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Die ver-rückte Frederike

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04.01.2004
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Die ver-rückte Frederike

alte Verion, zur überarbeiteten geht es hier

Minka bellte laut, sprang kreuz und quer durchs Zimmer und wedelte so wild mit ihrem Schwanz, dass Frederikes Buntstifte vom Schreibtisch fielen. Denn Minka war Frederikes Katze und die Katzenmusik, die aus dem CD-Player plärrte, machte sie ganz verrückt. Außerdem flogen die Fische durch den Hamsterkäfig, während der Hamster Pitschi im Aquarium ein Bad nahm. So wurde er wenigstens richtig sauber. Frederike saß auf ihrem Bett und biss in einen Apfel, der ganz wunderbar nach Erdbeeren mit Schlagsahne schmeckte. Sie fand es gar nicht schlimm, dass ihrem Vater die Erdbeeren im Winter zu teuer waren, sie konnte den Erdbeergeschmack in jedes Obst zaubern. Das machte Spaß!
"Was ist denn hier schon wieder los?"
Vor Schreck hätte Frederike sich fast an dem letzten Bissen ihres Erdbeer-Sahne-Apfels verschluckt. Ihr Vater stand in der Tür, die Arme in die Hüften gestemmt und sein rotes Gesicht machte deutlich, dass die höchste Alarmstufe drohte.
"Stell sofort diese Katzenmusik ab und lass die armen Tiere in Frieden!", rief er. "Warum kannst du nicht etwas vernünftiges zaubern, wie alle anderen?"
Frederike senkte ihren Kopf, konzentrierte sich kurz und murmelte ihren Zauberspruch. Sie lebte in einer Welt, in der jeder zaubern konnte, aber immer nur genau eine Kleinigkeit. Frederike konnte Dinge ein bisschen ver-rücken, so dass dieses Chaos in ihrem Zimmer entstand. Ver-rückt bedeutet nämlich nicht nur "irre", sondern einfach nur "gerückt", so wie wenn man einen Stuhl ein bisschen zur Seite rückt. Jetzt rückte sie alles wieder an den richtigen Platz, der CD-Player lief wieder vorwärts, die Fische schwammen durchs Aquarium, die Katze miaute kurz und rollte sich dann auf dem Bett zusammen. Der Hamster wühlte in seinem Käfig herum, weil er noch ganz nass war, blieb das Kleintierstreu an seinem Fell hängen und er sah aus wie ein paniertes Schnitzel. Frederikes Vater war so aufgeregt, dass er das glücklicherweise nicht sah. Den Erdbeer-Sahne- Geschmack in ihrem Apfel änderte Frederike nicht, das konnte ihr Vater ja nicht merken. Er ließ seine Arme sinken und sein Gesicht bekam wieder eine fast normale Farbe.
"Hast du schon deine Hausaufgaben gemacht?", fragte er, schon viel ruhiger.
"Tu ich doch gerade!", antwortete Frederike. "Wir sollen uns 'Die kleine Nachmusik' von Mozart anhören." Sie deutete auf den CD-Player.
"Das klang gerade eben aber eher wie Katzenmusik. Muss die Lehrerin dir denn ausdrücklich sagen, dass du es vorwärts abspielen sollst?", fragte ihr Vater.
'So ein Mist!', dachte Frederike. 'Warum können Eltern einen immer so schnell durchschauen?'
"In fünf Minuten gibt es Abendessen", sagte er. "Deck bitte den Tisch."

"Was gibt's denn heute?", fragte Frederike und trottete hinter ihrem Vater in die Küche.
"Spinat mit Kartoffeln und Rührei", antwortete er. "Wir brauchen also drei große Schüsseln, Teller und Gabeln."
Frederike verzog das Gesicht. Rührei mochte sie nicht besonders, sie hatte mehr Lust auf Frikadellen. Aber weil es für heute schon genug Ärger gegeben hatte, hielt sie lieber den Mund und stellte das Geschirr und Besteck auf den Tisch. Ihr Vater holte währenddessen aus seiner Einkaufstasche Kartoffeln, Eier und den gefrorenen Spinat heraus und legte alles in je eine der Schüsseln. Dann schloss er kurz die Augen, murmelte seinen Zauberspruch und schon wehte der Geruch von Rührei durch die Küche. Die eine Sache, die Frederikes Vater zaubern konnte, war nämlich aus rohen Zutaten ein fertiges Essen zu "kochen", ohne Herd und ruckzuck! Deshalb arbeitete er in der Kantine einer großen Fabrik als Koch-Zauberer. Er schaufelte Frederike ein paar dampfende Kartoffeln und Spinat auf ihren Teller. Als er ihr Rührei geben wollte, hielt sie ihre Hand darüber.
"Ach, den Geschmack von Rührei kannst du wohl nicht ver-rücken, was?", lachte ihr Vater. Frederike konnte die Dinge immer nur ein bisschen verrücken, so dass z. B. Lammfleisch nach Grillhähnen schmeckt, aber Eier und Fleisch sind etwas anderes – leider.
"Wenn du doch nur etwas Nützliches zaubern könntest, so wie deine Mutter!", klagte Frederikes Vater. "Was soll nur aus dir werden?"
Frederikes Mutter war Hausbau-Zauberin. Transport-Zauberer schafften die Ziegelsteine heran und Frederikes Mutter zauberte daraus – Simsalabim – alle Arten von Häusern: große Häuser, kleine Häuser, Schulen, Geschäfte und auch Hundehütten. Weil ihre Häuser so schön waren und sie das ganz schnell machte, wollten alle Leute ein Haus von ihr haben. Sie hatte also immer viel zu tun und kam abends oft erst sehr spät nach Hause.
'Ich möchte wenigstens einmal von allen bewundert werden', dachte Frederike und seufzte. Weil sie immer Sachen ver-rückte, nannten man sie "die ver-rückte Frederike". Alle ihre Klassenkameradin konnten eine ganz tolle Sache zaubern. Celine wollte später Anstreicher-Zauberin werden, denn sie konnte eine Wand in fünf Minuten schön bunt machen, ohne dass man die Möbel rücken musste. Manuel zauberte aus Stoff schöne Kleider und wollten natürlich Kleider-Zauberer werden. Sie konnten das noch nicht so gut wie Erwachsene, sie mussten noch üben. Aber sie würden es bestimmt schaffen und alle würden stolz auf sie sein. Nur Frederike wusste noch nicht, was sie einmal werden wollte.

Am nächsten Tag hatten sie in den ersten beiden Stunden Naturkunde bei Frau Fröse. Jeder sollte der Reihe nach einen Satz aus dem Schulbuch vorlesen. Es ging darum, wie wichtig der Regen für die Pflanzen ist. Frederike guckte aus dem Fenster. Die Sonne lockte mit ihren fröhlichen Strahlen. Frederike mochte keinen Regen. Es war ihr egal, ob er für die Äpfel und Erdbeeren wichtig ist. Sie wollte jetzt viel lieber draußen in der Sonne spielen. Gleich würde sie dran kommen. Gerade las Manuel, der neben ihr saß, vor: "Der kleine Regentropfen Plitsch-Platsch fiel auf die Erde, sickerte in den trockenen Boden..."
Da fiel Frederike plötzlich ein, wie man den Unterricht lustiger machen konnte. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich, murmelte und dann las Manuel: "... wurde von der obersten Baumspitze nach unten gezogen –"
"Halt!", rief Frau Fröse. "Lies das bitte noch einmal, Manuel! Schau dabei genau ins Buch!"
Manuel fuhr mit dem Finger die Zeile entlang. "Der große Trockenbrocken Knuff-Wuff sprang in den Himmel –"
Die ganze Klasse lachte. Jemand rief: "Die ver-rückte Frederike hat die Geschichte in dem Buch ver-rückt!"
Manuel wurde rot und funkelte Frederike böse an.
"Jetzt lachen alle über mich!", zischte er. "Was hast du mir da wieder eingebrockt?"
Frau Fröse warf einen Blick in ihr Buch, schüttelte den Kopf, seufzte.
"Frederike!", sagte sie in einem Tonfall, der klang, als würde sie sich zwingen, jetzt ganz besonders freundlich sein zu müssen. "Das war sehr lustig! Dürfen wir jetzt bitte mit dem Unterricht fortfahren?"
Frederike schaute betroffen auf den Boden. Jetzt war nicht nur Frau Fröse auf sie sauer, sondern auch Manuel. Dabei war Manuel doch ihr bester Freund. Warum hatte sie sich nicht zusammenreißen können? Aber es machte einfach solchen Spaß, wenn die Kinder sich über ihre Scherze freuten. Sie seufzte, schloss die Augen und konzentrierte sich.

In der großen Pause konnten sie endlich nach draußen. Frederike wollte sich bei Manuel entschuldigen, aber er fauchte nur: "Lass mich in Ruhe!"
"Ich werde nie wieder irgendetwas ver-rücken, das verspreche ich dir!", rief Frederike und griff nach Manuels Jacke. In diesem Moment wollte er loslaufen, aber weil Frederike ihn festhielt, fiel er hin. Er schrie laut, wälzte sich am Boden und hielt die rechte Hand an seine linke Schulter. Frau Fröse kam sofort angelaufen und untersuchte ihn vorsichtig.
"Hm, wahrscheinlich hat er sich die Schulter ausgekugelt", sagte sie besorgt. "Das heißt, sie sitzt nicht mehr richtig in dem Gelenk. Du musst ins Krankenhaus und der Arzt wird deine Schulter wieder richten."
Manual schrie: "Nein, ich will nicht ins Krankenhaus! Ich will keine Spritze bekommen!"
Frau Fröse konnte ihn gar nicht mehr beruhigen.
Frederike bekam einen Riesenschreck. Sie hatte Angst, dass alle ihr die Schuld geben würden. Wieder einmal! Außerdem tat Manuel ihr Leid. Sie konnte sich noch gut erinnern, wie weh es getan hatte, als sie beim Fahrrad fahren gestürzt war und der Arzt ihr rechtes Knie nähen musste. Ohne nachzudenken schloss sie die Augen, konzentrierte sich auf Manuels Schulter und versuchte sie wieder zurück zu rücken. Es machte laut "Knacks" und Manuel schrie noch einmal auf.
'Oje!', dachte Frederike. 'Jetzt habe ich ihm noch mehr weh getan.'
"Was ist das denn?", fragte Frau Fröse und tastete behutsam die Schulter ab. "Jetzt scheint wieder alles am richtigen Platz zu sein."
Manuel setzte sich vorsichtig auf und bewegte langsam seine Schulter.
"Komisch", sagte er. "Es tut fast gar nicht mehr weh! Wie ist das denn so schnell passiert?"
Er sah zu Frederike hoch. "Warst du das?"
Frederike wusste nicht, was sie sagen sollte. Hatte sie tatsächlich endlich einmal etwas Nützliches ver-rückt? Auch Frau Fröse und alle Kinder schauten sie mit großen Augen an. Sie nickte. Manuel strahlte, stand auf und umarmte sie.
"Vielen Dank, meine Retterin", flüsterte er.
Frederikes Kopf fühlte sich ganz heiß an. Wahrscheinlich wurde sie gerade knallrot im Gesicht.
"Ich weiß jetzt auch, was du mal wirst, wenn du groß bist", fuhr Manuel laut fort und es klang, als wäre er sehr stolz, ihr Freund zu sein. "Reparatur-Zauberin!"

 

Hallo tamara,

es gibt zwar immer wieder Zaubergeschichten, aber dir ist eine ganz besonders zauberhafte gelungen, die die Kinder sicher bezaubern wird. Du knüpfst geschickt an ihre Alltagserlebnisse und typischen Wünsche an (beliebt sein, Mitschüler zum Lachen bringen).
Der ganze Text ist mit netten Einfällen gespickt, z.B.

„blieb das Kleintierstreu an seinem Fell hängen und er sah aus wie ein paniertes Schnitzel.“

und zügig erzählt, entsprechend der Handlung. Am Schluss noch eine moralische Wendung, ohne den Zeigefinger zu heben. Ist dir gut gelungen.

Hier stimmt der Zeilenumbruch nicht:

seinen Zauberspruch und schon wehte der Geruch von Rührei durch die Küche. Die eine Sache, die Frederikes Vater zaubern konnte, war


"Reparateur-Zauberin!" - hier würde ich Reparatur-Zauberin schreiben. (Oder ist es ein unbeabsichtigter Versprecher des Jungen?).


"Das war sehr lustig! Dürfen wir jetzt bitte mit dem Unterricht fortfahren?" - da war mir nicht gleich klar, ob die Lehrerin das ironisch meint oder so sehr verständnisvoll ist (die Zauberkräfte des Mädchens sind ja bekannt). Erst als das Mädchen von „sauer“ spricht, war es klar.

L G,

tschüß... Woltochinon

 

Hallo, Tamara
hat mir ganz gut gefallen, deine Geschichte. Frederike wirkt sehr "echt" und was sie tut, ist wohl ziemlich genau das, was ein kleines Kind mit Zauberkräften anfangen würde. Auch ich fand den Satz mit dem panierten Hamster sehr nett.

."Natürlich hat die Lehrerin nicht gesagt, dass ihr es vorwärts abspielen sollt, nicht wahr?", fragte ihr Vater in einem ironischen Tonfall.
'So ein Mist!', dachte Frederike. 'Warum können Eltern einen immer so schnell durchschauen?'
Über diesen Teil des Dialogs bin ich ein bisschen gestolpert. Ich hab's natürlich verstanden, aber ich bin mir nicht sicher, ob ein Kind das auch verstehen würde. Ich find's einfach etwas unklar. Nur ein Vorschlag, wie ich das geschrieben hätte: "Aber die Lehrerin hat bestimmt gemeint, dass ihr es vorwärts abspielen sollt. Und eigentlich weißt du das auch, nicht wahr?"
Außerdem finde ich die "Was soll nur aus dir werden?"-Aussage des Vaters etwas übertrieben. Erdbeergeschmack in jedes Obst zaubern zu können, fände ich schon ziemlich toll. (Aber vielleicht auch nur in einer Welt, in der normalerweise niemand zaubern kann. In deiner Geschichte scheint das ja ganz normal zu sein. Ein Punkt, den du vielleicht noch deutlicher machen könntest)

 

Hallo Woltochinon und Woodwose,
vielen Dank für euer Lob! Ja, auf den panierten Hamster bin ich besonders stolz! Die bemängelten Stellen habe ich abgeändert und noch deutlicher gemacht, dass jeder genau eine Sache zaubern kann. Nur der Satz "Was soll nur aus dir werden?" muss meiner Meinung nach bleiben, weil das ja Frederikes große Sorge ist, sie will ja auch etwas nützliches schaffen.

Ich habe die Geschichte den Großen im Kindergarten vorgelesen, die an Bücher gewohnt sind und danach noch einiges vereinfacht. Das Thema ist schon ein bisschen kompliziert, es ist immer schwierig, nicht zu viel und nicht zu wenig zu erklären. Ich vermute, dass diese KG wohl eher für Kinder in der 3. und 4. Klasse geeignet ist.
lieben Gruß
tamara

 

Hallo tamara,

leider hast du ein Talent für Titel, die mich überhaupt nicht ansprechen. Dieses Wortspiel mit "ver-rückt" habe ich schon während meiner Erzieherausbildung gehört und endsprechend habe ich die Geschichte bisher umgangen.
Schön, dass ich sie doch gelesen habe. Sie erschien mir zwar, wie der Titel eben auch, etwas betulich, aber sie hat trotzdem witzige Einfälle und lässt sich vergnüglich lesen.
Angesichts der heutigen Arbeitssituation schwimmt sie mir nur leider in allzu bürgerlichen Konventionen. Die Zauberkrafte sind den Menschen ja so nütze, jedes Kind wird ein artiges vollwertiges Mitglied der Gesellschaft und wer den Weg dahin noch nicht sieht, ist darüber traurig. Das ist doch recht brav und moralisch. Aber Kindergeschichten dürfen ja gerne eine kleine Überdosis politischer Korrektheit haben. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hi Tamara!

Ich finde deine KG sehr gut, ist zwar nicht gerade mein Thema, ich finde es aber immer wieder bewundernswert auf welche kreativen Ideen man kommen kann.

Ich muss "leider" sim widersprechen, denn das Beste an der KG ist für mich der Titel. Sehr gutes Wortspiel! Ein guter Titel für eine KG ist gar nicht so leicht zu finden, also nehm' ich meinen virtuellen Hut für Dich ab!

Lg
eRAM

 

Hallo Sim,
das Wortspiel wird schon lange in der Erzieherausbildung besprochen? Das wusste ich nicht! Ich lese einmal in der Woche im Kindergarten vor und gesellschaftskritische Kinderliteratur ist mir leider noch nicht sehr viel unter gekommen. Für Tipps wäre ich dankbar. Anderseits glaube ich nicht, dass Kinder im Grundschulalter sich mit der aktuellen Arbeitsmarktsituation beschäftigen und die Sehnsucht nach einer heilen Welt möchte ich ihnen schon lassen, selbst (oder gerade) wenn der Vater arbeitslos sein sollte. Ich habe in dieser KG eher den Aspekt gesehen, dass etwas, was auf den ersten Blick unnütz erscheint, besonders wertvoll sein kann, dass man über das Wörtchen "verrückt" nachdenkt und sogenannte "Verrückte" nicht ausgrenzt, jeder ist nützlich in meiner KG. Das erscheint mir schon kritisch, oder etwa nicht? Außerdem erlebe ich immer wieder, wie schon mein zweijähriger Neffe unbedingt seine dreckige Windel selber in den Müll werfen oder den Tisch decken, eben nützlich sein will.
Und muss jede KG unbedingt immer einen gesellschaftskritischen Anspruch haben, sogar für Kinder?
Jedenfalls Danke fürs trotzdem Lesen und das Lob!

Hallo eRAM,
ein dickes Dankeschön auch an dich! Es baut mich wieder auf, dass dir der Titel gefällt, ich wollte ihn schon in "Der panierte Hamster" umändern. Aber der steht ja nicht im Mittelpunkt!

lieben Gruß euch beiden
tamara

 

hallo tamara!

Mir gefällt Deine Geschichte ausgesprochen gut. Gerade der Anfang ist voller lustiger und phantasievoller Details, die den Leser ansprechen und einfach Spaß machen, und nebenbei noch wunderbar Frederikes Zaubertalent vorstellen. Stilistisch flüssig und zügig erzählt. Schön, dass es ein Happy End gibt, auch wenn sim darüber etwas sarkastische Gedanken äußert. ;) Ist ja eine andere Welt, und da hat wunderbarer Weise eben jeder etwas zu tun ...

schöne Grüße
Anne

 

Liebe Anne,
freut mich sehr, dass dir die KG gefällt! He, da du gar nichts zu meckern hattest, fällt mir sonst nichts mehr ein!
Danke und liebe Grüße
tamara

 

Hi tamara,

eine Geschichte, die ich auf jeden Fall bald Melissa vorlesen werde. Gefällt mir sehr gut.
Vieles von dem, was Kinder schwer beschäftigt, steckt darin. Beliebt sein, Freunde haben, Streit und Versöhnung...
Die Frage, was aus ihr werden soll, die sich auch alle anderen Kinder so intensiv stellen, passt nicht so ganz zu dem Alter, in dem die Kinder erscheinen. Selbst in einer Zauberwelt stelle ich es mir tierisch langweilig vor, wenn schon Kinder bis zehn (oder wie alt sind deine Protagonisten?) genau wissen, wie ihr weiteres Leben aussehen wird.
Aber im Grunde sehe ich das nur als Hintergrund, denn natürlich stellen sich schon viel kleinere Kinder diese Frage "Was werde ich, wenn ich groß bin?" Und in deiner Welt entscheidet sich das eben schon sehr früh. Melissa will immer das sein, was sie gerade erlebt hat, also Kinderärztin, Zahnärztin, Erzieherin, Lehrerin, Feuerwehrfrau, Polizistin und Schreinerin. ;)
Der von sim, wenn auch mit einem Augenzwinkern, erwähnten Aspekt, dass die Geschichte einen sehr braven und moralischen Touch erhält durch die Tatsache, dass jeder ein wertvolles Mitglied der Zaubergesellschaft wird, fiel mir beim Lesen nicht auf. Beim Lesen der Kritiken habe ich nochmal darüber nachgedacht und empfinde es immer noch so wie ich es oben geschrieben habe. Es geht nicht so sehr um das Berufe-Suchen, sondern das ist der Rahmen für eine Geschichte über die kleine Hexe, deren Ängste, Sorgen, Freundschaften, Eltern usw.
Denn ginge es in irgendeiner Weise um die Arbeitssituation in unserer Gesellschaft, müsste es völlig anders aufgegriffen werden.
Deiner Antwort, dass sich Kinder in der Grundschule noch nicht mit dem Arbeitsmarkt beschäftigen, muss ich jedoch auch widersprechen. Viele meiner Kinder sprechen darüber. Wir haben jetzt gerade Ritter und Burgen als Thema hinter uns und da ging es eben auch um Berufe im Mittelalter und was es da nicht alles für so viele Menschen zu tun gab, das jetzt von Maschinen ganz schnell und einfach gemacht wird. Da meinten meine Kinder "Dann wäre es im Mittelalter aber besser, weil dann Mama/Papa/wer auch immer auch wieder Arbeit hätten." oder "Da hätte ich dann sicher auch Arbeit gekriegt, aber jetzt ist ja schon mein Papa ohne Arbeit, da find ich auch mal nichts." oder auch Sachen wie "Warum soll ich denn noch was lernen, ich kann dann ja eh nicht arbeiten. Sagen meine Eltern immer, dass eh keiner was findet." (letztes war in einer vierten, die anderen in einer dritten Klasse).
Hehe, ja, soviel zum Exkurs. :D

Sylvia

 

Hallo Sylvia,
na, ausgeschlafen? ;) Freut mich sehr, dass dir als Mutter und Fachfrau die KG auch gefällt! Sag mir Bescheid, was Melissa dazu sagt!
Ich denke, ich werde sie dann bei der Lesung in eurer Schule in der 3. - 4. Klasse vorlesen. Ungefähr so alt stelle ich mir meine Prots auch vor.
In der Geschichte sind die Kinder schon sehr früh auf einen Beruf festgelegt, das stimmt. Aber ich stelle mir vor, dass es für Kinder eine Momentaufnahme ist, Kinder leben mehr in der Gegenwart und wenn Melissa gerade Schreinerin werden will, kann sie sich wahrscheinlich gar nichts anderes vorstellen. Das Problem für meine Frederike ist ja mehr, dass sie jetzt gerade nicht die Anerkennung bekommt, nach der sie sich sehnt. Das ist es wohl, was du mit "Hintergrund" meinst.
Als ich schrieb, dass Kinder sich wohl kaum mit der Arbeitsmarktsituation beschäftigen, meinte ich das auch genau so, wie du es mit deinen Schülern erfahren hast: Sie überblicken nicht die Gesamtsituation, sondern die Geschichte (oder der Unterrichtsstoff) ist ein Anlass, die eigenen Erfahrungen zu reflektieren. Ich bin sicher, dass nach meiner KG ähnliche Gespräche möglich sind. Und ich finde das eine tolle Gelegenheit, um den Kindern zu versichern, dass jeder ein nützliches Mitglied der Gesellschaft ist, auch wenn der Vater bzw. die Mutter oder ein anderes Familienmitglied arbeitslos ist. Bin ja mal gespannt!
liebe Grüße, auch an Melissa
tamara

PS: Das war jetzt mein 666. Beitrag! Soo viel Sex zu einer Kindergeschichte, nanana! :D

 

tamara schrieb:
Ich habe in dieser KG eher den Aspekt gesehen, dass etwas, was auf den ersten Blick unnütz erscheint, besonders wertvoll sein kann
Ich muss dazu noch einmal etwas schreiben, denn genau das ist mir aus deiner Geschichte nicht entgegengesprungen. Es ist durchaus vorhanden, aber eben nicht nur.
Ich habe ein Mädchen erlebt, dass bis hin zu ihrem eigenen Vater von allen ausgeschlossen wird, weil sie nichts vernüftiges zaubern kann, kein nützliches Glied der Gesellschaft ist.
"Warum kannst du nicht etwas vernünftiges zaubern, wie alle anderen?"
Das einzige, was sie beitragen kann, ist der Spaß an ihren "Verrückungen", der aber tritt nicht ein. Sie ist zu nichts nütze, also ist sie nichts wert.
Zwar erkennen die anderen angesichts einer ausgekugelten Schulter, dass Frederikes Fähigkeit nützlich sein kann, aber sie akzeptieren sie eben auch erst dann.

Ist das wirklich ein Wert, den du Kindern vermitteln willst?
Kannst du nichts, bist du nichts? Oder hast du diese Aussage in deiner Geschichte übersehen, weil dir die andere sicherlich richtige so klar war?

Kinder wollen tatsächlich helfen, wollen sich auch in ihren Familien einbringen. Oft scheitert die Hilfe durch die Kinder eher an der Geduld der Mütter und Väter als an der Bereitschaft der Kinder, die erst später lernen, dass Arbeit keinen Spaß macht. Da hast du recht. Aber die vermittelte Wertvorstellung macht mir Probleme.

Lieben Gruß, sim

 

Die ver-rückte ...

Hi Tamara,

eine flott erzähte und interessante Geschichte.
Ich habe jede Zeile genossen, weil du alles so lebendig geschrieben hast. :)

Das Thema hat mir sehr gut gefallen.
Den Konflikt, den du warscheinlich unbewußt reingebracht hast, sehe ich allerdings genauso wie sim. Und zwar von der ersten bis zur letzten Zeile.

Deine Prot leidet darunter, angeblich nichts sinnvolles zu können.
Der Vater bestärkt sie darin. Die Kinder in der Schule belächeln sie, die Lehrerin ist genervt.
Deine Prot ist traurig darüber. Sie wünscht sich sosehr, zu sein wie die anderen, fühlt sich also minderwertig.
Und genau das was sim sagt: kannst du nix, dann bist du nix, sagt deine KG aus. Am Ende zeigst du dann, dass man selbst mit dem vermeintlichen "nichts", großes vollbringen kann.

Also, was ist deine Botschaft?
Lies dir deine, trotzdem sehr schöne Geschichte, noch einmal unter diesem Aspekt durch, dann müsstest du es erkennen. ;)

lieben Gruß, coleratio

 

Lieber Sim,
ach DAS hat dich gestört! Stimmt, so kann man es verstehen. Ich habe den Vater und die Freunde gar nicht so gesehen. Da habe ich die KG wohl zu sehr aus der Sicht meiner Heldin geschrieben und zu sehr übertrieben. Tja, die Autorensicht ist tatsächlich oft eingeschränkt! Ich habe es umgeschrieben und hoffe, dass es jetzt anders wirkt.
herzlichen Dank und frühlingshafte Grüße
tamara

Liebe Coleratio,
von der ersten Zeile, der bellenden Katze an? Das will ich doch nicht hoffen! DAS möchte ich nicht ändern! ;)
Danke ebenfalls für den hilfreichen Hinweis und das Lob!
frühlingshafte Grüße
tamara

 
Zuletzt bearbeitet:

Die ver-rückte Frederike - Überarbeitet Version

Die ursprüngliche Version ist hier

Minka bellte laut, sprang kreuz und quer durchs Zimmer und wedelte so wild mit ihrem Schwanz, dass Frederikes Buntstifte vom Schreibtisch fielen. Denn Minka war Frederikes Katze und die Katzenmusik, die aus dem CD-Player plärrte, machte sie ganz verrückt. Außerdem flogen die Fische durch den Hamsterkäfig, während der Hamster Pitschi im Aquarium ein Bad nahm. So wurde er wenigstens richtig sauber. Frederike saß auf ihrem Bett und biss in einen Apfel, der ganz wunderbar nach Erdbeeren mit Schlagsahne schmeckte. Sie fand es gar nicht schlimm, dass ihrem Vater die Erdbeeren im Winter zu teuer waren, sie konnte den Erdbeergeschmack in jedes Obst zaubern. Das machte Spaß!
"Was ist denn hier schon wieder los?"
Vor Schreck hätte Frederike sich fast an dem letzten Bissen ihres Erdbeer-Sahne-Apfels verschluckt. Ihr Vater stand in seiner regennassen Jacke vor ihr, die Arme in die Hüften gestemmt und sein rotes Gesicht machte deutlich, dass die höchste Alarmstufe drohte.
"Stell bitte diese Katzenmusik ab und lass die armen Tiere in Frieden!", sagte er.
Frederike senkte ihren Kopf, konzentrierte sich kurz und murmelte ihren Zauberspruch. Sie lebte in einer Welt, in der jeder zaubern konnte, aber immer nur genau eine Kleinigkeit. Frederike konnte Dinge ein bisschen ver-rücken, so dass dieses Chaos in ihrem Zimmer entstand. Ver-rückt bedeutet nämlich nicht nur "irre", sondern einfach nur "gerückt", so wie wenn man einen Stuhl ein bisschen zur Seite rückt. Jetzt rückte sie alles wieder an den richtigen Platz, der CD-Player lief wieder vorwärts, die Fische schwammen durchs Aquarium, die Katze miaute kurz und rollte sich dann auf dem Bett zusammen. Der Hamster wühlte in seinem Käfig herum, weil er noch ganz nass war, blieb das Kleintierstreu an seinem Fell hängen und er sah aus wie ein paniertes Schnitzel. Frederikes Vater war so aufgeregt, dass er das glücklicherweise nicht sah. Den Erdbeer-Sahne- Geschmack in ihrem Apfel änderte Frederike nicht, das konnte ihr Vater ja nicht merken. Er ließ seine Arme sinken und sein Gesicht bekam wieder eine fast normale Farbe.
"Hast du schon deine Hausaufgaben gemacht?", fragte er, schon viel ruhiger.
"Tu ich doch gerade!", antwortete Frederike. "Wir sollen uns 'Die kleine Nachmusik' von Mozart anhören." Sie deutete auf den CD-Player.
"Das klang gerade eben aber eher wie Katzenmusik. Muss die Lehrerin dir denn ausdrücklich sagen, dass du es vorwärts abspielen sollst?", fragte ihr Vater.
'So ein Mist!', dachte Frederike. 'Warum können Eltern einen immer so schnell durchschauen?'
"In fünf Minuten gibt es Abendessen", sagte er. "Deck bitte den Tisch."

"Was gibt's denn heute?", fragte Frederike und trottete hinter ihrem Vater in die Küche.
"Spinat mit Kartoffeln und Rührei", antwortete er. "Wir brauchen also drei große Schüsseln, Teller und Gabeln."
Frederike verzog das Gesicht. Rührei mochte sie nicht besonders, sie hatte mehr Lust auf Frikadellen. Aber weil es für heute schon genug Ärger gegeben hatte, hielt sie lieber den Mund und stellte das Geschirr und Besteck auf den Tisch. Ihr Vater holte währenddessen aus seiner Einkaufstasche Kartoffeln, Eier und den gefrorenen Spinat heraus und legte alles in je eine der Schüsseln. Dann schloss er kurz die Augen, murmelte seinen Zauberspruch und schon wehte der Geruch von Rührei durch die Küche. Die eine Sache, die Frederikes Vater zaubern konnte, war nämlich aus rohen Zutaten ein fertiges Essen zu "kochen", ohne Herd und ruckzuck! Deshalb arbeitete er in der Kantine einer großen Fabrik als Koch-Zauberer. Frederikes Mutter war Hausbau-Zauberin. Transport-Zauberer schafften die Ziegelsteine heran und Frederikes Mutter zauberte daraus – Simsalabim – alle Arten von Häusern: große Häuser, kleine Häuser, Schulen, Geschäfte und auch Hundehütten. Weil ihre Häuser so schön waren und sie das ganz schnell machte, wollten alle Leute ein Haus von ihr haben. Sie hatte also immer viel zu tun und kam abends oft erst sehr spät nach Hause.
Der Vater schaufelte Frederike ein paar dampfende Kartoffeln und Spinat auf ihren Teller. Als er ihr Rührei geben wollte, hielt sie ihre Hand darüber.
"Soso, den Geschmack von Rührei kannst du wohl nicht ver-rücken, was?", lachte ihr Vater. Frederike konnte die Dinge immer nur ein bisschen verrücken, so dass z. B. Lammfleisch nach Grillhähnen schmeckt, aber Eier und Fleisch sind etwas anderes – leider.
"Dass du mit deiner Zauberei auch immer so ein Chaos anstellen musst!", seufzte Frederikes Vater.
"Ich kann doch nichts dafür, dass ich nur so ver-rückte Sachen zaubern kann!" Frederike standen die Tränen in den Augen. Weil sie immer Sachen ver-rückte, nannten viele sie "die ver-rückte Frederike".
"Ach meine liebe Frederike!" Ihr Vater ließ sein Besteck fallen und strich ihr über den Kopf. "Deine Zaubereien sind oft lustig, aber mir tun die Tiere Leid, wenn du sie durcheinander bringst", fuhr er fort. "Und die Eltern von deinem Freund Manuel haben sich auch nicht nur gefreut, als er seine ersten bunten Flecken ausgerechnet an die Wohnzimmerwand gezaubert hat."
"Aber danach haben alle gesagt, wenn er noch übt, kann er später eine Wand in fünf Minuten anstreichen, ohne dass man die Möbel rücken muss", sagte Frederike und schaute ihren Vater mit funkelnden Augen an. "Er will Anstreicher-Zauberer werden. Ich möchte wenigstens einmal von allen bewundert werden!"
"Dann lass uns gleich eine Runde Memory spielen, da gewinnst du ja immer", lachte ihr Vater. "Und morgen zaubere ich dir Frikadellen und Nudeln, ja?"
"Ich habe keine Lust!", murrte Frederike und lief in ihr Zimmer.

Am nächsten Tag schien die Sonne fröhlich vom Himmel, nachdem es tagelang nur geregnet hatte.
"Endlich können wir in der Pause wieder auf dem Klettergerüst rumturnen!", sagte Frederike auf dem Weg zur Schule.
"Ja, toll! Und heute Nachmittag laufe ich runter zum Bach, kommst du mit?", fragte ihr bester Freund Manuel.
Frederike nickte begeistert. "Aber die armen Fische werde ich nicht mehr durch die Luft fliegen lassen, ich werde mal ausprobieren, den Bach rückwärts fließen zu lassen."
"Au ja!", rief Manuel. "Ich bin mal gespannt, was du noch alles ver-rücken kannst!"
In den ersten beiden Stunden hatten sie Naturkunde bei Frau Fröse. Alle Kinder mochten sie, weil sie so lustige Sommersprossen hatte und zu allen nett war. Jetzt sollte jeder der Reihe nach einen Satz aus dem Schulbuch vorlesen. Es ging wieder darum, wie wichtig der Regen für die Pflanzen ist. Frederike guckte aus dem Fenster. Gestern hatte sie das Thema noch sehr interessiert, aber heute lockte die Sonne mit ihren fröhlichen Strahlen. Frederike wollte nichts mehr vom Regen hören. Es war ihr egal, ob er für die Äpfel und Erdbeeren wichtig war. Sie wollte jetzt viel lieber draußen in der Sonne spielen. Gleich würde sie dran kommen. Gerade las Manuel, der neben ihr saß, vor: "Der kleine Regentropfen Plitsch-Platsch fiel auf die Erde, sickerte in den trockenen Boden..."
Da fiel Frederike plötzlich ein, wie man den Unterricht lustiger machen konnte. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich, murmelte und dann las Manuel: "... wurde von der obersten Baumspitze nach unten gezogen –"
"Halt!", rief Frau Fröse. "Lies das bitte noch einmal, Manuel! Schau dabei genau ins Buch!"
Manuel fuhr mit dem Finger die Zeile entlang. "Der große Trockenbrocken Knuff-Wuff sprang in den Himmel –"
Die ganze Klasse lachte. Jemand rief: "Die ver-rückte Frederike hat die Geschichte in dem Buch ver-rückt!"
Manuel wurde rot und funkelte Frederike böse an.
"Jetzt lachen alle über mich!", zischte er. "Was hast du mir da wieder eingebrockt?"
Frau Fröse warf einen Blick in ihr Buch, schüttelte den Kopf, seufzte.
"Frederike!", sagte sie. "Das war sehr lustig! Dürfen wir jetzt bitte mit dem Unterricht fortfahren?"
Frederike schaute betroffen auf den Boden. Jetzt war nicht nur Frau Fröse auf sie sauer, sondern auch Manuel. Dabei war Manuel doch ihr bester Freund. Warum hatte sie sich nicht zusammenreißen können? Aber es machte einfach solchen Spaß, wenn die Kinder sich über ihre Scherze freuten. Sie seufzte, schloss die Augen und konzentrierte sich.

In der großen Pause konnten sie endlich nach draußen. Frederike wollte sich bei Manuel entschuldigen, aber er fauchte nur: "Lass mich in Ruhe!"
"Ich werde nie wieder irgendetwas ver-rücken, das verspreche ich dir!", rief Frederike und griff nach Manuels Jacke. In diesem Moment wollte er loslaufen, aber weil Frederike ihn festhielt, fiel er hin. Er schrie laut, wälzte sich am Boden und hielt die rechte Hand an seine linke Schulter. Frau Fröse kam sofort angelaufen und untersuchte ihn vorsichtig.
"Hm, wahrscheinlich hast du dir die Schulter ausgekugelt", sagte sie besorgt. "Das heißt, sie sitzt nicht mehr richtig in dem Gelenk. Du musst ins Krankenhaus und der Arzt wird deine Schulter wieder richten."
Manual schrie: "Nein, ich will nicht ins Krankenhaus! Ich will keine Spritze bekommen!"
Frau Fröse konnte ihn gar nicht mehr beruhigen.
Frederike bekam einen Riesenschreck. Sie hatte Angst, dass alle ihr die Schuld geben würden. Wieder einmal! Außerdem tat Manuel ihr Leid. Sie konnte sich noch gut erinnern, wie weh es getan hatte, als sie beim Fahrrad fahren gestürzt war und der Arzt ihr rechtes Knie nähen musste. Ohne nachzudenken schloss sie die Augen, konzentrierte sich auf Manuels Schulter und versuchte sie wieder zurück zu rücken. Es machte laut "Knacks" und Manuel schrie noch einmal auf.
'Oje!', dachte Frederike. 'Jetzt habe ich ihm noch mehr weh getan.'
"Was ist das denn?", fragte Frau Fröse und tastete behutsam die Schulter ab. "Jetzt scheint wieder alles am richtigen Platz zu sein."
Manuel setzte sich vorsichtig auf und bewegte langsam seine Schulter.
"Komisch", sagte er. "Es tut fast gar nicht mehr weh! Wie ist das denn so schnell passiert?"
Er sah zu Frederike hoch. "Warst du das?"
Frederike wusste nicht, was sie sagen sollte. Hatte sie tatsächlich endlich einmal etwas Nützliches ver-rückt? Auch Frau Fröse und alle Kinder schauten sie mit großen Augen an. Sie nickte. Manuel strahlte, stand auf und umarmte sie.
"Vielen Dank, meine Retterin", flüsterte er.
Frederikes Kopf fühlte sich ganz heiß an. Wahrscheinlich wurde sie gerade knallrot im Gesicht.
"Ich weiß jetzt auch, was du mal werden könntest, wenn du groß bist", fuhr Manuel laut fort und es klang, als wäre er sehr stolz, ihr Freund zu sein. "Reparatur-Zauberin!"

 

Hallo tamara,

in dieser Version hast du das, was ich inangenhm fand, schon sehr viel weniger drin. Den Rest davon kannst du ganz leicht loswerden.
In dieser Form ist es jedenfalls eine rein fantasieanregende Geschichte, die Kinder überlegen lässt, welchen Zauber sie denn gerne können würden. Hat mir schon viel besser gefallen.

kommst du mit?", fragte ihr bester Freund Manual.
Da hast du Manuels Namen ver-rückt. ;)
"Hm, wahrscheinlich hat er sich die Schulter ausgekugelt"
Es wäre mE besser, wenn sie Manuel direkt ansprechen würde.
"Ich weiß jetzt auch, was du mal wirst, wenn du groß bist", fuhr Manuel laut fort und es klang, als wäre er sehr stolz, ihr Freund zu sein. "Reparatur-Zauberin!"
Diesen Satz würde ich ganz streichen und die Geschichte mit dem roten Gesicht beenden. Das zum einen deshalb, weil darin noch der Aspekt des gesellschaftlichen Nutzens steckt, zum anderen auch deshalb, weil die lesenden Kinder vielleicht ganz andere Fantasien haben, was Frederike mit ihrem Zauber noch anstellen könnte.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,
danke für die Hinweise auf die neuen Tippfehler, Frederike ver-rückt öfter mal Buchstaben bei mir! ;)
Es freut mich sehr, dass nicht mehr die Botschaft "kannst du nix, dann bist du nix" im Vordergrund steht. Interessant, was ein paar kleine Sätze mehr oder weniger ausmachen! Und wie leicht man beim Schreiben zu sehr in die eingeschränkte Sichtweise der eigenen Figuren rutscht. Ich hatte den Vater, den Freund und die Lehrerin von Anfang an so gesehen, es als so selbstverständlich angenommen, dass ich nur das geschrieben habe, was meine Prot sieht, weil sie sich in ihr Dilemma versteift. Eine Mutter, hat diese Tendenz auch in der ersten Fassung nicht gesehen.
Den Schluss habe ich ganz bewusst so gelassen, jetzt nur durch ein "könntest" gemildert. Erstens, weil dein Vorschlag ein offenes Ende wäre, was meiner Meinung nach nicht zu einer Kindergeschichte passt, ich gönne ihnen das Happy-End. Wichtig finde ich auch, dass der Freund dies sagt, sich also konkurrenzlos mit ihr freut. Und außerdem wollte ich eben keine "rein fantasieanregende Geschichte, die Kinder überlegen lässt, welchen Zauber sie denn gerne können würden" schreiben. Ich denke die Fantasie ist auch drin (Manuel betont dies in dem Gespräch über den Bach jetzt noch mehr). Was ist an einem gesellschaftlichem Nutzen schlecht, solange meine Prots auch geliebt werden, wenn sie ihn nicht haben?
liebe Grüße
tamara

 

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