Dir wird es dort sehr gutgehen!
Sie spürte am Abend immer noch die Ohrfeige. Die Wange brannte und ihr Kiefer schmerzte. Für was? Sie wollte einfach nur ein Glas Wasser. Ein stinknormales, einfaches Glas Leitungswasser. Wo ist nur meine Tochter? Wollte sie mich nicht bald besuchen? Ich muss ihr erzählen, was die hier mit mir tun. Tochter, wo bist Du? Sagtest Du mir nicht, hier würde es mir gut gehen? Wo sind die lieben Menschen, die mit mir zusammen essen, Karten spielen und spazieren gehen? Und warum bin ich hier an das Bett gebunden worden? Ich habe nur ein einziges mal ein wenig Urin im Gang verloren, weil ich es nicht mehr halten konnte. Diese Pflegerin...oh mein Gott, Tochter, wo bist Du? Die Pflegerin riecht nach altem Schweiss. Das merke ich, denn wenn sie mich immer brutal zur Seite rollt, um das Laken abzuziehen, kommt sie ganz nah an mich heran. Viel näher als Du es jemals getan hast, Tochter. Sie zischt dann immer so böse Worte. Gut, dass ich sie nicht verstehe. Ich stelle mir dann immer vor, sie würde sagen, dass sie mich liebt. Und dass es nicht die Pflegerin ist, sondern Du, meine Tochter. Wo bist Du nur? Bald wird es dunkel. Ich habe Angst davor, Durst zu bekommen. Bis morgen früh werde ich es schon schaffen. Vielleicht schlägt sie mir diesesmal nur gegen meine Beine. Ich weiß, sie sind blau. Ich muss es mir ja nicht ansehen, kann es ja auch nicht mehr. Vielleicht brüllt sie auch nur. Vielleicht. Vielleicht kommst Du bald mal wieder zu Besuch, Tochter. Wie magst Du wohl heute aussehen? Wie gross wohl meine Enkelkinder schon sind? Ich bin naß, ich spüre es. Und rieche es. Oh mein Gott, es wird hoffentlich nicht so weh tun. Nimm die Beine, bitte. Nicht wieder das Gesicht, ich flehe Dich an....!