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Dies Ater ("Schwarzer Tag")

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31.12.2002
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Dies Ater ("Schwarzer Tag")

Ein Blitz durchbrach die Dunkelheit und ließ eine schemenhafte Gestalt auf der Spitze eines Kirchturms erkennen.

Gezeichnet von einem schweren Kampf legte ich meinen rechten Arm müde um das eiserne Kreuz.
Ich hatte mehrere kleine Wunden am Gesicht und an den Händen. Der gerade einsetzende leichte Regen erlaubte mir sie behelfsmäßig zu säubern. Das kleine Rinnsal meines Blutes vermischte sich mit Regenwasser und floss langsam die Wände des Kirchturms hinunter.
Zweiundzwanzig Meter unter mir eilte gerade ein durchnässter Priester, der zu spät zur Mitternachtsmesse kam, schnellen Schrittes auf das Kirchentor zu, als ein weiterer Blitz die Dunkelheit der späten Stunde für einen Augenblick vertrieb.
Erstaunt blieb der Priester stehen, richtete seine Augen starr auf den blutenden Kirchturm und murmelte: „Una salus victis nullum sperare salutum!“ („die einzige Rettung für die Besiegten ist, auf keine Rettung zu hoffen“). Der Priester bekreuzigte sich und rannte bestürzt in das innere der Kirche.

Noch immer schlug mein Herz mit überhöhter Frequenz als ich plötzlich ein Geräusch hinter mir wahrnahm. Schwermütig drehte ich mich um, meinen rechten Arm immer noch am Kreuz eingehakt.
Mein Blick schweifte über das Kirchendach, bis zum anderen Ende. Dort tauchte eine gewaltige dunkle Silhouette auf, wie der Kopf eines riesigen Drachens, der sich gerade zur vollen Größe erhob.

Es war ein Hubschrauber, ausgestattet mit einem modernen Schalldämpfer um die Geräusche der Rotorblätter zu verschlucken.
Die Seitentür des Hubschraubers öffnete sich und drei dunkle Gestalten sprangen heraus. Katzengleich landeten sie auf dem Kirchendach und bewegten sich langsam auf mich zu. Sie hatten es nicht eilig, denn es schien als säße ich in der Falle.

Ich richtete mich aus meiner halb knienden Haltung auf und streifte meinen Rucksack ab, um etwas herauszunehmen.
Mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen trat ich an den Rand des Kirchendaches, warf einen letzten Blick auf die herannahenden Gestalten und rief: „Nullum magnum ingenium sine mixtura dementiae fuit!“ („es hat keinen großen Geist ohne Beigabe von Verrücktheit gegeben“).

Wie ein Turmspringer der sich darauf vorbereitet vom 10-Meter Brett zu hechten, stellte ich mich hin, meine Arme links und rechts vom Körper weggestreckt.

Just in diesem Moment kam der Priester und Geleit, mit Taschenlampen bewaffnet aus der Kirche herausgerannt um den anderen Mitgliedern seiner Glaubensgemeinde die blutende Kirchenwand zu zeigen.
Das Licht einer der Taschenlampen folgte der Blutspur die Wand hinauf und beleuchtete schließlich meine Gestalt, welche mit blutigen Händen und einer blutigen Stirn in gekreuzigter Haltung auf dem Kirchenturm stand.
Die Menschen schrieen, weinten, bekreuzigten sich.

Indessen stieß ich mich ab und stürzte in die Tiefe. Im Fallen klammerte ich mich fest an den Gegenstand den ich zuvor meinem Rucksack entnommen hatte und benutzte ihn.
Der Regenschirm öffnete sich und bremste meinen Fallgeschwindigkeit bedeutend ab. Dennoch schlug ich mit meinen Füßen so hart auf dem Asphalt auf, dass eine Staubwolke aufwirbelte und in konzentrischen Kreisen um mich herum, mehrere Zentimeter über dem Boden, davon wehte.

Sofort wurde ich von den Kirchengängern und dem Priester umringt, die mich für den neuen Messias hielten.
Ich klappte meinen Schirm zusammen und verstaute ihn wieder in meinem Rucksack.

Ohne mich um die Menschen um mich herum zu kümmern sprintete ich los.
Ich blickte über meine linke Schulter. Die drei mysteriösen Gestalten sprangen ebenfalls vom Kirchendach... Regenschirme hatten sie nicht nötig.
Dreimal ertönte ein dumpfes Geräusch als die Wucht ihres Aufpralls den Asphalt unter ihren Füßen zersplittern ließen. Ohne Atempause, in einer fließenden Bewegung, drehten sie sich in meine Richtung und nahmen die Verfolgung auf.

Während ich auf eine belebte Hauptstraße zusteuerte, kamen mir zwei Worte in den Sinn:
Dies ater“.

 

Salve Due South,

ganz interessante Geschichte. Nur sind mir ein paar Dinge aufgefallen:

das mit dem Regenschirm, ist, ich weiß nicht recht, nicht sehr wahrscheinlich. Vielleicht hätte es einer näheren Beschreibung und Vertiefung bedurft, zu erklären welche (magische?) Beschaffenheit dieser Regenschrim hat, damit er diese Kraft entwickelt. Ein Schirm nützt in der Wirklichkeit kaum, um einen Sprung von einem Kirchturm zu bewältigen (wie ein Fallschrim, etc.). Ein normaler Regenschirm, denke ich, müßte durch den starken Fallwind eigentlich umgebogen werden, sodaß er nichts nützt...

Eine Ungereimtheit: es regnete, doch der Protagonist wirbelt Staub auf. Er könnte höchstens Schlamm, wenn die Straße verschlammt ist, oder Wasser aufspritzen lassen. Hmm..

eine Kleinigkeit:

Dort tauchte ein gewaltige dunkle Silhouette auf

eine, (gewaltige, dunkle)

Die lateinischen Einschübe fand ich sehr beeindruckend (passen sehr gut in eine Geschichte mit dieser Handlung). Solltest Du Lateinexperte sein, darf ich Dich dann mit Fragen belästigen??? ;). Ich grabe Latein wieder aus (meine Schulzeit ist halt schon etwas lange her...), und es wieder aus dem Unterbewußtsein zu holen ist mühselig.

in diesem Sinne

cura, ut valeas

Echnaton

 

Du hast in allen Punkten recht, Echnaton.

Genaugenommen erreicht man bei einem Sprung aus 22 Metern Höhe
eine Aufprall-Geschwindigkeit von knapp 75km/h.
Aber meine Entscheidung diese Story in der Kategorie "Seltsam"
zu veröffentlichen, ist ein Hinweis darauf, dass Realismus nicht
das Oberste Gebot ist. (Wer spricht heute noch Lateinisch?).:D
Es ging mir mehr darum eine Art Traum zu erzählen.

Der aufgewirbelte Staub trotz Regens ist ein Fehler, der mir gar
nicht aufgefallen ist. Danke für den Hinweis.
;)

Der Tippfehler "ein(e)" ist bereits behoben.


P.S. Ich hatte nie Latein-Unterricht, tut mir leid, Echnaton.
:D

 

halli hallo!
ich find deine geschichte eigentlich ganz nett. nicht überragend, aber na und?
das mit dem regenschirm stört mich nicht weiter.
was ich nicht ganz versteh ist, es heißt, blut fließt die krichenwand herunter. da frage ich mich, ist der prot da hoch geklettert, oder kam er irgendwie sonst da hin? ich frage mich das, weil, wenn er nicht geklettert ist, er eine ungeheure menge blut verloren haben muss, damit das blut unten auch ankommt.
vielleicht hilfst du mir ein wenig auf die sprünge???

du hattest nie latein? wie bis du denn darauf gekommen, lateinische sätze einzufügen? dann hast du die sätze bestimmt auch nicht alleine gemacht, oder?

bye und tschö

 

Die Kategorie "Seltsam" sollte eigentlich implizieren, dass Fragen offen bleiben. Wenn alles erklärt werden würde, was ist dann an der Geschichte noch seltsam?

Aber für die Liebhaber der Wissenschaft:
eine Blutmenge von 250 ml (halb so viel wie bei einer normalen Blutspende beim Roten Kreuz) sollte reichen um das kleine Rinnsal zu erzeugen.
Natürlich sind 250 ml recht viel Blut, und es würde mindestens 2 Stunden dauern diese Menge durch ein paar kleine Wunden zu verlieren. Was allerdings nicht möglich ist, denn schon nach wenigen Momenten würde aus dem Fibrinogen (katalysiert durch Thrombin) das Fibrin gebildet werden, welches zusammen mit den Thrombozyten die Wunden verschließen würden. Es sei denn, die Person leidet an einer Hämophilie, einer hämorragischen Diathese; ein in 2 Formen vorkommendes, X-chromosomal-rezessiv erbliches (durch heterozygote Frauen übertragenes) Leiden. :D

Was mein Latein betrifft: was man nicht weiss, läßt sich nachschlagen! ;)

 

Servus Due-south!

Seltsame Geschichten verlangen nach keiner Aufklärung, dürfen aber inspirieren und Gedanken auf Reisen schicken. Deine Geschichte erfüllt das Öffnen von Möglichkeiten. Die Mischung aus christlichem Klosterleben, Hubschraubern und von blutenden Kirchtürmen, auf Regenschirmen herabgleitenden Menschengestalten (?), ist eine Mischung die seltsam aber auch locker zu lesen ist. Man spinnt sich einfach weiter eine story und sieht vor sich wie .....

Lieben Gruß an dich - schnee.eule

 

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