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Die Unterwelt

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14.08.2001
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Die Unterwelt

Die Unterwelt

1
Die Finsternis bricht über mich mit einer solchen Geschwindigkeit herein, dass ich mehr als eine halbe Minute brauche, um zu verstehen, dass ich nicht tot bin.
Ich fühle meinen Puls, der rasend galoppiert. Ich spüre meinen Körper, der ein einziger schmerzender Quell zu sein scheint.
Was ist passiert?
Gerade eben wanderte ich noch durch diesen einsamen, verlassenen Park. Weder Mensch noch Tier war weit und breit zu sehen und dann – aus heiterem Himmel - gab die Erde unter mir nach.
Mein Blick geht nach oben gen Himmel, oder dorthin, wo er sich im allgemeinen befindet. Doch was ich sehe, gefriert mir den Atem. Es ist, als ob die Erde ein zweites Mal in Bewegung gegangen ist und das Dach über mir verschlossen hat.
Ich sehe den rauen, dreckigen Untergrund von Mutter Natur, vielmehr erahne ich ihn, erfühle ihn, so dunkel ist es.
Ich richte mich auf und bemerke, dass ich eine Spur größer bin, als dieses Loch es zulässt. Loch, oder was auch immer es ist.
Ich taste mich vorwärts. Greife mit beiden Händen in den Dreck und spüre nun die lehmige weiche Konsistenz – wie Scheiße fühlt es sich an. Und riechen tut es, als wären hier Leichen begraben.
Für einen Moment erstarre ich.
Der Gedanke lässt mich nicht los.
Was, wenn das ein Spiel des Teufels ist und ich hier lebendig begraben bin, wie schon etliche zuvor. Und dieser beißende Geruch tatsächlich...aber nein, das kann nicht sein.
Für alles gibt es eine vernünftige Erklärung. Ich kann nicht zulassen, dass ich mich solch abstrusen Ideen hingebe.
Also schüttele ich mich und diesen Gedanken fort und bewege mich weiter. Vorsichtig und bedacht bei dem geringsten Anzeichen von Helligkeit reagieren zu können.
Langsam beschleicht mich ein anderes, ein neues und gleichsam erschreckendes Gefühl. Ich habe Hunger.
Ich habe einen solchen Hunger, dass sich mir der Magen dreht.
Aber wie ist das möglich. Gerade war ich doch noch in diesem Restaurant am Rande der Stadt und habe gegessen wie ein König. Unmöglich, dass ich hungrig bin.
Oder vielleicht doch?
Habe ich vielleicht den Sturz und das Aufwachen als einen einzigen Moment wahrgenommen und bin aber tatsächlich schon seit mehreren Stunden hier unten? Ist es möglich, dass ich mich auf meine eigene Wahrnehmung nicht mehr verlassen kann?
O Gott. Was ist bloß passiert?
„HIILFEE!“ Mein Schrei hört sich dumpf an, so, als würde er augenblicklich von diesem lehmig feuchten Boden aufgesaugt.
Dieses elendige feuchte Loch, das mich umschlossen hält wie ein feuchtes ewiges Grab.
Ich setze mich hin und wundere mich ein zweites Mal an diesem Tag über mich selbst. Ich vergieße Tränen. Ich weine und habe Hunger und ich fühle mich allein und ausgeliefert. Und das Schlimme ist, ich weiß nicht, wem ich mich ausgeliefert habe und warum und wie und ...
Ich beobachte einen Tropfen, der auf den dicken Stein vor meinen Füßen gelandet ist und beim Aufprall in etliche, viel kleinere zersprungen ist. Fasziniert sehe ich die Oberfläche, auf der funkelnde Punkte tanzten. Licht. Es ist Licht. Gott, Verdammt!
Augenblicklich springe ich auf und versuchte die Quelle des Lichts ausfindig zu machen. Stürze blindlings in einen weiteren dunklen Korridor. Stoße mir den Knöchel an einen Scheißfelsen, humple weiter und immer weiter. Der nächsten Korridor und immer mit den Händen schützend vor meinen Körper, um all die Dinge zu ertasten, die meinem Körper Schaden zufügen könnten. Ich laufe – soweit man in gebeugter Haltung überhaupt von Laufen reden kann, bis ich völlig außer Atem bin. Völlig außer Atem und völlig am Ende.
Ich sehe mich um und erkenne immer noch dieselbe schreckliche Dunkelheit um mich herum, immer noch denselben Dreck und den selben lehmigen Matsch.
Durch das Laufen habe ich viel Energie verbrannt. Soviel, dass ich von dem Rumpeln zusammenzucke. Es hört sich an wie ein Grollen aus den Tiefen der Hölle. Doch es ist nur mein eigener Magen.
Begleitet von diesem Knurren überlege ich, ob ich einfach nur in die falsche Richtung gelaufen, oder an der falschen Stelle abgebogen bin. Herrgott, das kann doch sein, oder?
Ich gebe meinem Instinkt die Schuld. Hätte ich auf meinen Verstand gehört, wäre ich an der Stelle erst einmal sitzen geblieben, dort, wo mir das Licht aufgefallen war und hätte mich erst einmal vorsichtig in die eine, dann in die andere Richtung bewegt. Nicht dieses sinnlose Draufloslaufen, sondern mit bedacht.
Ich beschließe zum Ausgangspunkt zurückzugehen und es von da aus noch einmal zu versuchen. Trotz der Dunkelheit traue ich mir zu, ihn wieder zu finden.
Als ich den dritten Korridor passiere, muss ich mir eingestehen, dass ich mich geirrt habe und ich nun ganz und gar nicht mehr weiß, wo ich bin.
Ist es nicht merkwürdig, dass man ausgerechnet in so einer Situation, in der man jede Kontrolle verloren hat, die völlig aussichtslos schein, plötzlich anfängt zu lachen? Aber genau das passiert mir. Ich muss lachen. Ich muss so heftig lachen, dass ich einen Lachkrampf bekomme und Tränen vergießen muss.
Begierig stürze ich mich, nachdem ich mich mit Gewalt dazu zwinge, mit dem Lachen aufzuhören, auf den Boden, suche wie ein Verdurstender nach den Tropfen, die mir den Weg weisen können. Dieses Quell des Lebens.
Ich spähe auf den Boden wie ein Adler auf eine wieselartig flüchtende Maus und tatsächlich scheint in diesem flüchtenden Gedanken wieder eine Spur Wahrheit zu stecken. Die Tropfen flüchten. Sie landen nicht auf einem harten Stein, sondern werden einfach so von dem lehmigen Boden getrunken.
Einfach so.
Und ich liege auf den Boden, lasse meine Hände darüber fliegen und bete, dass es nicht wahr ist. Das es nicht wahr sein kann, dass ich hier für immer und ewig festsitze.
Nein, sage ich zu mir.
Für immer, ganz sicher nicht.

2
Der frühe Morgen, oder was auch immer es für eine Tageszeit sein mag, bereitet mir einen sorgenvollen Augenblick, als ich erkenne, dass sich nichts geändert hat. Umgeben von dieser unwirklichen bizarren Landschaft, deren dunkle Krater meinen Rücken gepeinigt haben, stehe ich stöhnend auf. Sämtliche Glieder signalisieren mir, dass mein Energievorrat am Ende ist. Ich bin erschöpft. Doch gleichsam entsteht in mir ein großer Widerwille. Ich mag mich nicht einem Schicksal ergeben, der für Menschen gedacht ist, die aufgeben, bevor sie etwas gewagt haben. Ich mag nicht still und heimlich in irgendeinem Erdloch verenden wie ein elendiges Tier. Ich will alles versuchen – kämpfen, um mich von dieser Umklammerung zu lösen.
Also beginne ich.
Ich stoße meine Fingerspitzen in das Erdreich, dort wo es am durchlässigsten erscheint, wo der Widerstand geringer ist und ich die Hoffnung hege, dass ich mir einen Tunnel bis hinauf ans Tageslicht graben kann.
Schaufle händevoll Dreck und warmen lehmigen Boden beiseite, fege mit meinen Handflächen über den Boden bis sie ganz rissig sind und aus sämtlichen Poren das Blut zu rinnen scheint.
Je länger es dauert, desto mehr Willen erzeuge ich, je mehr Dreck ich beiseite räume, desto unbeugsamer werde ich. Ich will hier nicht verrecken.
Während ich kaum vorwärts komme und die Verzweiflung überhand zu gewinnen scheint, meldet sich in den Zeiten größter Depression auch zu allem Überfluss mein leerer, hungriger Magen. Er verspottet mich. Er schickt mir Wahnvorstellungen in meinen Kopf von unfassbaren Dingen. Fleisch, soviel, dass ein Mensch es nicht alleine essen kann. Wein, soviel, dass mehrere Hochzeitsgesellschaften berauscht würden. Und dazu dieses elendige Knurren. Dieses Rumpeln aus den Tiefen meiner Eingeweiden. Es scheint, als ob es ein Beben ist, das aus meinem Innern heraus, meine Gedärme durcheinander wirbelt. Mein Herz poltert und meine Lungen keuchen. Ich fühle mich so elend wie nie zuvor in meinem ganzen Leben.
Es wäre ja auch ziemlich verwunderlich, hätte ich Vergleichbares schon erlebt und könnte von den Erfahrungen zehren, wie ich mit solchem Schmerz, solch unfassbaren Leid umzugehen habe.

3
Am Ende des Tages sind wir alle alleine.
Keiner ist in der Nähe, wenn du ihn brauchst, wenn du ihn wirklich, wirklich brauchst. Niemand, der dich in den Arm nimmt und dir Trost spendet. Keiner, der Mitgefühl zeigt. Nur du – niemand sonst.
Mein Körper scheint so ausgetrocknet zu sein, dass er nicht einmal mehr Tränen für mich übrig hat. Ich habe versagt.
Ich habe es nicht zu ende gebracht.
Der Tunnel, den ich gegraben habe, dieser kümmerliche Kanal, der gerade so weit in das Erdreich hineinreicht, dass ich mit meinem Kopf anstoße, noch bevor ich gänzlich darin verschwunden bin, ist alles, was ich geschafft habe. Mehr habe ich nicht zustande gebracht. Nur das da.
Ich frage mich, ob ich für Sünden bestraft werde, die in meiner Vergangenheit ruhen. Irgendetwas, was ich getan oder ausgelassen habe zu tun.
Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein – so heißt es doch. Doch anstatt einen Stein zu werfen, hat man mich im Ganzen einfach gepackt und in ein so tiefes Loch geworfen, dass ich niemals wieder das Tageslicht sehen werde.
Ich bin verdammt worden die kärglichen Reste meines Lebens im Dunkeln zu fristen und diese Scheiße um mich herum zu ertragen.
Als mein Magen wieder anfängt zu rumpeln, wundert es mich nicht. Ich hatte ja wieder meine Depression. Es wunderte mich auch nicht, dass es diesmal so laut wurde, dass ich jedem ausgewachsenen Grizzly Konkurrenz machen dürfte. Was mich jedoch wunderte – und nicht in einem Sinne von – Oh guck mal, wie schön – war, dass das Gefühl des Sterbens so heftig über mich einbrach, dass ich mich an alles klammerte, was sich in meiner unmittelbaren Umgebung befand. Ich langte wahllos zu und hielt mich fest. Ich war mir sicher, ich würde sterben.
Mein Herz rast wie wild, das Pochen in meinen Schläfen ist so stark, dass ich das Gefühl habe, sie werden gleich auseinander bersten. Ich stoße vor lauter Schmerz meine Hand in das Erdreich am Ende des Kanals, woraufhin es zusammenbricht und über mich einfällt. All der Dreck, all der Schmutz, mit dem ich mich die ganze Zeit über befasst habe, fällt über mich zusammen, verschüttet mich und begräbt mich bei lebendigem Leibe.

4
Dreck, der einem näher ist, als zwei Zentimeter kann sich als etwas unvorstellbar Modriges, unvorstellbar Ekelhaftes herausstellen. Versuche ich durch den Mund zu atmen, würde dieser augenblicklich mit diesem Dreck verstopft. Atme ich durch die Nase, ganz dünn, sind es nur einzelne kleine Partikel, die ihren Weg zur Lunge finden. Die Augenlider halte ich beinahe geschlossen – nur so kann ich mir sicher sein, dass ich es nicht noch näher sehen muss.
So liege ich da – eine Zeit lang. Kaum atmend und erstaunlicherweise immer noch lebend. Selbst der Tod ist mir nicht vergönnt.
Und dann erst – mit der Geschwindigkeit eines Düsenjets überfällt mich dieser Gedanke.
Meine Hand ertastet etwas anderes als Dreck.
Meine Hand, die ich in den Tunnel stieß, ist frei.
Ich kann es nicht fassen. Sie ist frei!
Mein Gott. Ich lebe. Ich lebe und kann die nahende Freiheit spüren, die so greifbar und wirklich ist. Nur einige Handbreit von mir entfernt. Ich stemme meine Füße auf den Boden und drücke mich in die Höhe, so stark, als hätte ich diese Zeit hier unten mit einem Mal weggewischt. So, als hätte sie gar nicht erst existiert.
Mein Körper schraubt sich in die Höhe. Ich komme Zentimeter für Zentimeter der Freiheit entgegen. Stoße meine Füße ab und meinen Körper in die Höhe und breche den lehmigen Boden über mir Stück für Stück auf.
Mit lautem Gestöhne dringe ich durch die Oberfläche, halte mich an dem Rand des Lochs fest und ziehe mich heraus. Das fordert all meine Kräfte heraus und bringt mich an den Rand einer Ohnmacht. Aber als ich erst das Licht erblicke, spüre ich neue Kräfte und kann von neuer Energie schöpfen, die so jung und lebendig durch mich hindurchfließt wie ein Jungbrunnen. Ich atme die reine frische Luft einer klaren doch dunklen Nacht. Einzig allein der Vollmond ist erhellend über mir.
Ein wenig grotesk ist es schon – da komme ich endlich aus diesem dunklen Loch nach Tagen qualvoller Schwerstarbeit herausgekrochen, um mich gleich darauf in einer düsteren Umgebung wiederzufinden, die zwar meinen Verstand und meine Augen berührt, aber mein Glücksgefühl nur wenig trübt. Ich bin frei und ich lebe.
Und auch das neuerliche Rumpeln des Magens verändert diese Fakten nicht. Auch wenn das Grollen meinen schleppenden Gang unheilschwanger verfolgt, bin ich mir gewiss, dass ich etwas geschafft habe, was noch nie ein Mensch zuvor erreichte. Ich war wie Orpheus an den Rand des Todes geschritten und hatte nur mit meinen Händen, den mir gegebenen Fähigkeiten und meinem Willen die Grenzen des Todes überschritten und Gevatter Tod überlistet.
So mache ich mühsam einen Schritt nach dem anderen, bewege mich über diese grüne Aue, dieses weiche grüne Gras und hätte ich mich nur umgesehen – die Augen vor der Wahrheit geöffnet, so hätte ich sie sehen können. Die Wächter des Todes stiegen aus ihren Gräbern und folgten mir.

 

Hallo André!
Eine neue Geschichte von dir, ein neues alptraumhaftes Gebilde, das ich zumindest wiederum mit fasslichen Dingen kaum beschreiben kann.

Der Einstieg war ein wenig mühselig. Du verhaspelst dich ein bißchen mit den Zeitformen, aber nichts, was man nicht mit ein bißchen Korrektulesen beheben könnte;)
Ab dem zweiten Absatz wird es dann spannend, auf deine altbekannte Art. Es ist nicht alles korrekt, was du schreibst, aber zum Ende hin wirkt es - zumindest auf mich. Ich lese weiter und weiter und spüre Sand im Mund, ekelhaft, und leide mit dem Prot. und hoffe, dass er entkommen kann, dass er es schafft, dass er herausbkommt, was das alles soll, wer dafür verantwortlich ist es ist spannend - und dann:
Dieser Schluß!
Was man auch meint, die Story hat diesen 08/15-Schluß nicht verdient. Ich hatte angenommen, du benutzt die Geschichte als Vehikel um uns eine, deine Wahrheit mitzuteilen. Aber du hast auch wieder nur eine Story geschrieben, bei der du foh warst, einen Schluß gefunden zu haben. Wie ein Koitus interruptus.


feuchtes ewiges Grab

leerer, hungriger Magen

Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein – so heißt es doch

alles Beispiele, wo ein Nachsatz nicht nur überflüssig, sondern in meinen Augen sogar schädlich ist. Lasse ewige, hungriger und so heißt es doch einfach weg und im günstigsten Fall sagst du dasselbe, ich glaube aber, die Beschreibungen wirken mehr.

Am Ende des Tages sind wir alle alleine

Ein starker Satz, der es verdient, allein zu stehen, vom übrigen Text mit einem Absatz getrennt.

Fazit: Wieder mal eingetaucht in deine Welt, aufgewacht, sich geschüttelt und weitergemacht.

Somit Grüße von hier!

 

Hallo,
nach langer Zeit habe ich mich auch mal wieder dran gesetzt, eine Kurzgeschichte zu schreiben.
- und aufgrund eurer Vorschläge gleich wieder ausgebessert :D

War mir gar nicht mehr sicher, ob ich das überhaupt noch kann. Derzeit versuche ich einen Roman zu Ende zu schreiben. Ich erfülle mir sozusagen einen Herzenswunsch.

@Hanniball:
Ich habe die Zeitformen überprüft und stimme dir zu. Ist gar nicht so einfach, wenn man nicht gewohnt ist, im Präsenz zu schreiben.
Ich denke, dass ich es jetzt weitestgehend korrigiert habe.
Der Schluss der Story ist konsequent und meiner Meinung nach auch passend.
Sicherlich mag es dem einen oder anderen nicht gefallen, dass ich es so nebulös halte, aber ich wollte nichts erklären, keine Wahrheit liefern, die irgendjemand beruhigen könnte und den Stil der Metapher beibehalten.

@Blackwood
Linearität schien mir gerade am Anfang nicht das Wichtigste. Der Prot. befindet sich in einer aussichtslosen Situtation und weiß gar nicht, was passiert ist. Seine Gedankenwelt ist ebenso konfus, wie die des Lesers. Was ist passiert? Wo bin ich? Wer bin ich?
Allerdings gebe ich dir Recht, dass manche Gedankensprünge und Emotionswechsel ein wenig sprunghaft daherkommen.
Habe dementsprechend gehandelt und ausgebessert.

Wichtig - wie bei all meinen Geschichten ist, dass ich es spannend gestalten konnte.

Gruß
André

 
Zuletzt bearbeitet:

Aaah, ich krüppele hier mit der Technik rum. Hoffentlich geht das jetzt wieder.

Hallo, André!

Also, die Geschichte hat mir supertoll gefallen! Und der Schluss war auch gut. An ein paar Stellen hast du die Sprache aber nicht durchgehalten, z.B. schreibst du "fühlt sich an wie Scheisse". Da muss ein anderes Wort her.
Aber eine Sache stimmt wohl nicht so ganz: du schreibst am Anfang von einem Park, und als er wieder rauskommt ist es ein Friedhof.

Liebe Grüsse
Arry

 

>schmerzender Quell
Stilblüte

>rasend galoppiert
doppelt gemoppelt

>Ich sehe den rauen, dreckigen Untergrund von Mutter
>Natur, vielmehr erahne ich ihn, erfühle ihn, so
>dunkel ist es.
Was denn nun? Sieht er was oder nicht?

>Was, wenn das ein Spiel des Teufels ist und ich hier
>lebendig begraben bin
Also wenn ich in ein Loch falle und sich die Erde über mir wieder schließt, ist das keine Frage mehr.

>bei dem geringsten Anzeichen von Helligkeit reagieren
>zu können
reagieren??

>bin aber tatsächlich schon seit mehreren Stunden hier
>unten
Füllungszustand der Blase...?

>wem ich mich ausgeliefert habe
er sich sicher keinem

>Augenblicklich springe ich auf und versuchte die
>Quelle des Lichts ausfindig zu machen. Stürze
>blindlings in einen weiteren dunklen Korridor.
Wie kann er nur so doof sein? Läuft in einen Korridor, anstatt sich umzuschauen. Licht kann sich nur in einer geraden Linie ausbreiten. Es ist unmöglich, nicht zu sehen, wo es herkommt.

>Ich sehe mich um und erkenne immer noch dieselbe
>schreckliche Dunkelheit um mich herum, immer noch
>denselben Dreck und den selben lehmigen Matsch.
Dafür, daß er dunkel ist, sieht er ja noch recht gut...

>Durch das Laufen habe ich viel Energie verbrannt.
>Soviel, dass ich von dem Rumpeln zusammenzucke.
Biologie für Fortgeschrittene?

>Es hört sich an wie ein Grollen aus den Tiefen der
>Hölle
Er weiß, wie sich das anhört?

>Begleitet von diesem Knurren überlege ich, ob ich
>einfach nur in die falsche Richtung gelaufen, oder an
>der falschen Stelle abgebogen bin.
Wie meint er das? Er ist von doch oben gekommen. Hat er eine Vorstellung von einem "richtigen" Weg? Ach ja, wo das Licht herkam. :susp:

>Hätte ich auf meinen Verstand gehört, wäre ich an der
>Stelle erst einmal sitzen geblieben, dort, wo mir das
>Licht aufgefallen war und hätte mich erst einmal
>vorsichtig in die eine, dann in die andere Richtung
>bewegt. Nicht dieses sinnlose Draufloslaufen, sondern
>mit bedacht.
Ah, eine Einsicht. Besser zu spät als nie... :D

>meine Lungen keuchen
Stilblüte

>krotesk
grotesk

Hm, was soll ich zu dieser Geschichte sagen? Im Prinzip okay, von dem logischen Problem des Lichtes bzw. seiner Abwesenheit abgesehen sind es nur stilistische Kleinigkeiten, die ins Auge fallen. Siehe obige Anmerkungen. Man kann in der Tat die Erde im Mund schmecken.
Ein wenig durcheinander scheinen mir die Zeitverhältnisse zu sein. Der Haupt-Gradmesser für die Dauer des Aufenthaltes in der "Unterwelt" scheint der Magen des Prot. zu sein. Das ist unrealistisch. Durst ist entscheidender. Außerdem müßte er ein paarmal in der Zwischenzeit auf Toilette.

Der Schluß mit den Leutchen, die aus den Gräbern steigen, gefällt mir irgendwie.

r

 

Hallo,
@arya stark: vielen Dank für das Lob. Geht runter wie Öl.
Zum Problem Friedhof: Er ist ja durch verschiedene Gänge geirrt.

@relysium:
Der eine möchte, dass ich meine Analthese streiche, der andere, dass ich ihn mehrmals die Blase entleeren lasse.
Ich glaube, das weder das eine noch das andere jemanden interessiert, oder doch? :D

Klar ist das Durstgefühl, das erste, was einen überfällt, aber es hört sich nicht so grollend an, wie ein knurrender Magen.

Das logische Problem des Lichts ist ja eigentlich keines, da ich es ja begründet habe.
Hätte er sich Zeit genommen, hätte er es gesehen.

Ansonsten vielen Dank für die Auflistung der Stilblüten und anderen grotesken Fehlern.

Gruß André

 

Geschrieben von André
Das logische Problem des Lichts ist ja eigentlich keines, da ich es ja begründet habe.
Hätte er sich Zeit genommen, hätte er es gesehen.
Ich meinte da eher das grundsätzliche Problem dessen, daß es völlig dunkel ist, aber er dennoch immer wieder dieses und jenes sieht. Genug, um durch Korridore zu laufen etc. Das paßt nicht.

r

 

Geschrieben von relysium

Ich meinte da eher das grundsätzliche Problem dessen, daß es völlig dunkel ist, aber er dennoch immer wieder dieses und jenes sieht. Genug, um durch Korridore zu laufen etc. Das paßt nicht.

r


Er läuft mit vorgestreckten Armen durch die Korridore, damit er sich nichts stößt. Und von Laufen kann man eigentlich nicht sprechen. Siehe Story.

Die Geschichte wäre ja auch ziemlich doof, wenn er gar nichts sehen würde, oder? Ich meine da würden mir völlig die Ideen ausgehen. Ich schrieb ja auch, das es annähernd stockduster war. Das er die Dunkelheit mehr erahnen, denn erkennen würde.
Um möglichst klarzustellen, dass die Grenzen des Sehbaren ausgereizt sind. Aber völlige Dunkelheit war nicht beabsichtigt.

 

Geschrieben von André
Die Geschichte wäre ja auch ziemlich doof, wenn er gar nichts sehen würde, oder? Ich meine da würden mir völlig die Ideen ausgehen. Ich schrieb ja auch, das es annähernd stockduster war. Das er die Dunkelheit mehr erahnen, denn erkennen würde.
Um möglichst klarzustellen, dass die Grenzen des Sehbaren ausgereizt sind. Aber völlige Dunkelheit war nicht beabsichtigt.
Das wäre noch ein gesonderter Punkt, der zu diskutieren wäre: Woher kommt da Licht? (Das Argument, daß die Geschichte dann ja doof wäre, kann ich beim besten Willen nicht für eine Sekunde gelten lassen).
Im Augenblick aber stoße ich mich noch daran, daß es aus dem Text nicht hervorgeht, wie hell oder dunkel es eigentlich ist. Manchmal wird völlige Finsternis beschrieben, dann wieder beschreibst du optische Eindrücke. So geht das nicht. Abgesehen davon, daß du sehr wohl ein Abenteuer ganz auf haptischen Eindrücken basieren lassen könntest, solltest du wenigstens klarstellen, welche Lichtverhältnisse herrschen, was zu sehen ist und was nicht.

Davon abgesehen täte es der Geschichte eventuell gut, etwas mehr von der "Inneneinrichtung" dieser Korridore zu beschreiben. Sind das gegrabene Stollen? Oder ein gemauertes Labyrinth wie Hellraiser 2?

r

 

Hallo André!

Ich sehe noch einigen Überarbeitungsbedarf bei deiner Geschichte.
Ein paar inhaltliche Kritikpunkte wurden ja bereits genannt, aber auch sprachlich passt einiges noch nicht so ganz. Du könntest meiner Ansicht nach schon noch ein bisschen mehr aus der Geschichte rausholen.

Die Erzählzeit Präsens hat mir nicht so gut gefallen, aber das ist sicherlich auch Geschmackssache. Aber auch wenn du das Präsens beibehalten willst – ein paar Änderungen müsstest du meiner Meinung nach machen, denn es sind noch Tempusfehler im Text. Ich hab sie in meine Anmerkungen aufgenommen:

„Die Finsternis bricht über mich mit einer solchen Geschwindigkeit herein, dass ich mehr als eine halbe Minute brauche, um zu verstehen, dass ich nicht tot bin.“
>>> Der Einstieg hat mir nicht gefallen – der erste Teilsatz schon, aber das „mehr als eine halbe Minute“ ist eine Zeitangabe, die für mich hier irgendwie nicht reinpasst. Zunächst sprichst du von einer „solchen Geschwindigkeit“ (was ich als schnell deute), dann nimmt dein Protagonist in einer absoluten Ausnahme- und Stresssituation wahr, dass er mehr als eine halbe Minute zum Nachdenken braucht. Ich würde die halbe Minute rausstreichen und durch eine unbestimmtere Zeitangabe ersetzen.

„Was war passiert?“
>>> Meiner Ansicht nach Tempusfehler. Ich denke, es müsste „Was ist passiert?“ heißen.

„Es ist, als ob die Erde ein zweites Mal in Bewegung gegangen ist“
>>> unschöne, holprige Formulierung. Warum nicht „geraten“?

„Und riechen tut es, als wären hier Leichen begraben.“
>>> Das ist mir zu umgangssprachlich, wenig schöne Formulierung

„Was, wenn das ein Spiel des Teufels ist und ich hier lebendig begraben bin, wie schon etliche zuvor.“
>>> Da dies ja eine Frage ist, würde ich am Ende ein „?“ setzen.

„Die Tropfen flüchten. Sie landen nicht auf einen harten Stein, sondern werden einfach so von dem lehmigen Boden getrunken.“
>>> auf einem harten Stein
Das Bild, dass die Tropfen flüchten und vom Boden getrunken werden, hat mir gefallen. :)

„Für immer, ganz sicherlich nicht.“
>>> Meines Wissens sagt man entweder „ganz sicher nicht“ oder „sicherlich nicht“. In der von dir verwendeten Form habe ich diesen Ausdruck noch nie gelesen bzw. gehört.

„Der frühe Morgen, oder was auch immer es für eine Tageszeit sein mag“
>>> Unschöne Formulierung, außerdem passt die Zeitangabe nicht, finde ich. Wieso denn überhaupt eine Zeitangabe? Besser fände ich, wenn du einfach zum Ausdruck bringen würdest, dass dein Protagonist das Zeitgefühl völlig verloren hat in seinem schaurigen Gefängnis.

„Er schickt mir Wahnvorstellungen in meinen Kopf von unfassbaren Dingen.“
>>> Diese Formulierung finde ich auch nichts besonders gelungen. „von unfassbaren Dingen“ würde ich streichen.

„Es wäre ja auch ziemlich verwunderlich, hätte ich Vergleichbares schon erlebt und könnte von den Erfahrungen zehren, wie ich mit solchem Schmerz, solch unfassbaren Leid umzugehen habe.“
>>> Den Satz fand ich überflüssig.

„Am Ende des Tages sind wir alle alleine.“
>>> Für mich der stärkste Satz, der die ausweglose Situation und die geschwundene Hoffnung deines Protagonisten sehr gut widerspiegelt. :thumbsup:

„Mehr habe ich nicht zustande gebracht. Nur das da.“
>>> Das „Nur das da“ ist in meinen Augen überflüssig, außerdem klingt es nicht gut.

„Irgendetwas, was ich getan oder ausgelassen habe zu tun.
Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein – so heißt es doch.“
>>> Dass deinem Protagonisten alle möglichen seltsamen Gedanken durch den Kopf gehen ist verständlich, aber so würde er in dieser Situation doch nicht denken, oder?
Er würde vielleicht denken: „Was hab ich nur verbrochen? Ich hab doch nichts getan!“ oder in der Art.
Wenn er das mit „Wer ohne Schuld ist...“ denkt, hat er offenbar ein schlechtes Gewissen und weiß vielleicht, was er angestellt hat. Das würde dann aber wieder nicht zum ersten Satz passen. ;)

„und nicht in einem Sinne von – Oh guck mal, wie schön – war, dass“
>>> müsste „im Sinne von“ heißen;
aber ich würde das streichen, das passt irgendwie nicht rein, finde ich.

„fällt über mich zusammen und verschüttet mich und begräbt mich bei lebendigem Leibe.“
>>> doppeltes „und“ klingt nicht gut.
Außerdem ist er zu diesem Zeitpunkt ja bereits lebendig begraben, er kann also eigentlich nicht noch mal lebendig begraben werden, oder?

„Kaum atmend und erstaunlicherweise immer noch lebend.“
„Einzig allein der Vollmond ist erhellend über mir.“
>>> Gefiel mir stilistisch nicht

„Das alles fordert all meine Kräfte heraus“
>>> unschöne Wortwiederholung

„Ein wenig krotesk ist es schon“
>>> grotesk

„Und auch das neuerliche Rumpeln des Magens veränderte diese Fakten nicht. Auch wenn das Grollen meinen schleppenden Gang unheilschwanger verfolgte, war ich mir gewiss“
>>> Wieder Tempusfehler, der sich durch die letzten beiden Absätze hinzieht.
Müsste alles im Präsens stehen.

Ich hoffe, dass du mit meinen Anmerkungen etwas anfangen kannst. :)

Viele Grüße
Christian

 

Hi André,

am Anfang ist deine Geschichte etwas zäh zu lesen. Das gibt sich ziemlich rasch und dann konnte ich wirklich eine 1a-Story lesen. In die Gedanken eines Menschen zu blicken, der verzweifelt ist und langsam in den Wahnsinn gleitet ist sehr spannend.

Auch die überraschende Freiheit und die darauf bauende Freude sind dir sehr gut gelungen. Nur das Ende mit den Wächtern des Todes passt überhaupt nicht darein. Die Wächter sind nie vorher erwähnt worden.

 

@Chriss:
Danke für die Auflistung der Fehler und ja! Ich kann etwas mit deinen Anmerkungen anfangen.
Zum Beispiel: a) übergehen, b) überspringen, c) löschen

Aber im Ernst, ich nehme d)Überarbeiten, korrigieren und in ewiger Dankbarkeit auf die Knie fallen. :D

@Jaxen:
Freut mich, dass dir die Story gefallen hat. Der Schluß bleibt wie er ist, da ich die Story als Metapher auf das Leben sehe und folglich der Tod unausweichlich ist.

Schöne Grüße
André

 

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