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Digger

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23.06.2017
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Digger

Die altmodische Türglocke schellte, und die Ladentür sprang auf.
Eine massige Gestalt kam hinter dem Tresen hervor, schob sich in den Gang und versperrte dem Eintretenden den Weg. "Du hast vielleicht Nerven, hier noch einmal aufzutauchen!" Sie starrte den kleinen, hageren Mann an, der durch die Tür huschte und nervös hinter sich blickte.
Der Kunde hob seine schwieligen Hände: "Ich habe Geld Mann, ich habe Geld. Lass mich rein, du Geier!"
"Schön, dann kannst du ja endlich deine Schulden bezahlen!" Angus MacCormick zupfte an seinem mächtigen Backenbart.
Der andere sah sich unruhig um und wurde ärgerlich. "Sollste ja haben. Aber ich brauche auch was. So einiges. Musste schnell besorgen, klar?" Er griff in seine speckige Jacke, zog ein zerschrammtes Tablet heraus heraus, knallte es auf den Tresen und übertrug eine lange Bestelliste.
"Barrows, Jack Barrows, das Wiesel, wie könnte ich dich je vergessen! Ohne dich war ich fast pleite. Und mit deiner Hilfe ganz bestimmt!" dröhnte der mächtiger Bass des Besitzers durch den Laden.
"Halt's Maul, muss das gleich das ganze Universum hören?" Der andere sah sich mit schmalen Augen um.
Der Backenbart lachte hart: "immer noch der gleiche miese, misstrauische Digger. Willst du mal wieder los?"
"Was geht dich das an? Besorg einfach die Sachen von der Liste! Hast du Schürf-Begleit-Androiden?"
"Oha, willst du wirklich alleine los?"
„Ist ja wohl meine Sache. Ein Android will wenigstens keinen Anteil. Die sind doch inzwischen ausgereift, oder? Beim letzten Mal waren sie es noch nicht.“
„Inzwischen sind sie perfekt. Denkst du noch oft an Pat?“
„Wie? Äh, na klar, Pat war mein Kumpel! So 'nen Unfall vergisst man nie." Seine kalten Augen taxierten den Ladenbesitzer: "Also, was ist? Hier liegt die Liste, besorg das Zeug. Aber ich brauche so nen Androiden, sonst läuft gar nichts! Und 'nen Laser!“
"Du bezahlst sofort! Inklusive deiner Schulden, klar?"
Die Zähne vom Wiesel knirschten: "Na schön, du verdammter Geier!"
Der Inhaber grinste kurz und strich über ein in die Tischplatte eingearbeitetes Touchpad. Vor ihm erschien das Hologramm eines stehenden männlichen Körpers.
„Das hier ist das übliche Model. Ist einsachzig groß und du kannst zwischen drei Gesichtern wählen.“ Dann lächelte er: „oder willst du ’ne Frau? Gibt es auch!“
Das Wiesel sah ihn schräg an: „was soll das denn jetzt? Ich brauche wen zum Arbeiten und nicht für Sex!“
„Unterschätz das nicht! Du bist verdammt lange Zeit alleine! Ganz alleine! Die Frau wird oft genommen. Technik und Mechanik sind gleich. Und sie soll besser – kochen können.“ Er zwinkerte dem Kunden zu, blickte aber nur in ein verständnisloses Gesicht.
Kopfschüttelnd widmete er sich der handgeschriebenen Liste. „Ist 'ne ganze Menge, wird ’n paar Tage dauern, muss einiges davon bestellen. Aber in ’ner Woche sollte alles da sein.“
„Gut, ich bin in genau einer Woche wieder da.“
„Mann, du hast es aber eilig. Geht klar!“ Der Backenbart hielt seine rechte Hand auf und winkte: "ohne Kohle nichts zu hole!"
Grimmig bezahlte Barrows, dann verabschiedete er sich mit einer fahrigen Handbewegung und huschte durch die Tür nach draußen.

Eine Woche später landete ein kleines, nur 60 Meter langes Schiff im Logistikbereich des Raumhafens. Der Backenbart ging mit offenem Mund um den rostigen, verbeulten Seelenverkäufer herum. Unwillkürlich suchte er auf dem Boden nach abgefallenen Teilen.
"Du bist mutiger, als ich dachte. Willst tatsächlich mit diesem Ding fliegen? Muss da nich 'n zweites Schiff hinterherfliegen, was die Teile aufsammelt?"
Barrows huschte um ihn herum und checkte mürrisch seine Ware. "Mit diesem Schiff bin ich seit über zwanzig Jahren unterwegs. Würde ich gegen nichts anderes eintauschen. Das ist der treueste Gefährte, den ich je hatte." Als letztes blieb er nervös vor einer mannshohen Kunststoffbox stehen. "Der Android?"
"Ja."
"Gut. Ich nehme ihn gleich hier in Betrieb. Dann kann er schon mal die Sachen reinbringen. Muss ich was beachten?" Er öffnete die Box.
Einige Minuten später schleppte der Android unter den Argusaugen des ihn umschwirrenden, dürren Goldgräbers die schweren Kisten in den Laderaum des Schiffes.
Nach einer weiteren Stunde startete die Rostlaube. Vorher hatte sich MacCormick in Sicherheit gebracht, aus Angst, dass die Triebwerke ohne den Rest losfliegen oder alles auseinandersprengen würden.

Durch Zufall hatte Barrows auf älteren Raumkarten ganz am Rand ein unbewohntes System mit einem vielversprechenden Asteroidengürtel entdeckt. Das System hatte eine gelbe Sonne der vierten Generation, was die Chancen auf Goldvorkommen weiter erhöhte.
Das Ziel lag abseits der üblichen Routen und ziemlich weit draußen in bisher kaum erforschtem Gebiet. Auch das steigerte seine Chancen, bedeutete gleichzeitig aber eine sehr lange Anreise.
Während des Fluges brachte Barrows dem Androiden Poker und Schach bei, hatte aber schnell keine Lust mehr, weil er bald jede Partie verlor.
"Dieser Fraß ist ungenießbar! Hätte wohl doch die Frau nehmen sollen." Nach einer Woche knallte der Digger seinem Begleiter und Koch den Teller vor die Füße, "Sieh zu, dass das besser wird. Ich hab' keinen Bock, monatelange so ein Zeug zu fressen. Kapiert Walter? Ab jetzt heißt du Walter!"
"Walter ist gut."
"Schön, dann bring mir noch Wasser, da kannst du ja wohl nichts falsch machen."
"Sie haben ihre heutige Ration schon verbraucht, Sir."
"Was?" Barrows Augen wurden zu Schlitzen, "Was hast du gesagt?" Er sah den Androiden lauernd an.
"Sie haben heute bereits drei Liter Wasser verbraucht und damit ihr selbst gesetztes Limit erreicht. Sie dürfen heute nichts mehr trinken."
Der Digger dachte nach. Das war unmöglich. Wenn er eines brauchte, dann waren es Rituale, seine täglichen Routinen, die ihm eine gewisse Sicherheit gaben. Und er trank jeden Tag zur gleichen Zeit die gleiche Menge Wasser. Und der heutige Tag war erst halb um.
Er bedachte den Androiden mit einem finsteren Blick und hastete in den Lagerbereich. Er suchte die Wasserkanister. Einer reichte für fünf Tage und gestern hatte er einen neuen angefangen. Entsetzt prallte er zurück. Der Kanister war leer! Wie war das möglich?
"Walter!"
Aber auch Walter hatte das Wasser nicht genommen.
Ein blinder Passagier? Barrows lief der kalte Schweiss den Rücken herunter. Gemeinsam mit dem Androiden durchsuchte er stundenlang das Schiff, konnte aber keinen Hinweis darauf finden, dass sich jemand seit drei Wochen irgendwo versteckt hielt.
Ein feines Lachen hauchte durch das Schiff. Oder bildete er sich das nur ein? Dieses Lachen kam ihm seltsam bekannt vor. Jack schlief sehr unruhig in dieser Nacht.
In jedem Schatten, hinter jeder Ecke vermutete er einen Attentäter.
Er brauchte zwei Tage, um sich wieder einigermaßen zu beruhigen und hastete noch nervöser durch das Schiff als sonst.
Bis auf das übliche leise Brummen der Maschinen blieb es auch ruhig auf dem Schiff.
Aber waren das nicht Schritte ein Deck höher? Es hörte sich an wie schwere Goldgräberstiefel. Der Digger hetzte mit einem Laser in der Hand nach oben und durchsuchte die Räume. Nichts!
"Ich drehe langsam durch!" murmelte er leise.
Das Schiff war nicht allzu groß, nur vier Decks mit einem guten Dutzend Kabinen und doppelt so vielen Lagerräumen, durch die Barrows schlich.
Dann war der Laser weg! Er hatte keine Ahnung, wo er ihn abgelegt hatte. Panisch suchte der Digger drei Stunden nach der Waffe, bis er sie auf einer Kiste in Lagerraum vier wiederfand. Seine Augenringe wurden immer tiefer und sein Mißtrauen gegenüber Walter wuchs.
Nach vier Tagen sah er eine geisterhafte Erscheinung, die hinten über den Flur wanderte. Oder war es nur ein flackerndes Hologramm? Vielleicht bildete er es sich aber auch bloß ein und wurde allmählich irre. Soll ja schon öfter vorgekommen sein.
Immer häufiger überließ der Digger Walter die Brücke und patrouillierte durch das Schiff, ergebnislos.
Er erreichte die Räume mit den Kisten der Schürfmaschinen. Hier gab es die besten Verstecke. Lautlos huschte er durch die schmalen Gänge.
"Drei Jahre, Jack!" hauchte es direkt an seinem rechten Ohr. Er fuhr herum und starrte ins Nichts.
"Drei lange Jahre!"
Barrows zog seinen Laser und suchte mit aufgerissenen Augen Deckung zwischen den Kisten. "Die Stimme kenn ich doch! Pat?"
Keine Antwort.
Der Goldgräber flüchtete aus dem Lagerraum und hastete panisch zur Brücke, wo Walter ihn verständnislos ansah.
"Mercer, Pat Mercer. Sagt dir der Name was?"
"Nein Sir, wer ist das?"
"Das war mein letzter Partner. Er ist vor drei Jahren bei einem Grubenunglück gestorben."
"Das tut mir leid Sir. Warum fragen sie?"
"Weil – ich – ach – irgend etwas stimmt nicht mit dem Schiff. Ob – vielleicht hat er – oder ich drehe bald durch."
Barrows sah Walter lange nachdenklich an. "Ich will deine Bewegungsprotokolle der letzten Tage sehen."
Er verband den Androiden mit dem Schiffscomputer und sah sich die Zahlenkolonnen aufmerksam an. Er schüttelte wütend und enttäuscht den Kopf. "Nichts! Absolut nichts! Also gut, nimm deine Arbeit wieder auf!"
"Jawohl Sir." Walter widmete sich wieder den Fluganzeigen.

In den nächsten Tagen ließ sich der Digger kaum noch blicken. Wenn ja, hielt er demonstrativ den Laser in der Hand. Er verbarrikadierte sich mehr oder weniger in seiner Kabine und ließ den Androiden alleine fliegen. Sie näherten sich nun dem letzten großen Hindernis.
"Sir, sie sollten auf die Brücke kommen, wir fliegen gleich durch den Pat's Mörder Nebel."
"Wir – was?" Barrows rannte durch das Schiff auf die Brücke, "was hast du eben gesagt?"
"Wir erreichen gleich den Petersson-Nebel!"
"Den… ach ja, natürlich", er strich sich die wirren Haare aus der schweissnassen Stirn. "Lass uns die unruhige Passage schnell hinter uns bringen." Und er war froh, dass die beginnenden Vibrationen des Schiffes sein eigenes Zittern verdeckten.
Nach knapp sechs Stunden hatten sie den Nebel durchquert und das Schiff sich wieder beruhigt, genauso wie der Digger. Trotzdem nagte tief ihn ihm etwas und es machte sich immer stärker bemerkbar. Unruhig schlich er zu seinem Quartier zurück und verriegelte die Tür.

"Sir, wir erreichen unser Ziel. Der Asteroidengürtel ist in Sichtweite." Auf diese Nachricht hatte Barrows schon lange sehnsüchtig gewartet. Er stürmte sofort nach vorne. Auf dem Hauptmonitor war im Hintergrund ein feines glitzerndes Band zu erkennen. Da wollte er hin. Jetzt musste er sich nur noch den richtigen Brocken aussuchen. Viele Versuche konnte er sich nicht erlauben.
Der Gürtel wurde immer größer und schließlich füllte ein kleiner Teil von ihm den ganzen Bildschirm aus. Nun konnte man auch Einzelheiten erkennen.
"Das da vorne sieht gut aus!" der Digger zeigte auf einen Planetoiden von knapp 500 Kilometern Durchmesser mit einer zerfurchten Oberfläche. Sie umkreisten ihr Ziel und Barrows beschloss nach ersten positiven Messungen es hier zu versuchen. Er entdeckte einen günstigen Landeplatz, an dem sich das Schiff automatisch verankerte.
Sie errichteten eine Schleuse und schon am nächsten Tag gruben die Maschinen die ersten Stollen. Das Gestein gab genug Wasserstoff und Sauerstoff her, so daß der Android die Maschinen zur Umwandlung in Wasser und Atemluft aufstellte. Jack konnte ohne Raumanzug durch sein Bergwerk wandern. Und auch sonst hatte er Glück. Der Goldgehalt war viel höher als erwartet, ja es zogen sich sogar sichtbare dicke Adern durch die Felsen.
Sofort meldete der Digger per Überlicht-SecureDatenleitung seinen Claim an, doch es dauerte noch zwei bange Tage bis zur Bestätigung. Jetzt konnte ihm niemand mehr seinen Fund wegnehmen!
Für eine gewisse Zeit vergaß Barrows seine Paranoia und schwelgte in einem Hochgefühl aus goldenen Träumen. So reichhaltige Vorkommen hatte er bei all seinen Expeditionen noch nie gesehen, und er würde diesmal auch nicht teilen müssen. Diesmal hatte er ausgesorgt!
"Sir, haben sie sich ihre heutige Ration bereits geholt?" Walter meldete sich sonst nie über Funk.
"Nein, warum?"
"Sie stehen hier nicht mehr, Sir!"
"Das – das ist unmöglich!" Barrows Stimme zitterte. Er lief durch die Gänge zurück zum Übergabepunkt. Doch dort stand nichts. Dann hastete er weiter zum Schiff auf die Brücke und scannte die Umgebung nach anderen Lebensformen und Raumschiffen, aber ohne Ergebnis.
Wieder dieses Lachen. Tagelang hatte er es ignoriert. Aber jetzt… "Pat?" Ziellos hetzte der schweißgebadete Digger durch das Schiff und verkroch sich schließlich zitternd in seiner Kabine.
Die nächsten drei Tage musste Walter alleine arbeiten.
Dann hatte Barrows sich wieder gefangen. Er inspizierte das Lager mit dem wachsenden Goldbarrenstapel. Dieser Anblick besserte seine Laune schlagartig. Alleine die Menge hier vor ihm garantierte einen sorgenfreien Lebensabend in einem luxuriösen Eigenheim mit bester medizinischer Versorgung. Und diesmal würde er es nicht wieder verbocken. Die Lebensmittel würden noch für vier Wochen reichen, also würde sich der Stapel noch beinahe verdreifachen. Diese Zeit mußte der Digger also noch durchhalten. Seufzend setzte er sich in Bewegung.
Der Abbau des Goldes ging besser als erwartet. Die Maschinen fraßen sich immer tiefer in das lockere Gestein. Kleine selbstfahrenden Hunde brachten das vor Ort verhüttete Edelmetall direkt zum Schiff. Walter koordinierte dieses Ballett jeden Tag. Der Digger gab eigentlich nur noch die Richtung vor. Er sah jeden Tag in den sich füllenden Lagerraum und sehnte den letzten Tag herbei.
"Drei Jahre, Jack", hauchte es wieder durch die Gänge.
"Was willst du, Pat?" Immer wieder schrie es Barrows heraus, aber er bekam noch nie eine Antwort. Schwer atmend stand er mitten im Hauptstollen und lauschte. Walter stand neben ihm und legte dem Digger beruhigend die Hand auf seine Schulter.
Und dann hörte er das Schrappen. Es war nur kurz. Metall an Stein. Tausendmal*gehört. So klang nur ein Goldgräberanzug, der an der Tunnelwand entlangschrammte. Eisige Kälte raste durch seine Adern. Da war noch jemand.
Schritte von schweren Arbeitsstiefeln. Jetzt blieb er stehen. Der Digger schluckte und biß die Zähne zusammen.
Im Halbdunkel knapp zwanzig Meter vor ihm waren ganz schwach die Umrisse eines Mannes zu erkennen.
"Hallo Jack!"
Barrows griff verzweifelt nach Walters Arm. "Pat, bist du es wirklich? Aber du – du – du hast überlebt, wie wunderbar!"
"Lass es sein, Wiesel. Wir wissen beide, was damals passiert ist. Du bist einfach abgehauen!"
"Ich dachte, du bist tot!"
"Willst du mich verarschen? Die Stollen sind erst eingestürzt, nachdem du mit dem Schiff gestartet bist und auf den Asteroiden gefeuert hast! Aber wie du siehst, lebe ich noch." Sein leises Lachen, das den Digger seit Wochen verfolgte, hallte durch den Stollen.
"Aber wie bist du – wie hast du…"
"Das war einfach nur Glück. Nach drei Tagen hatte ich mich eigentlich schon mit meinem Ende abgefunden, als Bonnie und Clyde, ein Paar Greenhorns am Eingang landeten. Sie hatten den Landeplatz entdeckt und gehofft, dass ihre Vorgänger noch was übrig gelassen hatten. Ich bin eine Weile bei ihnen geblieben und ich denke, ich habe ihnen noch eine ganze Menge beigebracht. Ich bin seit gut einem Jahr zurück und seitdem habe ich dich beobachtet."
Barrows versuchte unauffällig nach seinem Laser zu greifen. "He!"
Walter, der genau wusste, wo die Waffe stecke, hatte zugegriffen und richtete sie auf das Wiesel. "Was soll das denn?"
Wieder lachte Pat, "was glaubst du denn, wer für den Hokuspokus auf dem Schiff gesorgt hat?"
"Aber ich habe seine Protokolle durchgesehen, da war nichts!"
Mercer genoß die Situation. "Immer, wenn Walter nichts zu tun hatte und in den Ruhezustand ging, fuhr ein zweites System hoch und hat für deine Geister gesorgt. Und dein Walter wußte von nichts. Jetzt habe ich ihn ganz unter meiner Kontrolle."
"Aber wie hast du mich hier gefunden? Niemand kannte mein Ziel."
"Dein Android hat einen Peilsender in seiner Positronik. Hab' ich aber gut versteckt, nicht? Hast ja bei deinem Check nix gefunden."
"Und was hast du jetzt vor?"
"Na, das kannst du dir ja wohl denken. Du hast ja so wunderbar meine Altersversorgung zusammengetragen, dass ich mich glatt erkenntlich zeigen könnte."
Der Digger schöpfte ein wenig Hoffnung.
"Soll ich dir Walter als Beistand hierlassen?"
Barrows sackte in sich zusammen. Er wußte, dass er verloren hatte.
"Ach, und noch was: Weißt du, wem dieser Claim gehört? Kennst du eine Man-in-the-Middle-Attacke? Ich habe deine Anmeldung abgefangen und leicht verändert weitergeschickt. Das gleiche mit der Antwort. Offiziell gehört dieser Claim mir. Du bist der einzige, der das noch nicht wußte."
Der Digger sank mutlos auf die Knie.

"Seid ihr mal bald fertig?" Die Stimme war leise und sprach betont gelangweilt, aber für die beiden klang sie wie ein Kanonenschuss. Ihre Köpfe ruckten in die Richtung des Sprechers. Zu zweit mit ihren Waffen im Anschlag kamen sie aus der Dunkelheit.
"Bonnie und Clyde? Aber wie?" diesmal war Pat geschockt. Und seine Augen wurden noch größer, als sich eine dritte Gestalt aus dem Tunnel schob. "Angus?"
MacCormick verbeugte sich knapp. "Nicht nur du kannst mit Technik und Daten umgehen. Darf ich vorstellen: Bonnie und Clyde, meine zwei Androiden."
"Die beiden sind Androiden?"
"Das waren die ersten der neuen Generation. Mein Laden läuft beschissen, aber für's Rausfahren fehlte mir der Mut, also dachte ich, versuch's doch mal so. Ich habe zwei Androiden losgeschickt. War aber 'ne Schnapsidee. Bis sie Pat getroffen haben, war's ein Zuschussgeschäft. Dann sollte es eigentlich besser werden, aber du hast vergessen, eine Kleinigkeit zu erwähnen. Nachdem ihr euch getrennt hattet und die beiden ihr Gold verkaufen sollten, war es auf wundersame Weise verschwunden, genauso wie der Mann, den sie gerettet hatten. Danke auch! Ich war so gut wie pleite, und ich habe nicht vergessen, wer dafür verantwortlich war. Das sollte wohl deine letzte Lektion gewesen sein. Aber wir alle haben wirklich sehr viel von dir gelernt. Auch all das, was du eben so schön erklärt hast. Also, dir gehört der Claim nämlich auch nicht."
Pat zuckte zusammen und Clyde lachte zustimmend, behielt aber den Laser in der Hand. "Wir haben alle deine Infos ebenfalls genutzt."
MacCormick nickte, "Aber ich will nicht nachtragend sein. Also seid so gut und bringt mein Gold in mein Schiff und dann verlasst bitte meinen Claim."

 

Grüß dich, surfNroller!

Ich bin ein großer Freund der SF-Sparte und deshalb habe ich deine Geschichte mit Interesse gelesen.
Und ich muss sagen, sie hat mir in den ersten beiden Dritteln auch recht gut gefallen. Ich fand die Beschreibungen von Digger, seinem schrottreifen Raumschiff und den Plot gut und bildlich beschrieben. Besonders die Szene am Raumhafen hat mir gut gefallen. Und dieser ganze Suspense während des Raumflugs war wirklich sehr stimmungsvoll - eine SF-Horror-Story ist neben Endzeit mein absoluter Liebling!! Meine Freude stieg und stieg ... und dann fiel sie leider gegen Ende wieder zusammen wie ein roter Riese, der zu einem weißen Zwerg kollabiert.

Denn das Ende und die "Auflösung" waren in meinen Augen nicht nur viel zu viel erklärendes Telling, sondern leider (!) auch total an den Haaren herbeigezogen.
Pat hat überlebt - aber dann beobachtet er Digger jahrelang. Vorher trifft er auf Bonnie und Clyde, die aber in Wirklichkeit Angus gehören, der Jahre im Voraus zum Goldsammeln ins All schickt. Und zufällig treffen Bonnie und Clyde auf Pat, der seinerseits Digger beobachtet, der wiederum zufällig Angus kennt, der ihm Walter verkauft hat, der seinerseits von Pat gehackt wurde und auch von Angus, der wiederum ... merkst du was? Konstruierter gehts echt nicht mehr!
Das du einen Plot-Twist einbaust und eine Überraschung am Ende lieferst ist super! Aber hier hast du das Ende irgendwie in eine Richtung gezerrt, nur um irgendwie diesen Überraschungseffekt zu bauen.
Und das fand ich schade - denn bis zur Landung auf dem Asteroiden hat mir deine Geschichte eigentlich ganz gut gefallen.

Ich hoffe dennoch, du kannst etwas mit meiner Kritik anfangen.

Viele Grüße vom EISENMANN

 

Hallo Eisenmann,
vielen Dank für Deine Kritik.
Ich hatte das Ende der Geschichte bereits einmal gründlich überarbeitet, weil mir das erste, was ich geschrieben hatte, zu simpel und langweilig erschien. Dann bin ich auf die Idee gekommen, es so zu machen, wie es jetzt da steht. Ich fand es witzig, dem eigentlichen Schluss mit Pat noch einen draufzusetzen, vor allem, weil bereits alle Personen bekannt sind und das ganze ohne viele Erklärungen (gut, ein paar sind leider nötig) Sinn ergibt.
Aber Deine Kritik zeigt mir auch, dass die grundsätzliche Richtung stimmt. Vielleicht muss ich nur den Holzhammer einpacken und das ganze etwas subtiler aufbauen.
Allerdings glaube ich nicht, dass dieser Plot viel mehr hergibt.
Ich fand ihn insgesamt sehr schlüssig, lasse mich aber gerne eines besseren belehren. Schließlich soll er ja auch anderen gefallen. Wäre schade, wenn ich der einzige bliebe, der ihn gut findet.

Vielen Dank vom
surfNroller

 

Hallo surfNroller,

endlich wieder mal SciFi, das muss ich lesen.

Der Plot ist in Ordnung. Vor allem gegen Ende der Geschichte ist mir das aber zu viel Tell. Die Widersacher tauchen auf und erzählen, was passiert ist. Zuerst Pat, dann Mac. Das ist zu einfach.

Die altmodische Türglocke schellte und die Ladentür sprang auf.
schelte, und die Ladentür
Es fehlen dann und wann mal Beistriche.

"Du hast vielleicht Nerven, hier noch einmal aufzutauchen!"
Aha, die beiden kennen sich gut.

und nervös hinter sich blickte, als wenn er beschattet wurde.
Der Leser erkennt am nervösen Umherblicken, dass er Schatten fürchtet. Den letzten Nebensatz braucht es nicht.

"Sollste ja haben. Aber ich brauche auch was. So einiges. Mußte schnell besorgen, klar?"
Sollste. Musste. Wenn, dann sollte Jack konsequent so verkürzt sprechen, er tut es aber in weiten Teilen nicht. (Das war keine Aufforderung. Lass es lieber auch hier weg.)

"Barrows, Jack Barrows, das Wiesel, nicht wahr?"
Ich dachte die beiden kenne sich. Warum die Nachfrage?

"Muss das gleich das ganze Universum hören? Ja, ich bin's, aber sei gefälligst leise"
Für mein Empfinden ist das zu sanft. Ich würde ein gepflegtes "Fresse!" oder so was erwarten.

Die Zähne vom Wiesel knirschten, "Na schön, du verdammter Geier!"
Wieder ein Geier, dabei ist die Tierwelt doch so vielfältig.

Dann lächelte er, „oder willst du ’ne Frau? Gibt es auch!“
Oha. Was unterscheidet denn den weiblichen vom männlichen Androiden?

Und sie soll besser – kochen können.“ Er zwinkerte dem Kunden zu, blickte aber nur in ein verständnisloses Gesicht.
KOCHEN? Nein, ist klar! Es geht doch um Sex, Mac wollte es nur nicht so explizit ausdrücken.

Der Backenbart hielt seine rechte Hand auf und winkte, "ohne Kohle nichts zu hole!"
Dieses Konstrukt mit Beistrich und folgender klein geschriebener wörtlicher Rede ist sehr seltsam. Die wörtliche Rede beginnt groß. Das Komma würde ich durch Punkt oder Doppelpunkt ersetzen.
So etwas gibt es mehrfach in der Geschichte.

Durch Zufall hatte Barrows auf älteren Raumkarten ganz am Rand ein unbewohntes System mit einem vielversprechenden Asteroidengürtel entdeckt. Das System hatte eine gelbe Sonne der vierten Generation, was die Chancen auf Goldvorkommen weiter erhöhte. [..]
Tell, tell ...

"Dieser Fraß ist ungenießbar! Hätte wohl doch die Frau nehmen sollen."
WHAT? Es geht wirklich ums Kochen? Nee, du, dann lass das doch lieber weg.

Einer reichte für fünf Tage und gestern hatte er einen neuen angefangen. Entsetzt prallte er zurück. Der Kanister war leer! Wie war das möglich?
Wieso entsetzt? Du hattest wahrscheinlich beim Schreiben den folgenden "Horror" schon im Kopf. Für mein Empfinden hat er aber hier noch gar keinen Grund für das Entsetzen. Viel mehr müsste er verärgert sein.

Ein blinder Passagier? Barrows lief der kalte Schweiss den Rücken herunter.
Auch hier wieder. Er müsste Jagdfieber bekommen, der Blinde Passagier muss aufgespürt werden. Der kalte Schweiß ist zu früh!

Ein feines Lachen hauchte durch das Schiff. Oder bildete er sich das nur ein? Dieses Lachen kam ihm seltsam bekannt vor. Jack schlief sehr unruhig in dieser Nacht.
Ab da darf seine Gefühlswelt Achterbahn fahren.

Das Gestein gab genug Wasser und Atemluft her, so daß Jack ohne Raumanzug durch sein Bergwerk wandern konnte.
Wie das?

Barrows griff verzweifelt nach Walters Arm. "Pat, bist du es wirklich? Aber du – du – du hast überlebt, wie wunderbar!"
Er griff verzweifelt nach Walters Arm? Echt?

Mercer genoß die Situation. "Immer, wenn Walter nichts zu tun hatte und in den Ruhezustand ging, fuhr ein zweites System hoch und hat für deine Geister gesorgt. Und dein Walter wußte von nichts. Jetzt habe ich ihn ganz unter meiner Kontrolle."
Wann hatte Pat Zugriff auf Walter? Als er noch bei Mac war? Für mich unwahrscheinlich.

"Ach, und noch was: Weißt du, wem dieser Claim gehört? Kennst du eine Man-in-the-Middle-Attacke? Ich habe deine Anmeldung abgefangen und leicht verändert weitergeschickt. Das gleiche mit der Antwort. Offiziell gehört dieser Claim mir.
Die "Überlicht-SecureDatenleitung" hat ihren Namen echt verdient! Nein, das nehme ich dir nicht ab.

 

Hallo HoWoA,
Vielen Dank für Deine Kritik.

Die Kleinigkeiten in der ersten Hälfte habe ich behoben.

Am Schluss muss ich wohl wirklich noch feilen. Mit einer ziemlich großen Feile.
Deshalb wird es auch ein wenig dauern. Also bitte nicht denken, der tut ja nichts.

Bei zwei Dingen bin ich allerdings anderer Meinung:
Ich habe Barrows als Angsthasen und Feigling charakterisiert.
Und genau so verhält er sich auch, als das Wasser fehlt und er einen blinden Passagier vermutet: er hat Schiss!
Das Hin- und Herspringen mit der Begründung für einen weiblichen Androiden (Sex und Kochen) fand ich einfach lustig. Es lockert die Geschichte ein wenig auf und trägt außerdem zur Charakterisierung von Barrows bei, deswegen möchte ich es auch so drinlassen.

Vielen Dank vom
surfNroller

 

Hallo surfNroller,

deine Geschichte liest sich recht flüssig, weil sie einen durchdachten Plot hat und nur wenige Stolpersteine, wie etwa Stilblüten, Grammatikfehler und Schachtelsätze, enthält.

Am Anfang bin ich etwas ins Straucheln gekommen, weil die Charaktere so viele Bezeichnungen haben. Der "Digger" ist zunächst der "Eintretende", dann der "kleine, hager Mann", der "Kunde", "Jack Barrows" und das "Wiesel". Als dann "der mächtiger Bass des Besitzers durch den Laden [dröhnt]", dachte ich sogar einen Augenblick lang, es befände sich eine dritte Person im Laden. Es ist für den Leser einfacher, sich zurechtzufinden, wenn die Charaktere von Anfang an eindeutige Namen haben.

Obwohl an vielen Stellen Science-Fiction-Elemente auftauchen (Androiden, Raumschiffe, Asteroiden usw.), liest sich die Geschichte doch eher wie ein Western. Ein Western, der mit ein paar Begriffen auf SF getrimmt worden ist. Vieles passt auch nicht recht zu SF. Würde der Protagonist in einer weit in der Zukunft liegenden Welt wirklich in einen Laden gehen, in dem eine Türklingel läutet und einen Einkaufszettel zücken?

Gruß,
Notker

 

Hallo Notker,
Vielen Dank für deine Kritik.
Nur weil es um Goldgräber geht, soll es eher ein Western sein? Ich denke, einen Genremix gibt es in fast jeder Geschichte.
Auch Star Wars ist eine Mischung aus Western und Ritterlegende. Aber ich finde nicht, dass das ein Nachteil ist. Und alte Dinge in einer zukünftigen Umgebung haben auch etwas charmantes.
Ich liebe die Serie "Firefly - Der Aufbruch der Serenity". Die spielt in einer sehr entfernten Zukunft und hat auch viel Western-Elemente. Dort schießen sie zum Teil sogar noch mit altmodischen Revolvern. Und trotzdem passt es irgendwie.
Mit den Zuordnungen der Namen hast Du leider Recht. Ich hielt das bisher für eine legitime Methode, um Wortwiederholungen aus dem Wege zu gehen und gleichzeitig die Figuren noch ein wenig auszuarbeiten. Sollte ich vielleicht noch einmal drüber nachdenken.

Vielen Dank vom
surfNroller

 

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