Die Verwandlung
Ein Tag im Körper eines Jungen - Die Entdeckungen unbegrenzter Möglichkeiten
Schlecht hatte ich diese Nacht geschlafen, sehr schlecht. Eigenartiges hatte ich geträumt, geträumt ich wäre ein Junge, was für ein Quatscht! Nun wurde ich von dem schrillen Klingeln meines Weckers aus dem Schlaf gerissen, wie immer schnappte ich mir das Monsterteil und versuchte es zum stillhalten zu bezwingen. Der kleine Kampf ließ mich langsam etwas wacher werden. Müde und verträumt stand ich nach einigen Minuten doch noch auf und taumelte langsam zum Bad. Irgendwie fühlte ich mich so eigenartig und unwohl, vielleicht bin ich ja krank? Im Bad angelangt spritze ich mir kaltes Wasser ins Gesicht und schaute dann in den Spiegel. Einen lauten, schrillen Schrei stieß ich aus. Was war mit meinem Gesicht passiert? Ich sah aus, ich sah schrecklich aus, wie ein Junge! Meine Haare waren zwar noch lang, doch meine sonst so schmalen Gesichtszüge hatten sich zu denen eines Jungen gewandelt. Nun betrachtete ich meinen ganzen Körper. Der größte Schock kam, als ich den Unterschied zwischen den Beinen bemerkte. So schnell ich konnte lief ich in mein Zimmer zurück und schloss dir Tür ab. Mein Gesicht im Kissen vergraben, heulte ich mir die Augen aus und konnte mir nicht erklären, was passiert war. Das war ein Traum, plötzlich war ich mir ganz sicher, dass ich träumen würde. „Nein nichts von dem ist real , ich wache gleich auf und habe nur schlecht geträumt.“, dachte ich. Doch dann hörte ich die Stimme meiner Mutter durch den Flur schallen, ich sollte mich beeilen, ich müsste doch zur Schule. So zur Schule? Die war wohl verrückt, aber sie wusste ja noch nicht von meiner Verwandlung. Ohne zu zögern rief ich ihr zurück, dass ich heute nicht zu Schule gehen würde, da ich mich nicht wohlfühlte. Mit besorgter Stimme antwortete sie mir, aber ich müsste doch heute gehen, ich würde doch eine Mathearbeit schreiben. Mist, an die Mathearbeit hatte ich gar nicht gedacht. Also versicherte ich ihr, dass ich die sicher auch nachschreiben könnte und dann hörte ich nur noch, wie der Motor ihres Autos ansprang und sie wegfuhr. Der andere Teil meiner Familie war schon viel früher aus dem Haus gewesen, so wagte ich mich die ersten Schritte unten in die Küche. Ich hatte mein hellrosanes T-Shirt an, was nun als, ich gestand es mir ein, als Junge sehr eigenartig aussehen musste. Diesbezüglich konnte ich mir helfen, ich kramte mir Anziehsachen aus dem Schrank meines älteren Bruders und streifte mir diese über. Nun sah ich komplett aus wie ein echter Junge. Mir wurde klar, dass ich mit Trübsal blasen die Situation auch nicht verbesserte, also nahm ich mir vor, bei einem langen Spaziergang mir Gedanken zu machen, was zu tun sei. Aus dem Kühlschrank nahm ich mir noch eine Tomate und verließ das Haus. Unsere Nachbarin starrte verwirrt über den Gartenzaun, ich konnte aus ihrem Gesichtsausdruck lesen, was sie dachte. Mein Äußeres hatte sich ja nicht ganz geändert, zwar war ich nun ein Junge, dennoch war ich ich und hatte immer noch Ähnlichkeit, obwohl ich mir dann auch nicht mehr ganz so sicher war, ob sie wirklich etwas bemerkt hatte. Wo ich genau hinlief wusste ich gar nicht mehr, zwischendurch kaufte ich mir an einem Eiswagen ein großes Erdbeerreis und irgendwann lief ich durch den Park an einem See entlang. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich würde das ganze zu gelassen sehen, doch ich fühlte mich immer weniger eigenartig und sehr bald schon so, als wäre ich immer ein Junge gewesen. Das Schlimmste aber war, sobald ich an meinen Freund dachte, wunderte ich mich, was ich an dem fand und dann dachte ich an meine beste Freundin Corinna, was sie für schöne Haare hatte und wie nett sie immer war. Aber nicht mal das kam mir jetzt noch eigenartig vor und ich machte mir auch keine Gedanken mehr, was nun sein wird, was ich meiner Familie sagen sollte. Eines war klar, ich würde erst heute Abend heimkehren wollen. Im Park setzte ich mich bald auf eine Bank und schaute den Enten zu, wie sie Brotkrümel aßen, die ihnen alte Frauen zuwarfen. Noch am Tag zuvor hatte ich daran gedacht, ob ich als alte Frau auch dasitzen würde und Enten fütter, heute war diese Vorstellung für mich so absurd, dass ich mich wunderte, jemals an so etwas gedacht zu haben.
Der Vormittag verging wie im Fluge, ich machte mich auf den Weg zu meiner Schule, um meine Freundin Corinna zu sprechen. Plötzlich sah ich den Bus an der Haltestelle stehen und rannte los, um nicht noch auf den nächsten warten zu müssen. Als Junge war ich viel schneller, musste ich feststellen. Im Bus setzte ich mich neben ein Mädchen, etwa in meinem Alter und sie lächelte mich an. Mir fiel wieder ein, dass ich ja mal selbst ein Mädchen war und grinste für mich, was das Mädchen wohl als ein Lächeln für sie auffasste. Plötzlich fiel ihr ein Schulbuch runter, ich wollte es im selben Moment wie sie aufheben und unsere Köpfe knallten schmerzhaft zusammen. Dann lachten wir beide und ich entschuldigte mich mehrmals bei ihr und sie kicherte nochmals. Als ich aber dann ganz plötzlich aufsprang, noch kurz ein „Ciao“ ihr zu rief und aus dem Bus rannte, schaute sie etwas verwirrt von meiner Reaktion, doch ich hätte fast vergessen auszusteigen. An der Schule angelangt zögerte ich erst. Hinten auf den Schulhof sah ich Corinna stehen und ich wollte ihr schon zuwinken, als mir klar wurde, dass sie mich vielleicht nicht erkennen würde. So machte ich mich ganz cool und lässig auf den Weg. Anfangs bemerkte sie nicht, dass ich auf sie zu lief, doch dann wendete sie sich, als Susi, auch eine Freundin, sie darauf aufmerksam machte. Ich hörte ein Kichern und war verunsichert, entweder ich gefiel ihnen jetzt, oder sie lachten mich aus. Es war eine sehr eigenartige Situation, einerseits kannte ich ihren Geschmack, doch zu diesem Zeitpunkt konnte ich das nicht beurteilen, anderseits war ich mir ziemlich sicher, dass ich ihnen irgendwie gefallen würde. Außerdem wusste ich gar nicht, was ich wollte, wollte ich sie vielleicht beeindrucken? Verwirrt von meinen Gefühlen drehte ich mich schnell wieder um und lief davon. Wieder erreichte ich den Bus gerade noch rechtzeitig. Nun konnte ich auch nicht mehr zurückkehren, sie würden mich für total feige halten, ach muss ich blöd gewesen sein. Ich entschied mich nach Hause zu fahren und mich ins Bett zu legen. Auch wenn der Tag noch zu früh war, für das Schlafen legen, war ich erschöpft gewesen. Zu Hause trank ich noch ein Glas Cola und legte mich hin. Meine Mutter hätte auch bald kommen müssen und mein Bruder ebenfalls. Also schloss ich meine Zimmertür ab und krabbelte unter meine Decke. Wieder schlief ich unruhig ein, ich fühlte mich so eigenartig. Doch dann musste ich eingeschlafen sein, bis ein dumpfes Klopfen mich wach riss: „Schatz, Corinna ist da!“
-Ende-