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Die Verfolgung
Ich lausche den Naturgeräuschen des Waldes. Äste knacken unter meinen Schuhen. Um mich herum rascheln die Blätter. Vögel, die in den Bäumen sitzen, zwitschern durcheinander. In der Ferne sehe ich ein paar Rehe, die hektisch von rechts nach links laufen. Die Sonnenstrahlen fühlen sich angenehm auf meiner Haut an. Ich gehe den Weg entlang. Der Wald wird jetzt dichter und das Sonnenlicht dringt nur noch schwach durch die Baumkronen.
Plötzlich durchbrechen schnelle Schritte hinter mir die Atmosphäre. Ich schaue mich um. Ich sehe einen schwarz gekleideten Mann, der direkt auf mich zukommt. Ich gehe schneller. Vielleicht der Förster? Nein. Die Gestalt wirkt eher, wie ein Serienkiller aus einem Krimi. Er hat etwas metallisch glänzendes in der Hand. Ich vermute, ein Messer oder ähnliches. Ich bekomme Panik. Ich kann vor aufsteigender Angst nicht mehr klar denken. Was will der von mir? Der Mann kommt näher. Die Vorstellungen, die ich mir ausmale, was wohl als nächstes passieren konnte, zerreißt mich fast. Wie er mich einholen, mich schnappen und auf grausame Weise umbringen oder gefangen halten würde. Ich zittere, vor Angst am ganzen Körper.
Mittlerweile gehe ich nicht mehr, sondern renne und zwar um mein Leben. Mein Puls rast und mein Herz schlägt mir bis zum Hals, bis es mir schon fast die Luft abschnürt, sodass ich noch schwer atmen kann. Ich merke, wie meine Beine vor Erschöpfung schlapp machen und sich langsam ein Krampf an der Wade hochzieht. Aber die Angst treibt mich weiter voran und denke nicht ans Stehenbleiben.
Ich habe die grausamsten Bilder im Kopf, was dieser Mensch wohl mit mir machen würde, wenn er mich eingeholt hat. Die Lunge schmerzt von meinen hektischen Atemzügen. Der Magen zieht sich zusammen. Vielleicht ist er ja gar nicht mehr hinter mehr her oder ich habe ihn womöglich schon längst abgehängt. Ich versuche aus dem Augenwinkel, während ich weiter laufe etwas zu erhaschen, was meine Situation besser machen würde.
Aber alles was ich sehen kann, dass er weiter hinter mir her ist. Meine Kleidung ist mittlerweile schon komplett nass geschwitzt, von der Verfolgungsjagd. Ein starker Hustenanfall zwingt mich mein Lauftempo etwas zu drosseln. Die schnelle Atmung überfordern meine Lunge. Mein Magen besteht jetzt gefühlt nur noch aus einem Betonklotz. Meine Beine werden schwer. Ich schaue mich um. Der Mann ist weg. Ich sehe ihn nicht mehr. Wo ist er denn hin?
In einiger Entfernung entdecke ich ihn. Er kniet auf dem Boden und redet auf irgendwas ein. Der Mann hebt seinen Kopf und schaut in meine Richtung. Unsere Blicke treffen sich. Er lächelt mich an. Was hat das zu bedeuten? Zuerst verfolgt er mich und dann lacht er mich an und versucht freundlich zu sein? Das passt nicht zusammen. Vielleicht war er ja doch nicht hinter mir her. Aber wem ist er denn dann hinterhergelaufen?
Er steht auf und hält jetzt etwas in seinen Armen. Als der Mann sich dreht, um den Weg wieder zurück zu gehen, sehe ich, dass er einen kleinen braunen Hund trägt. Das metallisch glänzende Etwas, stellt sich jetzt als Hundeleine heraus, welche er am Hundehalsband befestigt. Erleichterung macht sich in mir breit. Mit einem Mal fällt die Angst von mir ab und das Adrenalin senkt sich wieder. Mein Puls pendelt sich langsam wieder auf einen normalen Takt ein und meine Atmung wird ruhiger.
Als ich meinen Blick umherschweifen lasse, sehe ich hinter einer Baumgruppe einen Mann stehen, der mich beobachtet. Er verfolgt mit seinen Augen jede Bewegung von mir, als ich aufstehe. Die Gestalt wirkt finster und streng. Ich lächle. Der sucht bestimmt auch nur nach seinem Hund. Ich gehe den Weg wieder zurück.
Nach einer Weile nehme ich schnelle Schritte hinter mir wahr. Ich werfe ienne kurzen Blick über meine Schulter und sehe einen Mann mit Lederjacke und Jeans. Seine Haare hängen ihm wild ins Gesicht. Ich lächle kurz, schaue dann wieder nach vorne und setze meinen Weg fort.
Ich habe so lange darauf gewartet, denkt er sich. Endlich erwische ich Sie. Meine Blicke durchbohren ihren Rücken. Ich streiche vorsichtig über die Klinge in meiner Jackentasche, die auf ihren Einsatz wartet. Ich schleiche ihr nun unauffällig hinterher und warte auf den passenden Moment, um Sie zu überfallen.
Ich ahne zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie sehr ich es bereuen werde, dass ich die zweite Begegnung mit einem Verfolger leichtsinnig heruntergespielt habe und ich dieses Mal einen entscheidenden Fehler gemacht habe. Ich bin nicht weggelaufen.