dankeschön.

 

Hi Zech,

auch von mir ein herzliches Willkommen.

Die meisten Sachen wurden oben bereits angesprochen. Ja, deine Geschichte hat Schwächen und die wurden dir nun aufgezeigt. Da du jedoch, wie viele hier, Anfänger im Schreiben von Kurzgeschichten bist (anhand des Textes gehe ich davon jetzt einfach mal aus), ist das ziemlich normal. Niemand wird mit der Fähigkeit geboren, verkaufsreife Texte zu schreiben. Selbst wenn ein Talent vorhanden ist, macht dies vielleicht 20% aus, im Gegensatz zu 80% harter Arbeit, Ehrgeiz und Durchhaltevermögen.
Dass die Reife deiner Texte noch nicht auf dem Level ist, um erfahrene Leser zu erreichen, ist also ganz normal.
Dein Job ist es jetzt zu verhindern, dass dies so bleibt.

Mir ist aufgefallen, dass dein Schreibstil darauf ausgelegt ist, eindringliche Bilder zu erschaffen. Mir gefällt das, aber leider hat diese Vorliebe auch einen Haken. Denn in einem Genre, indem Dinge, Gestalten und Elemente vorkommen, die wir aus dem realen Leben nicht kennen, ist alles davon abhängig, wie du dem Leser das Aussehen des Gegenstandes vermittelst. Natürlich weiß jeder, wie ein Drache aussieht, aber Drache ist nicht gleich Drache. Deshalb kommst du nicht drumherum, DEINEN Drachen, den DU DIR in DEINER Phantasie ausgemalt hast, zu beschreiben. Denn der Leser soll ja schließlich wissen, dass dein "Ungeheuer" vielleicht keine "Bestie" ist, dass er grün statt schwarz, groß wie ein Hochhaus oder klein wie ein Hund ist. Indem du viele Adjektive einschiebst, um diese Vorstellung zu ermöglichen, erzeugst du jedoch genau den Effekt, der diesen Prozess im Kopf des Lesers behindert.
Und genau da sind wir beim Punkt, denn mit das Schwierigste beim Werdegang zum Autor von guten Geschichten ist, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wann Informationen ausreichen und wann nicht. Zu wissen, an welcher Stelle du dein Publikum damit fütterst und zu welchem Zeitpunkt du es lieber sein lässt.

Das sind mir viel zu viele Adjektive, die den Text unnötig aufblähen. Ich will wissen worum es geht, schneller voran kommen.

Das ist ein Zitat von Nichtgeburtstagskind. Er hat Recht, wenn er sagt, dass du das Schuhwerk deines Protas zu aufwendig beschreibst. Denn die Farbe der Wanderschuhe und ihre enge Verschnürung, haben kein Gewicht in deiner Story. Dein Drache aber, um den es ja eigentlich geht, wird kaum bis wenig beschrieben. Der Star deiner KG ist daher nicht der Drache, sondern der alles unterdrückende Fettwanst.
Du merkst, da hat sich der Schwerpunkt in die falsche Richtung verschoben.

Vermutlich wirst du jetzt sagen: Schön und gut, was der Typ mir da erklären will... aber wie soll ich einen Drachen beschreiben, wenn ich dadurch meinen Twist zum Ende des Textes offenbare. JA, gutes Argument, denn erzählst du mir, dass der Drache mannsgroß ist, kannst du dir die Überraschung sofort sparen. Deshalb mein Vorschlag: entweder lass es mit dem Twist gleich sein, beschreibe von Anfang an aus der Sicht des Drachen, wie er sich unter die nichtsahnenden Menschen schleicht, was er denkt, was er für einen Plan verfolgt. Dabei hast du dann endlich die Möglichkeit, deinem Drachen Eigenschaften zuzuschreiben, die ihn individualisieren, ihn von all den anderen Drachen, die man aus Büchern, Filmen usw kennt, abheben. In einem Punkt muss ich Nichtgeburtstagskind nämlich widersprechen, wenn er sagt, dass er "schneller vorankommen will". Klar, jeder liest Texte auf seine Weise, das ist Geschmackssache, aber Geschichten sind eben nicht dazu da, um durch sie durch zu hetzen. Man sollte sich Zeit nehmen, sich auf sie einlassen, damit sie ihre Wirkung entfalten können. Deshalb solltest du nicht zögern, dir genauso viel Zeit beim Verfassen zu nehmen. Zumindest ist das meine Meinung, vermutlich hat Nichtgeburtstagskind es auch anders gemeint. Nimm dir also Zeit und beschreibe, wenn es denn angemessen ist. Sieht dein Drache die Welt in Form von Wärmesignaturen, kann er den Angstschweiß der Menschen riechen, hat er es auf Glänzendes abgesehen, oder liebt er einfach nur den Geschmack von verbranntem, menschlichen Fleisch?
Falls du nicht auf deinen Twist verzichten möchtest, dann verschiebe die Details nach hinten, zum Augenblick in dem er sich offenbart. Denn momentan lässt du den Leser komplett im Dunkel stehen und deine Geschichte endet. Verhindere also, dass ich am Ende einer Geschichte, in der es eigentlich um einen blutrünstigen Drachen geht, gar nichts von dem Drachen erfahren habe. Denn nicht nur ich möchte, sondern du als Autor ja schließlich auch, dass bleibender Eindruck von einer besonderen Kreatur hängenbleibt, anstatt von einem bierbäuchigen alten Mann, der die Frauen der Dorfbewohner "beglückt". Da fehlt etwas.

Lange Rede, kurzer Sinn: Achte darauf, was du wann ausführlich beschreibst und was nicht.


Das war's nun erst einmal von mir, ich hoffe ich habe nicht zu sehr in Rätseln gesprochen und konnte dir etwas weiterhelfen.


Gruß

Dave

 

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