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Dino Drache wohnt nicht in Afrika
Ganz leise klopft es an der Tür. Leon läuft zur Tür und macht auf. Neugierig schaut er auf das kleine grüne Tier, das vor seiner Tür sitzt: „Guten Tag. Ich bin der Leon. Und wer bist du?“ „Ich bin Dino – Dino Drache,“ antwortet der Besucher.
Leon kennt sich schon gut aus mit Dinos. Und mit Drachen. Alle wohnen in Afrika. Das hat ihm seine Mama erzählt. Und darum hat er abends, wenn er ins Bett geht, auch keine Angst mehr. Nicht vor Dinos. Und auch nicht vor Drachen. Denn Afrika, das weiß Leon, das ist ganz weit weg. Aber von einem Dino Drachen hat er noch nicht gehört.
Doch der kleine Besucher sieht sehr nett aus – und darum lässt Leon ihn auch in seine Wohnung. „Wo kommst du denn her Dino Drache? Weißt du, du bist hier in Deutschland. Und wenn du ein Drache bist, müsstest du eigentlich in Afrika sein. Und wenn du ein Dino bist, müsstest du auch in Afrika sein. Und hier ist nicht Afrika. Und das ist ganz weit weg. Hast du dich verlaufen?,“ fragt Leon seinen Gast.
Der Dino Drache überlegt einen Moment und schaut sich sorgfältig in Leons Zimmer um. Er sieht das schöne Spielzeug und nimmt Leons neue Lokomotive in die Hand. „Wohnt die Lokomotive auch in Afrika?“, fragt Dino Drache.
Leon ist verwirrt. Wieso sollte seine Lokomotive in Afrika wohnen? Das ist doch seine Lokomotive. „Nein, die Lokomotive wohnt bei mir. Die hat mir der Weihnachtsmann mitgebracht. Und die wohnt jetzt in meinem Zimmer. Aber Du – Du bist doch ein ... ein Dino. Oder ein Drache. Du musst doch in Afrika wohnen.“
Dino Drache lächelt leise vor sich hin und guckt sich weiter in Leons Zimmer um. Auf Leons Bett sieht er einen kleinen Hasen sitzen. „Und was ist mit dem Hasen?,“ will Dino Drache wissen. „Wohnt der Hase denn auch in Afrika?“
Dino Drache ist wirklich komisch, denkt Leon. Der weiß ja gar nichts. „Natürlich wohnt Lulu nicht in Afrika,“ antwortet Leon. „Lulu ist mein Hase – und der wohnt doch in meinem Bett. Du weißt ja wirklich gar nichts. Lulu muss doch abends auf mich aufpassen. Hast Du in Afrika denn keinen kleinen Hasen in Deinem Bett der abends auf Dich aufpasst? Und wieso bist Du nicht in Afrika?“
Leon hat plötzlich viele Fragen. Aber Dino Drache scheint ihn nicht wirklich zu verstehen. Denn er antwortet gar nicht auf seine Fragen. Vielleicht sprechen Dino Drachen aus Afrika ja auch gar nicht so gut deutsch? Oder ... ? „Wieso bist Du denn jetzt nicht in Afrika, Dino Drache?“ fragt Leon noch mal.
Doch Dino Drache lächelt wieder nur. „Deine Lokomotive darf bei Dir im Zimmer wohnen. Und Dein Hase Lulu darf sogar auf Deinem Bett wohnen. Warum sollen denn alle Dinos und alle Drachen in Afrika wohnen? Das ist doch fürchterlich weit weg,“ überlegt Dino Drache.
Leon hat es gewusst. Dino Drache hat einfach keine Ahnung. Leons Mama weiß es. Leons Papa auch. Und sogar Leons kleine Schwester Hannah sagt immer „Dino wohnen in Affika“. Sie meint natürlich Afrika. Aber Hannah ist ja noch klein. Nur Dino Drache hat wirklich keine Ahnung.
Na gut, denkt Leon. Dann muss ich es ihm wohl erklären. „Also Dinos sind sehr groß. Und Drachen auch. Und sie sehen ganz fürchterlich aus. Und sind sehr stark. Und sehr gefährlich. Und wenn sie keine Babys mehr sind, sind sie auch ganz gefährlich. Und darum wohnen sie in Afrika. Weil das ganz weit weg ist. Und weil sie mir dann nichts tun können. Und weil ich dann abends beim Einschlafen auch niemals Angst haben muss. Lulu, mein Hase ist nämlich viel zu klein um gegen Dinos und Drachen zu kämpfen. Und ich auch. Und meine Mama und mein Papa auch. Aber wir brauchen ja auch gar nicht mit Dinos und Drachen kämpfen. Weil die nämlich in Afrika wohnen. Und das ist ganz weit weg.“
Jetzt lächelt Dino Drache plötzlich gar nicht mehr, sondern guckt ganz traurig. Er wirkt plötzlich noch viel kleiner und seine grüne Farbe wird ganz blass. „Ja, wenn das so ist dann muss ich wohl nach Afrika gehen,“ sagte er und geht zurück zur Tür.
Leon ist wieder verwirrt. Er dachte Dino Drache würde sein Freund werden. Aber irgendwas hat er wohl falsch gemacht. Er überlegt. Und überlegt. Aber er weiß nicht, warum Dino Drache jetzt so traurig ist. Und warum er nicht sein Freund sein will.
„Halt. Dino Drache, geh doch nicht weg. Warum bist du denn jetzt so traurig? Ich wollte doch nur wissen wo du wohnst. Und wieso du jetzt hier bist. Hast du dich verlaufen? Ich kann Dir doch helfen,“ ruft Leon dem kleinen Dino Drachen hinterher.
Dino Drache steht schon im Treppenhaus. Er guckt jetzt nicht mehr ganz so traurig und kommt langsam wieder in Leons Zimmer zurück. „Du bist ein kleiner Junge, Leon. Und Du hast Angst vor Drachen. Und vor Dinos. Und ich bin ein Dino Drache – ein bisschen Dino und ein bisschen Drache. Und wenn alle Dinos und Drachen Dir Angst machen, dann muss ich wohl nach Afrika. Ganz weit weg, damit Du keine Angst vor mir haben musst.“
Leon überlegt. Dino Drache sieht gar nicht gefährlich aus. Und auch gar nicht groß. Und kämpfen wollte er auch nicht mit Leon. Vielleicht sind ja gar nicht alle Dinos gefährlich. Und auch nicht alle Drachen. Und wenn sie gar nicht gefährlich sind, dann brauchen sie ja auch gar nicht in Afrika wohnen.
Dino Drache ist ein bisschen schwer zu verstehen. Und er beantwortet auch nicht alle Fragen immer sofort, die Leon hat. Aber er ist ein echter Dino Drache. Und sehr klein. Und sehr nett.
„Willst Du nicht mein Freund sein Dino Drache? Du darfst auch in meinem Zimmer wohnen. Und wenn Du willst auch in meinem Bett,“ fragte Leon jetzt ganz schüchtern.
Und der Dino Drache lächelt über sein ganzes Gesicht und krabbelt in Leons Bett.
