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Die Welt und wer sie ist
Titel: Die Welt und wer sie ist.
Ich sitze in meinem Zimmer am Schreibtisch und schaue aus dem Fenster. Erst wenn man versteht zu betrachten, was ich zu beschreiben versuche, ist es möglich gemeintes zu begreifen.
Ich sitze in meinem Zimmer am Schreibtisch und bin umgeben von lauter Dingen. Alles was mich umgibt ist Totes, Erschaffenes, Nützliches. Aber Totes. Materie ohne Blut Niere oder Herz. Zusammengesetztes, Bestehendes, nicht Wachsendes, nicht sich Entwickelndes. Aber Totes. Es sind nur Stoffe mit Zusammenhang, aber ohne Funktion. Funktion in ihrem, in unserem Sinne.
Doch begreifen tut man es nie: Was das eigentlich heißt.
Ich sitze in meinem Zimmer am Schreibtisch und es regnet. Ich sehe vor meinem Fenster einen Baum aufragen. Er steht nah. Vielleicht einen Meter entfernt. Nicht ganz. Seine Wurzeln werden tief ranken, bis unter den Beton begraben, greifend, lechzend nach mehr. Ich sehe seinen Stamm empor gehen, keinen allzu starken, kräftigen. Viele anmutige Äste und Blätter spreizen sich farbig bewegend flüssig ab. Er wirkt lebendig im Regen. Mehr als das. Man sieht ihn tropfen, fließen, die Farbe ändern, fallen und steigen. Und wanken. Der Wind bringt ihn zum wanken. Er kämpft nicht mit dem Wind, er umspielt und genießt, mit dem Wind. Und dabei lebt er.
Ich sehe mich sitzen in meinem Zimmer und bin umgeben von lauter toten Dingen. Ich betrachte, den toten Tisch, tote Dinge, die tote Lampe, das tote Licht. Die toten Dinge. Das tote Mauerwerk, das tote Dach, den toten Stahl. Ich sehe mich nicht mehr. Ich spüre mich noch. Aber ich sehe den lebenden Baum und erkenne, erkenne eine Einheit. Der Baum ist anders. Er ist lebendig, er entwickelt, er wächst, er will. Er ist anders, wie ich. Wie wir!
Ich sehe mich sitzen und mir wird bewusst, dass die Welt vergisst, wer sie ist.