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Die verzauberte Tulpe
Die verzauberte Tulpe
Es war einmal ein König. Er konnte sich jeden Wunsch erfüllen. Trotzdem war er jeden Tag sehr traurig. Morgens, wenn er aufwachte und in den Spiegel sah, musste er fürchterlich weinen. Selbst am Abend konnte er nicht aufhören. Seine Tränen hatten inzwischen über hundert Eimer gefüllt. Die Diener gossen die Tränen in den Schlossgarten, direkt neben einen alten Stein.
Eines Tages wuchs genau an dieser Stelle eine wunderschöne Tulpe. Sie war leuchtend rot und jeder Diener des Schlosses bewunderte diese zauberhafte Blume. An einem verregneten Nachmittag, als der König wieder einmal einen seiner traurigen Spaziergänge durch seinen Schlossgarten machte, entdeckte er zufällig die wundersame Tulpe. Überrascht blieb er stehen und er beugte sich zu ihr hinunter. Das tiefe Rot der Blütenblätter drang wie ein warmer Sommernachmittag in sein Herz. Er spürte, wie seine Tränen langsam trockneten.
Der König pflückte die Tulpe behutsam und nahm sie mit ins Schloss. Dort befahl er einem Diener, die schönste Vase herbeizubringen. Andächtig stellte der König die Vase mit der Tulpe in sein Schlafgemach, direkt neben sein Bett. Er hatte wirklich aufgehört zu weinen und in der gleichen Nacht träumte er von seiner Tulpe. Sie konnte sprechen und sagte:
„Drei Dinge musst du tun, um mich zu erlösen und selber glücklich zu werden. Pflanze deinen ganzen Schlossgarten voll mit roten Tulpen. Streiche dein Schloss rot an und .... „
Da weckte ihn einer seiner Diener. Die Sonne erhellte das Schlafzimmer und der König konnte seinem Traum nicht so recht glauben.
Den ganzen Garten voller Tulpen pflanzen. Er überlegte hin und her. Als er die rote Tulpe sah, sprang er plötzlich aus seinem Bett und rannte in den Garten. Er befahl seinen Dienern alle roten Tulpenzwiebeln im ganzen Land zu sammeln. Schon am Nachmittag erreichte die erste Kutsche sein Schloss und er fing an die Zwiebeln zu pflanzen. Es war mühsam, denn keiner seiner Diener durfte ihm helfen. Jede Tulpe, die er pflanzte, ließ sein Herz höher schlagen. Nach zwei Wochen war der Garten bepflanzt und der König fühlte sich zum ersten Mal in seinem Leben durch und durch glücklich.
Nun musste er noch sein Schloss rot streichen. Er überlegte nicht lange und bestellte bei seinen Malern die rote Farbe. Noch am gleichen Tag tauchte er seinen Pinsel in den ersten Farbtopf. Es war wunderbar. Mit jedem Pinselstrich verschwand eine Erinnerung an einen traurigen Tag aus seinem Leben. Nach vielen Monaten war er endlich fertig und sein rotes Schloss wurde von allen Fürsten in seinem Reich bewundert.
Aber was war die dritte Aufgabe? Warum nur hatte der Diener ihn geweckt? An einem Abend betrachtete er seine Tulpe im Kerzenschein. In all den Monaten hatte sie kein einziges Blütenblatt verloren. Sie war sogar von Tag zu Tag schöner geworden und er hatte sie richtig lieb gewonnen. Als er sie diesmal ansah, spürte er ein leichtes Zittern in seinem Herzen. Je näher er der Tulpe kam, desto wärmer wurde es ihm. Plötzlich berührte er die Tulpe mit seinen Lippen. Da geschah es. Aus einem Lichtermeer löste sich die hübscheste Prinzessin, die der König je gesehen hatte. Der König liebte sie von ganzen Herzen und schloss sie in die Arme. Seit diesem Tag musste der König nie wieder weinen. Er war der glücklichste König im ganzen Land und du weißt jetzt auch, was er in seinem Traum noch geträumt hätte.