Was ist neu

Diesen Sommer etwas Besonderes machen

Mitglied
Beitritt
21.02.2003
Beiträge
4
Zuletzt bearbeitet:

Diesen Sommer etwas Besonderes machen

Diesen Sommer etwas Besonderes machen


Manchmal, wenn der Regen eigentlich ganz leise an dein Fenster klopft, erscheint es dir als wären es Millionen von kleinen Tropfen- die nur eine Aufgabe haben. Natürlich könnte man sagen es sei eine normale klimatische Erscheinung, in diesen Breitengraden mehr oder weniger häufig anzutreffen. Und doch erscheint es dir gerade jetzt so als wären sie nur Botschafter einer nahen Katastrophe. Ihre einzige Aufgabe scheint es zu sein dir deutlich zu machen das die Welt untergeht und mit ihr du.

In solchen Augenblicken möchte ich einfach nur raus, weglaufen vor dem was kommen wird. Das Meer suchen, in der Hoffnung mich in seiner Weite zu verlieren. Dem Abenteuer Leben entgehen. Aber hart und unbarmherzig holt mich mein Leben wieder ein. Wann immer ich es versuche, und ich versuche es oft, mein Leben findet mich überall und sekundenschnell. Trotzdem, ich werde wohl weiter diese kurzen Freiräume meines Lebens genießen, mich den Augenblicken hingeben, in denen ich das Gefühl habe vollkommen frei zu sein, schneller zu sein als dieses etwas „Leben“ das fortwährend hinter mir herjagt.
Was ich in solchen Sekunden mache? Ich denke nicht, das ist es ja gerade, ich vergesse mich und scheine vollkommen eins zu sein mit den ewigen Wassermassen, den Gebilden im Sand, dem Ausdruck den der Himmel für mich alleine bereitzuhalten scheint. Ja, selbst die Möwen in weiter Ferne scheinen mich wegzutragen in meine ganz eigene Welt. Eine Welt die auf mich wartet, wartet um mich mit Energie aufzufüllen, für das, was vor mir liegt. Wie eine Tankstelle, die Reisenden den so wichtigen Kraftstoff für ihren Weg bietet. Es ist unwichtig wie weit entfernt ihr Ziel ist, vielleicht kennen sie es selber noch nicht. Oder es ist der Pendler, der auf seinem Weg nach Hause eine kurze Pause einlegt um zu tanken. Benzin? Energie? Vielleicht nur auf der Suche nach ein wenig Entspannung und der Möglichkeit seinen Blick von den monotonen Lichtern, die ihn auf seiner Route begleiten, zu lösen. Sicher hat eine Tankstelle nichts mit den Möwen am Horizont, nichts mit dem Gemüt des Meeres und dem Geruch von Salz und Algen, von Freiheit, wie ich sie meine, zu tun, und doch bleibt eine Parallele – Augenblicke, Sekunden in denen ich mich am Meer verliere, geben mir die Energie weiter zu laufen, meinem Leben zu folgen, so wie der Reisende seiner Straße nach Hause folgt und dabei immer wieder ganz unbewußt wichtige Pausen macht. Jeder hat seine eigene Methode Energie zu tanken, hoffe ich doch – sonst wäre ich nicht alleine in diesem kleinem Vogelvieh, das mich in meine Welt bringt – aber was mache ich in Zukunft?
Ich muß gestehen, ich war einen winzigen Augenblick unkonzentriert. Da ist es passiert. Mein Leben war schneller, und hochmotiviert wie es ist, rannte es zielstrebig Richtung Karriere – an mir vorbei! Nicht das ich ein Problem damit hätte, nein, nein ... ist ja schließlich mein Leben, also muß ich es ja irgendwie auch so gewollt haben. Das Leben läßt sich ja nur von mir motivieren und anscheinend habe ich das in der Vergangenheit sehr gut gemacht. Ich kann mich nur nicht mehr erinnern wann ich damit begonnen habe, und warum ich langsamer geworden bin? Selbstverständlich setzt mein Leben nun alles daran seinen Vorsprung nicht wieder zu verlieren. Vorerst werde ich diese süßen Momente des Nichtstuns also missen müssen, ich werde mich beeilen, das ich wieder an Vorsprung gewinne. Schaffe ich es nicht, wäre die Konsequenz ein Leben das ich nur davon rasen sehe, mein Leben!
Ich würde soviel verlieren. Ich kann mir nicht vorstellen einem machtbesessenem Leben, geprägt von einem kommerziellen Ego, im high speed Tempo zu folgen. Bleibt mir dann noch die Freiheit Augenblicke in völliger Hingabe zu genießen? Energie zu tanken? Was, wenn dann der Himmel über mir einstürzt, die Welt versinkt ( wie es an manchen Tagen der Regen prophezeit ) ... und ich bin meine kurze Ewigkeit, die ich Zeit hatte für mein Leben, nur oberflächlichen Zielen nachgejagt?!
Ich habe jetzt also die Wahl, jage ich oberflächlichen Zielen hinterher, von denen ich nicht mal weiß ob sie so unwichtig sind, oder jage ich meinem fortlaufendem Leben hinterher, von dem ich nur weiß das es Ziele hat. Vielleicht ist es mir doch nicht voraus? Liegt es nur am Blickwinkel?
Und so stolpere ich vor lauter Überlegungen in die nächste, ganz private, kleine Katastrophe – Ich kann doch in mir selbst nicht meinen Blickwinkel verändern. Kann nicht unparteiisch mit mir selbst sein, nicht als Außenstehender mein Leben, mich, betrachten.

Die Sonnenstrahlen des Tages sind durch die Nacht verdrängt, nur die Wärme erinnert an ihre wiederkehrende Existenz, doch vorerst spielt sich anderes in meiner Erinnerung ab. Winzige Wassertropfen an meinem Fenster machen ihre Botschaft deutlich. Sie wollen meine Entscheidung. Doch ehe ich dazu komme, fällt mein Blick auf einen kleinen weißen Zettel. Seit ich ihn vor ein paar Tagen in meinem Briefkasten fand hängt er an meinem Spiegel, in meinem Blick. Ein Lächeln durchflutet mich, wie in dem Moment als ich dieses Stück Papier vorfand. Eine mir so unbekannte und dennoch vertraute Handschrift, zeigt mit großen blauen Lettern die Aufschrift:

„DIESEN SOMMER ETWAS BESONDERES MACHEN“

Meine Entscheidung ist gefallen, wenigstens für diesen Sommer. Ich werde mich nicht in meine Karrierepläne stürzen, keine Zukunftsängste ausleben und meinem Ego nicht nachlaufen, vorerst nicht. Ich werde mir einfach die Zeit nehmen. Mein scheinbar in die ferne zielendes Leben wird mich diesen Sommer nicht aus meiner Welt des Träumens reißen können. Ich werde etwas Besonderes tun. Ich werde meine Träume leben, danach kann jede Katastrophe – auch und besonders „mein Leben“ – kommen.

 

Hej brix!

Willkommen auf kg.de! :anstoss:

Deine Geschichte gefällt mir! Die Überlegungen, die Du anstellst, das Leben, das ohne einen davoneilt, der Wille, es einzuholen und wieder das Ruder zu übernehmen - alles gut gemacht! :)

Gelegentlich noch ein paar Kommas an der falsche Stelle (erst kommt das Komma, dann die Leerstelle... ;) ), aber insgesamt sprachlich sehr flüssig!

Lieben Gruß

chaosqueen :queen:

 

@ caosqueen

Danke für die nette Begrüßung und vorallem für den Komma-Hinweis. Manchmal benutze ich wohl meine ganz eigenen Rechtschreib/Grammatik/überhaupt - Regeln.
Habe gleich mal einen Verbesserungsversuch gestartet.
Hoffentlich erfolgreich. Warum gibt es eigentlich keine Komma Korrektur im Word? Werd ich nie verstehen.

Ciao Britta

 

Dein Text spricht mir aus der Seele, Britta!
Eigentlich wollte ich mit Boris Ende März nach London fliegen, endlich wieder einmal ein paar Tage in einer unserer Lieblingsstädte genießen, und was passiert: die politische Krise spitzt sich immer weiter zu.
Es ist schon ziemlich bedrückend, wie sehr Träume durch die aktuelle Lage beschränkt werden können.

Aber im Grunde hast Du recht: man sollte nie aufhören, etwas Besonderes zu tun, vielleicht auch ungeachtet oder gerade wegen allem, was passiert - und Dein Text ist nicht nur gut geschrieben, er macht auch Mut. Er läßt die Freude an schönen Dingen zurückkehren.

LG!
Tanja

 

:shy: :shy: :shy:

@ Tanja Danke für Deine Zeilen.
Mit meinen Zeilen zu erreichen, was ich erreichen wollte ist ein angenehmes Gefühl. Gerade derzeit, wo wir doch alle von ernsten Themen umgeben sind. Situationen und Orte verbinden sich mit Gefühlen und wir können schließlich nicht mehr tun ... als diesen Sommer etwas Besonderes zu machen. Tu´s einfach!

;) Britta

 

@ Bo
Es überrascht mich selbst ein wenig welche Wirkung man mit einer kleinen KG erreichen kann. Obwohl es mir oft ähnlich geht, wenn ich mich in einer Story wiederfinde.
Ich wünsche euch einen entspannten und wunderschönen Urlaub!

Britta

 

Danke, den werden wir sicher haben :). Es muß jetzt nur noch mit der Buchung nächste Woche klappen.

"Es überrascht mich selbst ein wenig welche Wirkung man mit einer kleinen KG erreichen kann."

Gute Geschichten haben etwas Magisches, und die besten Geschichten sind die, die dich mit einem kraftvollen, glücklichen und lebendigen Gefühl zurücklassen.

Gruß,
Bo

 

"Mit meinen Zeilen zu erreichen, was ich erreichen wollte ist ein angenehmes Gefühl. Gerade derzeit, wo wir doch alle von ernsten Themen umgeben sind. Situationen und Orte verbinden sich mit Gefühlen und wir können schließlich nicht mehr tun ... als diesen Sommer etwas Besonderes zu machen. Tu´s einfach!"

Das werd ich :). Bo hat es ja schon verraten, und Deine Geschichte war wirklich ein ganz entscheidender Kick. Ich danke Dir!

LG!
Tanja

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom