Dieser Weg - nicht
Dieser Weg war lang.
Überfüllt mit Abzweigungen, Irrwegen und Sackgassen; ellenlangen Highways, die sich scheinbar im Unendlichen verlieren und kleine Trampelpfade, auf die sich wahrscheinlich nicht einmal ein Fährtensucher der Sioux eingelassen hätte, ohne bei Vobis! einen Kompass
zu bestellen. Grundgütiger, wohin bin ich nur geraten. Vor meinen Augen türmen sich übersehene Wegweiser der letzten drei Kilometer Wegstrecke, und ich könnte heisse, feuchte Tränen vergiessen bei ihrem Anblick. Angekommen im Niemandsland, in der fremden Weite der Orientierungslosigkeit, suche ich nach etwas Bekannten, an dem ich mich festhalten kann, etwas, auf das ich mich setzen kann, damit ich darauf wieder zur Hauptstrasse reiten kann, um fortzusetzen, was in einer Zeit begann, als ich mir noch den Daumen voller Hochgenuss in den Mund steckte und fest an meine Omnipotenz glaubte. Ich war einzig, zwar allein, aber
einzig und gehörte nur mir selbst. So war ich, als Kind, und ich würde aus heutiger Perspektive alles darauf verwetten, dass ich mich damals sehr mochte.
Heute ist das anders. Man hat mir die Wirklichkeit durch Erziehung, Belehrung und Strafe aufdiktiert und sie zur Meinigen gemacht. Meine eigene Realität, so klein und simpel sie auch war, wurde systematisch dezimiert, reduziert auf einen kleinen Jungen, der irgendwo, tief in meiner Seele sitzt, in einem kleinen Zimmer, wo er manchmal durch ein Fenster lugt, um wieder einmal Sonnenschein auf seinem Gesicht zu spüren.
Jeder verliert seinen Weg, den, den man sich erträumte, als man noch unschuldig war, als das Kind in uns noch entschied, was existiert, was nicht. Als wir mit dem Feuer spielten, indem wir unsere Hand vor Augen hielten, und leise hofften, dass unsere Mutter noch vor uns stünde, wenn wir die Hand wieder wegnahmen. Als jedes Ding noch ein Bild voller Farben und Geheimnisse war, und jeder Mensch nur ein Statist in unserem eigenen, kleinen Leben. Jeder verliert seinen Weg. Und jeder schrumpft, wird kleiner und kleiner, mit jedem Quentchen an Realität, das in uns geschossen wird. Wir sind klein, die Welt ist gross.
Früher war das anders. Heute, nicht mehr.
Denn, wir können nicht fliegen, das verbietet die Physik.
Wir können nicht stärker sein, als ein Bär. Das verbietet die Biologie.
Wir können nicht ewig Kind bleiben. Das verbietet die Wirklichkeit. Nicht, nicht, nicht...