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Dig-In-Vehicles
Der Messe-Turm glänzte silbern und bewegte sich kaum nachvollziehbar raumgreifend. Die Bewegungsbänder und Rolltreppen drückten Fachbesuchermassen vom Eingang zum Ausstellungs-Zentrum, das wegen des futuristischen Turmes schon von weitem erkennbar war. Dann entliessen die Rollbänder ihre Mitfahrer in eine überdimensionale Sandkiste hinein, die für Vorführungen neuartiger Tiefbaumobile vorgesehen war.
Dieses sandige Hügelland dehnte sich kilometerweit. Die Lautsprecher kündigten wieder eine Vorführung an. Das dröhnende Motorenbrummen liess Tiefbauherzen höher pochen. Dig-In-Vehicles zeigten ihre Buddel-Fähigkeiten: Jedes Fahrzeug war von Kettenraupen umgeben, deren gigantische Bohrspindeln sich vorne drehten. Der Antrieb dröhnte. Vollgas! Die Sanddüne wurde getunnelt. Hinten hoch! Das Vehicle schob sich besetzt mit den kreischenden Insassen senkrecht in den Erdboden.
Das Reporter Team zückte Block, Bleistift und Kamera. Nun waren sie dran: Einsteigen zum Tiefgrab-Versuch. Die Besatzung zählte fünf Mann einschliesslich Fahrer. Sauerstoff auf, Luken dicht, hinten hoch, Vollgas! Nur der Tiefenmesser neben dem Bildschirm des Bodenröntgengerätes zeigte grünliche Rekordzahlen: 1000 Meter. Plötzlich öffnete sich das Erdreich eine Halle wurde sichtbar, die von seltsamen Fabelwesen bevölkert war. Grosse Körper aus Fleisch mit apparatehaften Metallgeräten und mehreren Armen und Beinen rasten auf das Bodenraumschiff zu und pochten ungestüm an die Außenketten. Pochen, Kind säugen, Schuhe zubinden, alles konnten diese Multitask-Bodenwesen gleichzeitig verrichten. Nur noch die Flucht nach oben rettete das Rekordvehicle.
Reporter schrieen kreidebleich diese Untererdsensation in ihre Handys. Dann waren sie plötzlich da: Aus dem vertikalen Untererdtunnel strömten kampfbereite Grosswesen ins Messezentrum. Geländeräumung und freundliche Gesten beruhigten das unterirdische Milliarden-Volk. Nach einiger Zeit war der Spuk vorbei. Jeder Mensch versprach dem anderen sein Schweigen.