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Dieser Moment

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14.09.2019
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Dieser Moment

Ich dachte immer, dass sie auf mich warten würde. Dass sie immer frei wäre und nur für mich existierte.
Wie naiv ich war … Hätte ich ihr meine Gefühle früher offenbart, würden wir zusammen sein. Vielleicht.
Aber ich war ein Feigling. Sogar an dem Tag beim Schulkonzert.
Ich weiß noch, wie sie damals aussah: Ein weißes Kleid mit langen Ärmeln, in das kastanienbraune Haar, das ihr wellig auf die Schultern fiel, waren weiße Kamelien hineingeflochten, die Lippen glänzten hellrot.
Bei dem Konzert musste sie singen. Ich stand hinter den Kulissen und beobachtete sie, wie sie sich elegant verbeugte, voller Stolz ins Publikum sah und sang. Sie sang wunderbar, in jedes Wort ließ sie so viele Gefühle einfließen, dass einem das Herz stehenblieb. So wie damals.


Ich konnte mich noch gut an das erste Mal erinnern, als ich sie in der Schulbibliothek getroffen hatte.
Sie saß dort, las ein Buch über die Geometrie und schrieb etwas auf. Es war Mitte September, aber sie trug trotzdem das Kleid mit diesen kleinen blauen Blumen und den gelben Punkten außenrum. Das Haar hatte sie hochgesteckt, nur ein paar einzelne Strähnen umrandeten ihr blasses Gesicht. Ihre Augen, die das Licht der Lampe an ihrem Tisch reflektierten, ähnelten Smaragden.
Da alle Tische besetzt waren, ging ich zu ihr und deutete auf den gegenüberstehenden Stuhl.
„Darf ich mich da hinsetzen?“
Sie sah hoch, musterte mich mit diesen seltsamen Augen und nickte.
Trotz unseres Schweigens, entstand irgendwie eine Verbindung zwischen uns.
Nach ungefähr einer Stunde stand sie auf und ging an mir vorbei. Offensichtlich bemerkte sie die schlechten Noten meiner Tests, dessen Verbesserung ich in dem Moment machte, und blieb stehen.
„Du verstehst solche elementaren Sachen nicht, was?“, fragte sie mich und ich seufzte, was genug für eine Bestätigung war. „Nun, dann ist es wohl meine Pflicht, dir zu helfen!“
Seitdem trafen wir uns immer in der Schulbibliothek, genau an dem gleichen Tisch, und sie erklärte mir jede einzelne Aufgabe, klar und deutlich. Was mich etwas nervte und gleichzeitig immer wieder faszinierte, war ihr ungewöhnlich schön klingendes Lachen, wenn ich mal wieder die gleichen Fehler machte. Dieses Lachen konnte man mit nichts vergleichen, es war einfach nur schön und leicht.
Wenn sie lachte, vergaß ich all die Probleme, die mich immer Zuhause bedrückten. Ich fühlte mich dann frei und das wollte ich immer sein. Und erst da begriff ich, dass ich sie liebte.


Nach ihrem Auftritt verstand ich, dass das meine letzte Chance sein könnte. Ich musste ihr von meinen Gefühlen erzählen, ihr alles offenbaren. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und lief zu ihr hinüber. Mit jedem Schritt, den ich auf sie zumachte, wurde meine Entschlossenheit immer kleiner. Als ich endlich vor ihr stand, war von meinem Mut nichts zu spüren. Sie war so schön, so perfekt. Sie war eine Göttin und ich ein Insekt. Aber auch wenn ich das erkannt hatte – ich musste etwas sagen!
„War nice“, brachte ich also heraus und es war ein Fehler. So ein großer Fehler!
Ich musste ihr sofort erklären, dass ich nicht das sagen wollte! Ich musste …
„Hey, hast voll schön gesungen! Du wirst bestimmt eine weltberühmte Sängerin mit so einem Talent!“, hörte ich eine vertraute Stimme. Ich blickte auf und erkannte meinen besten Freund, der gerade auf uns zukam. Er legte einen Arm um ihre Schultern. „Lust auf ein Eis, nachdem wir mit allem fertig sind?“
Zuerst sah sie mich an, erwartete irgendeine Reaktion von mir, die es nicht gab, dann wendete sie sich ihm zu und nickte lächelnd.


Viel später heirateten die beiden.
Ich war froh, dass sie ihr Glück gefunden hatten, und doch tat es weh.
Nach der Trauung kam sie noch mal zu mir rüber. Wir redeten ein wenig, ich gratulierte ihr, sie lächelte und schaute zu Boden.
„Ich mochte dich schon immer, Pit“, sagte sie dann. „Seit unserem ersten Treffen. Aber weil man nichts aus deinem Gesicht ablesen konnte, dachte ich, dass ich für dich nur eine gute Freundin war. Vielleicht bin ich das wirklich.“
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich starrte sie einfach nur an, während sie weitersprach.
„Nach dem Konzert, als du mich angesprochen hast, dachte ich, endlich willst du mir deine Gefühle sagen. Natürlich irrte ich mich“, Ihr Lächeln wurde traurig.
Einen Moment blieben wir schweigend stehen, ich beobachtete sie, wie ich das immer tat, während sie weiterhin traurig lächelte. Sie erwartete, dass ich etwas sage. Ich sagte nichts. Schon wieder.


Danach verloren wir den Kontakt zueinander. Ich heiratete auch, bekam Kinder, wir zogen weg aus der Stadt. Eigentlich hätte ich sie vergessen sollen, sie und alles andere. Sie war ja nur meine erste Liebe. Jedoch blieb dieser Moment vom Schulkonzert für immer in meinem Gedächtnis.
Und diesen Moment werde ich nie vergessen. Nie.

 

Hallo @Die einäugige Hündin,

willkommen hier bei den Wortkriegern! Ich habe gerade in deinem Profil gesehen, wie jung du bist.
Schön, dass du dich mit deiner Geschichte hierher begeben hast. Man merkt der Geschichte an, dass du Spaß hast am Schreiben und Formulieren. Aber natürlich bist du hier, um auch Feedback zu bekommen, das dich weiterbringt, und deshalb sage ich dir mal, was mir so auffällt:
Bei Kurzgeschichten ist es üblich, einfach mitten im Geschehen zu beginnen. Da brauchst du diesen Anfang nicht, der bläht es nur unnötig auf:

Du willst von mir hören? Oder von ihr?
Ich erzähle dir einfach von uns beiden.
Ich will, dass du einfach anfängst! Fang doch einfach genau so an:
Es war Mitte September, aber sie trug trotzdem das Kleid mit diesen kleinen blauen Blumen und den gelben Punkten außenrum. Ihr Haar war hochgesteckt, nur ein paar einzelne Strähnen umrandeten ihr blasses Gesicht. Ihre Augen, die das Licht der Lampe an ihrem Tisch reflektierten,
Da habe ich ein schönes Bild von dem Mädchen, und das Detail vom Sommerkleid im Herbst macht sie schonmal interessant. Die fettmarkierten Wiederholungen - da findest du sicher eine Möglichkeit, die zu umgehen.
als könnten sie in die tiefste Stellen deiner Seele schauen.
Das klingt natürlich sehr romantisch, aber leider haben die meisten Leser diese Formulierung schon hundertmal gelesen (wenn man so jung ist wie du vielleicht erst zehnmal, aber trotzdem ;)), - was ich sagen will: Versuche eigene, originelle Vergleiche zu finden, die du selbst noch nie gehört hast. Das dauert natürlich etwas länger, und oft fallen sie einem ein, wenn man gerade gar nicht an der Geschichte arbeitet (im Unterricht, in der Straßenbahn, beim Zahnarzt … :D. Dann unbedingt schleunigst notieren! Und lieber gar keinen Vergleich als einen abgedroschenen. (Nur mal unter uns Hunden: Deinen Vergleich habe ich auch schonmal so ähnlich verwendet und er wurde mir umgehend um die Ohren gehauen. Zu recht!)
Grüne Augen stehen doch für geheimnisvoll, stimmt`s?
Die meisten Leser mögen das gar nicht, wenn der Autor sie so direkt anspricht. Außerdem darfst du ihnen mehr zutrauen. Wenn du die grünen Augen hervorhebst, wird dem Leser das von allein bewusst. Bei Kurzgeschichten funktioniert viel zwischen den Zeilen.
Ja, sie war geheimnisvoll. Und schön. Vielleicht ist sie das ja immer noch.
Das könnte (für mich) alles weg. Du fasst sehr viel zusammen und behauptest einfach, das und das ist so und war so, doch bei Kurzgeschichten kommt es vor allem darauf an, dass du deinen Lesern etwas zeigst. Als würdest du eine Szene in einem Film sehen, aus dem Blickwinkel deines Protagonisten.
Ich war nie gut in der Schule, aber mit ihrer Hilfe wurde ich einer der besten im Jahrgang.
Natürlich muss man manchmal auch in einer KG etwas zusammenfassend erzählen, damit sie nicht unendlich lang wird, aber zwischendrin ist es dann gut, wenn du es mit einer echten Szene untermalst.
Nach dem Unterricht hatte sie immer mit mir gelernt, mir schwierige Teile der einen oder anderen Aufgabe erklärt, mich ausgelacht, wenn ich elementare Sachen nicht verstand.
Hier zum Beispiel könntest du einen kleinen Dialog draus machen, nur ganz kurz, wie sie ihm irgendeinen blöde Formel erklärt und er es nicht rafft und sie dann eben lacht. Dann hauchst du deinen Protagonisten gleich noch mehr Leben ein.
Wenn ich sie lachen hörte, fühlte ich mich frei von meinem Vater, der von morgens bis abends nur Alkohol trank und mich mit meiner Schwester schlug,
Hier ist das etwas schräg formuliert: Ich sehe den Vater, wie er die Schwester unten an den Füßen anpackt - sie macht sich ganz steif, und der Vater schlägt sie dem Protagonisten links und rechts um die Ohren wie eine riesige Fliegenklatsche …
Weißt du noch? Genau, da war dieses Schulkonzert.
Mit wem sprichst du hier? Ich war doch gar nicht mit dem Prot auf diesem Konzert ...
So etwas konnte man nicht vergessen und ich schwor mir, dass nach ihrem Auftritt ich ihr alles sagen werde.
Zu deiner Geschichte: Du erzählst ja sehr viel zusammenfassend, was nicht ganz das ist, was eine KG ausmacht. Aber du nennst sie "Dieser Moment" - was genau das ist, was oft eine gute KG ausmacht: Einen bestimmten Moment zu zeigen. Hier könntest du gut ansetzen: Deinen Prot in seiner Verliebtheit bei dem Konzert alles durchdenken lassen: wie er sie findet, was sie für ihn bedeutet, was das Konzert bei ihm auslöst, was er ihr anschließend alles sagen möchte … Und dann kommt sie hinterher zu ihm und er bekommt nicht mehr raus als z.B. "War nice." Und dann schlendert sein bester Freund vorüber, bleibt stehen, reißt begeistert die Augen auf und lobt das Mädel und das Konzert in sämtlichen Farben, als wäre sie der weltgrößte Superstar. Fragt sie, ob sie Lust hat, hinterher mit ihm noch ein Eis essen zu gehen. Und dein Prot steht da - und Schluß. Das würde zumindest mir mehr unter die Haut gehen als diese Zusammenfassung, die es im Moment noch ist.
Im Vergleich zu mir war sie eine Göttin, ich nur ein ekliges, erniedrigendes Insekt.
So, wie es dasteht, erniedrigt das Insekt jemand anderen. Und "im Vergleich" kann weg, denn es ist ja bereits ein Vergleich. Vielleicht einfach kurz und knapp: Sie war eine Göttin und ich ein Insekt.

Was ist eigentlich mit dem anderen Auge der Hündin passiert? :drool:

Ich hoffe, mein Kommentar hat dir etwas geholfen.
Viele Grüße von Raindog

 

Hallo @Raindog,

freut mich, dass es hier noch mehr Hunde gibt :D Und vielen Dank für den Lob, aber vor allem auch für die ausführliche Kritik, die mir sehr weiterhilft!

Die fettmarkierten Wiederholungen - da findest du sicher eine Möglichkeit, die zu umgehen.
Könnte ich zumindest am Anfang bei "Es war Mitte September..." das "war" dort stehenlassen?

Das klingt natürlich sehr romantisch, aber leider haben die meisten Leser diese Formulierung schon hundertmal gelesen (wenn man so jung ist wie du vielleicht erst zehnmal, aber trotzdem ;)), - was ich sagen will: Versuche eigene, originelle Vergleiche zu finden, die du selbst noch nie gehört hast. Das dauert natürlich etwas länger, und oft fallen sie einem ein, wenn man gerade gar nicht an der Geschichte arbeitet (im Unterricht, in der Straßenbahn, beim Zahnarzt … :D. Dann unbedingt schleunigst notieren! Und lieber gar keinen Vergleich als einen abgedroschenen. (Nur mal unter uns Hunden: Deinen Vergleich habe ich auch schonmal so ähnlich verwendet und er wurde mir umgehend um die Ohren gehauen. Zu recht!)
Najaaa, ich habe diese Formulierung nur so ein Mal getroffen, werde ich mir aber zur Kenntnis nehmen.

Die meisten Leser mögen das gar nicht, wenn der Autor sie so direkt anspricht. Außerdem darfst du ihnen mehr zutrauen. Wenn du die grünen Augen hervorhebst, wird dem Leser das von allein bewusst. Bei Kurzgeschichten funktioniert viel zwischen den Zeilen.
Merk ich mir.

Hier ist das etwas schräg formuliert: Ich sehe den Vater, wie er die Schwester unten an den Füßen anpackt - sie macht sich ganz steif, und der Vater schlägt sie dem Protagonisten links und rechts um die Ohren wie eine riesige Fliegenklatsche …
Da musste ich wirklich lachen :lol: Ich überdenke das noch einmal.

Zu deiner Geschichte: Du erzählst ja sehr viel zusammenfassend, was nicht ganz das ist, was eine KG ausmacht. Aber du nennst sie "Dieser Moment" - was genau das ist, was oft eine gute KG ausmacht: Einen bestimmten Moment zu zeigen. Hier könntest du gut ansetzen: Deinen Prot in seiner Verliebtheit bei dem Konzert alles durchdenken lassen: wie er sie findet, was sie für ihn bedeutet, was das Konzert bei ihm auslöst, was er ihr anschließend alles sagen möchte … Und dann kommt sie hinterher zu ihm und er bekommt nicht mehr raus als z.B. "War nice." Und dann schlendert sein bester Freund vorüber, bleibt stehen, reißt begeistert die Augen auf und lobt das Mädel und das Konzert in sämtlichen Farben, als wäre sie der weltgrößte Superstar. Fragt sie, ob sie Lust hat, hinterher mit ihm noch ein Eis essen zu gehen. Und dein Prot steht da - und Schluß. Das würde zumindest mir mehr unter die Haut gehen als diese Zusammenfassung, die es im Moment noch ist.
Nachdem ich deinen Vorschlag gelesen habe, weiß ich sogar, wie ich die schönen Stellen heil beibehalten könnte - Danke!

Zu deiner letzten Frage: Beide Augen sind heil, nur das eine ist vom Ohr verdeckt, deshalb auch die einäugige Hündin.:)

LG
Die einäugige Hündin:D

 

Hallo, @Die einäugige Hündin nochmal,

na, du bist ja fix! Freut mich, wenn du mit meinem Feedback etwas anfangen konntest - aber lass dir ruhig Zeit beim Überarbeiten. Ich finde aber, es hat sich schon jetzt gelohnt, es liest sich lebendiger. Ich habe im nächsten Zitat etwas durchgestrichen (ist aber meine Meinung, nur ein Denkanstoß), von dem ich der Meinung bin, das braucht die Geschichte nicht. Denn das Durchgestrichene ist ja die Quintessenz, das, was der Leser am Ende zusammen mit deinem Protagonisten fühlt. Das muss er ja nicht gleich am Anfang vorgekaut bekommen. ;)

Ich dachte immer, dass sie auf mich warten würde. Dass sie immer frei wäre und nur für mich existierte.
Wie naiv ich war … Hätte ich ihr meine Gefühle früher offenbart, würden wir zusammen sein. Vielleicht.
Aber ich war ein Feigling. Sogar an dem Tag beim Schulkonzert.
Statt Sogar vielleicht besser Auch
Bei dem Konzert musste sie singen.
Musste klingt so, als steht ein fieser Musiklehrer mit gezogener Knarre hinter ihrem Rücken - aber sie singt ja, weil sie es so toll kann - also vielleicht: Bei dem Konzert trat sie mit einem Gesangssolo auf. Oder so.
Ich konnte mich noch gut an das erste Mal erinnern
Konnte oder kann?
„War nice“, brachte ich also heraus und es war ein Fehler. So ein großer Fehler!
Ich musste ihr sofort erklären, dass ich nicht das sagen wollte! Ich musste …

„Hey, hast voll schön gesungen! Du wirst bestimmt eine weltberühmte Sängerin mit so einem Talent!“, hörte ich eine vertraute Stimme.
Ich persönlich finde, wenn du das Durchgestrichene weglassen würdest, wäre die Wirkung viel größer. Dann kann der Leser das Gefühl selbst miterleben, dass deinen Protagonisten jetzt befällt.
Er legte einen Arm um ihre Schultern. „Lust auf ein Eis, nachdem wir mit allem fertig sind?“
Zuerst sah sie mich an, erwartete irgendeine Reaktion von mir, die es nicht gab, dann wendete sie sich ihm zu und nickte lächelnd.
Ja, das finde ich jetzt gut gelöst (ist natürlich blöd, das zu sagen, wo es ja mein Vorschlag war ;)) Und für meinen Geschmack könnte hier mit der Geschichte Schluss sein. Alles, was danach kommt, ändert ja nichts mehr, der Moment ist vorbei. Aber ich weiß selbst, wie schwer es ist, sich von bereits geschriebenen Szenen zu trennen. Man denkt, ohne die funktioniert es nicht. Aber man kann die Geschichte auch mal paar Tage oder Wochen beiseite legen und nochmal neu drüber schauen: Dann funktioniert es meistens doch.
Und ich bin natürlich froh, dass die einäugige Hündin d o c h beide Augen hat!

Viele Grüße von Raindog

 

Na, wo zwo Hunde sich treffen kann hierorts der Liebhaber des Wolfs und seiner Derivate nicht allzu weit sein,
und damit est einmal herzlich willkommen hierorts,

liebe einäugige Hündin,

um das, was Liebe sei, streiten sich seit Menschengedenken die Geister (großartig hierzu unter zeit.de/2013/52/was-ist-liebe, mit Antworten von sechs bis neunzig Jäjrigen, das Zeitmagazin ersetzt jede wissenschaftliche Überlegung zu dem Thema) und Naivität gehört zur Liebe, denn sie erlahmt in reiner Routine und wird dahingerichtet im reinen Besitzverhältnis. Darum ist sie rücksichtsvoll zu pflegen, denn im Begehren lauert i. d. R. schon die Gier.

Zu dem kleinen Text hat Raindog schon vieles gesagt, aber den Satz

Hätte ich ihr meine Gefühle früher offenbart, würden wir zusammen sein.

halte ich für erhaltenswert, schlage aber vor, beim zwoten Teilsatz das vereinigende "wir" vor
den Konjunktiv zu setzen – es stellt die Wichtigkeit „unseres“ Zusammenseins vor das Prädikat, den Konjunktiv, und der ließe sich sogar eleganter in einem einzigen Wort zusammenfassen, statt „würde sein“ schlicht „wäre“, also „wir wären zusammen“.

Sie saß dort, las ein Buch über die Geometrie und schrieb etwas auf.
Hier empfehl ich, den Artikel zu streichen, die Schulgeometrie (die Euklidsche) ist eine unter andern, das „die“ täuscht einen Alleinvertretungsanspruch vor, den es nicht gibt.

...sie trug trotzdem das Kleid mit diesen kleinen[,] blauen Blumen und …
Besser ein Komma zwischen den Adejktiven. Beide sind gleichrangig und die Gegenprobe mit und“ funktioniert durchaus „mit diesen kleinen und blauen Blumen“. HIer
Trotz unseres Schweigens[...] entstand irgendwie eine Verbindung zwischen uns.
muss an sich das Komma weg. Wenn Du es begründen kannst, sollte es natürlich bleiben.

Offensichtlich bemerkte sie die schlechten Noten meiner Tests, de[r]en Verbesserung ich in dem Moment machte, und blieb stehen.
"Tests", Plural!!!

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @Die einäugige Hündin
und auch von mir ein herzliches Willkommen.

Ich habe gerade in deinem Profil gesehen, wie jung du bist.
Aha - ja, da musste ich auch gleich reinschauen und will gleich mal dazu sagen: Nimm alles, was ich zu Deinem text schreibe als "LeserMeinung" und lass Dich durch nichts entmutigen! ;)

Ich dachte immer, dass sie auf mich warten würde.
Ich habe mir angewöhnt, auf den ersten Satz zu achten. Er entscheidet oft, ob jemand bis zum Ende liest, oder nicht, er stimmt auf den Text ein, mach einen Neugierig oder schreckt einen ab.
Auch Dein erster Satz passt zum Text - da kommt aslo gleich eine rührseelig traurige Geschichte einer selbszweifelnden Person.
Du darfst jetzt selbst entscheiden, ob Du das willst/wolltest ;)

Dass sie immer frei wäre und nur für mich existierte.
Ich finde, die (grammatischen) Zeitformen passen nicht ganz zueinander. Ich würde eher schreiben:
"Dass sie immer frei wäre und nur für mich existierten würde."
Aber bei dem "wäre"-, "würde"-, "wenn denn das sei" - Kram bin ich selber auch unsicher - mein Vorschlag kann also auch falsch sein.

Wie naiv ich war … Hätte ich ihr meine Gefühle früher offenbart, würden wir zusammen sein. Vielleicht.
Ich denke, diesen Part kanst Du an der Stelle komplett streichen, weil er die Spanung aus dem Text nimmt. Er verrät mir schon vor dem ganzen Rückblenden zu genau, was ich erwarte - damit wird der Rückblick komplett langweilig.
Aber ich war ein Feigling. Sogar an dem Tag beim Schulkonzert.
Ab hier beginnen ja Deine Rückblenden.
Ich weiß noch, wie sie damals aussah: Ein weißes Kleid ...
...
So wie damals.
Das "damals" am Ende dieses Absatzes leitet ja einen noch weiteren Rückblick ein, genau wie das damals am Anfang - ich finde die Dopplung nicht so gut. Leider habe ich gerade keinen plausiblen Verbesserungsvorschlag parat. Außer so im allgemeinen, dass Du (zumindest für Dich) die Zeiten weißt - also wann erzählt dein Prot was (mit welcher Rückblende). Dann kann das klarer werden. Vielelicht hast Du sogar eine Szene im jetzt im Kopf, wem dein Prot das gerade erzählt.
Nach ihrem Auftritt verstand ich, dass das meine letzte Chance sein könnte.
Das finde ich nicht schlüssig. Ich bin der Meinung, wenn man das wirklich in dem Moment verstehen würde, dann würde man das auch durchziehen - egal was passiert. Oder meinst Du, dass du "jetzt" - also viel später, verstanden hattest, dass das die letzte Chance war?

Wie @Friedrichard schon andeutete, ist das mit der Liebe so eine Sache und die Grenzen zur Verliebtheit sind bestimmt bei jedem schwammig und anders ;)

Ich wusste am Ende nicht so ganz, was ich mit deinem Prot "tun" sollte.

Ich heiratete auch, bekam Kinder, wir zogen weg aus der Stadt.
Da brauche ich ihn ja nicht zu bedauern, das klingt nach einer erfüllten Liebe.
Und diesen Moment werde ich nie vergessen. Nie.
Und auch das ist doch was schönes, er kann sich an seine Jugendschwärmerei erinnern - toll ! <sarkasmuss>Besser als die vielen Altersdemenzkranken, die das leider nicht mehr schaffen </sarkassmuss>

soweit mein Leseeindruck. Ich hoffe, Du kanst damit etwas anfangen. Nimm, was Dir passt, behalte Deinen Stil!! und lass von meinen Vorschlägen weg, wenn Du anderer Meinung asl ich bist ;)

auch gern gelesen
viele Grüße
pantoholli

 
Zuletzt bearbeitet:

Dass sie immer frei wäre und nur für mich existierte.
@pantoholli findet, besser"fand"
Ich finde, die (grammatischen) Zeitformen passen nicht ganz zueinander. Ich würde eher schreiben:
"Dass sie immer frei wäre und nur für mich existierten würde."
Aber bei dem "wäre"-, "würde"-, "wenn denn das sei" - Kram bin ich selber auch unsicher - mein Vorschlag kann also auch falsch sein.

Das Problem ist, lieber pantoholli, dass der Konj. II im Deutschen aus der Vergangenheitsform, beim "existieren" halt "existierte", gebildet wird und oft durch die Umlautung (wie zB war zu wäre oder flog zu flöge usw. erleichternd) gebildet wird. Beim "backen" zB spürt man förmlich die körperliche Anstrengung, wenn aus "buk" ein "büke", nahe beim "bücken" gefühlt wird, dass irgendwelche Flachköpfe inzwischen die Anstrengung herausnehmen und ein "backte" zulassen, wo doch jeder weiß, wenn ich ein Vöglein wär und auch zwo Flügel hätt, "flög" ich zu dir, statt durch ein "fliegte" ich zu Dir einen nationalen Aufstand teutscher Zunge auslöste - Konj. irrealis!)

Der ursprüngliche Satz

Dass sie immer frei wäre und nur für mich existierte.
ist somit korrekt. Man könnte (Konj. II!, ich bin kein Freund von dem, was ich vorschlage) "existieren würde" ansetzen - nur so als Anregung. Aber das engl. "woud" - dem diese würde-Konstruktionen zumeist folgen - bedeutet mehr als nur den Konj. II des Verbes "werden" und dass es ohne "werden" im engl. geht, zeigt schon die erste Zeile der Nationalhymne. Wäre sie Indikativ, sie wäre grammatikalisch falsch (Mr. Brexit Johnson trau ich dergleichen nonsense zu).

Tschüss und bis bald

Friedel

 

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