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Die Zeit läuft ab.

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17.06.2016
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Die Zeit läuft ab.

Die Vorhänge raschelten, bewegt von einer der letzten Sommerböen dieses Jahres. Die mittlerweile schwachen Sonnenstrahlen suchten sich ihren Weg in das Zimmer, aber man konnte ihnen bereits dabei zusehen, wie sie sich langsam nach draußen zurückzogen. Man konnte nur das stetige Tropfen der Infusion hören, sehen wie einer nach dem anderen in das Wasser fiel und einen kleinen Krater verursachte. Der Mann blickte auf, sah auf das EKG, beobachtete eine kleine Linie wie sie auf dem Bildschirm flimmerte.

Es kam ihm vor, als ob sie schwächer wurde, dass mit jedem Tag weniger Abstand zwischen ihren Ausschlägen lag.
Heute war ein guter Tag. Oft kam das nicht mehr vor. Seine Familie hatte ihn heute wieder besucht, er konnte seiner jungen Enkelin in ihr ungezeichnetes Gesicht blicken und hatte sich dabei gefragt was für ein Mensch sie wohl später werden würde. Sein Sohn hatte vor der durchaus schönen Holztür der Privatklinik gestanden, in der er sich befand. Neben ihm stand sein Enkel Leo, er war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten und je älter er wurde, desto mehr sah man seinen Sohn in ihm. Er war glücklich, dass er Leos Reise zu einem erwachsenen Mann miterleben durfte, genauso glücklich wie ihn das Aufziehen seines Sohns gemacht hatte. Fehler hatte er gemacht, nicht wenige, aber der dieser alte Mann wusste, dass er stolz auf seine Leistung sein konnte. Er hätte nur gern noch einmal mit seinem Lichtblick in der Dunkelheit geredet, seiner alten Liebe, der Frau die er vor 40 Jahren so stolz geheiratet hatte. Er verdankte sie dem Zufall, auf einem Urlaub in Paris sah er sie zum ersten Mal, unter dem Eiffelturm, und wie es das Schicksal so wollte, wohnte sie nicht weit entfernt von ihm.
Doch sie war fort, eine schmerzvolle Tatsache, doch er hatte es akzeptiert und er freute sich schon sie bald wiederzusehen.
Die Zeit verging schnell während er noch in Gedanken war. Die Nacht hatte bereits die letzten Sonnenstrahlen verschlungen, draußen war es stockfinster.

Plötzlich erloschen die Lichter der Klinik. Alles war schwarz, nur der Monitor des EKGs erleuchtete noch schwach den Raum.
Er war verwundert, sein Gesicht war erfüllt von Überraschung, ein Gesicht voller Narben und alter Haut, aber auch vielen Sommersprossen und Lachfalten. Er konzentrierte sich auf das Tropfgeräusch der Infusion. Doch dann hörte er nichts mehr. Es war totenstill. Ihm kam es vor als ob die Kälte seinen Leib hinaufkriechen würde, durch die schützende Decke, seine letzte Hülle.
Dann als er zur Tür blickte kam die Erkenntnis.
Er war da. Gevatter Tod stand in der Tür, sofern man das über ihn sagen konnte. Er sah nicht furchterregend aus, Der Tod war einfach nur da, aber er stand nicht, er hatte keine gewöhnlichen Beine. Er schwebte vorwärts und fror mitten in seiner Bewegung ein. Er sah dem alten Mann in die Augen. Gevatter Tod sah sein Leben, er sah seine Missetaten und auch die Momente, die ihn wirklich ausmachten, die guten Taten, dieser Mann tat viele.
Der Körper des Greises war nicht mehr gefährlich, doch in seiner einnehmenden Ausstrahlung konnte man merken was für ein Mann er einmal war. Auch im Anblick von Gevatter Tod blieb er stark, denn er wusste, dass es Zeit war. Langsam beugte der Tod sich über ihn und hüllte ihn ein in ein wohliges Nichts, versteckt unter seinem Anschein und da lebte der alte Mann noch einmal, er sah seine Sohn, seine Enkel und seine Familie, er sah den Bettler, dem er ein Zuhause gab, sein erstes Treffen mit seiner Frau und all die Menschen, die ihm dankbar wahren. Der Todesschlaf sollte etwas schmerzloses sein und weil der alte Mann mehr Gutes tat als Böses, war der Tod barmherzig und zeigte ihm seine schlechten Taten nicht. Einen letzten Augenblick blickte er um sich, dann umschlang ihn Freund Hein und verschwand mit ihm dorthin, wo das danach sein sollte, dort, wo er hoffte, sie wiederzusehen.
In seinem Zimmer hörte man nur mehr das Tropfen einer Infusion, und man sah auf dem schimmernden Bildschirm nur mehr eine Linie, die sich kaum mehr bewegte, bis sie schließlich stoppte und der Ton des EKGs ins Nichts schrillte.

 
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Hallo Comyu,

herzlich willkommen bei den Wortkriegern! :)

Deine kurze Geschichte hat mir sprachlich schon ganz gut gefallen. Allerdings fehlt mir ein wenig Tiefe, ich konnte keine wirkliche Beziehung zu deinem Protagonisten aufbauen. Die Familie, seine Vergangenheit reißt du nur sehr kurz an, eventuell könntest du das noch etwas ausbauen.

Leider hast du das ein oder andere Komma nicht gesetzt, was mich beim Lesen gestört hat. Hier ein paar Beispiele, du solltest aber den ganzen Text noch einmal durchgehen:

Ihm kam es vor Komma als ob die Kälte seinen Leib hinaufkriechen würde

er sah seine Missetaten und auch die Momente Komma die ihn wirklich ausmachten

er sah den Bettler Komma dem er ein Zuhause gab, sein erstes Date mit ihr und all die Menschen Komma die ihm dankbar wahren (waren).
Das klingt, als wäre "sie" der Bettler / die Bettlerin. Hast du das gemeint?
Außerdem ist das Wort "Date" nicht passend für einen alten Mann.

er sah seine(n) Sohn

und weil der weise alte Mann mehr gutes (Gutes) Tat (tat) als böses (Böses) Komma war der Tod barmherzig und zeigte ihm seine schlechten Taten nicht.

und verschwand mit ihm dorthin Komma wo das dannach (Danach) sein sollte, dort Komma wo er hoffte Komma sie wiederzusehen.

Viele Grüße,
Rotmeise

 

Hallo Comuy,

ersteinmal vielen Dank, dass du uns in die Welt deiner Geschichte mitgenommen hast. Da ich persönlich den Meinung bin, dass es in einer Geschichte nur sekundär auf die Rechtschreibung ankommt, sondern vielmehr primär auf den Inhalt, will ich auf diese auch nicht eingehen,`-)

In einem schönen Spannungsbogen beschreibst du, wie sich der Tod in Gestalt der Dunkelheit, Einsamkeit und Kälte immer weiter anbahnt. Das hat mir sehr gut gefallen. Der Nachteil an deinem Schreibstil ist, finde ich, dass du deine Sätze aus der Perspektive des "Es war ein mal"- Erzählers aufbaust. Da die Geschichte eher auf einem Erlebnis einer einzigen Person beruht - die, wie am Rande erwähnt, noch Besuch durch die Familie bekommt - könntest du darüber nachdenken, ob es vielleicht im Bezug auf ein abgerundetere Geschichte besser passen würde, wenn du in der "Ich-Erzähler-Perspektive" schreibst. Nur das mal so als Anregung!

Ansonsten hat mich dein Schreibstil sehr angesprochen. Du hast zusammen mit dem Titel eine in sich funktionierende Geschichte geschrieben. Mach weiter so!

SCFuchs

 
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Hallo SCFuchs,

Da ich persönlich den Meinung bin, dass es in einer Geschichte nur sekundär auf die Rechtschreibung ankommt, sondern vielmehr primär auf den Inhalt, will ich auf diese auch nicht eingehen,`-)
Eigentlich ärgert es mich sehr, Nebendiskussionen zu führen, die nicht ausschließlich mit dem Thema zu tun haben. Aber da muss ich dir vehement widersprechen. Korrekte Grammatik und Rechtschreibung sind die Verpackung eines Textes, die ich primär wahrnehme (wenn die Häufigkeit von Fehlern ein gewisses Maß überschreitet). Erst danach, kann ich mich auf den Inhalt konzentrieren. Eine Geschichte wird zwar nicht durch dudenkonforme Formulierungen beachtenswert, der Inhalt / Stil ist es, der mich packt. Aber die Verpackung muss stimmen, damit ich die Schönheit eines Textes auch wahrnehmen kann. Wenn ich bei jedem, noch so treffend formulierten, Satz über einen Fehler stolpere, stört das einfach und ich verliere die Lust, weiterzulesen. Fehler, die sich häufen und auch Laien (wie mir) auffallen, zeugen von mangelnder Sorgfalt und fehlendem Respekt vor dem Leser. Ein aufwendig zubereitetes Gericht serviert man auch nicht im dreckigen Hundenapf.
Hallo Comuy
Sorgfalt sollte man übrigens auch bei der Nennung des Adressaten walten lassen, lautet der Benutzername doch „Comyu“.


Hallo Comyu,

entschuldige bitte, dass ich meine Antwort zunächst an meinen „Vorredner“ richte. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass dein Text vor Fehlern nur so wimmelt, da habe ich schon sehr viel Schlimmeres gelesen (oder eben nicht, weil mir dann die ersten Sätze bereits reichten). Mein Hinweis auf fehlerhafte Passagen soll lediglich als Hilfe dienen, bei zukünftigen Geschichten solche Stolpersteine zu vermeiden, damit dein Text auch als das, was er ist, wahrgenommen werden kann. Auch wenn das Thema nicht neu ist und ich keine Beziehung zu deinem Protagonisten aufbauen konnte, er recht farblos blieb, habe ich deine Geschichte gerne gelesen.

Den Vorschlag von SCFuchs, die Erzählperspektive zu wechseln, gefällt mir gut, dadurch würdest du den Leser besser abholen und mitfühlen lassen.

Lass dich nicht abschrecken, ich bin schon gespannt auf deine nächste Geschichte.

Viele Grüße,
Rotmeise

 

Rotmeise

Hallo SCFuchs,

Eigentlich ärgert es mich sehr, Nebendiskussionen zu führen, die nicht ausschließlich mit dem Thema zu tun haben.


Was du im Grunde aber gerade getan hast. Mit meinem Hinweis auf die Rechtschreibung wollte ich lediglich sagen, dass ich immer wieder mit Erstaunen beobachte, wie gewisse Menschen in ihrer Kritik rein auf die Rechtschreibung eingehen. Es steht meiner Meinung nach außer Frage, dass ein Autor nicht selber auf seine RS-Fehler achten kann.

SCFuchs

 

SCFuchs

Es steht meiner Meinung nach außer Frage, dass ein Autor nicht selber auf seine RS-Fehler achten kann.
Ein Autor sollte durchaus in der Lage sein, einen weitgehend fehlerfreien Text hier zu veröffentlichen. Gerade am Anfang fehlt die Übung, daher ist es sehr sinnvoll, auf Fehler hinzuweisen, die beim nächsten Text vermieden werden können. Je mehr Fehler ein Text enthält, desto weniger sind Leser bereit, sich mit dem Inhalt zu beschäftigen und das wird sich auch immer in den Kommentaren widerspiegeln.

Und damit räume ich den Platz hier auch wieder für Comyu und weitere Kommentatoren.

Rotmeise

 
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Hej Comyu,

eigentlich meide ich derzeit Geschichten, die mit dem Tod und Sterben zusammenhängen.
Deine Geschichte hat aber einen positiven Grundton und kommt ohne Lamoryanz aus.
Das Sterben eines alten Mannes, der sein schwindendes Leben anhand von Technik beobachten kann.

Sie liest sich recht harmonisch, dennoch hakelte ich an einigen Stellen, die ich dir gerne aufzeigen möchte.

Die Vorhänge raschelten, angetrieben von einer der letzten Sommerböen dieses Jahres.

Gleich im ersten Satz "störte" mich 'angetrieben'. Das Bild von wehenden Vorhängen im Spätsommer, untermalt von schwachen Sonnenstrahlen unterbricht für mich dieses eher technische Wort.

Man konnte nur das stetige Tropfen der Infusion hören, sehen wie einer nach dem anderen in das Wasser fiel und einen kleinen Krater verursachte. Der Mann blickte auf, sah auf das EKG, beobachtete eine kleine Linie wie sie auf dem Bildschirm flimmerte.

Du siehst genau hin und beschreibst. Das mag ich sehr gerne.

Er hätte nur gern noch einmal mit seinem Lichtblick in der Dunkelheit geredet, seiner alten Liebe, der Frau die er vor 20 Jahren so stolz geheiratet hatte.

Die Zeitangabe irritiert mich, hatte ich doch einen Achtzigjährigen vor Augen. Zwanzig Ehejahre sind dann in diesem Fall eher wenig und suggerieren einen Mann, der spät Vater wurde und eine junge Frau verloren hat. Natürlich ist das eine Option, aber ich möchte nicht darüber nachdenken, während ich den Mann begleite.

"Gevatter Tod" und "Sensenmann" sind klischeebehaftet und stören meine Traurigkeit. :shy:

... sein erstes Date mit ihr ...

Das denkt ein alter Mann eher nicht. ;)

In seinem Zimmer hörte man nur mehr das Tropfen einer Infusion, und man sah ein schimmerndes EKG, mit einer Linie die sich kaum mehr bewegte bis sie sich schließlich nicht mehr bewegte und man laut den Ton des Endes hörte.

Bis auf die Wiederholung von "bewegen" ist das ein schöner Schlusssatz.

Du hast es zudem geschafft, in einem kurzen Abschnitt den Charakter zu schildern, ohne dass ich das Gefühl habe, es müsste noch gesagt werden. Gut.

Vielleicht solltest du die tags noch einmal überdenken. Ein Märchen ist es nicht und vielleicht spannend trifft es für mich auch nicht, weil es so 'normal' ist, denn wer weiß schon, wer 'dann' im Zimmer stehen wird.

Es würde deiner Geschichte guttun, wenn du sie tatsächlich korrigieren würdest, damit die Eleganz, die du sprachlich hast, besser zum Tragen kommt.

Danke für die Einstellung und freundlicher Gruß, Kanji

 

Danke an deine Vorposter für die Korrekturen, ich bin ein recht schlampiger Korrekturleser(Ich schiebe es auf meine Hormone, bin ja noch knapp nicht über 18).
Super stilistische Korrektur, so ist es wirklich noch ein Quäntchen besser, hab es ausgebessert.
EDIT: Was wäre ein besserer Tag?

 

Hej Comyu,

ich fühle mich jetzt mal angesprochen.
Hast gut daran getan, Tipps und Vorschläge umzusetzen. Obwohl für mich nach wie vor zu viele Gevatter und Sensenmänner vorkommen. Geschichte ist eh kurz.
Sei's drum.
Deine Geschichte ist sehr fein und ich mag den alten Mann und wie tapfer er seinen Weg zu Ende geht. So allein. Logisch wäre dann für mich der tag Gesellschaft vielleicht noch Alltag.
Weiß es aber auch nicht so genau.

Mit dem Alter zu kokettieren und vorzuschieben bei Faulheit :shy: ist derbe uncool. ;)

Gruß, Kanji

 

Hej Comyu,

ich fühle mich jetzt mal angesprochen.
Hast gut daran getan, Tipps und Vorschläge umzusetzen. Obwohl für mich nach wie vor zu viele Gevatter und Sensenmänner vorkommen. Geschichte ist eh kurz.
Sei's drum.
Deine Geschichte ist sehr fein und ich mag den alten Mann und wie tapfer er seinen Weg zu Ende geht. So allein. Logisch wäre dann für mich der tag Gesellschaft vielleicht noch Alltag.
Weiß es aber auch nicht so genau.

Mit dem Alter zu kokettieren und vorzuschieben bei Faulheit :shy: ist derbe uncool. ;)

Gruß, Kanji


Ich weiß, manchmal braucht man einfach die Illusion das man nicht einfach ein Faulpelz ist, sry xD
Hab das ganze noch einmal bearbeitet. Es ist halt recht schwer, jetzt gibt es keinen Sensenmann mehr, dafür hat es aber finde ich eine Wortwiederholung, wenn es die nicht geben würde wären es zu viele "er".
Tags kann man glaube ich im Nachhinein nicht mehr bearbeiten?

 

;) um dich aber zu steigern, wirst' wohl langfristig nicht drumrum kommen.

Stimmt, der Tod ist einzigartig.
Passt schon. An mir soll' s nicht liegen.

Doch, ich glaube, das geht. Wenn ich mich recht erinner' auch unter bearbeiten. Woiss' aber nich' genau. Ansonsten fragst einen Mod.

Bis bald, Kanji

 

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