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Die wortlose Flucht des Doktor Karlheinz S.

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09.12.2001
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Die wortlose Flucht des Doktor Karlheinz S.

Die wortlose Flucht des Doktor Karlheinz S.

Erster Teil

Es ist schon ein paar Jahre her, als ich morgens aufwachte und krampfhafte Schmerzen im Unterleib verspürte. Als ich kurz darauf Wasser ließ, brannte die Harnröhre so sehr, daß ich mich beim Pinkeln krümmen mußte. Was war geschehen? Offenbar hatte ich mir einen Infekt zugezogen, wahrscheinlich war die Blase entzündet, vielleicht auch die Prostata. Schnell war mir klar, daß sich besser ein Urologe der Sache annehmen sollte, damit ich meine Beschwerden möglichst rasch loswerden und sie nicht chronisch werden würden.
Schon war das Telefonbuch zur Hand; ich überblickte rasch die Einträge der Fachärzte für Urologie und suchte mir nach dem Zufallsprinzip den nächstbesten heraus. Er trug den Allerweltsnamen Doktor Karlheinz S. und hatte seine Praxis in einem nördlichen Teil meiner Heimatstadt.
So, ich schlürfte meinen Morgenkaffee, nagte noch an einem Butterbrot und wollte anschließend erst einmal in die Badewanne gehen, denn wer würde schon ungewaschen bei einem Urologen vorstellig werden wollen, bei dem man sich ja sehr wahrscheinlich freimachen sollte, damit Herr Doktor eine differenzierte Diagnose stellen konnte? Aufgeregt war ich auch schon ein bißchen, denn gerade dieses blöde Freimachen gegenüber mir unbekannten Menschen, so sehr mir sein Sinn auch einleuchtete, war freilich alles andere als mein Hobby. Außerdem habe ich in meinem Leben immer wieder einmal verschiedene Phobien erlebt, vor allem soziale Phobien - das heißt, ich neigte hier und da zum Stammeln oder Stottern - und Kanzerophobien, also Krebsängste.
Nach dem Baden, natürlich hatte ich es nicht versäumt, mir auch noch frische Wäsche anzuziehen, bestieg ich den nächsten Bus und brauchte ungefähr zwanzig Minuten, bis ich am Zielort eintraf. Die Praxis des Arztes befand sich noch zwei Ecken weiter, ich hatte keine Mühe, sie zu finden.
Zum Glück waren nur wenige Patienten zugegen, so daß gute Aussichten bestanden, auch ohne Termin bald beim Doktor vorsprechen zu können. Es gab hier nur eine einzige Sprechstundenhilfe, auch die Räumlichkeiten waren eher klein und bescheiden - eine drollige Praxis eben.
Ich suchte mit den übrigen Patienten ein kurzes und leises Gespräch, um meine Aufregung und die Phobien, die nun natürlich noch etwas zugenommen hatten, durch das Gefühl, ich sei nicht allein, zu dämpfen.
Na bitte, nach fünfzehn Minuten war es dann soweit, die Sprechstundenhilfe holte mich aus dem Warteraum ab und führte mich in das Behandlungs - und Untersuchungszimmer, in dem sich Doktor S. bereits befand. Er saß auf einem Stuhl und schaute bei meinem Eintreten kurz hoch und dann auf das Patientenblatt, das ihm inzwischen vorlag. Die Sprechstundenhilfe bat mich platzzunehmen, verließ das Zimmer und schloß die Türe hinter sich. Merkwürdig schien mir, daß niemand von mir eine Urinprobe verlangt hatte.
Doktor S. sah schon ein wenig wunderlich aus, er war wohl Mitte fünfzig, hatte einen leicht pyknischen Körperbau und große speckige Hände. Die paar Haare, die er noch hatte, waren grau; auf seiner Nase trug er eine große Hornbrille.
Herr S. fragte nun, was er für mich tun könne; er vermied jeden Blickkontakt und starrte weiter auf das Patientenblatt.
Ich beantwortete seine Frage so gut es mir möglich war, ich wies mit etwas unsicherer Stimme auf meine Beschwerden hin und schilderte meine Vermutung einer Entzündung. Der Doktor sagte nichts, blickte nicht hoch, schrieb aber ein paar Sätze. Nachdem er etwa eine Minute geschwiegen und immer noch nicht hochgeschaut hatte, überlegte ich, ob er alles verstanden und überhaupt zugehört habe. Da ich zweifelte, erzählte ich meine Geschichte noch einmal, wieder mit etwas dünner Stimme und wartete auf eine Reaktion. Er schrieb wieder einige Sätze auf. Dann bat er mich, mit in das Nebenzimmer zu kommen, in dem er mich untersuchen werde. Wir liefen hinüber.
Jetzt kam die erwartete Aufforderung: „Bitte machen Sie den Unterleib frei!"
Ich dachte nur „Öhhhh!" und ließ etwas widerwillig die Hose samt Unterhose fallen - nun war ich unten nackt!
Als Herr S. meinen Penis sah, riß er die Augen auf, als sähe er nicht eben diesen Penis, der nicht sonderlich groß oder klein war, sondern eine angewachsene Banane von Onkel Tuca. Fehlte nur noch, daß er in sie hineingebissen und von ihr gekostet hätte. Dann merkte er sein eigenes Verhalten und verkleinerte seine Augen wieder auf das vorherige Maß.
Mensch, was war das bloß für ein Arzt?
Na ja, er zog nun an meinem Penis und strich ihn mit den Händen regelrecht aus, wahrscheinlich um zu sehen, ob Eiter heraustreten würde. Jetzt sollte ich mich umdrehen, mir war gleich klar, warum: jetzt wollte er mich rektal untersuchen! Und tatsächlich, er zog sich einen Gummihandschuh über die rechte Hand und legte seinen speckigen Mittelfinger auf meinen After. Er forderte mich auf, „gegenzupressen", ich wußte nicht gleich, was er meine, nur langsam dämmerte es mir, ja genau, der After sollte sich dadurch öffnen. Ich erwiderte, ein Eindringen in meinen After sei auch so möglich, vorausgesetzt, ich würde nicht gerade dichtkneifen.
Und in der Tat, er führte nun seinen Finger ein und drückte dabei auf die Prostata. Junge, Junge, das tat aber weh! Die Prostata war also offenbar entzündet!
Nach dieser Untersuchung wollte der Doktor noch die Blase mittels Ultraschall betrachten, um zu sehen, ob sie an der Entzündung beteiligt wäre. Ich legte mich auf einen Tisch, während er mit dem Sensor des Ultraschallgerätes meine Blase abtastete und dabei auf den Monitor schaute. Er konnte nichts Auffälliges erkennen, so blieb es bei der Diagnose der Prostatitis. Ich konnte mich wieder anziehen. S. gab mir ein Fläschchen mit Tropfen; er sagte, immer noch ohne mir ins Gesicht zu schauen, ich solle morgens und abends zwanzig Tropfen davon nehmen, mir werde es bald besser gehen.
Die Untersuchung war beendet, das Medikament überreicht, ich konnte wieder nach Hause fahren und mich erst einmal ausruhen - Gott sei Dank!

Zweiter Teil

Einige Tage waren vergangen, und natürlich hatte ich die Tropfen genommen, schließlich wollte ich wieder gesund werden. Der Beipackzettel versprach „krampflösende Eigenschaften", aber ich überlegte mir, ob ein Präparat, das ursächlich gegen Bakterien gewirkt hätte, nicht sinnvoller gewesen wäre, als ein Mittel zu verwenden, welches allenthalben die Symptone lindert. Wie auch immer: die Tropfen hatten nicht die geringste Wirkung, weder ursächlich noch symptomatisch, die Schmerzen wollten nicht weichen, es blieb bei dem Brennen und Drücken. Na, hatte ich wirklich nur eine Prostatitis? Warum wirkten dann die Tropfen nicht in der einen oder anderen Weise? Hatte ich nicht doch einen Tumor, den der Arzt vielleicht übersehen hatte? Mir war gar nicht mehr wohl in meiner Haut. Steckte ich gar schon voller Metastasen? War ich überhaupt noch zu retten? Oder war alles verloren? Tja, ich mußte wohl oder übel noch einmal zu Doktor S. fahren, um mit ihm darüber zu sprechen. Ich steckte vielleicht in der Klemme!
Folgerichtig badete ich wieder, setzte mich in den Bus und suchte noch einmal die Praxis S. auf. Alles verhielt sich so, wie beim ersten Mal. Ich wartete wieder etwa fünfzehn Minuten, unterhielt mich wieder mit einigen Patienten, um mir Mut anzuquasseln und wurde dann zu Herrn Doktor geführt, der wieder nur kurz hochschaute und danach auf das Patientenblatt starrte. Beim Hinsetzen fühlte ich einen gehörigen Schwindel, und meine Hände waren klatschnaß.
Herr Doktor fragte erwartungsgemäß, was er für mich tun könne.
Ich erklärte meine Lage, wie es mir unter diesen Umständen möglich war, etwas hastig, etwas aufgeregt, vielleicht nicht ganz deutlich.
S. schaute nicht, sagte nichts, keine Urinprobe, aber er schrieb wieder. Erneut kam in mir der Eindruck auf, er verstehe nichts, höre nicht einmal hin. Also wiederholte ich alles. Schweigen. Also: zum dritten Mal erläuterte ich, wie gesagt, so gut ich konnte.
Der Doktor sprang auf, sagte, ich solle mitkommen. Ah, jetzt würde er mich nochmal untersuchen! Klasse!
Allerdings lief er nicht in das nebenstehende Behandlungszimmer, sondern ins Vorzimmer zu seiner Sprechstundenhilfe. Dort legte er mein Patientenblatt auf den Tresen. Ich war inzwischen gefolgt, wie er es wollte. Zu meiner großen Überraschung gab er mir seine fette rechte Hand, schüttelte sie und rannte wortlos in den Behandlungsraum zurück; seine Türe schloß er rasch. Nanu, der Arzt war vor mir geflohen! Die Sprechstundenhilfe schaute mich blöd an, ich schaute blöd zurück. Glaubte man mir denn nicht? Oder hatte man mich einfach nur mißverstanden?
Es hatten sich in mir tiefe Zweifel gebildet - war ich oder war icht nicht?
Es nützte alles nichts, ich fuhr erst einmal nach Hause und mußte mich setzen, zu viel Eigenartiges hatte ich heute erlebt und längst nicht verdaut!
Dritter Teil

In der folgenden Zeit hatte sich bei mir nichts geändert, ich nahm immer noch die Tropfen, obwohl es nichts nutzte, ich beschäftigte mich immer noch mit meinen Tumorphantasien, zweifelte, hatte Angst. Nein, so konnte es nicht weitergehen! Jetzt wollte ich zum dritten Mal zu S. fahren und gehörig auf den Putz klopfen! Also: Baden, Fahren, Warten, Vorstelligwerden. Welch ein Streß für mich!
Als ich ihn wieder vor mir sah, erzählte ich ihm nach bekanntem Muster meine alte Geschichte.
„Ach ja!", schrie er, „ach ja!"
Er stand auf, sagte, ich solle mitkommen. Er legte wieder das Patientenblatt seiner Sprechstundenhilfe auf den Tresen, wollte meine Hand schütteln, die ich wegzog, rannte wortlos in sein Behandlungszimmer und schloß die Türe.
Die Sprechstundenhilfe warf mir geheimnisvolle Blicke zu, als dächte sie, da stehe der Simulant, den Doktor S. längst als solchen enttarnt habe, aber wie gut, daß er, der Simulant, nicht wisse, daß sie längst Kenntnis davon hätte.
Ich fuhr zurück.

Nur einen Tag später besuchte ich einen anderen Urologen; zwar hatte ich mich inzwischen etwas beruhigt, aber natürlich war in mir das Gefühl des Mißtrauens gegenüber der Ärzteschaft immer noch sehr lebendig. Ich fragte ihn, ob er die bereits gestellte Diagnose der Prostatitis bestätigen und er ein anderes Medikament zur Verfügung stellen könne als das letzte, denn es habe nicht gewirkt. Auch stellte ich die Frage nach einem möglichen Tumor, diesmal in einer etwas klareren Aussprache. Die nachfolgende Untersuchung war sehr viel professioneller als vorher, der Arzt sprach mit mir, war freundlich, er erläuterte, sah mich dabei an und konnte einen Tumor definitiv ausschließen. Welch Erleichterung für mich! Am Ende gab er mir nicht etwa auch Tropfen mit, sondern eine Schachtel mit einem Antibiotikum. Er sagte, die akute Prostatitis müsse gleich mit einem solchen Medikament behandelt werden, damit sie nicht chronisch werde.

Mir fällt kein Ende ein, helft mir mal!

 

Hättest Du nicht ganz zu Anfang schreiben können, dass die Geschichte kein Ende hat? Dann hätte ich mir das sparen können!
Warum veröffentlichst Du hier überhaupt eine Geschichte ohne Ende? Schliesslich sind wir hier ja nicht bei www.halbfertigekurzgeschichten.de
Also bitte nochmal darüber nachdenkden, warum Dr. S. immer wegrennt und dann mit einem plausiblen Ende zurückkommen.

gruss,
philipp.

[Beitrag editiert von: philipp am 20.02.2002 um 22:09]

 

Ganz easy bleiben, Jungs! Ihr habt ja recht, aber mir ist die Puste ausgegangen, vielleicht ne Schreibblockade, soll ja vorkommen.

Klaus

 

@ Klaus Zankl:

what's the problem with the end? Da bleibt doch eigentlich nur ein Schlußsatz, der paßt: "Und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er gar noch heute."

Bedenklich fand ich aber folgendes:
"Als Herr S. meinen Penis sah, ... sondern eine angewachsene Banane von Onkel Tuca. Fehlte nur noch, daß er in sie hineingebissen und von ihr gekostet hätte."

UND

"Ah, jetzt würde er mich nochmal untersuchen! Klasse!" :D :D :bounce: :bounce: :bounce:

Nun, Klaus, sind da etwa (un)heimliche Phantasien beteiligt, hm? Dann sollte es besser in der "Erotik"-Rubrik stehen.

 

Hallo Klaus!

Hier kann Dir keine Pointe mehr einfallen, da Du schon viel zu weit von der Thematik des Titels entfernt bist.

Schon der erste Teil ist viel zu langatmig, ihn kann man auf einen Absatz kürzen. Es interessiert keinen Menschen, wie der Protagonist das Telefonbuch in die Hand nimmt, ob der Arzt im Norden oder Süden wohnt, usw. Daß sich jemand wäscht, bevor er zum Arzt geht, ist allgemein üblich, weglassen.
Z. B. ein "Nach dem Zufallsprinzip wählte ich mir einen Urologen aus dem Telefonbuch, Dr. Karlheinz S., und fuhr zu ihm hin.", hätte genügt. Ich wäre auch nicht auf die Idee gekommen, daß der Ich-Erzähler Schwierigkeiten haben sollte, ihn zu finden, und ob er zwei Ecken weiter seine Praxis hat, ist mir, als Leser, auch egal. Überhaupt ist es für die Geschichte nicht relevant, wie er dort hinkommt.

Hingegen könntest Du Dir überlegen, was denn des Rätsels Lösung, warum der Arzt denn flüchtet, sein soll und darauf - falls es an ihm liegt - ab dem Wartezimmer gezielt hinarbeiten.
Das hätte mich nämlich interessiert, aber da bin ich leer ausgegangen.

Das mit der Banane finde ich auch nicht besonders geschmackvoll oder lustig.

Was ist mit der Sprechstundenhilfe, nachdem der Arzt das Patientenblatt wortlos zu ihr gelegt hat, kann sie nicht lesen oder hat er gar nichts aufgeschrieben? Warum redet der Protagonist nichts mit ihr?

Auch gehe ich zu einem Arzt, von dem ich der Ansicht bin, er hat mir ein falsches Medikament verschrieben oder ich wurde nicht fachgerecht behandelt (fehlende Urinprobe), nicht noch einmal hin, sondern suche mir gleich einen anderen.


Wenn Du Dir überlegt hast, was das Seltsame ist, warum der Arzt flüchtet, fällt Dir sicher auch ein Schluß ein.
Oder Du hast die falsche Rubrik und es wird eine Kranken-Geschichte, dann gehörte sie in Alltag.

Helfen kann man Dir natürlich, aber die Idee an sich sollte schon von Dir kommen.

Liebe Grüße
Susi

[Beitrag editiert von: Häferl am 21.02.2002 um 08:58]

 

Hallo Ihr Barbaren,

das ist aber gar nicht nett, wie ihr auf mir rumhackt.

Liebe Susi, ich schreibe in einem sehr freien Stil, wenn ich alles kürzen würde, wie du vorschlägst, wäre meine Geschichte nur noch ein gestrafftes Protokoll und keine freie Geschichte mehr. Anders schreiben kann ich nicht.

"Und wenn er nicht gestorben ist" ist mir dann doch zu kurz.

Menno, mir fällt doch kein Ende ein. Also, helft mir mal bitte!

Grüße von Klaus aus Wilhelmshaven!

 

Klaus, Zitat: "Anders schreiben kann ich nicht."

- Dafür geben wir uns hier doch gegenseitig Tips, damit wir besser werden. Sag nie, Du kannst irgendwas nicht, Du mußt alles nur einmal probieren. Wenn Du es willst, dann geht es auch.

Das mit dem Kürzen meinte ich ja nicht so, daß Du nur kürzt, sondern im Gegenzug die wesentlichen Stellen konkreter beschreibst, etwa durch ein paar richtige Dialoge. Die könnten nicht schaden, denn Du beschreibst sie nur, so wie in diesem Satz:

"Herr Doktor fragte erwartungsgemäß, was er für mich tun könne."

Aber jetzt hör ich schon wieder auf zu meckern. Und das ist kein Herumhacken auf Dir, Klaus. Da hätte ich dann wirklich besseres zu tun.

Liebe Grüße
Susi

 

@ Klaus Zankl:

hier ein Schlußentwurf von mir, der gut zu Deiner vorausgegangenen Story paßt:

Als ich zuhause ankam, nachdem ich die Bahn genommen hatte, die Bahn Nummer 24 nämlich, die an dem Stadium vorbeifährt, wo immer die alte grauhaarige Dame mit ihrem Dackel spazieren geht, demjenigen, der so oft an die Ecke des Hochhauses Nummer 33 kackt, die zudem 17 Mal am Tage fährt, nachdem ich dann aus der Bahn 24 ausgestiegen war und die Dorfstrasse hinuntergelaufen bin, am Kiosk vorbei, wo immer dieser nette Italiener Eis verkauft und wo ich einmal eine Schnecke von der Strasse gerettet hatte, ja, nachdem ich also die Haustür aufgeschlossen habe, diejenige Haustür, die zu meiner Wohnung führt, das ist diejenige Wohnung, in der vor kurzem ein Feuer den Weihnachtsbaum von Frau Emilie Wetterfahne zerstört hatte, und ja, ich dann in meinen Flur hineinging, um mich auf der Toilette zu ernüchtern, äh, erweichen, äh, erleichtern. Also genau dann bemerkte ich einen scharfen Schmerz, der mich daran erinnerte, wie ich als kleiner Bub einmal Eis gegessen hatte, als ich bei meiner Oma in Bad Kleinkirchheim in ihrem 3 geschössigen Haus auf einem 27 tägigen Besuch war. Genau dann hatte ich denselben Schmerz verspürt und jeder weiß ja, was danach passierte! Ja, genau, danach, also nachdem Tante Else und Oma Henriette das letzte Kuchenstück verspeist hatten, da, ja, genau dann, als sich die Fliege in der Fliegenfalle verfing, da hatte ich diesen Schmerz und dieser Schmerz kostete mir das Leben. Alles danach war nämlich nur ein Traum gewesen. Ein verdammt böser Traum, ein bitterer Traum von gebogenen Bananen und Ärzten, die ihre Patienten mitsamt ihren Bananen fressen wollen. Den Arzt habe ich nie wiedergesehen.

 

Hallo Klaus,

ich finde Deine Geschichte gar nicht so schlecht, nur denke auch ich, dass sie etwas abrupt endet. Ist fast so wie: "Kenst Du die Geschichte von der Kerze?" "Nein, wie geht die denn?" "Pffft - aus!"
Verstehst Du was ich meine? Man kommt sich ein bisschen verdummbeutelt vor, wenn man sich erst ziemlich lange durch den Text arbeiten muss und sich dann im Nichts wiederfindet.

Eine Idee hätte ich, aber vielleicht ist sie ja dumm oder gefällt Dir nicht: Was wäre, wenn der Protagonist Wochen später in der Zeitung liest, dass der angebliche Arzt gar kein Arzt war? Soll schon vorgekommen sein.

Hoffentlich werde ich jetzt nicht gesteinigt, denn die Ideen für den Schluss sollen ja von Dir kommen...

Ciao

 

Das Schlußwort war wirklich witzig, das von der Pferdezüchterin, ich habe wirklich laut gelacht. Die Frau hat Phantasie!
Ein eigenes Schlußwort ist mir aber immer noch nicht eingefallen.

Also, tschüß und schreibt besser als ich!

 

Hier ist noch mal Klaus, höret und staunet, es gibt Leute, die mögen meinen Schreibstil!

Wenn ihr etwas sehr Gebündeltes und Gestrafftes lesen wollt: meine Aphorismen auf meiner Homepage. Und da gibt es Leute, die sagen, es wäre viel zu kurz.

Tschüß dann

 

Was habt ihr eigentlich alle gegen meinen Penis? Haben die Neuseeländer keinen?

 

Jetzt ist die Geschichte zuende erzählt!

Die wortlose Flucht des Doktor Karlheinz S.

Erster Teil

Es ist schon ein paar Jahre her, als ich morgens aufwachte und krampfhafte Schmerzen im Unterleib verspürte. Als ich kurz darauf Wasser ließ, brannte die Harnröhre so sehr, daß ich mich beim Pinkeln krümmen mußte. Was war geschehen? Offenbar hatte ich mir einen Infekt zugezogen, wahrscheinlich war die Blase entzündet, vielleicht auch die Prostata. Schnell war mir klar, daß sich besser ein Urologe der Sache annehmen sollte, damit ich meine Beschwerden möglichst rasch loswerden und sie nicht chronisch werden würden.
Schon war das Telefonbuch zur Hand; ich überblickte rasch die Einträge der Fachärzte für Urologie und suchte mir nach dem Zufallsprinzip den nächstbesten heraus. Er trug den Allerweltsnamen Doktor Karlheinz S. und hatte seine Praxis in einem nördlichen Teil meiner Heimatstadt.
So, ich schlürfte meinen Morgenkaffee, nagte noch an einem Butterbrot und wollte anschließend erst einmal in die Badewanne gehen, denn wer würde schon ungewaschen bei einem Urologen vorstellig werden wollen, bei dem man sich ja sehr wahrscheinlich freimachen sollte, damit Herr Doktor eine differenzierte Diagnose stellen konnte? Aufgeregt war ich auch schon ein bißchen, denn gerade dieses blöde Freimachen gegenüber mir unbekannten Menschen, so sehr mir sein Sinn auch einleuchtete, war freilich alles andere als mein Hobby. Außerdem habe ich in meinem Leben immer wieder einmal verschiedene Phobien erlebt, vor allem soziale Phobien - das heißt, ich neigte hier und da zum Stammeln oder Stottern - und Kanzerophobien, also Krebsängste.
Nach dem Baden, natürlich hatte ich es nicht versäumt, mir auch noch frische Wäsche anzuziehen, bestieg ich den nächsten Bus und brauchte ungefähr zwanzig Minuten, bis ich am Zielort eintraf. Die Praxis des Arztes befand sich noch zwei Ecken weiter, ich hatte keine Mühe, sie zu finden.
Zum Glück waren nur wenige Patienten zugegen, so daß gute Aussichten bestanden, auch ohne Termin bald beim Doktor vorsprechen zu können. Es gab hier nur eine einzige Sprechstundenhilfe, auch die Räumlichkeiten waren eher klein und bescheiden - eine drollige Praxis eben.
Ich suchte mit den übrigen Patienten ein kurzes und leises Gespräch, um meine Aufregung und die Phobien, die nun natürlich noch etwas zugenommen hatten, durch das Gefühl, ich sei nicht allein, zu dämpfen.
Na bitte, nach fünfzehn Minuten war es dann soweit, die Sprechstundenhilfe holte mich aus dem Warteraum ab und führte mich in das Behandlungs - und Untersuchungszimmer, in dem sich Doktor S. bereits befand. Er saß auf einem Stuhl und schaute bei meinem Eintreten kurz hoch und dann auf das Patientenblatt, das ihm inzwischen vorlag. Die Sprechstundenhilfe bat mich platzzunehmen, verließ das Zimmer und schloß die Türe hinter sich. Merkwürdig schien mir, daß niemand von mir eine Urinprobe verlangt hatte.
Doktor S. sah schon ein wenig wunderlich aus, er war wohl Mitte fünfzig, hatte einen leicht pyknischen Körperbau und große speckige Hände. Die paar Haare, die er noch hatte, waren grau; auf seiner Nase trug er eine große Hornbrille.
Herr S. fragte nun, was er für mich tun könne; er vermied jeden Blickkontakt und starrte weiter auf das Patientenblatt.
Ich beantwortete seine Frage so gut es mir möglich war, ich wies mit etwas unsicherer Stimme auf meine Beschwerden hin und schilderte meine Vermutung einer Entzündung. Der Doktor sagte nichts, blickte nicht hoch, schrieb aber ein paar Sätze. Nachdem er etwa eine Minute geschwiegen und immer noch nicht hochgeschaut hatte, überlegte ich, ob er alles verstanden und überhaupt zugehört habe. Da ich zweifelte, erzählte ich meine Geschichte noch einmal, wieder mit etwas dünner Stimme und wartete auf eine Reaktion. Er schrieb wieder einige Sätze auf. Dann bat er mich, mit in das Nebenzimmer zu kommen, in dem er mich untersuchen werde. Wir liefen hinüber.
Jetzt kam die erwartete Aufforderung: „Bitte machen Sie den Unterleib frei!"
Ich dachte nur „Öhhhh!" und ließ etwas widerwillig die Hose samt Unterhose fallen - nun war ich unten nackt!
Als Herr S. meinen Penis sah, riß er die Augen auf, als sähe er nicht eben diesen Penis, der nicht sonderlich groß oder klein war, sondern eine angewachsene Banane von Onkel Tuca. Fehlte nur noch, daß er in sie hineingebissen und von ihr gekostet hätte. Dann merkte er sein eigenes Verhalten und verkleinerte seine Augen wieder auf das vorherige Maß.
Mensch, was war das bloß für ein Arzt?
Na ja, er zog nun an meinem Penis und strich ihn mit den Händen regelrecht aus, wahrscheinlich um zu sehen, ob Eiter heraustreten würde. Jetzt sollte ich mich umdrehen, mir war gleich klar, warum: jetzt wollte er mich rektal untersuchen! Und tatsächlich, er zog sich einen Gummihandschuh über die rechte Hand und legte seinen speckigen Mittelfinger auf meinen After. Er forderte mich auf, „gegenzupressen", ich wußte nicht gleich, was er meine, nur langsam dämmerte es mir, ja genau, der After sollte sich dadurch öffnen. Ich erwiderte, ein Eindringen in meinen After sei auch so möglich, vorausgesetzt, ich würde nicht gerade dichtkneifen.
Und in der Tat, er führte nun seinen Finger ein und drückte dabei auf die Prostata. Junge, Junge, das tat aber weh! Die Prostata war also offenbar entzündet!
Nach dieser Untersuchung wollte der Doktor noch die Blase mittels Ultraschall betrachten, um zu sehen, ob sie an der Entzündung beteiligt wäre. Ich legte mich auf einen Tisch, während er mit dem Sensor des Ultraschallgerätes meine Blase abtastete und dabei auf den Monitor schaute. Er konnte nichts Auffälliges erkennen, so blieb es bei der Diagnose der Prostatitis. Ich konnte mich wieder anziehen. S. gab mir ein Fläschchen mit Tropfen; er sagte, immer noch ohne mir ins Gesicht zu schauen, ich solle morgens und abends zwanzig Tropfen davon nehmen, mir werde es bald besser gehen.
Die Untersuchung war beendet, das Medikament überreicht, ich konnte wieder nach Hause fahren und mich erst einmal ausruhen - Gott sei Dank!

Zweiter Teil

Einige Tage waren vergangen, und natürlich hatte ich die Tropfen genommen, schließlich wollte ich wieder gesund werden. Der Beipackzettel versprach „krampflösende Eigenschaften", aber ich überlegte mir, ob ein Präparat, das ursächlich gegen Bakterien gewirkt hätte, nicht sinnvoller gewesen wäre, als ein Mittel zu verwenden, welches allenthalben die Symptone lindert. Wie auch immer: die Tropfen hatten nicht die geringste Wirkung, weder ursächlich noch symptomatisch, die Schmerzen wollten nicht weichen, es blieb bei dem Brennen und Drücken. Na, hatte ich wirklich nur eine Prostatitis? Warum wirkten dann die Tropfen nicht in der einen oder anderen Weise? Hatte ich nicht doch einen Tumor, den der Arzt vielleicht übersehen hatte? Mir war gar nicht mehr wohl in meiner Haut. Steckte ich gar schon voller Metastasen? War ich überhaupt noch zu retten? Oder war alles verloren? Tja, ich mußte wohl oder übel noch einmal zu Doktor S. fahren, um mit ihm darüber zu sprechen. Ich steckte vielleicht in der Klemme!
Folgerichtig badete ich wieder, setzte mich in den Bus und suchte noch einmal die Praxis S. auf. Alles verhielt sich so, wie beim ersten Mal. Ich wartete wieder etwa fünfzehn Minuten, unterhielt mich wieder mit einigen Patienten, um mir Mut anzuquasseln und wurde dann zu Herrn Doktor geführt, der wieder nur kurz hochschaute und danach auf das Patientenblatt starrte. Beim Hinsetzen fühlte ich einen gehörigen Schwindel, und meine Hände waren klatschnaß.
Herr Doktor fragte erwartungsgemäß, was er für mich tun könne.
Ich erklärte meine Lage, wie es mir unter diesen Umständen möglich war, etwas hastig, etwas aufgeregt, vielleicht nicht ganz deutlich.
S. schaute nicht, sagte nichts, keine Urinprobe, aber er schrieb wieder. Erneut kam in mir der Eindruck auf, er verstehe nichts, höre nicht einmal hin. Also wiederholte ich alles. Schweigen. Also: zum dritten Mal erläuterte ich, wie gesagt, so gut ich konnte.
Der Doktor sprang auf, sagte, ich solle mitkommen. Ah, jetzt würde er mich nochmal untersuchen! Klasse!
Allerdings lief er nicht in das nebenstehende Behandlungszimmer, sondern ins Vorzimmer zu seiner Sprechstundenhilfe. Dort legte er mein Patientenblatt auf den Tresen. Ich war inzwischen gefolgt, wie er es wollte. Zu meiner großen Überraschung gab er mir seine fette rechte Hand, schüttelte sie und rannte wortlos in den Behandlungsraum zurück; seine Türe schloß er rasch. Nanu, der Arzt war vor mir geflohen! Die Sprechstundenhilfe schaute mich blöd an, ich schaute blöd zurück. Glaubte man mir denn nicht? Oder hatte man mich einfach nur mißverstanden?
Es hatten sich in mir tiefe Zweifel gebildet - war ich oder war icht nicht?
Es nützte alles nichts, ich fuhr erst einmal nach Hause und mußte mich setzen, zu viel Eigenartiges hatte ich heute erlebt und längst nicht verdaut!
Dritter Teil

In der folgenden Zeit hatte sich bei mir nichts geändert, ich nahm immer noch die Tropfen, obwohl es nichts nutzte, ich beschäftigte mich immer noch mit meinen Tumorphantasien, zweifelte, hatte Angst. Nein, so konnte es nicht weitergehen! Jetzt wollte ich zum dritten Mal zu S. fahren und gehörig auf den Putz klopfen! Also: Baden, Fahren, Warten, Vorstelligwerden. Welch ein Streß für mich!
Als ich ihn wieder vor mir sah, erzählte ich ihm nach bekanntem Muster meine alte Geschichte.
„Ach ja!", schrie er, „ach ja!"
Er stand auf, sagte, ich solle mitkommen. Er legte wieder das Patientenblatt seiner Sprechstundenhilfe auf den Tresen, wollte meine Hand schütteln, die ich wegzog, rannte wortlos in sein Behandlungszimmer und schloß die Türe.
Die Sprechstundenhilfe warf mir geheimnisvolle Blicke zu, als dächte sie, da stehe der Simulant, den Doktor S. längst als solchen enttarnt habe, aber wie gut, daß er, der Simulant, nicht wisse, daß sie längst Kenntnis davon hätte.

Ich fuhr zurück.

Nur einen Tag später besuchte ich einen anderen Urologen; zwar hatte ich mich inzwischen etwas beruhigt, aber natürlich war in mir das Gefühl des Mißtrauens gegenüber der Ärzteschaft immer noch sehr lebendig. Ich fragte ihn, ob er die bereits gestellte Diagnose der Prostatitis bestätigen und er ein anderes Medikament zur Verfügung stellen könne als das letzte, denn es habe nicht gewirkt. Auch stellte ich die Frage nach einem möglichen Tumor, diesmal in einer etwas klareren Aussprache. Die nachfolgende Untersuchung war sehr viel professioneller als vorher, der Arzt sprach mit mir, war freundlich, er erläuterte, sah mich dabei an und konnte einen Tumor definitiv ausschließen. Welch Erleichterung für mich! Am Ende gab er mir nicht etwa auch Tropfen mit, sondern eine Schachtel mit einem Antibiotikum. Er sagte, die akute Prostatitis müsse gleich mit einem solchen Medikament behandelt werden, damit sie nicht chronisch werde.
Nach zehn Tagen der Einnahme war es dann soweit: ich hatte keine Schmerzen mehr!

Nach all diesen grotesken Eindrücken, mein Friseur hätte mich medizinisch wahrscheinlich besser beraten können, kam mir in den Sinn, die Ärztekammer anzuschreiben und sie zu fragen, ob S. überhaupt ein zugelassener Mediziner sei und er eine Doktorarbeit abgelegt habe, da ich sehr an seiner Qualifikation zweifle. Schließlich konnte sich jeder ein Schild vor die Türe hängen und mit Titeln glänzen!
Nach wenigen Tagen antwortete sie sogar und teilte mir lapidar und höhnisch mit: „Gerne setzen wir Sie davon in Kenntnis, daß Herr Doktor S. promoviert ist und die Approbation als Arzt besitzt."
Die Kammer deckte S. also und wollte außerdem mit Fremdwörtern glänzen, von denen sie wähnte, ich kenne sie nicht! Auch stellte mir niemand Fragen, bei denen ich meine Zweifel hätte ausführlich begründen und somit glaubhaft darstellen können!

Alles in allem ist die Unfähigkeit fast der kompletten Ärzteschaft durchaus bekannt und nichts Neues. Aber die hier beschriebenen Gegebenheiten erreichen eine neue Dimension und läuten somit eine weitere Runde des nichtwahrgenommenen oder abgestrittenen Versagens ein, vielleicht könnte man sogar von einem Verbrechen am Patienten sprechen! Und geht es darum, den Kollegen vor Rügen, Strafprozessen und Regreßansprüchen zu schützen, halten sie alle zusammen bis zum Meineid!

Was S. betrifft, so „praktizierte" er noch einige Jahre weiter und verabschiedete sich dann in die, wie er wahrscheinlich bis heute meint, wohlverdiente Pension. Na gut, wenn er jetzt nur noch Erdbeeren züchtet, kann er zumindest im beruflichen Sinne keinen Schaden mehr anrichten!

Ende

 

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