Die Wellen
Ich begegnete einem jungen Offizier. Sein Motor war mitten in der Luft zerrissen; Er war bei den Fallschirmjägern. Das heißt, er war zwar nicht der Pilot, wusste aber auch nicht, wo sich jener zu diesem Zeitpunkt aufhielt. Er war alleine am Strand gelandet, ich wohnte zu dieser Zeit auf einer recht einsamen Insel, auf der außer mir nur noch ein Mann wohnte. Wir teilten uns die Nahrung von den Bäumen; er hatte Kartoffeln gepflanzt. So fragte ich auch den Unerwarteten, ob er sich nicht erst setzen und etwas essen wolle, zudem gab ich ihm frische Kleidung. Dies schien ihn zu ermutigen. Er hörte auf zu fragen wo er sei, worauf ich ihm die Antwort auch schon gegeben hatte und wurde recht schweigsam. Während ich die frischen Kartoffeln in Folie einwickelte und die Glut neu entfachte sprach er kein Wort. Dann, als ich mich zurücklehnte, eine Zigarette anzündete und zu ihm herübersah, merkte ich, dass er weinte. Sein Weinen hatte nichts erbärmliches an sich; Er hätte Tage weinen mögen und wäre noch immer schön gewesen. Nachdem ich eine Weile zugesehen hatte; - Wie stets in solchen Situationen wusste ich natürlich nicht, was ich entgegen sollte - , drehte er sich zu mir und sprach: „Wenn ich doch nur irgendetwas wüsste.“ Ich war irritiert; Sicher meinte er, dass er gerne wüsste wo sich seine Kameraden aufhielten, doch welch Merkwürdige Formulierung hierfür! Ich wartete, ob er etwas hinzufügen wolle, dann fragte ich: „Was wollen sie denn wissen?“ Darauf brach er erneut in Tränen aus. Sein Anfall war heftig und langsam fühlte ich mich unwohl: Ich stocherte mit dem Stock im Feuer herum, eine Angewohnheit, die außer mir wohl viele haben, wenn sie sich unwohl fühlen. Die Glut und sein Gewimmer vermischten sich in meinem Denken zu einer Maße, die unklar definiert vor sich her schwamm, ím Bruststil, aber doch mit einer Intensität, die sie aus dem Kraulen holte. Die Sonne ging allmählich unter; Sein Gesicht wurde mehr und mehr zum Schatten. Nun sind Sonnenuntergänge stets eine Prise zuviel, ein Zeichen sich abhebender Wirklichkeit oder Erkenntnis, eine Besonderheit, ein Moment fremder Wahrnehmung. Ich schloss die Augen und versuchte gewahr zu werden, wo ich mich befände. Ich sah die Insel, ich drehte sie mit meinem inneren Blick im Kreis. Da waren die Palmen, die Sonne, der Sand. Da war das Buschwerk im Inneren; der kleine, unregelmäßige Kreis Wald. Der Himmel darüber, dessen Blau immer tiefer wurde. Meine konkrete Umgebung, das Feuer, das vor sich hin glomm. Die Kühle, die der Abend mit sich bringt. Die Wellen, die monoton ans Ufer stießen; Sie sehen alle so gleich aus in meiner Vorstellung und doch ist jede einmalig. Ich öffnete die Augen und sah mich an. Verschwinde, sagte ich; Und sich windend floss der Mann zurück ins Meer. Die Kartoffeln aber aß ich alleine.