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Dimitris Geschenk

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23.02.2013
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Dimitris Geschenk

Die Haare sind platt gedrückt, kleben an meiner schweißnassen Stirn. Unter der Strumpfmaske kratzt es, und ich bekomme schlecht Luft. Aber diese Probleme sind sekundär. Primär ist unsere Mission: Rettet Rudi.
Sergej hat seine Strumpfmaske nur bis über die Nase gestülpt und zieht an dem Joint, inhaliert tief und fragt mit piepsig kratziger Stimme: „Will jemand?“
Dann bläst er den Rauch gen Halbmond.
„Nein“, antworte ich, „wenn du meinst, du müsstest dich jetzt zudröhnen, schön und gut, aber ich muss mich konzentrieren. Wenn alles glatt läuft, können wir feiern.“
Flo sagt: „Ja, Mann, mach den jetzt mal aus. Wir riskieren hier echt unsere Ärsche.“
Ich sitze im Gras, den Rücken an den Bauzaun gelehnt. Neben mir hocken Sergej und Flo.
Sie wollen mich bei dieser Mission unterstützen. Nicht etwa, weil ihnen Rudi was bedeutet, nein, sie wollen mir imponieren. Sex hatte ich bereits mit beiden. Mit Sergej war ich schon oft im Bett. Das eine Mal mit Flo zähle ich eher als Trunkenheit beim Verkehr. Sergej hat nun mal den Größeren. Es kommt auf die Technik an, ist doch bloß eine Notlüge für Männer mit kleinen Schwänzen.
Auch ich stülpe die Maske so weit nach oben, bis mein Mund frei liegt, um deutlicher sprechen zu können.
„So“, sage ich, „alles wie besprochen. Bereit?“ Beide nicken. Bei Sergej sieht es allerdings so aus, als hätte er gegen Sekundenschlaf anzukämpfen. „Das Wichtigste: seid still. Es braucht bloß eines der Tiere anfangen zu kreischen, und schon sind diese Bastarde zur Stelle. Kapiert?“
„Ja.“
„Voll klar.“
„Gut, dann los.“
Wir richten uns auf. Flo hebt den Bauzaun aus seinem Betonklotz und zieht ihn ein Stück zurück. Wir schlüpfen hindurch, gehen auf die Knie und krabbeln an den Käfigen entlang. Hinter mir müht sich Flo mit dem Bollerwagen ab. Er stützt sich mit einer Hand ab; mit der anderen hält er den Griff umklammert. Zwei Flutlichter tauchen den Platz in künstliches Licht.
Ein diabolischer Gestank nach Stroh, Urin und Kot dringt durch den Stoff der Maske. Vor uns liegt eine riesige Pfütze. Meine Jeans saugt sich mit dem Dreckwasser voll, und zwischen meinen Fingern quillt der Matsch hervor. Es ist widerlich. Ich höre das Schnarchen der Tiger im Käfig über uns.
Euch hole ich beim nächsten Besuch, sage ich zu mir, obwohl ich weiß, wie verrückt das ist.
Alles läuft nach Plan, bis …
Kichern.
„Was ist so komisch?“, zische ich nach vorne, wo Sergej krabbelt.
„Ach nichts“, sagt er, bemüht, sich weiteres Gekicher zu verkneifen. „Hatte nur gerade so ´ne Vorstellung.“
„Schluss damit, klar?“
Er antwortet nicht, sondern presst sich die schlammige Hand auf den Mund, um nicht lauthals in Gelächter auszubrechen.
Wir warten kurz und krabbeln im Gänsemarsch weiter. Ich kann den Käfig schon sehen.
Dann höre ich, wie eine Tür auf und wieder zugemacht wird. Ich erstarre.
„Los, ab unter den Wagen“, sagt Flo. Wir legen uns auf den Bauch, wodurch sich mein schwarzer Pulli ebenfalls mit Wasser vollsaugt. Dann rollen wir uns unter den Wagen. Sogar Sergej bringt das fertig.
Am Kopfende des kleinen Bauwagens sehe ich Stiefel durch den Matsch waten. Sie bleiben stehen. Danach höre ich es plätschern. Ein feiner Strahl landet vor den Stiefeln.
Haben die hier keine Toiletten?
Von einer dunklen Eingebung erfasst, schaue ich rüber zu Sergej, der sich diesmal beide Hände vor den Mund gepresst hält. Am liebsten würde ich ihn mit einem Psst! ermahnen. Aber dieses Risiko kann ich nicht eingehen. Der Strahl ebbt ab. Dann kommt doch noch was. Pause. Und noch ein Spruz. Längere Pause. Dann geht es nochmal kurz weiter, und Sergejs Lachen platzt durch seine Hände hindurch. Der Strahl bricht abrupt ab, und der Reißverschluss wird zugezogen. Sergej hat die Hände zurück auf den Mund geschlagen, aber das Lachen war unüberhörbar.
Die Stiefel entfernen sich ein Stück vom Wagen.
„Wo seid ihr?“, fragt eine tiefe Männerstimme. „Kommt raus, verdammt.“
Dann verschwinden die Stiefel wieder.
„Wir müssen hier weg“, sagt Flo, während Sergej in sich hineinkichert. „Weg hier, sofort.“
„Wartet“, sage ich.
„Wieso?“, fragt er verdutzt. „Lass uns rennen. Jetzt!“
„Nein.“
„Warum? So ein Schwachsinn.“
Dieses verdammte Gekicher.
„Haltet beide die Fresse, und lasst mich nachdenken!“, zische ich sie an.
Ich höre Stimmen; Türen, die aufgeschlagen werden. Die Tiere werden wach und beginnen zu toben. Ich komme mir vor wie in einem Alptraum, in dem ich allein durch einen Dschungel haste, auf der Flucht vor wilden Tieren und kannibalistischen Eingeborenen.
Was ist das für eine Sprache? Rumänisch? Ukrainisch?
Ich muss an Rudi denken. An die Tränen, die er schon vergossen hat und noch vergießen wird. Affen weinen wie Menschen.
Die beiden halten die Klappe. Ich schließe die Augen, schlage sie aber sofort wieder auf, als ich Sergejs Schrei höre.
Ein Tiger kommt zu uns heruntergekrabbelt. Er ist auf Sergejs Höhe und fährt die Krallen nach ihm aus, verfehlt knapp. Auch ich kreische. Wir reagieren schnell, rollen uns auf der entgegengesetzten Seite wieder hervor und springen auf.
Drei Männer und eine Frau bauen sich vor uns auf.
„Fuck!“, schreit Sergej. „Was soll das? Wollt ihr uns umbringen?“
Das möchte ich auch gern wissen, aber ich bin stumm und erstarrt. Ein vor Schreck emotionsloser Klotz.
„Halt´s Maul“, sagt ein muskelbepackter Zwerg. Er zieht uns nacheinander die Masken vom Kopf und wirft sie in den Dreck. Ich glaube, das ist die Stimme, die uns entdeckt hat. Ich schaue auf seine Stiefel, die das bestätigen. Er betrachtet den Bollerwagen, dann wieder uns. „Was wollt ihr hier?“
„Wir wollten euren Affen klauen“, posaunt es Sergej heraus. „Ihr verfickten Tierquäler.“
Der Muskelzwerg schmunzelt, während die andern beiden Männer lachen. Sie sind beide etwa zwei Köpfe größer als Muskelzwerg, glatzköpfig, könnten Brüder sein.
„Was war das gerade für ein Tier? Ein prähistorisches Ungeheuer? Ein Scheiß-Säbelzahntiger? Was soll das?“
Ich weiß nicht, was Sergej damit meint. Wahrscheinlich nur eine kleine Halluzination. Aber eines weiß ich: er sollte besser das tun, was ihm Muskelzwerg geraten hat und das Maul halten.
Ich sehe zu Flo rüber. Er wirkt apathisch, stammelt etwas, dass sich wie Mähne anhört. Immer wieder dieses Wort: Mähne.
Der eine redet von prähistorischen Monstern, der andere faselt etwas von einer Mähne. Als wäre ich nicht so schon verwirrt genug.
Ich inspiziere die Gesichter der Fremden. Sie sind blass. Aber in diesem Licht ist alles blass. Doch dann konzentriere ich mich auf das Lächeln der Frau. Sie ist eine typische Zigeunerbraut. Krisseliges, schwarzes Haar, klobige Goldohrringe und …
Spitze Zähne. Wie zu Pfeilspitzen gefeilt. Mir ist nun klar, dass es nicht Mähne war, was er da von sich gab.
Diesmal kreischt Flo laut auf, als der Tiger um die Ecke kommt. Nun verstehe ich auch, was Sergej mit Säbelzahntiger meinte. Unter dem Wagen, in all der Dunkelheit und Hektik, hatte ich die ellenlangen Eckzähne gar nicht bemerkt. Erst denke ich, der Tiger würde uns unmittelbar anspringen, aber dann kommt ein Mann um die Ecke des Wagens gelaufen, der eine Leine in der Hand hält.
„Guten Abend meine lieben Gäste.“ Er sieht auf sein linkes Handgelenk, wo sich allerdings keine Uhr befindet. „Oder sollte ich besser guten Morgen sagen? Egal. Willkommen im Zirkus Kundus.“
Der Tiger starrt uns bloß an. Und ich starre zurück. Sein Blick sagt mir, dass er hungrig ist.
„Hören Sie“, sagt Sergej, an den Neuen gewandt, „Wir können die Sache doch sicher anders regeln. Mein Vater hat seine eigene Firma, hat viel Asche, vielleicht könnte er dem Zirkus ja eine kleine Spende zukommen lassen.“
„Meinst du, wir sind auf Spenden angewiesen, du arroganter Pisser“, fährt Muskelzwerg ihn an.
„Hey, pass auf, wie du mich nennst.“ Sergej steuert mit erhobenem Zeigefinger auf ihn zu. Als er in Reichweite ist, packt sich der Kleine den Finger und knickt ihn um hundertachtzig Grad nach hinten.
Sergej reißt den Kopf in den Nacken und schreit laut auf. Die Tiere stimmen freudig mit ein. Leider wird das niemand hören, da der Zirkus auf einer abgelegenen Wiese gastiert, flankiert von einem Waldstück und einem kleinen Flughafen für Sportflieger, knapp einen Kilometer von der Stadt entfernt.
Muskelzwerg lässt den Finger los und Sergej fällt zu Boden. Er hört nicht mehr auf zu schreien. Flo will sich nach Sergej bücken, doch in der Bewegung rammt ihm einer der Glatzen das Knie ins Gesicht. Kurz darauf liegt er neben Sergej und hält sich die Nase.
„Mein Name ist übrigens Dimitri“, sagt der mit dem mutierten Tiger an der Leine. „Ich würde sie gerne bitten, mit in mein Zelt zu kommen. Ich verspreche Ihnen eine kleine Extravorstellung, um Ihnen zu beweisen, dass es unseren Tieren einfach hervorragend geht.“
Seine Stimme ist ruhig und klar, völlig unbeeindruckt von den Geschehnissen.

„Ein toller Name“, sagt Dimitri. „Ich glaube, ich habe schon einmal ein Mädchen geliebt, das so hieß. Aber nur für eine Nacht. Länger lieben wird schnell langweilig.“
Er steht vor mir, sieht auf mich herab. Unter seiner aufgesetzten Freundlichkeit ist nur Schwarz.
Schwarz wie seine Lackschuhe. Schwarz wie seine Hose. Schwarz wie seine Augen. Als würden Oliven in den Höhlen stecken.
Sein Jackett ist dunkelblau. Darunter trägt er ein weißes Unterhemd.
„Außer natürlich Emilia. Sie zu lieben, ist wie eine Reise. Eine Reise zum Strand mit Ausblick auf die Weite des Meeres, doch mit der Ruine eines alten Hotels im Nacken. Weißt du, was ich meine?“
Er zieht sie an sich und fährt mit seiner Zunge über ihr Kinn bis hoch zu ihren geschlossenen Lippen. Dabei bleibt ihr Gesicht absolut emotionslos.
Die Manege wird von mehreren Scheinwerfern ausgeleuchtet, die extra für uns und unsere Sondervorstellung brennen. Die Zuschauerränge sind absolut dunkel.
„Emilia, Schatz, kannst du unseren Freund Rudi holen? Nur wegen ihm sind unsere Gäste doch hier.“
Sergej und Flo stöhnen. Auf Grund ihres Geschreis haben Dimitris Handlanger sie geknebelt. Mich jedoch nicht. Mir fehlt ohnehin die Luft, um zu schreien. Es kommt mir so vor, als würden die einzelnen Scheinwerfer flackern. Emilia drückt die Zeltplane beiseite und schlüpft durch den Spalt. Hinter ihr, an der Leine, trottet Rudi hinein. Er hat ebenfalls lange Eckzähne und noch dazu Fledermausflügel, mit denen er versucht abzuheben. Aber es gelingt ihm nicht. Die Lichter werden dunkler, und gehen schließlich ganz aus.

Ich spüre ein leichtes Tätscheln an meiner rechten Wange.
„Schätzchen, Zeit zum Aufstehen. Die Sonne wird bereits in einer Stunde aufgehen, und wir haben hier noch eine Show abzuliefern, bevor um zehn die nächste Vorstellung beginnt.
„Was?“ Als ich in sein Gesicht sehe, weiß ich wieder, was los ist. „Was wollen Sie?“, frage ich, endlich wieder fähig, einen Ton von mir zu geben.
„Ich? Ich bin ein sehr selbstloses Wesen. Ich will nichts. Aber meine Freunde wollen etwas.“ Er deutet auf den Säbelzahntiger und auf Rudi. „Blut.“
Ich atme tief durch. „Lassen Sie uns gehen, ja?“
„Tut mir leid.“
Jetzt laufen mir warme Tränen über die Wangen.
Rudi schreit wie am Spieß. Auch der Tiger beginnt langsam nervös zu knurren.
„Aber ich will dir eine Chance geben“, sagt er.
Ich winde meine Hände in der Schlaufe des Seils. Doch es tut sich nichts, außer, dass sich meine Haut aufschürft.
„Das hier wird jetzt so eine Art - ähm - Bewerbungsgespräch, wie ihr das nennt.“ Überaffektiert wedelt er mit seinen Händen herum. „Kannst du irgendwas, Schätzchen?“
„Ich weiß nicht, was Sie meinen.“
„Kannst du irgendwas? Egal was.“
„Ja.“
„Was? Erzähl´s mir.“
„Ich weiß nicht, was ich Ihnen erzählen soll.“
„Emilia, meine Liebe, sie glaubt tatsächlich, sie könne nichts“, sagt er, mit einem Schmollmund an sie gewandt. „Wir müssen ihr wohl auf die Sprünge helfen. Gib Rudi mal ´ne Kostprobe von diesem Leckerbissen da.“
Er zeigt auf Flo, dessen Stöhnen lauter wird.
Emilia führt Rudi zu dem Stuhl, an dem Flo gefesselt ist. Die mickrigen Flügel flattern auf und ab. Als die Entfernung stimmt, springt Rudi Flo ins Gesicht und beißt zu. Ich sehe es, aber schlimmer ist das Geräusch. Brechende Knochen, reißendes Fleisch.
Emilia zieht ihn wieder von Flo herunter, und dort, wo mal Flos Nase war, klafft jetzt ein blutiges Loch. Der Affe kaut vergnügt.
„Was kannst du?“
Die Lichter werden wieder dunkler, flackern aber gleich wieder auf.
„Ich kann gut rechnen.“
„Das interessiert mich nicht. Ich meine, was kannst du, was für den Zirkus eine Bedeutung hätte. Könntest du eine Show liefern?“
„Ich weiß nicht. Ich …“
„Emilia, gib ihm mehr.“
„Nein! Nein! Ich kann was!“
Immer mehr Blut sickert aus der Wunde, tränkt das Tuch, mit dem ihm der Mund verbunden wurde.
„Dann sag es mir.“
Ich lasse den Blick in der Manege schweifen. Betrachte verschiedene Requisiten. Ein Seil. Eine kleine Kiste. Ich sehe hoch zum fliegenden Trapez, und als ich wieder nach unten blicke, sehe ich das Einrad, das auf den Dielen der kleinen Bühne liegt.
„Da! Das Einrad. Ich kann damit fahren.“
„Ehrlich? Na, dann zeig mal, was du drauf hast.“ Sein Grinsen füllt beinah das ganze Gesicht aus. „Wir machen ein Spiel daraus. Immer, wenn du fallen solltest, darf einer meiner Freunde von einem deiner Freunde naschen, okay? Stellst du dich geschickt an, dürfen sie leben.“
Er bindet mich los. Ich versuche mich aufzurichten, falle aber zurück in den Stuhl.
„Brauchst du etwas Wasser, Kleine?“, fragt Emilia.
„Nein.“ Ich bin durstig, aber bevor ich mir von ihr ein Wasser bringen lasse, verdurste ich lieber.
Ich versuche es erneut, und diesmal klappt es. Es kommt mir vor, als würde ich auf vertikal stehenden Streichhölzern gehen, immer das Einrad im Fokus. Ich hebe es auf.
Du warst mal gut, sage ich zu mir. Du warst mal Kreissiegerin. Aber hier ging es nicht um einen blöden Pokal.
Ich setze mich auf, versuche die Balance zu finden und beginne zu treten. Fest fixiere ich den Boden vor mir, stets konzentriert. Nur Rudis ständiges Gebrüll lenkt mich ab. Es hört sich fast menschlich an.
„Mach mal eine Drehung“, sagt Dimitri. Seine Worte lassen mich zusammenfahren.
Das Rad macht einen Satz nach vorne, und ich knalle mit Rücken und Hinterkopf auf die Bretter.
Durch den Tränenschleier wirkt alles verschwommen. Blasse, lachende Gesichter tauchen in den dunklen Zuschauerreihen auf.
„Lass Valko als erstes fressen. Er wird immer stinkig, wenn er nicht als erstes bedient wird.“
Danach dumpfe Schmerzensschreie und wieder das Geräusch von reißendem Fleisch.
Ich wische mir die Tränen aus den Augen und sehe, wie sich Valko, der Säbelzahntiger, mit den Vorderpfoten auf Sergejs Schoß stützt und seinen Magen aushöhlt. Mir wird kalt und schlecht. Ich kotze einen Schwall warme Brühe, spucke die kaum verdauten Überreste aus.
Ein Stück von Sergejs Darm ist um Valkos Hals gewickelt. Sergej schreit nicht mehr, seine Augen sind absolut leer.
Dieses schmatzende Geräusch lässt mich erneut würgen, aber es kommt nur Galle meine Speiseröhre hochgestiegen.
„Komm hoch“, sagt Dimitri. „Ich möchte noch mehr sehen.“
Alles noch mal auf Anfang. Ich setzte mich auf das Rad und strample los. Immer auf einen Punkt vor mir auf dem Boden fixiert. Rudi schreit wieder wie verrückt.
Es klingt, als würde er meinen Namen kreischen. Lena! Lena! Lena!
Ich steuere auf die Wand am linken Ende der Bühne zu, gehe in mich, blende alles aus. Stille. Dann vollziehe ich eine Drehung.
Dimitri klatscht wild in die Hände. „Prima. Zugabe! Zugabe!“
Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Sergejs Stuhl mit ihm nach hinten gekippt ist. Valko kaut an seinem Gesicht herum. Ich muss die Augen zusammenkneifen und …
Stürze. Das Fallen kommt mir unendlich lang vor. Als ich erneut auf den Rücken aufschlage, beiße ich mir auf die Unterlippe und ein kupfriger Geschmack breitet sich aus.
„Emilia, Schatz, nun lasse auch Rudi weiter kosten.“
„Nein“, flehe ich. „Nein! Nein!“
Ich blicke auf. Emilia lässt die Leine los, und Rudi stürzt sich kreischend auf Flos Gesicht. Er beginnt, weiter am blutigen Loch herumzunagen.
Von Geisterhand wird das Licht erneut gedimmt. Müde, ich bin so verdammt müde.
„Hey!“ Dimitris Aufschrei holt mich zurück in die Hölle. Er wartet kurz ab, bis ich wieder voll da bin. „Aber ich habe gute Neuigkeiten für dich, Lena. Ich mag deine Augen, dieses besondere Funkeln. Ich werde dich nicht töten.“
Er kommt näher auf mich zu. Ich höre keinen seiner Schritte, kein Knarren der Dielen. Er muss über den Boden gleiten; absolut schwerelos.
„Du hast Talent. Weißt du, beim Zirkus ist es von Bedeutung, dass man auch in äußersten Stresssituationen Haltung bewahrt. Das hast du eben bewiesen. Ich möchte dich dabei haben, dich als vollwertiges Mitglied im Zirkus Kundus, den wohl ältesten Wanderzirkus der Welt, willkommen heißen. Nun bist du bereit, mein Geschenk zu empfangen.“
Er beugt sich über mich. Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, so dass ich seinen Atem riechen kann. Er riecht nach Zahnpasta, die jedoch die feine Note der Verwesung nicht überdecken kann.
„Natürlich hast du noch viel Übung nötig, aber wir haben ja nun eine Ewigkeit Zeit, nicht wahr? Ich möchte jetzt deinen Nacken küssen. Halt bitte still. Du brauchst jetzt keine Angst mehr zu haben.“
Er beugt sich noch weiter über mich, leckt mit seiner kalten, rauen Zunge über meinen Hals und …
Beißt zu. Eine Welle der Lust durchströmt mich, kurz darauf …
Nichts. Black out.

 

Hallo Hacke

Ich war gespannt, wie sich eine Tierbefreiungsaktion in dieser Rubrik einfügt. Zu lesen war es mir flüssig, doch wirkliche Spannung kam mir dabei nicht auf, wenngleich ich es über weite Strecken durchaus unterhaltsam fand.
Bis zu den Szenen in der Manege hätte es mir auch in einer andern Rubrik vorstellen können. Dies ist insofern keine negative Wertung, da ich denke, dass der Schrecken sich oft am heftigsten darstellt, wenn er unerwartet und in einer betulichen Handlung auftritt. Hier war mir der Übergang in der Rahmenhandlung allerdings etwas krass. Ein Zirkus, in dem sowohl Menschen wie auch Tiere Vampire sind, finde ich zwar eine drollige Idee, aber es kam für mein Empfinden nicht so recht zum Tragen. Das Blutrünstige an sich erzeugt mir weder Schrecken noch Freude, aber das ist wahrscheinlich mein Handicap. Die Idee an sich, ein Zirkus von Vampiren, würde mir an sich gefallen.
Aber vielleicht finden sich da horrorgeeichte Leser, die hierbei völlig abfahren.

Ein paar Notizen hatte ich mir beim Lesen noch gemacht, die du mal prüfen solltest:

Eigentlich ist es nur eine Nuance, die mich beim Einstieg zögern liess.

Meine Haare sind platt gedrückt, kleben an meiner schweißnassen Stirn.

Das meine/meiner in einem Satz bewirkte es. Ich denke, wenn es mit die Haare sind platt gedrückt eröffnete, passiert dies nicht.

Ein diabolischer Gestank aus Kot, Urin und Stroh sickert durch die Nähte der Maske.

Eher den Stoff oder das Gewebe. Bei Nähten stelle ich mir den Stoff verdickt vor, da er nicht einfach zusammengeschnürt, sondern verdoppelt sein wird. Auch dünkt mich dringt statt sickert die treffendere Umschreibung.

Und noch ein Spruz.

Sprutz. Es kommt von Spritzen.

der Säbelzahntiger, mit den Vorderpfoten auf Sergejs Schoß stützt und seinen Magen aushüllt.

Dies ist eine sich widersprechende Wortkreation, die es so nicht gibt. Hüllen bedeutet etwas bedecken, also man kann einhüllen sagen aber nicht aushüllen. Von der Sache her besser: aushöhlt.

Wer ist Lena?

Ich weiss nicht, es scheint mir keinen Sinn zu ergeben, dass sie sich selbst nicht mehr kennt. Ein Anhängsel.

Auch wenn es mich letztlich nicht eigentlich befriedigte, fand ich doch auch Unterhaltung darin.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
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Hallo Anakreon,

Danke für´s Lesen und kommentieren. Du warst sehr hilfreich! Vor allem bei dem "Meine" am Anfang des Textes hab ich mich richtig geärgert, dass ich sowas übersehen habe. Der Einstieg muss völlig flüssig zu lesen sein, sonst schreckt er viele sofort ab. Also danke :)
Auch wenn dich der Text nicht voll überzeugen konnte, so bin ich doch froh, dass du ihn wenigstens etwas unterhaltend fandest.
Ja, als besonders schaurig würde ich ihn wohl als Leser auch nicht empfinden. Um dies zu erreichen müsste ich mehr ins Detail gehen, die finstere Atmosphäre des Zirkus näher beschreiben. Aber das wollte ich nicht. Auch sind wir ja alle etwas anders gepolt, was das Horrorempfinden betrifft. Vielleicht läuft wirklich jemandem ein Schauer über den Rücken, wenn er liest, wie der Tiger den armen Jungen den Magen AUSHÖHLT. Jemandem, der nicht so immun gegen Splatterzeilen ist, wie wir es sind.
Ich wollte eine kurzweilige Vampirgeschichte schreiben, ohne, dass einmal das Wort Vampir fällt.
Deine Korrekturvorschläge waren (fast) alle richtig, und ich habe sie umgesetzt. Nur fast, weil Spruz tatsächlich so geschrieben wird. Du hast recht mit der Behauptung, dass es sich vom Spritzer ableitet, aber es wurde wohl durch den Dialekt verfälscht. Dieses Wort ist nämlich nicht in ganz Deutschland gebräuchlich. Dazu kommt bestimmt noch eine Kritik, und dann nehme ich´s vermutlich raus, mal sehen ... ;)
Dass sie am Ende ihren Namen nicht mehr kennt, soll einfach die Verwandlung verdeutlichen. Ein neues Leben hat für sie begonnen, ein ständiger Durst. Doch in ihrem Unterbewusstsein existieren immer noch Erinnerungen. Rudi schreit ja nicht wirklich ihren Namen, er gibt nur animalisches Kreischen von sich, aber Lena glaubt ihren Namen oder später einen Namen zu vernehmen. Ich finde das nicht schlecht. Mal sehen, was andere davon halten. Ob der Gedächtnisverlust wirklich einen Stellenwert im Vampirismus einnimmt, weiß ich nicht, und eigentlich ist es mir auch egal.

Schöne Grüße und einen guten Start ins Wochenende

Hacke

 

Hi!

Dass sich am Anfang der Grusel in Grenzen hält, liegt wohl daran, dass es sich hier genaugenommen um Urban Fantasy nach klassischem Strickmuster handelt. Man kann das auch anders aufziehen. Aber, es ist wie es ist, und was mich bei der Stange gehalten hat, sind die sympathischen Figuren: kiffende Tierschützer mit Strumpfmasken und null Ahnung, aber viel Mut, das augenscheinlich Erforderliche zu tun.
Naja, am Ende, während der Einrad-Prüfung, wird’s schon etwas gruselig. Aber eines ist klar, egal wie die Prüfung abgeschlossen wird, die Überlebenden werden nie mehr in die „normale“ Welt entlassen werden (die wissen einfach zu viel) oder fliehen können (die Antagonisten sind zu stark). Und eben diese Ausweglosigkeit hemmt das Spannungspotenzial.

Ich find die Geschichte trotzdem lesenswert.

Lieben Gruß

Asterix

 
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Hi Asterix,

Danke für dein Kommentar. Ich sehe das ganz genau so wie du. Dass die Geschichte hauptsächlich von den Charakteren getragen wird. Besonders erleichtert bin ich, dass noch niemand den Stil so richtig kritisiert hat, obwohl ihr ja zwei echt ambitionierte Geschichtenerzähler seid, und deshalb genau wisst, was stilistisch funktioniert und was nicht.
Eigentlich bin ich selbst kein Fan von Urban-Fantasy, deshalb kann ich auch nicht beurteilen, ob meine Geschichte wirklich nach dem klassischen Strickmuster aufgezogen wurde. Ich sehe das aber nicht wirklich als schlechte Kritik, weil ja jeder Text sein Genre findet.
Nein, es wird nie der Anschein erweckt, als gäbe es noch eine Möglichkeit, in die "normale" Welt zurückzukehren. Es ist aber auch verdammt schwer da einen Ausweg zu finden. Auf die Klassiker "Sergej kann seine Hände befreien, bricht zwei Beine von seinem Stuhl ab, formt sie zu einem Kreuz und schafft es somit, die Vampire zurückzudrängen" oder "Und plötzlich fallen die ersten Sonnenstrahlen durch die kleinen Löcher der Plane" wollte ich verzichten.
Über dein Fazit hab ich mich sehr gefreut.

Mit besten Grüßen

Hacke

 

Hey Maria,

ein dickes Dankeschön für´s Lesen und Kommentieren.

das ist mal klassischer Horror, an den sich keiner mehr traut.
Ja, aber wieso denn eigentlich nicht? Geschichten über Werwölfe, Vampire, etc. gehen doch immer. Man muss es eben nur schaffen, irgendwie ein wenig frischen Wind hineinzubringen. Hoffentlich ist mir das geglückt.

Die Anita-Blake-Bände habe ich nicht gelesen. Letztens habe ich Anakreons Gesichte "Retuschen an der Schöpfung" kommentiert, und erwähnt, dass sie mich total an "Der Augensammler, -jäger" von Sebastian Fitzek erinnert. Er antwortete, er habe die Bücher nie gelesen, fände es aber toll mit einen Bestseller-Autor verglichen zu werden. Und so fasse ich deine Anmerkung natürlich auch als Kompliment auf.

Und nun zum Schluss. Zwei von drei haben nun besonders das Ende der Geschichte kritisiert, da war mir klar, ich muss sofort was ändern. Ich habe mich hingesetzt und ein Alternativ-Ende verfasst. Das gefiel mir auf Anhieb besser. Nun hoffe ich, dass es auch anderen gefällt, und vielleicht noch ein Feedback kommt.

Ansonsten hat es spaß gemacht
Genau das war mein Ziel! :) Ich freue mich, dass dir das Lesen Spaß gemacht hat.

Liebe Grüße
Hacke

 
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Hallo Hacke,

Die Geschichte hat mich gut unterhalten. Besonders die Vampirtiere haben mir sehr gefallen. :thumbsup:

Kritik habe ich trotzdem:

Lena und Dimitri wirken ziemlich überzeugend auf mich, die anderen Figuren kommen allerdings nicht so richtig aus ihrer Statistenrolle raus. Ich glaube das passiert häufig bei Ich-Erzählern, dass das ganze sich zwangsläufig sehr auf eine Figur konzentriert, das muss auch nicht unbedingt ein Mangel sein. Aber vor allem bei Sergej und Flo fand ich es von Anfang an sehr offensichtlich, dass die halt als Kanonenfutter (bzw. Säbelzahntigerfutter) gedacht sind. Lena lernt man ein bisschen kennen, aber von den Jungs weiß ich nur noch: einer kifft, der andere nicht. Sie reagiert auch nicht sehr emotional, als die beiden zerfleischt werden. Klar, sie steht da unter Schock, ich fand das nicht unpassend. Aber der Verlust der beiden wiegt halt gefühlt jetzt nicht besonders schwer ... daran kannst du vielleicht noch etwas machen.

Die letzte Szene mit dem kleinen Jungen fand ich ehrlich gesagt überflüssig. Die ist wie der Rest der Geschichte gut geschrieben, und funktioniert auch als Abschluss für die Geschichte nicht schlecht.
Aber ich habe halt schon sehr viele Texte gelesen, in denen ein kürzlich vampirisierter Protagonist mit der Notwendigkeit ringt, zum ersten Mal töten und Blut trinken zu müssen. Und das trifft sicher auch auf andere Leser zu.
Dieser Zirkus, wo alle Mitwirkenden, einschließlich der Tiere, Vampire sind, das ist originell. Und dieses Alptraum-"Bewerbungsgespräch" von Lena, das ist richtig effektiver Horror.
Das "Geschenk" das Dimitri ihr macht, ist ja der Vampirismus, ihr neues Leben oder halt Untotendasein, das Kind als Extrageschenk müsste nicht unbedingt sein.
Wenn die Geschichte enden würde, als Dimitri sie beißt, dann würde sie nach meinem Gefühl beim Höhepunkt enden. Die letzte Szene ist nicht schlecht, aber die ist aus meiner Sicht schwächer als das, was vorher kommt.

Ein paar Detailsachen:

Ich höre das Schlummern der Tiger im Käfig über uns.
Wie hört sich denn Schlummern an? :)

„Mein Name ist übrigens Dimitri“, sagt der, mit dem mutierten Tiger an der Leine.
das Komma nach der ist zu viel

Brechende Knochen, reisendes Fleisch.
In dem albernen Zustand, in den die aktuelle Hitzewelle mein Gehirn versetzt hat, habe ich mir da ein Steak mit Hut und kleinen Reiseköfferchen vorgestellt, und werde jetzt für immer über diese Stelle lachen. :lol:
Trotzdem solltest du vielleicht mit einem strategisch platzierten ß dafür sorgen, dass es zukünftigen Lesern nicht genauso geht, denn dem Horror ist das eher abträglich. :)

Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Sergej Stuhl mit ihm nach Hinten gekippt ist.
Sergejs; hinten klein

Er riecht nach Zahnpasta, die jedoch die feine Note der Verwesung nicht überdecken kann.
Das fand ich super! Zahnpasta und Verwesung, das ist voll einleuchtend. :)

Grüße von Perdita

 

Hallo Predita,

schön, dass du dich noch zu dieser Geschichte - und besonders zu dem neuen Ende - geäußert hast. Ist ja auch schon etwas her, seitdem sie gepostet wurde.

Die Geschichte hat mich gut unterhalten. Besonders die Vampirtiere haben mir sehr gefallen.
Dankeschön. Das bedeutet mir schon mal viel. Ja, eigentlich eine simple Idee. Wieso sollten nur Menschen zu Vampiren werden? Aber diese Innovation scheint zu gefallen :D

Kritik habe ich trotzdem:
Die gibt es doch immer. Und ich bin dankbar dafür.

Ja, ich bringe wohl einfach zu viele Charaktere für eine Geschichte dieser Länge ein. Den Leser könnte ich unmöglich alle nahe bringen. Na ja. Zum Glück hat es bei dir wenigstens mit Lena und Dimi hingehauen.

Aber ich habe halt schon sehr viele Texte gelesen, in denen ein kürzlich vampirisierter Protagonist mit der Notwendigkeit ringt, zum ersten Mal töten und Blut trinken zu müssen.
Ja, da ist wirklich was dran. Ich habe das Ende trotzdem belassen. Mir gefällt es, auch wenn es wohl nicht mit neuen Ideen punkten kann wie der Rest.

In dem albernen Zustand, in den die aktuelle Hitzewelle mein Gehirn versetzt hat, habe ich mir da ein Steak mit Hut und kleinen Reiseköfferchen vorgestellt, und werde jetzt für immer über diese Stelle lachen.
Hauptsache du hattest Spaß!:D

Danke für dein Kommentar, der du mich auf dieser Seite willkommen hießt.

Hacke

 

Hallo Hacke,

diese Geschichte hat mir viel besser gefallen als deine Trauma-Story (Obwohl ich die auch gut fand)

Der Wanderzirkus als Ort der Vampire und Schreckenswesen. Das ist ein klassisches Horrormotiv. Dean Koontz hat es ein paar Mal verwendet, oder Darren Shan.
Wenn ich solche Autorenvergleiche bemühe, meine ich das übrigens fast immer als Kompliment. In meinem letzten Beitrag hatten wir da glaube ich ein kleines Missverständnis.
Ich will keinesfalls sagen, dass du eine Idee kopiert, oder -Gott bewahre- geklaut hast. Ich will nur anmerken, in welchem Umfeld ich deine Geschichte sehe.
Du bringst ja dann sehr coole Sachen mit rein. Die jugendlichen (?) Tierschützer, die entarteten Tiere (Der Affee war einfach cool), ein Hauch von Saw im letzten Abschnitt (Die Einrad-Szene). Also das war alles sehr spannend zu lesen. Auch vom stilistischen ist hier ein Sprung gegenüber der anderen Geschichte erkennbar. Du schreibst hier viel flotter und sicherer.

Ein paar Sachen hab' ich trotzdem gefunden:

braucht bloß eines der Tiere, anfangen zu kreischen

Kein Komma.

Gestank aus Kot, Urin und Stroh

Gestank nach

Erinnert an Hangover.

Öhm, ja, ich kenne die Tigerszene. Aber was ist mit Leuten, die den Film nicht kennen. Solche kann's tatsächlich geben ;) Auch passt das hier irgendwie nicht. Ich würde das streichen.

krabbeln dann wieder im

dann und wieder können raus.

Stiefel durch den Matsch watschen

Watschen heißt ohrfeigen, das passt nicht. Meintest du klatschen? So oder so, ich würde hier ein anderes Wort suchen.

sagt der muskelbepackte Zwerg

Du hast den vorher noch kein einziges Mal erwähnt. Also schreib "ein" muskelbepackter....

Mir ist nun klar, dass es nicht Mähne war, was er da von sich gab.

Super! Da hat's mich echt geschüttelt ;)

könnte er den Zirkus

dem Zirkus

, sagt er, mit einem Schmollmund an sie gewandt.

Ist ein bisschen unschön. Hab jetzt aber spontan auch keine Idee, wie man das besser schreiben könnte.

versuche Balance zu finden

die Balance

minder verdauten

minder ist irgendwie komisch. Ich würde kaum schreiben, klingt besser.

Panzertape mit seinen Schreien zu zerreißen

Irgendwie ein unpassender Vergleich. Würde ich auch ändern.

Wie gesagt, habe mich hervorragend unterhalten gefühlt. Freue mich schon auf deine nächsten Geschichten!

Viele Grüße
Unbeliever

 

Hallo Unbeliever,

wow, du bist ja echt unermüdlich.

diese Geschichte hat mir viel besser gefallen als deine Trauma-Story (Obwohl ich die auch gut fand)
Dankeschön! Das ermutigt mich sehr.

Ich will keinesfalls sagen, dass du eine Idee kopiert, oder -Gott bewahre- geklaut hast. Ich will nur anmerken, in welchem Umfeld ich deine Geschichte sehe.
Klar, das habe ich auch nicht so aufgefasst. Es ist auch für mich immer schön, wenn in einem Kommentar steht. Die Geschichte erinnert mich total an ... Vampire, könnte es noch klassischer gehen? Aber den Vorrednern gefielen auch vor allem die mutierten Tiere. Das ist genau wie bei deiner Werwolf-Geschichte. Durch dieses außergewöhnliche Setting und den historischen Hintergrund brachtest du da neuen Wind rein.

Öhm, ja, ich kenne die Tigerszene. Aber was ist mit Leuten, die den Film nicht kennen. Solche kann's tatsächlich geben Auch passt das hier irgendwie nicht. Ich würde das streichen.
Ja. Ich denke, man darf schon mal Andeutungen auf einen Film machen. Auch wenn den nicht jeder kennt. Ich habe es trotzdem raus, weil es einfach etwas die Stimmung versaut. Hast du ja auch schon bei meiner anderen Geschichte aufgelistet. Bei Horrorgeschichten muss man den Humor echt fein dosieren und sehr vorsichtig sein, an welcher Stelle man den einbaut.

Panzertape mit seinen Schreien zu zerreißen
Irgendwie ein unpassender Vergleich. Würde ich auch ändern.
Sorry, von dem konnte ich mich irgendwie nicht trennen. Ansonsten habe ich alles, was du da rausgeschrieben hast, verbessert. Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast.

Wie gesagt, habe mich hervorragend unterhalten gefühlt. Freue mich schon auf deine nächsten Geschichten!
Die Freude ist ganz meinerseits!

Viele Grüße und gutes Gelingen

Hacke

 

Hallo Hacke,

Deine Geschichte gefällt mir.

Dennoch ein paar Anmerkungen:

Dein Prot stellt seine Mitstreiter als allererstes über die Qualität seines Verkehrs und ihrer Schwanzgröße vor. Das war mir beim Lesen irgendwie zu früh bzw. würde ich es vielleicht ein bisschen subtiler rüberbringen. Aber vielleicht liege ich da falsch, ist womöglich Ansichtssache.

Zwei Flutlichter tauchen den Platz in fluoreszierendes Licht.

Wenn etwas fluoresziert, emittiert es Licht, wie beispielsweise ein von UV-Licht angestrahltes Mineral in einer Museumsvitrine.

Haben die hier keine Dixies?

Ist immer so eine Gratwanderung mit Markennamen. Mal verstärken sie einen Text, bieten Dir das punktuell schärfere Bild, z.B. „500erFiat“ statt Auto. In diesem Fall lenkt mich der Name ab und ich würde Toilette wählen. Das es sich um so’n Containerteil handelt versteht sich hier von selbst.

Die amateurhafte Herangehensweise der Truppe kommt durch den Dialog, wie ich finde, gut rüber.

Gern gelesen, Danke,

nastro.

 

Hallo Nastroazzurro,

Aber vielleicht liege ich da falsch, ist womöglich Ansichtssache.
In diesem Fall kann ich mich irgendwie nicht davon trennen. Ich wollte Lena eben so rüberbringen - als Mädchen, das kein Blatt vor den Mund nimmt und die Sachen auch mal anpackt. Diese Direktheit war schon ganz bewusst gesetzt. Natürlich kommt sowas nicht bei jedem an.

Wenn etwas fluoresziert, emittiert es Licht, wie beispielsweise ein von UV-Licht angestrahltes Mineral in einer Museumsvitrine.
Danke. Ich habe mich jetzt auch mal schlau gemacht. Nächstes Mal mach ich das besser im voraus. Ich dachte bloß, ich hätte das schon so oft in dem Zusammenhang gelesen. Fahl ist glaube ich auch nicht ganz passend. Ich nehme einfach mal künstlich. Künstliches Licht.

Ist immer so eine Gratwanderung mit Markennamen. Mal verstärken sie einen Text, bieten Dir das punktuell schärfere Bild, z.B. „500erFiat“ statt Auto. In diesem Fall lenkt mich der Name ab und ich würde Toilette wählen. Das es sich um so’n Containerteil handelt versteht sich hier von selbst.
Ja, wahre Worte. Ich dachte eben wieder: was würde dieses freche Gör jetzt denken? Aber dieser Begriff lenkt wahrscheinlich nur ab. Toiletten ist gut.

Gern gelesen, Danke,
Ich habe zu danken. Das freut mich sehr:)

 

Hallo Hacke,

deine Geschichte ist zwar nun auch schon nicht mehr topaktuell, aber ich bin irgendwie in der Horrorabteilung hängengeblieben, und ein Anderer schrieb in einem seiner Kommentare (zu deiner Trauma-Story, glaub ich), dass ihm diese Geschichte besser gefiele. Also habe ich sie gelesen.

Ich muss sagen, sie gefällt mir gut. Du hast das überhaupt gut drauf mit dem Erzählen. An manchen Ecken kann man immer noch verbessern, das hört auch nie auf. Ist aber auch gut so, denke ich. Die perfekte Geschichte gibt es eben nicht.

Langer Rede kurzer Sinn:
Dass du den Kiffer und seinen Kumpanen gleich eingangs über Bettqualitäten definierst, schmeißt mich raus. Das hat nichts mit der Geschichte zu tun. Und wenn ich so was lese, dann hab ich jedes Mal sofort einschlägige Gedanken den Autor betreffend. Ähem.

Was ich gut fand, waren die Dialoge, gleich zu Anfang und durchweg, die sind echt. Da haben Viele Probleme mit, aber du machst das sehr souverän. Gefällt mir. Dass Rudi sich als Affe herausstellt, ja, damit hatte ich meine Probleme, denn ich habe mich über weite Strecken gefragt, welche Beziehung dieses Mädel (deren Geschlecht man übrigens auch erst durch Rudis Lena-"Rufe" erfährt) zu diesem Affen hat. Das hat mich beschäftigt. :-) Aber da gibt es wohl keinen Grund, außer: weil.

Die Story selber find ich gut. Chaotentrio will Affen befreien und dann Vampire, Tod, Verderben. Ich fand's cool. Das Bewerbungsgespräch war dann doch schaurig, da hast du den Dreh zum Horrorgrusel gekriegt. Allerdings hättest du - meiner Meinung nach - den Blackout auch das Ende sein lassen sollen. Alles, was danach kommt, drückt die Geschichte in eine Ecke, aus der sie eingangs gar nicht kommt. Und glaub mir, das "Neuvampir muss essen, will aber nicht"-Thema ist zwar verführerisch, aber sehr strapaziert. Hab übrigens auch mal den gleichen "Fehler" gemacht, deshalb weiß ich, dass es einen magisch anzieht, eine Vampirgeschichte so enden zu lassen. :-D

Also noch mal abschließend: Geschichte war originell, hast du gut verpackt. Lob für deine Dialoge und Figuren, die haben mir sehr gefallen.

Grüße,
PSS

 

Hallo Hacke,

der Stoff ist sehr klassisch. Das hätte in den fünfziger Jahren (in etwas gemäßigterer Form) ein Fall für Jack Arnold sein können - mit Vincent Price in der Hauptrolle.

Auch der Stil ist eher der klassischen KG verpflichtet. Das geht sofort los und findet ohne viele Schlenker auf einer Zeitebene seinen unbeirrbaren Weg bis zum (blutigen) Finale.

Ich habe das weitgehend als gute Unterhaltung empfunden, wobei mich nur zwei Dinge etwas gestört haben.

1. Die Dialoge sind mir manchmal etwas zu geschwätzig.

Beispiel

Zitat: „Wir gehen da jetzt in geduckter Haltung rein, schleichen uns an die Käfige gedrückt zu Rudi vor. Flo, du ziehst den Bollerwagen. Wenn wir am Käfig angekommen sind, hieven wir ihn zusammen auf den Bollerwagen, ziehen ihn zurück, laden ihn in meinen Wagen und fahren davon.

Herrje, wer redet denn so? Das gefällt mir nicht, das tötet die Spannung.

Wie wäre es so?

Einer fragt: "Gibt's 'n Plan?"
Und der andere sagt: "Klar! Wir gehen da jetzt rein und holen Rudi da raus!!

Wie die da reingehen, ob geduckt oder kriechend, ob an die Käfige gedrückt oder auch nicht, das kannst du getrost dem Kopfkino der Leser überlassen. Wenn , dann lass es nicht jemanden sagen, sondern lass es sie machen, lass sie huschen, kriechen, robben und schwitzend nach Geräuschen lauschen.

Dialoge würde ich gerade bei solchen Geschichten nur sparsam verwenden. Du übertreibst das stellenweise.

2. Die Splatterszenen.

Als die kommen, hatte ich irgendwie das Gefühl, dass du deinem eigenen Spannungsbogen nicht mehr getraut hast. Da die KG ja eine Horrorstory sein soll, hast du dann gleich richtig "losgesplattert", leider auch zu Lasten einer subtileren Spannung. Die Begleiter deiner Prota werden ja sofort drastisch zugerichtet. Das ist mir zu viel, da hätte weniger bestimmt mehr bewirkt. Statt einer klaffende Wunde im Gesicht, hätte es ein abgebissener Finger ja auch erst mal getan. Weniger ist doch mehr ;-)

Ansonsten hat mirt die Idee, ein Zirkus mit Vampirtieren gut gefallen. Ich hatte tolle Bilder vor Augen. In Schwarzweiß ;-)

Mein Lieblings-Zirkushorrorfilm ist übrigens "Freaks". Der ist unfassbar gruselig!

Rick

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen herzlichen Dank für die Kommentare!

Hallo PPS,

es freut mich unheimlich, dass dir die Geschichte gefallen konnte.

Was ich gut fand, waren die Dialoge, gleich zu Anfang und durchweg, die sind echt.
Genau das ist ja einer von Ricks Kritikpunkten. Na ja, es wäre ja auch langweilig, wenn alle Meinungen übereinstimmen würden.

Dass Rudi sich als Affe herausstellt, ja, damit hatte ich meine Probleme, denn ich habe mich über weite Strecken gefragt, welche Beziehung dieses Mädel (deren Geschlecht man übrigens auch erst durch Rudis Lena-"Rufe" erfährt) zu diesem Affen hat. Das hat mich beschäftigt. :-) Aber da gibt es wohl keinen Grund, außer: weil.
Na ja, ich glaube in der Urfassung standen mal ein paar Zeilen, weshalb Lena sich für den Tierschutz einsetzt und warum sie unbedingt diesen Affen befreien möchte. Aber ich dachte, das würde die Spannung etwas killen. Ich hab einfach gehofft, dass der Leser an Pipi Langstrumpf denkt: Affen kann man doch nur lieben.

"Neuvampir muss essen, will aber nicht"-Thema ist zwar verführerisch, aber sehr strapaziert.
Ja, es hat mich einfach zu sehr gereizt hier noch weiterzuschreiben. Vielleicht schreibe ich demnächst mal, wie Lena mit den anderen auf Beutezug geht. Das Thema macht irgendwie Spaß, obwohl es ja schon mehr als ausgeschöpft ist. Ich habe das Ende rausgeschmissen. Ohne ist es einfach besser, da hast du völlig recht!

Hallo Rick,

über dein Kommentar freue ich mich wohl am meisten, wo du doch irgendwie mein Lieblingsschreiberling hier bist.

Ansonsten hat mirt die Idee, ein Zirkus mit Vampirtieren gut gefallen. Ich hatte tolle Bilder vor Augen. In Schwarzweiß ;-)
Das ehrt mich natürlich. Wenn es mir gelungen ist so eine Atmosphäre zu vermitteln, war ich ja doch halbwegs erfolgreich.

Die Dialoge habe ich nochmal abgeklappert und etwas geschärft. Gerade bei dem Beispiel war das voll einleuchtend.

Zu Punkt 2 überlege ich mir noch etwas. Vllt sollte ich wirklich etwas subtiler vorgehen. Das würde auch der Stimmung dienlich sein, denke ich.

Mein Lieblings-Zirkushorrorfilm ist übrigens "Freaks". Der ist unfassbar gruselig!
Den werde ich mir mal ansehen müssen. Sowas ist genau mein Ding! Danke

Und nochmal herzlichen Dank an euch beide!

Hacke

 

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