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Die Welt sehen

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22.04.2004
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Die Welt sehen

Genüßlich kauend sitzt Robin am Küchentisch, während seine Mutter Brote für die Schule schmiert. "Hast du schon Pläne für den Nachmittag?" fragt sie nebenbei. "Ich möchte die Welt sehen" antwortet Robin mit leicht euphorischem Tonfall. Die Mutter verzerrt ihre Gesichtszüge erheitert und belustigt. "Hui, da hast du dir aber viel vorgenommen."
Später im Bus trifft er auf seinen guten Freund Sebastian. "Willst du heute um 16Uhr mit ins Kino kommen? Es läuft der neue Stalonefilm, die gesamte Erde soll sich darin in einem Endzeitmassaker befinden." Doch Robin winkt ab: "Nee, heute möchte ich die Welt sehen." Sebastians Kopf entwächst ein Fragezeichen: "Wo bloß kann man in so kurzer Zeit mehr entdecken als in einem solch aufwendigen Filmspektakel?"
Der Inhalt des Religionsunterrichts lautet an diesem Tag: Zeit sinnvoll nutzen. Die Schüler berichten von den Großartigkeiten ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Konsolenspiele, Kampfsportarten, Discobesuche, Drogenräusche, Fernsehsucht, Filmvernarrtheit und vieles mehr findet seine Beachtung. Nur Robin äußert sich nicht, so dass der Lehrer nachhakt: "Nun sag uns doch mal womit du heute nach der Schule deine Freizeit füllst. Du wirst ja wohl kaum nur still herumsitzen, oder?" "Ich möchte die Welt sehen." "Die Welt sehen!?! Die siehst du, indem du täglich mehr Wissen anreicherst, Nachrichten guckst, Zeitung liest, Geschichte studierst, Länder bereist und Kulturen kennenlernst. Die Welt zu betrachten ist eine Lebensaufgabe, die nie ein Ende findet."
Während des Mittagsessens fragt die Mutter: "Und? Weißt du jetzt endlich, was du heute nachmittag treiben willst?" "Habe ich doch heute morgen schon gesagt, ich möchte die Welt sehen."
Einige Zeit später begibt sich Robin nach draußen. Unter den Strahlen der Frühlingssonne pflückt er einen Krokus und setzt sich auf die grüne Wiese. In Betrachtung versunken ergründet er die Formen der Blätter und Blüten, den Verlauf der Farbgestaltung, die Reinheit der Einzigartigkeit und doch Gleichheit mit allen anderen Krokussen, die zufällige und doch perfekte Konturengestaltung, er taucht in die Tiefe des Wesens der Blume, erfüllt all seine Aufmerksamkeit mit ihr.
Plötzlich hört er: "Abendessen!"

 

Dies ist meine allererste Kurzgeschichte, also bitte nicht zu harsch in der Kritik sein :)
Ich bin mir auch nicht sicher ob ich die Kategorie richtig gewählt habe, ich hoffe ansonsten kann es verschoben werden.
Nun bin ich mal auf eure Kommentare gespannt....

 
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Icarus schrieb:
"Die Welt sehen!?! Die siehst du, indem du täglich mehr Wissen anreicherst, Nachrichten guckst, Zeitung liest, Geschichte studierst, Länder bereist und Kulturen kennenlernst. Die Welt zu betrachten ist eine Lebensaufgabe, die nie ein Ende findet."
DIe schönste Beschreibung die ich je hörte. Und steht im Gegensatz zu dem, was er dann abends betrachtet. Die Welt bedeutet nun mal für jeden etewas anderes.
Ich hoffe Deine Geschichte richtig verstanden zu haben.
Gruss
Chris

 

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