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Die vier Jahreszeiten - endlich Frühling

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01.09.2018
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Anmerkungen zum Text

Ich bin ein vollkommener Schreibneuling. Dieser Text ist der erste, einer geplanten (vierteiligen) Reihe. Ich will in jedem Text verschiedene Sprach- und Schreibstile, sowie Perspektiven und Erzählarten ausprobieren. Ich sehe diese Texte als Experiment (wobei sie nicht wirklich in die hier vorhandene Kategorie "Experimente" zu passen scheinen) und bin mir bewusst, dass sie wohl nicht besonders gut sein werden. Irgendwo muss ich aber anfangen und hoffe deshalb auf viel und ehrliche Kritik.

Die vier Jahreszeiten - endlich Frühling

2. Version

Tim war die meiste Zeit seines Lebens allein. Er hatte keine echten Beziehungen und nur wenige richtige Freunde. Zu selten lernte er Menschen kennen, von denen er das Gefühl hatte, sie würden ihn wirklich verstehen. Es war nicht so, dass er nicht unter Leute kam. In Tanzgruppen, Sportvereinen, Theatergruppen, im Musikverein - überall hatte er sozialen Kontakt. So richtig dazugehörig fühlte er sich jedoch nirgends. Im Laufe der Zeit hatte er sich daran gewöhnt, genoss die Gesellschaft, blieb aber trotzdem sich selbst der engste Vertraute.

In einer der besagten Theatergruppen, nach einer der Aufführungen im Herbst, kam er, bei ein paar Gläsern Wein, mit der Tochter des Ton- und Lichttechnikers ins Gespräch. Sie kannten sich zwar aus einer früheren Produktion bei der sie mitgespielt hatte, aber mehr als ein paar Worte hatte man nie gewechselt. Sie diskutierten über Gott und die Welt, die Gläser leerten sich, wurden wieder gefüllt und das Gespräch wurde immer philosophischer. Tim war beeindruckt, wie weit sie, trotz ihres jugendlichen Alters, seinen Ausführungen folgen konnte, was für Fragen sie stellte und wie gut dieses junge Ding ihn zu verstehen schien. Ein schwer zu fassendes Gefühl, so etwas wie Verantwortung, begann sich in ihm zu regen und so nahm er sich insgeheim vor, ihr ein Mentor zu sein, wie er ihn sich immer gewünscht hatte. Sie freundeten sich auf Facebook an und Fiona, so hieß sie, verabschiedete sich mit einer unerwartet herzlichen Umarmung, was Tim dem Wein zuschrieb.

Sie lernten sich in hunderten von Chatnachrichten besser kennen und außergewöhnlich viele Gemeinsamkeiten, wie sie feststellten, ergänzten ein tiefes gegenseitiges Verständnis. Die Übereinstimmung betraf zunächst die Klassiker, wie ihren Musikgeschmack, die religiöse Einstellung, einen gewissen Sinn für das Schöne und ähnliches. Sie fanden mit der Zeit jedoch heraus, dass sich auch ihre Lebenseinstellungen und die meisten philosophischen Ansichten verblüffend ähnlich waren. Das ermöglichte ihnen eine tiefe Empathie, was sie auch zur gegenseitigen Beratung in allen möglichen, aktuellen Lebensfragen nutzten.

Tim studierte zu dieser Zeit Lehramt für Englisch und Physik, weshalb es ihm logisch erschien, seine "Tätigkeit" als Mentor auf seinem Fachgebiet zu beginnen. Er lud sie zu einem Film, über den man sich unterhalten hatte, ins englische Kino ein, als Versuch, ihr die wohl wichtigste Fremdsprache etwas schmackhafter zu machen. Es war ein sehr netter Abend und der Plan schien aufzugehen - Fiona war begeistert von der Erfahrung.

Sie tauschten sich weiter, beinahe täglich, aus. Dabei fiel Tim immer öfter ein gewisser romantischer Unterton auf, den er anfangs als Eigenheit jugendlichen Ausdrucks abgetan hatte. Sonst sehr kopfgesteuert, fing er nun an, sich darüber Gedanken zu machen und vorsichtig seine Gefühle zu erkunden. Da war definitiv etwas in ihm, das er schon lange nicht mehr empfunden hatte. Nach einer langen Diskussion mit sich selbst, sein Herz und sein Hirn in vollkommenem Widerspruch, beschloss er, es darauf ankommen zu lassen.
"Eine Freundin von mir hat nächste Woche ihren Abschlussball... Magst du vielleicht auch kommen?", hatte sie geschrieben.
Tim kannte jemanden aus der Abschlussklasse vom Musikverein und hatte ohnehin überlegt hinzugehen.
"Ja gerne! Das ist der Ball von meiner Bekannten, Sophie. Freue mich schon!", schickte er als Antwort.
In den Tagen bis zum Ball machten sie sich noch aus, wann und wo man sich treffen wollte.

Fiona war schon da als er ankam und stand mit ein paar Freundinnen um einen Tisch, in einem sehr hübschen, schwarzen Kleid. Sie begrüßten sich, tauschten Komplimente über die gewählte Garderobe aus und alle wurden einander vorgestellt. Tim holte eine neue Runde Getränke, bei der man sich eine Zeit lang unterhielt. Die Gruppe löste sich nach und nach auf, beide wollten die ihnen bekannten Absolventen treffen, "Wir reden später weiter!" rief Fiona ihm zu, während sie von Freundinnen weggezerrt wurde.

Tim traf viel mehr Leute die er kannte, als er erwartet hatte. Es war unmöglich, jeden davon mit ein paar Floskeln abzuspeisen. So vergingen mehr als zwei Stunden, in denen er sich geduldig, während einiger Gläser Wein, mit verschiedenen Bekannten unterhielt. In seinen Gedanken ständig present, sah er Fiona nur hin und wieder im Augenwinkel, umgeben von Freundinnen, vorbeihuschen. Als er anfing, ein ungutes Gefühl zu bekommen und er sich per Chatnachricht nach ihrem Verbleib erkundigen wollte, tauchte sie in der Menge auf. Wie eine Erscheinung schien sie geradewegs auf ihn zuzuschweben.
"Du hast dich umgezogen?"
"Ja, wir gehen schon ins Lokal, wo nach dem Ball weitergefeiert wird. Das Ballkleid ist dafür zu langweilig. Kommst du mit?"
"Das Kleid steht dir fantastisch, aber findest du nicht, dass es etwas zu gewagt ist?"
Knallrot, mit einem aufregenden Schnitt und einem schlichten Reliefmuster, sah es aus, als gehöre es eher auf eine Hollywoodgala.
"Das passt schon so.", meinte sie frech grinsend.
"Ich muss mich noch mit den Freunden besprechen, die mir angeboten haben, mich nach Hause zu bringen. Ich komm dann bald nach."
Sanft lächelnd sagte sie noch: "Okay, bis später!", und verschwand mit ihren Freundinnen in Richtung Ausgang.

Im Lokal angekommen, fand Tim sie sehr schnell - das Kleid war ja nicht zu übersehen. Fiona kam ihm, ausgelassen tanzend, entgegen und sie gingen gemeinsam an die Bar. Er war ziemlich nervös und fühlte sich irgendwie verkrampft. Um die Zunge und die Glieder noch etwas zu lockern bestellte er für sich doppelt und, das erste Glas schnell geleert, drehte sich zu ihr hin. Fiona näherte sich ihm langsam, bis ihre Körper sich berührten.
"Willst du mich nicht küssen?"
Nach einem Moment, den er brauchte um den Knoten in seinen Eingeweiden zu lösen, schaffte er es endlich, zu antworten: "Ich weiß es nicht, ich bin so verwirrt. Mein Kopf sagt nein, aber meine Gefühle sagen etwas ganz anderes."
"Denk nicht zu viel nach! Lass es einfach zu!"
Er drehte sich ein wenig von ihr weg, griff nach seinem Getränk und suchte, mit leicht verzweifeltem Blick, an der Wand hinter der Bar nach einer Antwort. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen. Man konnte in Tims Gesicht sehen, dass in ihm ein Kampf tobte.

Es fühlt sich so richtig an, aber es würde alles so kompliziert machen. Ist es das Wert? Was würden meine Freunde denken? Warum passiert so etwas gerade mir?

Einen kräftigen Schluck später wandte er sich wieder zu ihr. Innerlich zitternd, nach außen vorsichtig, aber bestimmt, umfasste er Fionas Hüfte und zog sie zu sich.

Ich muss endlich einmal etwas wagen. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Sie küssten sich leidenschaftlich und in diesen Sekunden schien die Welt um sie herum nicht zu existieren.
"Ich hab was für dich!"
Sie kramte ein pinkes Leuchtarmband aus ihrer Handtasche und legte es ihm an. Kein weiteres Wort kam über ihre Lippen, sie sah ihn einfach nur strahlend an. Trotzdem wusste er, was sie meinte: "Jetzt gehörst du mir!"
Es war Spätherbst, als es in Tims Leben endlich Frühling wurde.


Originalversion (zum Vergleich)

Tim war die längste Zeit seines Lebens allein. Er hatte keine echten Beziehungen, nur wenige richtige Freunde, zu selten lernte er Menschen kennen, von denen er das Gefühl hatte, sie würden ihn wirklich verstehen. Es war nicht so, dass er nicht unter Leute kam. In Tanzgruppen, Sportvereinen, Theatergruppen, im Musikverein - überall hatte er sozialen Kontakt. So richtig dazugehörig fühlte er sich jedoch nirgends. Im Laufe der Zeit hatte er sich daran gewöhnt, genoss die Gesellschaft, blieb aber trotzdem sich selbst der engste Vertraute.

Es war in einer der besagten Theatergruppen, nach einer der Aufführungen im Herbst, da kam er, bei ein paar Gläsern Wein, mit der Tochter des Ton- und Lichttechnikers ins Gespräch. Sie kannten sich zwar aus einer früheren Produktion bei der sie mitgespielt hatte, aber mehr als ein paar Worte hatte man nie gewechselt. Es wurde über Gott und die Welt diskutiert, die Gläser leerten sich, wurden wieder gefüllt und man erreichte gar einiges an Tiefe in dem Gespräch. Tim war beeindruckt, wie weit sie, trotz ihres jugendlichen Alters, seinen Ausführungen folgen konnte, was für Fragen sie stellte und wie gut dieses "Junge Ding" ihn zu verstehen schien. Ein schwer zu fassendes Gefühl, so etwas wie Verantwortung, begann sich in ihm zu regen und so nahm er sich insgeheim vor, ihr ein Mentor zu sein, wie er ihn sich immer gewünscht hatte. Man freundete sich auf Facebook an und Fiona, so hieß sie, verabschiedete sich mit einer unerwartet herzlichen Umarmung, was Tim dem Wein zuschrieb.

In den folgenden Wochen lernten sie sich in hunderten von Chatnachrichten besser kennen und sehr interessante Gemeinsamkeiten wurden in außergewöhnlicher Zahl festgestellt.
Tim studierte zu dieser Zeit Lehramt für Englisch und Physik, weshalb es ihm logisch erschien, seine "Tätigkeit" als Mentor auf seinem Fachgebiet zu beginnen. Er lud sie auf einen Film, über den man sich unterhalten hatte, ins englische Kino ein, als Versuch, ihr die wohl wichtigste Fremdsprache etwas schmackhafter zu machen. Es war ein sehr netter Abend und der Plan schien aufzugehen - Fiona war begeistert von der Erfahrung.

Wieder vergingen Wochen, der digitale Schriftverkehr wurde fortgeführt, wobei Tim immer öfter ein gewisser romantischer Unterton auffiel, den er anfangs als Eigenheit jugendlichen Ausdrucks abgetan hatte. Sonst sehr "kopfgesteuert", fing er nun an, sich darüber Gedanken zu machen und vorsichtig seine Gefühlen zu erkunden. Da war definitiv etwas in ihm, das er schon lange nicht mehr empfunden hatte. Nach einer langen Diskussion mit sich selbst, sein "Herz" und sein "Hirn" in vollkommenem Widerspruch, beschloss er, es darauf ankommen zu lassen.
"Eine Freundin von mir hat nächste Woche ihren Schulabschlussball... Magst du vielleicht auch kommen?", hatte sie geschrieben.
Tim kannte jemanden aus der Abschlussklasse vom Musikverein und hatte ohnehin überlegt hinzugehen.
"Ja gerne! Das ist der Ball von meiner Bekannten Sophie. Freue mich schon!", wurde als Antwort verschickt.
In den Tagen bis zum Ball machten sie sich noch aus, wann und wo man sich treffen wollte.
"Ich weiß nicht, was ich anziehen soll!? (verzweifelter Smiley)" wurde, nicht weniger ratlos, mit "Ich auch nicht! Mein einziger Anzug passt mir nicht mehr wirklich..." beantwortet.
"Du wirst schon was finden! An dir sieht doch eh alles gut aus! (zwinkernder Smiley)" ermutigten sie sich schlussendlich gegenseitig, jeweils in ihren eigenen Worten.

In einer Anzughose von seinem Bruder, dazu Hosenträger, ein weißes Hemd und eine Fliege, das Sakko sparte sich Tim - es würde im Ballsaal sowieso zu warm sein - darüber noch die dicke Jacke, machte er sich auf den Weg zum Ball.
Fiona war schon da, als er ankam und stand mit ein paar Freundinen um einen Tisch, in einem sehr hübschen, schwarzen Kleid. Sie begrüßten sich, tauschten Komplimente über die gewählte Garderobe aus und alle wurden einander vorgestellt. Tim holte eine neue Runde Getränke, bei der man sich eine Zeit lang unterhielt. Die Gruppe löste sich nach und nach auf, beide wollten ihre bekannten Absolventen treffen, "Wir reden später weiter!" rief Fiona ihm zu, während sie von Freundinnen weggezerrt wurde.
Mehr als zwei Stunden später und nach einigen Gläsern mit viel mehr Bekannten, als Tim erwartet hatte zu treffen, machte er sich auf die Suche nach ihr. Als es ihm zu viel wurde und er sich per Chatnachricht nach ihrem Verbleib erkundigen wollte, erschien sie aus der Menge. In ein anderes Kleid gehüllt, ein knallrotes, es erinnerte ein wenig an den Umschlag eines schlechten Liebesromans, schritt sie zielgerichtet auf ihn zu.
"Wir gehen schon ins Lokal, wo nach dem Ball weitergefeiert wird. Kommst du mit?"
"Wow, das Kleid steht dir fantastisch, aber findest du nicht, dass es etwas zu gewagt ist?"
"Das passt schon so!" meinte sie frech grinsend.
"Ich muss mich noch mit den Bekannten besprechen, die mir angeboten haben, mich nach Hause zu bringen. Ich komm dann bald nach."
Sanft lächelnd sagte sie noch: "Okay, bis später!", und verschwand mit ihren Freundinnen in Richtung Ausgang.

Im Lokal angekommen, fand Tim sie sehr schnell - das Kleid war ja nicht zu übersehen. Fiona kam ihm, ausgelassen tanzend, entgegen und sie gingen gemeinsam an die Bar. Er war ziemlich nervös und fühlte sich irgendwie verkrampft. Um die Zunge und die Glieder noch etwas zu lockern bestellte er für sich doppelt und, das erste Glas schnell geleert, drehte sich zu ihr hin. Fiona näherte sich ihm langsam, bis ihre Körper sich berührten.
"Willst du mich nicht küssen?"
Nach einem Moment, den er brauchte um den Knoten in seinen Eingeweiden zu lösen, schaffte er es endlich, zu antworten: "Ich weiß es nicht, ich bin so verwirrt. Mein Kopf sagt nein, aber meine Gefühle sagen etwas ganz anderes."
"Denk nicht zu viel nach! Lass es einfach zu!"
Er drehte sich ein wenig von ihr weg, griff nach seinem Getränk und suchte, mit leicht verzweifeltem Blick, an der Wand hinter der Bar nach einer Antwort. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen. Man konnte in Tims Gesicht sehen, dass in ihm ein Kampf tobte. Einen kräftigen Schluck später wandte er sich wieder zu ihr. Innerlich zitternd, nach außen vorsichtig, aber bestimmt umfasste er Fionas Hüfte und zog sie zu sich. Sie küssten sich und in diesen Sekunden schien die Welt um sie herum nicht zu existieren.
"Ich hab was für dich!"
Sie kramte ein pinkes Leuchtarmband aus ihrer Handtasche und legte es ihm an. Kein weiteres Wort kam über ihre Lippen, sie sah ihn einfach nur strahlend an. Er hörte es dennoch ganz deutlich: "Jetzt gehörst du mir!"
Es war Spätherbst, als es für Tim endlich Frühling wurde.

 

Hallo @Ziegenmann,
ich mag Protagonisten, die nicht mit jedem Freundschaft schließen und sich unverstanden fühlen. Von daher ist Tim mir sehr sympathisch. Auch finde ich die Geschichte grundsätzlich gut geschrieben, ich bin nirgendwo hängengeblieben.
Dennoch passiert mir insgesamt zu wenig. Von dem Zeitpunkt, an dem Tim auf Fiona trifft, scheint alles sehr glatt zu laufen. Sie unterhalten sich, chatten, gehen irgendwann auf eine Party und kommen dann zusammen.
Für mich wäre es spannender gewesen, wenn sich ein paar Hindernisse ergeben hätten, z.B. an der Stelle, an der Fiona plötzlich für zwei Stunden verschwindet. Da hättest du etwas in die Geschichte einbauen können, was mich als Leser überrascht, mich mitfiebern lässt.
Anfangs dachte ich, sie würde sich draußen mit einem anderen vergnügen, aber das wäre wohl etwas zu offensichtlich gewesen. Vielleicht könnte sie ein dunkles Geheimnis haben, das Tim entdeckt oder von einer eifersüchtigen Freundin erzählt bekommt, sodass ich mich frage, ob es tatsächlich stimmt oder nicht. So wie sie jetzt ist, finde ich die Geschichte noch unvollständig.

Auch hätte ich es besser gefunden, wenn du die Gewichtung von erzählter Zeit und Dialogen anders gewählt hättest. Gerade beim Kennenlernen wäre ein kleiner Dialog, der mich evtl. in die Irre führt oder mir zumindest die Charaktere näherbringt, indem er etwas über ihre Persönlichkeiten/Eigenarten verrät, mMn besser gewesen, als nur zu erzählen, dass sie sich unterhalten. Ich erfahre nicht wirklich etwas über die beiden. Er hält sie für sehr jung, scheint aber selbst erst am Berufsanfang zu stehen, wenn ich das richtig interpretiere. Wie alt soll sie denn sein? Noch minderjährig? Er kann sich ja nicht vorstellen, dass sie sich für ihn interessiert. Auch hier läge Konfliktpotential für den Rest der Geschichte.
Dass sie nicht wissen, was sie anziehen sollen, finde ich hingegen zu unwichtig, um extra in einem Dialog erwähnt zu werden.

Kleinkram:

Ziegenmann schrieb:
Tim war die längste Zeit seines Lebens allein.
Der Satz ist etwas missverständlich. Besser fände ich: "Tim war die meiste Zeit seines Lebens allein", denn dann weiß ich, dass sich dieser Zustand durch sein ganzes Leben zieht. Sonst denke ich, dass es nur jetzt so ist, er noch nie so lange allein war wie jetzt.

Ziegenmann schrieb:
es erinnerte ihn ein wenig an den Umschlag eines schlechten Liebesromans.
Obwohl ich den Vergleich originell finde, passt er für mich nicht zur Situation, denn es klingt, als würde das Kleid billig an ihr wirken, aber er ist ja überwältigt. (Was er von einem schlechten Liebesroman wohl nicht wäre.)
Das Kleid hat mich generell irritiert. Wieso zieht sie sich nochmal um? Hat das irgendeine Bedeutung für den Fortlauf der Geschichte? War sie deshalb zwei Stunden weg? Das bleibt für mich undurchsichtig.

Ziegenmann schrieb:
"Das passt schon so!" meinte ...
Komma vor meinte. Das Ausrufezeichen würde ich weglassen, das lässt sie aggressiv wirken, aber ich denke, das soll sie an der Stelle nicht sein.

Soweit mein Eindruck zu deiner Geschichte. Ich denke, wenn du sie noch ein wenig ausbaust, könnte das eine interessante Sache werden.

Viele Grüße von Chai

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Chai,
herzlichen Dank für die ausführliche Kritik! So viel nützliche Anregungen hatte ich in einer einzigen Antwort gar nicht erwartet.
Da die Geschichte im Kern autobiografisch ist, fällt es mir schwer, ohne die Preisgabe von allzu vielen persönlichen Details, die Erzählung an bestimmten Stellen zu präzisieren.
Einige der allgemeinen Punkte der Kritik (unvollständig, wenige Wendungen, u.ä.) haben damit zu tun, dass die Geschichte eben noch nicht zu Ende ist. Es sollte, dem "Charakter" des Frühlings entsprechend, ein, auch sprachlich, leichter Einstieg in das Projekt sein. Leider sind die restlichen Jahreszeiten noch in Arbeit.
Die Idee ist, eine durchgehende Geschichte in vier (sprachlich, perspektivisch und erzählerisch) sehr unterschiedlichen Texten zu erzählen.
Ursprünglich wollte ich ja unter "Experimente" posten, aber beim Durchlesen der "Richtlinien", hat es sich dann nicht mehr passend angefühlt.
Danke nochmals für die großartige "Starthilfe"!

 
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Hej @Ziegenmann ,

entschuldige, dass ich da mal zwischenspringe, aber es ist nur gestattet, in sich geschlossene Kurzgeschichten einzustellen und zu besprechen.
Das steht einer Serie dann aber auch in keinem Fall im Wege.;)
Ich bitte das zu bedenken, wenn du auf Kritik der Wortkrieger eingehst.

Herzlich Willkommen und viel Spaß, Kanji

 

Danke @Kanji für den Hinweis!
Dieser Text ist eine eigene Geschichte, aber soll trotzdem Teil eines größeren Ganzen sein, das die Handlung weiter und zu Ende erzählen wird. Die Frage ist, ob es sich lohnt diesen Teil gesondert weiter zu entwickeln, oder ich ihn "zurückziehen" (geht das?) und dann erst die komplette Reihe wieder präsentieren soll?
Was wäre Ihrer Meinung nach die bessere Lösung (für meine Idee)?

Danke und liebe Grüße!

 

Hallo @Ziegenmann!

Dass du lernen möchtest und dazu experimentierst, das finde ich gut. Genau das mache ich auch schon seit einiger Zeit. Ich sehe bei dir grundsätzlich Potential, du kannst erzählen, der Handlungsfaden ist konstant. Aber dein Stil lässt stellenweise zu wünschen übrig. Schauen wir uns an, was ich meine:

Er hatte keine echten Beziehungen, nur wenige richtige Freunde, zu selten lernte er Menschen kennen, von denen er das Gefühl hatte, sie würden ihn wirklich verstehen.

Der Satz ist viel zu lang. Kürze bzw. teile ihn. Grundsätzlich gilt für mich: Die Maximale länge für einen Satz ist ein Hauptsatz und ein Nebensatz. Außer natürlich es geht wirklich nicht anders oder man will damit etwas bestimmtes ausdrücken.

Es war in einer der besagten Theatergruppen, nach einer der Aufführungen im Herbst, da kam er, bei ein paar Gläsern Wein, mit der Tochter des Ton- und Lichttechnikers ins Gespräch.

Streiche es war und da. Das sind Füllwörter der Umgangssprache die in der geschriebenen Sprache nicht gut klingen. Es macht das ganze plump und verzögert den Lesefluss.

aber mehr als ein paar Worte hatte man nie gewechselt.

Solche unpersönlichen Sätze, von denen du einige im Text hast, solltest du lassen. Erzähle nicht unpersönlich über deine Figuren. Erstens klingt es nicht schön, zweitens schaffst du dadurch eine sprachliche Distanz zwischen Leser und Figur. Unpersönliche Sätze sollten nur für Tatsachen verwendet werden. Wie zum Beispiel hier am Ende des Textes:

Man konnte in Tims Gesicht sehen, dass in ihm ein Kampf tobte.

Das geht absolut in Ordnung.
Auch hier gilt natürlich, dass unpersönliches Erzählen als Stilmittel sehr wohl einsetzbar ist. Aber Stilmittel sollte man nur einsetzen, wenn man damit eine Absicht verfolgt.

was für Fragen sie stellte und wie gut dieses "Junge Ding" ihn zu verstehen schien
weshalb es ihm logisch erschien, seine "Tätigkeit" als Mentor auf seinem Fachgebiet zu beginnen.
Sonst sehr "kopfgesteuert", fing er nun an, sich darüber Gedanken zu machen
Nach einer langen Diskussion mit sich selbst, sein "Herz" und sein "Hirn" in vollkommenem Widerspruch

Das nächste, und das regt mich wirklich auf, sind diese Anführungsstriche. Was tun die da? Warum verwendest du sie so oft? Man verwendet Anführungsstriche nur, wenn man etwas zitiert; sprich, einen Dialog schreibt. Ansonsten sind sie völlig unangebracht und mir ist auch absolut nicht klar, welche Funktion sie deiner Meinung nach in der Erzählung haben sollen. Für mich wirkt es so, als würdest du dich von deinen eigenen Worten distanzieren wollen. Bitte bitte unterlasse das.

"Ja gerne! Das ist der Ball von meiner Bekannten Sophie. Freue mich schon!", wurde als Antwort verschickt.

Vermeide unnötige Passivkonstruktionen wie diese. Passivkonstruktionen sind immer schlecht, wenn man im Aktiv schreiben könnte.

So, jetzt noch ein paar Kleinigkeiten:

Er lud sie auf einen Film,

Er lud sie zu einem Film ein. "Auf" funktioniert hier nicht.

Fiona war schon da, als er ankam und stand mit ein paar Freundinen um einen Tisch,

Der Beistrich zwischen da und als ist überflüssig. Außerdem ist dir bei den Freundinnen ein n verloren gegangen.

Die Gruppe löste sich nach und nach auf, beide wollten ihre bekannten Absolventen treffen

Der Satz hinkt sprachlich ein wenig. Man versteht zwar, was du meinst, aber man muss überlegen. Erstens sprichst du zuerst von einer Gruppe, dann von "beiden", das ist ein Darstellungsfehler. Außerdem wäre es vielleicht verständlicher zu sagen die ihnen bekannten Absolventen, sonst klingt es, als besäßen sie berühmte Absolventen.

Mehr als zwei Stunden später und nach einigen Gläsern mit viel mehr Bekannten,

Das ist auch merkwürdig. Klingt, als wären Bekannte in den Gläsern.

machte er sich auf die Suche nach ihr. Als es ihm zu viel wurde und er sich per Chatnachricht nach ihrem Verbleib erkundigen wollte, erschien sie aus der Menge.

Hier musst du ihren Namen nennen, sonst beziehen sich die Pronomen auf nichts.

Zur Geschichte per se will ich nichts sagen, da das ganze nicht wirklich mein Genre ist. Was ich aber schon sagen muss, ist, dass ich das Ende nicht verstanden habe.

Willkommen hier und liebe Grüße,
Alveus

 

@Alveus Jekat Danke für die großartige Kritik! In meiner Sprache ist leider einiges aus kürzlich gelesenen Texten und Büchern hängen geblieben. Deine wertvollen Hinweise sind mir ein willkommenes Sieb, um diese Einflüsse auf das Sinnvolle zu reduzieren.

Beste Grüße,
Ziegenmann

 

Ich hab es endlich geschafft, den Text zu überarbeiten. Es ist hoffentlich in Ordnung, den Originaltext, zum Vergleich, im selben Beitrag zu belassen?
Es ist sich leider nicht ausgegangen, alle Kritikpunkte zu adressieren, ohne den Text komplett neu zu schreiben. Trotzdem würde ich mit Freude hören/lesen, wie gut mir die Überarbeitung gelungen ist.

Beste Grüße
Ziegenmann

 

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