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Die Wahl der Mittel

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06.12.2001
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Die Wahl der Mittel

Tschersch, so mochte sich sein Name, mit menschlichen Artikulationsmöglichkeiten ausgesprochen, anhören, beobachtet den Planeten seiner Feinde von dessen Trabanten aus. Ihm behagte diese Spezies und ihre Kultur nicht. Dieses Volk war grausam, nicht nur zu ihren Feinden, sondern untereinander auch. Kriege wurden auf ihrem eigenen Planeten geführt !
Ihre Gesellschaft war barbarisch und „lebensverachtend“ aufgebaut. Das Volk lebte in kleinen Einheiten, die nach oben hin hierarchisch aufgebaut waren. Sein Leben wurde von einer Minderheit bestimmt, die durch die Mehrheit festgelegt wurde. Diese durfte dann nach bestimmten Grundsätzen handeln, dieses Handeln war aber trotz der Grundsätze im weitesten Sinne willkürlich. Am lächerlichsten an diesem ganzen System war aber die Tatsache, daß jedes Individuum einer Einheit manipuliert wurde von Fehlinformationen, Teilwahrheiten und was am schlimmsten war ; von visuellen Reizen, die mittels eines eigens dafür angefertigten Gerätes vorgenommen wurden. Die Manipulation fand aber nicht zentral statt, sondern ging von mehreren Quellen mit verschiedenen Ansichten aus. So etwas konnte doch nur im Chaos enden.
Es war erstaunlich, daß dieses Volk sich überhaupt irgendwie organisieren konnte. Anscheinend besaßen sie automatische Mechanismen, welche ihre unkoordinierten Anstrengungen in gewisse Bahnen lenkten. Für Tschersch besaß diese Kultur keine Klarheit und Durchsicht.

„Es ist nun fünf Zyklen her, seitdem wir auf diese Spezies getroffen sind. Dies Schicksalhafte Begegnung hatte zur Folge, daß das Leben von 1.274.609 Tschyie von eigens dafür hergestellten
Apparaturen beendet wurde. So etwas hat es bisher noch nie gegeben. Deshalb haben die Tschyie beschlossen diese Spezies auszulöschen. Beginn der Prozedur : 30 Mikrozyklen.“ Tschersch schaltete die Aufnahmevorrichtung aus. Zweifel plagten ihn :
„Wir sind dieser Spezies technisch weit überlegen, besitzen aber keine Tötungsgerätschaften. Wenn ich den Gravoprotektor aktiviere, wird sich ihr Planet innerhalb weniger Nannozyklen zu einem winzigen schwarzen Loch verwandeln und die Spezies wird nicht mehr existieren. Soll ich wirklich den Gravoprotektor, der üblicherweise dazu dient die Oberfläche unserer Planeten vor Meteoriteneinschlägen und Strahlung zu schützen, dazu mißbrauchen?
Was ist mit meinem Gewissen? – Ich werde nach der Beendigung der Prozedur kein richtiger Tschyie mehr sein. Noch nie zuvor hat einer von uns getötet. Ich werde höchstwahrscheinlich an den seelischen Folgen meiner Tat verenden. Außerdem würden sich die Tschyie dann der gleichen Mittel bedienen wie die Fremden. Das hieße, sie wären kein Deut besser.“
Tschersch nahm telepathischen Kontakt zu seiner Spezies auf. Kurze Zeit später wurde ein neuer Beschluß gefällt, der keine weiteren negativen Folgen auf sie haben würde. Seit einiger Zeit gab es einen Entwurf für eine Zeitreisevorrichtung. Tschersch würde zum Zeitpunkt der Entstehung der Menschheit zurückreisen und diese verhindern. Das würde bewirken, daß sie niemals auf die Menschen stoßen würden und keiner jemals von diesem Vorfall etwas wissen würde, nicht einmal die Tschyie selbst. In dieser Theorie gab es keine technischen Fehler, das Gewissen der Tschyie wäre ebenfalls unbelastet. Es war die einzige, wenn auch schlechte Lösung, denn die Wahl des Vorgehens war eine falsche. Sie hatten aber keinerlei Konsequenzen zu befürchten , deshalb der Entschluß. So mußte es geschehen, denn ansonsten würden die Tschyie bald durch die Menschen ausgelöscht werden.

Tschersch, so mochte sich sein Name, mit menschlichen Artikulationsmöglichkeiten ausgesprochen, anhören, beobachtet den Planten seiner Feinde von dessen Trabanten aus. Ihm behagte diese Spezies und ihre Kultur nicht. Irgendwann in der Zeit hatte er die Entstehung der Menschheit verhindert. –Umsonst.
Das hatte er aber niemals gewußt.

Das Universum hatte die Eigenschaft , daß es geschlossen und begrenzt war. Die einzige Flexibilität bot die Zeit, sie war zwar auch begrenzt, aber nur auf ihre entgegengesetzte Richtung hin. Tog kannte das gesamte Universum seit Anbeginn der Zeit mitsamt aller sich in ihm befindlichen Spezies. Er nämlich war das Universum. Er ließ es nicht zu von einem Mitglied irgendeiner Spezies manipuliert zu werden, obwohl die Mittel das zu tun immer rafinierter wurden. Es war zu befürchten, daß er es eines Tages nicht würde verhindern können.

 

Hallo francofranch!

Die Idee, dass irgendeine fremde Spezies die Menschheit ausrotten möchte, ist zwar nicht neu, aber die "Wahl der Mittel" mit der Zeitreise, um dadurch die Entstehung der Menschheit zu verhindern, hat mir gut gefallen.
Dennoch war mir der Text inhaltlich nicht gleich verständlich. Den letzten Absatz verstehe ich noch immer nicht.
Was mir leider auch schwer fiel, war es, mich in den Text hineinzuversetzen, den ich noch ein wenig oberflächlich geschrieben finde.

Tschersch, so mochte sich sein Name, mit menschlichen Artikulationsmöglichkeiten ausgesprochen, anhören, beobachtet den Planten seiner Feinde von dessen Trabanten aus. Ihm behagte diese Spezies und ihre Kultur nicht.
Der doppelt geschriebene Absatz hat mich erst etwas irritiert; mittlerweile ist mir seine Bedeutung klar.
Planten - Planeten

Fazit: Von der Ansätzen her nicht schlecht, könnte aber noch für den Leser ansprechender ausgearbeitet werden.

Viele Grüße
Michael :)

 

Hi Michael,

das mit dem Planten, war ein Tippfehler, ich hatte das "e" vergessen.

Inhaltlich wollte ich einen Denkanstoß geben, der einen veranlassen sollte über die aktuellen Geschehnisse nachzudenken.
Außerdem sollte die Geschichte verschieden Blickwinkel und Einstellungen auf eine Sache darstellen.

Gruß Franco

 

hi franco,

die Idee hat mir gut gefallen, auch die Umsetzung war soweit in Ordnung - aber - wie geht es weiter? Die Manipulation wurde ja verhindert; ist damit die "Bedrohung" beendet? Warum starben über 1 Mio der Fremden durch den Kontakt mit den Menschen?

Das sind so die Fragen, die mich noch danach beschäftigt haben; wäre schön du könntest die im Text oder als Antwort erklären :)

 

Hi Shent,

Die Manipulatipn der Zeit wurde verhindert.
Was wird Tschersch jetzt machen? Die Welt vernichten?
Eine andere Lösung suchen? Hängt er und das Universum vielleicht fest?

Warum starben die Fremden?
-Ich dachte das wäre aus dem ersten Absatz ersichtlich.
Die Menschen sind ein herrisches, kriegerisches Volk.
Sie haben die Tschyie angegriffen.
Zumindest haben sie Waffen. Die Fremden nur indirekt.

Vielleicht hilft das etwas weiter, wenn ich mich im Text nicht klar genug ausgedrückt habe.

Gruß Franco

 

Hallo,

dein bester Text bisher. Eine SF Geschichte mit einer Prise Philosophie. Die Schwächen liegen (mal wieder) im sprachlichen. Irgendwie störe ich mich an den Namen (weiss aber wie schwer das mit Außerirdischen und Namen ist). Tscherschs Monolog muss stärker werden. Die Wiederholung des Anfangs komt gut, genauso wie das pantheistisch anmutende Universumswesen - und das Ahnen seiner eigenen Grenzen.

Man könnte vielleicht die Überlegung 'wenn wir uns nicht dran erinnern, dann ist es ok' etwas ausbauen. Immerhin nach menschlicher Ethik eine etwas merkwürdige Logik. Schliesslich sind sie auf einer gedachten 'Metazeitlinie' direkt für Auslöschung der Menschheit verantwortlich und in der Planungsphase sich dessen auch voll bewusst. Sehr pragmatische Sichtweise ('Wahrheit ist das, was funktioniert') übrigens.

Ach ja:

Die einzige Flexibilität bot die Zeit, sie war zwar auch begrenzt, aber nur auf ihre entgegengesetzte Richtung hin.
Verstehe ich nicht so richtig. Meinst du damit, dass vergangenes nicht verändert werden kann?

 

hallo francofranch,

deine geschichte gefällt mir, weil erstens die aktuellen gegebenheiten der gesellschaft etwas sind, dass ich häufig in geschichten umsetzen möchte und weil mir zweitens die idee des auslöschens, dass dies nicht funktioniert und die zweifel von tog sehr gut gefallen...

was mir persönlich nicht gefällt, dass der zusammenhang zwischen diesen beiden sehr unterschiedlichen themen fehlt - du hättest auch den ganzen ersten absatz weglassen können und die vernichtung findet nur statt, weil die tschersch mehr platz brauchen oder sonstwas. vieleicht kann man diese teile noch zwingender zusammen fügen!?

hoffe, ich habe mich verständlch ausgedrückt..*smile*

viele grüße, streicher

 

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