Die Zeitreise
Rrrrrrrriiiiiiiiiiiiinnnnnnngggg!!!!!...Rrrrrrrriiiiiiiiiiiiinnnnnnngggg!!!!!...machte das Telefon und riss ihn unbarmherzig aus seinem Mittagsschlaf. Er hatte sich für ein Weilchen aufs Sofa legen wollen, um sich auszuruhen. Doch war aus dem Weilchen, so musste er nun erschrocken feststellen, der halbe Nachmittag geworden. Und er hatte schließlich noch einiges zu erledigen vorgehabt. Nun rekelte er sich mit noch vom Schlaf trächtigen Augen auf dem Sofa und fuchtelte dabei unkontrolliert mit den Armen in der Luft herum. Er hörte...Rrrrrrrriiiiiiiiiiiiinnnnnnngggg!!!!!... hörte dieses Geräusch...Rrrrrrrriiiiiiiiiiiiinnnnnnngggg!!!!!..., diesen Krach, der ihn wach rüttelte, wach prügelte wie eine grantige Mutter, die einem morgens die Bettdecke wegreißt. Verwirrt starrte er in alle Richtungen und versuchte dieses furchtbar furchtbare Ringen zu lokalisieren. ...Rrrrrrrriiiiiiiiiiiiinnnnnnngggg!!!!!...Ringen? Endlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er drehte sich mühsam und steif auf die Seite und blickte zu dem kleinen Tischchen auf dem sich neben einer Tischlampe, auch das wild ratternde Telefon befand. Er ergriff den Hörer, den er allerdings, schlaftrunken wie er nun mal noch war, erst nach wiederholtem Zugreifen richtig zu fassen bekam. Rrrrrrrriiiiiiiiiii... „Hallo?“, sprach seine leise, noch schläfrig, aber dennoch rau klingende Stimme in die Sprechmuschel des Telefons.
„Jens-Christian?...Jens-Christian, bist du das!?“, ertönte eine laute Stimme am anderen Ende der Leitung, von der er sich sicher war sie zu kennen. Jedoch kam er einfach nicht drauf, woher? Sein Denkvermögen war noch im Delirium und so sah er sich gezwungen zu fragen:
„Ja bin ich. Wer ist denn da, wenn ich fragen darf?“
„Wer da ist!?“, gegenfragte ihn die Stimme, „Na, ich bin's!“
„Na super. Und wer ist dieser 'Na, ich bin's'?“, fragte Jens-Christian erneut.
„Na, ich eben. Richard!“, jetzt, wo er wach war, erkannte Jens-Christian die Stimme sofort. Richard war ein alter Freund aus der Nachbarschaft, den er schon kannte, als sie beide noch so klein waren und zusammen im Sandkasten Burgen gebaut hatten. Vor einiger Zeit war Richard wieder in die Nachbarschaft zu seinen Eltern gezogen, weil er nach dem Abschluss an der Universität keine Stelle bekommen hatte. Sie hatten sich daraufhin getroffen und die Nacht durchgemacht und gequatscht über alte Zeiten. Aber auch über ernste Themen. Ernste geschichtliche Themen. Und schließlich, bevor sie beide gut angetrunken nach Hause getorkelt waren, hatten sie verschiedene Möglichkeiten des geschichtlichen Verlaufs konstruiert. Dabei waren sie davon ausgegangen, dass bestimmte Ereignisse nicht stattgefunden hätten. Seitdem hatten sie sich nicht mehr gesehen oder gesprochen. Es war nun drei Wochen her.
„Hallo Richard.“, sagte er schwerfällig, konnte aber spüren, wie sein Gehirn allmählich anlief, „Wie geht’s denn so? Alles klar bei dir oder brauchst du vielleicht....“
„Jajaja, gut gut. Jetzt halt mal kurz den Babbel. Du musst sofort vorbei kommen.“, unterbrach ihn Richard und klang dabei ungewöhnlich hektisch und nervös, was nicht unbedingt seine Art war.
„Was? Warum soll ich denn sofort...“
„Frag nicht so blöd, komm einfach hier hin. Am besten jetzt.“
„Warum denn? Was ist denn los mit dir? Ist was passiert, oder was?“, fragte Jens-Christian, immer noch nicht verstehend, was in seinen alten Sandkastenfreund gefahren sei.
„Himmelherrgott!!!“, rief dieser in sein Telefon und Jens-Christian musste den Hörer von seinem Ohr weghalten, konnte jedoch trotzdem jedes Wort verstehen, „Komm halt hier hin, dann wirst du schon sehen, was los ist. Nur so viel: Es ist was richtig abgefahrenes, das dir bestimmt die Schuhe auszieht. So viel ist klar. Also, bis gleich und lass mich nicht allzu lange warten.“
PATSCH!, schlug Richard den Hörer auf, kappte somit die Verbindung zwischen den beiden und ließ Jens-Christian darüber hinaus mit einem großen Fragezeichen im Gesicht zurück. Dieser lag immer noch in einer seltsamen Verrenkung auf dem Sofa und starrte verdutzt auf den Telefonhörer in seiner Hand, ohne genau zu verstehen, was da gerade passiert war. Er dachte darüber nach, was Richard ihm gesagt hatte und darüber, dass Richard schon immer der Bestimmende der beiden Freunde gewesen war. Und dass er, Jens-Christina eigentlich auch stets tat, was man ihm sagte (oder es zumindest versuchte). Somit stand er also auf, zog sich seine leichte Jacke und Schuhe an, weil es draußen angenehm mild war, steckte die Schlüssel in seine Hosentasche und verließ das Haus, um sich auf den Weg zu Richard und dessen ihm seine Schuhe ausziehende Überraschung zu machen.
Er trat aus der Tür und machte sich mit schnellen Schritten auf den Weg die Straße hinunter. Die Sonne machte sich gerade auf den Weg in Richtung Horizont und es wehte ein leichter, die Nase sanft umspielender Wind, der ihm sogleich ein freudiges Gefühl in der Brust verschaffte, durch das seine Müdigkeit nun endgültig verschwand. Er lief, die Hände in den Taschen seiner offenen Jacke vergraben, an all den schönen kleinen Läden vorbei, die seinem Kiez erst diesen heimatlichen Charakter gaben, den sie alle so sehr liebten. Während er also an Lebensmittelgeschäften mit ihren wunderbar duftenden Waren und Genussmitteln vorbei kam, wollte er schon anhalten, um für Richard und sich eine Kleinigkeit zum Essen zu kaufen, was er sich dann allerdings wieder rasch aus dem Kopf schlug, weiter ging, stoppte, sich umdrehte und schon kurz davor war wieder zurück zu gehen, dann aber doch, weil er merkte, dass er bereits, trotz nicht genannter Zeitangabe Richards, spät dran war und seinen Freund nicht unnötig warten lassen wollte, sich weiter zu Richard aufmachte. Somit ging er, sein Tempo nun nochmals steigernd, den in der Sonne hell scheinenden Bürgersteig entlang und ärgerte sich über seine ständige Unentschlossenheit, die ihn, wenn er genauer nachdachte, schon sein ganzes Leben über begleitete, und die er, egal wie sehr er es auch versuchte, nie in den Griff bekam.
Mit leichtem Groll über sich selbst, erreichte er das Haus von Richards Eltern, musste jedoch nach dreimaligen Klingeln feststellen, dass sich ganz offensichtlich niemand zu Hause befand. Kurzerhand zog er sein Handy aus der Tasche und wählte unter leisem Fluchen Richards Nummer, der schon nach wenigen Sekunden abnahm und ihm Bescheid gab, nach hinten in den Garten zu kommen, wo er, also Richard, sich im Gartenhaus befand. Wie befohlen steckte Jens-Christian das Handy wieder in die Hosentasche und ging am Haus vorbei in den Garten, der, so klein er auch war, dennoch mit einer liebevollen Anlegung aufwartete, die in der Nachbarschaft klar ihres gleichen suchte. Der Rasen war, ebenso wie die Hecke, die Bäume und sonstige Pflanzen, penibel gestutzt worden und Jens-Christian kam nicht umhin, trotzdem er selbst es für nicht nötig hielt, die Arbeit, die in diesen Garten gesteckt worden sein musste, anzuerkennen. Es gefiel ihm auch ein wenig, denn er konnte seinen Blick nicht lösen, als er in das Gartenhaus trat in dem es, von außen hörbar, rumpelte, als räume jemand auf oder arbeite fleißig, emsig an etwas Bestimmtem.
Richard ließ einen freudigen Ausruf erklingen, als er seinen alten Freund erblickte. Das Gartenhaus, das von außen gar nicht so groß erschien, war von innen ungewöhnlich geräumig und ähnelte eher einer Gartenscheune. Richard stand auf einer Leiter, die an einem großen, seltsam aussehenden, kugelförmigen Apparat gelehnt war und winkte Jens-Christian begeistert zu, während er einige Kabel zu verbinden schien, woraufhin das merkwürdige Gebilde plötzlich anfing zu blinken wie ein Karussell auf dem Jahrmarkt und Richard ein freudiges Kreischen und ein laut ausgerufenes „YES!!!!“, entfuhr. Er kletterte schnell die Leiter runter und legte diese einfach der Länge nach an der Wand ab. Dann kam er, sich die schmierigen Hände an einem Lappen säubernd, auf Jens-Christian zu und schüttelte ihm begeistert die Hand, drehte sich zu der blinkenden Kugel und hob zeigend den Arm darauf:
„Na“, sagte er in seinem Blaumann, über beide Wangen strahlend, „was sagst du dazu?“
Jens-Christian wusste nicht recht darauf zu antworten. Er war sich nicht richtig über den Sinn und Zweck des Apparates im Klaren und wollte seinem Freund nicht vor den Kopf stoßen. Dennoch sah er sich gezwungen zu fragen. Also begann er bedächtig zu sprechen:
„Alsoooooo...nun ja...wie soll ich sageeeeeeen...es sieht recht...es ist...also...ja...ich...weiß nicht so recht...was soll es denn sein?“ Richard begann amüsiert zu lachen und Jens-Christian ein wenig zu erröten.
„Mensch Christian!“, prustete er vor Freude, „Jetzt guck doch nicht so belämmert. Ich lach doch nicht über dich. Nein, natürlich nicht. Ich lache über dein Rumgedruckse. Ich finde es einfach nur köstlich, wie du, anstatt zu sagen, dass du nicht weißt, was dies hier ist, noch versuchst irgendwie drumherum zu reeheden....hahahaha...Mann, du bist echt zu stolz.“
Richard schlug ihm fest auf die Schulter, was ihn so unvorbereitet traf, dass er zur Seite stolperte und ihm die Schulter noch beim Kaffee trinken an der Werkbank weh tat, als Richard ihm erklärte, worum es sich bei diesem kugelförmigen Monstrum aus Technik handele.
„Was soll das bitte sein?“, fragte Jens-Christian ungläubig.
„Eine Zeitmaschine.“, antwortete Richard, ganz so, als sei es doch das Normalste auf der Welt eine solche, Raum und Zeit durchbrechende Maschine in seinem Gartenhaus stehen zu haben.
„Eine Zeitmaschine?“, fragte Jens-Christian erneut und immer noch genauso ungläubig.
„Ja. Eine Zeitmaschine. Da staunst du, was? Habe ich selbst gebaut.“, Richard schwoll vor Stolz und schenkte seinem Freund ein selbstzufriedenes Lächeln, während er die Kaffeetasse zu seinem Mund führte und laut schlürfte.
Jens-Christian dagegen schaute ihn immer noch mit großen Augen der Unwissenheit an und bekam erst einmal keinen Ton, geschweige denn einen zusammenhängenden Satz heraus, bis es ihm letztlich dann doch gelang und er mit fester Stimme sagte:
„Also, wenn du mich veralbern möchtest, hättest du auch bis heute Abend warten können. Stattdessen bestellst du mich hierher, nur um mir diese Attrappe zu zeigen und etwas von einer Zeitmaschine zu reden, womit du offenbar meine Intelligenz zu beleidigen versuchst, denn, obwohl ich nicht wie du auf der Uni war, weiß ich dennoch sehr wohl, dass es schlichtweg unmöglich ist in der Zeit zu reisen. Aberhunderte von Forschern haben das sicherlich schon ausprobiert und nichts erreicht und jetzt willst DU mir erzählen, DU hättest solch eine Maschine mal eben in deinem Gartenhaus gebaut. Woher hast du denn bitteschön das Material, die Kabel, die Elektronik, die Hardware, Software, das Wissen? Richard! Woher?!“
Die Erklärung folgte, und es waren viele Worte. Sehr viele. Und darüber hinaus waren sie auch noch hinsichtlich ihrer Aussprache so überaus kompliziert, dass Jens-Christian lediglich einen Bruchteil von dem verstand, was Richard ihm versuchte zu erklären, wodurch auch das imaginäre Fragezeichen in seinem Gesicht stetig wuchs und wuchs. So lange bis er Richard nur noch mit einem fragenden Blick taxierte und sich entschied seinen Kopf abzuschalten. Erst als Richard mit seiner Erklärung endete, riss die dadurch entstandene Stille Jens-Christian wieder aus seinen Tagträumen. Er schaute verwirrt, ein leichter Kopfschmerz begann sich in seinem Schädel auszubreiten, und er fragte bloß noch, ob diese „Zeitmaschine“, die Richard da angeblich, völlig ohne fremde Hilfe, in gerade einmal drei Wochen in seinem Gartenhaus erfunden und fertig gestellt hätte, auch wirklich funktionierte, was sein sich nun seiner Kleidung entledigender Freund sogleich überschwänglich bejahte. Jens-Christian allerdings war damit immer noch nicht zufrieden gestellt und noch mehr verwundert über die Tatsache, dass sein Freund jetzt historische Kleidung anlegte. Auf die Frage seinerseits sagte Richard, sie brauchten diese Kleidung, um dort, wo sie nun hingingen, nicht aufzufallen, womit er ihm ebenfalls ein Bündel Klamotten zuwarf, die er ihm bedeutete anzuziehen, was Jens-Christian auch tat. Denn er tat schließlich immer, was man ihm sagte. Und somit schlüpfte er kurzerhand in Hemd und Weste, Hose und Anzug, die alles in allem etwas verlebt wirkten. Sobald sie angezogen waren, drückte Richard einen Knopf an der Seite der Maschine und stieg hinein, drehte sich um und sah seinen Freund unschlüssig vor dem Eingang stehen.
„Was ist? Es beißt dich nicht, versprochen?“, sagte er mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen.
Jens-Christian schaute Richard in die Augen. Seine Ungläubigkeit und der Ärger über die vermeintliche Lügengeschichte Richards war einer zynischen Grundhaltung gewichen, sodass er sich entschieden hatte, dieses dumme Spiel seines Freundes einfach mitzuspielen. Was sollte all das Ärgern denn letztlich bringen. Wenn Richard meinte einen Spaß mit ihm spielen zu müssen, sollte er dies doch tun, ihn würde er nicht mehr auf die Palme bringen, soviel war klar. Kopfschüttelnd über die Hartnäckigkeit und Ausdauer Richards, stieg er also ebenso wie dieser zuvor in die Maschine ein und stellte sich, beide Hände tief in den Taschen seiner Hose vergraben, neben den selbsternannten Erfinder der Zeitreise. Dabei inspizierte er mit einem belustigten Blick den Innenraum der „Zeitmaschine“. „Wirklich beeindruckend.“, dachte er, denn alles wirkte durchaus authentisch, weswegen er auch nicht umhin kam, seinem Freund Richard tiefste Bewunderung für die Mühe auszusprechen, die er sich gemacht haben musste. Natürlich sprach er dies nicht laut aus. Richard wiederum spielte auf einem Display herum, tippte dort wild auf die Tasten, das sie piepsten und tuteten. Dann, nach einiger Zeit drehte er sich über die Schulter zu Jens-Christian um und fragte mit vor Anspannung und Vorfreude zitternder Stimme: „Bist du bereit?“ Worauf dieser nur die Lippen schürzte und mit dem Kopf nickte, als wolle er sagen: „Mach du mal. Versuch nur mir dein Lügenmärchen weiter aufzutischen. Mir gehst du damit nicht auf den Leim.“
Dann drückte Richard den roten Knopf, rechts unten auf dem Display, und die Tür begann sich zu schließen. Rauch stieg auf und nach wenigen Sekunden konnten beide die Hand nicht mehr vor den Augen sehen. Sie husteten lauthals und schrien kurz auf, als die Maschine zu rütteln, zu wackeln, zu pfeifen und das Licht zu flackern begann. Jens-Christian dachte, die Maschine würde jeden Moment in die Luft fliegen und sie beide, in ihren Einzelteilen durch die Luft schleudern. Er schrie, Richard solle aufhören, aufhören mit seiner Veranstaltung. Er schrie, er habe genug davon. Er schrie, schrie, schrie. Und ebenso tat es Richard. Sie beide schrien so laut sie konnten. Vor Schrecken und Angst. Doch ihre Schreie verstummten, gingen unter in dem Lärm, der in der Maschine herrschte und der sie beide tyrannisierte wie der fürchterlichste Herrscher sein hilfloses Volk. Dann fiel das Licht aus und der Lärm verstummte. Er war kurz still. Und dann … IIIIIIIIIIIAAAAAAAAHHHHHHH!!!!!!!
Ein Schrillen, dass ihnen beiden beinahe die Trommelfelle platzten. Dazu ein Gefühl im Magen, als hätte jemand Angelhaken in ihre Eingeweide verhakt und ziehe nun mit aller Kraft daran. Jens-Christian wurde es schummrig vor Augen. Der Schmerz war so stark, er blendete ihn, betäubte seine Sinne und ließ ihn schließlich in das dunkle, stille Gewässer der Ohnmacht gleiten.
Als die Sonnenstrahlen seine Lider sanft streichelten und er wieder aufzuwachen begann, befand er sich an einem gänzlich anderen Ort, den er, auch ohne die noch anhaltende Benommenheit, in der er sich befand, nicht zu kennen vermochte, so sehr er es auch versuchte. Richards Gesicht hing über dem seinen und es redete in wilder Ekstase mit ihm, ohne dass er in der Lage war zu verstehen, was es sagte. Er war taub. Und daran änderten auch die Ohrfeigen Richards nichts. Erst nach einiger Zeit vernahm er ein leises Rauschen, welches sich rasch zu einem Pfeifen wandelte, mit dessen Verschwinden auch die Geräusche um ihn herum wiederkehrten. Dennoch hatte er unglaublich starke Kopfschmerzen. Ihm schwindelte, sodass Richard ihm aufhelfen musste. Doch bereits nach wenigen Minuten auf zwei Beinen, fühlte er sich wohler, fühlte er wieder das Feste unter seinen Füßen. Er blickte sich erstaunt um und versuchte sich an irgendetwas zu erinnern, irgendetwas, das von Belang sein könnte, das ihm erklären könnte, wo er sich befand, warum er sich dort befand und wie er dort hingekommen war.
„Alles klar bei dir?“, fragte ihn Richard besorgt.
„Ja ja, geht schon, danke.“, antwortete er, „Aber, sag mal...wo sind wir denn hier? Und wie...Und warum...Und was...?“
Richard musste erneut kurz über den verwirrten Zustand seines Freundes lachen, antwortete dann aber:
„Wir sind in der Zeit gereist, wie ich es dir versprochen habe. Und nun befinden wir uns am Anfang des letzten Jahrhunderts in einer Stadt, wo jemand lebt, der später mal sehr bedeutend in der Weltgeschichte wird.“
„Bedeutend?“, fragte Jens-Christian, der nicht verstand.
„Genau. Bedeutend. Furchtbar, aber bedeutend. Und er wohnt gleich hier um die Ecke, ein paar Straßen weiter.“ Er sah Jens-Christian voller Unternehmungslust an, während dieser verzweifelt versuchte seine Gedanken zu ordnen. Richard stellte sich daraufhin kurzerhand neben ihn und schob ihn mit der Hand vorwärts, hinunter von der freien Fläche, wo sie offenbar gelandet waren, auf eine Straße. Richard blickte sich kurz um, flüsterte Jens-Christian zu, er solle sich unauffällig verhalten, und sobald er sich orientiert hatte, gingen sie beide nebeneinander die Straße hinunter, an alten Häusern und altmodisch gekleideten Menschen vorbei, die sie nicht wirklich zu beachten schienen. So gingen sie eine ganze Weile schweigend den Kopfsteinpflaster ab und Jens-Christian fragte sich dabei immerzu, wohin sie eigentlich gingen, traute sich dabei jedoch nicht zu fragen, da Richard plötzlich überaus nervös und angespannt wirkte. Fast wie ein Bluthund, der endlich Beute witterte. Auf einmal bog er links in ein kleines Gässchen ab, lief nun schneller an den Häuserwänden vorbei und hätte dabei Jens-Christian beinahe abgeschüttelt. Er lief weiter und weiter, bog mal links, mal rechts ab und stoppte ganz plötzlich an einer Häuserecke. Sein Stehenbleiben kam so abrupt, so unvorhersehbar, dass Jens-Christian nicht anders konnte, als ihm ungebremst hinten rein zu laufen, was ein wildes zischendes Geschimpfe Richards zur Folge hatte.
„Mensch, pass doch auf. Bist du blind?“, raunzte er ihn an, sah sogleich wieder um die Ecke und spähte ganz offensichtlich die Straße hinunter, ob alles in Ordnung sei. Dann drehte er sich wieder zurück zu Jens-Christian, wobei er mit den Augen alles abzutasten versuchte, als würde er in jedem Fenster einen Spion oder sonstiges vermuten. „Verstehe zwar, dass du etwas durch den Wind bist, wegen der ganzen Zeitreisegeschichte, aber dennoch musst du dich nun etwas zusammenreißen, denn ansonsten gefährdest du noch die gesamte Mission.“
„Mission?“, fragte Jens-Christian, „Was denn für eine Mission? Wovon redest du überhaupt?“
„Na von der Mission eben? Der Mission, die Geschichte zu verbessern.“
„Die Geschichte zu verbessern? Wie willst du denn die Geschichte verbessern?“
Richard sah ihn mit einem süffisanten Lächeln an. Dann sprach er: „Durch eine klitzekleine Veränderung.“ Dabei hielt er Daumen und Zeigefinger eng zusammen und schüttelte seine Hand ganz leicht hin und her.
„Lass es mich dir so erklären.“, redete er weiter, umfasste dabei kumpelhaft Jens-Christians Schulter und zog ihn so nah wie möglich an sich heran, „Es bedarf lediglich einer kleinen, sagen wir mal...Korrektur.“ Daraufhin schob er seinen immer noch perplex drein sehenden Freund zur Häuserecke.
„Siehst du den Jungen, der da sitzt?“, fragte er raunend, wobei Jens-Christian etwas in seinem Auge aufblitzen sah. Er sah den Jungen. Dieser saß dort und schnitzte, nur wenige Meter von ihnen entfernt, in aller Seelenruhe eine Art Holzgewehr. Er war dabei so tief in seine Arbeit vertieft, dass er die beiden ihn anstarrenden Männer nicht bemerkte, obwohl diese nun beide mehr als sichtbar um die Häuserecke lugten. Richard zog Jens-Christian am Kragen zurück und fragte ihn dann:
„Weißt du, wer das ist?“
„Nein. Woher auch? Was soll das denn alles hier? Warum hast du uns hier...und wie...?“
„Ist doch jetzt völlig egal. Stell nicht so viele Fragen, das dauert sonst alles zu lange. Schließlich haben wir nicht mehr allzu lange Zeit. Also zurück zur ursprünglichen Thematik: Der Junge dort, das ist Adolf Hitler.“
„Was?!“, brach es aus Jens-Christian hervor und Richard musste ihm die Hand vor dem Mund halten, damit er keine Aufmerksamkeit erregte. Mit der einen Hand seines Freundes Mund zuhaltend, legte er den Zeigefinger der anderen Hand vor die gespitzten Lippen und brachte ein leises, aber lang gezogenes Tsssssscccccccchhhhhhhhhh hervor. Er sprach nun sehr leise, er flüsterte:
„Das ist Adolf Hitler, der da sitzt. Er ist ein Kind, weil wir mit der Zeitmaschine in der Zeit zurück gereist sind. Und nun, da wir hier sind, erschlagen wir diesen späteren Tyrannen und verbessern somit die Geschichte, okay?“ Er ließ nun seine Hand von Jens-Christians Mund sinken und sah diesen mit einem freudigen Blick an, der klar machte, dass er zu allem bereit war und nur noch auf die Bestätigung seines Freundes wartete. Der hatte allerdings noch nie zuvor so einen Wahnsinn aus Richards Mund vernehmen müssen und verbrachte daher die folgenden Augenblicke mit entsetztem Starren und nachdenklichem Grübeln, ob all diese eben gesprochenen Worte nun wahr, oder bloß kühn klingen sollten. Er suchte in dem Blick seines Freundes einen Hinweis darauf, dass das alles hier nur ein schlechter Scherz sei und sie beide sogleich zu lachen beginnen würden. Doch stattdessen musste er erkennen, dass Richard in seiner rechten Hand einen Hammer hielt, den er fest umklammerte. Das, gepaart mit seinem inzwischen furchteinflößenden Blick ließ den Willen Richards, dieses durchzuführen, unumstößlich werden. Jens-Christian dagegen, war fassungslos und nicht in der Lage das Schweigen, das quälende Schweigen zu durchbrechen. Also tat es erneut Richard, als er ihn fragte:
„Also, bist du dabei?“
Er sah ihn an. Brauchte einen Moment, um die Buchstaben, die Worte in seinem Kopf zu ordnen, doch sobald alles passte, sagte er, so verständnisvoll wie irgend möglich:
„Du bist doch völlig durchgeknallt!“, er stieß Richard von sich und wedelte sich wild mit der Hand vor dem Gesicht her, „Du kannst doch keinen Jungen töten!“
„Ich bin durchgeknallt? Der da lässt später Millionen von Menschen töten. Und du nennst mich durchgeknallt?“, Richards Augen traten hervor und sein Gesicht rötete sich puterrot. Er zeigte in die Richtung, in der sich der schnitzende Adolf Hitler befand, hielt den Hammer in seiner Rechten so fest, dass sich seine Knöchel weiß färbten.
„Woher willst du denn wissen, dass dieser Junge Adolf Hitler ist? Es könnte ja genauso gut irgendein x-beliebiger Junge sein.“
„Du hast doch bloß Angst?“, warf Richard ihm nun die Worte entgegen, „Dies hier ist das Dorf, in dem er in diesem Alter lebte. Dies ist ebenso das Haus. Und außerdem erkennt man ihn ja wohl.“
Darauf wusste Jens-Christian nichts zu sagen, denn auch er kam nicht umhin die Ähnlichkeit zu bemerken. Es war der kleine Adolf Hitler. Vielleicht zehn Jahre alt, vielleicht aber auch jünger. Er wusste es nicht genau. Was er aber wusste war, dass er auf keinen Fall einen wehrlosen Jungen erschlagen würde.
„Gut, er mag es sein. Aber dennoch, es ist ein Kind, ein unschuldiges...“
„Unschuldig?!“, unterbrach ihn Richard, der allmählich ungehaltener wurde, „Unschuldig sagst du?! Lass dich nicht vom Äußeren blenden, sage ich! Nur weil es ein Kind ist, ziehst du den Schwanz ein wie du es immer tust! Nur weil es ein Kind ist, heißt das noch lange nicht, dass er auch unschuldig ist! Nur weil es ein Kind ist,...“
„Erspare mir bitte einen Vortrag, Richard!“, nun unterbrach er seinen Freund, und auch er konnte sich nun nur noch schlecht beherrschen, „Und wage es nicht mich schwach zu nennen, nur weil ich das Leben eines Kindes schonen will, das, und da liegst du nämlich falsch, mein Freund, das durchaus unschuldig ist. Denn noch hat es keinerlei Straftaten vollbracht. Noch ist es nur ein Junge, der regelmäßig von seinem Vater geschlagen wird, der schlecht in der Schule ist, und, der, wie du siehst, gerne Soldat und Krieg spielt, was noch lange kein Grund ist ihm den Kopf mit einem Fäustel einzuschlagen.“
„Es geht ja auch nicht um die Straftaten, die er jetzt tut oder bis jetzt getan hat. Es geht um jene, die er noch tun wird.“, Richard hielt es in seiner Erregung nicht mehr auf seinem Platz. Er kam näher auf Jens-Christian zu und auf seiner Stirn traten Adern bedrohlich hervor, „Verstehst du denn nicht? Die noch zu begehenden Straftaten sind es doch, die ich verhindern will. Mensch überlege doch mal, wie vielen Menschen wir damit das Leben retten könnten.“
„Denkst du, ich wüsste das nicht? Natürlich wünschte ich mir, dass all das Schreckliche der Nazidiktatur nie stattgefunden hätte, dass all die Verbrechen nie geschehen wären, dass meine eigenen Verwandten zu der Zeit nie verfolgt und ermordet wurden, dass ich meinen Großvater noch hätte kennen lernen können und meine Oma nicht ständig in Tränen ausbrechen müsste, wenn sie von dieser Zeit damals spricht. Selbstverständlich wünsche ich mir all das, und ich würde auch sofort dafür unterschreiben, damit es wahr würde. Aber ganz bestimmt zertrümmer ich dafür nicht den Schädel eines Kindes.“ Er sah zu Boden, ging in die Hocke und atmete angestrengt aus, das der Staub von seinen Schuhen wehte. Nachdenkend griff er sich ins Haar, zerstrubbelte es, blickte nach links, nach rechts und abschließend zu Richard, der nun, ebenfalls in der Hocke sitzend, mehr denn je bestrebt war seinen Freund zu überzeugen.
„Wir müssen ihm ja nicht den Schädel zertrümmern.“, schlug er nun in ruhigem Ton vor, „Bloß so weit einschlagen, das er davon stirbt.“ Jens-Christian sah ihn unwirklich an. Als könne er nicht glauben, was er da soeben vernehmen musste.
„Sag mal, merkst du eigentlich, was du da redest? Du bist doch nicht mehr ganz bei Trost! Du spinnst doch du...du...du Schwein, du! Wie kannst du nur sowas sagen? Wie … wie kannst du nur sowas denken?“
„Ganz ehrlich, Mann? Du bist viel zu emotional in dieser Beziehung. Ich weiß überhaupt nicht, wo dein verdammtes Problem ist. Da sitzt der kleine wehrlose Adolf Hitler unbeaufsichtigt von seiner erdrückenden Mutter, ohne uns beide zu bemerken und denkt an nichts Böses. Nur, in dreißig bis vierzig Jahren, da denkt er plötzlich daran die ganze Welt zu erobern, Völker zu unterdrücken und systematisch zu ermorden, weil ihm deren Nasen nicht gefallen. Und alles, was ihn nun davon abhalten kann sind entweder die zahlreich gescheiterten Attentate auf ihn, oder zwei technisch versierte Edelmänner, die ihn vorzeitig, vor all dem Schrecken und Terror, stoppen könnten, wenn da nicht jemand wäre, der es ganz urplötzlich an Rückgrat fehlen lässt und den Schwanz einzieht. Mensch Jens-Christian, Geschichte wird durch Taten geschrieben, also lass es uns tun, ja. Du und ich. Wir erledigen das hier und kehren dann im Wissen zurück, dass tonnenweise Untaten durch uns verhindert worden sind.“
Eindringend sah Richard seinen Freund während der gesamten Zeit in dessen Augen, in der Hoffnung dieser würde sich nun endlich auf seine Seite stellen. Doch Jens-Christian schwieg, nachdem Richard geendet hatte, lachte dann kurz auf, blickte zur Seite und sagte dann schließlich:
„Mein Gott Richard. Bist du wirklich so schlicht zu glauben, dass nur weil du den sogenannten 'Führer' aus dem Leben geräumt hast, dadurch auch alle Schandtaten der Nationalsozialisten verschwunden sind.“ Er drehte den Kopf und sah nun in Richards Augen, sprach dabei ganz gelassen, „Also meiner Meinung nach, war Hitler eine Person, die zur rechten Zeit den Zeitgeist erkannt hat und den Leuten, die verunsichert und aufgebracht von den Gegebenheiten der damaligen Zeit, dem verlorenen Krieg, den Sanktionen, der Wirtschaftskrise, waren, nach deren Mund geredet hat, weil er sich dadurch wohl das erste Mal in seinem Leben stark und wichtig gefühlt hat. Und weiter würde ich noch sagen, dass er lediglich diese aggressiven Fanatismus des Dritten Reiches mit seiner Partei und deren Mitglieder erst geschürt und später gefördert hat. Dass er derjenige war, der alles in Gang brachte. Aber ich bin davon überzeugt, dass wenn du diesem Jungen nun wirklich mit diesem Hammer da das Leben nehmen willst, wird jemand anders diese Rolle übernehmen. Vielleicht wird es nicht so schlimm wie unter Hitler werden. Vielleicht wird es aber doch noch viel furchtbarer. Vielleicht werden die Juden und andere Minderheiten noch stärker verfolgt. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hätte sich Deutschland ohne Hitler auch nie zu dem verändert, was es heute ist. Vielleicht wären wir dann immer noch ein militarisierter Staat, dessen Luft unerträglich vom Nationalismus und Antisemitismus ist. Sicher ist, dass du die Geschichte nicht so verändern kannst, wie du das gerne möchtest. Es ist ein viel zu kompliziertes Konstrukt, das von unzählbar vielen Tatbeständen beeinflusst wird, dass eine Voraussage unmöglich ist. Hörst du, unmöglich!“
Richard hatte sich in der Zwischenzeit aufgesetzt und stand kerzengerade da, starrte mit leeren Augen in die Richtung des kleinen schnitzenden Jungen sagte kein Wort. Jens-Christian unterdes erhob sich nun schwerfällig, klopfte sich die Knie ab und seinem Freund Richard auf die Schulter.
„Komm Richard. Lass uns gehen. Ich meine dein Versuch die Geschichte zu verbessern ist wirklich wirklich löblich, aber ich denke, du musst einsehen, dass du die Geschichte einfach nicht verändern kannst, nein, nicht verändern darfst. Es kam wie es kommen sollte und unsere Aufgabe ist es nicht es zu ändern, sondern eine Wiederholung zu verhindern und das schaffen wir nur in unserer Zeit. In der Gegenwart sind wir zu Hause, also lass die Vergangenheit ruhen. Das ist doch alles nur hätte, wäre könnte, Spekulation und Vermutung.“ Jens-Christian sah seinen Freund an und den Weg hinunter, auf dem sie sich schon die gesamte Zeit über befanden. Er wartete auf eine Reaktion Richards, die allerdings weiterhin auf sich warten ließ. „Komm, bitte Richard. Sieh es doch bitte ein, dass meine Argumente deine überwiegen. Das ist doch keine Schande. Komm jetzt, Richard, ich bitte, nein, ich flehe dich an: Leg den Hammer weg und lass und biiihiite nach Hause zurück gehen.“
Doch Richard rührte sich auch weiterhin nicht. Er sagte kein Wort und machte keine Bewegung. Er stand da und blickte. Und sein Blick, in dem etwas endgültiges zu lesen war, war strikt in die Richtung gerichtet, in der sich der immer noch schnitzende Junge befand. Er umfasste den Stil des Hammers noch fester als sowieso schon und sagte dann in einem ruhigem, aber dennoch zu allem entschlossen klingenden Ton:
„Nein.“, er machte eine kleine Pause, und sprach dann weiter, „Ich bringe das hier jetzt zu Ende. Ich bin nicht hierher gekommen, um jetzt abzuhauen und diesen Satan davonkommen zu lassen. Mein Opa ist in seinem Krieg gefallen, ohne dass ich ihn kennen lernen durfte. Allein dafür, hat Hitler schon zu büßen.“
Jens-Christian konnte es nicht glauben. Sobald Richard den ersten Schritt aus ihrem Versteck machte, sprang er hoch und stürzte sich auf seinen mit einem Hammer bewaffneten Freund, der jetzt, auf der Stelle, zum Mörder eines in der Zukunft zum Massenmörder avancierenden Kindes werden wollte, was er, Jens-Christian, nicht mit seinen moralischen Grundsetzen in Einklang bringen konnte. Er musste ihn an seinem Vorhaben hindern. Musste seinen offenbar wahnsinnig gewordenen Freund vor sich selbst schützen. Er sprang gegen ihn und warf ihn gegen die Wand, doch kräftig wie Richard nun mal war, machte ihm das nicht viel aus. Sich zwei-, dreimal schüttelnd stand er schneller als Jens-Christian wieder auf den Beinen, schlug dem auf den Boden liegenden mehrmals ins Gesicht, wobei dieser einen Zahn verlor und schnell sein Blut schmeckte, das ihm in den Mund lief. Er griff nach Richards Gesicht und umklammerte es verzweifelt mit einer Hand, was nicht viel nützte, da Richard ihm lediglich noch einen Zahn ausschlug, aufstand und ihm mit voller Wucht in die Seite trat, wodurch Jens-Christian, die Augen zugekniffen, vor Schmerz laut aufschrie. Doch anstatt eines Schmerzensschrei, kam aus seinem Mund ein metallisches Rattern, welches lauter und lauter wurde und auf einmal die ganz Umgebung dazu brachte zu braunem Rauch zu verdampfen.
Dann wurde er wach. Er saß, den Kopf auf die Arme gelegt, an seinem Schreibtisch und das Geräusch, das aus seinem Mund zu kommen schien, war sein Wecker, der aufgeregt vor ihm auf der Tischplatte tanzte und eine Zeitstunde angab, die Jens-Christian plötzlich schneller als der Lärm des Weckers wach werden ließ. Er sprang auf, sammelte seine gesamten Geschichtsunterlagen zusammen und stürmte dann, ohne den immer noch läutenden Wecker auszumachen hinaus. Es waren noch dreißig Minuten bis zur Geschichtsprüfung. Thema: Folgen des Dritten Reiches – Stellen Sie sich vor, es hätte den Nationalsozialismus nie gegeben. Wie könnte die Welt aussehen? Begründen Sie.