Die Verwandlung des Königs
Die Verwandlung des Königs
Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne, die waren ihm alle ungeraten. Der Älteste hatte nur Sinn für die Jagd und ritt tagein, tagaus in den Wald, um dem Wild mit Pfeil und Bogen nachzustellen. „Was kümmert mich das Königreich“, sprach er, „solange der Wald voller Getier ist, habe ich Freude genug, soll doch einer meiner Brüder König werden.“
Der Mittlere hingegen war ein rechter Trunkenbold und betrank sich jeden Abend mit seinen Freunden im Weinkeller, dass der Kellermeister schon verzweifelt um Nachschub flehte. „Was kümmert mich das Königreich“, sprach er, „solange mein Glas gut gefüllt ist, habe ich Freude genug, soll doch einer meiner Brüder König werden.“
Der Jüngste jedoch war ein eitler Pfau und machte den Mädchen schöne Augen. „Was kümmert mich das Königreich“, sprach er, „solange im Schloß so viele hübsche Mädchen sind, habe ich Freude genug, soll doch einer meiner Brüder König werden.“
Der König war über seine Söhne sehr verzweifelt und jeden Abend betete er, dass Gott seinen Söhnen doch die rechte Einsicht schenken möge. Seine Gemahlin aber, die mit Lockenwicklern im Haar bereits im Bett lag und auf ihn wartete, sprach mürrisch: „Was schimpfst Du über Deine Söhne? Sie werden schon zur rechten Zeit zur Einsicht kommen und sich würdig erweisen. Komm jetzt schlafen!“
Am nächsten Morgen trat der König auf den höchsten Turm seines Schlosses und blickte auf sein Reich, in dem Frieden und Wohlstand herrschte. Er sah die vielen rechtschaffenden Menschen, die fleißig arbeiteten, und bittere Tränen rollten über seine Wange. „Was soll nur aus meinem geliebten Volk werden, wenn erst einer meiner Söhne König wird“, sprach er traurig. Da kam ein Diener zu ihm und berichtete, ein weiser Mann sei in sein Reich gekommen. Jeder dürfe ihm eine einzige Frage stellen, die er beantworten würde, und das ganze Volk eile zu ihm. Da ließ der König in Windeseile sein Pferd satteln, verkleidete sich als einfacher Müller und ritt zum Weisen, um ihn zu fragen, wer von seinen Söhnen in Zukunft das Reich regieren solle.
Als er zu dem Ort kam, an dem der weise Mann sein Lager aufgeschlagen hatte, reihte er sich geduldig in die lange Schlange seiner Untertanen ein, die darauf warteten, dem Weisen ihre wichtigste Frage zu stellen.
Es wurde Abend, es wurde Nacht, und die Schlange vor ihm schien kein Ende zu nehmen. Drei Tage und drei Nächte vergingen, bis der König endlich vor dem weisen Mann stand und seine Frage stellen durfte.
„Ich bin ein armer Müller und habe drei Söhne“, sprach der König, „die mir alle ungeraten sind. Wem von ihnen soll ich meine Mühle einst hinterlassen, wenn die Zeit meines Abschiedes kommt?“
Der Weise schaute ihn mit glänzenden Augen durchdringen an, dann sprach er: „Ist das nicht egal? Hin ist hin, darum verkaufe Deine Mühle, ziehe in ein anderes Land und führe ein glückliches Leben.“
Der König war über diese Antwort sehr verärgert und schimpfte: „Du willst ein weiser Mann sein und gibst mir solche Ratschläge? Scher Dich fort aus meinem Land, wir können solche Weisen wie Dich hier nicht gebrauchen.“
Doch auf seinem Rückweg bewegte er lange die Worte des Weisen in seinem Herzen und als er endlich sein Schloss erreichte, schienen ihm diese plötzlich gar nicht mehr so dumm, wie er einst gedacht hatte.
Er schickte seine immer noch Lockenwickler im Haar tragende Gemahlin in die Verbannung, ritt am Tag mit seinem ältesten Sohn zur Jagd, feierte mit dem mittleren jeden Abend wilde Feste, in denen der Wein in Strömen aus den Fässern floß und wetteiferte mit dem jüngsten in der Nacht, wer wohl das Herz der hübschesten Dame gewonnen habe. Und fragte ihn jemand, warum er sich so verändert habe, sagte er nur: „Was kümmert mich das Königreich, hin ist hin!“