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Dieses Gefühl

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22.06.2002
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Dieses Gefühl

Wir laufen im Park.

„Ich weiß nicht was du mit Liebe meinst...“

Hatte ich jemals etwas über Liebe gesagt?

Ach ja, letztens, aber ich dachte es wäre ein Traum. Wie soll man auch etwas für wirklich halten was so unwahrscheinlich ist. Ich dachte, ich träumte sie zu lieben.

Jetzt ist Wirklichkeit. Graue Blätter und trockene dunkle Bäume. Oh, sie friert, aber ich kuschele mich in meinen warmen Mantel noch tiefer hinein. Soll sie doch frieren!

Es war ja auch ihre Idee spazieren zu gehen. Mich bedrückt dieses Wetter nur.

Was mich noch mehr bedrückt, sind ihre weitoffenen Augen, als ob sie alles auf einmal damit sehen, jedes Mysterium erfahren und alles in sich hinein sehen lassen wollte. Wie kann man nur so sein! Sie kann doch nicht wirklich glauben dass niemand versucht sein wird es auszunutzen. Sie gibt Macht. Und erwartet dass man sie nicht missbraucht. Es ist erschreckend und verlockend zugleich. Was wird passieren...?

„Ich erwarte nur dass du mich liebt! Mich, mich ganz allein!“

„Willst du das, ja?“

Sie, nach einer kurzen Pause :“ Nein... Aber ich möchte dass du mich nie vergisst. Mach doch was du willst...“

Mir schießt durch den Kopf, ich möchte dass du so wirst wie ich.

Wie bin ich? Wenn ich mich ansehe, weiche ich der Kälte der Augen aus, entspanne mein Gesicht bis es sich in eine weiche Maske verwandelt, die ich nach Bedarf zu einem liebevollen oder sich sorgenden Ausdruck verziehe. Es tut nicht weh. Es ist nur so, dass ich nie so blicken könnte wie sie. Aber vielleicht ginge es umgekehrt?

Sie umarmt mich, als ob sie all das wüsste und mir nicht einmal böse deswegen wäre. Ich halte sie fest und versuche zu begreifen, was ich empfinde. Finger spüren den groben Stoff ihres Mantels, er ist leicht moorgrün, etwas feucht vom leichten Schauer vorhin. Vorsichtig rieche ich an ihr, es ist der Geruch sauberer Kleidung und Haaren, des Regens und des Herbstes. Es gab mal früher ein Gefühl dabei, es gutes Gefühl, aber ich habe vergessen wie es genannt wird - und wie es sich anfühlt sowieso. Es war nur ganz anders, als ich jemanden umarmt hatte, und ich hasse sie für die Enttäuschung es nicht mehr zu erleben.

Sie schaut mich an und ich weine fast als ich dieses Gefühl in ihren Augen sehe. Es ist so, als hätte sie es mir gestohlen.

 

Hallo Yami,

Deine Geschichte hat mir, besonders vom Stil her, ziemlich gut gefallen. Eine Momentaufnahme aus dem Leben zweier Leute, von denen wir fast gar nichts wissen. Das ist auch gar nicht wichtig, denn hier ging es für mich in erster Linie um die Atmosphäre, und die kam bei mir an. Lediglich den allerletzten Paragraph würde ich streichen, und daraufhin den Titel ändern. Viel zu pathetisch.

Gruss,

I3en

 

Hi.

pathetisch ist I3ens Lieblingswort... :D

Also ich fand die Geschichte auch recht gelungen. Wie ja schon gesagt wurde; eine Momentaufnahme zweier (Ex-)Liebenden. Schöne Geschichte für Zwischendurch.

Gruß!
stephy

 

pathetisch ist wohl das neuste literarische schimpfwort :)

 

Hi Yami,

Du hast die Szene wunderschön beschrieben, besonders die Gedanken des Erzählers, geben der Geschichte eine besondere Stimmung.
Ich habe nichts gegen den letzten Satz, Du sprichst halt von Gefühlen, ich finde den Schlußsatz kraftvoll und ehrlich.

Viele Grüße
stillsearchin

 

pathetisch ist wohl das neuste literarische schimpfwort :)
Quatsch. Mir hat der Text ja auch gefallen. Das Ende ist mir nur zu theatralisch (wenn dir dieses Wort lieber ist).

[ 25.06.2002, 16:52: Beitrag editiert von: I3en ]

 

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