Dosenpfand
Seit geraumer Zeit verfolge ich mit wechselnder Meinung, wie sich das Dosenpfand auswirken wird. Meistens dachte ich, dass die Einführung des Dosenpfandes eine, in der aktuellen wirtschaftlichen Lage eine unverantwortliche Tat ist.
Als ökologisch denkender Mensch gefiel mir jedoch der Gedanke an die vollständige Verbannung von Einwegverpackungen aus den Regalen, wie es auf einer deutschen Ferieninsel seit Jahren – ich habe vergessen, welche Insel es war und weiß auch nicht seit wann – aufgrund einer freiwilligen Verpflichtung aller Händler auf diesem Eiland ist. Die Ankündigung von Aldi, auf alle betroffenen Verpackungen – und die dazugehörigen Produkte – zu verzichten macht mir Mut.
Meine Lieblings-Hähnchenbräterei wollte auf Dosen verzichten, auch mein Döner-Mann streicht diese Waren aus seiner Karte. Auch wenn ich als tendenziell bequemer Mensch nicht wünsche jede Verpackung immer hin und her zu trage, würde ich mich an diesen Umstand gewöhnen, wenn es denn unbedingt notwendig ist.
Die letzten Tage des vergangenen Jahres (zweitausendzwo) habe ich mich tatsächlich auf die Einführung des Dosenpfandes gefreut.
In den ersten Tagen des neuen Jahres habe ich aufmerksam in die Regale geschaut und mit viel Freude bemerkt, dass in vielen Geschäften um mich herum die Einwegverpackungen aus den Regalen verschwanden. Meine Freude wurde erst kleiner, als ich im Supermarkt gegenüber ein Gespräch belauschte. Belauscht habe ich diese Unterhaltung freilich nicht, das war gar nicht nötig, denn es geschah genau vor meinen Augen und Ohren. Ich verfolgte also tatsächlich meinen ersten Pfanddosenkauf: „Hier diese Marken brauchen Sie, wenn sie das Pfand wieder haben wollen. Die Dosen können Sie auch mitbringen und hier entsorgen, müssen Sie aber nicht.“
Hatte ich da richtig gehört. Wenn ich die Dose ausgetrunken habe, dann bringe ich die Pfandmarken zurück, die Dosen aber nicht! Ja, aber wenn ich einmal eine Dose im Kühlschrank vergesse und die Pfandmarke zurückbringe, bevor ich die Dose tatsächlich getrunken habe. Oder, etwas mehr kriminelle Energie vorausgesetzt, was wäre, wenn ich direkt nach dem Kauf der Dosen noch im Laden, meiner Freundin die Pfandmarken übergebe um eben diese wieder einzulösen. Wie absurd dieser Gedanke ist, kann man leicht erkennen, wenn man weiß, dass ich keine Freundin habe, damit möchte ich nur unterstreichen, dass dieses arglistige Verbrechen von mir nicht durchgeführt oder geplant ist, sondern lediglich als theoretisches, geistiges Konstrukt vor mir liegt. Seit dieser Begegnung ist meine Euphorie dem Pragmatismus gewichen. Ich wache also mit Argusaugen über den Warenbestand aller umliegenden Supermärkte, Kioske und Imbissbuden.
Besonders aufgefallen ist mir, dass insbesondere Autobahnraststellen auf Mehrwegverpackungen verzichten. Wahrscheinlich wegen der geringen Wahrscheinlichkeit, dass Autofahrer nach dem Leeren der Getränkedosen um Rastplatz zurückfahren um das „Leergut“ zurück zu bringen. Damit erhöhen die Rastplätze den Preis für Einwegverpackungswaren einfach um 25 Cent. Die Dose bleibt auf der Strecke.
Den ökologischen Wert des Dosenpfandes bewerte ich inzwischen als schlecht.
Die aktuelle wirtschaftliche Situation vieler Einzelhandelsunternehmen ist so bedrückend, dass nach der Euroumstellung und der Einführung des Dosenpfandes und der nächsten Stufe der Ökosteuer, wieder eine neue Pleitewelle über unsere Republik hereinbrechen wird. Aber - Ist das schlecht? Nein. Die Säuberung der Einzelhandelslandschaft um eben jene „Tante-Emma-Läden“, sowie den Geschäften in strukturschwachen Gebieten ermöglicht ganz neue Möglichkeiten.
Die mir unverständlichen Ladenöffnungszeiten, die wegen eben dieser Geschäfte in den letzten 20 Jahren nur sehr langsam liberalisiert wurden, können jetzt auf einen Schlag frei gegeben werden.
Ein Hoch auf das Dosenpfand!