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Die Verlobung

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19.12.2015
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Die Verlobung

Die Verlobung

Die Sonne stand im Zenit und die Hummeln stürzten sich hypnotisch verzückt wie betrunkene, pelzige Bällchen in die aufgesperrten Mäulchen der Lupinenblüten. Lea war auf ihrem Liegestuhl unter dem Sonnenschirm eingeschlafen. Eine Handbreit über ihrem Bauchnabel war eine Falte und an den Innenseiten ihrer Knie, die jetzt nach außen gedreht waren, hatten die Jahre ein feines Geflecht aus violett-blauen Äderchen gezeichnet.
Es wäre ihr nicht recht, dass ich sie genau betrachte, dachte er und konnte sich doch nicht von den blauen Äderchen losreißen. Er wusste nicht, ob sie sich dafür schämte. Sie sprachen nicht über solche Sachen.
Eine der Hummeln hatte sich verirrt, brummte dicht üer Leas Kopf hinweg und verschwand hinter der Ziegelmauer, die die Terrasse zur Straße hin abgrenzte. Lea blinzelte und fing an, sich zu räkeln.

Hinter der Sonnenbrille konnte sie seine Augen nicht sehen, aber er hielt den Kopf so, wie er es machte, wenn er nachdachte. Sie erschrak fast, als er sie, ohne sich vorher zu räuspern, fragte:
„Wollen Sie meine Frau werden?”
Lea angelte nach dem Badetuch, das neben ihr auf den Betonfliesen lag, und deckte sich damit zu.
„Möchten Sie mich denn heiraten?”, fragte sie.
Er nahm die Sonnenbrille ab, sah ihr aber nicht ins Gesicht.
„Wir kennen uns schon so lange.”
„Sie könnten auch sagen, wir kennen uns schon zu lange.”
„Ja, so, glaub ich, hab ich es auch gemeint”, sagte er.
„Wozu brauchen wir dann eine Hochzeit?”, fragte Lea.
„Es wäre symbolisch.”
„Glauben Sie an Symbole?”
„Vielleicht nicht so wie die Katholiken.”
Der Himmel war dunstig geworden und ein leichter Wind kam auf. Trotzdem schien es noch wärmer zu werden.
„Ich muss darüber nachdenken”, sagte sie.

In der Nacht kam das Gewitter krachend und zuckend über die verwahrloste Landschaft, die hinter der Wohnsiedlung, heran. Wenn sie miteinander schliefen, taten sie das im Dunkeln, ohne zu reden und ohne ekstatische Gebärden. Aber jetzt, da sie über ihm war, flüsterte sie:
„Ich liebe dich.”
Zum ersten Mal hatte sie Du zu ihm gesagt und er hatte Angst, dass sie als nächstes von ihren blauen Äderchen sprechen würde. Ja, man sollte unbedingt an Symbole glauben, dachte er, man kann nicht vorsichtig genug mit ihnen sein, aber vielleicht würde morgen alles so sein wie immer.

 

Die Sonne stand im Zenit und die Hummeln stürzten sich hypnotisch verzückt wie betrunkene, pelzige Bällchen in die aufgesperrten Mäulchen der Lupinenblüten.

Diesen Satz ausdrucken, ausschneiden und unter den Klodeckel kleben.


an den Innenseiten ihrer Knie, die jetzt nach außen gedreht waren, hatten die Jahre ein feines Geflecht aus violett-blauen Äderchen gezeichnet.

Die Innenseiten ihrer Knie, die nach außen gedreht sind, das klingt für mich wie eine Tatortbeschreibung. Das ist sprachlich auch wieder unpräzise. Du meinst die Kniekehle. Die Innenseite ihrer Knie, das klingt, als müsste man die Kniescheibe rausflexen - das wäre dann in der Tat die Innenseite. Und: Die Jahre zeichnen ein Geflecht? Wie machen die das? Du meinst: die Zeit. Das muss man anders ausdrücken. Du meinst pyhsiologische Abnutzung, aber das steht da so nicht.

Ich weiß nicht. Das ist ein Text, der vorgibt, irgendeine zweite Ebene zu haben, aber für mich hat er die nicht. Das ist alles fürchterlich trivial. Diese distanzierte Dialog, wo es irgendwie um Symbole geht (für was, warum weshalb, und wer redet tatsächlich so geschwollen?) und es nie zu einer Konklusion kommt, oder einer Ahnung. Auch hier wieder sagen mir die Figuren nichts, das sind wieder nur Pappkameraden. Und dann das Ende: Oh Gott, Nähe!, aber vielleicht auch nicht. Der letzte Satz ist auch so ein Versuch der Manipulation, dem Leser noch schnell auf den letzten Drücker irgendwie versuchen klarzumachen, dass der Text, den er gelesen hat, das man da noch was finden kann, dass der irgendwie offen ist. Das überhaupt irgendwas da ist. Aber hier viel zu offensichtlich.

Gruss, Jimmy

 

Trivial und offensichtlich. Das mag wohl sein.
Ist vielleicht zu sehr mit dem Herzen geschrieben. Da geraten die Dinge ja mal schnell auf die schiefe Bahn.

 

Hola tortitch,

in Deinem sehr knapp gehaltenen Profil lese ich:

Warum bist du hier?
Motivation gewinnen.

Klare Aussage. Das Problem ist nur, wenn no Input, dann nix Output.
Wie gewinne ich Motivation?

... die verwahrloste Landschaft, die hinter der Wohnsiedlung (hier fehlt ein Wort), heran. Wenn sie miteinander schliefen, taten sie das im Dunkeln, ...
Somit ist gesagt, dass sie schon oft miteinander geschlafen haben.
Und jetzt kommt meine höfliche Frage: Das taten sie tatsächlich ‚per Sie’?
Doch die kann ich mir selbst beantworten: Ein Autor, der mir solchen Käse verkaufen will, kann nicht mit einem vernünftigen Komm meinerseits rechnen. Ich bleibe aber trotzdem liebenswürdig:).
Der Titel spricht von einer Verlobung. Wo ist die, hab ich was übersehen?

Ich verstehe das Ganze nicht: Du kannst schreiben, ohne Fehler – aber was hat der Leser davon?
Soviel zum Text.
Und jetzt von Mensch zu Mensch: Ich wünsche Dir einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

José

 

PS: Gerade lese ich in Deiner Antwort auf jimmys Kommentar:

Ist vielleicht zu sehr mit dem Herzen geschrieben. Da geraten die Dinge ja mal schnell auf die schiefe Bahn.
Wer kennt das nicht. Man ist - das betrifft auch mich - gut beraten, den Text eine Weile liegen zu lassen - und dann kommt das Korrekturlesen. So viel Zeit muss sein.

 

Hallo José,
wenn ich das mit dem Input und Output und dem Käse richtig verstehe, schreibe ich zu schlecht, als dass du dich damit abgeben möchtest. Das tut zwar weh, aber nu ja...
Gruß
T.

 

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