Was ist neu

Die Wolkenseegler

Mitglied
Beitritt
25.06.2016
Beiträge
15
Zuletzt bearbeitet:

Die Wolkenseegler

Vor genau 200 Jahren gab es eine verehrende Katastrophe, ausgelöst durch die Hand eines finsteren Magiers. Das gesamte Festland der Erde wurde mit grauem Schnee bedeckt, der sich in giftiges Gas umwandelte, das einen grausamen Tod mit sich brachte, sollte man es einatmen. Über drei Viertel der Bevölkerung starben an den Dämpfen und noch viel mehr an den Problemen danach. Die ach so großen Reiche zerfielen und jeder kämpfte gegen jeden um Nahrung, Unterschlüpfe und Gasmasken. Es schien, als hätte der Magier sein Werk vollbracht. Doch dann bauten die Ersten Luftschiffe aus Holz, Stahl und Leder und versuchten ein friedliches Leben über den Wolken. Als Antriebsstoff nahmen sie die in den Wolken lagernde Magie der Erde und verfestigten sie zu violett schimmernden Kugeln. Alles, was an Nahrung zu retten war, retteten sie und pflanzten es auf ihren Schiffen. Der Magier starb an seiner eigenen Schöpfung und den Menschen war es vorherbestimmt nie wieder einen Fuß auf die Erde zu setzten, sondern für immer über die Wolken zu segeln.


Wolkenstadt

Ich steuere mein Schiff in Richtung der riesigen Stadt aus mit Helium aufgeblasenen ledernen Luftkissen und Holz. Eine der wenigen Städte, die nach all der Zeit errichtet wurden. Ich setze meine Gasmaske auf, draußen, an der Luft, kann man nicht ohne sie überleben. Ich hasse diese Städte, auch wenn sie der einfachste Weg sind um mit anderen Menschen zu reden und die Magiekugeln aufzufüllen. Ich manövriere mein Luftschiff an einen Steg und lasse es von den helfenden Händen anbinden. Ich gehe von Bord, gebe ihnen ein kleines Trinkgeld und gehe die unübersichtlichen Holzstege entlang zum Händler.
“Ah, Bolt! Lässt du dich auch mal wieder blicken!”, begrüßt er mich mit ausgestreckten Armen.
“Die übliche Ladung?”, will er von mir wissen.
Ich nicke. Er kramt einen gefüllten Stoffsack heraus und legt ihn auf die Theke. Ich bezahle mit den üblichen Goldtalern und will wieder verschwinden.
“Nicht so hastig! Du willst wieder in die Einsamkeit?”, hält er mich auf.
Na und? hätte ich sagen sollen. Aber ich bleibe stehen.
“Hab gehört in der Kneipe gäbe es Leute, die dir deine Farm abkaufen würden”, erzählt er mir.
Ich werde hellhörig. Die Farm auf meinem Schiff nimmt zu viel Platz ein. Einige Pflanzen könnte ich verkaufen. Ich nicke und schreite aus der Tür. Die Kneipe finde ich nicht nur dank des Gelächters, sondern auch an der Anzahl leicht gekleideter Frauen. Den Stoffsack in den Händen betrete ich die Bar. Das gedämmte Licht strengt meine Augen an. Ich setzte mich an einen entlegenen Tisch. Nicht lange und die Leute, die ich suche, sprechen mich an.
“Du bist Bolt?”, erkundigt sich der eine. Ich nicke.
“Wie viel kannst du verkaufen?”, fragt der andere.
“Genug. Die Frage ist eher, was ihr mir bietet.”
Die Pflanzen sind in einem perfekten Zustand. Ich wäre ein Idiot, wenn ich sie zu billig verkaufe.
“Weißt du, wir haben hier ein Problem mit der Beschaffung von Nahrung. Du würdest uns mit deiner Farm sofort in eine Hohe Position bringen. Darum würden wir dir… einen Drachen bieten!”, sagt er.
Ich stutze. Von Drachen habe ich schon gehört, aber nie geglaubt, dass die Gerüchte stimmen würden. Ein Drache würde die Piraten abschrecken. In den Händen von sesshaften Stadtbewohnern ist er nichts wert. Das Angebot ist verlockend.
“Ich muss den Drachen zuerst sehen.”, erkläre ich.
Die beiden nicken. Sie winken mir zu folgen und ich stehe auf.

Er ist kleiner, als ich erwartet hatte. Dennoch groß genug um mir eine gewisse Angst einzujagen. Der Drache ist mit Stahlketten gefesselt. Vor allem seine Schnauze und die Flügel sind gesichert.
“Glaubst du uns jetzt?”, vergewissert sich der eine. Ich nicke nur erstaunt.
“Aber…”, beginne ich, “Kann er denn auch fliegen? Und Feuer speien, wie man sich erzählt?”
Die beiden sehen sich an.
“Du bist sehr vorsichtig. Aber deine Zweifel sind berechtigt.”, sagt einer, “Ja, ihm fehlt nichts. Seine Flügel sind nicht gestutzt, ihm wurden keine Zähne gezogen und auch Feuer kann er speien.”
Soll ich mich auf ihr Wort verlassen? Ich denke kurz nach. Dann schießt mir eine Frage durch den Kopf: „Was isst er? Fleisch ist höchstens rar. Außerdem ist das Festland immer noch dem Gas ausgesetzt.“
„Er isst nur Wurzeln oder verdorrte Pflanzen. Ein verkohlter Mensch würde ihm allerdings sicher auch schmecken“, erklärt der eine mit einem Schmunzeln.
„Kann man ihn zähmen?“, will ich noch wissen.
„Man kann alles zähmen, wenn man den nötigen Mumm hat“, meint er.
In Gedanken bin ich hin und her gerissen. Ich werde es riskieren.
“Okay. Den Drachen gegen die Hälfte meiner Farm.” Sie grinsen begeistert.
“Abgemacht.”


Drachenzähmer

Ich betrachte das schuppenbestückte in Ketten gelegte Monster vor mir. Das einzige, worüber ich nicht nachgedacht hatte war, ob ich es über mich bringen würde, ihm die Ketten abzunehmen. Er könnte mein Schiff in Brand setzen oder mir den Kopf abreißen. Das Schiff fliegt ruhig im sanften Wind. Die Stadt habe ich längst hinter mir gelassen. Seine orangenen Augen betrachten mich eindringlich und ich kann seinen Atem hören. Ich muss es tun. Ich schließe das Schloss auf. Krachend fallen die Ketten zu Boden. Er könnte mich jetzt töten. Wartend verharre ich. Nichts passiert. Der Drache spannt seine Muskeln kurz an. Breitet seine mächtigen Flügel aus, richtet sich auf. Er ist mir jetzt auf Augenhöhe. Ich rühre mich nicht. Seine roten Schuppen schimmern im Licht der Abendsonne. Wir stehen auf der außen angebrachten kleinen Aussichtsplattform. Seine Krallen bohren sich ein wenig in das Holz, auf dem wir stehen. Mustert er mich? Ein ungutes Gefühl nistet sich in mir ein, vielleicht sollte ich ihm die Ketten doch wieder anlegen. Der Drache senkt seinen Kopf wieder. Er wendet sich mir ab. Kurz starrt er in das Meer aus weißen Wolken. Zwei Schläge mit seinen Schwingen und er ist in den Lüften. Ich blicke ihm hinterher. Warte. Beobachte ihn. Kommt er wieder zurück? Doch dann verschwindet er in den Wolken. Das war’s. Meine halbe Farm weg – für nichts. Wütend und enttäuscht trete ich gegen die Außenwand meines Schiffes. Verdammt! Ein letztes Mal sehe ich mich um, in der Hoffnung, er würde zurückkehren. Nichts. Fluchend gehe ich wieder ins Innere. Ich bin so naiv!

5 Monate später

Ich wache mitten in der Nacht auf. Ich weiß nicht wieso, aber irgendetwas zieht mich nach draußen. Ich setzte die Gasmaske auf und habe ein mulmiges Gefühl, als ich die Tür öffne, um auf die Außenplattform zu gehen. Berechtigt. Ein dunkles Luftschiff schält sich aus den Wolken. Die furchteinflößende Flagge Weht im Wind. Piraten. Panik preitet sich in mir aus. Der Drache hätte mich vor Piraten schützen sollen. Darum habe ich mir damals keine Waffen gekauft. Ich stürme wieder in Innere, versuche den Piraten zu flüchten. Doch sie sind schon zu nah. Die ersten Enterhacken machen sich an meinem Schiff fest und zwingen mich, die Geschwindigkeit zu drosseln, sonst würde es mein Schiff zerreißen. Verdammt. Die Piraten legen an, ich habe keine andere Wahl, gehe nach draußen. Auge in Auge stehe ich ihrem Anführer gegenüber.
„Dachtest wohl, du könntest uns entwischen!“, spottet er, „Aber kein Schiff ist so schnell, wie die Black Thunder.“
Ein Jubeln geht durch die Piraten. Ich balle meine Hände zu Fäusten und verfluche mich selbst.
„Also Bürschchen, nenn mir deinen Namen und ergebe dich! Vielleicht lassen wir dich dann am Leben“, bietet er mir an.
Gelächter. Ich bleibe stumm.
„Hat es dir die Sprache verschlage, Bursche?“, bellt er mich an.
Komm ruhig noch näher, dann kann ich dich von Bord stoßen!, sage ich in Gedanken. Der Pirat zieht sein Schwert.
„Das war deine letzte Chance.“
Sein Schwert ist zu lang, er brauch nicht einmal einen Schritt zu machen. Plötzlich ein brüllen. Es kommt aus den Wolken. Wie erstarrt Blicken wir in die Feuerkugel. Ein großer Schatten zieht am Piratenschiff vorbei und versetzt es in Flammen.
„Drache!“, schreit jemand.
Die nächste Feuerkugel. Das Luftschiff ächzt, schreie dringen nach draußen.
„Du kleiner…“, flucht der Anführer und schwingt sein Schwert.
Ich taumle nach hinten. Der Pirat lacht teuflisch, holt aus. Plötzlich drängt sich etwas Riesiges in unsere Mitte, bestückt mit roten Schuppen. Ein markerschütterndes Brüllen durchdringt die Nacht. Ein weiterer Feuerstoß und der Pirat stehen in Flammen.
„Hilfe!“, höre ich aus dem inneren des Piratenschiffs schreien.
Doch sie ist weiblich. Ich stürme in das Brennende Frag, folge den bettelnden Rufen und finde mich vor einer eisernen Zelle wieder.
Eine Frau schaut mich flehend an: „Hilf mir.“
Ich breche das heiße Eisen mit einer Stange auf. Die Kluth schlägt mir ins Gesicht. Ich zerre sie aus den Flammen und hinter mir her, nach draußen. Sie hustet, ich sehe mich nach den Drachen um, er fliegt auf uns zu. Sie weicht zurück, ich zerre sie mit auf seinen Rücken. Die Nase des brennenden Piratenschiffs neigt sich gen Boden.
"Wieso hast du sie nicht einfach Gekapert? Da war Nahrung und Gold! Du hättest es mir geben können!”, schimpft sie.
Ich sehe sie schräg an. Habe ich sie nicht gerade gerettet? Jetzt schreit sie herum wie eine Furie. Ich kann mir denken, weshalb man sie eingesperrt hat und spiele mit dem Gedanken, sie einfach hinunter zu werfen. Ein kleiner Stoß würde genügen, um sie vom Rücken des Drachen zu werfen. Stattdessen nehme ich ein Tuch aus der Tasche meines Ledermantels und binde es ihr über den Mund. Endlich Ruhe. Soll sie sich fühlen wie eine Gefangene. Bei der nächsten Stadt setze ich sie ab.

Der Drache setzt uns auf meinem Schiff wieder ab. Die Enterhacken hat er wohl mir seinem Feuer getrennt. Ich nehme der jungen Frau das Tuch wieder ab.
„Wie kannst du nur…?“, fängt sie wieder an.
Ich stelle mich vor den Drachen, blicke ihm in die Augen und ignoriere die fluchende Frau hinter mir. Warum er wohl zurückgekommen ist? War er vielleicht nie weg.
Ich strecke meine Hand aus: „Ich werde dich Dream nennen.“
Der Drache zögert, legt dann seine Schnauze in meine Hand.
„Du kannst gehen, wann immer du willst“, flüstere ich. „Komm rein, oder bleib draußen!“, erkläre ich der Frau und halte die Tür auf, damit Dream hineinkann. Beide gehen hinein. Dream trottet auf das alte Sofa. Er nimmt die ganzen vier Plätze ein. Mir wäre es sowieso zu ungemütlich. Er ist ebenfalls sichtlich genervt. Ich bemerkte gar nicht, wie sie aufgehört hatte zu reden und wie sie sich auf den morschen Stuhl gesetzt hatte mit dem Gesicht in den Händen. Erst, als ich mich zu ihr umdrehe bemerke ich ihr schluchzen. War das normal bei Frauen?
“Sie sind tot?”, will sie wissen. Will sie mir jetzt darüber Vorträge halten? Nein. Sie sagt nichts weiter.
“Ja”, antworte ich ihr.
“Gut.” Ich stutze, werde aus ihr nicht schlau.
“Danke”, meint sie, “Tut mir leid!”
Widerwillig reiche ich ihr das Tuch. Sie wischt sich die Tränen weg.
“Du kannst bleiben, bis ich die nächste Stadt erreicht habe”, sage ich kalt.
Ich lasse meinen Blick über den Raum schweifen. Küche, Ess-, Schlaf- und Wohnzimmer zugleich. Die Farm breitet sich in der Mitte des großen Raums aus. Nur das Bad ist ein wenig durch eine Trennwand abgeschottet - und das Cockpit in der oberen Etage. Die Wasserversorgung durch einen Regenwasserspeicher am Außenbereich. Dafür muss man zwar immer wieder in die unteren Luftschichten, aber dennoch ist es billiger, als es zu kaufen.
„Ich heiße übrigens Josy”, stellt sie sich vor.
“Bolt”, sage ich, verzichte auf einen Handschlag, “Hunger?”
Sie nickt. Ich pflücke einige Gewürze, heize das Wasser für die Kartoffeln vom Herbst vor und schrubbe diese. Ich bin immer noch dankbar für den Fund eines alten Kochbuchs.
“Du kannst kochen?”, fragt sie mich. Ich gehe nicht darauf ein.
“Natürlich, sonst müsstest du ja immer in Nähe einer Stadt bleiben.”, fällt ihr selbst ein.
“Eine zweite Maske habe ich übrigens nicht. Aber sie werden dir schon eine geben. Wenn du erzählst, was dir widerfahren ist.”, meine ich.
Dream schaut auf. Wachsam verharrt er aufrecht. Ich verharre ebenfalls. Er sieht mich an. Meine Augen weiten sich. Hektisch stelle ich den Herd ab, verstaue alles in den Schränken.
“Josy!”, wende ich mich ihr zu, “Geh’ da an das Rohr!”
“Was ist denn?”, will sie wissen.
“Mach schon! Ich muss dich festbinden!”, fordere ich.
“Was?!”, schreit sie.
Ich habe keine Zeit. Mit Gewalt zerre ich sie an das Rohr und binde sie fest. Ein erster Blitz zuckt durch die Wolken. Ich bin zu weit unten. Dream ist aufgesprungen und zu mir gekommen.
“Bleib bei Josy.”, sage ich ihm und haste ins Cockpit.
Das Lenkrad spielt schon verrückt. Ich versuche, höher zu kommen, doch es ist vergebens. Ich kann der Gewitterwolke nicht mehr ausweichen. Das passiert also mit einer Frau an Bord.


Wanderer

Ich schlage meine Augen auf, liege auf der alten Couch. Nachdem wir durch den Sturm geflogen waren und die Gefahr vorbei war, hatte ich mich sofort vor lauter Erschöpfung hingelegt. Mein Kopf schmerzt, ich sehe verschwommen, als ich mich aufrichte.
“Du bist wach?”, fragt Josy. Ich brumme nur erledigt.
“Ich… hab dir einen Tee gemacht. Ich glaube, es waren die richtigen Kräuter.”, sagt sie und streckt mir eine warme Tasse hin. Ich nehme sie entgegen und verbrenne mir die Zunge, als ich einen Schluck nehme.
“Dream ist draußen, er fliegt ums Schiff.”, erklärt sie mir. Josy schlendert durch den Raum, betrachtet die alten, wertlosen Bilder an der Wand.
“Wer sind deine Eltern?”, fragt sie mich.
“Wen interessiert’s?”, sage ich grob. Muss sie jetzt mit diesem Thema anfangen?
“Ich glaube, sie waren Wanderer.”, vermutet sie.
Ich sage nichts, starre nur in die Tasse. Wir bezeichnen Menschen, die mit ihren Schiffen immer wieder auf der Erde aufsetzen und dort die leeren Häuser ausräumen als Wanderer. Einmal habe ich welche gesehen, sie haben sich in einer Kneipe betrunken und von alten Büchern und Kunstwerken geschwafelt - und Gold, viel Gold. Sie wurden kurz darauf vor der Kneipe zusammengeschlagen und ausgeraubt.
“Ich weiß nicht, wer meine Eltern sind.”, gebe ich zu. Josy stutzt, dreht sich zu mir um.
“Ich kann mich nicht erinnern, was mit ihnen geschehen ist, jedenfalls fand mich ein Händler als kleiner Junge in einem verlassenen Schiff, diesem Schiff. Er sorgte für mich und dann starb auch er nach einem verlorenen Glücksspiel in der Kneipe.”, erzählte ich.
“Tut mir leid.”, meint sie bedrückt. Ich stehe auf und stelle die Tasse ab. Wo ist mein Mantel? Josy reicht ihn mir.
“Ich muss die undichten Stellen flicken.”, erkläre ich und gehe hinaus.

Etwas später sind die Löcher geflickt und das Lenkrad repariert, Dream liegt wieder auf der Couch und Josy betrachtet immer noch die alten Bilder.
“Glaubst du, so sah die Welt damals aus?”, will sie irgendwann von mir wissen.
Ich sehe mir das Bild kurz an, eine verschwommene Landschaft mit grünen Punkten über braunen Strichen und eine blaue, geschlängelte Linie neben grauen, verformten Kugeln. Das einzige was mir vertraut vorkommt sind der hellblaue Himmel und die weißen Wolken.
“Weiß nicht.”, meine ich und wende mich ab.
Ich gehe wieder ins Cockpit, schlage die Richtung ein, in der ich die nächste Stadt vermute. Doch dann sehe ich ein Schiff aus den Wolken hervorkommen. Ich versuche zu erkennen, ob es Geschütze an Bord hat, doch eine Wolke versperrt mir die Sicht. Jedenfalls kommt es schnell näher.
“Josy, versteck dich irgendwo!”, brülle ich nach unten.
Ich werde es darauf anlegen. Die Schiffe docken aneinander an und ich gehe nach draußen, habe die Gasmaske auf. Mir gegenüber ein junger Mann mit grauen Klamotten und einer Pilotenbrille.
“Dass man hier draußen noch Menschen findet!”, sagt er, “Gestatten, Olli, Wanderer.”
Er verbeugt sich.
“Bolt.”, entgegne ich gestenlos.
“Bolt, mein Bruder, du musst wissen, meine Nahrung ist sehr knapp und die Reise noch lang. Ich habe Gold und würde dich für deine Hilfe entlohnen.”, meint der Wanderer.
Entweder ist er vollkommen bescheuert, oder er hat wirklich keine Nahrung mehr. So wie er aussieht, könnte ich ihn leicht überwältigen und würde mir das Gold einfach so schnappen. Oder er hat ein Ass im Ärmel, das mich sofort Schach Matt setzen würde, wenn ich sein Schiff betrete.
“Kein Interesse.”, antworte ich.
Die Tür hinter mir wird geöffnet. Erschrocken drehe ich mich um. Josy steht in der Angel, mit einem Korb in den Händen.
“Wir haben Nahrung genug.”, meint sie und geht zu Olli.
Ich überlege, etwas zu sagen, tue es allerdings nicht. Sie wirft mir einen verbitterten Blick zu. Josy überreicht ihm dem Korb.
Er will einen Beutel aus den Taschen holen, doch sie hält ihn auf, “Nein, das haben wir gerne gemacht.”
“Vielen Dank für diese großzügige Geste. Ich, Olli, werde euch das niemals vergessen.”, sagt er, verbeugt sich und geht an Bord seines Schiffs. Wieder der verbitterte Blick und dann geht auch Josy wieder hinein.


Seelenleser

“Wir müssten morgen in der Stadt ankommen.”, erkläre ich einige Stunden später.
“Ja.”, sagt sie ohne mich anzusehen.
Wir hatten kein Wort miteinander gesprochen.
“Wieso wolltest du ihm nicht helfen?”, will sie wissen. Ich sage nichts.
“Wir haben doch genug zu essen, er hätte dir sogar Gold gegeben.”, sagt sie ruhig, “Ich will dich doch nur verstehen.”
Ich überlege kurz, “Was wäre, wenn er uns hinters Licht führen wollte? Was, wenn er kein Wanderer, sondern Pirat gewesen wäre? Was…”
Sie fällt mir ins Wort, “Dann hättest du Dream gehabt.”
“Ich bin nicht der einzige mit einem Drachen.”, meine ich.
Sie seufzt. Kann sie es wirklich nicht verstehen?
“Ich glaube, du willst einfach nicht verletzt werden. Denn das wurdest du schon so oft. Du hast Angst davor.”, meint sie, sieht mich an, “Darum willst du auch nichts über deine Eltern wissen und bist so kalt zu anderen.”, sie sieht kurz zu den Bildern, “Warum, aber, behält du sie dann?”
“Weiß nicht.”, antworte ich.
“Das sagst du immer.”, meint sie.
“Du weißt sicher auch nicht, warum du andere Menschen so hasst. Oder warum es dir nichts ausmacht, Menschen sterben zu sehen. Weist nicht, warum dir die Welt so gleichgültig ist, oder warum du mich gerettet hast.”
Ich höre ihr zu, entgegne nichts.
“Ich kann dich gut leiden, Bolt. Warum verstößt du alle in deiner Nähe?”, mit diesen Worten geht sie an mir vorbei auf die Außenplattform.


Abschiedsgruß

Wir stehen auf dem Holzsteg der Stadt, man hat Josy sofort eine Gasmaske gegeben und ihr eine Bleibe zugesprochen. Sie sieht mich an, kann ihren Blick nicht zuordnen. Der Himmel hat sich orangerot gefärbt. Wir sagen nichts, stehen einfach nur da, keiner will gehen.
“Bolt…”, beginnt Josy, “Versprich mir, dass du mich besuchst.”
Ich nicke bedrückt. Da ist ein nie da gewesener Schmerz in meiner Brust. Ich reiche ihr ein quadratisches, flaches Päckchen. Sie macht es auf. Ihr schießen Tränen in die Augen. Das Bild, das sie so mag. Sie zögert, fällt mir in die Arme.
“Es wird dir hier besser gehen.”, gebe ich zu, während ich ihr über die Haare streiche. Sie löst sich von mir.
“Du lügst.”, sagt sie und blickt auf den Boden.
“Vergiss mich nicht.”, bittet sie mich.
“Niemals.”, meine ich.
Sie wendet sich ab und geht den Steg hinauf. Ihre langen, blonden Haare wehen sanft im Wind.

Und da stehe ich wieder - allein - wie immer und wünsche, ich hätte sie aufgehalten.

 

Hey Ayaka

Ich lese seine kleine Geschichte jetzt nur als Abend-Lektüre; ich werde mich also kurz fassen.

Ich habe mich am Anfang erst ein bisschen gefragt, wo du denn mit deiner Geschichte hin willst, weil sie ja recht lang ist und zudem noch Absätze hat. Aber ich muss gestehen, dass Ende hat sie doch recht gut abgerundet.
Interessantes Szenario, dass du da aufgebaut hast. Deine Charakter sind mir gleich sympathisch gewesen, auch wenn noch einiges über Josy ungeklärt ist. Aber das muss man wohl hinnehmen. Länger sollte diese auch nicht mehr werden.

Deine Geschichte war auf jeden Fall lesenswert! :)

Aber: Schau noch mal auf deine verwendeten Zeiten. Du gehst manchmal in die Vergangenheit über.

Lg Chocier

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ayaka,

und auch von mir nochmal herzlich Willkommen im Forum :)
Der Titel deiner Geschichte – Wolkenseegler – ist das ein Wortspiel mit „See“, weil sie auf (Luft)schiffen segeln? Oder ist da einfach ein e zu viel reingerutscht?

Aber was würde es ihnen bringen, mich zu belügen?
- Na so einiges! Was ist das denn für eine Frage? :D Da ist der Protagonist doch seeehr naiv. Hier könntest du direkt ein bisschen zeigen, wie er so tickt, was ihm durch den Kopf geht, usw. usf.

Er wird bleiben und kann doch gehen wann immer wer will.
Das passiert mir alles ein bisschen zu schnell. Lass deinen Prota doch mal ein bisschen zappeln ;) Wie wärs, wenn er erst noch Hoffnung hat, dass der Drache zurückkommen wird, aber das tut er nicht? Dann schwindet die Hoffnung, über Tage, meinetwegen Wochen hinweg, und plötzlich ist er wieder da, und oooh, da ist die Freude groß ;)

"Wieso hast du sie nicht einfach Gekapert?
*gekapert

Ein kleiner stoß würde genügen
*Stoß

Endlich ruhe
*Ruhe

Lustiger Weiser verstanden wir uns sehr gut.
*Lustigerweise

“Sie sind Tod?”,
*tot

Entsäuchungsmaschiene
Hm. Ich vermute, du meinst eine ‚Entseuchungsmaschine‘? Also dass du es vom Wort ‚Seuche‘ ableitest? Oder liege ich da falsch? In jedem Fall ist es aber die Maschine ohne ie.

Ob es überhaupt wirklich funktioniert ist mir ein Rätsel.
Wenn du mir ‚ist mir ein Rätsel‘ schließt, solltest du den Anfang auch so gestalten, also z.B. Wie sie wirklich funktioniert. Oder aber du schreibst ‚Ob sie überhaupt funktioniert, weiß ich nicht so wirklich‘ oder so ähnlich.

“Ich heiße übrigens Josy.”, stellt sie sich vor. “Bolt.”, sage ich,
Hier stellvertretend für den gesamten Text: Punkte innerhalb der wörtlichen Rede werden nur dann gesetzt, wenn der komplette Satz damit abgeschlossen ist. Wenn es nach der wörtlichen Rede mit einem Komma weiter geht, kommt am Ende des Gesprochenen kein Punkt.

Auch abgekochtes schmeckte ihm.
*Abgekochtes

Wenn du erzählst, was dir wiederfahren ist.
*widerfahren

“Ich… hab dir einen Tee gemacht. Ich glaube, es waren die richtigen Kräuter.”, sagt sie begeistern
Also wenn, dann sagt sie es wohl begeistert, aber ehrlich gesagt würde ich eher vermuten, dass sie es unsicher sagt, oder höchstens lächelnd oder so.

betrachtet die alten wertlosen Bilder an der Wand.
*alten, wertlosen…

“Das hat mich zu dem gemacht der ich jetzt bin.”
*zu dem gemacht, der ich jetzt bin
-> die Passage klingt irgendwie so übermäßig selbstreflektiert. ‚och passt schon, find ich eigentlich echt supi, dass der gestorben ist, weil ich deswegen jetzt so bin wie ich bin‘ – naja. Ich würde eher denken, dass ihn das schon fertig macht, aber er nun im Nachhinein etwas positives daraus gezogen hat. Das macht aber die ursprüngliche Situation nicht positiv!

eine verschwommene Landschaft mit grünen Punkten über braunen strichen und eine blaue geschlängelte Linie neben grauen verformten Kugeln.
*Strichen
*blaue, geschlängelte Linie
*grauen, verformten Kugeln

Das einzige was mir vertraut vorkommt ist der hellblaue Himmel und die weißen Wolken.
*Das einzige, was mir vertraut vorkommt, sind der hellblaue Himmel und die weißen Wolken

“Weis nicht.”,
*Weiß – und wieder kein Punkt am Ende der wörtlichen Rede, da Komma danach.

Doch dann sehe ich ein Schiff in den Wolken hervorkommen.
Eher ‚aus den Wolken hervorkommen‘

die Wolke versperrt mir die Sicht.
- Eben waren es noch viele Wolken, jetzt nur noch eine? Wenn ja, dann ‚eine Wolke‘, weil du bestimmte Artikel nur dann verwenden kannst, wenn du den Gegenstand vorher schon eingeführt hast.

Das man hier draußen noch Menschen findet!
*Dass

Josy steht in der Angel, mit einem Korb in Händen.
*in den Händen
Wie kann sie eigentlich ohne Maske einfach so nach draußen? Und warum sagt Bolt da nichts zu?

Wieder der verbitterte Blick und dann geht auch Josy wieder hinein. Ich trotte ihr hinterher.
Zwei mal ‚wieder‘ klingt unschön, vielleicht kannst du eins ersetzen durch ‚erneut‘ oder ähnliches. Oder du streichst einfach eins.
Außerdem – sie verteilt hier gerade einfach so sein Essen und er trottet ihr einfach kommentarlos hinterher? Also ich wäre empört! ;)

“Ich glaube, du willst einfach nicht verletzt werden. Denn das wurdest du schon so oft. Du hast Angst davor.”, meint sie, sieht mich an, “Darum willst du auch nichts über deine Eltern wissen und bist so kalt zu anderen.”
Das klingt so nach ‚Schau her, Leser, so ist das‘ – ich würde diese ‚Erkenntnis‘ nicht auf einen Schlag geballt am Ende dem Leser vor die Füße knallen, sondern immer nach und nach etwas offenbaren, dem Leser vermehrt zeigen, warum Bolt so handelt, wie er handelt, und es nicht am Ende durch Josy stumpf erklären zu lassen.

Du weist sicher auch nicht, warum du andere Menschen so hasst. Oder warum es dir nichts ausmacht, Menschen sterben zu sehen. Weist nicht, warum dir die Welt so gleichgültig ist, oder warum du mich gerettet hast
*weißt
- dem Prota macht es nichts aus, Menschen sterben zu sehen? Das ist mir ehrlich gesagt neu. Ich kann mich nur daran erinnern, dass er die Piraten am Anfang von weitem schreien hört, wie sie verbrennen, aber sonst?
Nochmal *weißt

Warum verstößt du alle in deiner Nähe?”, mit diesen Worten geht sie an mir vorbei auf die Außenplattform.
Hier das Komma streichen und nach der wörtlichen Rede einen neuen Satz beginnen.

Ich reiche ihr ein quadratisches flaches Päckchen.
*quadratisches, flaches

Es wird dir hier bessergehen.”
*besser gehen

Sie wendet sich ab und geht den Steck hinauf.
*Steg

So, das waren einige Rechtschreibfehler, war aber auch ein recht langer Text und du bist noch jung, also nichts, was sich auf Dauer nicht ändern ließe.
Allgemein zur formalen Gestaltung empfiehlt es sich, für jeden neuen Sprecher bei der wörtlichen Rede eine neue Zeile zu beginnen. Dadurch wird es übersichtlicher und leichter zu lesen.

Nun zum Inhalt. Du hast ein sehr spannendes Endzeit-Szenario entwickelt, und tatsächlich schaffst du es auch, dies sehr realistisch darzustellen. Nukleare Masse als Treibstoff, Regenwasser auffangen geht natürlich nur, wenn man unter die Wolken absinkt… Also ich bin kein Profi auf dem Gebiet, aber es erschien mir alles recht plausibel. Nur das mit dem Drachen… naja. ;) Aber selbst das könntest du ja so einführen, dass sich durch die erhöhte radioaktive Strahlung aus irgendwelchen Echsen/Reptilien über Mutationen flugfähige Drachen entwickelten.
Was für mich ein bisschen auf der Strecke bleibt, ist die Beziehung zwischen Josy und Bolt. Die gehen sich ja am Anfang gehörig auf die Nerven, gegen Ende lässt das für meinen Geschmack aber nicht stark genug nach, man bekommt nicht so richtig das Gefühl, dass sich zwischen den beiden was entwickelt … da könntest du noch ein bisschen mehr Gefühl zeigen denke ich :)
So, das wars erstmal von mir, mir ist Bolt übrigens trotz seiner ruppigen Art sehr ans Herz gewachsen, Josy war mir ein bisschen zu aufgedreht, aber auch von ihr habe ich ein recht gutes Charakterbild erhalten.
Liebe Grüße,
Sommerdieb

 

Sommerdieb

Hab' vielen Dank für deinen Beitrag, die Rechtschreibfehler werde ich verbessern und natürlich auch an den inhaltlichen Punkten, die du mir genannt hast, feilen, vor allem, da es meine erste richtige Kurzgeschichte ist.

LG Ayaka

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ayaka,

Herzlich Willkommen im Forum!

Nach dem Punkt, den Sommerdieb schon angesprochen hat, wollte ich auch gleich als erstes fragen. Ist der Titel ein beabsichtigtes Wortspiel, eine Kombination aus "Wolkensee" und "Segler", oder ist da bloß ein e zuviel? Wenn du den Titel geändert haben möchtest, sag bescheid, das können nämlich nur Moderatoren.

Ansonsten ... tjaa. :)

Jetzt ist gerade die Plausibilität deiner Geschichte gelobt worden, aber es tut mir leid: da kann ich mich leider nicht ganz anschließen. Ich mag viele Ideen in deiner Geschichte sehr gern - die fliegenden Schiffe und Städte, den Wach-Drachen, die Luftpiraten - das sind alles tolle Fantasy-Elemente, und dir sind an vielen Stellen beeindruckende Beschreibungen davon gelungen. Aber ich hätte mir ehrlich gesagt gewünscht, du hättest das Ganze nicht mit Science-Fiction-Elementen gemischt. Lass die Schiffe doch von irgendeiner Art Magie angetrieben sein. Denn jedesmal, wenn da von Radioaktivität die Rede ist, regt sich mein innerer Wissenschaftsnerd fürchterlich auf. Und das müsste doch gar nicht sein. :)

Ich werde ein bisschen auf Details eingehen, und entschuldige mich, wenn sich etwas wiederholen sollte, ich will nicht erst alles mit der Liste von Sommerdieb abgleichen.

Über drei Viertel der Erdbevölkerung starb und noch viel mehr an den Katastrophen danach.
starben, das sind ja viele Menschen

Die ach so großen Regierungen fielen und es mangelte an Nahrung.
An dem Satz ist sprachlich nichts verkehrt, aber mir kommt der komisch vor - erstens, weil da zwei Fakten, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, in einen Satz gepackt werden, und zweitens, weil "es mangelte an Nahrung" wie eine gewaltige Untertreibung klingt. Es müsste fast unmöglich sein, an Nahrung zu kommen, die nicht radioaktiv belastet ist.

Doch dann bauten die Ersten Luftschiff ähnliche Flugobjekte aus Holz, Stahl und Leder und versuchten ein Leben über den Wolken.
luftschiffähnliche. Aber warum eigentlich "luftschiffähnliche Flugobjekte"? Wieso nicht einfach "Luftschiffe"?

Als Antriebsstoff nahmen sie die in den Wolken lagernde Atomstrahlung und resublimierten sie zu einer grellgrünen Masse.
Also ohne mich jetzt zur Radioaktivitätsexpertin aufschwingen zu wollen: Das ist Quatsch. :teach:
Also, nach der Katastrophe von Tschernobyl gab es eine "radioaktive Wolke", durch die große Teile Europas radioaktive Partikel abgekriegt haben, so dass es noch heute Gegenden gibt, wo du nicht gefahrlos Pilze sammeln oder Wildschweine essen kannst. Aber "Atomstrahlung" "lagert" nicht in den Wolken. Wolken werden zu Regen und fallen zur Erde, und radioaktive Elemente sind sehr schwer - deshalb sind die Atome ja so instabil - die steigen also bei der Verdunstung nicht wieder mit auf. Und ich denke mir auch, der Sinn der ganzen Luftschiffidee ist ja eigentlich, vom Boden wegzukommen, weil dort alles verstrahlt ist. Wenn die Wolken permanent radioaktiv wären, könnte man ja auch gleich unten bleiben.

Ich weiß nicht, woher die Vorstellung kommt, dass Radioaktivität grellgrün leuchtet - vermutlich sieht es in Filmen einfach cool aus - aber eigentlich ist die Strahlung an sich unsichtbar, und die radioaktiven Elemente in Reinform sehen aus wie "normale" Metalle.

Und um so radioaktive Partikel, die irgendwie diffus verteilt sind, wieder in eine Form zu kriegen, dass man daraus Energie gewinnen könnte, bräuchte man erst mal einen Haufen Energie (es gibt die Idee, Uran aus Meerwasser zu gewinnen, aber die technische Machbarkeit ist zurzeit fraglich. Und Leute, die gerade erst einen Atomkrieg überlebt haben, würden vermutlich technisch nicht besser dastehen als wir).

Mit all dem will ich nicht sagen, du sollst diese Idee vom Umzug auf nukleargetriebene Luftschiffe nach dem Atomkrieg irgendwie plausibler machen - ich glaube nämlich nicht, dass das geht. Ich würde diese SciFi-Elemente an deiner Stelle wirklich einfach weglassen. Vor langer Zeit passierte etwas Schlimmes auf der Erde, so dass der größte Teil der Landfläche nicht mehr bewohnbar war, also bauten die Menschen Luftschiffe und fliegende Städte, und angetrieben wird das ganze mit der guten alten Magie. Voilà, Fantasy-Szenario, das für deine Geschichte exakt genauso gut funktioniert UND nach seinen ganz eigenen Regeln spielen darf, und sich um solche Fragen überhaupt keine Gedanken machen muss. Ich meine, ältere Science Fiction - Isaac Asimov zum Beispiel - hat Atomkraft auch als so eine Art Allzweckwundermittel eingesetzt. Aber wir wissen heute doch eine ganze Menge mehr, und es fällt mir ehrlich gesagt schwer, eine Geschichte ernst zu nehmen, die so an das Thema rangeht. Wohingegen ich eine Geschichte, die einfach sagt: Das funktioniert mit Magie! völlig okay finde, da denke ich dann gar nicht weiter drüber nach, wie das funktionieren soll - weil ich weiß, das soll gar nicht "realistisch" funktionieren. Und es ist doch schade, wenn solche Kleinigkeiten von der Geschichte ablenken.

Der stechende Gestank der sich hier lagernden Atommasse lässt meine Augen tränen.
"Atommasse" beschreibt so ziemlich alle materiellen Dinge, weil alles aus Atomen besteht. :)
Du willst hier bestimmt wieder auf diese unselige Radioaktivität hinaus - aber die riecht nach nichts. Das macht sie ja unter anderem so gefährlich. Nichts leuchtet grün, nichts stinkt, es laufen noch nicht einmal riesige mutierte Ameisen durch die Gegend - und ohne einen Geigerzähler gibt es auch kein Geräusch, was dich warnt. Das Zeug zerfällt einfach still und leise vor sich hin und zerschießt dabei unmerklich lebendes Gewebe, wenn welches in der Nähe ist, einschließlich der DNA in den Zellen.

Ich setze meine Gasmaske auf, die Strahlung ist hier zu hoch.
Wie leben denn die Leute in den Städten? Tragen die die ganze Zeit Schutzanzüge?

“Hab gehört in der Kneipe gäbe es Leute, die dir deine Farm abkaufen würden.”, erzählt er mir.
Bei der wörtlichen Rede fällt der Punkt weg, wenn der Satz danach weiter geht. Hier ist eine schön kompakte Übersicht zu den Regeln. Der Fehler kommt noch ein paar Mal vor.

Die Kneipe ist schnell gefunden, nicht nur dank dem Gelächter, sondern auch an der Anzahl leicht gekleideter Frauen.
dank des Gelächters
Wenn du sagst "an der Anzahl" müsste der Satz vorher so gehen: Die Kneipe erkenne ich nicht nur am Gelächter, sondern auch ..., ansonsten passt das "an" nicht. Du könntest "anhand" nehmen, aber das klingt auch nicht so richtig elegant, finde ich.

In den Händen von Sesshaften Stadtbewohnern ist er nichts wert.
sesshaften klein

Soll ich mich auf ihr Wort verlassen? Aber was würde es ihnen bringen, mich zu belügen?
Na ja, sie bekämen eine Menge wertvoller Pflanzen und würden einen Drachen los, mit dem etwas nicht stimmt. An Bolts Stelle würde ich mir die Fähigkeiten des Drachen auf jeden Fall vorführen lassen, um sicher zu sein, dass ich nicht übers Ohr gehauen werde.

Er wendet sich mir ab. Zwei Schläge mit seinen Schwingen und er ist in den Lüften. Das war’s. So schön sein freier Anblick auf war, jetzt ist er weg. Enttäuscht mache ich mich auf den Weg ins Innere des Schiffes.
An der Stelle ist mir Bolts Reaktion bei weitem nicht stark genug. Ich meine, der hat die Hälfte seiner Pflanzen abgegeben - in einer Welt, wo fruchtbarer Boden und alles Essbare wahnsinnig wertvoll sein müssen. Und das, was er dafür eingetauscht hat, hat sich gerade davon gemacht. Das ist ein bisschen mehr als nur enttäuschend. Er besitzt plötzlich nur noch halb so viel wie vorher. Auch bei sehr viel Selbstbeherrschung würde ich da zumindest etwas mehr Frustration erwarten, wenigstens einen Tritt gegen die Wand des Schiffs oder so ... :)

Ein kleiner stoß würde genügen, um sie von Dreams Rücken zu werfen.
Stoß groß

Endlich ruhe.
Ruhe groß

Bei der nächsten Stadt setzte ich sie ab.
Setze - das ist ja etwas, was er plant, nichts, was er schon getan hat. Auf die Zeitformen musst du generell achten, es kommt öfter vor, dass du in die Vergangenheit rutschst.

Lustiger Weiser verstanden wir uns sehr gut.
Lustigerweise verstehen ...

Erst, als ich mich zu ihr umdrehte bemerkte ich ihr schluchzen.
Schluchzen groß (und nicht alles in Vergangenheitsform ...)

“Sie sind Tod?”, will sie wissen.
tot

“Ich heiße übrigens Josy.”, stellt sie sich vor. “Bolt.”, sage ich
Bei Dialogen ist es empfehlenswert, immer einen Absatz zu machen, wenn der Sprecher wechselt. Das macht den Text einfacher zu lesen und man kann besser verfolgen, wer gerade spricht.

Wiederwillig reiche ich ihr das Tuch
Widerwillig

Nur diese Entsäuchungsmaschiene, die ich immer noch nicht richtig verstehe, ist kompliziert.
Ist das eine Maschine, um Seuchen zu bekämpfen? Dann Entseuchungsmaschine. Falls sie dazu dient, Säue loszuwerden, trotzdem -maschine ohne ie :)

Was mich an Dream so faszinierte war, dass er kein Fleisch, sondern Wurzeln oder verdorrte Pflanzen aß.
Angenommen, der Drache wäre kein Vegetarier: Wo würde Bolt Fleisch herbekommen? Auf den Luftschiffen auch noch Tiere zu halten, erscheint kaum möglich. Jagd auf radioaktiv verseuchte Tiere am Boden machen, wäre wahrscheinlich auch keine gute Idee. Also das wäre eigentlich eine der ersten Fragen, die er hätte klären müssen, bevor er den Drachen eingetauscht hat. Wäre der ein Fleischfresser, könnte er ihn womöglich gar nicht versorgen.

Hecktisch stelle ich den Herd ab,
Hektisch

“Ich… hab dir einen Tee gemacht. Ich glaube, es waren die richtigen Kräuter.”, sagt sie begeistern und streckt mir eine warme Tasse hin.
begeistert - aber das scheint mir eigentlich nicht die angemessene Stimmung zu sein. Ich meine "juhuu, ich hab die richtigen Kräuter gefunden"... vielleicht eine etwas übertriebene Reaktion?

Weis nicht.”, meine ich und wende mich ab.
weiß

“Du weist sicher auch nicht, warum du andere Menschen so hasst. Oder warum es dir nichts ausmacht, Menschen sterben zu sehen. Weist nicht, warum dir die Welt so gleichgültig ist, oder warum du mich gerettet hast.”
noch 2x weißt

Sie wendet sich ab und geht den Steck hinauf.
Steg, denke ich? Falls ein Steck nicht irgendeine Spezialvorrichtung ist, die ich nicht kenne. :)

Lass dich von dem vielen Kleinkram in diesem Kommentar nicht entmutigen. Die Zeit habe ich mir genommen, weil mir die Geschichte an sich - die Figuren, die Ideen dahinter, und auch der Aufbau der Geschichte - eigentlich sehr gut gefällt, und weil die Geschichte noch besser werden könnte, wenn diese Kleinigkeiten ausgebügelt sind.

Ich mag das Ende besonders, man merkt ganz deutlich, dass die beiden sich lieb gewonnen haben - nicht unbedingt verliebt sind, aber auf jeden Fall den anderen gern haben und vermissen werden - und trotzdem kann keiner so richtig aus seiner Haut.

Die Vorgeschichte von Bolt finde ich auch sehr gut und seinen Charakter bringst du in der Geschichte wirklich gut rüber. Mich hätte auch interessiert, wo Josy herkommt und was ihr so passiert ist, bevor sie von den Piraten gefangen wurde, das könntest du eventuell noch einbauen, wenn du die Geschichte überarbeitest.

Auf jeden Fall hast du Talent fürs Schreiben, viele gute Ideen und, wie man an der Länge der Geschichte sieht, auch ordentlich Ausdauer. Mach weiter so! :)

Grüße von Perdita

Ach so, ähm, aber: Noch ein großes PS. Ich habe erst jetzt gesehen, dass du insgesamt schon vier Geschichten gepostet hast - einen gestern und drei heute. In Zukunft würde ich sagen, lass es ein bisschen langsamer angehen. Konzentrier dich auf eine Geschichte, damit du Zeit hast, auf die Kommentare richtig einzugehen und sie in Ruhe zu überarbeiten, und poste den nächsten Text erst, wenn du mit dem Überarbeiten des anderen soweit bist, dass du wirklich zufrieden sein kannst. Dieses Tempo, vier Texte in zwei Tagen von einem Autor, das können wir nicht durchhalten. Kommentare kosten nämlich richtig viel Zeit. Das wirst du selber auch merken, wenn du Kommentare zu anderen Geschichten schreibst, was ich dir sehr empfehlen würde. Dabei lernt man nämlich unheimlich viel über das Schreiben.

 

Guten morgen Perdita

Vor ab, "Wolkenseegler" war ein Wortspiel :D . Auch deine Vorschläge habe ich mir zu Herzen genommen, nur deine "PS - Nachricht" lässt mich darauf schließen, dass man die Geschichte auch hier im Forum bearbeiten kann?! Denn das habe ich noch nicht bemerkt :confused:
Es würde mich freuen, wenn du mir, oder auch jemand anders, erklären könntest, wie das funktioniert. :)

LG Ayaka

 

Hallo Ayaka,

unter deiner Geschichte - auch unter allen anderen Posts im Forum - siehst du so einen grauen Balken. Darin gibt es den Button "Bearbeiten". Wenn du da drauf klickst, kannst du den Text bearbeiten wie vor dem Posten. :)

 

Hallo Akaya,

eine nette Geschichte hast Du da als Erstling(?) abgeliefert. Sie lässt erkennen, dass Du Lust am Schreiben hast - was ja schonmal eine wichtige Voraussetzung ist.

Allerdings muss ich sagen, dass sie mich nicht so richtig gefasst hat - eigentlich gar nicht, sorry.
Und das hat mehrere Gründe. Einige davon sind sicher von meinen Vorrednern schon abgedeckt, die ich aber absichtlich noch nicht gelesen habe.

Eine Story braucht für mich drei Dinge, um mich mitzureißen:
- Korrekte Rechtschreibung: Dazu zählt auch die durchgängige Anwendung der richtigen Zeiten. Da müsstest Du noch einiges nachbessern in Sachen Kommasetzung, Zeiten und ganz allgemein Rechtschreibung. Als ich meine erste Geschichte hier veröffentlichte wurde mir ebenfalls nahegelegt, mich nochmal intensiv mit eben diesen Themen auseinanderzusetzen - und das hat sich gelohnt.
- Glaubwürdige Charaktere: Deine Charaktere wirken leider wie stereotype Abziehbilder. Das liegt hauptsächlich daran, dass man sie nicht kennenlernt sondern die Handlungen einem einfach vorgesetzt werden. Man bekommt nicht zu wissen, warum Bold die holde Jungfrau rettet, warum der Drache bei ihm bleibt, wie er zu seinem anscheinend recht großen Luftschiff gekommen ist, war der ominöse Wandere ist, etc etc.
So leid es mir tut: Deine Hauptperson ist mir vollkommen egal, sie weckt keinerlei Reaktionen in mir. Er ist einfach gern allein und hat trotzdem die Frau gerettet :confused:.
- Logik: Die Welt liegt in Trümmern, okay. Regierungen brechen zusammen, okay. Alles klingt nach einem Steampunk+Apokalypse-Szenario und plötzlich taucht da ein Drache auf. Ohne Erklärung, wo der herkommt. Warum er so ist, wie er ist und vor allem, ohne später eine weitergehende Rolle denn als Tragtier zu spielen. Dafür hätte es keinen Drachen (und damit auch keinen Bruch im Stil) gebraucht.
Außerdem: Warum stinkt die "Atommasse" und was ist das überhaupt? Wo kommt das viele Helium her, wäre Methan nicht viel praktischer? Wieso muss er plötzlich anfangen, die Löcher zu flicken (klar, um Abstand zu gewinnen, aber wurde da reingeschossen oder wie oder watt?). Leder ist übrigens keine gute Wahl, um ein Gas zu halten. Und so weiter und so fort.

Neben den drei, oben beschriebenen Problembereichen gibt es noch zwei weitere Punkte, die mich gestört haben:
Du beschreibst am Anfang das Setting mit dem Atomkrieg, etc. Das klingt wie in einer Stichpunktliste und liest sich wirklich nicht gut. Und es stürzt mich als Leser erstmal in eine - ich will nicht Langeweile sagen, aber das trifft es. Ich verliere das Interesse an der Geschichte, was schade ist.

Außerdem kommt die Geschichte größer daher als sie ist. Du hast die wie eine gro0e Oper in mehrere Akte aufgeteilt. Am Ende kommt aber eine kleine Geschichte heraus, die ihrer spannenden (Action-)Bereiche beraubt wurde.

Am Ende will ich dir nur noch sagen, dass Du die grobe Feile wieder herausholen solltest, um die Geschichte spannend zu machen.

Lieben Gruß
Christian

 

Hallo nochmal alle miteinander,

ich habe jetzt erstmal die gröbsten Fehler behoben und die Lücken in der Geschichte ausgebeult. Dennoch werde ich weiter an ihr arbeiten und feilen... vielleicht kommt da ja mal ein Diamant raus.
Ich will euch allen nochmals ganz herzlich für eure Kommentare und Ratschläge danken.

LG Ayaka

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom