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Diese Welt ist leer

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11.01.2017
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Diese Welt ist leer

Diese Welt ist leer. Aber ich glaube, das war sie nicht immer. Es kommt mir komisch vor, durch diese desolate Stadt zu laufen, völlig Menschenleer und doch wirkt es so, als gäbe es hier noch Leben. Es ist kein postapokalyptisches Szenario der Zerstörung, vielmehr so, als ob jeder Mensch von einer Sekunde auf die andere verschwunden ist und diesen Ort eingefroren in der Zeit zurückließ. Geschäfte sind geöffnet, Ampeln funktionieren, es gibt sogar gedeckte Tische mit heißen Speisen vor Cafés. Nur eben kein einziges Lebewesen außer mir selbst. Sonst ist da nur die alles erdrückende Stille. Ich weiß nicht, wie ich jemals wieder hinausgelangen sollte. Ob ich den Rest meiner alten Tage hier verbringen muss? Es scheint alles wie ein böser Traum, irgendwie verworren. Dabei sollte ich mich hier auskennen, es ist schließlich meine Heimatstadt. Doch immer dann, wenn ich die bekannten Grenzen meiner Welt hinter mir lassen möchte, verschwimmt die Realität vor meinen Augen und ich komme wieder am Ausgangspunkt an. Immer am selben Haus, an dessen Türschwelle ich aufgewacht bin. Waren es Monate? Jahre? Oder erst gestern? Ich vermag es nicht zu sagen.
Wieder wandere ich durch die Straßen, vorbei an Supermärkten und Bäckereien. Ich kenne die Besitzer, glaube ich. Frisch gebackenes Brot springt mir ins Auge, doch ich verspüre weder Hunger noch Appetit. Immer nur Durst. Ein unsäglicher, staubtrockener Durst. Stundenlang laufe ich durch die Gassen und suche Wasser. Jeder Hahn ist kaputt, jeder Brunnen versiegt. Selbst der kleine Bach, an dem ich als Junge immer gespielt hatte, ist ausgetrocknet. Was für eine grausame Welt. Laut schreie ich zum Himmel, er möge mich nicht verdursten lassen und mir Wasser schenken. Kein Wolkenbruch ergießt sich mir, natürlich nicht, etwas viel absurderes geschieht. Eine fußballgroße Sphäre aus Wasser wabert vor mir in der Luft. Mein inniger Brand ist stärker als meine Verwirrung. Die Sphäre kommt mir entgegen und lässt mich an ihr laben. Oh, du wunderbares, kühles Nass!
Ich trinke mich voll und zufrieden, ziehe den Kopf zurück um zu atmen, doch die Sphäre folgt mir und flößt sich mir ein, kaum, dass ich einen Zug Luft holen konnte. Nun muss ich auch noch fürchten zu ersticken! Mir langt es!
Ich verscheuche die Kugel aus Wasser und bahne mir meinen Weg durch die Straßen. Hinter jeder Ecke erwarte ich jemanden, doch natürlich ist dort niemand. Und ehe ich mich versehe, stehe ich erneut vor diesem Haus. Es kommt mir nicht bekannt vor, oder doch? Wohne ich hier?
Ohne weiter darüber nachzudenken gehe ich durch die Eingangstür. Sicher und wie selbstverständlich bewege ich mich durch die Eingangsflure. War dies wirklich mein Zuhause? Ich war so lange nicht mehr hier. Doch ich kenne mich hier aus, finde auf Anhieb die Küche, das Badezimmer, einfach alles. Im Wohnzimmer lasse ich mich auf die Couch fallen. Das stete Ticken einer großen Uhr beruhigt mich, wenngleich ihre Zeiger sich auch nicht bewegen. Mein Blick fällt auf die vielen Bilder an den Wänden. Doch sie alle zeigen nur weißes Papier. Hingen dort nicht mal Bilder meiner Familie? Mit einem Ruck stehe ich auf und durchwühle Schubladen und Schränke, stelle alles auf den Kopf. Wonach suche ich so angestrengt? Ich weiß nur, dass es sehr wichtig ist. Ohne fündig zu werden gehe ich schnellen Schrittes ins Schlafzimmer, ohne genau zu wissen, warum. Die Tür fliegt zu Seite und dort auf dem Nachttisch steht ein Bilderrahmen mit einem Foto darin. Es ist meine Frau, mit dem gleichen wunderschönen Lächeln, in das ich mich damals verliebt habe.
Anna.
Ich spreche ihren Namen laut aus. Natürlich heißt sie so, meine geliebte Anna. Sie könnte ich niemals vergessen, niemals aus den Augen verlieren, nicht mal in dieser verfluchten Welt. Ich nehme das Foto an mich und halte es dicht an mein Herz. Hektisch renne ich nach draußen, schneller, als es meine alten Knochen erlauben sollten und rufe nach ihr. So laut ich kann rufe ich ihren Namen zum Himmel. Warum kannst du dich nicht öffnen und mir meine Anna wiedergeben? Was habe ich verbrochen, dass ich mein Dasein in diesem einsamen Fegefeuer verbringen muss? Ohne dich hat alles keinen Sinn, mein Schatz. Ohne dich ist alles Nichts. Ohne dich ist diese Welt leer und sinnlos. Es kann alles verbrennen und ich mit dazu! Mein Scheiterhaufen soll sie sein!

„Er wird wieder unruhig. Pünktlich wie ein Uhrwerk.“ Die junge Frau strich sanft über den kahlen Kopf ihres bettlägerigen Vaters. „Das passt zu ihm. Er hatte immer einen geregelten Tagesablauf und wich ungern davon ab.“ Sie lächelte ihn gedankenverloren an.
„Wollen sie mir von ihm erzählen, Frau Grathoff?“, sagte der Arzt, der neben ihr auf einem Stuhl saß. Sie atmete kurz durch.
„Er war schon immer ein stark verwurzelter Mensch. Er reist nicht gern und bleibt lieber dort, wo er ist. Er macht manchmal einen schroffen Eindruck, ist aber ein herzensguter Mensch.“, sie schluckte. „Er war nicht immer so, wissen sie, Dr. Klemens? Er zeigte nie irgendwelche Anzeichen von Demenz, aber dass meine Mutter von uns gegangen ist, hat er nicht verkraftet. Als der den Anruf erhielt…“, Tränen liefen ihre Wange hinab. Dr. Klemens legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter. „…ich war dabei. Erst schaute er nur starr in die Leere, aber dann stieß er einen wahnsinnigen Schrei aus. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben nicht gehört. Er brach zusammen, zerschlug seine Möbel, prügelte immer wieder gegen den Holzboden bis seine Hände bluteten. Ich stand nur da, unfähig, etwas zu tun.“ Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Sind Sie sicher, dass sie es tun wollen?“ Der Arzt hatte keine Zweifel daran, doch fragen musste er trotzdem.
Die junge Frau nickte. Der Mann in Weiß bereitete sich vor und zog die Spritze auf. Als er sie ansetzte, sah sie ihren lebenden Vater ein letztes Mal an.
„Das Letzte was du gesagt hast, als du noch bei Verstand warst, weißt du es noch, Papa?“
Dr. Klemens legte die Spritze an.
„Du sagtest: ‚Diese Welt ist leer‘.“
Die tödliche Lösung wurde injiziert.
„Dann geh in die nächste Welt, Papa.“ Tränen liefen ihre Wangen hinunter, während sie die erschlaffende Hand ihres Vaters festhielt.
„Und grüß Mama von mir.“

 

Hallo JohnnyStyle300,

oh, mit dem Ende habe ich überhaupt nicht gerechnet, was eine überraschende Wendung, das hat mir super gefallen!

Nur eben kein einziges Lebewesen außer mir selbst und dazu die alles erdrückende Stille.
Die Stille ist doch eher das Gegenteil von lebendig, oder? Sie ist ja drückend und leer. Ich würde sie deshalb nicht in einem Satz mit "außer mir selbst" lassen. Vielleicht eher: "Nur eben kein einziges Lebewesen außer mich selbst. Sonst ist da nur die alles erdrückende Stille."

ch weiß nicht, wie lange ich schon hier bin oder wie ich jemals wieder hinausgelangen sollte.
Dass der Protagonist sich fragt, wie er aus dieser komischen leeren Welt rauskommt, das ergibt für mich Sinn. Aber ich verstehe nicht so richtig, warum er sich fragt, wie er dorthin gekommen ist. Sollte er sich nicht eher fragen, wo alle anderen hin verschwunden sind? Denn er ist doch zu Hause, da wo er immer war und wo er sich auskennt, nur die anderen sind alle weg, oder?

Nun musste ich auch noch fürchten zu ersticken! Mir langt es!
Warum auf einmal Vergangenheit?
Ich finde diesen Satz ansonsten toll, wenn man weiß, wie die Geschichte ausgeht. Überhaupt finde ich es beim zweiten Lesen noch einmal toller, weil ich jetzt weiß, wie es ausgeht.

Doch sie alle zeigen nur weißes Papier. Hingen dort nicht mal Bilder meiner Familie?
Das finde ich toll, dass auch die Fotos weg sind. Die beklemmende und zunehmend agitierende Umwelt des Protagonisten finde ich super gelungen. Ich fühlte mich gleich auch gefangen und beklemmt. Das hast du sehr eingängig beschrieben, die Stimmung gefällt mir super gut.

Was habe ich verbrochen, dass ich mein Dasein in diesem einsamen Fegefeuer verbringen muss?
Bis er das Bild von Anna sieht, weiß man selbst und der Protagonist ja nicht so richtig, wo er ist und was passiert, oder? Das finde ich eigentlich großartig. Dass er vielleicht in einem Limbo/dem Fegefeuer gefangen ist, das kann man dann aus dem Ende schließen, und das finde ich total toll. Dass das hier so direkt gesagt/angesprochen wird, nimmt für mich ein Bisschen das besondere und stimmungsvolle aus der Geschichte raus. Es wird hier zum ersten Mal eher direkt gesagt und nicht einfach gezeigt, was los ist. Ich glaube für mich wäre die Geschichte noch eindrucksvoller, wenn der Protagonist in das Haus geht um Anna zu suchen, weil er sie so vermisst, weil sie das Wichtigste für ihn ist und er natürlich in einer plötzlich menschenleeren Welt als erstes nach seinem Schatz sucht. Wenn ich mir vorstelle, dass auf einmal alle Menschen verschwunden wären und ich nicht wüsste, warum, dann würde ich auch als erstes nach meinem Mann suchen, und zwar ziemlich verzweifelt. Vielleicht findet der Protagonist dann im Haus einfach Leere, sogar die Fotos sind alle verschwunden (auch die von Anna), und er sucht immer und immer verzweifelter nach ihr und ruft nach ihr.
Und das könnte dann der Übergang sein, wir sehen jetzt die Tochter und den Arzt, der arme Protagonist ist ganz unruhig (in seinem Kopf schreit er ja nach Anna).
Das ist natürlich, wie alles, nur eine Idee/ein Vorschlag. Aber ich glaube so wäre die Geschichte noch ein Bisschen runder für mich, und noch spannender.

Zu dem letzten Teil der Geschichte:
Ich finde die Wendung super gelungen und die hat mich ganz schön mitgenommen. Der arme Protagonist! Allerdings würde ich den letzten Geschichtenteil etwas zusammenkürzen. Ich finde diese Teile sind der Kern des Endes:

„Er wird wieder unruhig. Pünktlich wie ein Uhrwerk.“ Die junge Frau strich sanft über den kahlen Kopf ihres bettlägerigen Vaters. „Das passt zu ihm. Er hatte immer einen geregelten Tagesablauf und wich ungern davon ab.“ Sie lächelte ihn gedankenverloren an.
Sind Sie sicher, dass sie es tun wollen?“ Der Arzt hatte keine Zweifel daran, doch fragen musste er trotzdem. Die junge Frau nickte.
Dr. Klemens legte die Spritze an.
„Dann geh in die nächste Welt, Papa.“ Tränen liefen ihre Wangen hinunter, während sie die erschlaffende Hand ihres Vaters festhielt.
„Und grüß Mama von mir.“
Die plötzliche Wendung ist toll, und dass der Protagonist jetzt hoffentlich zu seiner Anna findet. Alles andere hat mich nur von der tollen Wendung und der tragischen Geschichte abgelenkt. Ich finde gestraffter hätte das Ende noch etwas mehr Gewicht und würde mich als Leser noch baffer zurücklassen.

Vielen lieben Dank für's Teilen deiner tollen Geschichte!
Liebe Grüße,
Maria

 

Diese Welt ist Leer

Diese Welt ist leer.


Finde den Fehler. :Pfeif:
(Und dann ersuche einen Mod, den Titel zu korrigieren. Das kannst du selber nämlich nicht.)

Willkommen hier, JohnnyStyle300

offshore

 

Hallo MariaSteffens und ernst offshore,
zunächst einmal vielen lieben Dank fürs Lesen und Kritisieren.
Vorweg: Ich habe diese Geschichte für einen Wettbewerb namens "Weil du mir so fehlst - Geschichten von Leben und Tod" geschrieben, bei dem ich es aber leider nicht in die letzten 50 Geschichten für die Anthologie geschafft hatte (allerdings von stolzen 729 Einsendungen). Vorgegeben waren 4 Normseiten.

Nun zum Verbessern. Ich freue mich erstmal natürlich, dass dir meine Geschichte gefallen hat und habe mir deine Verbesserungsvorschläge zu Herzen genommen. Nur zwei Dinge würde ich ungern ändern.
Als da wären:

Die Sache mit dem Fegefeuer.
Der Protagonist hat das meiste vergessen und ist nun in dieser Welt gefangen. Dort durchläuft er einen immer gleichbleibenden Ablauf (weil er das im Leben auch so getan hat spielt sich das hier wieder). Seine Gedanken ziehen ihn dann immer wieder zu seinem Haus zurück, bis ihm einfällt, dass es seins ist und der dort etwas finden sollte. Seine Frau "Anna" kommt ihm dann erst dann in den Sinn, wenn er das Bild im Schlafzimmer sieht (das ist Symbolik dafür, dass sie ihm einfällt). Zu diese Zeitpunkt realisiert er, dass diese Welt nur deshalb so leer und sinnlos ist, weil seine Frau nicht bei ihm ist und daraus schließt er sozusagen ein "Fegefeuer".
Bis sich sein rasender Verstand beruhigt weil er alles vergisst und sein Albtraum von vorne losgeht.

Was den letzten Teil betrifft wollte ich deutlich machen, dass ihm seine Frau wichtiger war als alles andere auf der Welt und ihn derart mitgenommen hat, dass sein Verstand das nicht überlebt hat.
Um das mit dem Zyklus deutlich zu machen, habe ich ihn durch die Tochter nochmal ein wenig beschrieben.

Ich wollte nur mal darlegen, was da meine Intention war.
Natürlich kann ich das Ganze trotzdem entsprechend ändern, wenn du wirklich der Meinung bist, ich sollte. Ich möchte aus meinen Fehlern lernen. :D

Und ja, im Titel ist das "L" groß.
Verflixt :cry:

 

Hallo JohnnyStyle300,

alles was ich geschrieben habe, sind natürlich nur Ideen, es ist ja deine Geschichte und du musst sie nicht verändern, wenn sie genau so ist, wie du sie haben magst.

Bei beiden Punkten (dem Fegefeuer und der Unterhaltung über den Mann am Ende) hätte ich es auch verstanden, wenn es nicht so explizit gesagt worden wäre. Wenn es noch deutlicher gemacht werden sollte, dann hätte ich es lieber durch die Handlung erfahren, als dadurch, dass es mir als Leser so deutlich gesagt wird.

Ich bin sehr gespannt, wie andere Leser hier das empfinden, das ist ja immer total subjektiv.

Viele liebe Grüße,
Maria

 
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Willkommen @JohnnyStyle300,

ich schreib mal mit:

völlig Menschenleer und doch
menschleer klein, da Adjektiv.

Es ist kein postapokalyptisches Szenario der Zerstörung, vielmehr so, als ob jeder Mensch von einer Sekunde auf die andere verschwunden ist und diesen Ort eingefroren in der Zeit zurückließ.
Das "vielmehr so" holpert sehr, auch weil es sehr unpräzise ist, da würde ich auf eine genauere Formulierung zurückgreifen. Vorschlag: Es ist kein postapokalyptisches Szenario der Zerstörung, vielmehr eine menschenleere Wüste, eingefroren in der Zeit. So in die Richtung.

es gibt sogar gedeckte Tische mit heißen Speisen vor Cafés
Heiße Speisen? Naturheiß? Oder wo kommen die her?

Ich weiß nicht, wie ich jemals wieder hinausgelangen sollte. Ob ich den Rest meiner alten Tage hier verbringen muss? Es scheint alles wie ein böser Traum, irgendwie verworren. Dabei sollte ich mich hier auskennen ...v
Der Wechsel vom Konjunktiv in den Präsens und zurück wirkt ungelenk.

Kein Wolkenbruch ergießt sich mir, natürlich nicht, etwas viel absurderes geschieht.
ergießt sich vor mir/ über mir/ auf mich.
Absurderes.

Ich trinke mich voll und zufrieden, ziehe den Kopf zurück um zu atmen, doch die Sphäre folgt mir und flößt sich mir ein, kaum, dass ich einen Zug Luft holen konnte.
Vor ein paar Jahren wurde versucht, "sitt" als Wort für den Zustand, genug getrunken zu haben, zu etablieren - erfolglos. Es gibt im Deutschen kein Wort dafür. Ich trinke mich voll, bin also "volltrunken" ist nicht die Lösung, Deshalb würde ich diese Falle durch eine geschicktere (Um-)Formulierung umgehen. Gleiches gilt für den "Zug Luft". Das ist zu unpräzise, warum schreibst du nicht Atemzug? Ist das zu einfach?

Mir langt es!
Das ist Umgangssprache, versuche einen einheitlichen Duktus. "Ich habe die Nase voll", "Mir reicht es"

Ohne weiter darüber nachzudenken gehe ich durch die Eingangstür.
Komma vor gehe?

Sicher und wie selbstverständlich bewege ich mich durch die Eingangsflure. War dies wirklich mein Zuhause?
Eingangsflure? Wie viele gibt es denn? Bei uns gibt es einen Flur. Dann wechselst du die Zeit und gehst vom Präsens ins Präteritum. Bleib im Präsens: Ist dies wirklich mein Zuhause?

Das stete Ticken einer großen Uhr beruhigt mich, wenngleich ihre Zeiger sich auch nicht bewegen.
Er kennt die Uhr in seinem Zuhause, also ist es die große Uhr. Das auch kannst du streichen, Füllwort.

Die Tür fliegt zu Seite und dort auf dem Nachttisch steht ein Bilderrahmen mit einem Foto darin.
Das glaube ich nicht, die Tür kann zur Seite fliegen? Sind wir in Hogwarts? Türen gehen auf oder werden aufgeworfen.
Darin kann weg, Füllwort.

Hektisch renne ich nach draußen, schneller, als es meine alten Knochen erlauben sollten und rufe nach ihr.
Sollten kann weg.

Was habe ich verbrochen, dass ich mein Dasein in diesem einsamen Fegefeuer verbringen muss?
Warum Fegefeuer? Ich sehe bei deinen Beschreibungen eher eine verlassene Stadt à la "I am Legend".

Er war schon immer ein stark verwurzelter Mensch. Er reist nicht gern und bleibt lieber dort, wo er ist. Er macht manchmal einen schroffen Eindruck, ist aber ein herzensguter Mensch.
Mal schreibst du in der Vergangenheit über ihn, mal in der Gegenwart. Entscheide dich für eine Zeit und bleib dabei.

Mensch.“, sie schluckte
Entweder den Punkt weg oder das Komma weg und Sie groß.

erhielt…“, Tränen
Vor dem Dreipunkt zwingend ein Leerzeichen., dahinter das Komma weg, da der Dreipunkt wie ein Punkt den Satz beendet. "erhielt …“ Tränen"

„…ich war dabei.
Wenn er vorne steht ebenfalls: „… Ich war dabei.

prügelte immer wieder gegen den Holzboden
Man kann auf etwas einprügeln oder jemanden verprügeln. Gegen einen Boden prügeln ist unpräzise, Vorschlag: Er schlug auf den Boden ein.

Der Arzt hatte keine Zweifel daran, doch fragen musste er trotzdem.
Daran kann weg, Füllwort.

Die tödliche Lösung wurde injiziert.
Das ist sehr unwahrscheinlich, denn Strebehilfe ist nur unter gewissen Umständen in der Schweiz legal und ich bezweifele, dass Angehörige dementer Menschen das so easy entscheiden dürfen. Da vermisse ich eine solide Recherche.

Das Fantastische in deiner Geschichte könnte mich fesseln, tut es aber nicht, weil du nichts daraus machst. Deine Erklärung, dass ein dementer alter Mann sich diese Welt zusammenfantasiert, finde ich unbefriedigend. Das ist wie eine Traumauflösung, ich denke mich in diese Welt hinein und dann sagst du mir: Ätsch, alles nur geträumt. Weißt du?
Viel spannender fände ich, du würdest es rätselhafter, offener lassen, mit Erwartungen spielen und sie nicht bedienen. Dann hätte ich was zum Nachdenken. Ich nenne mal ein Beispiel nur mal so losgesponnen: Der Prota ist der Einzige, der andere Menschen nicht mehr sehen kann, was sich jedoch erst spät als Twist herausstellt. Er kann Menschen hören, riecht, was sie kochen und backen, sieht leere Fahrräder und Autos fahren usw. Und dann gibt es eine Ausnahme: seine Frau. Sie kann er sehen, obwohl sie schon tot ist. Dennoch lebt sie für ihn, er unterhält sich mit ihr usw. Und am Schluss kommt die Sicht von außen: der Prota ist ein blinder alter Mann, der mit sich selbst spricht. Das wäre alles andere als Schema F und könnte mich - wenn es schlüssig ist - richtig packen.
"Diese Welt ist leer" ist ein toller Ausgangspunkt für eine Kurzgeschichte, doch gerade das Ende/ die Auflösung ist mir zu melodramatisch, sorry.
Egal, ob du überarbeitest, oder die Story so lässt: Deine Wortwahl ist oft ungenau, ich habe dir genügend Beispiele aufgeführt, jedoch nicht alle. Da würde sich ein Feinschliff lohnen. Stelle nochmal alles auf den Prüfstand und versuche zu präzisieren.

Wie üblich hier: Nimm, was du brauchst, den Rest vergiss einfach.

Peace, linktofink

 

Hallo JohnnyStyle300,

Deine Geschichte hinterlässt bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Du schilderst das Herumirren Deines Prot. in der menschenleeren Stadt so plastisch, dass man seinen Alptraum förmlich mit erleidet. Dieser Teil gefällt mir sehr.
Doch das Ende ist für mich nicht befriedigend. Die Tochter möchte den Vater von seinen Qualen befreien - das kann ich nachvollziehen. Jedoch nicht das Verabreichen der Todesspritze (würde unter diesen Umständen auch kein Arzt hierzulande tun). Und ob die Tochter mit dieser Entscheidung, die sich ruhig leben könnte?
Der alte Mann will vielleicht gar nicht sterben. Er sehnt sich nur nach seiner Anna. Möglicherweise sitzt sie ja neben seinem Bett, denn Töchter gleichen ja hin und wieder der Mutter . . .

Gruß
niebla

 

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